Gewitter in Österreich: die blitzreichsten Regionen des Landes

Gewitter können in Mitteleuropa bei passenden Wetterbedingungen im gesamten Jahr auftreten, die klassische Hochsaison geht hierzulande aber typischerweise von Mitte Mai bis Ende August. In dieser Jahreszeit sorgt einerseits der hohe Sonnenstand für eine starke Erwärmung der bodennahen Luft, was zu einer labilen Luftschichtung führen kann, andererseits werden die Luftmassen im Laufe des Sommers generell energiereicher (wärmere Luft kann mehr Wasserdampf enthalten).

Anzahl an Blitzentladungen pro Monat in Österreich von 2011 bis 2020. © UBIMET

Der blitzreichste Monat des Jahres in Österreich ist meist der Juli mit einem 10-jährigen Mittel von knapp 225.000 Blitzentladungen (Stromstärke ab 5 kA). Es folgen in absteigender Reihenfolge August, Juni und Mai. Gegen Ende August lässt die Blitzhäufigkeit aufgrund der rasch abnehmenden Tageslänge deutlich nach, der blitzärmste Monat ist der November mit durchschnittlich nur 136 Entladungen.

Blitze in Österreich

Im 10-jährigen Mittel stechen bei der Blitzdichte in Österreich zwei Regionen ganz besonders hervor:

  • Die Gebiete vom Grazer Bergland und Mürztal über das Grazer Becken bis ins Südburgenland
  • Die Gebiete vom Flachgau bzw. südlichem Innviertel über das Salzkammergut bis zu den Ennstaler Alpen

Am wenigsten Blitze gibt es dagegen am Alpenhauptkamm vom Montafon bis zu den Ötztaler Alpen, da hier die lange Schneebedeckung sowie die hochgelegenen Täler nur eine recht kurze Gewittersaison zulassen.

Mittlere Blitzdichte von 2010 bis 2019. © UBIMET

Bezirke mit der höchsten Blitzdichte

  • 34,6 Blitze/km² Weiz (ST)
  • 32,7 Blitze/km² Graz-Umgebung (ST)
  • 29,3 Blitze/km² Hartberg-Fürstenfeld (ST)
  • 28,4 Blitze/km² Graz (ST)
  • 27,5 Blitze/km² Jennersdorf (B)
  • 26,8 Blitze/km² Salzburg Stadt (S)
  • 26,7 Blitze/km² Südoststeiermark (ST)
  • 26,4 Blitze/km² Salzburg-Umgebung (S)
  • 26,4 Blitze/km² Voitsberg (ST)
  • 25,6 Blitze/km² Oberwart (B)
  • 25,2 Blitze/km² Ried im Innkreis (OÖ)

An letzter Stellen befinden sich die Bezirke Bludenz und Landeck mit einer mittleren Dichte von 8,2 bzw. 8,6 Blitzen/km² (in den Gemeinden Bartholomäberg in Vorarlberg bzw. Sölden in Tirol liegt sie bei nur 5 Blitzen/km²).

Mittlere Anzahl von Blitzen pro Tag (2007-2019). © UBIMET

Wenn man sich die mittlere Anzahl von Blitzen pro Tag betrachtet, stechen die bereits erwähnten Regionen ebenfalls klar heraus, ganz besonders die Gebiete rund um Weiz. Starke Gewitter können zwar überall auftreten, auch in dieser Kategorie liegen aber „die üblichen Verdächtigen“ an der Spitze:

  • das südöstliche Bergland (u.a. vom Murtal bis zur Buckligen Welt)
  • die Nordalpen (v.a. vom Außerfern bis zu den Niederösterrechischen Voralpen)
  • das Obere Waldviertel
Anteil der Schwergewittertage. © UBIMET

Hagel ist in Österreich keine Seltenheit, vor allem bei leicht föhnigen Wetterlagen kommt es am Alpennordrand, im Südosten oder im Waldviertel nahezu jährlich lokal auch zu großem Hagel. Vereinzelt wurde auch schon sehr großer Hagel mit einer Größe von etwa 10 cm beobachtet, wie etwa zuletzt am 5. Juni 2022 im Kaiserwinkl oder am 24. Juni 2021 in Wald- und Weinviertel.

Meldungen von großem Hagel in Österreich in der ESWD-Datenbank seit 2010. © ESWD

Blitzhauptstadt Graz

In Österreich stellt Graz aufgrund der geographischen Lage am Südostrand der Alpen die blitzreichste Landeshauptstadt dar. Einerseits gibt es hier zahlreiche Gebirgsgruppen wie etwa die Packalpe oder das Grazer Bergland, welche die Auslöse von Gewittern begünstigen, andererseits ist die Luft hier im Sommer oft sehr feucht bzw. energiereich. Hinzu kommt noch, dass sich die feuchte Luft  in tiefen Schichten bei Kaltfrontdurchgängen besonders lange halten kann, da die bodennahe Kaltluft von den Alpen blockiert wird bzw. über Wien hinweg umgeleitet wird. In mittleren Höhenlagen findet aber dennoch eine Temperaturabnahme statt, was dann in der Steiermark und im Südburgenland zu einer oft labilen Luftschichtung führt.

Im Südosten ist die Luftschichtung am häufigsten labil. © UBIMET

Dieser Effekt führt auch dazu, dass es in Graz deutlich häufiger als etwa in Wien zu kräftigen Gewittern kommt, da die energiereiche Luft in der Hauptstadt aufgrund der exponierten Lage am Alpenostrand schnell durch aufkommenden Westwind ausgeräumt wird. Da zwischen dem Waldviertel und den Voralpen zudem ein kanalisierender „Flaschenhals“ vorliegt, wird der Wind ab dem Mostviertel auch meist beschleunigt und läuft etwaigen Gewittern davon (Druckwelle). Beim Absinken hinter dem Wienerwald trocknet er die Luft schließlich noch etwas ab.

Bei sommerlichen Kaltfronten aus NW hält sich südlich der Alpen länger die energiereiche Luft.

Mittlere Blitzdichte pro Landeshauptstadt:

  1. Graz 28,4 Blitze/km²
  2. Salzburg 26,8 Blitze/km²
  3. Bregenz 16,9 Blitze/km²
  4. Eisenstadt 16,3 Blitze/km²
  5. Innsbruck 15,1 Blitze/km²
  6. Linz 11,3 Blitze/km²
  7. Wien 11,2 Blitze/km²
  8. Klagenfurt 11,1 Blitze/km²
  9. St. Pölten 10,7 Blitze/km²

In Wien handelt es sich um ein Mittel über alle Bezirke, wobei es auch innerhalb vom Bundesland Wien Unterschiede gibt: Während sie im Süden teils über 13 Blitzen/km² liegt, sind es in Floridsdorf nur 8,7 Blitze/km² (Zeitraum von 2010 bis 2019).

Auch auf mitteleuropäischer Ebene stechen die Gebiete rund um das Grazer Becken heraus. Besonders in Norditalien gibt es allerdings Regionen mit einer noch höheren Blitzdichte, wie etwa das Alpenvorland rund um Bergamo sowie im Nordosten Italiens von Vicenza bis Udine, generell die nördliche Adria oder auch auch die Küste Liguriens von Genua ostwärts.

Blitze pro km² pro Jahr in Österreich (2009-2019). © UBIMET

Zutaten für Gewitter

Für die Entstehung von Gewittern sind grundsätzlich drei Zutaten notwendig: Ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit in tiefen Schichten, eine labile Schichtung der Atmosphäre sowie ein Mechanismus, der die Luft zum Aufsteigen bringt. Letzteres kann beispielsweise zusammenströmender Wind über einem Berg oder auch im Flachland (Konvergenz) oder auch eine aufziehende Front sein. Für die Entstehung langlebiger Gewitter ist zusätzlich noch eine Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe notwendig, damit der Auf- und Abwindbereich der Gewitter voneinander getrennt bleiben.

Vorwarnung und Warnung

Die Zutaten für schwere Gewitter kann man meist schon mehrere Tage im Voraus gut prognostizieren (Gewittervorwarnung), wo dann aber auch ein kräftiges Gewitter exakt durchzieht, kann man in der Regel nur kurzfristig anhand von Radar- und Satellitendaten erkennen (Gewitterwarnung).

Verhaltensregeln bei Gewittern

Gewitter mit Blitz

Ein Blitz kündigt sich nicht an und kann manchmal auch mehrere Kilometer abseits eines Gewitterkerns einschlagen. Blitze schlagen zudem nicht immer an den höchsten Objekten ein und können durchaus auch mehr als einmal den selben Punkt treffen (beispielsweise exponierte Gipfelkreuze).

Gefahrenquelle Blitz

Bei  einem Gewitter besteht nicht nur die Gefahr, dass man direkt von einem Blitz getroffen wird, sondern auch das Risiko, in unmittelbarer Nähe eines Einschlags zu stehen. Dabei springt der Blitz aufgrund der extrem hohen Spannung auf alle Stromleiter im unmittelbaren Umfeld über – schwere Verletzungen sind die Folge. Weiters gibt es auch die Gefahr der Schrittspannung: Wenn ein starker Blitz in unmittelbarer Nähe am Boden einschlägt, kann der Strom durch den menschlichen Körper fließen, wenn man im Zuge eines Schrittes den Boden an zwei unterschiedlichen Punkten mit unterschiedlichem elektrischen Potential berührt. Alleine in Deutschland und Österreich sterben jedes Jahr etwa 10 Menschen an den Folgen eines direkten oder indirekten Blitzschlages! Besonders gefährdet sind meist Landwirte und Sportler (besonders Wanderer, Bergsteiger, Golfspieler, aber auch Fußballer und Wassersportler)

10.000 Grad bei Blitzschlag

Bei einem Blitzschlag werden durchschnittliche Stromstärken von 5.000 bis 20.000 Ampere gemessen, vereinzelt werden aber sogar mehr als 250.000 Ampere erreicht. Die Temperatur kann direkt im Blitzkanal kurzzeitig auf mehrere 10.000 Grad steigen. Das explosionsartige Verdampfen des Wassers löst eine Schockwelle aus, die man in weiterer Folge als Donner wahrnimmt.

Wo findet man Schutz?

Wenn man sich im Freien befindet sollte man hohe sowie generell stromleitende Gegenstände meiden sowie fern vom Wasser bleiben. Am besten ist der Unterschlupf in einem Haus mit verschlossenen Fenstern und Türen oder im Auto. Ist man im Freien, sollte man folgende Notmaßnahmen beachten:

  • Auf den Boden kauern, am besten in einer Mulde oder Senke. Die Beine müssen dabei eng beieinander stehen um die Schrittspannung gering zu halten. Im Notfall ist es jedenfalls besser zu hüpfen, als zu laufen.
  • Niemals unter einzelstehenden Bäumen (ganz egal welche Baumart) oder Stromleitungen Schutz suchen!
  • Im Gebirge: Von Graten und Gipfeln fernhalten und Stahlseile und Skilifte meiden. Nahe einer Felswand gibt es ein relativ sicheres Dreieck, dessen Seitenlänge am Boden der Höhe der Wand entspricht.
  • Wenn man keinen Donner mehr hört, bedeutet das nicht, dass das Gewitter vorbei ist. Blitze können auch im Umfeld der Gewitterwolke in den Boden einschlagen. Deshalb ist es auch wichtig, dass man nach dem vermeintlich letzten Donner noch für längere Zeit in Sicherheit bleibt.
  • Stets lokale Wetterberichte lesen und die Tour entsprechend planen (nicht auf Apps verlassen). Bei einer erhöhten Gewitterneigung sollte man nur kurze Touren mit Ausstiegs- oder Schutzmöglichkeiten durchführen.
  • Stets den Himmel beobachten: So erkennt man, ob sich in der Nähe mächtige Quellwolken bzw. Gewitter entwickeln.

 

Feuchtes Wetter im Frühjahr: Vorsicht Zecken!

Vorsicht Zecken

Entscheidend für das Erscheinen der ersten Zecken ist in erster Linie die Temperatur. Spätestens wenn kein Schnee mehr liegt und die Temperaturen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen 7 bis 10 Grad erreichen, erwachen die ersten Zecken aus der Winterstarre. Dies passiert immer häufiger bereits im Februar.

Feuchtwarm

Kälteeinbrüche im März und im April sorgen zwar für abrupte Einbrüche der Zeckenaktivität, den Zecken schadet das aber in der Regel nicht. Neben der Temperatur spielt vor allem die Feuchtigkeit eine wichtige Rolle: Wenn es nach längeren Schönwetterperioden sehr trocken ist, ziehen sich die Zecken vorübergehend in schattige Plätze zurück. Regnet es dann wieder, verlassen sie schnell die schützende Laubstreu und suchen verstärkt nach Wirten. Besonders bei feuchtwarmen Wetter kann die Zeckenaktivität dann regelrecht explodieren!

Vorsicht Zecken, hohes Gras und Unterholz meiden
Zecken halten sich nahe zum Boden auf. © Adobe Stock

Jährlich viele FSME-Fälle

Entgegen der landläufigen Meinung warten Zecken nicht auf Bäumen und lassen sich auf ihre Opfer fallen, sondern mögen es bodennah und feucht. Die Parasiten krabbeln auf Grashalme in Wiesen und Büschen und warten geduldig auf den Moment in dem ein potentieller Wirt sie streift und mitnimmt. Schützen kann man sich mit geschlossener Kleidung und Sprays, wobei auch diese keine Sicherheit garantieren.

Zecken
Eine Zecke auf der Lauer. © AdobeStock

Viele Zeckenbisse verlaufen harmlos, da nicht alle Zecken FSME-Viren oder Borreliose-Bakterien in sich tragen und der Biss eines infizierten Exemplars nicht immer zu einer Infektion führt. Das Risiko ist aber groß, weshalb eine FSME-Impfung dringend zu empfehlen ist. Nach einem Wald- oder Wiesenspaziergang sollte man den Körper jedenfalls gründlich nach den Blutsaugern absuchen und etwaige Zecken möglichst bald mit einer Zeckenpinzette, -zange oder -karte zu entfernen, da Bakterien und Viren meist erst nach einer bestimmten Zeit übertragen werden. Wenn sich die Zecke nur schwer entfernen lässt, ist dies ein Indiz dafür, dass sie sich schon länger angesaugt hat. Die Bissstelle sollte desinfiziert und auf jeden Fall noch länger beobachtet werden und bei einer Rötung oder grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen ein Arzt konsultiert werden.

 

FSME-Fälle Österreich

(Daten: MedUni Wien)

Deutschland

(Daten: NaLI)

2016 89 352
2017 116 485
2018 154 582
2019 108 443
2020 216 717
2021 128 421
2022 179 555

Die Anzahl an FSME-Erkrankungen hat in den letzten Jahren tendenziell zugenommen. Im Jahr 2019 hat wohl die Trockenheit für einen vorübergehenden Rückgang gesorgt, allerdings folgte im ersten „Corona-Sommer“ im Jahr 2020 ein neuer Negativrekord. Etwa bei der Hälfte der Erkrankungen gibt es einen schweren Krankheitsverlauf mit einer Gehirnentzündung. Nur mit einer Impfung kann man dieses Risiko minimieren.

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Saisonstart: erste Gewitter in Österreich

Blitz und Gewitter

Grundsätzlich treten Gewitter in Mitteleuropa im gesamten Jahr auf, im Winter sind sie aber relativ selten: Meist handelt es sich um Graupelgewitter oder um schnell ziehende Gewitter an der Kaltfront eines Sturmtiefs. Die eigentliche Gewittersaison im Alpenraum beginnt aber im Mittel im April und endet im September. Dies hängt in erster Linie mit dem Sonnenstand zusammen, so beginnt die Saison je nach Großwetterlage ein paar Wochen nach dem Frühlingsäquinoktium und endet ein paar Wochen vor dem Herbstäquinoktium, wenn die Tage länger als etwa 13 Stunden dauern.

Mit durchschnittlich weniger als 200 Entladungen ist der November der blitzärmste Monat des Jahres in Österreich, der Juli dagegen der blitzreichste. © www.uwz.at

Im April kommt es in Österreich durchschnittlich zu etwa 10.000 Blitzentladungen über 5 kA, wobei es von Jahr zu Jahr große Unterschiede gibt. Besonders blitzreich war etwa der April 2014 mit knapp 40.000 Entladungen, während der April 2019 keine 1.000 Entladungen brachte. Auch heuer gab es aufgrund der unterdurchschnittlichen Temperaturen im April bislang weniger Blitze als üblich.

Höhepunkt

Der Höhepunkt der Gewittersaison mit zahlreichen und teils starken Gewitterlagen geht von etwa Mitte Mai bis Mitte August. Die ersten starken Gewitterlagen können bereits kurz nach Saisonbeginn auftreten, da in dieser Zeit der Höhenwind meist noch stark ausgeprägt ist. Im Hochsommer steht zwar noch mehr Energie zur Verfügung, dafür ist der Wind in der Höhe aber meist nicht mehr so stark ausgeprägt. Letzteres spielt für langlebige Gewittersysteme eine entscheidende Rolle. Beispielsweise gab es im Jahr 2018 das blitzreichste Gewitter der Saison in Wien bereits am 2. Mai. Im Durchschnitt gibt es die meisten Blitze allerdings im Juli.

Die meisten Gewittertage gibt es im Bergland
Gewitterklimatologie anhand von METAR. © Kaltenböck (2000) via Dorau (2006)

Hierzulande geht die Saison im südöstlichen Berg- und Hügelland am schnellsten los, während in den Alpen wie etwa in Innsbruck die schneebedeckten Berge für eine Verzögerung bis in die zweite Maihälfte hinein sorgen.

Die blitzreichsten Regionen des Landes (Mittel 2010-2019) befinden sich in einem Streifen vom Flachgau bis in die Oststeiermark. © www.uwz.at

Erste Gewitter

Mit Durchzug einer schwachen Front ziehen am Sonntagnachmittag zunächst im östlichen Bergland von der Obersteiermark bis zu den Niederösterrechischen Voralpen sowie im Mühl- und Waldviertel lokale Gewitter durch, lokal kommt es dabei zu Platzregen, kräftigen Böen und kleinkörnigem Hagel. Gegen Abend steigt die Gewitterneigung auch entlang der westlichen Nordalpen von Vorarlberg bis in den Flachgau an. Hier kann es örtlich auch zu stürmischen Böen kommen.

Update: Blitze um 16:10 Uhr. Aktuelle Daten gibt es stets hier.

Abkühlung in Sicht

Mit Durchzug einer Kaltfront sind am Montag in weiten Teilen des Landes einzelne gewittrige Schauer möglich, die Unwettergefahr bleibt aber gering. In weiterer Folge erfassen neuerlich kühle Luftmassen arktischen Ursprungs das Land, damit lässt die Gewitterneigung zumindest vorübergehend wieder nach.

Hanami – Das japanische Kirschblütenfest

Kirschblüte

Mit Beginn der Kirschblüte („Sakura“) wird in Japan alljährlich der Frühling begrüßt. Je nach Region und Witterung ist dies dort zwischen Mitte März und Anfang Mai der Fall. Während dieser Zeit treffen sich Einheimische wie auch Touristen unter den weiß und rosa blühenden Bäumen, um gemeinsam das Kirschblütenfest zu feiern. Genau genommen wird dabei Hanami betrieben: Es handelt sich um die über 1000 Jahre alte Tradition, bei einem Picknick die Blüten anzuschauen und deren Schönheit zu bewundern. Heuer hat das Fest früh begonnen, mittlerweile gibt es aufgrund des Coronavirus aber auch in Japan immer mehr Einschränkungen, so wurden etwa erste Parkanlagen geschlossen.

Kirschblüte in Tokio

Der zeitliche und regionale Verlauf der im Schnitt etwa zehn Tage andauernden Kirschblüte lässt sich dabei nicht nur vor Ort, sondern auch im japanischen Fernsehen verfolgen. Heuer hat die Kirschblüte in Tokio bereits am 22. März begonnen, die Vollblüte wurde am 29. März verzeichnet – etwa zwei Wochen früher als im langjährigen Mittel.

Klimawandel

In den vergangenen Jahrzehnten fand die Vollblüte im Mittel immer früher statt. Dies war zwar manchmal auch schon in der Vergangenheit der Fall, allerdings gibt es mittlerweile nahezu keine Ausreißer mehr nach Mitte April. Das hat einerseits mit der zunehmenden Wärmeinsel der Stadt zu tun, andererseits allerdings vor allem mit dem Klimawandel, so fand im Jahre 1850 die durchschnittliche Vollblüte etwa am 17. April statt.

Wortursprung und Symbolik

Der in Japan allgegenwärtige Begriff „Hanami“ bedeutet in erster Linie ,,Blumen bzw. Blüten betrachten“, bezieht sich dabei aber immer auf die Blüten der japanischen Zierkirsche. Da diese nur sehr kurz blüht und die Blütenreste bald zu Boden rieseln, sind sie ein passendes Symbol für die japanische Ästhetik und für die Vergänglichkeit des Schönen.

Hanami in Mitteleuropa

Auch bei uns wird in vielen Gemeinden und Städten die Blüte der japanischen Zierkirsche und mit ihr der Frühlingsanfang gefeiert. Eines der ältesten und größten europäischen Hanami-Feste findet seit 1968 meist im Mai in Hamburg statt. Krönender Abschluss ist hierbei ein prachtvolles Feuerwerk, das von mehreren zehntausend Menschen an den Außenufern der Alster bestaunt wird. Ob es heuer aufgrund der Coronakrise aber stattfinden kann, ist noch fraglich.


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Wetterextreme zu Ostern in Österreich

Hase im Schnee

Das Osterfest findet jährlich zwischen dem 22. März und dem 25. April statt. Genauso variabel wie das Datum gestaltet sich auch das Wetter, wobei das Datum nicht der einzige Grund dafür ist. Im Frühjahr befinden sich im hohen Norden nämlich noch sehr kalte Luftmassen (die arktische Meereisfläche erreicht im März ihre maximale Ausdehnung), welche bei passender Großwetterlage rasch bis nach Österreich gelangen können.

Die Meereisausdehnung erreicht im März ihre maximale Ausdehnung. © www.meereisportal.de

Bei einer südwestlichen Strömung können allerdings auch schon sehr milde Luftmassen aus Nordafrika zu uns gelangen, welche durch Föhneffekte sowie aufgrund des bereits hohen Sonnenstands vor Ort zusätzlich erwärmt werden.

Im hohen Norden ist es noch sehr kalt, während es in den Subtropen bereits sommerlich ist.

Schnee im Jahr 2013

Schaut man sich die Osterfeste der letzten 30 Jahre an, so sticht einem sofort 2013 ins Auge. Ein massiver Kaltlufteinbruch hat damals am 31. März für winterliche Verhältnisse mit Schneefall bis in tiefe Lagen gesorgt. In den östlichen Nordalpen gab es 20 bis 30 cm Schnee, aber selbst im Flachland fiel im Norden und Osten etwas Nassschnee. Die Höchstwerte am Ostersonntag lagen zwischen -1 Grad im östlichen Berg- und Hügelland und +7 Grad in Lienz. In Wien kam die Temperatur bei zeitweiligem Schneefall und lebhaftem Nordwestwind nicht über 2 Grad hinaus und in der folgenden Nacht gab es verbreitet Frost.

Schnee am Erlaufsee
Schnee am Erlaufsee im 2013. © Fred Lindmoser; www.mariazellerland-blog.at
Höchstwerte zu Ostern im Jahr 2013.

Sommer im Jahr 2000

Dass Ostern wettertechnisch auch ganz anders ausfallen kann, zeigt ein Blick auf das Jahr 2000: Bei Temperaturen bis zu 29 Grad in Salzburg gab es teils sogar hochsommerliches Wetter im April. Auch in den Jahren 2009, 2011, 2019 und 2020 konnte man Mitte bzw. Ende April bei Temperaturen über 20 Grad die Osterneste getrost im T-Shirt suchen.

Sommerliches Wetter in Wien. © https://www.foto-webcam.eu
Höchstwerte zu Ostern im Jahr 2000.

Anbei die Höchstwerte am Ostersonntag seit 1990:

Höchstwert Wien Innsbruck Kranebitten
15.4.1990 17 12
31.3.1991 11 14
19.4.1992 17 10
11.4.1993 5 10
3.4.1994 11 8
16.4.1995 14 11
7.4.1996 16 18
30.3.1997 9 5
12.4.1998 11 10
4.4.1999 21 13
23.4.2000 27 (max)
26 (max)
15.4.2001 8 4
31.3.2002 19 16
20.4.2003 19 18
11.4.2004 11 11
27.3.2005 14 20
16.4.2006 19 17
8.4.2007 18 17
23.3.2008 6 3 (min)
12.4.2009 23 23
4.4.2010 18 14
24.4.2011 22 21
8.4.2012 5 4
31.3.2013 2 (min)
5
20.4.2014 18 18
5.4.2015 8 6
27.3.2016 15 18
16.4.2017 14 10
1.4.2018 13 12
21.4.2019 22 24
12.4.2020 23 24
4.4.2021 10 13
17.4.2022 13 15
9.4.2023 11* 10*

* Prognose für 2023 (Stand: 5.4.23)

Der mittlere Höchstwert zu Ostern von 1991 bis 2020 liegt in Wien bei 14,6 und in Innsbruck bei 13,7 Grad, wobei dafür vor allem das variable Datum des Osterfests eine entscheidende Rolle spielt (der mittlere Höchstwert am 22. März liegt in Wien bei 12 Grad und am 25. April bereits bei 19 Grad). Temperaturen oberhalb der 20-Grad-Marke wurden seit dem Jahre 1990 in Innsbruck an 5 bzw. in Wien an 6 Ostersonntagen verzeichnet (im Jahr 2005 hat es in Innsbruck mit 19,9 Grad knapp nicht gereicht).

Heuer verlaufen die Osterferien kühl und in den Nächten muss man von Montagnacht bis zumindest Mittwochnacht verbreitet mit leichtem bis mäßigem Frost rechnen. Richtung Wochenende gestaltet sich das Wetter vermehrt unbeständig, die Temperaturen nähern sich aber wieder dem klimatologischen Mittelwert an. Mehr Infos zum Osterwetter gibt es hier.

Titelbild © Adobe Stock

Schnee, Hagel und Graupel

Graupelkörner auf dem Boden©Jne Valokuvaus

Fälschlicherweise wird Graupel oftmals als kleiner Hagel abgetan, eigentlich ist Graupel aber noch eine Schneeart. Durch anfrieren unterkühlter Wassertröpfchen werden Schneekristalle zu kleinen bis 5 mm großen Kügelchen verklumpt. Dazu ist die Dichte von Graupel geringer als von Hagel und die Oberfläche eher rau. Dadurch fallen sie langsamer und können keinen direkten Schaden anrichten, sie können allerdings in kürzester Zeit für rutschige Fahrbahnen sorgen.

Höhenkaltluft

Graupelschauer entstehen vor allem dann, wenn die Luft in einigen Kilometern Höhe sehr kalt ist. Im Winterhalbjahr sind Temperaturen von unter -30 Grad in rund 5 Kilometern Höhe keine Seltenheit. Wenn es dann am Boden gleichzeitig leichte Plusgrade gibt, dann ist der Temperaturunterschied von etwa 35 oder 40 Grad groß genug, dass sich kräftige Schauer oder Gewitter bilden können. In diesen Schauerwolken vermischen kräftige Auf- und Abwinde Schneeflocken mit unterkühlten Wassertröpfchen, die beim Zusammenwachsen schließlich zu Graupel werden und Richtung Erdoberfläche fallen.

Glätte und Böen

Da der Wechsel von Sonne hin zu kräftigen Schauern und umgekehrt oftmals sehr rasch vonstatten geht und daher für viele überraschend erfolgt, sind besonders Autofahrer nicht zu unterschätzenden Gefahren ausgesetzt. Innerhalb nur weniger Augenblicke können die Straßen nämlich von Schnee oder Graupel bedeckt sein und entsprechend für eine erhöhte Glättegefahr sorgen. Weiters kommt es meist auch zu einer Einschränkung der Sichtweite und zu teils stürmischen Böen.

