Schwere Überflutungen und Tornados im Mittleren Westen der USA

Zeitlicher Ablauf

Erstes Tief

Am 29.3. bildete sich im Lee der Rocky Mountains über Kansas ein erstes Tief, welches in den folgenden Tagen in Richtung der großen Seen und weiter in Richtung Neufundland zog. Im Warmsektor des Tiefs bildete sich eine Gewitterlinie, welche am 30. und 31.3. bis zum Atlantik zog. Dabei gab es neben Sturm, Hagel und Tornados bereits im Bereich der Bundesstaaten Arkansas, Kentucky und Tennessee kräftigen Regen.

Zudem gab es in Ontario auf der kalten Seite der Warmfront markanten gefrierenden Regen, wie die folgenden Aufnahmen zeigen:

 

Zweites Tief

Zügig nachdem die Kaltfront des ersten Tiefs auf dem Atlantik hinaus gezogen war, bildete sich am 1.4. erneut über Kansas ein zweites Tief, welches in den folgenden Tagen über Wisconsin und Ontario in Richtung Quebec zog. Dabei blieb die Kaltfront aber in etwa von West Virginia über Kentucky und Arkansas bis nach Texas liegen und wandeltet sich am 3.4. in eine Luftmassengrenze bzw. Frontalzone um. Dabei strömte von Norden her Polarluft heran, von Süden wurde feucht-warme Luft vom Golf von Mexiko herangeführt. Somit stellten sich gute Bedingungen für kräftigen Regen ein.

Diese Konstellation hielt bis zum 6.4. an. In der Zwischenzeit zogen in der Höhe immer wieder Störungen über die Luftmassengrenze und die Feuchtigkeit wurde effizient in heftigen Regen überführt. Zudem gab es bei auftretenden Gewittern Hagel, Starkregen, Sturmböen und Tornados. Erst heute verlässt die inzwischen zur Kaltfront gewordenen Luftmassengrenze allmählich das Land nach Südosten.

Regensumme 72 Stunden zwischen dem 3.4. 02 Uhr MESZ und 6.4. 02 Uhr MESZ © https://mrms.nssl.noaa.gov/qvs/product_viewer/

Die Niederschlagssumme zeigt dabei, dass örtlich in 72 Stunden mehr als 12 in also 304 L/m² fielen, verbreitet aber über 10 in (254 L/m²) zusammen gekommen sind. Generell kann gesagt werden, dass es sich um eine diffizile Wetterlage gehandelt hat.

Auswirkungen

Tornados

In der gesamten Periode traten mehr als 100 Tornados auf und teils fiel Hagel mit 7 cm Durchmesser. Die kräftigsten Tornados wurden am 2. und 3.4. registriert. Die endgültige Einordnung der stärksten Tornados steht derzeit noch aus, da zum einen viele Informationen ausgewertet werden müssen, zum anderen Vor-Ort Begehungen durch die weiteren Unwetter aber auch unterbrochen werden mussten. Ein sehr starker und photogener Tornado trat am Abend des 2.4. in Arkansas mit einer der Kaltfront vorlaufenden Superzelle auf:

Die Schäden, die der Tornado hinterließ, lassen auf enorme Windgeschwindigkeiten schließen:

Weitere markante Tornados traten an jenem Tag in Mississippi und Tennessee auf. Aber auch im Bereich der Gewitterlinien sowie weiterer Superzellen traten immer wieder Tornados auf, zudem gab es auch größeren Hagel. Zudem wurden auch Gewitterböen von teils an die 160 km/h gemessen. Bisher sind 18 Tote bestätigt, mindestens 7 davon durch Tornados.

Überflutungen

Wie bereits beschrieben etablierte sich zwischen dem 3. und 6.4. eine Luftmassengrenze einmal quer über den USA. Da wiederholt gewittrig verstärkter Regen fiel stiegen die Flusspegel vor allem zwischen Arkansas und Ohio deutlich an, am heftigsten traf es Kentucky. Die Unten stehende Karte zeigt die Pegelstände farbig aufgeteilt nach ‚Major Flood‘ in Pink, ‚Moderate Flood‘ in Rot, ‚Minor Flood‘ in Orange und ‚Action‘ in Gelb.