Mistral, Bise und Bora: Kaltlufteinbruch sorgt regional für Sturm

Regionale Wind in Mitteleuropa.

Mitteleuropa liegt derzeit zwischen einem umfangreichen Hoch mit Kern über den Britischen Inseln und einem Tiefdruckgebiet über Italien. Besonders im Alpenraum bzw. im nördlichen Mittelmeerraum treten dabei große Druckunterschieden auf engem Raum auf (die Isobaren auf der Wetterkarte liegen enger zusammen). Der Wind ist letztendlich der Versuch der Atmosphäre, diese Luftdruckgegensätze auszugleichen. Je ausgeprägter die Gegensätze ausfallen, desto kräftiger weht der Wind.

Zwischen Hoch HAZAL und Italientief ZAKARIYYA herrschen große Druckgegensätze. © www.uwz.at

Kanalisierung und Überströmung

Durch die aktuelle Druckverteilung kommt es zu einer kräftigen nordöstlichen  Strömung im Alpenraum, wobei die vergleichsweise schwere, flach einfließende Kaltluft die verschiedenen Gebirgsgruppen Mitteleuropa zunächst umströmt bzw. zwischen ihnen kanalisiert wird. Dadurch kommt es etwa im Schweizer Mittelland zur Bise und im Süden Frankreichs zu Mistral bzw. Cers. Wenn die Kaltluft hochreichender wird oder es keinen weiteren Ausweg gibt, kommt es vermehrt auch zur Überströmung der Gebirgsketten. So weht etwa die Bora über das Dinarische Gebirge in Richtung Adria und auch die Alpen können überströmt werden: Dann weht in den Süalpen hochreichender Nordföhn (auf Italienisch auch „favonio“ genannt).

Bise

Die Bise ist ein nordöstlicher Wind im Schweizer Mittelland, der die höchsten Geschwindigkeiten in der Genferseeregion erreicht: Die von Osten kommende Luft wird nämlich zwischen dem Jura und den Alpen kanalisiert und gewinnt in Richtung Westen mit abnehmendem Abstand zwischen den zwei Gebirgen an Geschwindigkeit (Düseneffekt).


Im Winter bringt die Bise meist kalte und hochnebelanfällige Luft. Bei starker Bise und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kann sich an den Ufern von Seen gefrierende Gischt bilden. Am Sonntag sind rund um den Genfersee schwere Sturmböen um 100 km/h zu erwarten, auf den Jurahöhen gibt es Orkanböen.

Stürmische Bise in der Westschweiz, im Tessin weht Nordföhn. ©UBIMET/ECMWF

Spitzenböen in den Niederungen am Sonntag:

  • 103 km/h Mathod
  • 101 km/h Saint-Prex
  • 100 km/h Nyon / Changins
  • 99 km/h Genève-Cointrin (Flughafen Genf)
  • 96 km/h Neuchatel
  • 95 km/h Bière

Bora

Die Bora ist ein kalter Fallwind aus Ost bis Nordost, der vom Dinarischen Gebirge wasserfallartig zur Adria herabweht. In exponierten Lagen wie etwa am Fuße des Velebit-Gebirges kommt es dabei häufig zu Orkanböen. Sie weht besonders häufig in der Bucht von Triest sowie von der Kvarner Bucht entlang der Dalmatinischen Küste bis nach Montenegro. Besonders bekannt dafür sind die Städte Triest in Italien, die Ortschaften an der Westflanke des Velebit-Gebirges in Kroatien sowie auch die Städte Makarska und Dubrovnik.

Bisherige Spitzenböen am Sonntag bzw. Montag (Auswahl):

    • 144 km/h Prizna (CRO)
    • 124 km/h Podnanos (SLO)
    • 120 km/h Trieste molo Fratelli Bandiera (ITA)
    • 113 km/h Rijeka-Omisalj (CRO)
    • 108km/h Senj (CRO)
    • 94 km/h Monfalcone (ITA)
    • 91 km/h Trieste (Barcola) (ITA)
    • 86 km/h Lignano (ITA)
Am Sonntag und Montag weht an der nördlichen Adria stürmische Bora.

Die Bora wird anhand ihres Auftretens in zwei Haupttypen klassifiziert: Die „schwarze Bora“ (Bora scura) wird durch eine Zyklone über dem Mittelmeerraum ausgelöst und meist von Niederschlägen begleitet, die „weiße Bora“ (Bora chiara) wird dagegen durch ein markantes Hoch über Osteuropa hervorgerufen und tritt bei klaren Bedingungen auf. Weitere Infos gibt es hier. Anbei noch eine Livestream-Webcam.

Mistral, Cers und Tramontane

Der Mistral ist ein kalter, trockener und oft starker Fallwind, der vor allem im unteren Rhônetal in Südfrankreich oft für schwere Sturmböen sorgt. Während der Mistral zwischen Alpen und Zentralmassiv kanalisiert wird, weht zwischen Zentralmassiv und Pyrenäen der Cers, ein trockener Wind aus Nordwest bis West, der vor allem an der französischen Mittelmeerküste in der Gegend von Narbonne bekannt ist. Über dem Löwengolf treffen Mistral und Cers häufig aufeinander. Die direkte Überströmung aus Nordwest des Zentralmassivs wird Tramontane genannt, wobei meist auch der Cers der Tramontane zugerechnet wird. In Italien wird dagegen der Fallwind aus nördlicher Richtung in Ligurien als Tramontana genannt. Ähnlich wie bei Bora und Bise wird dabei  je nach Witterung (bzw. je nach Lage von Hoch und Tief) zwischen „Tramontana chiara“ und „Tramontana scura“ unterschieden.

Regionale Winde im westlichen Mittelmeerraum. Bild: wikipedia

Spitzenböen in Südfrankreich (Auswahl):

  • 122 km/h Avignon
  • 109 km/h Orange
  • 100 km/h Nimes-Garons
  • 98 km/h Narbonne
  • 95  km/h Marseille
  • 95 km/h Perpignan

Die Böigkeit des Windes

Neben der Richtung und der mittleren Geschwindigkeit zählt auch die Böigkeit zu den Eigenschaften des Windes. Als Böe oder Bö bezeichnet man einen kräftigen Windstoß, der zum Teil auch mit einer Variation der Windrichtung verbunden sein kann. Böen können sehr überraschend auftreten, obwohl es kurz zuvor fast windstill war. Im unteren Windgeschwindigkeitsbereich ist die Böigkeit vor allem für Segler und Flugsportler relevant, bei Gewittern, Böenwalzen und großräumigen Stürmen ist sie aber für das Schadenpotential entscheidend. Die zu erwartenden Schäden nehmen im Kubik mit der Windgeschwindigkeit zu!

Mittelwind und Windböen

Der mittlere Wind ist der Durchschnitt über ein gewisses Zeitintervall, in der Regel sind das 10 Minuten. Bei einer Böe muss nun per Definition diese mittlere Windgeschwindigkeit um mindesten 5 m/s überschritten werden (das sind 18 km/h oder auch 10 Knoten) – und dies für mindestens 3 und höchstens 20 Sekunden (Definition nach deutschem Wetterdienst). Man kann den Wind in unterschiedlichen Einheiten angeben, besonders oft werden Knoten, Stundenkilometer und Beaufort verwendet. Hier gibt es mehr Infos zur: Die Beaufortskala.

Windverlauf am Säntis, 4.1.2022, schwarze Linie: Böen, blaue Linie: Mittelwind. Graphik: Meteonews

Reibung und Turbulenz

Warum ist der Wind nicht konstant, sondern variabel? Das hat mehrere Ursachen. In der freien Atmosphäre ist die Strömung typischerweise ziemlich gleichmäßig und wenig turbulent. Sie verläuft in Schichten (parallele Stromlinien), die sich nicht miteinander vermischen. Man nennt dieses Eigenschaft laminar. In den unteren Luftschichten nimmt aber der Einfluss des Erdbodens und damit die Reibung zu, die Strömung wird turbulenter. Die Turbulenz an sich ist ein dreidimensionaler und chaotischer Prozess. Man kann sich das auch als Verwirbelung vorstellen. Dabei gibt es eine Kaskade von großen Wirbeln hin zu immer kleineren Strukturen (bis hinunter zur Reibung und Bewegungsenergie der Luftteilchen, und damit letzten Endes Wärme).

Falschfarbenbild einer turbulenten Strömung, Quelle: Wikipedia

Die Luft verhält sich quasi wie Wasser. In einem großen Fluss oder Kanal fließt das Wasser wesentlich ruhiger und glatter als beispielsweise in einem Wildbach. Je komplizierter die Orographie und die Strukturen an der Oberfläche sind, umso turbulenter und umso unberechenbarer wird die Strömung (Meeresoberfläche vergleichsweise glatt, Hügel und bebautes Terrain rau).

Zunahme mit der Höhe

Die Windgeschwindigkeit nimmt in der Regel mit der Höhe rasch zu, die größte Änderung gibt es in der Grund- oder Grenzschicht. Das sind die untersten 1 bis 2 Kilometer der Atmosphäre. Für fachlich interessierte Leser – auch hier kann man noch einmal in drei Regionen unterscheiden. Die untersten Millimeter, wo sich Atmosphäre und Erboden berühren, nennt man die viskose Unterschicht. Hier gibt es typischerweise wenig Turbulenz, Prozesse auf molekularer Ebene sind entscheidend. Für den Alltag und die Böigkeit wichtiger ist die darüber liegende Prandtl-Schicht. Sie erstreckt sich bis in eine Höhe von rund 100 Metern. Hier gibt es bereits viel Turbulenz, die Windgeschwindigkeit nimmt mit der Höhe rasch zu, die Windrichtung ist aber noch nahezu konstant. In der darüber anschließenden Ekman-Schicht steigen die Windgeschwindigkeiten weiter an, aber auch die Windrichtung beginnt zu drehen.

Durchmischung

Die stärkeren Winde in der Höhe können unter gewissen Voraussetzung heruntergemischt werden, dabei spielt die thermische Schichtung eine große Rolle. Ist die Schichtung stabil (keine großen Temperaturunterschiede in der Höhe, im Extremfall auch Kaltluftseen), so passiert dies weniger effektiv oder gar nicht. Im umgekehrten Fall, nämlich bei labiler Schichtung oder guter thermischer Durchmischung, funktioniert das wesentlich besser. Wirbelstrukturen können bis zum Erdboden durchgreifen und hier für einen sprunghaften Anstieg der Windgeschwindigkeiten sorgen.

Und dieses sprunghafte Ansteigen, der abrupte Wechsel, ist im Hinblick auf das Schadenspotential entscheidend! Hohe, aber konstante Windgeschwindigkeiten sind weniger problematisch als eine starke Änderung derselben. Bildlich kann man sich einen Baum vorstellen, der sich im Wind biegt. Solange der Wind sich nicht ändert, passiert zunächst nicht viel. Variiert nun aber die Geschwindigkeit und/oder die Richtung, dann kann das den Baum entwurzeln, den Stamm knicken oder durch Torsion zerstören.

Sturmschaden - umgestürzter Baum

Ab welcher Eisdicke kann man Eislaufen?

Zugefrorener See @ b_hanakam on VisualHunt / CC BY-NC-SA

Üblicherweise nimmt die Dichte von Stoffen mit abnehmender Temperatur zu, weshalb sich beispielsweise die kühlste Luft bei einer ruhigen Hochdrucklage im Winter immer am Boden eines Tals ansammelt. Es gibt jedoch ein paar Stoffe, darunter Wasser, die ein gegenteiliges, anomales Verhalten zeigen. So rücken die Moleküle des Wassers bei einer Temperatur von +4 Grad besonders nah zusammen und erreichen die maximale Dichte. Bei Temperaturen unter 4 Grad nimmt die Dichte des Wassers wieder etwas ab.

Der Weissensee in Kärnten. © https://weissensee4.it-wms.com/

Die 4-Grad-Marke

Durch die Dichteanomalie des Wassers kühlt ein stehendes Gewässer im Laufe des Herbstes gänzlich auf 4 Grad ab, bevor sich das Wasser an der Oberfläche weiter in Richtung Gefrierpunkt abkühlen kann. Im Winter kommt es somit immer an der Oberfläche eines Gewässers zur Eisbildung, während am Seeboden eine 4 Grad „warme“ Schicht erhalten bleibt. Diese Eigenschaft des Wassers ist überlebenswichtig für die dortige Tier- und Pflanzenwelt.

Freigabe

Die Freigabe einer Eisfläche erfolgt meist durch lokale Vereine. In der Regel wird aber nicht ein ganzer See freigegeben, sondern immer nur bestimmte, gekennzeichnete Bereiche, da die Eisdicke besonders im Uferbereich oder in der Nähe von Zuflüssen meist ungleichmäßig ist. Wer sich auf das glatte Parkett bewegt, sollte sich der damit verbundenen Gefahren aber bewusst sein! In der Regel soll das Eis eines stehendes Gewässers mindestens 8 cm dick sein, um es gefahrlos betreten zu können:

  • 5 cm: einzelne Personen
  • 8 cm: mehrere Personen
  • 12 cm: Schlittengespanne
  • 18 cm: Autos

Gefrorene Flüsse bzw. Fließgewässer sind viel gefährlicher als stehende Gewässer, diese sollte man also generell nicht betreten.

Der Racuhelsee. © https://www.evw.at/webcams/

Bisher wenige zugefrorene Seen

Der Winter 2022/23 war bislang sehr mild, somit was es vielerorts nicht kalt genug für zugefrorene Seen. Lediglich in windgeschützten Tal- und Beckenlagen, wo es häufig zu starken Temperaturinversionen kam, sind ein paar Seen tragfähig. In Österreich betrifft dies vor allem Kärnten sowie einzelne kleine Seen in den Nordalpen.


Titelbild: b_hanakam on VisualHunt / CC BY-NC-SA

Plötzliche Stratosphärenerwärmung: Kommt ein kalter März?

Nordlichter

Der Polarwirbel

Der stratosphärische Polarwirbel ist ein großräumiges Höhentief über der Arktis, dass in jedem Winterhalbjahr in einer Höhe zwischen etwa 10 und 50 km entsteht. Der Polarwirbel ist gefüllt mit sehr kalter Luft, die in Höhen um 30 km häufig Werte um -85 Grad erreicht. Ein stark ausgeprägter Polarwirbel sorgt in den mittleren Breiten meist für mildes, westwinddominiertes Wetter, wie etwa im Winter 2021/22. Wenn der Polarwirbel aber von der Arktis verdrängt wird oder in mehrere Teile gespalten wird, steigen die Chancen auf Kaltluftausbrüche in den mittleren Breiten an.

Der stratosphärische Polarwirbel wird häufig mit dem Jetstream verwechselt. Graphik: © NOAA

Plötzliche Stratosphärenerwärmung

Etwa alle 2 bis 3 Jahre kommt es im Laufe des Winterhalbjahres zu einer plötzlichen Stratosphärenerwärmung über der Arktis, wobei es in etwa 30 km Höhe innerhalb weniger Tage zu einem großflächigen Temperaturanstieg von mehr als 50 Grad kommt. Ursache dafür sind quasistationäre planetare Wellen des Jetstreams mit großer Amplitude: Diese können sich vertikal bis in die Stratosphäre ausbreiten, wo sie dann brechen und sich unter starker Wärmefreisetzung schließlich auflösen. Dieser Prozess geht entweder mit einer Verdrängung des Polarwirbels oder mit dessen Spaltung in zwei oder drei eigenständige Wirbel einher. Der stratosphärische Polarjet wird dabei vollständig unterbrochen. Per Definition spricht man von einer plötzlichen Stratosphärenerwärmung, wenn der gemittelte West-Ost-Wind in einer Höhe von etwa 10 hPa (etwa 30 km) in 60° N von westliche auf östliche Richtung dreht. In manchen Fällen kann die Anomalie aus der Stratosphäre auch auf den Jetstream in der Troposphäre übergreifen, weshalb es dann mit einer Verzögerung von mehreren Wochen häufig zu einer negativen Phase der nordatlantischen Oszillation kommt (mehr dazu hier).

Erwärmung in Gange

Seit mehreren Tagen deuten die Wettermodelle auf eine plötzliche Stratosphärenerwärmung in diesen Tagen hin.  Der Polarwirbel, der aktuell bereits etwas verlagert von seiner gewöhnlichen Position liegt, wird dabei weiter in Richtung Skandinavien bzw. Russland verdrängt. Dieser Prozess hat bereits begonnen und voraussichtlich am 15. Februar wird der gemittelte West-Ost-Wind in etwa 30 km Höhe in 60° N von westliche auf östliche Richtung drehen.

Analyse und Prognose der geopotentiellen Höhe & Temperatur in etwa 30 km, © ECMWF/FU Berlin

Auswirkungen

Ob und wie sich das auf das Wetter in Mitteleuropa auswirken wird, kann man derzeit noch nicht seriös prognostizieren. Etwaige Auswirkungen treten jedenfalls mit einer Verzögerung von mindestens zwei Wochen auf, können dann aber auch bis zu zwei Monate lang anhalten. Im Extremfall sind auch länger andauernde Kältephasen möglich, wie beispielsweise die Kältewellen im Februar sowie März 2018 (unter Meteorologen bzw. im englischen Sprachraum als „the Beast from the East“ bekannt). Solch eine dynamische Kopplung zwischen Stratosphäre und Troposphäre findet aber nicht immer statt, so hatte etwa eine plötzliche Stratosphärenerwärmung im Jänner 2019 kaum Auswirkungen auf unser Wetter.

Verlauf des mittleren West-Ost-Winds in 60°N und 10 hPa Höhe. Die „Ostwind-Anomalie“ könnte sich im März runter in die Troposphöre ausbreiten. (Bild adaptiert, Originalbild auf www.stratobserve.com).

Kalter Vorfrühling?

Für den verbleibenden Februar sind noch keine Auswirkungen zu erwarten. Im März können die veränderten Strömungsverhältnisse in der Stratosphäre aber Einfluss auf die Tropopause und dem knapp darunter verlaufenden Jetstream haben. Dieser kann sich abschwächen bzw. stärker mäandrieren. Dadurch werden blockierende Wetterlagen wahrscheinlicher und kalte Polarluft kann weit nach Süden vorstoßen bzw. milde Luft auch weit nach Norden. Für Europa kann das eine Umkehr der Druckverhältnisse über dem Atlantik bedeuten, und tatsächlich sieht es ab Anfang März tendenziell nach einer negativen Phase der NAO aus. Zuletzt war dies in der ersten Hälfte des Dezembers 2022 der Fall. Die langfristigen Modellprognose für den März in Mitteleuropa sehen derzeit – wie üblich – zwar noch mild aus, nach derzeitigem Stand nimmt aber das Potential für Kaltlufteinbrüche im März zu. Der letzte zu kalte Monat in Österreich liegt übrigens schon mehrere Monate zurück (September 2022).

Das IFS-Modell deutet im März tendenziell auf „Grönland-Blocking“ mit trocken-kalten  Wetterverhältnissen in Skandinavien und feuchten in Südwesteuropa. Die Wahrscheinlichkeit für Kaltlufteinbrüche in Mitteleuropa nimmt dadurch zu.

Die Stratosphäre und der Polarwirbel

Die Stratosphäre und der Polarwirbel

Die Atmosphäre der Erde ist die gas­förmige Hülle der Erdoberfläche und erstreckt sich vom Boden bis etwa 10.000 km Höhe. Der Druck, die Temperatur sowie der Gehalt an Gasen sind allerdings sehr variabel, somit kann man die Erdatmosphäre in mehrere Schichten unterteilen:

  • Troposphäre: vom Boden bis zur Tropopause in ca. 10-15 km Höhe
  • Stratosphäre: von der Tropopause bis zur Stratopause in ca. 50 km Höhe
  • Mesosphäre: von der Stratopause bis zur Mesopause in ca. 85 km Höhe
  • Thermosphäre: von der Mesopause bis in ca. 500 km Höhe
  • Exosphäre: von 500 bis ca 10.000 km Höhe

In der Troposphäre sind etwa 90 Prozent der Luft sowie beinahe der gesamte Wasserdampf enthalten. Hier spielt sich das Wetter ab und die Temperatur nimmt im Mittel um etwa 6,5 Grad pro Kilometer Höhe ab. Ab einer Höhe von etwa 7 km (Polargebiete) bzw. 17 km (Tropen) geht die Temperatur aber nicht mehr weiter zurück sondern beginnt allmählich wieder anzusteigen. Hier beginnt die Stratosphäre.

Beständige Inversion

Meteorologen bezeichnen so eine Umkehr der Temperaturschichtung als Inversion. Man muss allerdings nicht bis in die Stratosphäre aufsteigen, um eine Temperaturumkehr zu erleben, denn auch innerhalb der Troposphäre können beispielsweise winterliche Kaltluftseen für Inversionen sorgen. Die Luftschichtung ist dann stabil und ein Luftaustausch in vertikaler Richtung findet nicht statt. Die Stratosphäre stellt allerdings eine beständige Grenze für aufsteigende Luftmassen dar. Daher gelangen Wolken und Wasserdampf in der Regel nicht in die Stratosphäre, von einem eigentlichen Wettergeschehen kann in diesen Höhen nicht mehr die Rede sein. Aus einem Verkehrsflugzeug, das im Bereich der Tropopause fliegt, kann man diese Sperre für jegliche Wolken an der nach oben abrupt dunkler werdenden Himmelsfarbe erkennen. Der Temperaturanstieg oberhalb der Tropopause ist auf die Absorption der UV-Strahlung durch das Ozon in gut 50 km Höhe zurückzuführen: Hier erwärmt sich die Luft von etwa –60 Grad bis auf knapp unter 0 Grad.

Der Polarwirbel

Der Polarwirbel ist ein großräumiges Höhentief über der Arktis (bzw. Antarktis), das sich im Winter von der mittleren und oberen Troposphäre über die gesamte Stratosphäre erstreckt. Er ist gefüllt mit sehr kalter Luft, die in der Stratosphäre Werte unter -80 Grad erreichen kann. Der Polarwirbel ist normalerweise relativ rund um den Pol angeordnet. Wenn er stark ausgeprägt ist, begünstigt er einen von West nach Ost verlaufenden Jetstream in der Troposphäre, weshalb das Wetter in den mittleren Breiten dann oft mild ausfällt.

Der Polarwribel mäandriert
Beispiele für einen ungestörten (links) und gespaltenen Polarwirbel (rechts). © NOAA

Plötzliche Stratosphärenerwärmung

Der Polarwirbel kann aber gestört oder gar gespalten werden, wie etwa im Fall einer sog. plötzlichen Stratosphärenerwärmung (sudden stratospheric warming, SSW): In etwa 25 km Höhe gibt es dabei innerhalb weniger Tage einen Temperaturanstieg von mehr als 50 Grad! Die Spaltung des Polarwirbels kann sich im Laufe von etwa zwei bis vier Wochen auch auf das Westwindband in der Troposphäre auswirken und dieses verlangsamen oder unterbrechen. Während in der Polarregion dann überdurchschnittliche Temperaturen verzeichnet werden, steigen in den mittleren Breiten die Chancen auf markante Kaltluftausbrüche wie beispielsweise im Februar und März 2018. Die Auswirkungen können allerdings auch gering bleiben, so gab es etwa auch im Jänner 2019 eine plötzliche Stratosphärenerwärmung, die jedoch kaum Einfluss auf die Troposphäre hatte.

Rand des Weltalls?

Vom „Edge of Space“ war anlässlich des Stratospärensprungs im Jahr 2012 die Rede. Tatsächlich liegen in 39 km Höhe schon über 99 % der atmosphärischen Masse unter einem. Rein räumlich gesehen ist die Lufthülle in dieser Höhe aber noch lange nicht zu Ende. Es folgen nach oben noch die Meso-, Thermo- und Exosphäre. Die Grenze zwischen den Stockwerken stellt jeweils wieder eine Umkehr im Temperaturverlauf dar. Besonders kalt ist es mit Temperaturen um -100 Grad in etwa 85 km Höhe im Bereich der Mesopause.

Lawinen – die weiße Gefahr

Lawinen die weiße Gefahr

Derzeit herrscht im Bergland vom Karwendel bis in die nördliche Obersteiermark recht verbreitet Lawinenwarnstufe 4 und eine Entspannung der Lage ist aufgrund von weiterem Neuschnee und Sturm noch nicht in Sicht. Es ist also größte Vorsicht abseits der Pisten geboten!

Eine Schneebrettlawine. © Nikolas Zimmermann
Schneebrettlawinen auf einer Schwachschicht im Schnee. Bild © N. Zimmermann

Verschiedene Typen von Lawinen

Bei den meisten Lawinen handelt es sich um sog. Schneebrett- oder Lockerschneelawinen. Schneebretter kennzeichnen sich durch einen linienförmigen Abriss quer zum Hang aus, dabei rutscht eine ganze Schneeschicht auf einer anderer oder auf dem Grund ab. Wenn die gesamte Schneedecke am Boden abgleitet, spricht man auch von Gleitschneelawinen. Lockerschneelawinen haben ihren Ursprung in einem einzelnen Punkt, sie nehmen beim Abgang immer mehr Schnee auf und wachsen daher rasch an. Vor allem bei mildem Wetter im Winter sowie generell im Frühjahr auf Südhängen kommt es vermehrt zu Nassschneelawinen: Hauptauslöser ist dabei flüssiges Wasser, welches die Bindung innerhalb der Schneedecke schwächt. Staublawinen sind dagegen vergleichsweise selten und treten meist nur bei markanten Lagen mit sehr viel Neuschnee auf.

Eine kleine Lockerschneelawine. © Nikolas Zimmermann
Eine kleine Lockerschneelawine. Bild © N. Zimmermann

Hangneigung und Schneemenge

Grundsätzlich ist für eine Lawine eine gewisse Masse an Schnee notwendig, die sich an einem Hang mit einer Neigung von etwa 30° oder mehr ansammelt. Je größer die Neigung, desto öfter ist mit Lawinenabgängen zu rechnen. Andererseits können sich gerade auf mäßig steilen Hängen besonders große Schneemengen ansammeln, weshalb hier besonders viele Unfälle passieren. Ist der Hang zudem nach Norden ausgerichtet und damit weniger der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann sich eine Schneedecke schlechter stabilisieren und eine mögliche Gefahrenstelle bleibt länger bestehen. Bei Lawinenwarnstufe 3 sind in den meisten Fällen besonders schattige Nordhänge oberhalb der Waldgrenze zu meiden!

Beispielbild eines Schneebretts @ https://pixabay.com/de/users/hans-2/
Eine Gleitschneelawine in steilem Gelände.

Schwachschichten

Fällt viel Neuschnee in kurzer Zeit, ist dieser mit einer vorhandenen, bereits gesetzten Schneedecke vorübergehend schlecht verbunden. Erst nach ein paar Tagen – je nach Höhe und Exposition – kann sich der Neuschnee setzen und mit dem Altschnee verbinden. Auch ohne Neuschnee können die verschiedenen Schneeschichten allerdings große Unterschiede in der Beschaffenheit aufweisen, beispielsweise kann es zu einem Festigkeitsverlust in einer Schneeschicht durch die sogenannte aufbauende Schneeumwandlung kommen. Zudem kann es auch eingelagerte Schwachschichten geben wie eingeschneiter Oberflächenreif. Manchmal reicht dann bereits ein geringes Zusatzgewicht wie beispielsweise ein Skifahrer aus, um eine Schneeschicht ins Rutschen zu bringen.

Staublawinen treten nur bei markanten Lagen mit viel Neuschnee auf.

Faktor Wind

Der Wind spielt für Lawinen eine ganz entscheidende Rolle: Verfrachteter Schnee lagert sich auf windabgewandten Seiten von Hängen ab und es bilden sich Treibschnee und Schneewächten. Diese sind in der Regel für ein paar Tage nur schlecht verbunden zur unteren Schneeschicht und sind somit besonders leicht zu stören. Wenn Triebschnee von frischem Neuschnee überlagert wird und somit schlecht zu erkennen ist, dann ist die Lage besonders brenzlig.

Wind und Schnee © Nikolas Zimmermann
Wind und Schnee stellen eine gefährliche Kombination dar. Bild © N. Zimmermann

Foto: Kecko on Visual Hunt / CC BY

Die Lawinenwarnstufen

Lawinenwarnschild. @Wikimedia Commons/Root5.5

Die Lawinensituation wird von den regionalen Lawinenwarndiensten beurteilt und dementsprechend die Warnstufe in Kombination mit einem Lagebericht ausgegeben. In der Regel wird die Lawinengefahr ab dem ersten großen Schneefall täglich aktualisiert. Die Informationen kann man auf den Homepages der jeweiligen Dienste abrufen.

Seit 1993 dient die ‚Europäische Gefahrenskala für Lawinen‘ zur Einschätzung der Lawinengefahr in den Bergen. Diese Skala gliedert sich nach der Lawinengefahr aufsteigend in fünf Stufen:

  • Stufe 1: gering
    Die vorhandene Schneedecke ist sehr gut verfestigt und stabil, somit ist die Lawinengefahr gering. Nur an wenigen, sehr steilen Hängen sind aufgrund hoher Zusatzbelastung (z.B. einer Skitourengruppe ohne Abstand) Lawinen möglich. Ansonsten kann es lediglich zu kleinen Rutschungen kommen.
  • Stufe 2: mäßig
    In einigen Hängen, welche steiler sind als 30 Grad, ist die Schneedecke nur mäßig verfestigt. Insbesondere in diesen Hängen sind bei großer Zusatzbelastung Lawinen möglich, ansonsten herrschen aber gute Tourenbedingungen vor. Einzelne spontane, nicht allzu große Lawinen sind dennoch nicht ausgeschlossen.
@ https://stock.adobe.com
  • Stufe 3: erheblich
    Eine Auslösung von Lawinen ist in Steilhängen mit einer Neigung von mehr als 30 Grad bereits von einzelnen Skifahrern möglich. Die Tourenmöglichkeiten sind somit eingeschränkt und erfordern lawinenkundliches Beurteilungsvermögen. Selbst ohne Fremdeinwirkung sind mittlere, vereinzelt auch größere Lawinen an exponierten Stellen möglich. Die Stufe 3 ist besonders heimtückisch und wird meist unterschätzt, so passieren bei Lawinenwarnstufe 3 die meisten tödlichen Unfälle!
  • Stufe 4: groß
    Eine Lawine kann bereits bei geringer Zusatzbelastung ausgelöst werden. Auch spontane Auslösungen, also ohne menschliches Zutun, sind wahrscheinlich. Die Tourenbedingungen sind somit stark eingeschränkt!
  • Stufe 5: sehr groß
    Die Schneedecke ist allgemein nur schwach verfestigt und instabil, somit kann es selbst ohne Zusatzbelastung zu großen bis sehr großen Lawinen kommen. Diese sind auch in mäßig steilem Gelände zu erwarten. Von Skitouren ist somit ausdrücklich abzuraten, insbesondere da man bei einem etwaigen Unglück auch die Bergretter in Gefahr bringt!

Die unterschiedlichen Webauftritte der regionalen Lawinenwarndienste von Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie anderen Gebieten Europas sind unter diesem Link verfügbar.

Farbenfroher Himmel im hohen Norden: Polare Stratosphärenwolken

Perlmuttwolken

Polare Stratosphärenwolken (PSCs) haben nur wenig mit den allgemein bekannten Wolken gemeinsam. Sie entstehen auch nicht in der Troposphäre, sondern in der Stratosphäre und meist in Höhen von 20 bis 30 km. Für ihre Entstehung ist neben Sonnenlicht (Beugung, Interferenz) vor allem die Umgebungstemperatur wichtig, diese muss unter -78°C sinken. Da solche Temperaturen nur in den Polarregionen und in den Wintermonaten vorkommen, können PSCs – wie der Name schon sagt – auch nur dort beobachtet werden.

Um solch tiefe Temperaturen in der Stratosphäre zu erreichen, ist ein ungestörter Polarwirbel notwendig. Dies ist in der Antarktis deutlich häufiger der Fall,  damit können PSCs dort auch deutlich häufiger beobachtet werden. Dementsprechend besonders war das außergewöhnlich starke Ereignis, welches in den letzten Tagen in der Arktis bzw. im Norden von Norwegen, Schweden und Finnland beobachtet werden konnte.

Im Vergleich zu den aus Wassertröpfchen bzw. Eiskristallen bestehenden Wolken in der Atmosphäre bestehen PSCs meist aus Kristallen von Schwefelsäure oder Salpetersäure (Typ I). Sinken die Temperaturen in der Stratosphäre unter -85°C, können PSCs auch nur aus gefrorenen Wasserkristallen entstehen. Diese Form der PSCs wird als Typ II bezeichnet. Da solche Temperaturen noch seltener erreicht werden, ist diese Art der Perlmuttwolken auch deutlich seltener zu beobachten – besonders in der Arktis.

Zeitlicher Verlauf der zonalen Mitteltemperatur in etwa 20 km Höhe für das Jahr 2023. Blaue und dunkelblaue Bereiche zeigen gute Bedingungen für Polare Stratosphärenwolken. Quelle: NOAA

Je nach Sonnenstand zeigen sich PSCs in unterschiedlichen Farben. Kurz vor Sonnenaufgang bzw. kurz nach Sonnenuntergang zeichnen sie sich durch intensive und leuchtende Farben aus. Wenn die Sonne einige Grad unter dem Horizont steht, nehmen sie eine allgemeine Färbung an, welche von Orange zu Rosa wechselt. Auch die Zusammensetzung der Wolke und damit deren Typ hat hier einen großen Einfluss, besonders Wolken des Typs II nehmen die klassischen Perlmuttfarben an.

Polare Stratosphärenwolken vom Typ I dienen zudem als Oberfläche für verschiedene chemische Reaktionen, welche dann zum Ende der Polarnacht durch eintreffende Solarstrahlung auch zum Ozonabbau führen.

Schneebringer Adria

Winter und Schnee

Wenn kalte Luftmassen westlich der Alpen in den Mittelmeerraum vordringen, bewirken sie dort in der Regel die Bildung eines Tiefdruckgebiets. Diese sogenannten Italientiefs führen oft sehr feuchte Luftmassen nach Österreich und manchmal ziehen sie in weiterer Folge über die Adria hinweg nach Nordosteuropa. Dann bestehen auch im Osten und Südosten Österreichs die größten Chancen für Schneefall. Allgemein kann man zwischen zwei typischen Wetterlagen unterscheiden, welche im Süden bzw. Osten mit großen Niederschlagsmengen verbunden sind:

  • Ergiebiger Südstau
  • Vb-Tief („Fünf-b-Tief“)

Ein weiterer Spezialfall ist die sog. Gegenstromlage, mehr dazu findet ihr hier.

Südstau

Nahezu ortsfeste Tiefdruckgebiete über dem westlichen Mittelmeerraum sorgen in Österreich für eine anhaltende Südströmung. Bevor die Luft auf die Alpen prallt, nimmt sie über dem Mittelmeerraum viel Feuchtigkeit auf. In weiterer Folge wird die Luft vor allem in den Karnischen und Julischen Alpen sowie in den Hohen Tauern wie ein Schwamm ausgepresst (weitere Details dazu gibt es hier). In Österreich sind davon in erster Linie Osttirol und Oberkärnten betroffen. Besonders im Herbst sorgen Kaltluftvorstoße über den noch relativ milden Gewässern rund um Italien zudem für eine labile Schichtung der Luft, weshalb die Niederschläge besonders intensiv ausfallen.  Trotz der eigentlich recht milden Luftmasse kann die Schneefallgrenze dabei bis in manche Tallagen absinken: Die Schmelzwärme des Schnees, die der Umgebung entzogen wird, sorgt nämlich in engen Tälern für eine Abkühlung der Luft bis auf 0 Grad.

Tief VAIA sorgt für Wetterextreme in Mitteleuropa.
Tiefs über dem westlichen Mittelmeerraum sorgen für Südstau (Bild: Sturm VAIA).

Vb-Tief

Wenn sich Tiefdruckgebiete von Norditalien über Slowenien und Ungarn in Richtung Baltikum verlagern, sprechen Meteorologen von einem Tief mit einer Vb-Zugbahn („Fünf-b-Tief“). Solche Tiefdruckgebiete bringen vor allem im Südosten und Osten Österreichs teils große Regen- oder Schneemengen: Feuchte Adrialuft gleitet nämlich bei solchen Wetterlagen oft auf kühle Luftmassen in tiefen Schichten auf, weshalb die gesamte Luftsäule Temperaturen um oder knapp unterhalb des Gefrierpunkts aufweist.

Vb-Tief
Bereits vor über 100 Jahren hat Van Bebber die häufigsten Tief-Zugbahnen analysiert.

Schnee und Klimawandel

Die Klimawandel sorgt bekanntermaßen für steigende Temperaturen im Alpenraum, weshalb die Anzahl an Tagen mit einer Schneedecke besonders in tiefen Lagen deutlich abnimmt: Die winterliche Nullgradgrenze ist in den letzten 50 Jahren im Mittel um etwa 250 m angestiegen. Dieser Trend wird sich fortsetzen, so wird die Nullgradgrenze wohl noch vor 2050 im Winter durchschnittlich über einer Seehöhe von 1000 m liegen. Dadurch nimmt die Länge des Winters ab, gemessen an der Anzahl an Tagen mit Schneedecke: Der Schnee kommt später und schmilzt früher. Etwa in Arosa in der Schweiz hat sich die Periode mit einer Schneedecke von mindestens 40 cm bereits von fünfeinhalb Monaten auf etwas mehr als drei Monate verkürzt. Studien aus der Schweiz zeigen, dass derzeit Lagen unterhalb von 1300 m davon besonders stark betroffen sind, während es in Lagen oberhalb von etwa 2000 m keinen klaren Trend gibt.

Klimawandel in Arosa
Mittlerer Verlauf der Schneehöhe in Arosa. Mehr Details dazu gibt es hier: Meteoschweiz

Extremereignisse

Besonders in den Alpen kann es in manchen Jahren aber zu Extremereignissen kommen, wie wir es etwa im Jänner 2019 an der Alpennordseite oder im November 2019 sowie Dezember 2020 in den Südalpen erlebt haben. Tatsächlich kann mildere Luft nämlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte, zudem sorgen die steigenden Wassertemperaturen rund um Mitteleuropa (Nordsee, Mittelmeer) bei Kaltluftvorstoßen häufig für eine labile Schichtung der Luft. Bei manchen Wetterlagen kann es also besonders von mittleren Höhenlagen aufwärts ergiebig schneien, zudem kann die Schneefallgrenze durch die Niederschlagskühlung auch im Einflussbereich relativ milder Luftmassen manchmal bis in windgeschützte Täler absinken. Dadurch nimmt die Gefahr von Schneebruch und Gleitschneelawinen tendenziell zu. Laut manchen Studien soll es zudem auch eine Zunahme an blockierten Wetterlagen geben, was ebenfalls größere Niederschlagsextreme zur Folge hat. Andererseits kann es aber je nach Lage der Tiefs und Hochs auch zu ungewöhnlich langen trockenen Phasen kommen.

Titelbild © www.foto-webcam.eu

Weltraumwetter: Vom Sonnenwind zum Sonnensturm

Die Polarnacht bringt lange Dunkelheit im hohen Norden

Unter dem Begriff Weltraumwetter fasst man die Prozesse zusammen, die sich im erdnahen Weltraum abspielen und einen Einfluss auf die menschlichen Aktivitäten haben. Ähnlich wie beim klassischen Wetter sind auch für das Weltraumwetter Vorgänge auf der Sonne im Wesentlichen verantwortlich für das Geschehen. Besonders relevant ist der sog. Sonnenwind, der aufgrund des Erdmagnetfeldes größtenteils um die Erde abgelenkt wird. Sonnenstürme, die mit hoher Geschwindigkeit auf das Erdmagnetfeld treffen, stellen allerdings eine ernste Gefahr für die moderne Gesellschaft dar: Sonnenstürme erzeugen nicht nur eindrucksvolle Polarlichter, sondern können auch globale Navigationssatellitensysteme und Rundfunksignale erheblich stören.

Sonnenwind

Der Sonnenwind ist ein Strahl geladener Teilchen, wie etwa Wasserstoffionen und Alphateilchen (Heliumionen), der stets von der Sonne in alle Richtungen abströmt. Aufgrund der Sonnenrotation bildet er spiralig gekrümmte Kurven, ähnlich wie der Wasserstrahl eines Sprinklers. Die Dichte und die Geschwindigkeit des Sonnenwindes können sehr variabel ausfallen. Durchschnittlich weist der Sonnenwind eine Geschwindigkeit von 400 km pro Sekunde auf, im Zuge von Sonneneruptionen können aber auch deutlich höhere Geschwindigkeiten auftreten.

Schematische Darstellung der Krümmung der Trajektorien bei langsamen und schnellem Sonnenwind.

Sonnenstürme

Gewaltige Eruptionen (Flares) auf der Sonne, die teilweise von Massenauswürfe von Partikeln (CME) begleitet werden, können auf der Erde zu Sonnenstürmen führen. Die ersten hochenergetischen Protonen (SEP) treffen die Erde bereits etwa 30 Minuten nach dem Flare. Die Schockwelle des stark erhöhten Sonnenwinds erreicht uns dann etwa 30 bis 72 Stunden nach dem Ausbruch, dabei wird das Magnetfeld der Erde stark verformt: Die Magnetosphäre wird auf der Tagseite der Erde zusammengedrückt, auf der Nachtseite verlängert sich der Schweif und das Erdmagnetfeld wird geschwächt. In Summe kann ein Sonnensturm ein bis zwei Tage andauern, wobei es in aktiven Phasen auch zu Überlappungen mit anderen Eruptionen kommen kann. Die Häufigkeit von Eruption bzw. die Sonnenaktivität hängt von der Anzahl an Sonnenflecken ab: In aktiven Phasen vom sog. Sonnenzyklus kann es hunderte CMEs geben, wobei nur ein Bruchteil davon direkt auf die Erde trifft.

Die aktuelle „Bodenwetterkarte“ der Sonne. © NOAA

Neben den Eruptionen können auch sog. „koronale Löcher“ zu Sonnenstürmen führen. Es handelt sich dabei um Gebiete auf der Sonnenoberfläche, welche nicht geschlossene Magnetfeldlinien aufweisen, weshalb Plasma mit hoher Geschwindigkeit ungehindert ins All strömen kann. Diese Regionen zeigen sich auf Satellitenaufnahmen als dunklere Bereiche der Korona.

Sonnenzyklus 25

Die Sonnenaktivität zeigt sich vor allem an der wechselnden Häufigkeit der Sonnenflecken sowie an ihrer Lage relativ zum Äquator der Sonne. Etwa alle 11 Jahre weist die Sonne ein Maximum an Sonnenflecken auf. Der aktuelle Sonnenzyklus hat im Dezember 2019 begonnen und ist der 25. seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1755. Im Dezember 2022 wurden erstmals wieder mehr als 100 Sonnenflecken in einem Monat gezählt, damit kommen wir nun immer mehr in die aktivste Phase des aktuellen Sonnenzyklus.

Seit 2020 befinden wir uns im Sonnenzyklus Nr. 25. © https://helioforecast.space/

Der Höhepunkt wird Ende 2024 bzw. Anfang 2025 erwartet. Auch in den kommenden Tagen ist mit erhöhter Aktivität zu rechnen, so gab es erst am Freitag um 1 UTC einen X1.2-Flare von der Sonnenfleckenregion AR3182. Der Sonnenzyklus hat allerdings keinen Einfluss auf das Klima auf der Erde, da sich der Strahlungsfluss im dafür relevanten sichtbaren und nahen Infrarot kaum verändert. Weitere Infos dazu gibt es hier.


Die Sonnenaktivität hält sich aktuell zwar noch in Grenzen, in den kommenden Tagen rotiert die komplexe Sonnenfleckenregion AR3182 aber weiter auf die der Erde zugewandten Seite der Sonne. Der SWPC der NOAA prognostiziert aktuell immerhin eine Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent für einen weiteren X-Klassen-Flare. Mit der weiter zunehmenden Sonnenaktivität steigt die Wahrscheinlichkeit für Sonnenstürme in den kommenden Monaten tendenziell weiter an.

Geomagnetischer Sturm

Wenn ein Sonnensturm auf die Erde trifft und zur Störung der Magnetosphäre der Erde führt, spricht man von einem geomagnetischen Sturm. Die NOAA verwendet eine 5-stufige Skala, welche von G1 bis G5 reicht und auf dem sog. Kp-Index basiert. Es spielen zwar unterschiedliche Faktoren eine Rolle, generell nimmt die Chance für Polarlichter in Mitteleuropa ab einem G4-Sturm zu.

Die Skala für geomagnetische Stürme (zum Vergrößern auf das Bild klicken). © NOAA

Ein weitere Klassifizierung basiert auf dem vergleichsweise zeitnah zur Verfügung stehenden disturbacne storm time index (Dst-Index). Er liefert Information über die global gemittelte Abschwächung der horizontalen Komponente der Erdmagnetfelds nahe zum magnetischen Äquator aufgrund des verstärkten irdischen Ringstroms. Schwankungen zwischen -20 und +20 nT sind normal, ab einer Abschwächung unter -50 nT spricht man von einem geomagentischen Sturm.

Der Verlauf des Dst-Indexes im Zuge eines schweren Sonnensturms im Jahre 2003. ©www.aer.com

Auswirkungen

Anbei eine Übersicht der möglichen Auswirkungen von Sonneneurptionen auf der Erde:

  • Polarlichter: Die Aurora borealis bzw. auf der Südhalbkugel Aurora australis ist eine Leuchterscheinung in der oberen Atmosphäre (mehr dazu folgt unten).
  • Funkübertragungen: Wenn hochenergetische Protonen die Luft bis in tief in die Atmosphäre ionisieren (SEP-Ereignisse), kommt es zu einer starken Dämpfung der Radiosignale im Mittel- und Kurzwellenbereich (Funkübertragungen werden erheblich gestört). Weiters kann es durch die SEPs auch zu Störungen im Flugverkehr kommen, wenn etwa die Flugsicherungsradars gestört werden.
  • Satelliten: Neben den direkten Schäden durch Strominduktion sind auch indirekte Schäden möglich: Durch Veränderungen der oberen Erdatmosphäre kommt es zu einem erhöhten Luftwiderstand für Satelliten in niedrigen Orbits (Low Earth Orbit). Etwa kamen auf diese Weise am 4. Februar 2022 rund 40 Starlink-Satelliten einen Tag nach dem Start vom geplanten Orbit ab und verglühten anschließend in der Atmosphäre.
  • Stromnetz: Bei einem schweren Sonnensturm kann es im Stromnetz zu geomagnetisch induziertem Strom und damit zu Schäden an Leistungstransformatoren kommen, was mitunter zu einem Blackout führen kann. Beispielsweise kam es  infolge von schweren Sonnenstürmen am 13. März 1989 zu einem 9-stündigen Ausfall des Stromnetzes im Osten Kanadas bzw. am 29 Oktober 2003 in Schweden.
  • Strahlung: Lebenwesen in Polargebieten (auch Flugzeuginsassen) sowie Astronauten auf der ISS können einer erhöhten kosmischen Strahlung ausgesetzt sein.
ACE-Messdaten eines G6-Sonnensturms inkl. schematischer Darstellung.© www.stce.be

Polarlichter

Polarlichter treten in den hohen Breiten nahezu täglich auf, da sich das Erdmagnetfeld hier zur Erdoberfläche neigt. Partikelströme wie der Sonnenwind können an den magnetischen Polen weiter in die Atmosphäre vordringen, wo sie auf Atome und Moleküle treffen und diese ionisieren. Dadurch wird ihnen Energie zugeführt, die sie in Form von Licht wieder abgeben. Die häufigste Farbe der Aurora ist grün und wird durch Sauerstoff in etwa 120 bis 180 km Höhe hervorgerufen. Seltener sieht man rot (Sauerstoff in Höhen über etwa 200 km) oder blau bis violett (durch Stickstoff teils bis in Höhen zwischen 80 und 100 km).

Mittlere Lage des Aurora-Ovals je nach KP-Index. Die Nordlichter sind am Horizont auch im Bereich der grünen Linie sichtbar bzw. vorübergehend auch weiter südlich. Beim sog. Carrington-Ereignis im Jahre 1859 wurden offenbar selbst in Rom Polarlichter gesichtet.©  Univ. of Fairbanks

Im hohen Norden von Alaska und Kanada, Russland und Skandinavien (z.B. Tromsø) treten Polarlichter beinahe jede Nacht auf (sofern der Sonnenstand tief genug ist und keine Wolken die Sicht verhindern). Bei starken Sonnenstürmen muss man in diesen Regionen oft südwärts blicken, um die Polarlichter zu sehen.

Wetterstationen im All

Um den Sonnenwind zu messen, wurde 1997 der Advanced Composition Explorer (ACE) zum sog. L1-Punkt geschickt. Es handelt sich um ein Gebiet im Sonnenystem, der auch als „Liberationspunkt“ bezeichnet wird, da hier die Gravitationsfelder von Sonne und Erde gleich stark sind. Er befindet sich etwa 1,5 Millionen Kilometer stromaufwärts von der Erde und 148,5 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Der ACE-Satellit misst u.a. den vorbeikommenden Sonnenwind, seine Zusammensetzung und physikalischen Eigenschaften. Ein Sonnensturm trifft auf diesen Satelliten etwa eine Stunde bevor er auf die Erde trifft. Seit 2015 wurde ACE durch DSCOVR ergänzt.

Die Lage der „Liberationspunkte“. (Bild via MetOffice)

Derzeit laufen die Vorbereitungen für einen weiteren Überwachungssatelliten am L5-Punkt (ESA Vigil), um einen seitlichen Blick auf Sonnenstürme zu ermöglichen. Dies ermöglicht eine viel genauere Überwachung der Ausrichtung und Geschwindigkeit von Sonneneruptionen. Geplant ist der Start der Mission für etwa Mitte der 2020er Jahre.

Vom L5-Punkt blickt man seitlich aus Sonne und Erde. © MetOffice

Die wichtigen Satelliten für das Weltraumwetter:

  • SOHO (Solar and Heliospheric Observatory); seit 1995 am L1-Punkt
  • ACE (Advanced Composition Explorer); seit 1997 am L1-Punkt
  • SDO (Solar Dynamics Observatory); seit 2010 in einer geosynchronen Umlaufbahn in etwa 35.000 km Höhe.
  • STEREO (Solar Terrestrial Relations Observatory); seit 2006, STEREO-A umkreist die Sonne in knapp 150 Mio km Entfernung; der Kontakt zu STEREO-B wurde im Jahre 2014 bzw. 2016 verloren.
  • DSCOVR (Deep Space Climate Observatory); seit 2015 am L1-Punkt

Weiters gibt es noch einige andere Forschungssatelliten bzw. Raumsonden, die teils sehr nahe an der Sonne vorbeifliegen, wie etwa die Parker Solar Probe. Diese nähert sich alle paar Monate der Sonne bis auf ein paar Millionen Kilometer an und durchfliegt dabei die Korona (die äußere, extrem heiße Schicht der Sonnenatmosphäre).

Aktuelle Lage samt Prognose diverser Stelliten. © https://helioforecast.space/now

Titelbild © pixabay.com

-68 Grad: Die kältesten bewohnten Orte der Welt

Der kälteste Ort liegt in der Antarktis

Ideale Bedingungen für eisige Temperaturen findet man in kontinentalen Gebieten, also weit weg vom Meer und besonders in Hochtälern sowie in Becken- oder Muldenlagen. Zusätzlich sind folgende Bedingungen für eine starke Abkühlung der Luft besonders förderlich:

  • windschwache Verhältnisse
  • sternenklarer Himmel bzw. sehr trockene Luft
  • schneebedeckter Boden
  • tiefer Sonnenstand

Gefrierschrank Sibirien

Die kältesten bewohnten Orte der Erde befinden sich im Nordosten Sibiriens in Russland. Werchojansk sowie Oimjakon halten die Rekorde bei den Tiefstwerten mit jeweils -67,8 Grad Celsius. Die Entfernung dieser Orte beträgt etwa 630 km und in dieser Gegend sind häufig Hochdruckgebiete wetterbestimmend. Gebirgsketten umgeben die Region und sorgen für ausgeprägte Inversionswetterlagen. Das Meer hat kaum einen Einfluss auf das dortige Klima.

Rekordhalter Antarktis

Es geht aber noch kälter! Der sogenannte Gefrierschrank der Erde befindet sich in der Antarktis in der südlichen Hemisphäre. Am Ostantarktischen Plateau befindet sich seit 1957 die russische Antarktisstation namens „Wostok“in etwa 3.500 m Höhe, 1287 km vom geographischen Südpol entfernt. Am 21. Juli 1983 wurden dort eisige -89,2 Grad Celsius gemessen. Im Jahr 2010 wurden −93,2 Grad  und im Juli 2004 sogar -98,6 Grad Celsius registriert. Diese Werte wurden aber nicht offiziell anerkannt, da sie anhand von Satellitendaten ermittelt wurden (statt mit einer Wetterstationen in 2 m Höhe über dem Boden gemessen).

Rekorde der Kontinente

Kontinent Wert und Datum Ort
Antarktis -89.2 °C  am 27.7.1983 Wostok-Station
Asien -67,8 °C am 7.2.1892

-67,8 °C am 6.2.1933

Werchojansk bzw. Oimjakon, Russland
Australien -23,0 °C am 29.6.1994 Charlotte Pass, NSW
Afrika -23,9 °C am 11.2.1935 Ifrane, Marokko
Nordamerika -63,0 °C am 3.2.1947 Snag, Yukon, Kanada
Südamerika -32,8 °C am 1.6.1907 Sarmiento, Argentinien
Europa -58,1 °C am 31.12.1978 Ust-Schtschuger, Russland
Europa (EU) -52,6 °C am 2.2.1966 Vuoggatjålme, Schweden

Anbei noch die tiefsten gemessenen Temperaturen in bzw. am Rande von bewohnten Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz:

  • -41.8 Grad in La Brevine im Neuenburger Jura / CH (12.1.1987)
  • -37.8 Grad in Hüll/Wolnzach in Bayern / D (12.2.1929)
  • -36.6 Grad in Zwettl im Waldviertel / A (12.2. 1929 )

Noch tiefere Temperaturen wurden allerdings in manchen Senken bzw.  Dolinen in höheren Lagen der Alpen gemessen wie etwa im Grünloch in Österreich (-52.6 Grad), am Funtensee in Bayern (-45,9), auf der Glattalp in der Schweiz (-52,5) oder in der Busa Fradusta (-49,6) in Italien.

Kälteste Hauptstadt

Als kälteste Hauptstadt der Welt gilt mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von -2 Grad Ulaanbaatar in der Mongolei. Die tiefste gemessene Temperatur in der Metropole mit 1,5 Millionen Einwohnern liegt bei -42,2 Grad. An zweiter Stelle folgt Astana in Kasachstan, wo es im Mittel zwar etwas milder ist, dafür die Extreme aber ausgeprägter sind.

Sturm, Orkan und die Beaufortskala

Sturm Orkan

Phänomenologisch beschreibt die Beaufortskala die Wirkung der Windgeschwindigkeit, sowohl auf dem Land als auch auf dem Meer, in 13 Stärken bzw. Stufen von 0 (= Windstille, Flaute) bis 12 (= Orkan).