Pegelstände am 7.4. 2025 um 16.00 Uhr MESZ © http://water.noaa.gov

Hier die Situation in Frankfort in Kentucky, die Pegel erreichen dort nun ihren Höchststand.

Pegel des Kentucky River in Frankfort © http://water.noaa.gov

Aber auch in Arkansas steht das Wasser teils kilometerweit auf den Feldern, wie die folgenden Bilder eindrucksvoll zeigen:

 

Das viele Wasser fließt nun in den großen Fluss dort, den Mississippi. Dieser wird in den kommenden Tagen noch weiter ansteigen, beispielhaft sei hier der Pegel in Hickman an der Grenze von Kentucky und Missouri gezeigt:

Pegen in Hickman am Mississippi © http://water.noaa.gov

Jahrhunderthochwasser in Australien

Noch vor etwa einem Jahr wüteten im Südosten Australiens die Buschbrände (wir haben hier darüber berichtet), jetzt verwüsten Wassermassen weite Landstriche an der Ostküste.

Die massiven Regenfälle der letzten Tage an der Ostküste des Kontinents im Bundesstaat New South Wales haben hier zu den schwersten Überflutungen seit Jahrzehnten geführt. An manchen Stationen im Nordosten des Bundesstaates sind in den letzten 7 Tagen mehr als 800 l/m² gemessen worden, der Spitzenwert liegt bei 922 l/m²!

Niederschlagssumme der letzten 7 Tage. Quelle: BOM.gov.au

Nasses Sydney

Im Großraum Sydney sind allein am Samstag über 140 l/m² gefallen. Der Warragamba- Staudamm etwa 65 km westlich von Sydney, das wichtigste Reservoir für die Wasserversorgung der Stadt, konnte das erste mal seit 30 Jahren die Wassermassen nicht aufnehmen und begann überzulaufen.

Aus dem All zu sehen

Ein Vergleich der Satellitenbilder vom Wochenende und ein paar Tage davor zeigt das Ausmaß der Katastrophe in der Stadt Port Macquire, an der Ostküste von New South Wales. Der Fluss Hastings River ist über die Ufer getreten und ganze Landstriche stehen komplett unter Wasser (dunkle Bereich im rechten Bild unten).

Vergleich der Satellitenbilder vor und nach den verheerenden Regenfälle rund um die Hafenstadt Port Macquire in New South Wales. Quelle: https://apps.sentinel-hub.com/sentinel-playground

Die Fluten haben alles mitgenommen, was ihnen im Weg stand – sogar ganze Häuser wurden von den Wassermassen weggespült.

In vielen Regionen, darunter auch in der Millionenmetropole Sydney, sind die Evakuierungsmaßnahmen noch immer in vollem Gange, mehr als 18 000 Menschen sind bereits evakuiert worden, etwa 15 000 weitere sind noch in Gefahr.

Von den Überschwemmungen wurden vor allem die Küstenbereiche betroffen, im Landesinneren war der Regen eher ein Segen, denn durch den Regen ist die seit Jahren andauernde Trockenheit in dieser Region deutlich gemindert worden.

Herausforderungen für die Fauna

Die Fluten haben zahlreiche Tiere in die Flucht geschlagen, große wie kleine. Manche konnten von zahlreichen Helfern gerade noch gerettet werden. Lokal wurde auch eine regelrechte Spinneninvasion beobachtet.

 

Nur langsame Entspannung

Nach dem Dauerregen beruhigt sich das Wetter an der Ostküste in den kommenden Tagen. Die Hochwassergefahr besteht jedoch weiterhin. Darüber hinaus erwartet die Bevölkerung noch mühsame Aufräumarbeiten.

 

Titelbild: Land unter in Australien. Quelle: Samantha Townsend via twitter.com