Beaufort
km/h Bezeichnung der Windstärke Bezeichnung des Seegangs Wirkung auf dem Land
0 0-1 Windstille, Flaute völlig ruhige, glatte See keine Luftbewegung
1 1-5 leichter Zug Ruhige, gekräuselte See kaum merklich, Windfahnen unbewegt
2 6-11 leichte Brise schwach bewegte See Blätter rascheln, Wind im Gesicht spürbar
3 12-19 schwache Brise schwach bewegte See Blätter und dünne Zweige bewegen sich
4 20-28 mäßige Brise leicht bewegte See Zweige bewegen sich
5 29-38 frische Brise mäßig bewegte See größere Zweige und Bäume bewegen sich, Wind deutlich hörbar
6 39-49 starker Wind grobe See dicke Äste bewegen sich, hörbares Pfeifen
7 50-61 steifer Wind sehr grobe See Bäume schwanken, Widerstand beim Gehen gegen den Wind
8 62-74 stürmischer Wind mäßig hohe See große Bäume werden bewegt, beim Gehen erhebliche Behinderung
9 75-88 Sturm hohe See Äste brechen, kleinere Schäden an Häusern, beim Gehen erhebliche Behinderung
10 89-102 schwerer Sturm sehr hohe See Bäume werden entwurzelt, Baumstämme brechen, größere Schäden an Häusern; selten im Landesinneren
11 103-117 orkanartiger Sturm schwere See heftige Böen, schwere Sturmschäden, schwere Schäden an Wäldern, Gehen ist unmöglich; sehr selten im Landesinneren
12 >117 Orkan außergewöhnlich schwere See schwerste Sturmschäden und Verwüstungen; sehr selten im Landesinneren

Sturm und Orkan

Als Sturm werden mittlere Windgeschwindigkeiten (über 10 Minuten gemessen) von mindestens 75 km/h oder 9 Beaufort bezeichnet. Wenn ein Sturm eine Windgeschwindigkeit von mindestens 118 km/h oder 12 Beaufort erreicht, spricht man hingegen von einem Orkan. Erreicht der Wind nur kurzzeitig Sturmstärke, also für wenige Sekunden, so spricht man von Sturmböen bzw. ab 118 km/h von Orkanböen. Beispielsweise wenn der Wind im Mittel mit 45 km/h weht, es aber Böen von 75 km/h gibt, handelt es sich nicht um einen Sturm, sondern um starken Wind mit Sturmböen. Manche Wetterdienste sprechen von einem Sturmtief allerdings bereits ab mittleren Windgeschwindigkeiten der Stärke 8  bzw. von einem Orkantief ab mittleren Windgeschwindigkeiten der Stärke 11.

Francis Beaufaurt

Die Beaufortskala verdankt ihren Namen den britischen Hydrographen Francis Beaufort, der die Skala 1806 das erste mal in dieser Form veröffentlichte. Gute 30 Jahre später wurde die Skala dann von der britischen Admiralität als verbindlich eingeführt, allerdings ohne auf Beaufort Bezug zu nehmen. Erst 1906 machte der britische Wetterdienst diese als ‚Beautfortskala‘ bekannt.

Titelbild © Adobe Stock

1. Dezember: Meteorologischer Winterbeginn

Winterliche Kälte lässt Seifenblasen gefrieren.

Astronomischer Winter

Durch die Wintersonnenwende, die mit der längsten Nacht und dem kürzesten Tag des Jahres einhergeht, wird der astronomische Beginn des Winters festgelegt. Der kalendarische Eintrittspunkt variiert und fällt, abhängig vom Abstand zum letzten Schaltjahr, immer entweder auf den 21. oder 22. Dezember. Im Jahr 2022 fällt der kalendarische Winterbeginn auf den 21. Dezember. Beendet wird der Winter stets durch die Tag-und-Nacht-Gleiche, dem sogenannten Äquinoktium, am 20. März 2023.

Gut zu sehen ist die Ursache für die Jahreszeiten bei uns auf der Erde auf folgender Grafik: Auf ihrem Weg um die Sonne (1 Umlauf dauert 365 Tage) ist die Nordhalbkugel rund um den 21.12. der Sonne abgeneigt, wir erhalten also viel weniger Strahlung von der Sonne als im Sommer (da ist die Nordhalbkugel der Sonne zugeneigt). Dieses unterschiedliche Strahlungsangebot sorgt für die Jahreszeiten.

Die Roation der Erde um die Sonne verursacht Jahreszeiten.
Die Rotation der Erde um die Sonne verursacht Jahreszeiten.

Meteorologischer Winter

Die Meteorologie hat aus statistischen Gründen den Beginn des Winters auf den 1. Dezember festgelegt. So können Statistiken bzw. Klimavergleiche leichter erstellt werden. Der Winter geht in der Meteorologie somit immer vom 1. Dezember bis zum letzten Tag des Februars. Ausgenommen davon ist natürlich die Südhalbkugel, hier sind alle Jahreszeiten um jeweils ein halbes Jahr verschoben.

Der meteorologische Herbst schließt deutlich zu mild ab. © UBIMET

Einen Ausblick auf den Winter gibt es hier: Winter 2022 in Österreich, eine erste saisonale Prognose

Phänologischer Winter

Eine weitere Festsetzung des Winterzeitraums findet in der Phänologie statt. Als Winter wird hier jene Zeitspanne definiert, in der alle Bäume ihr Laub verloren haben (von wenigen Ausnahmen wie z.B. wintergrünen Laubgehölzen abgesehen), das Wintergetreide aufläuft und im Allgemeinen Vegetationsruhe herrscht. Der phänologische Winter dauert meist von Ende November/Anfang Dezember bis Mitte/Ende Februar, also recht ähnlich zu seinem meteorologischen Pendant.

Quelle Titelbild: https://pixabay.com/

Regen und Schnee: Die Schneefallgrenze in den Alpen

Schneefallgrenze

Die Schneefallgrenze taucht im Winter in nahezu jedem Wetterbericht in den Alpen auf, sofern Niederschlag erwartet wird.  Meist wird für diesen Höhenbereich eine gewisse Spanne angegeben, da sich die Schneefallgrenze im Laufe der Zeit meist ändert und besonders in den Alpen selbst auf vergleichsweise kleinem Raum größere Unterschiede auftreten.

Die Schneefallgrenze am Dienstagabend in Österreich. © UBIMET

50:50

Bei der Schneefallgrenze handelt es sich nicht um eine scharfe Grenze, wo der fallende Schnee abrupt in Regen übergeht, sondern um eine unterschiedlich  mächtige Schmelzschicht. Laut Definition liegt die Schneefallgrenze dabei in jener Höhenlage, wo das Verhältnis zwischen Schneeflocken und Regentropfen 50 zu 50 beträgt. Die Schneefallgrenze liegt stets etwas tiefer als die Nullgradgrenze, je nach Luftschichtung meist um etwa 200 bis 400 Meter. Meteorologen verwenden auch gerne die sog. Feuchtkugeltemperatur: Wenn diese unter +0,5 Grad liegt, fällt meist Schnee, bei Werten zwischen +0,5 und +1 Grad dagegen Schneeregen. Eine Ausnahme stellen allerdings Inversionswetterlagen dar, dann kann es manchmal auch zu gefrierendem Regen kommen.

Schneeregen
An der Schneefallgrenze. © www.foto-webcam.eu

Schneefall- und Schneegrenze

Schnee fällt zwar häufig auch noch bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, meist findet dann aber keine Akkumulation am Boden statt. Das Höhenniveau, ab dem der Schnee auch liegen bleibt, wird als Schneegrenze bezeichnet. Diese liegt meist auf halber Höhe zwischen der Schneefallgrenze und der Nullgradgrenze. Schneeflocken können aber nicht nur schmelzen, sondern vor allem in trockener Luft auch verdunsten bzw. sublimieren: Damit kühlt die Oberfläche der Schneeflocken ab, weshalb es selbst bei deutlichen Plusgraden noch immer schneien kann. Im Extremfall, wie etwa unterhalb einer Föhnmauer, kann der gesamte Schnee sublimieren. In sehr trockener Luft sind zudem selbst bei Temperaturen um +5 Grad noch Schneeflocken möglich.

Schneefallgrenze
Die Schneegrenze ist in den Alpen meist gut sichtbar. ©’www.foto-webcam.eu

Niederschlagsabkühlung

Wenn Schneeflocken bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt schmelzen, wird der Umgebungsluft etwas Wärme entzogen. Damit kühlt sich die Luft bei windschwachen Verhältnissen nach und nach auf 0 Grad ab. Vor allem in engen Alpentälern, wo das Luftvolumen geringer als über der Ebene ist, kann die Schneefallgrenze daher bei starken Niederschlagsraten rasch bis zum Talboden absinken. Die Luftschichtung liegt dann meist bis zum Kammniveau bei exakt 0 Grad, weshalb Meteorologen auch den Begriff „isothermer Schneefall“ verwenden. Somit kann es selbst bei einer vergleichsweise milden Luftmasse bis in manche Tallagen schneien, während die Schneefallgrenze abseits der Alpen teils sogar um 1000 m höher liegt (die kalte Luft wird nicht herangeführt, sondern die vorhandene Luft wird an Ort und Stelle abgekühlt). Bekannt dafür sind unter anderem die Täler Osttirols und Oberkärntens bei Italientiefs, während dieses Phänomen in windigen Regionen wie etwa im Wiener Becken nur selten eine Rolle spielt.

Schneefall
Schneefall im Drautal. © www.foto-webcam.eu

Bild von Jonathan Sautter auf Pixabay

Italientiefs: Regen und Schnee in Österreich

Regen

Wenn kalte Luftmassen westlich der Alpen in den Mittelmeerraum vordringen, sind die Bedingungen für die Entstehung von Tiefdruckgebieten rund um dem Golf von Genua aufgrund der Position und Ausrichtung der Alpen besonders günstig. In Österreich kommt dabei meist eine südliche Höhenströmung auf, welche feuchte Mittelmeerluft zu den Alpen führt. Italientief ist aber nicht gleich Italientief, so können die Auswirkungen auf unser Wetter sehr unterschiedlich ausfallen.

Besondere Wetterlagen

Die meisten Italientiefs ziehen vergleichsweise schnell nach Osten oder Südosten ab und sorgen nur vorübergehend für kräftige Niederschläge im Süden Österreichs. Italientiefs stehen allerdings auch im Zusammenhang mit markanten Wetterlagen, welche gebietsweise mit großen Niederschlagsmengen verbunden sind:

  • Ergiebiger Südstau (v.a. in Osttirol und Oberkärnten)
  • Gegenstromlage (im gesamten Alpenraum)
  • Vb-Tief bzw. „Fünf-b-Tief“ (v.a. im Osten und Südosten)

Südstau

Nahezu ortsfeste Tiefdruckgebiete über dem westlichen Mittelmeerraum sorgen in Österreich für eine anhaltende Südströmung. Bevor die Luft auf die Alpen prallt, nimmt sie über dem Mittelmeer viel Feuchtigkeit auf und wird in weiterer Folge in den Südalpen wie ein Schwamm ausgepresst. In Österreich sind davon Osttirol und Oberkärnten besonders stark betroffen.  Je nach Ausrichtung und Stärke der Höhenströmung gibt es dabei die größten Niederschlagsmengen in der Regel im Gail- und Lesachtal oder am Loibl in den Karawanken. Erst Ende August gab es etwa am Nassfeld in Kärnten rund 300 mm Regen in nur zwei Tagen.

Solange keine kühle Luft aus NW eintrifft, weht in den Nordalpen Föhn.

Im Winterhalbjahr kann die Schneefallgrenze bei solchen Lagen selbst bei einer relativ hohen Nullgradgrenze um 2000 m Höhe bis in manche Tallagen absinken: Die Schmelzwärme des Schnees, die der Umgebung entzogen wird, sorgt nämlich in engen Tälern für eine Abkühlung der Luft bis auf 0 Grad. Weitere Hintergründe zum Thema Niederschlagskühlung haben wir kürzlich hier zusammengefasst.

Gegenstromlage

Bei vielen Südstaulagen weht in den Nordalpen gleichzeitig Föhn. Wenn das dazugehörige Höhentief allerdings nahezu ortsfest knapp westlich von Österreich zu liegen kommt, sickert an der Alpennordseite aus Nordwesten kühle Luft ein, die den Föhn abheben lässt. Die südliche Strömung im Kammniveau sinkt dann an der Alpennordseite nicht mehr ab, sondern gleitet über die kühle Luft in tiefen Schichten auf. Der Niederschlag kann aus Süden also auch auf die Alpennordseite übergreifen. Meteorologen sprechen dann von einer Gegenstromlage, da in den Tälern der Nordalpen eine schwache nördliche Strömung aufkommt, während in der Höhe starker Südwind weht. Bei diesen Wetterlagen kann die Schneefallgrenze je nach Niederschlagsintensität dank der Niederschlagsabkühlung bis in manche Täler der Nordalpen absinken, so ist diese Wetterlage meist auch für den ersten Schnee der Saison etwa am Brenner oder im Pinz- und Pongau verantwortlich.

Eine Gegenstromlage sorgt auch in den Nordalpen für Regen bzw. Schneefall.

Vb-Tief

Wenn Italientiefs sich ost- bis nordostwärts über die Adria in Richtung Ungarn und schließlich Polen verlagern, bestehen auch im Osten Österreichs die größten Chancen auf kräftigen Regen bzw. Schneefall. Bei solch einer Zugbahn des Tiefkerns sprechen Meteorologen auch von einem Vb-Tief („Fünf-b-Tief“).

Die häufigsten Zugbahnen von Tiefdruckgebieten nach van Bebber und Köppen (1891).

Auch bei dieser Wetterlage gleiten feuchte Luftmassen auf der kühlen Luft in tiefen Schichten auf, aufgrund der Zugbahn des Tiefs sind die größten Niederschlagsmengen aber im Osten und Südosten Österreichs zu erwarten. Diese Wetterlage ist relativ selten, im Winter kann sie aber zu markanten Wintereinbrüchen führen.

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Straßenverhältnisse im Herbst: 5 Herausforderungen für Autofahrer

Straße im Herbst

Die Umstellung von Sommerzeit auf Winterzeit findet zwar erst Ende Oktober statt, doch schon jetzt werden die Tage merklich kürzer. Der Pendelverkehr verlagert sich nun zunehmend in die Dämmerung. Mehrere Gefahrenquellen werden somit für Autofahrer zunehmend zum Thema:

  1. Wildwechsel
  2. Nebel
  3. Eis
  4. Laub
  5. Sonnenblendung

Wildwechsel

Besonders jetzt im Herbst ist zur Dämmerung viel Wild unterwegs. Da Wildtiere oft auf bekannten Wegen die Verkehrsstraßen der Menschen passieren, warnen Hinweisschilder an besonders gefährlichen Stellen vor dem Wildwechsel. Mit angepasster Fahrgeschwindigkeit sowie besonderer Bremsbereitschaft kann die Gefahr von Zusammenstößen zwischen Autos und Wildtieren zumindest minimiert werden, nichtsdestotrotz gibt es Jahr für Jahr zahlreiche Unfälle, allein in Österreich kamen in der Saison 2018/19 mehr als 75.000 Wildtiere durch eine Kollision mit einem Fahrzeug zu Schaden. Wenn Wild unmittelbar vor dem Auto über die Straße läuft, sollte man versuchen nur zu Bremsen und nicht zu lenken, da man sonst riskiert von der Straße abzukommen (was meist noch gefährlich ist).

Gefahr von Wildwechsel auf den Straßen.
Gefahr von Wildwechsel auf den Straßen. © pixabay.com

Nebel

In den kommenden Wochen nimmt die Nebelanfälligkeit kontinuierlich zu. Bekannte Nebelregionen sind beispielsweise der Bodenseeraum, der Donauraum, das Klagenfurter Becken und das Schweizer Mittelland. Die Sichtweite kann dabei drastisch abnehmen, besonders auf Schnellstraßen muss man also stets einen ausreichenden Sicherheitsabstand halten!

Raureif und Nebel
Reif und Nebel im Herbst. © Adobe Stock

Frost

Frost ist ein Wetterparameter, der erst zum Ende des Herbstes wirklich verbreitet auftritt, in Tal- und Beckenlagen kann es aber bereits jetzt Bodenfrost geben. Besonders auf Brücken kann es dann in den Nächten nach Durchzug einer Wetterfront glatt werden und in klaren Nächten kann sich Reif bilden. Dies ist besonders gefährlich, wenn man im Herbst noch mit Sommerreifen unterwegs ist, daher empfiehlt es sich bereits jetzt auf Winterreifen umzusteigen.

Rutschiges Laub

Herabfallendes Laub ist vor allem im Oktober und November ein Problem. Gerade nach windigen Tagen sowie kalten Nächten präsentieren sich viele Straßen übersät von bunten Blättern. In Kombination mit Regen oder Tau wirkt das nasse Laub wie ein natürliches Schmiermittel. Ein rechtzeitige Abnahme der Fahrgeschwindigkeit schafft Abhilfe. Allgemein bleiben die Straßen nach einem Frontdurchgang in dieser Jahreszeit immer länger feucht, da die Sonne kaum noch Kraft und Zeit hat, um den Boden zu erwärmen. Spätesten wenn der Winterdienst unterwegs ist, muss man häufiger die Scheiben putzen, man sollte also stets ausreichend Scheibenwaschflüssigkeit haben.

Laub auf den Straßen im Herbst.
Laub auf den Straßen im Herbst. © Adobe Stock

Sonnenblendung

Die Sonne geht immer später auf und immer früher unter, dadurch kann es am Weg zur Arbeit häufiger passieren, dass man beim Autofahren an manchen Stellen direkt in die Sonne schaut. Dies wirkt sich negativ auf die Sichtweite aus, im Extremfall kann sie sogar schlechter als bei Nebel sein! Selbst die Sonnenblende hilft manchmal nicht, sondern nur eine Verminderung der Fahrgeschwindigkeit.

Titelbild © Adobe Stock

Herbst bringt oft Föhn in den Alpen

Föhn in den Bergen.

Im Allgemeinen ist Föhn ein Wind, der auf der Leeseite von Gebirgen durch Absinken wärmer und relativ trockener wird. Wenn Gebirgsketten der Luftströmung  im Weg stehen, kann Luft auf der windabgewandten Seite des Gebirges (im Lee) bei bestimmten Bedingungen als trockener Wind in die Täler durchgreifen. In Europa sind es die über weite Strecken West-Ost verlaufenden Alpen, die namensgebend für dieses Phänomen sind, das sich je nach Anströmung meist als Süd- oder Nordföhn äußert. Es gibt aber durchaus auch Westföhn, wie etwa am Alpennordrand, im Inntal oder auch im Wiener Becken.

Hochreichender Föhn

Die bekannteste Form ist der Südföhn, wenn Luft von Italien über die Alpen nordwärts strömt. Typisch dafür ist die Annäherung eines kräftigen Tiefs über Westeuropa. An dessen Vorderseite baut sich über dem Alpenraum eine straffe Südwestströmung auf. Der Luftdruckunterschied zwischen Alpensüd- und Alpennordseite setzt die Föhnströmung in Gang. Bei der klassischen Föhntheorie („Schweizer Föhn„), kühlt die Luft beim Aufsteigen an der Alpensüdseite ab, wobei es vielfach zur Kondensation und oft auch zur Niederschlagsbildung kommt. Auf der anderen Seite des Gebirgskamms rauscht die Luft dann als turbulenter Fallwind talwärts, wobei sich diese, ihrer Feuchtigkeit mittlerweile entledigt, schneller erwärmen kann, als sie sich zuvor abgekühlt hat. So kommt es dass die Luft bei gleicher Höhenlage an der Alpennordseite deutlich wärmer als an der Alpensüdseite ist.

Der „Schweizer“ Föhn. © Roland Stull; Univ. of British Columbia

Seichter Föhn

Wolken und Niederschlag im Luv der Berge sind aber keine Voraussetzung, so kommt es immer wieder zu Föhn, obwohl der Himmel auf beiden Seiten der Alpen nahezu wolkenlos ist. Sehr häufig trennen die Alpen nämlich unterschiedliche Luftmassen: In solchen Fällen kann die kühlere Luft durch die Einschnitte des Alpenhauptkamms hindurchfließen, wie etwa im Bereich des Brenners, und dann wasserfallartig  in die Täler strömen, wobei sie durch Kompression abgetrocknet bzw. erwärmt wird (u.a.. wird auch der Begriff  „Österreichischer Föhn“ herangezogen). Diese Föhnluft steigt zuvor nicht am Südhang der Alpen auf, sondern befindet sich in mittleren Höhenniveaus über den mit Kaltluft gefüllten Tälern südlich des Alpenhauptkamms.

Der „österreichische“ Föhn. © Roland Stull; Univ. of British Columbia

Beide Föhntypen können überall auftreten, es handelt sich keineswegs um geographisch begrenzte Varianten, so gibt es durchaus auch in Österreich Föhnlagen mit starkem Niederschlag in den Südalpen. Der Begriff „Österreichischer Föhn“ stammt aus Innsbruck, da es hier besonders häufig föhnig ist, auch wenn in Südtirol mitunter noch die Sonne scheint.

Trajektorien der Luft bei Südföhn im Linth- (oben), Rhein- (Mitte) und Wipptal (unten) bei verschiedenen Luftmassen (links = warm, mittig = mild, rechts = kühl) - Jansing, L. & Sprenger, M.(2022) Thermodynamics and airstreams of a south foehn event in different Alpine valleys. Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society, 148( 746), 2063– 2085. Available from: https://doi.org/10.1002/qj.4285
Trajektorien der Luft bei Südföhn im Linth- (oben), Rhein- (Mitte) und Wipptal (unten) bei verschiedenen Luftmassen (links = warm, mittig = mild, rechts = kühl) – Jansing, L. & Sprenger, M.(2022) Thermodynamics and airstreams of a south foehn event in different Alpine valleys. Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society, 148( 746), 2063– 2085. Available from: https://doi.org/10.1002/qj.4285

Frühjahr und Herbst

Speziell im Winter steigt die Wahrscheinlichkeit für zähe Kaltluftseen in den tieferen Tallagen deutlich an. Dann kommt es bei schwach ausgeprägten Luftdruckunterschieden vor, dass sich der Föhn nicht gegen die kalte Talluft durchsetzen kann und sich auf die Hochtäler beschränkt. Gut zu sehen ist dieses winterliche Minimum auch im folgenden Bild, es zeigt die Häufigkeit für Südföhn in Innsbruck im Laufe eines Jahres: Die „föhnigste“ Jahreszeit ist demnach der Frühling (der hohe Sonnenstand begünstigt den Föhndurchbruch), ein zweites Maximum gibt es im Oktober. Im Sommer sind die Druckgegensätze und die Höhenströmung dagegen meist nur schwach ausgeprägt.

Boxplot der monatlichen Anzahl von Föhntagen in Innsbruck. © A. Ortner / Uni Innsbruck

Des einen Freud, des anderen Leid

Im Gegensatz zur Luv-Seite, wo der Himmel oft bewölkt ist und zum Teil auch der feuchte und kühle Wettercharakter dominiert, bewirkt Föhn als trockener Wind im Lee oft freundliche Wetterbedingungen. Dabei zeigt sich der Himmel häufig wolkenarm und somit kommen in den Bergen Sonnenhungrige auf ihre Rechnung. Im östlichen Flachland kommt es bei leicht föhnigem Wetter dagegen besonders häufig zu zähem Nebel. Der Föhn kann in Sachen Windstärke allerdings Probleme bereiten und örtlich durchaus auch für Sturmschäden verantwortlich sein. Überdies ist der Föhn bei manchen Menschen in Verruf geraten, denn er steht in Verdacht, den Organismus zu beeinflussen. Empfindliche Menschen leiden bei Föhn unter Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, innerer Unruhe und mitunter auch unter Kreislaufbeschwerden. Weiters kann die südliche Höhenströmung auch Saharastaub im Gepäck haben, weshalb die Luft bei Föhnlagen manchmal diesig erscheint und die Fernsicht eingeschränkt ist.

Foto: jan.remund auf visualhunt.com

Goldener Herbst in den Alpen: Das Spektakel der Lärchen hat begonnen

Lärchen im Herbstgewand - VisualHunt.com

Eine Lärche im Herbstgewand ist schon etwas Besonderes. Wenn die Zeit gekommen ist, nehmen ganze Hänge oder Täler vor allem in den Morgenstunden und am Abend die typisch goldenen Töne des Herbstes in den Alpen an. Auch wenn die Temperaturen momentan nicht wirklich herbstlich sind, reicht die reduzierte Sonneneinstrahlung, um die Umfärbung von Blättern (bzw. im Fall von Lärchen von Nadeln) zu aktivieren. Dies sieht man sogar vom Satellit, wenn man Mitte August mit Mitte Oktober vergleicht: Die Zunahme der Schneebedeckung im Hochgebirge (weiß) fällt besonders auf, aber auch die deutlich rötlicheren Töne in mittleren und hohen Lagen sind gut erkennbar.

Vergleich vom Satellit zwischen August und Oktober: Schnee im Hochgebirge und Herbstfärbung in mittleren Lagen sind gut erkennbar - ESA Sentinel 2 / EO Browser
Vergleich vom Satellit zwischen August und Oktober rund um die Tauern: Schnee im Hochgebirge und Herbstfärbung in mittleren Lagen sind gut erkennbar – ESA Sentinel 2 / EO Browser

Die Magie der Lärche

Die Lärchen sind in Österreich die einzigen heimischen Nadelbäume, die im Herbst ihre Farbe ändern und im Winter die Nadeln fallen lassen. Dieser Prozess dient einzig und allein dem Überleben des Baumes. Denn die relativ dünnen, ungeschützten Nadeln der Lärchen würden in der kalten Jahreszeit viel zu viel Wasser verbrauchen und die strengen Temperaturen sowieso nicht überleben. Mit diesem Trick können Lärchen hingegen Temperaturen von bis zu -40 Grad ohne Probleme durchstehen. Wie schnell dieses Schutzmanöver eingesetzt wird, sieht man ganz gut in der unten stehenden Animation aus Oberkärnten. In nur zwei Wochen hat sich hier der Lärchenwald oberhalb von etwa 1700 m gelb-orange verfärbt!

Allmählich Färbung der Lärchen in den Nockbergen (Kärnten) zwischen Ende September und Mitte Oktober - https://nockalmstrasse.panomax.com/
Allmähliche Färbung der Lärchen in den Nockbergen (Kärnten) zwischen Ende September und Mitte Oktober – https://nockalmstrasse.panomax.com/

Goldener Herbst in den Alpen

Ein beeindruckendes Video aus der Schweiz vom 18. Oktober verrät uns, dass die wohl schönste Herbstzeit in den Alpen voll im Gange ist. Ab jetzt und für die kommenden paar Wochen lohnt es sich besonders, bei Schönwetter Wanderungen zwischen 1500 m und 2000 m zu unternehmen!

Die Lage ist in den österreichischen Alpen natürlich ähnlich: Ab den mittleren Lagen überwiegen bereits die goldenen Töne. Alle Webcams könnt ihr auf Foto-Webcam.eu finden.

Herbstliche Stimmung in den Alpen - www.foto-webcam.eu
Herbstliche Stimmung in den Alpen – www.foto-webcam.eu
Herbstliche Stimmung in den Alpen - www.foto-webcam.eu
Herbstliche Stimmung in den Alpen – www.foto-webcam.eu
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Herbstliche Stimmung in den Alpen – www.foto-webcam.eu
Herbstliche Stimmung in den Alpen - www.foto-webcam.eu
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Herbstliche Stimmung in den Alpen - www.foto-webcam.eu
Herbstliche Stimmung in den Alpen – www.foto-webcam.eu

 

Titelbild: Lärchen im Herbstgewand – VisualHunt.com

Inversionswetterlage mit Nebel und Hochnebel

Nebel

Zu dieser Jahreszeit stellt sich unter beständigem Hochdruckeinfluss immer öfter eine sogenannte Inversionswetterlage ein. Diese zeichnet sich durch eine Umkehr der normalerweise vorherrschenden Abnahme der Temperatur mit der Höhe aus, so ist es in mittleren Höhenlagen milder als in den Tal- und Beckenlagen. Dies hat zwei Ursachen:

  • Den Sonnenstand
  • Die Subsidenz bei Hochdrucklagen

Lange Nächte

Die Nächte in Mitteleuropa sind bereits über 13 Stunden lang und die Sonne steht tagsüber etwa in Wien maximal 33 Grad über dem Horizont. Die unteren Luftschichten kühlen in den langen Herbstnächten stark aus und besonders in den Tal- und Beckenlagen entstehen sogenannte Kaltluftseen, die durch die immer schwächere Sonne erst spät oder gar nicht mehr ausgeräumt werden können.

Im Herbst gibt es viel Nebel
Nebel im Rheintal. © www.foto-webcam.eu

Subsidenz

Kräftige Hochdruckgebiete im Herbst sorgen in der freien Atmosphäre für eine absinkende Bewegung der Luft („Subsidenz“). Wenn Luft absinkt, dann gelangt sie unter höheren Luftdruck und wird demzufolge komprimiert und erwärmt. Dies hat zur Folge, dass die Luft im Gebirge oft sehr trocken und die Fernsicht ausgezeichnet ist. Die Grenze zum darunterliegenden Kaltluftsee wird dann besonders markant und fördert beständigen Nebel oder Hochnebel.

In den Tallagen hält sich Nebel
Inversion mit Subsidenz im Winter. © UBIMET / www.foto-webcam.eu

Während in den Tälern und Niederungen also graues und kühles Wetter herrscht, kann es in mittleren Höhenlagen tagsüber bei Sonnenschein mitunter auch mehr als 20 Grad milder sein! Aber auch ohne Hochnebel ist es unterhalb der Inversion häufig dunstig, denn durch die fehlende Durchmischung mit der oberen Atmosphäre sammeln sich Feuchte und Schadstoffe langsam an und die Sicht ist getrübt.

Eine Inversionswetterlage
Eine Dunstschicht im Zuge einer Inversionswetterlage in Osttirol. © www.foto-webcam.eu


Titelbild © https://www.foto-webcam.eu/

Optische Phänomene im Nebel

Nebel und Sonne

Bei Wanderungen durch eine Nebelschicht ist es empfehlenswert, an der Nebelobergrenze auf optische Effekte zu achten. Um diese zu beobachten muss man meist wie bei einem Regenbogen mit dem Rücken zur Sonne stehen. Anbei eine Übersicht der häufigsten optischen Phänomene im Nebel:

  • Glorie
  • Brockengespenst
  • Nebelbogen
  • Schattenstrahlen
Flugzeug über den Wolken
Auch aus dem Flugzeug lassen sich viele optische Phänomene beobachten. © AdobeStock

Glorie

Es handelt sich dabei um farbige Lichtbögen bzw. -kreise um den eigenen Schatten, dabei ist jeder Bogen ähnlich zu einem Regenbogen innen bläulich und außen rötlich. Im Kern umgibt eine runde, helle Fläche den Schatten des Beobachters. Die Bögen entstehen u.a. durch die Rückstreuung der Sonnenstrahlung in kleinen Wassertröpfchen (der Lichtstrahl breitet sich in der Tropfenoberfläche als Grenzflächenwelle aus und strahlt so auch in Rückwärtsrichtung Licht ab) und der anschließenden Beugung an  kleinen Wassertröpfchen. Durch Interferenz des gebeugten Lichtes entstehen schließlich die ringförmigen Strukturen.
Man kann diese optische Erscheinung vor allem am Nebelrand beobachten, wenn man mit dem Rücken zur Sonne steht und die Sonnenstrahlen von hinten auf die Wolken fallen. Das gleiche Phänomen kann man oft aber auch aus einem Flugzeug, beobachten, wenn man Wolken nach oben durchbricht. Eine ähnliche Lichterscheinung ist der sog. Heiligenschein, dessen Ursache Tautropfen etwa auf einer Wiese sind.

Glorie
Ein Glorie an der Wolkenoberseite. © AdobeStock

Brockengespenst

Die Glorie geht oft einher mit dem sogenannten Brockengespenst. Es handelt sich dabei um den Schatten des Beobachters, der in eine tiefer gelegene Nebelschicht projiziert wird. Im Gegensatz zum Schattenwurf auf festen Oberflächen erscheint der Schatten in die Tiefe projiziert und dadurch perspektivisch vergrößert. Insbesondere wenn man sich nahe an der Nebelschicht befindet, kann es dazu kommen, dass man sich über die Größe und die Bewegungen des eigenen Schattens erschrickt. Das Phänomen wurde erstmals auf dem Brocken von Johann Esaias Silberschlag im Jahre 1780 beobachtet und beschrieben.

Brockengespenst
Ein Brockengespenst inkl. Glorie. © AdobeStock

Nebelbogen

Bei einem Nebelbogen handelt es sich um einen kreisförmigen, weiß leuchtenden Bogen, der ganz ähnlich zu einem Regenbogen entsteht. Er wird daher manchmal auch „weißer Regenbogen“ genannt. Neben der Brechung und Reflexion des Lichtes spielen dabei auch Beugungseffekte eine Rolle. Auch dieses Phänomen kann man beobachten, wenn man sich am Nebelrand mit dem Rücken zur Sonne befindet. Der Nebelbogen ist breiter als ein Regenbogen und schimmert außen gelblich und am Innenrand bläulich, dazwischen ist er weiß. Je kleiner die Tröpfchen sind, desto lichtschwächer erscheint er. Ab etwa 5 Mikrometern Tröpfchengröße wird das Licht so schwach, dass man es nicht mehr wahrnehmen kann.

Nebelbogen
Ein Nebelbogen. © AdobeStock

Schattenstrahlen

Im Gegensatz zu den bisher beschrieben Phänomenen sieht man Schattenstrahlen, wenn man in Richtung Sonne blickt. Diese optische Erscheinung trägt viele Namen wie etwa Strahlenbüschel oder auch Nebelstrahlen (engl. allg. „crepuscular rays„). Meist kann man diese Strahlen beobachten, wenn man sich im Schatten von Bäumen befindet und in Richtung Sonne blickt. An den von der Sonne beschienen Bereichen wird das Licht an den kleinen Nebeltröpfchen gestreut und es entsteht ein scheinwerferähnlicher Effekt, als ob man die Sonnenstrahlen tatsächlich sehen könnte.

Schattenstrahlen im Nebel
Nebelstrahlen. © AdobeStock

 

Atmosphärischer Fluss leitet Wärmewelle ein

Österreich liegt derzeit unter dem Einfluss einer westlichen Höhenströmung und eine eingelagerte Warmfront zieht aktuell über den Norden des Landes hinweg. Mit der Warmfront erfassen feuchtwarme Luftmassen subtropischen Ursprungs das Land, welche uns in den kommenden Tagen sehr mildes Herbstwetter bescheren werden. Die Temperaturen erreichen von Sonntag bis Dienstag nochmals verbreitet die 20-Grad-Marke bzw. örtlich in den Nordalpen sogar bis zu 25 Grad. Die feuchtwarme Luft gelangt aktuell mit einem sog. „atmosphärischen Fluss“ nach Mitteleuropa.

Die Rückwärtstrajektorien zeigen die Herkunft der Luft am Alpennordrand. Bild: www.wetter3.de
Zu Wochenbeginn liegen die Temperaturen in Mitteleuropa deutlich über dem Mittel.

Atmosphärischer Fluss

Bei einem atmosphärischen Fluss handelt es sich um ein etwa 500 km breites und bis zu mehrere tausend km langes Band subtropischer Luft, welches mit einer straffen Strömung sehr viel Feuchtigkeit in die mittleren Breiten bzw, manchmal sogar bis in polare Breiten führt. Die folgende Animation zeigt das aus Satelliten-Daten abgeleitete niederschlagbare Wasser (genauer für Kenner: PWAT = precipitable water), welches den atmosphärischen Fluss vom subtropischen Atlantik bis nach Mitteleuropa sichtbar macht.

Ein atmosphärischer Fluss erstreckt sich vom subtropischen Atlantik bis nach Mitteleuropa.

Bei solchen Ereignissen kann es manchmal zu großen Regenmengen kommen, wobei allerdings mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Wenn der Fluss über einen längeren Zeitraum auf die gleiche Region trifft und insbesondere mit einer senkrechten Komponente auf eine Gebirgskette gerichtet ist, besteht die Gefahr von Hochwasser und Vermurungen. Aktuell trifft der Fluss mit einer senkrechten Komponente u.a. auf den Schwarzwald, allerdings ist die Wetterlage nicht festgefahren und damit verweilt der Fluss nur für eine vergleichsweise kurze Zeit. Die Alpen liegen parallel zum Fluss, damit bleiben die Regenmengen hierzulande gering, nur in den exponierten Lagen des Bregenzerwaldes gibt es nennenswerte Mengen um 30 Liter pro Quadratmeter.

U.a. im Weststau des Schwarzwaldes gab es bereits mehr als 50 mm Regen.

Atmosphärische Flüsse stehen manchmal im Zusammenhang mit extremen Regenmengen, ganz besonders im Bereich von Gebirgsketten im Zuge einer festgefahrenen Wetterlagen. Beispielsweise kam es vor knapp einem Jahr auf diese Weise auch am Rande von Vancouver zu schweren Überflutungen.

Ausgehend von den tropischen Regionen erstrecken sich stets mehrere atmosphärische Flüsse, aktuell u.a. auch entlang der Westküste Kanadas oder an der Südspitze Argentiniens.

Laubverfärbung im Herbst

Farben im Herbst - pixabay.com / claude05alleva

Im Sommer werden bei großen Bäumen mehrere hundert Liter Wasser pro Tag verdunstet. Wenn im Winter der Boden gefriert, bleibt der Wassernachschub aus, die Bäume und Sträucher können nicht mehr genug Wasser aufnehmen und würden vertrocknen. Deshalb entledigen sie sich im Herbst ihrer Blätter und stoppen so die Wasserabgabe. Für das Abwerfen der Blätter braucht es einen niedrigen Sonnenstand und kürzere Tage, nächtliche Temperaturen im einstelligen Bereich und mehrere sehr kühle Nächte hintereinander. Zudem wird der Vorgang auch durch Hormone gesteuert. Das Maximum der Herbstverfärbung ist im Oktober, in höheren Lagen etwas früher, in tiefen Lagen etwas später.

Herbstfarben. Bild © pixabay.com

Von gelb bis feuerrot

Der stickstoffreiche grüne Blattfarbstoff (Chlorophyll), mit dem die Pflanzen die Energie des Sonnenlichts für die Bildung von Zucker nutzen (Photosynthese), wird bei der Blattverfärbung in seine Bestandteile zerlegt und eingelagert. Im Laufe dieses Prozesses wird sichtbar, dass die Blätter auch orange und gelbe Farbstoffe enthalten: Karotinoide (gelb, orange, rot), Xanthophylle (gelb) und Anthocyane (oft rot). Pappel- und Ahornblätter werden beispielsweise gelb, Roteichen oft feuerrot.
Das leuchtende Farbenspiel des Herbstes beruht in erster Linie auf einer Änderung des Mengenverhältnisses dieser Blattfarbstoffe. Im Frühling und Sommer überwiegt der grüne Farbstoff, das für die Photosynthese unabdingbare Chlorophyll. Es überdeckt alle anderen Pigmente. Mit dem Verschwinden des Chlorophylls kommen jetzt die anderen Pigmente voll zur Geltung und verursachen die beeindruckende herbstliche – zumeist gelbliche – Laubfärbung.

Bunte Herbstimpressionen.
Bunte Herbstimpressionen. Bild © pixabay.com

Besonders intensiv zeigt sich die herbstliche Verfärbung in Nordamerika, hier unter dem Namen „Indian Summer“ bekannt. Der Grund liegt darin, dass unsere Bäume weniger Farbstoffe produzieren. Diese sind nämlich auch dazu da, die Wirkung des Sonnenlichtes abzuschirmen, sodass das lichtempfindliche Chlorophyll nicht angegriffen wird. Je sonniger es ist, desto intensiver sind so die Farben. Bei uns ist es durchschnittlich häufiger bewölkt, sodass sich ein intensiverer Sonnenschutz zumeist erübrigt.

Viele Vorteile für die Pflanzen

Der Blattabwurf ist dabei nicht nur ein wirksamer Verdunstungsschutz, sondern hat noch weitere Vorteile für die Pflanzen: Er entsorgt giftige Stoffwechsel-Endprodukte und gespeicherte Umweltgifte. Auch können kahle Bäume im Winter besser große Schneelasten aushalten, ohne dass Äste oder sogar Stämme brechen. Außerdem erhalten die im Frühjahr austreibenden Knospen durch den herbstlichen Laubfall ausreichend Licht für ihre Entwicklung.

Schneefall im Herbst - Adobe Stock
Schneefall im Herbst. Bild © AdobeStock

Nadelbäume

Während die meisten Laubbäume ihre Blätter im Herbst abwerfen, ist dies mit Ausnahme der Lärche bei den Nadelbäumen nicht der Fall. Die Blätter der Nadelbäume verfügen nämlich über eine dicke Wachsschicht und eine sehr feste Haut, welche die Verdunstung hemmt. Außerdem sind die sogenannten Spaltöffnungen, über die der Baum Wasser verdunstet, im Blatt versenkt, sodass die Verdunstung weiter gebremst wird. Hinzu kommt die kleine Oberfläche der Nadeln, wodurch sich die Verdunstung nochmals verringert. Deshalb ist ein herbstlicher Nadelfall nicht nötig. Dies gilt jedoch nicht für die Lärche, die oft in sehr kalten Regionen wächst, sodass die genannten Mechanismen nicht mehr wirken. Damit sie kein Wasser verdunstet, wirft sie im Herbst ihre Nadeln ab.

Herbst
Goldener Oktober in den Alpen. © www.foto-webcam.eu

Sommertrockenheit

Insbesondere bei längeren Trockenphasen, wie in diesem Sommer oder 2018, kam es auch bei uns immer wieder auch zu vorzeitigem Laubfall durch Vertrocknen der Blätter. Solche Ereignisse sind im Zuge der erwarteten weiteren Klimaerwärmung mit immer längeren sommerlichen Trockenphase in Zukunft immer häufiger zu erwarten.

Nebel in Deutschland

https://pixabay.com/de/photos/nebel-haus-wiese-weg-stra%c3%9fe-feld-5879649/

In den Tälern der Mittelgebirge kam es schon im Spätsommer und Frühherbst öfters zu Frühnebel. Jetzt, inmitten des Herbsts, beginnt die Nebelsaison so richtig auch abseits davon.

Typische Verteilung von Frühnebel

Nebel am Morgen gibt es in Deutschland besonders häufig entlang von größeren Flussläufen der Mittelgebirge. So findet man die besten „Chancen“ auf Nebel entlang von Weser, Werra, Fulda, Leine und Main. Enge Tallagen sind generell anfälliger für Frühnebel als das Flach- und Hügelland. Hochnebel dagegen ist auch oft in den Donauniederungen anzutreffen: Hier sammelt sich häufig kalt-feuchte und bodennahe Luft. Die Alpen, Schwäbische und Fränkische Alb, sowie der Bayerwald bilden eine Art Beckenrand, die kalte Luft ist sozusagen gefangen und kann sich unter bestimmten Bedingungen tage- oder auch wochenlang halten. Der Nebel-Hot-Spot Deutschlands ist die Bodenseeregion und das Hochrheintal an der Grenze zur Schweiz. Verhältnismäßig selten bekommt man Nebel von der Kölner Bucht bis ins Sauerland zu Gesicht.

Nebelkarte in Deustchland
Relative Nebelhäufigkeit in Deutschland (Quelle: http://archiv.nationalatlas.de/wp-content/art_pdf/Band3_50-51_archiv.pdf)
Am Bodensee ist es besonders oft nebelig. Bild © www.foto-webcam.eu

Temperaturunterschiede

Im Spätsommer und Herbst werden die Tage kürzer und die Nächte länger. Bei windstillen Verhältnissen und klaren Nächten kühlt die Luft stark ab und sammelt sich in Tälern und Senken. Immer öfter bildet sich darin ein Kaltluftsee, in dem es kühler ist als auf den umliegenden Hügeln und Bergen. Kalte Luft ist dichter als warme Luft und fließt von der Schwerkraft angetrieben zum niedrigsten Punkt eines Beckens oder Senke. Hinzu kommt, dass kalte Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann und somit schnell vollständig mit Wasserdampf gesättigt ist. Weiters werden durch diverse Abgase (von Industrie und Verkehr) und Hausbrand viele Aerosole (z.B. Rußpartikel) in den Kaltluftsee eingebracht. Die hohe Wasserdampfsättigung und die vorhandenen Aerosole begünstigen die Kondensation der feuchten Luft, also den Übergang vom gasförmigen in den flüssigen Zustand. Die daraus entstandenen, feinen Wassertröpfchen bezeichnen wir als Nebel. Passiert dieser Vorgang in einem Kaltluftsee, dann entsteht Nebel oder Hochnebel.

Luftschichtung bei einer Inversionswetterlage. © UBIMET

Auch das Absinken sowie das Eintreffen von milden Luftmassen in der Höhe kann aber zur Entstehung von Kaltluftseen führen, mehr Infos dazu gibt es hier: Inversionswetterlagen und Subsidenz. Im Laufe des Herbstes werden Nebelfelder jedenfalls immer langlebiger und zäher, da die Sonne nicht mehr die nötige Energie liefert, um diese „wegzuheizen“. Die Kaltluftseen können sich dann oft von Tag zu Tag weiter ausdehnen, wodurch die Nebelwahrscheinlichkeit weiter ansteigt.

Nebel in der Rhön. Bild via Kaltennordheim.

Wind und Nebel

Zur Nebelauflösung kommt es dann meist erst, wenn starker Wind die bodennahe Kaltluft wegfegt. Häufig ist das im Zuge von Kaltfronten oder durch Föhn der Fall. Aber auch eine Wolkenschicht über dem Nebel reicht, damit sich die Nebelfelder lichten. Gerade der Wind ist auch der Grund, warum das Flachland in der Regel seltener von Nebel betroffen ist.

In den Beckenlagen Bayerns ist es oft schwach windig und damit im Herbst auch nebelig. Bild © www.foto-webcam.eu

Zusammengefasst: Die Gründe, warum es im Spätsommer und Herbst häufiger in den Tälern nebelig ist, sind zumeist große Temperaturunterschiede zwischen bodennahen und höheren Luftschichten und das Fehlen von Wind.

Der Funtensee stellt einen sehr kleinräumigen, aber effektiven Kaltluftsee dar. Bild © www.foto-webcam.eu
Ein Satellitenbild vom 7. Oktober mit Hochnebel im Süden. © EUMETSAT/UBIMET

Quelle Titelbild: pixabay

Der goldene Oktober

Im Oktober sorgen Vegetation und Sonne für goldenes Licht

Der Ausdruck „goldener Oktober“ hat im deutschsprachigen Raum eine sehr lange Tradition. Er wurde nachweislich bereits vor mehreren hundert Jahren verwendet, wobei das exakte Datum des Aufkommens jedoch nicht gesichert ist. Entscheidend für den goldenen Eindruck in dieser Jahreszeit sind zwei Faktoren:

  • Die Laubfärbung
  • Der Sonnenstand
Herbst
Goldener Oktober bei Oberstdorf. © www.foto-webcam.eu/

Faktor Vegetation

Die Blattverfärbung der Laubwälder erreicht im Oktober vielerorts ihren Höhepunkt. Mit der abnehmenden Sonnenstrahlung lässt die Photosynthese nach: Um den dazu benötigten, wichtigen grünen Farbstoff Chlorophyll über den Winter nicht zu verlieren, wird dieser den Blättern entzogen und andere Farbstoffe werden sichtbar. Bei Lärchen und Birken etwa kommt es durch Karotin zu einer gelb bis goldgelben Färbung, bei Eiche und Ahorn hingegen sorgt der Stoffe Anthocyan für einen deutlich rote Farbe, während Buchen und Eichen aufgrund von Gerbstoffen eher ins Bräunliche gehen.

Herbst
Goldener Oktober in Kärnten. © www.foto-webcam.eu

Faktor Sonne

Die Färbung der Blätter wird durch die verstärkte Streuung des Sonnenlichts in dieser Jahreszeit zusätzlich hervorgehoben, insbesondere in den Morgenstunden sowie am späten Nachmittag bzw. Abend. Dadurch überwiegt die gelb-rötliche Strahlung, welche die Blattverfärbung noch besser und intensiver zur Geltung bringt, und oftmals geht der Farbton sogar ins Goldene. Ruhige Hochdrucklagen sowie auch Föhnlagen im Herbst garantieren meist diesen Sonnenschein, sofern der Nebel keinen Strich durch die Rechnung macht.

Goldenes Licht in Wien am Dienstagabend.
Goldenes Licht in Wien. © foto-webcam.eu

Zivilschutz-Probealarm am 1. Oktober

Sirene

Der jährliche Zivilschutz-Probealarm soll nicht nur als Funktionstest der Sirenen dienen, sondern auch der Bevölkerung die Bedeutung der Signale in Erinnerung rufen. Am Samstag werden somit mehr als 8.000 Sirenen in ganz Österreich heulen. Mit diesen soll nämlich im Katastophenfall die Bevölkerung gewarnt und alarmiert werden.

Sirenensignale

Anbei die Bedeutung der Signale sowie der Zeitplan für den Probealarm am 1. Oktober 2022:

    • 12 Uhr: Sirenenprobe, 15 Sekunden
    • 12:15 Uhr: Warnung, 3 Minuten gleichbleibender Dauerton: Herannahende Gefahr!
    • 12:30 Uhr: Alarm, 1 Minute auf- und abschwellender Heulton: Gefahr!
    • 12:45 Uhr: Entwarnung, 1 Minute gleichbleibender Dauerton: Ende der Gefahr
Die Bedeutung der Sirenensignale
Die Bedeutung der Sirenensignale. © zivilschutzverband.at

Weitere Infos dazu gibt es hier: zivilschutzverband.at

Titelbild © Adobe Stock

Der Altweibersommer

Herbstsonne

Wissenschaftlich gesehen versteht man unter dem Altweibersommer eine sogenannte meteorologische Singularität. Also einen Witterungsabschnitt mit beständigem Hochdruckwetter im Frühherbst, der nahezu jedes Jahr eintritt. Der Altweibersommer findet meist in der zweiten Septemberhälfte oder im Oktober statt.

20 Grad und kühle Nächte

In dieser Zeit steigen die Temperaturen an den Nachmittagen regelmäßig über 20 Grad. Die Nächte sind oft aber schon empfindlich kühl, manchmal sogar frostig und immer häufiger breiten sich in den Tälern und Becken Frühnebelfelder aus. Auf den Bergen gibt es dafür oft den ganzen Tag strahlend blauen Himmel und perfekte Fernsicht. Besonders im Oktober sind die Temperaturen an manchen Tagen im Mittelgebirge sogar höher als im Tal.

Glänzende Spinnfäden

Die Herkunft des Wortes ist nicht sicher, man vermutet aber, dass der Altweibersommer seinen Namen den Spinnen zu verdanken hat, welche im Herbst durch die Luft segeln: Die Fäden von jungen Baldachinspinnen glänzen im Sonnenschein und erinnern dabei an das graue Haar alter Frauen. Häufig läuft man unbeabsichtigt in solche Fäden hinein. Mit „weiben“ bezeichnete man im Althochdeutschen übrigens das Knüpfen von Spinnweben. Wenn sich im Oktober das Laub langsam verfärbt, ist dann häufig auch vom goldenen Oktober die Rede (in Nordamerika „Indian Summer„).

Spinnenflug

Das Fliegen stellt für Baldachinspinnen eine erfolgreiche Strategie zur Verbreitung dar. Dafür produzieren sie einen Flugfaden, welcher ab einer bestimmten Länge vom Wind erfasst wird und die Spinne zum Abheben bringt. Dieser Vorgang wird „Luftschiffen“ oder „Spinnenflug“ genannt. Beim Transport durch die Luft können Baldachinspinnen Höhen von mehreren Tausend Metern erreichen und bis zu mehrere Hundert Kilometer weit fliegen. Viele Spinnen überleben ihre Reisen allerdings nicht: Die meisten landen auf dem Wasser, in ungeeigneten Lebensräumen oder werden von Vögeln gefressen.

Titelbild © Adobe Stock

Herbst: Unwettersaison durch Regen und Gewitter am Mittelmeer

Im Herbst gehen im Mittelmeer kräftige Gewitter nieder

Während die Gewittersaison in Mitteleuropa vor allem von Mai bis Anfang  August ihren Höhepunkt erlebt, verlagert sich der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit in den Herbstmonaten immer weiter südwärts.

Zunehmender Tiefdruckeinfluss

Im Sommer liegt vor allem das südliche Mittelmeer häufig unter dem Einfluss des subtropischen Hochdruckgürtels, welches für trockene und heiße Wetterbedingungen sorgt. Im Herbst verlagert sich die Westwindzone im Mittel aber langsam südwärts und die Ausläufer des subtropischen Hochdruckgürtels werden nach Nordafrika abgedrängt. Aus diesem Grund stellen der Hebst und der Winter im Mittelmeer die nasseste Zeit des Jahres dar.

Im Herbst fällt der meiste Niederschlag in Dubrovnik
In Dubrovnik fällt besonders im November und Dezember viel Regen.

Labile Luftschichtung

Der zunehmende Tiefdruckeinfluss und die ersten Kaltluftvorstoße aus Nordeuropa führen in Zusammenspiel mit den milden Wassertemperaturen zu einer labilen Schichtung der Luft. In der folgenden Graphik sieht man die mittlere, potentiell verfügbare Energie für vertikale Luftmassenbewegung (MLCAPE), welche ein wichtiges Maß für Gewitter darstellt. Im Herbst verlagert sich der Schwerpunkt südwärts.

Im Herbst ist die Luftschichtung im Mittelmeer labil.
Mittlere, potentiell verfügbare Energie für Konvektion im Juni und September. © Tilev-Tanriöver

Unwettersaison

Im nördlichen Mittelmeerraum erreicht die Gewittersaison im Spätsommer und zu Herbstbeginn ihren Höhepunkt, im zentralen Mittelmeer im Laufe des Herbsts und im äußersten Süden und Osten erst im Winter. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer Studie des ESWD wieder, welche die Monate mit den meisten Tagen mit Tornados zeigt.

Im Mittelmeer gibt es im Herbst die meisten Tagen mit Tornados
Der Monat des Jahres mit den im Mittel meisten Tagen mit Tornados. © ESWD

Mildes Mittelmeer

Die Wassertemperaturen im Mittelmeer nehmen im Zuge der globalen Erwärmung langsam zu, so gab es auch im heuer von Ende April bis Anfang November in weiten Teilen des Meeres nahezu durchgehend überdurchschnittliche Wassertemperaturen. Auch im langjährigen Trend seit 1982 kann man ein Zunahme der mittleren Wassertemperaturen beobachten, was für die angrenzenden Länder eine Gefahr darstellt. Die Unwettersaison wird nämlich tendenziell länger und intensiver, denn je wärmer das Wasser im Herbst ist, desto mehr Energie steht für Unwetter zur Verfügung.

Das Mittelmeer wird immer wärmer
Trend der Wassertemperaturen im Mittelmeer. © CEAM

Italien sowie die Ostküste der Adria von Kroatien bis Montenegro sind für Starkregen besonders anfällig, da sie einerseits am Rande einer der wichtigsten Geburtsstätten für Tiefdruckgebiete im nördlichen Mittelmeerraum liegen, und andererseits die Landschaft durch zahlreiche Gebirgsketten geprägt ist. Vor allem in Italien gibt es immer Gebiete mit auflandigem Wind, unabhängig von der exakten Lage der Tiefs. Die Alpen, die Apenninen oder auch das Dinarische Gebirge sorgen dann für Staueffekte beim Niederschlag. Die Kombination aus Starkregen und Gebirgsketten führt jährlich zu lokalen Sturzfluten. Je nach Lage der Tiefs können aber auch die Küstenregionen Südostspaniens und Südfrankreichs betroffen sein.

Sturzflut in den Marken

Heftige Gewitter haben am Donnerstag in der mittelitalienischen Provinz Marken schwere Verwüstungen angerichtet. Örtlich sind über 400 mm Regen in wenigen Stunden gefallen, was in etwa der Hälfte des mittleren Jahresniederschlags von Berlin. Die daraus resultierende Sturzflut hat jedoch mindestens  10 Menschen das Leben gekostet, mehr Infos dazu gibt es hier.

Am 23. September ist astronomischer Herbstbeginn

Bunte Wälder im Herbst - pixabay

Der astronomische Herbst beginnt auf der Nordhalbkugel mit dem Äquinoktium in der letzten Septemberdekade, der je nach Jahr auf den 22., 23. oder 24. September fällt. Das Äquinoktium ist jener Tag, an dem die Sonne senkrecht über dem Äquator steht und der lichte Tag bzw. die Nacht weltweit mit je 12 Stunden gleich lang sind. In diesem Jahr liegt die Sonne am 23. September exakt um 03:03 Uhr MESZ senkrecht über dem Äquator und die Sonnenstrahlen treffen hier also im 90-Grad-Winkel auf die Erdoberfläche. Nach diesem Zeitpunkt liegt die Sonne dann südlich des Äquators im Zenit und auf der Südhalbkugel kehrt langsam der Frühling ein.

Äquinoktium
Die Erde am Äquinoktium: Die Sonne steht senkrecht über dem Äquator.

Lange Nächte

Ende September und Anfang Oktober stellt sich oftmals ruhiges und stabiles Hochdruckwetter ein. Der Altweibersommer ist im deutschen Sprachraum eine sogenannte meteorologische Singularität, also eine regelmäßig wiederkehrende Wettererscheinung. Der Übergang in den Goldenen Oktober findet bei entsprechender Wetterlage fließend statt. Die Tageslänge nimmt in dieser Jahreszeit besonders schnell ab, so verlieren wir derzeit etwa 3 bis 4 Minuten Licht pro Tag.

Die Tage werden langsam wieder länger
Die Änderung der Tageslänge im Jahresverlauf.

Astronomische vs. meteorologische Jahreszeiten

Für uns Meteorologen ist der Herbst schon rund drei Wochen alt, er begann am 1. September. Warum es neben den astronomischen Jahreszeiten auch die sogenannten meteorologischen Jahreszeiten gibt, hat einen einfachen Grund: Meteorologische Statistiken lassen sich nur schwer erstellen, wenn der Beginn der Jahreszeiten mitten in einem Monat liegt und dann auch noch von Jahr zu Jahr schwankt. Deshalb wurde noch in Zeiten ohne Computer die Entscheidung getroffen, die meteorologischen Jahreszeiten immer an den Monatsersten beginnen zu lassen.

Quelle Titelbild: pixabay

Der Einfluss von Hurrikans auf das Wetter in Europa

Die Sicht vom Weltraum auf Hurrikan Florence

Im langjährigen Mittel erreicht die atlantische Hurrikansaison im September ihren Höhepunkt. Die meisten Wirbelstürme entstehen über den sehr warmen Gewässern des tropischen Atlantiks bzw. der Karibik und ziehen dann west- bis nordwestwärts in Richtung Bermuda-Inseln oder zum Golf von Mexiko. Manche Stürme biegen auch schon früher nach Norden ab, wo sie dann zunehmend in den Einflussbereich der Westwindzone kommen und schließlich in Richtung Europa umgeleitet werden.

Zugbahnen von tropischen Wirbelstürmen (1950-2018).

Einfluss auf Europa

Über den vergleichsweise kühlen Gewässern des Nordatlantiks wandeln sich tropische Wirbelstürme allmählich in außertropische Tiefdruckgebiete um (extratropical transition) und können vom Jetstream im Bereich der Frontalzone eingebunden werden. Je nach Lage können sich die Tiefs dann neuerlich verstärken und Einfluss auf das Wettergeschehen stromabwärts in Europa nehmen. Vereinzelt können Ex-Hurrikane als hybride Tiefdruckgebiete sogar direkt auf Westeuropa treffen: Meist erreichen sie das Festland zwar nur in stark abgeschwächter Form, es gibt allerdings Ausnahmen, wie etwa die Shapiro-Keyser-Zyklonen mit sog. Sting Jets. Diese betreffen zwar meist nur eng begrenzte Gebiete, können aber dennoch zu schweren Schäden führen, wie beispielsweise Ophelia im Jahre 2017 oder Leslie im 2018.

Hurrikan Ophelia im Jahr 2017
Hurrikan Ophelia (2017) konnte seine tropischen Eigenschaften lange erhalten und traf dann als Hybrid-Sturm auf die Britischen Inseln. © EUMETSAT / UBIMET

Wesentlich häufiger beeinflussen Ex-Hurrikane allerdings die Großwetterlage, so können sie im Herbst manchmal ruhige und milde Wetterabschnitte in Teilen Europas begünstigen. Da die Prognose der Zugbahn jedoch häufig mit einigen Unsicherheiten behaftet ist, können Hurrikane negative Auswirkungen auf die mittelfristige Vorhersagequalität haben.

Hurrikan Danielle bringt Spätsommer

Der erste Hurrikan der Saison entwickelte sich heuer ungewöhnlich spät sowie ungewöhnlich weit nördlich: Am 2. September wurde der tropische Sturm Danielle gut 1000 km westlich der Azoren erstmals als Hurrikan eingestuft. Vorerst befand sich der Wirbelsturm nahezu ortsfest und zog dann langsam nordostwärts. Über den immer kühleren Gewässern des Nordatlantiks hat das Tief seine tropischen Eigenschaften schließlich verloren. Mittlerweile nimmt das Tief unter weiterer Abschwächung Kurs auf Portugal.

Zugbahn von Danielle inkl. Prognose („Z“) sowie aktuelle Wassertemperarturen. © R. Hart

Der Kern von „Ex-Danielle“ befindet sich derzeit etwa 400 km westlich von Portugal und an seiner Ostflanke gelangen mit einer südlichen Strömung nochmals sehr warme Luftmassen  subtropischen Ursprungs nach Westeuropa. In den kommenden Tagen erfassen diese Luftmassen zum Teil auch den Alpenraum und die Temperaturen steigen hierzulande nochmals auf ein spätsommerliches Niveau.

Auf der aktuellen Wetterkarte sind zwei ehemalige Hurrikane sichtbar.

Hurrikan Earl unterstützt Kaltlufteinbruch

Ein weiterer Hurrikan namens Earl ist in den vergangenen Tagen knapp östlich der Bermuda-Inseln vorbeigezogen und befindet sich mittlerweile als hybrides Tief etwa 500 km südöstlich von Neufundland. Ex-Earl nimmt im Laufe der kommenden Tage Kurs auf den Süden Grönlands, gleichzeitig löst sich Ex-Danielle auf. Damit verlagert sich das Hoch über dem Nordatlantik unter vorübergehender Verstärkung zu den Britischen Inseln, was im Zusammenspiel mit einem umfangreichen Tiefdruckgebiet über Skandinavien wiederum eine ausgeprägte Nordlage in Mitteleuropa zur Folge hat. Dadurch ist auch hierzulande am kommenden Wochenende ein Kaltlufteinbruch in Sicht.

Ex-Earl beeinflusst die Großwetterlage stromabwärts in Europa.
Schematische Darstellung des Einflusses eines starken Tiefs über dem Westatlantik auf das Wetter in Europa. © https://journals.ametsoc.org/

Wie unterscheiden sich Tiefdruckgebiete?

Generell kann man die Tiefs in tropische oder außertropische Tiefdruckgebiete unterteilen. Während erstere einen warmen Kern und eine symmetrische Struktur aufweisen, sind letztere durch einen kalten Kern und einer asymmetrischen Struktur mit Warm- und Kaltfronten gekennzeichnet. Damit treten die stärksten Windgeschwindigkeiten bei einem tropischen Tief im Gegensatz zu einem außertropischen Tief direkt in Bodennähe auf.  Tropische Tiefs können sich jedoch in außertropische Tiefdruckgebiete umwandeln, dieser Prozess wird als „extratropical transition“ bezeichnet. In dieser Übergangsphase spricht man auch von subtropischen Tiefs, wobei die Tiefs sowohl tropische als auch außertropische Eigenschaften aufweisen.

Wird es in Zukunft bei uns auch Hurrikane geben?

Durch die globale Erwärmung dehnt sich der Bereich, in dem tropische Wirbelstürme vorkommen, tendenziell etwas nordwärts aus, zudem können sich Hurrikane rascher verstärken. Der östliche Nordatlantik wird allerdings die Bedingungen für tropische Wirbelstürme weiterhin nicht erfüllen, da die Wassertemperaturen nach wie vor zu niedrig sind. Ex-Hurrikane können aber tendenziell etwas länger als zuvor ihre tropischen Eigenschaften beibehalten und damit häufiger als hybride Tiefdruckgebiete auf Westeuropa treffen. Im Mittelmeerraum gibt es derzeit noch keine Anzeichen, dass sich die Anzahl an Medicanes erhöht. Ähnlich wie im tropischen Atlantik  ist aber davon auszugehen, dass sich etwaige Medicanes aufgrund der zunehmenden Wassertemperaturen rascher verstärken und damit größere Auswirkungen haben können.

 

Welchen Einfluss haben Hurrikans auf unser Wetter?

Aufmerksame Leser haben es wahrscheinlich schon mitbekommen. Nach einem ungewöhnlich ruhigen August bildeten sich in den letzten Wochen die ersten Hurrikane auf dem Atlantik. Der erste Wirbelsturm entwickelte sich am 1. September, ungewöhnlich weit im Norden des Atlantiks, etwa 1000 km westlich der Azoren. Danielle verlagerte sich vorerst nur langsam und zieht nun nach ihrer extratropischen Umwandlung in Richtung Portugal. Momentan befindet sich das Tief vor der Küste Portugals, wodurch auf der Vorderseite warme Luftmassen nach Westeuropa geführt werden. Zur Wochenmitte erfassen diese Luftmassen zum Teil noch den Süden Deutschlands und sorgen regional für eine kurze Spätsommerphase!

Abbildung 1: Bodendruck- und Frontenkarte für Montag, den 12. September 2022, 14 Uhr MESZ (Quelle: UBIMET)

Was ist der Unterschied zwischen einem Hurrikan und einem EX-Hurrikan?

Damit ein Hurrikan entsteht müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. In unseren Breiten reichen die Wassertemperaturen nicht aus, damit sich ein tropischer Wirbelsturm entwickeln kann. Der Nordatlantik ist schlicht zu kalt dafür. Gleichzeitig ist die vertikale Windscherung  (Windänderung mit der Höhe) zu stark, wodurch sich diese Stürme nicht ausbilden und intensivieren können. Danielle bildete sich in den Subtropen. Dort waren die Meeresoberflächentemperaturen noch ausreichend warm, sodass der Sturm zu einem Hurrikan mit einem charakteristischen Auge heranwuchs (siehe Abbildung 2). Er bezog seine Energiequelle zu diesem Zeitpunkt aus dem Ozean. In den folgenden Tagen zog der Wirbelsturm über eine Gegend mit deutlich geringen Wassertemperaturen, wodurch er sich abschwächte und seine Struktur mehr und mehr der eines außertropischen Tiefs ähnelte (siehe Abbildung 3). Dabei bildete sich eine Kalt und Warmfront aus.

Abbildung 2: Satellitenbild Hurrikane Danielle am 02 September 2022, Quelle: https://worldview.earthdata.nasa.gov/
Abbildung 3: Danielle nach der extratropischen Umwandlung, Quelle: https://worldview.earthdata.nasa.gov/

Ist ein EX-Hurrikan gefährlicher als ein „normales“ außertropisches Tiefdruckgebiet?

Nein, meistens nicht. Da ein Ex-Hurrikan in unseren Breiten seine tropischen Eigenschaften bereits verloren hat, kommt es meist auch nicht zu den hohen Windgeschwindigkeiten wie bei starken Hurrikans. Es gibt allerdings Ausnahmen, wie etwa die hybriden Shapiro-Keyser-Zyklonen mit sog. Sting Jets, diese betreffen meist aber nur sehr eng begrenzte Gebiete. Die Stärke eines ehemaligen Hurrikans hängt in unseren Breiten in erster Linie von den gleichen Faktoren ab, die auch bei der Entstehung eines normalen Sturmtiefs eine Rolle spielen. Somit haben ehemalige Hurrikans bei uns ähnliche Auswirkungen auf unser Wettergeschehen wie außertropische Tiefdruckgebiete.

Mitgestaltung der Großwetterlage

Ehemalige Hurrikane spielen manchmal eine große Rolle für die Großwetterlage in Europa: Je nach Zugbahn und Lage können sie beispielsweise im Herbst stabile Hochdruckgebiete über Teilen Europas begünstigen. Da die physikalischen Prozesse bei der extratropischen Umwandlung  aber noch nicht vollständig verstanden und modellierbar sind, beeinflussen ehemalige Hurrikans auch deutlich die mittelfristige Vorhersagequalität. Im aktuellen Fall führt der Ex-Hurrikan Danielle über dem Ostatlantik warme Luftmassen nach Westeuropa, der Ex-Hurrikan Earl über dem Nordatlantik begünstigt in der zweiten Wochenhälfte jedoch die Ausbildung eines Hochs über den Britischen Inseln, was in der zweiten Wochenhälfte wiederum zu einem Kaltlufteinbruch in Mitteleuropa beisteuert.

Bodendruck- und Frontenkarte für Montag, den 12. September 2022, 14 Uhr MESZ (Quelle: UBIMET)

Wird es in Zukunft bei uns auch Hurrikans geben?

Durch die globale Erwärmung dehnt sich der Bereich, in den tropische Wirbelstürme vorkommen können, im Atlantik nach Norden aus. Allerdings wird der Nordatlantik in unsere Breiten auch dann die Bedingungen für tropische Wirbelstürme nicht erfüllen, da die Wassertemperaturen immer noch zu niedrig sind. Die tropischen Wirbelstürme können aber tendenziell etwas länger ihre tropischen Eigenschaften beibehalten als zuvor und damit häufiger als hybride Tiefdruckgebiete auf Westeuropa treffen. In Südeuropa sieht das nochmals anders aus: Im Mittelmeerraum könnten sich intensivere Medicanes entwickeln, damit nimmt die Gefahr von Hurrikan-ähnlichen Bedingungen am Mittelmeer zu.

Titelbild: Satellitenbild Hurrikan Earl, Quelle: https://worldview.earthdata.nasa.gov/

Unerwartete Folgen des Vulkanausbruchs auf Tonga

Hunga Tonga-Hunga Haʻapai Vulkanausbruch am 14.01.2022 - Quelle: Tonga Geological Services

Der Vulkanausbruch gilt als einer stärksten Ausbrüche der letzten Jahrzehnte. Dabei gab die unterseeische Magmakammer nach und eine große Menge Wassers des Pazifiks ergoss sich in die Tiefe. Dabei traf es auf die mehrere Tausend Grad heiße Magma und verdampfte schlagartig. Die ausgelöste Explosion war noch in Alaska zu hören, was 9700 km entfernt liegt. Zudem löste sie einen Tsunami aus, der die umliegenden Inseln der Inselgruppe verwüstete.

Dabei raste zudem die Druckwelle mit 320 m/s um mehrfach den Globus und wurde auch in Österreich registriert. Diese Druckwelle fand zudem Anklang bis in die Medien. Ein weiterer Rekord wurde durch die Höhe der Asche- und Dampfwolke erreicht. Sie stieg bis in etwa 53 km hinauf, was der unteren Mesosphäre entspricht!

Auswirkungen auf das Klima

So eine massive Eruption hat normalerweise eine großen Einfluss auf das Weltklima in den folgenden Monaten und Jahren. Ausgelöst durch kleine Schwefeldioxidaerosole, die in der Stratosphäre mehrere Jahre verweilen, findet gewöhnlich eine Abkühlung statt, da Sonnenlicht von den Aerosolen zurück ins All reflektiert wird. Ein Beispiele dafür ist der Ausbruch des Tamboras im Jahre 1815. Anschließend sank die Temperatur um 3 Grad ab.

Bei der Eruption Anfang des Jahres wurde nach neuesten Berechnungen nur etwa 450.000 Tonnen von Schwefeldioxid in die Atmosphäre entlassen, beim Ausbruch des Pinatubos 1991 waren es hingegen 20.000.000 Tonnen. In der Geophysik wird angenommen, dass für eine klimarelevante Auswirkung mindestens 5.000.000 Tonnen ausgestoßen werden müssen. Daher hatte der Ausbruch keine abkühlende Wirkung.

Viel mehr nimmt man nun an, dass der Effekt sogar umgekehrt ist. In der aufsteigenden Wolken befand sich sehr viel Wasserdampf, der sich nun besonders in der Stratosphäre über der Südhalbkugel angereichert hat. Da diese sehr trocken ist, hat diese Anreicherung um satte 10% deutliche Auswirkungen. Die Temperaturen steigen leicht an! Dies ist nun eine neue Erkenntnis nach der Vulkanausbrüche das Klima auch erwärmen können!

Titelbild: Tonga Geological Services

Was ist ein Höhentief?

höhentief

Höhentiefs liegen in mehren Kilometern Höhe und zeichnen sich durch niedrige Temperaturen im Vergleich zur Umgebung aus. Deren Entstehung wird oft durch Verwirbelungen des polarumlaufenden Jetstreams begünstigt, Meteorologen sprechen auch von einem Abschnürungsprozess bzw. einem „Cut-Off“. Solche Höhentiefs verlagern sich nicht mit der Höhenströmung, sondern werden durch die umgebende Luftdruckverteilung beeinflusst. Oft verharren sie wie ein Kreisel an Ort und Stelle.

Kaltlufttropfen

Ehemalige Tiefdruckgebiete bzw. Höhentiefs können sich zu sog. Kaltlufttropfen umwandeln, wenn das Bodentief durch Reibung oder Warmluftzufuhr aufgelöst wird und das Höhentief stattdessen erhalten bleibt. Tatsächlich befinden sich Kaltlufttropfen sogar oft im Randbereich eines Bodenhochs. In einem begrenzten Gebiet von etwa 100 bis 1000 Kilometern befindet sich dabei deutlich kältere Luft als in der Umgebung. Da diese kalte Anomalie aber nur in der oberen Hälfte der Troposphäre ausgeprägt ist, scheinen diese Gebiete nicht auf den Bodenwetterkarten auf. Kaltlufttropfen werden durch die bodennahe Strömung „gesteuert“, d.h. sie verlagern sich immer mit dieser zumeist relativ schwachen Strömung.

Höhentief im IR-Satbild mit IFS-Modelldaten und Blitzen am 29.5.21, 13 Uhr MESZ. © EUMETSAT / UBIMET

Labile Schichtung der Luft

Ein Höhentief wirkt sich merklich auf das tägliche Wettergeschehen aus, denn Höhenkaltluft sorgt für eine verstärkte vertikale Temperaturabnahme und somit für eine Destabilisierung der Atmosphäre. Besonders im Frühjahr und Sommer entstehen unter dem Einfluss der Höhenkaltluft Quellwolken, welche im Tagesverlauf zu Schauern und Gewittern heranwachsen. Die Lebensdauer von Kaltlufttropfen ist allerdings meist auf ein paar Tage bis etwa eine Woche begrenzt, da sich die Temperaturunterschiede in der Höhe allmählich ausgleichen.

Vorhersagegenauigkeit

Wenn Höhenkaltluft im Spiel ist, nimmt die Vorhersagbarkeit des Wetters ab: Einerseits werden Kaltlufttropfen durch die bodennahe Strömung gesteuert, was sich negativ auf die Qualität von Modellprognosen auswirkt, andererseits sorgt die konvektive Wetterlage für große Unterschiede auf engem Raum. Vor allem räumlich detaillierte Prognosen, wie etwa jene von Wetter-Apps, sind bei solchen Wetterlagen also mit Vorsicht zu genießen.

Nullgradgrenze in Österreich binnen 50 Jahren um 190 m gestiegen

Gletscher im Sommer

Die Temperatur nimmt mit der Höhe im Mittel um etwa 0,6 bis 1 Grad pro 100 Höhenmeter ab. Jene Höhe, wo der Gefrierpunkt erreicht wird, nennt man Nullgradgrenze. Ihre Bestimmung ist im Sommer unkompliziert, während es im Winterhalbjahr etwa bei Inversionswetterlagen durchaus auch mehrere Nullgradgrenzen geben kann. Die Unsicherheiten sind im Winter also erhöht, zumal die Auflösung der Reanalysen nicht ausreicht, um der komplexen Topographie der Alpen gerecht zu werden. Im Summe zeigt sich aber eindeutig, dass die Nullgradgrenze im Alpenraum immer weiter ansteigt.

Entwicklung der mittleren Nullgradgrenze (m ü. A.) in Österreich von 1959 bis 2021 im Winter (blau), Sommer (rot) und im gesamten Jahr (schwarz). Dünne Linien = Jahresmittelwerte. Dicke Linien = 10-jährige gleitende Mittelwerte. ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET
Entwicklung der mittleren Nullgradgrenze (m ü. A.) in Österreich von 1959 bis 2021 im Winter (blau), Sommer (rot) und im gesamten Jahr (schwarz). Dünne Linien = Jahresmittelwerte. Dicke Linien = 10-jährige gleitende Mittelwerte. ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET

Wenn man nur die Reanalyse-Daten betrachtet, dann ist die mittlere Nullgradgrenze in Österreich von etwa 2430 auf 2620 m angestiegen, also in Summe 190 Meter. Wenn man die Stationsdaten der Alpen miteinbezieht, liegen die Absolutwerte etwas tiefer: Mit einem Anstieg von 2230 auf 2420 m (Mittel 1961-90 bzw. 1990-2020) liegt der Anstieg in Summe aber ebenso bei 190 Metern.

Im Hochsommer über Gipfelniveau

Die mittlere Nullgradgrenze in den Sommermonaten ist in den vergangenen 30 Jahren um gut 200 bis 300 m angestiegen. In den vergangenen Jahren lag sie sogar immer häufiger in etwa 3800 m Höhe und damit oberhalb der höchsten Gipfel des Landes. Heuer liegen wir nur knapp hinter dem bisherigen Rekord aus dem Jahre 2019, die kommenden drei Wochen werden also für die Endplatzierung entscheidend sein. In einzelnen Monaten wurde bereits die 4000-Meter-Marke übertroffen, es ist also nicht verwunderlich, dass die Gletscher immer rascher abschmelzen. Da der vergangene Winter zudem auch sehr schneearm war, gibt es heuer eine Rekordschmelze.

Ranking der mittleren Nullgradgrenze in den Sommermonaten (Juli, Juni, August) in Meter über der Adria. Daten von 1959 bis 2022 - ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET
Ranking der mittleren Nullgradgrenze in den Sommermonaten (Juli, Juni, August) in Meter über der Adria. Daten von 1959 bis 2022 – ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET
Monate mit mittlerer Nullgradgrenze über 4000 m in Österreich von 1959 bis Juli 2022 - ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET
Monate mit mittlerer Nullgradgrenze über 4000 m in Österreich von 1959 bis Juli 2022 – ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET

Spitzen in 5000 m Höhe

Wie in Österreich sehen auch die Daten in der Schweiz aus, wo heuer bei einer  Radiosondierung am 25. Juli mit einer Nullgradgrenze in 5.184 Metern Höhe ein neuer Rekord aufgestellt wurde. Damit wurde zum zweiten Mal seit dem  20. Juli 1995 eine Nullgradgrenze über 5000 m beobachtet.

Wenn man die letzten 150 Jahre in der Schweiz beobachtet (1871-2019), dann ist die Nullgradgrenze bereits um etwa 300 bis 400 Meter angestiegen, wobei sich der Anstieg in den letzten Jahrzehnten vor allem im Frühling und Sommer beschleunigt hat, zum Teil lag die Anstiegsrate sogar bei über 100 Metern pro Jahrzehnt. Im Winter geht man davon aus, dass die mittlere Nullgradgrenze bis Mitte dieses Jahrhunderts von heute 850 Meter auf 1200 bis 1500 Meter steigen wird.

Titelbild: Photo credit: hauseralain on VisualHunt.com

Beifuß und Ragweed: Pollensaison geht in die Schlussphase

Die Pollensaison geht in die Schlussphase

Die Pollensaison geht allmählich in die Schlussphase: Der Höhepunkt der Beifußblüte steht unmittelbar bevor,  im Flach- und Hügelland muss man somit spätestens ab dem Wochenende mit mäßigen bis hohen Belastungen rechnen. Ab Mitte August beginnt zudem vor allem in der Osthälfte auch die Blütezeit von Ragweed, was speziell bei Unkrautallergikern zusätzliche Kreuzreaktionen auslösen kann. Weiters gibt es in tiefen Lagen auch erhöhte Konzentrationen an Pilzsporen.

Ragweed

Das beifußblättrige Traubenkraut, mittlerweile unter seinem englischen Namen Ragweed wesentlich bekannter, wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Nordamerika nach Europa eingeschleppt und breitet sich seit den 1980er Jahren auch in Mitteleuropa aus. Bereits ab wenigen Pollenkörnern pro Kubikmeter Luft reagieren empfindliche Personen allergisch. Dieses Unkraut wächst an Straßenrändern, in Äckern oder auf Schuttplätzen, und ist verantwortlich für den „Herbstheuschnupfen“. Für Ragweedpollen spielt der Ferntransport eine wichtige Rolle: Besonders in der Pannonischen Tiefebene ist diese Pflanze stark ausgebreitet, somit treten besonders bei südöstlichem Wind erhöhte Belastungen auf.

Saisonende im September

Die gute Nachricht zum Schluss: Im September neigt sich die Pollensaison langsam dem Ende zu, nach dem Abklingen der Blüte von Ragweed sorgen lediglich Pilzsporen noch für allergische Beschwerden.

Title Photo: anro0002 on VisualHunt / CC BY-SA

Alle Jahre wieder: Die Hundstage

Die Hundstage stellen die heißeste Zeit des Jahres dar.

Die Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August ist landläufig als Hundstage bekannt und gilt als die heißeste Zeit im Jahr. Ihren Ursprung haben diese Tage im alten Ägypten rund zweitausend vor Christus: Rund um den 23. Juli wurde damals nämlich des hellste Stern Sirius am Morgenhimmel  sichtbar. Bei den alten Ägyptern war dieses astronomische Ereignis von besonderer Bedeutung, da zu diesem Zeitpunkt oftmals die Nilflut einsetzte. Außerdem glaubten die Menschen, dass der hellste Stern am Morgenhimmel als „zusätzliche“ Sonne für die sommerliche Hitze verantwortlich sei. Die Dauer der Hundstage erklärt sich daraus, dass vom ersten Auftauchen des Sterns in der Morgendämmerung bis zum vollständigen Erscheinen des Sternbilds etwa ein Monat vergeht.

Sirius zeigt sich am Himmel südöstlich vom Sternbild Orion. Photo credit: AlvinWuFoto on VisualHunt.com

Hundstage und Hitze in Europa: Zufall

Im Alpenraum ist die Zeit während der Hundstage tatsächlich die heißeste Phase des Jahres: Häufig erleben wir von Ende Juli bis Mitte August sehr heiße Tage und warme, teils sogar tropische Nächte. Auch die meisten Hitzerekorde in Mitteleuropa stammen aus dieser Zeit. Mit dem Sternbild „Großer Hund“ hat das aber nichts zu tun, da sich das Erscheinen von Sirius im Laufe der Jahrtausende verschoben hat: Mittlerweile taucht Sirius erst ab Ende August am Morgenhimmel auf, zudem wird das gesamte Sternbild hierzulande erst im Winter vollständig sichtbar.

In Europa kommt Sirius erst im Herbst zum Vorschein. Photo credit: tsbl2000 on Visualhunt

Titelbild: visualhunt.com

 

Hitze: Wie viel Schwüle halten wir aus?

Hochsommer mit Hitzewelle

Eine für den Menschen wichtige, aber allgemein wenig bekannte Größe ist die Feuchtkugeltemperatur (englisch: wet-bulb temperature). Sie vereint Temperatur und relative Feuchte der Luft und gibt die tiefste Temperatur an, die sich durch Verdunstungskühlung erreichen lässt. Der Effekt der Verdunstungskühlung wird zum Beispiel in der Raumlufttechnik genutzt, um  die Temperatur in Innenräumen zu senken. Aber auch der menschliche Körper kühlt sich, um eine Körpertemperatur von ungefähr 36°C dauerhaft zu halten, über diesen Mechanismus – und genau das macht die Feuchtkugeltemperatur so interessant. Entscheidend dabei ist, dass die Verdunstung abnimmt, je feuchter die Luft ist.

Wie kühlen wir uns ab?

Über den Stoffwechsel erzeugt der Körper Energie und die Körpertemperatur steigt an. Um diesen Anstieg auszugleichen, gibt es mehrere Methoden. Einerseits nutzt der Körper das Prinzip des fühlbaren Wärmestroms. Ist der Körper wärmer als die Umgebungstemperatur, fließt die Luft vom warmen Körper zur kühleren Umgebungsluft. Die abgegebene Wärme wird dann über die Luftströmung abtransportiert. Ist die Lufttemperatur niedrig und es wird zu viel Energie an die Umgebung abgegeben, wirkt man zum Beispiel mit Kleidung entgegen.

Im Osten Österreichs gibt es bis zu 34 Grad.
Ventilatoren wirken kühlend, da sie die vom Körper abgegebene Wärme schneller abführen.

Verdunstungskühlung

Ist die Umgebungstemperatur zu hoch oder die Luftströmung zu schwach, hat der menschliche Körper ein weiteres ausgeklügeltes System: Steigt die Körpertemperatur an, zum Beispiel aufgrund von Bewegung, beginnt er zu schwitzen. Der Schweiß auf der Haut verdunstet und die dazu nötige Energie wird dem Körper entzogen (Verdunstungskühlung). Auch die „Nebelduschen“ etwa in Wien sorgen dank der winzigen Tropfen für eine rasche Abkühlung durch Verdunstung auf der Haut. Dieser Prozess ist besonders effektiv bei trockener Hitze und etwas Wind.

Bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr ausreichend, der Schweiß kann nicht mehr verdunsten und damit auch keine Körperwärme abtransportiert werden. Bei einer theoretischen Temperatur von 36°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100% könnte sich der Körper also nicht mehr kühlen und bei gleichbleibenden Bedingungen wäre der Tod die Folge.

Feuchtkugeltemperatur

An diesem Punkt kommt die Feuchtkugeltemperatur ins Spiel. Sie gibt an, wie gefährlich die Kombination aus Temperatur und relativer Feuchte für den menschlichen Körper ist. Werte im oberen 20er Bereich setzen dem Körper bereits zu und verhindern eine ausreichende Abkühlung. Steigt die Feuchtkugeltemperatur auf über 31 Grad werden die Bedingungen selbst für gesunde, junge Menschen lebensbedrohlich (neue Studie dazu), bislang galten 35 Grad als das theoretische Überlebenslimit für den Menschen (siehe Studie).

Im roten Bereich wird es für gesunde Menschen lebensbedrohlich. © W. Larry Kenney, CC-BY-ND

Man sagt also nicht umsonst, dass extreme Hitze in trockener Luft wie etwa in der Wüste für den Körper besser zu verkraften ist, als Hitze bei hoher Luftfeuchtigkeit, so kann man Temperaturen um 46 Grad bei einer relativen Feuchtigkeit unter 20% besser ertragen, als 36 Grad bei 70% Luftfeuchtigkeit.

Die Feuchtkugeltemperatur je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

In Österreich kommt es an schwülen Tagen zu Werten zwischen 20 und 25 Grad. Noch höhere Werte in der näheren Umgebung treten häufig in Norditalien auf, so werden hier manchmal Werte zwischen 25 und 28 Grad gemessen. Vereinzelt wurden aber auch schon Spitzen um 31 Grad erreicht, wie etwa an der Mittelmeerküste in Triest am 1. August 2020. Weltweit sind Extremwerte bis 35 Grad bislang selten, sie wurden aber bereits mehrfach in subtropischen Küstenregionen gemessen, wie etwa im Iran an der Küste  des Persischen Golfs, wenn auch nur vorübergehend für wenige Stunden. Bei der extremen Hitzewelle in Pakistan und Nordindien im Mai 2022 wurde etwa Jacobabad eine maximale Feuchtkugeltemperatur von 33,6 Grad und in Delhi von 33,7 Grad gemessen.

ERA5-Reanalyse der höchsten jährlichen Feuchtkugeltemperatur (>27). © Science Advances, Vol. 3, no. 8

Höhere Werte durch Klimawandel

Durch den Klimawandel nimmt die Feuchtkugeltemperatur tendenziell zu, was etwa in Teilen Indiens, Pakistans und von Bangladesch zu einem großen Problem wird. Etwa im großen Indus-Tal und in der Gangesebene wären im Worst-Case-Szenario vier Prozent der Bevölkerung zumindest einmal zwischen 2071 und 2100 mit tödlichen Hitzewellen von über 35 Grad Feuchtkugeltemperatur konfrontiert bzw. 75% mit lebensbedrohlichen Hitzewellen von über 31 Grad Feuchtkugeltemperatur.

Mehr dazu in dieser Studie auf ScienceAdvances.

Mittlere jährliche max. Feuchtkugeltemperatur von 1976 bis 2005 (B) sowie die Prognosen für 2071 bis 2100 je nach Temperaturanstieg.

Hitze in Europa: Wie entstehen Hitzewellen?

Im Osten Österreichs gibt es bis zu 34 Grad.

Hitzewellen sind mehrtägige Perioden mit einer ungewöhnlich hohen thermischen Belastung, welche durch den Klimawandel tendenziell häufiger und intensiver auftreten. International existiert allerdings keine einheitliche Definition des Begriffs Hitzewelle, meist basieren die Definitionen auf einer Kombination von perzentilbasierten Schwellenwerten mit einer minimalen Andauer. Die einfachste Definition im deutschsprachigem Raum für eine Hitzewelle lautet drei Tage in Folge mit einem Höchstwert über 30 Grad. Doch wie kommt es zu Hitzewellen?

Hochdruckgebiete

Mitteleuropa liegt in der Westwindzone, weshalb unser Klima im Mittel stark vom Atlantischen Ozean geprägt wird. Die Stärke des polarumlaufenden Jetstreams ist in erster Linie von den Temperaturunterschieden in der Atmosphäre zwischen den mittleren Breiten und den polaren Gebieten abhängig, wobei größere Temperaturunterschiede zu höheren Windgeschwindigkeiten in der Höhe führen. Aus diesem Grund verläuft der Jetstream im Sommer weiter nördlich und ist deutlich schwächer ausgeprägt als im Winter. Der Jetstream verläuft zudem nicht geradelinig von West nach Ost, sondern mit unterschiedlich stark ausgeprägten Wellen je nach Ausprägung und Lage der Hochs bzw. Tiefs. Nicht jedes Hoch führt aber zu einer Hitzewelle.

Das Hoch über West- und Mitteleuropa sorgt zu Wochenbeginn für eine antizykonale Nordlage im Alpenraum (Prognose des Jetstreams in etwa 10 km Höhe © ECMWF / UBIMET)

Südwestlagen

Je nach Lage des Jetstreams relativ zum Alpenraum und der daraus resultierenden Anströmung sprechen Meteorologen beispielsweise von einer Nordwest- oder einer Südwestlage. Letztere führt im Sommer in Mitteleuropa aufgrund der Herkunft der Luftmassen aus subtropischen Regionen häufig zu Hitze, aber selbst im Frühjahr kann es mit Föhnunterstützung manchmal schon zu Temperaturen um 30 Grad kommen. Solche Wetterlagen können unterschiedlich lange anhalten und mitunter auch zumindest kurze Hitzewellen verursachen.

Blockierte Wetterlagen

Für extreme Hitzewellen benötigt es meist blockierte Wetterlagen, also Lagen mit einem umfangreichen, stationären Hochdruckgebiet. Bei solchen Wetterlagen wird der Jetstream in Europa unterbrochen bzw. weit nach Norden abgelenkt. Ein typisches Beispiel dafür ist die sog. „Omega-Lage“, die manchmal mehrere Wochen lang andauern kann.

Omega-Lage im extrem trockenen März 2022. © ECMWF/UBIMET

Subsidenz

Kräftige Hochdruckgebiete sorgen in der freien Atmosphäre für eine absinkende Luftbewegung („Subsidenz“). Wenn Luft absinkt, dann gelangt sie unter höheren Luftdruck und wird demzufolge komprimiert und erwärmt. Die Luft erwärmt sich dabei pro 100 Höhenmeter um etwa 1 Grad. Diese Erwärmung setzt sich zwar oft nicht direkt bis zum Boden durch (im Herbst kommt es beispielsweise zu ausgeprägten Inversionslagen, siehe hier), aber auch in der Grundschicht steigen die Temperaturen Tag für Tag an.

Vereinfachter Querschnitt der Luftströmung in einem Hoch- und Tiefdruckgebiet. © br.de

Bei einer blockierten Wetterlagen spielt dieser Prozess eine entscheidende Rolle, so wird die Luft an Ort und Stelle durch Absinken und Sonneneinstrahlung immer weiter erwärmt. In den mittleren Breiten kann sich dann auch ein sog. „Heat dome“ bzw. eine Hitzeglocke ausbilden, wie beispielsweise bei der Rekordhitze im Westen Kanadas im Juni 2021.

Bei einer „Omega-Lage“ wurde die Luft in Lytton in Kanada auf bis zu 49,6 Grad erhitzt im Juni 2021.

Hitze in Westeuropa

Die große Hitze zu Beginn der kommenden Woche in Nordfrankreich sowie auf den Britischen Inseln kommt ebenfalls durch ausgeprägtes Absinken zustande: Das umfangreiche Hochdruckgebiet namens JÜRGEN verlagert sich am Wochenende bzw. zu Wochenbeginn von den Britischen Inseln langsam nach Mitteleuropa. Die Luft in mittleren Höhen umkreist das Hoch und sinkt dabei immer weiter ab, damit kommt es am Montag und Dienstag zu teils extremer Hitze in Westeuropa. Etwa in Paris werden am Dienstag Temperaturen um 40 Grad erwartet.

Ensemble-Prognose der Herkunft der Luft in Paris am kommenden Montag. © NOAA
In Paris muss man am Dienstag mit Temperaturen um 40 Grad rechnen. © UBIMET

Und in Österreich?

Hoch JÜRGEN verlagert sich zu Beginn der kommenden Woche über Mitteleuropa hinweg und auch im Alpenraum wird es zunehmend heiß. Bereits am Dienstag sind im Westen Höchstwerte um 35 Grad in Sicht, am Mittwoch kündigen sich im Osten örtlich sogar bis zu 37 Grad an. Ganz so heiß wie etwa in Nordfrankreich wird es hierzulande aber nicht, obwohl die Luftmasse sich kaum ändert. Wie kann das sein? Grund dafür ist in erster Linie das schwächelnde Hoch: Die Subsidenz ist nicht mehr so stark ausgeprägt wie noch zu Wochenbeginn in Westeuropa, damit ist die Luftmasse um ein paar wenige Grad kühler.

Der Hochdruckrücken verlagert sich bis Mittwoch unter leichter Abschwächung ostwärts (die Schichtdicke nimmt etwas ab). © ECMWF

Extreme Hitze: Lokaleffekte

Für Temperaturrekorde spielen mehrere Faktoren eine Rolle, wie beispielsweise auch die Witterung in den Wochen vor einer Hitzewelle bzw. die daraus resultierende Bodenfeuchte: Wenn der Boden durch eine Dürreperiode bereits ausgetrocknet ist, wird die am Boden eintreffende Sonneneinstrahlung direkt in fühlbare Wärme umgewandelt, da weniger Energie für Verdunstung verbraucht wird. Weiters spielen auch geographische Faktoren eine Rolle, so kann föhniger Wind die Luft aus mittleren Höhenlagen mitunter direkt bis in tiefen Lagen absinken lassen, was dann lokal zu extrem hohen Temperaturen führen kann. Wenn alle Faktoren zusammenkommen, also ein blockiertes Hitzehoch, trockene Böden, föhniger Wind und strahlender Sonnenschein, dann sind meist neue Rekorde zu erwarten. So wurden beispielsweise auch die 46 Grad in Südfrankreich im Juni 2019 erreicht.

 

Wassertemperatur am Mittelmeer kratzt lokal an der 30-Grad-Marke

Hund springt ins Wasser - pixabay.com

Die anhaltende Hitze und vor allem die oft windschwachen, trockenen Verhältnisse am Mittelmeer spiegeln sich nun auch in den Meeresoberflächentemperaturen wider. An manchen Stellen wie zum Beispiel entlang der Nordküste Siziliens und im Levantinischen Meer sind sogar schon knappe 30 Grad dabei!

Temperatur der Wasseroberfläche des Mittelmeers am 12. Juli 2022 - Copernicus Marine Service
Temperatur der Wasseroberfläche des Mittelmeers am 12. Juli 2022 – Copernicus Marine Service

An der Adria und im Ägäis sorgten hingegen auffrischende Nordostwinde (die Bora und der Meltemi) in den letzten Tagen für eine Durchmischung der oberen Wasserschichten. Die überhitzte Wasseroberfläche wurde dadurch mit frischerem Wasser aus tieferen Schichten gemischt, weshalb hier meist „nur“ 22 bis 24 Grad verzeichnet werden. Kein Wunder also, dass die Temperaturanomalien (Abweichung im Vergleich zum 30-jährigen Durchschnitt) genau in diesen Regionen momentan teils negative Werte aufweisen. Denn ansonsten ist das Mittelmeer weiterhin viel zu warm, mit Abweichungen von bis zu +4 oder +5 Grad zwischen Korsika und der Côte d’Azur!

Temperaturanomalie der Wasseroberfläche des Mittelmeers am 12. Juli 2022 - Copernicus Marine Service
Temperaturanomalie der Wasseroberfläche des Mittelmeers am 12. Juli 2022 – Copernicus Marine Service

Der langjährige Trend im Mittelmeerraum ist eindeutig: Das Wasser wird sukzessive wärmer, wie man aus der unterstehenden Zeitreihe (monatliche Temperaturabweichungen) entnehmen kann. Zum Vergleich: Sowohl der Mai als auch der Juni 2022 waren zwischen 1 und 1,5 Grad zu warm im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Zeitreihe der Temperaturanomalie für das gesamte Mittelmeer von 1993 bis 2020 - Copernicus Marine Service
Zeitreihe der Temperaturanomalie für das gesamte Mittelmeer von 1993 bis 2020 – Copernicus Marine Service

Ostsee: Das neue Mittelmeer?

Dasselbe gilt für die Ostsee. Derzeit messen Satelliten zum Teil badetaugliche Wassertemperaturen um die 20 Grad sowohl in Vorpommern als auch zwischen Finnland, Russland und Estland. Die Temperaturanomalie der Ostsee liegt momentan verbreitet zwischen +2 und +4 Grad. Wer beim Schwimmen Abkühlung sucht, muss in Zukunft an die Ostsee statt ans Mittelmeer!

Temperatur der Wasseroberfläche der Ostsee am 12. Juli 2022 - Copernicus Marine Service
Temperatur der Wasseroberfläche der Ostsee am 12. Juli 2022 – Copernicus Marine Service

Zeitreihe der Temperaturanomalie für die gesamte Ostsee von 1993 bis 2020 - Copernicus Marine Service

Zeitreihe der Temperaturanomalie für die gesamte Ostsee von 1993 bis 2020 – Copernicus Marine Service

Österreichische Seen sind auch sehr warm!

Oder man kann sich natürlich immer für die österreichischen Seen entscheiden. Hierzulande hat man eine größere Auswahl an Wassertemperaturen. Für mutige Schwimmer/innen eignet sich zum Beispiel der Lunzer See mit 15 Grad hervorragend! Am Wörthersee fühlt man sich hingegen mit etwa 24 Grad wie an der Kroatischen Adriaküste.

See (Auswahl) Wassertemperatur
Wörthersee (K) 24 °C
Achensee (T) 17 °C
Bodensee (V) 24 °C
Erlaufsee (ST) 22 °C
Mattsee (S) 21 °C
Mondsee (OÖ) 21 °C
Neusiedler See (B) 20 °C
Lunzer See (NÖ) 15 °C
Alte und Neue Donau (W) 21 °C

 

 

Titelbild: Hund springt ins Wasser – pixabay.com

Wasserhosen vor der Küste Finnlands

Vergangenen Samstag trafen verschiedene Wetterbedingungen zusammen und begünstigten dabei die Entstehung von Wasserhosen vor der finnischen Küste. Das Wasser im Botnischen Meerbusen zwischen Schweden und Finnland ist derzeit überdurchschnittlich warm, die Luft darüber war aufgrund eines Tiefs aber verhältnismäßig kalt und die Luftströmung passend, um gleich mehrere Wasserhosen gleichzeitig zu bilden.

Die Voraussetzungen

Für die Entstehung von Wasserhosen sind drei Faktoren besonders wichtig:

    • Der Unterschied zwischen der Temperatur der Wasseroberfläche und der Lufttemperatur auf Höhe der Wolkenbasis: Je größer die Temperaturdifferenz, desto höher die Labilität.
    • Lokale Windkonvergenzen, also Regionen, wo Winde aus zwei unterschiedlichen Richtungen zusammenströmen und zu Verwirbelungen führen.
    • Schwache Höhenwinde, da starke Windgeschwindigkeiten die Entwicklung vertikaler Verwirbelungen in der Luft unterdrücken können.

Die Temperaturen

Die folgende Karte zeigt die in der Meteorologe gerne verwendete Temperatur auf dem 850 hPa Niveau (in etwa 1500 m Höhe) über Europa. Dabei erkennt man ein Tiefdruckgebiet nördlich der Ostsee über dem Botnischen Meerbusen und über Finnland und an den grün-gelblichen Farben auch die kälteren Luftmassen in dieser Gegend.

Luftdruckverteilung und Temperatur auf 850hPa am 10. Juli 2022 – GFS, UBIMET

Da es aber auf die Temperaturdifferenz zur Meeresoberfläche ankommt, dient ein Blick auf die Temperaturanomalie über Europa am vergangenen Samstag. Dabei wird der Ist-Zustand von diesem Tag mit dem 30-jährigen Mittel verglichen. Man erkennt, dass besonders der Botnische Meerbusen zu dieser Zeit überdurchschnittlich warm ist.

Temperaturanomalien der Wasseroberflächen am 09. Juli 2022 – Quelle: http://arctic.som.ou.edu/

Weiteres zu Wasserhosen

Besonders im Herbst sind Wasserhosen in Küstenregionen keine Seltenheit, da in dieser Jahreszeit die ersten Kaltluftausbrüche besonders über den noch warmen Meeren für hohe Labilitätswerte sorgen. Ganz besonders trifft dies auf den Mittelmeerraum zu, aber gelegentlich kann man sie auch im Binnenland über größeren Seen wie etwa dem Bodensee beobachten.

Anbei ein weiteres Foto von vergangenem Samstag vor der finnischen Küste:

Wasserhosen gehören aus meteorologischer Sicht zu  den Großtromben und sind zumindest für den Betrachter nichts anderes als Tornados über einer  Wasserfläche, in der Entstehung und den Auswirkungen aber Grund verschieden. Meist entstehen die Wasserhosen im Bereich lokaler Verwirbelungen der Luft unterhalb von Quellwolken, Tornados, die man häufig von Bildern aus den USA und teils auch aus Europa kennt, hingegen im Zuge von langlebigen Superzellengewittern mit rotierendem Aufwindbereich. Wasserhosen sind in der Intensität und den Windgeschwindigkeiten um einiges schwächer als Tornados, dennoch können sie, wenn sie auf Land treffen, auch für Schäden und herumfliegende Trümmer sorgen.

Titelbild: Wasserhose vor der finnischen Küste am 09. Juli 2022, Quelle: facebook – Nina Rantanen

 

Droht Österreich Ende Juli eine historische Hitzewelle?

Extreme Hitze pixabay.com

Trotz der derzeitigen, unterkühlten Witterung wurde uns Meteorologen in letzter Zeit öfters die Frage gestellt, ob die Nordafrikanische Hitze in der zweiten Julihälfte mit Temperaturwerten teils über 40 Grad zurückkommen wird. Manche Wettermodelle (hauptsächlich das amerikanische Modell, GFS – siehe die Animation der Temperatur in etwa 1500 m Höhe unten, violett = sehr heiß) deuten tatsächlich auf eine extreme Hitzewelle hin, samt Rekord-höchstwerten für halb Europa! Schuld daran wäre zumindest am Anfang ein relativ kleinräumiges Tief, das sich in der zweiten Monatshälfte vom Ostatlantik langsam in Richtung Skandinavien verlagern würde.

Prognose der Temperatur in 850hPa vom 15. bis 18. Juli 2022 - GFS Modell, UBIMET
Prognose der Temperatur in 850hPa vom 15. bis 18. Juli 2022 – GFS Modell, UBIMET

Hitzewelle ja oder nein?

Doch es wird immer betont: Wettervorhersagen sind meist nur für die ersten 3 bis 5 Tage zuverlässig. Das stimmt auch, wenn man z.B. die genauen Temperaturwerte an bestimmten Orten wissen möchte. Wenn man aber an einer generellen, überregionalen Tendenz der Witterung für die kommenden Wochen interessiert ist, dann sind einzelne Modelle unzuverlässig. In solchen Fällen kommen sogenannte probabilistische Prognosemodelle ins Spiel, die in der Lage sind, die Unsicherheiten in der mittelfristigen Prognose zumindest teilweise zu berücksichtigen. Dabei werden gleichzeitig mehrere Berechnungen für die Vorhersage durchgeführt. Man bekommt also nicht nur einen einzigen Temperaturwert an einem bestimmten Ort für eine bestimmte Zeit, sondern eine Wahrscheinlichkeit, dass es z.B. im Laufe der kommenden Woche über einem Gebiet überdurchschnittlich warm sein wird. Solch ein probabilistisches Modell wird u.a. auch vom Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW oder ECMWF auf Englisch) betrieben.

Wirft man also einen Blick auf die zweite Julihälfte, so bestätigt sich die Tendenz hin zu einer sich entwickelnden Hitzewelle (rötliche Töne in der Animation unten = überdurchschnittliche Temperaturwerte über einer Woche). Die mögliche Hitzewelle sollte nächste Woche hauptsächlich die Iberische Halbinsel und Frankreich fest im Griff haben und erst übernächste Woche eventuell auch in Österreich ihren Höhepunkt erreichen.

Tendenz der wöchentlichen Temperaturanomalien im Vergleich zum langjährigen Klimamittel über Europa für die kommenden drei Wochen (rötliche Töne = zu warm) - ECMWF
Tendenz der wöchentlichen Temperaturanomalien im Vergleich zum langjährigen Klimamittel über Europa für die kommenden drei Wochen (rötliche Töne = zu warm) – ECMWF

Natürlich kann man solche Tendenzen auch für den Niederschlag erstellen. Passend zur möglichen Hitzewelle würde die zweite Julihälfte über weiten Teilen Europas viel zu trocken verlaufen (bräunliche Töne in der Animation unten).

Tendenz der wöchentlichen Niederschlagsanomalien über Europa für die kommenden drei Wochen (bräunliche Töne = zu trocken) - ECMWF
Tendenz der wöchentlichen Niederschlagsanomalien über Europa für die kommenden drei Wochen (bräunliche Töne = zu trocken) – ECMWF

Rekord-Hitze ja oder nein?

Die Hitzewelle in der zweiten Julihälfte rollt also mit großer Wahrscheinlichkeit auf uns zu. Doch das heißt immer noch nicht, dass sie auch rekordverdächtig lang oder historisch heftig sein wird. Denn für solche Details sollte man besser noch abwarten. Dies erkennt man am Besten, wenn man die probabilistischen Prognosen an bestimmten Orten darstellt. Nimmt man z.B. Bregenz und Wien, so kann man alle verschiedene Berechnungen der probabilistischen Prognosen für diese Orte auf einem Temperaturdiagramm darstellen (Balken in den unterstehenden Grafiken). Die gesamte Höhe der Balken stellt dabei die gesamte Spanne der Temperaturprognose im probabilistischen Modell dar und ist deswegen auch gleich ein Maß für die Unsicherheit der Vorhersage (große Spanne = höhere Unsicherheit).

Bregenz
Mittelfristige, probabilistische Tendenz der 2m Temperatur in Bregenz - ECMWF Ensemble Modell
Mittelfristige, probabilistische Tendenz der 2m Temperatur in Bregenz – ECMWF Ensemble Modell

Zur besseren Veranschaulichung wurden in den Diagrammen auch die durchschnittlichen, klimatologischen Temperaturmaxima und -minima (dicke rote bzw. blaue Linien) eingetragen, die an diesen Orten normalerweise zu erwarten sind. Die schmalen roten bzw. blauen Linie in den Grafiken zeigen hingegen die klimatologischen Temperaturextreme.

Wien
Mittelfristige, probabilistische Tendenz der 2m Temperatur in Wien - ECMWF Ensemble Modell
Mittelfristige, probabilistische Tendenz der 2m Temperatur in Wien – ECMWF Ensemble Modell

Man sieht: Bis zur Mitte der kommenden Woche bleibt uns das eher unterkühlte, nach Osten zu auch oft unbeständige Wetter erhalten. Danach deutet sich ein erster Anstieg der Temperaturen auf ein sommerliches Niveau an. Richtig heiß könnte es in der vorletzten Juliwoche werden, dann sind auch 40 Grad im Bereich des Möglichen (siehe Diagramm für Wien). Doch die Spanne der Balken ist dann enorm und selbst Höchstwerte unter 30 Grad sind immer noch wahrscheinlich. Zusammengefasst: Hitzewelle ja, rekordverdächtige Hitze noch ungewiss!

 

Titelbild: Abkühlung gegen Hitzewelle im Sommer – pixabay.com

10 Tipps für einen guten Schlaf trotz Hitze

Hitze

Die empfohlene Zimmertemperatur von knapp über 20 Grad lässt sich in den Sommermonaten ohne Klimatisierung häufig nicht erreichen. Dennoch gibt es ein paar Tricks um die derzeitigen Tropennächte in den Ballungsräumen möglichst ausgeruht zu überstehen.

Diese Tipps helfen

  1. Richtiges Lüften. Idealerweise sollte nur dann gelüftet werden, wenn die Außentemperatur niedriger ist als die Temperatur im Haus oder der Wohnung. Typischerweise empfiehlt sich das Lüften ab dem späten Abend bis zum nächsten Vormittag. Ist eine Querbelüftung, zum Beispiel von West nach Ost, in der Wohnung möglich, sollte diese genutzt werden.
  2. Tagsüber bleiben Vorhänge und Jalousien geschlossen. Jegliche Sonneneinstrahlung treibt die Temperaturen in die Höhe. Besonders geeignet sind Außenjalousien, da sie nur etwa 25% der Sonnenenergie nach innen durchlassen, Innenjalousien dagegen etwa 75%. Behelfsmäßig kann man sonst auch ein Leintuch von außen vor die Fenster hängen.
  3. Trotz hoher Raumtemperaturen sollte auf dünne Bettwäsche nicht verzichtet werden, der Körper kühlt sonst zu sehr aus. Das beste Material ist Baumwolle: Es nimmt den Schweiß auf.
  4. Falls möglich, sollte auf kühlere Räume ausgewichen werden. In Einfamilienhäusern gibt es zwischen den verschiedenen Etagen meist große Temperaturunterschiede, mit den höchsten Werten unter dem Dach.
  5. Um der Hitze im Haus gänzlich zu entfliehen, kann auf den Balkon oder den Garten ausgewichen werden. Das ist allerdings nicht jedermanns Sache.
  6. Ventilatoren bringen zwar eine Abkühlung, in der Nacht besteht aber die Gefahr der Erkältung. Daher sollte man ihn nicht direkt auf das Bett richten.
  7. Vor allem im Schlafzimmer, aber auch in den anderen Räumen sollten elektrische Geräte wie Fernseher oder Computer in den Standby-Modus versetzt oder am besten gleich ganz ausgeschaltet werden. Jeder Stromverbraucher ist eine Wärmequelle bzw. eine kleine Heizung.
  8. Als eine langfristige Möglichkeit zum besseren Umgang mit der Wärme empfiehlt sich eine Matratze mit einer Sommer- und einer Winterseite.
  9. Schwere, sprich fettreiche Speisen sollten vermieden und untertags reichlich Wasser getrunken werden, um in der Nacht eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung des Körpers zu gewährleisten.
  10. Ungeeignet für eine ruhige Nacht sind alkoholische Getränke. Sie sorgen für einen leichten Schlaf und trocknen den Körper aus.

Wir wünschen allen Lesern und Leserinnen erholsame Nächte!

Titelbild © N. Zimmermann

Gewitter-Rekord: Blitzreichster Juni des Jahrzehnts

Superzelle in der Nähe von Allentsteig im Waldviertel am 29. Juni 2022 © Storm Science Austria

Der Juni 2022 war extrem gewitterreich. Hotspots des Landes waren dabei Kärnten, die Steiermark und Oberösterreich. Leider kam es vor allem gegen Ende des Monats zu tödlichen Unwetterereignissen.  Bis zum 29.06. um 16:20 Uhr wurden österreichweit 644308 Blitze geortet.

Blitzdichte im Juni 2022 bis zum 29.06. um 16:20 Uhr - UBIMET
Blitzdichte im Juni 2022 bis zum 29.06. um 16:20 Uhr – UBIMET
Blitzanzahl im Juni 2022 bis zum 29.06. um 16:20 Uhr - UBIMET
Blitzanzahl im Juni 2022 bis zum 29.06. um 16:20 Uhr – UBIMET

Dies ist bereits ein neuer Juni-Rekord für die letzten 13 Jahre (seitdem die moderne Blitzortung von nowcast.de begonnen hat), es fehlt jedoch noch ein gewitterreicher Abend sowie auch ein gewitterreicher Tag bis zum Ende des Monats.

Blitzanzahl im Juni von 2009 bis 2022 - UBIMET, nowcast
Höchste bis tiefste Juni-Blitzanzahl von 2009 bis 2022 – UBIMET, nowcast

 

Titelbild: Superzelle in der Nähe von Allentsteig im Waldviertel am 29. Juni 2022 © Storm Science Austria

Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag

Siebenschläfer schaut wie das Wetter wird

Der Siebenschläfertag ist ein altbekannter Lostag in der Meteorologie, welcher sich in zahlreichen Bauernregeln widerspiegelt. Das Wetter vom 27. Juni soll demnach den Trend für die nächsten 7 Wochen setzen. Anbei eine kleine Auswahl an Bauernregeln:

  • Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag.
  • Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne.
  • Wie’s Wetter am Siebenschläfertag, so der Juli werden mag.
  • Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass.
  • Schlafen die Siebenschläfer im Regen, wird’s ihn noch sieben Wochen lang geben.

Meteorologischer Hintergrund

Tatsächlich gibt es im Hochsommer eine statistisch nachweisbare Erhaltungstendenz von Wetterlagen im Alpenraum. Für diese meteorologische Singularität ist allerdings nicht nur ein bestimmter Tag relevant, da sie allgemein oft für die letzte Juniwoche bzw. die erste Juliwoche zutrifft. Durch die gregorianische Kalenderreform findet der Tag eigentlich auch erst etwa 10 Tag später statt. Auf die erste Juliwoche trifft diese Singularität in Süddeutschland und im Alpenraum etwa 60 bis 80% der Fälle zu. Im maritim geprägten Klima Norddeutschlands ist dies hingegen deutlich seltener der Fall.

Weichenstellung

Etabliert sich Ende Juni bzw. Anfang Juli somit eine stabile Hochdruckzone über Europa, stehen die Chancen gut, dass sie bis weit in den Juli hinein erhalten bleibt. Das gleiche gilt allerdings auch umgekehrt: Liegt der Jetstream weiter südlich, so ist der Weg frei für Tiefdruckgebiete in Richtung Mitteleuropa und anhaltend wechselhafte Bedingungen sind vorprogrammiert. Derzeit deuten die Modelle auf eine Südwestlage, damit würde es in West- und Nordwesteuropa eher wechselhaft und kühl, während man im östlichen Mitteleuropa sowie in Südosteuropa mit heißem Sommerwetter rechnen müsste.

 

Gewitter und Unwetter: Von der Einzelzelle bis zur Superzelle

Die Superzelle vor der Ankunft in Wien © M. Spatzierer

Der Juni 2022 war bislang sehr gewitterreich. Hotspots des Landes waren dabei die Steiermark und Oberösterreich. Bis zum 21.06. um 19:20 Uhr wurden österreichweit 308950 Blitze geortet. Dies entspricht ungefähr dem Durchschnitt der letzten 13 Jahre, es fehlt jedoch noch mehr als eine Woche bis zum Ende des Monats. Da die Prognose weitere Gewitterlagen verspricht, geht man davon aus, dass der Monat am Ende eher überdurchschnittlich gewittrig ausfallen wird. Selbst der Rekord vom Juni 2018 mit 447746 Blitzentladungen ist noch in Reichweite.

Blitzdichte im Juni 2022 bis zum 21.06. um 9:20 Uhr - UBIMET
Blitzdichte im Juni 2022 bis zum 21.06. um 9:20 Uhr – UBIMET
Blitzanzahl im Juni 2022 bis zum 21.06. um 19:20 Uhr - UBIMET
Blitzanzahl im Juni 2022 bis zum 21.06. um 19:20 Uhr – UBIMET
Blitzanzahl im Juni von 2009 bis 2022 - UBIMET, nowcast
Blitzanzahl im Juni von 2009 bis 2022 – UBIMET, nowcast

Allgemein spricht man von einem Gewitter sobald ein Donner hörbar ist, allerdings können Gewitter eine sehr unterschiedliche Struktur aufweisen. Je nach Windscherung und vertikaler Schichtung der Atmosphäre weisen sie zudem eine unterschiedliche Intensität und Lebensdauer auf.

Einzelzelle

Für die Entstehung von Gewittern sind grundsätzlich drei Zutaten notwendig: Ausreichend Feuchtigkeit in der Grundschicht der Atmosphäre, eine genügend starke Temperaturdifferenz mit der Höhe und einen Auslöser (wie beispielsweise eine Kaltfront oder eine bodennahe Windkonvergenz). Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind und Luft aufsteigt, dann beginnt der enthaltene Wasserdampf zu kondensieren. Die dadurch freigesetzte Energie sorgt für weiteren Auftrieb, wodurch sich die allzubekannten Gewitterwolken – auch Cumulonimbus genannt – bilden. Durch das Auf- und Abwirbeln kollidieren Eispartikel miteinander, was zu einer Ladungstrennung führt. Dadurch überwiegt in den unteren und oberen Wolkenschichten eine positive Ladung bzw. in den mittleren Wolkenschichten eine negative Ladung. Durch Blitzentladungen kann dieser Ladungsunterschied ausgeglichen werden.

Ein Einzelzellengewitter. © NOAA

Der einsetzende Niederschlag wird von Verdunstungsprozessen begleitet, wodurch Abwinde entstehen. Da Auf- und Abwind jedoch räumlich nicht genügend voneinander getrennt sind, behindern die Abwinde die Aufwinde und kappen die Zufuhr weiterer „Gewitternahrung“ ab. Das Gewitter schwächt sich ab und zerfällt. In der Regel weisen solche Gewitter eine Lebensdauer von etwa 30 Minuten auf und werden von Platzregen sowie manchmal auch von kräftigen Böen und kleinem Hagel begleitet.

Gewitter
Eine alleinstehendes Gewitter mit der typischen Amboss-Struktur. © AdobeStock

Multizellen

Gewitter weisen oft eine zumindest schwach ausgeprägte mehrzellige Struktur auf, damit werden sie per Definition zu einer Multizelle. Diese Gewitter sind insgesamt langlebiger als ordinäre Gewitter und können bei passenden Bedingungen zu großen Gewitterkomplexen heranwachsen: Wenn die Winde in der Höhe eine stärkere Windgeschwindigkeit aufweisen als die Winde in Bodennähe (also wenn es vertikale Windscherung gibt), können bei einem Gewitter die Aufwindzone von der Abwindzone getrennt werden. Dadurch wird die Zufuhr an feuchtwarmer Luft nicht unterbrochen. Bei solchen Gewitterkomplexen kann man in der Regel mehrere Gewitterzellen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien beobachten: Vollständig ausgebildete Gewitter, sich neu entwickelnde Zellen sowie auch bereits zerfallende Zellen.

Vereinfachte Dartstellung der Konvektion innerhalb einer Gewitterwolke. © Nikolas Zimmermann
Diese Einzelzelle hat das Potential zur Multizelle heranzuwachsen, da der verwehte Eisschirm  auf etwas Windscherung hindeutet. © N. Zimmermann
Ein Multizellengewitter. © NOAA

Je nach Windscherung, Luftschichtung sowie auch topographischem Einfluss können Multizellen sehr unterschiedliche Strukturen und Verlagerungsrichtungen aufweisen, beispielsweise können sie sich manchmal sogar entgegen der vorherrschenden Windströmung in mittleren Höhen verlagern. Bei starker Windscherung entwickeln sich manchmal sogar mehrere hundert Kilometer lange Gewitterlinien. Multizellen können zu Starkregen, Sturmböen und Hagel führen.

Quellwolken eines Gewitters - pixabay.com
Eine Multizelle. © pixabay.com
Gewitterlinie am IR-Satellitenbild (inkl. Blitze) am 29. Juni 2021.

Superzellen

Superzellen sind deutlich seltener als ordinäre Gewitter und Multizellen, sie sorgen aber oft für erhöhte Unwettergefahr. Es handelt sich dabei um meist langlebige, kräftige und alleinstehende Gewitter, welche einen beständigen rotierenden Aufwind aufweisen („Mesozyklone“). Superzellen entstehen bei ausgeprägter Windscherung: Bei einer starken vertikalen Windzunahme bilden sich nämlich quer zur Strömung horizontal liegende Luftwalzen. Der Aufwind eines entstehenden Gewitters saugt diese Luftwalze ein und kippt ihre Achse in die Senkrechte, wobei sich der Drehimpuls nach und nach auf den gesamten Aufwindbereich überträgt. Auf Zeitraffern lässt sich diese dadurch erkennen, dass die Gewitterwolke um eine vertikale Achse rotiert.


Die Zufuhr feuchtwarmer Luft wird dabei durch den räumlich getrennten Abwindbereich, in dem der Niederschlag ausfällt, nicht gestört. Superzellen können für schwere Sturmböen, Starkregen, großen Hagel und in manchen Fällen auch für Tornados sorgen.  Superzellen präsentieren sich aber je nach Feuchtigkeitsangebot unterschiedlich, so gibt es LP-Superzellen (low precipitation, siehe auch Zeitraffer oben), klassische Superzellen und HP-Superzellen (high precipitation, siehe Zeitraffer unten).


Titelbild: Superzelle über Wien am 12. August 2019 © M. Spatzierer

21. Juni: Astronomischer Sommerbeginn

Sommerliche Stimmung - pixabay.com

Obwohl die Tage ab dem 21. Juni langsam wieder kürzer werden, signalisiert die Sonnenwende in unseren Breiten erst den Sommerbeginn. Tatsächlich ist die heißeste Zeit des Jahres erst von Mitte Juli bis Mitte August zu erwarten. Die Ursache liegt in der thermischen Trägheit der Land- und vor allem Meeresoberflächen.

Der späteste Sonnenuntergang findet am 26. Juni statt.
Der späteste Sonnenuntergang findet am 26. Juni statt.

Der längste Tag und der früheste Sonnenaufgang fallen wegen der Neigung der Erdachse und der elliptischen Bahn unseres Planeten um die Sonne aber nicht auf den selben Tag, so findet der späteste Sonnenuntergang am 26. Juni statt, der früheste Sonnenaufgang war dagegen schon am 15. Juni.

Sommersonnenwende

Zum astronomischen Sommerbeginn, auch Sommersonnenwende genannt, sind die Tage im gesamten Jahr am längsten: In Wien etwa geht die Sonne bereits kurz vor 5 Uhr in der Früh auf und erst gegen 21 Uhr wieder unter. An wolkenlosen Tagen scheint die Sonne somit gut 16 Stunden. In Hamburg sind sogar 17 Stunden Sonnenschein möglich. Von nun an werden die Tage wieder kürzer: Vorerst nur sehr langsam, bis zum Monatsende um gerade einmal vier Minuten. Erst gegen Ende August werden die Tage merklich kürzer.

Die Tageslänge im Verlauf des Jahres. © UBIMET
Die Tageslänge im Verlauf des Jahres. © UBIMET

Titelbild © Adobe Stock

Die Gewitterhauptstadt Österreichs

Gewitter

Für die Entstehung von Gewittern sind grundsätzlich drei Zutaten notwendig: Ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit, eine labile Schichtung der Atmosphäre sowie ein Mechanismus, der die Luft zum Aufsteigen bringt. Letzteres kann beispielsweise ein Zusammenströmen der Luft in Bodennähe oder eine Front sein. Für die Entstehung schwerer Gewitter ist zusätzlich noch eine Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe notwendig, da diese den Gewittern ermöglicht, sich über längere Zeit hinweg am Leben zu erhalten (die sog. Windscherung).

Blitzreiche Steiermark

Graz hat „die Ehre“ die blitzreichste Hauptstadt ihrer geographischen Lage am Rande der Alpen zu sein. Die Stadt liegt im sogenannten Grazer Becken und wird umgeben vom Grazer Bergland im Norden und dem Oststeirischen Hügelland im Süden. Dabei stellt die im Südosten Österreichs oft sehr warme und feuchte Luft aus dem nahen Mittelmeerraum in Zusammenspiel mit dem Steirischen Bergland eine besonders gute Voraussetzung für Gewitter dar, da hohe Luftfeuchtigkeit zusätzliche Energie für kräftige Gewitterentwicklungen bietet. Weiters hält sich rund um Graz bei Kaltfrontdurchgängen lange Zeit schwülwarme Luft, da die bodennahe Kaltluft erst von den Alpen über Wien hinweg umgeleitet wird und zeitlich verzögert im Südosten ankommt. In mittleren Höhenlagen findet aber dennoch eine Temperaturabnahme statt, was zu eine labilen Luftschichtung führt.

Ein Blitz in Graz. © www.foto-webcam.eu

Zugrichtung: Graz

Sehr oft entstehen die Gewitter im angrenzenden Berg- und Hügelland der West- und Obersteiermark: Ganz besonders im Semmering-Wechsel-Gebiet, in den Fischbacher Alpen, im Grazer Bergland, im Bereich der Niederen Tauern oder über der Koralpe, da es hier regelmäßig zu zusammenströmenden Winden aus unterschiedlichen Richtungen kommt. Bei einer meist südwest- bis nordwestlichen Höhenströmung ziehen die Gewitter dann in Richtung Graz. Der Grazer Hausberg Plabutsch, der an der westlichen Stadtgrenze in einer Nord-Süd-Ausrichtung liegt, stellt mit seinen 754 m keine Barriere dar.

Die höchste Blitzdichte im Mai 2022 gab es in der Steiermark. © UBIMET

Im Mai wurden in der Steiermark mehr als 70.000 Blitzentladungen verzeichnet, dabei kam es mitunter auch zu kräftigen Gewittern, wie beispielsweise am 27. Mai.

Titelbild © AdobeStock

Die Schafskälte

Schafskälte

Meteorologisch gesehen ist die Schafskälte eine sogenannte Singularität, also ein Witterungsereignis, welches in einem begrenztem Zeitraum immer wieder an einem ähnlichen Datum auftritt. Bei der Schafskälte handelt es sich um einen Kälterückfall in Mitteleuropa im Frühsommer, meist im Zeitraum zwischen dem 4. und 20. Juni mit einem Maximum der Häufigkeit um den 11. Juni. Eine ähnliche Singularität stellen im Mai die Eisheiligen dar.

Kälte und Schafe?

Allgemein ist die Schafskälte weniger im Flachland sondern vielmehr in höheren Lagen im Gebirge von Bedeutung, was auch zum Namen dieser Wetterlage führt. So können plötzliche Kälteeinbrüchen für frisch geschorene Schafe durchaus bedrohlich sein, besonders für Muttertiere und Lämmer in hochgelegenen Almgebieten. In den Nordalpen gehen solche Kaltlufteinbrüche manchmal auch mit Schnee bis in mittlere Höhenlagen um etwa 2000 m einher.

Unregelmäßiges Ereignis

Im Laufe des Junis erfassen zwar immer wieder kühle Luftmassen Mitteleuropa, allerdings gibt es kein fixes Datum für die Schafskälte. So führten Auswertungen der Jahre 1881 bis 1947 mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von über 80 Prozent zu einer Häufung um den 11. Juni, allerdings auch mit einer Streuung vom 4. bis zum 20 Juni. Etwas neuere Analysen aus den Jahren 1986 bis 1991 ergeben für das Auftreten dieser Singularität im Mittel die Zeit vom 11. bis zum 20 Juni. Auch eine Analyse der MeteoSchweiz zeigt, dass die Analyseperiode für den Zeitpunkt sowie die Dauer der Schafskälte eine wesentliche Rolle spielt, so war sie etwa in Davos am stärksten im Zeitraum 1931 bis 1960 ausgeprägt.

Schaf im Schnee
Schaf friert im Winter

Titelbild © Adobe Stock

Wie wird der Sommer 2022? Die Wetter-Tendenz für die warme Jahreszeit

Tendenz für den Sommer 2022 - UBIMET

Der heurige Mai war bislang schon frühsommerlich warm, wie bereits berichtet. Doch der tatsächliche Sommer steht uns noch bevor, er beginnt meteorologisch betrachtet schon am kommenden 1. Juni. Astronomisch gesehen starten wir hingegen wie üblich erst am Tag der Sommersonnenwende, also heuer am 21. Juni um 11.13 Uhr MESZ, in den Sommer.

Wie jedes Jahr am Ende des Frühlings wird uns nun immer öfter die Frage gestellt: Wie wird der Sommer? Meteorologen mögen solche langfristigen Tendenzen nicht, denn eine genaue, vertrauenswürdige Prognose – wie z.B. für das Wetter für die kommenden paar Tage – ist nicht möglich. In diesem Fall werden besondere, saisonale Modelle benutzt, die in der Regel eine 3-monatige Tendenz liefern. Für den Sommer wird also eine Gesamtprognose für Juni, Juli und August zur Verfügung gestellt. Häufig arbeitet man zudem mit Niederschlags- oder Temperaturanomalien. Die Hauptfrage lautet also: Wie kühl/warm oder nass/trocken wird es in diesen gesamten 3 Monaten im Vergleich zum langjährigen Klimamittel? Solche Tendenzen sind natürlich mit einer gewissen Unsicherheit behaftet und daher mit großer Vorsicht zu genießen, vor allem nicht gleich als genaue Prognose zu interpretieren.

Nach diesen Vorbemerkungen können wir nun versuchen, eine Tendenz für den Sommer 2022 zu geben. Denn heuer gibt es bei den meisten, saisonalen Modellen eindeutige Signale. Die Ableger von subtropischen Hochdruckgebieten sollten sich nämlich besonders häufig in Richtung Mitteleuropa ausdehnen. Im Zuge des Klimawandels ist nahezu überall ein zu warmer Sommer in Sicht, mit Temperaturanomalien meist zwischen +0.5 und +1 Grad. Aufgrund der Ausdehnung von Hochdruckgebieten subtropischen Ursprungs in Richtung Mitteleuropa ist aber vor allem von den Pyrenäen über den Alpenraum bis zu den Karpaten mit Abweichungen von bis zu +2 Grad auszugehen! Die mediterrane/nordafrikanische Hitze könnte uns also heuer häufiger als sonst heimsuchen.

Tendenz für den Sommer 2022 - UBIMETTendenz für den Sommer 2022 – UBIMET

Diese Großwetterlage würde wiederum besonders von den Iberischen Halbinseln über Norditalien bis zum Balkan für häufig trockene Bedingungen sorgen (wobei die oft trotzdem vorhandene Gewittertätigkeit im Bergland hier NICHT berücksichtigt wird). Im südöstlichen Mittelmeerraum sowie auch vom Ärmelkanal bis zur Nord- und Ostsee könnte es hingegen öfter zu Gewitterausbrüchen kommen.

 

Titelbild: Tendenz für den Sommer 2022 – UBIMET

12. Mai: Eisheiliger Pankratius

Blümchenfrost @ https://stock.adobe.com

Der Name Pankratius kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Der alles Beherrschende“. Er lebte von rund 290 bis etwa 304 n. Chr. und war ein christlicher Märtyrer. Schon als Jugendlicher wurde er wegen seines Glaubens unter der Herrschaft des Diokletian oder der des Kaisers Valerian hingerichtet. Seine Verehrung war europaweit verbreitet. Der Hl. Pankratius wird oft in vornehmer Kleidung oder Ritterrüstung, mit Schwert, Märtyrerkrone und Palme dargestellt. Nach ihm werden – oft in der Kurzform Pankraz – Orte benannt. Dazu gehören beispielsweise St. Pankraz in Oberösterreich und in Salzburg.

Wetterbezug

Pankratius gehört zu den Eisheiligen, entsprechend sind ihm auch ein paar Bauernregeln zugeordnet:

„Wenn’s an Pankratius gefriert, so wird im Garten viel ruiniert.“

„Pankratius hält den Nacken steif, sein Harnisch klirrt vor Frost und Reif.“

„Ist Sankt Pankratius schön, wird guten Wein man sehn.“

„Pankratz und Urban ohne Regen versprechen reichen Erntesegen.“

Neben dem Bezug zur Ernte steht Pankratius klarerweise vor allem für Frostgefahr. Durchforstet man man aber alte Aufzeichnungen und analysiert die Wetterstatistik, lässt sich feststellen, dass Frost im Mai eher selten auftritt und genau zu Pankratius nochmal um einiges unwahrscheinlicher ist.

Schneelage im Hochgebirge: geringe Reserven für den Sommer

Im Flachland gibt es die größte Wahrscheinlichkeit für eine Schneedecke im Mittel Anfang Februar. Mit zunehmender Seehöhe verschiebt sich der Zeitpunkt mit der maximalen Schneehöhe der Saison aber nach hinten, in höheren Tälern ist dies meist Ende Februar der Fall. Im Hochgebirge fällt der Niederschlag auch im Frühjahr noch großteils als Schnee, daher wird die maximale Schneehöhe in Lagen über 2000 m durchschnittlich erst Anfang April bzw. über 3000 m erst Ende April oder Anfang Mai erreicht.

Vor allem in den Südalpen gab es im Winter 2021/22 außergewöhnlich wenig Schnee.

Am Hohen Sonnblick liegen im Mai durchschnittlich 5 Meter Schnee, der Rekord liegt sogar bei 11,9 m gemessen am 9. Mai 1944. Derzeit ist die Schneedecke mit 2,75 m allerdings unterdurchschnittlich und kommende Woche steigt die Nullgradgrenze auf über 3000 Meter an. Auch am Tiroler Alpenhauptkamm sind die Schneehöhen unterdurchschnittlich, noch gravierender ist der Schneemangel allerdings in den Südalpen sowie teils auch in den Westalpen. In der folgenden Graphik sieht man die Abweichung zum Mittel der Tage mit Schneedecke in diesem Winter: Vor allem in mittleren Höhenlagen gab es vielerorts teils starke negative Abweichungen, mit der Ausnahme vom Klagenfurter Becken.

Abweichung der Tage mit Schneedecke im vergangenen Winter. © https://labo.obs-mip.fr/

Akkumulation und Ablation

Die Massenbilanz eines Gletscher ergibt sich durch den Unterschied zwischen Akkumulation und Ablation im Laufe eines Jahres, wobei die Gesamtbilanz typischerweise am Ende des Sommers gezogen wird. Schneefall stellt den wichtigsten Prozess für die Akkumulation dar, wobei für manche Gletscher auch andere Faktoren wie etwa Lawinen eine Rolle spielen. Für die Ablation ist dagegen vor allem das Schmelzen im Sommer verantwortlich. Wenn das Akkumulations- und Ablationsgebiet am Ende des Sommers in etwa gleich groß sind, befindet sich der Gletscher im Gleichgewicht. Die Massenbilanz reagiert sehr empfindlich auf Veränderungen des Klimas und gibt Auskunft über die Gesundheit der Gletscher.

Der Hintereisferner im September 2021: Das Ablationsgebiet war deutlich größer als das Akkumulationsgebiet (die Schnee-Eis-Grenze stellt die sog. Gleichgewichtslinie dar).

Schlechte Ausgangslage

Für die Gletscher in den Alpen ist vor allem die Witterung in den Sommermonaten entscheidend, so sind feuchtkühle Sommer besonders wichtig, um größere Eisverluste zu verhindern. Weiters spielen aber auch die Niederschlagsmengen im Winter eine Rolle, so schützt eine mächtige Schneedecke die Gletscher länger von der Sonnenstrahlung im Sommer. Heuer ist davon auszugehen, dass große Teile der Gletscher früher als sonst ausapern werden, da einerseits weniger Schnee als üblich liegt, und andererseits auch noch erhöhte Mengen an Saharastaub in der Schneedecke enthalten sind. Diese werden im Laufe des Sommers wieder zum Vorschein kommen und den Schmelzprozess beschleunigen.


Hinzu kommt noch, dass die neueste Saisonprognose vom ECMWF auf einen überdurchschnittlich warmen sowie  trockenen Sommer in Mitteleuropa hindeutet. Sollte diese Prognose eintreffen, sind heuer ungewöhnlich große Eisverluste in den Alpen zu befürchten, da die Kombination aus einem schneearmen Winter und einem sehr heißen Sommer stark negative Massenbilanzen wie etwa im Jahre 2003 zur Folge hat.


Titelbild © www.foto-webcam.eu

Ausfall der Eisheiligen in diesem Jahr?

Nahaufnahme von Frost auch einem Gänseblümchen ©pixabay/Myriamy_Fotos

Den Ursprung der Eisheiligen nimmt man im Mittelalter an, als die gläubige, vorwiegend bäuerliche Bevölkerung von spätem Frost und den dadurch entstandenen Ernteeinbußen betroffen war. Die Ehrfurcht vor diesem Witterungsphänomen hat die Menschen dazu veranlasst, die Gedenktage Heiligen und Märtyrern zuzuordnen. Je nach Region sind das drei bis fünf Eisheilige:

  1. Mamertus, Bischof von Vienne – 11. Mai (nur Norddeutschland)
  2. Pankratius, frühchristlicher Märtyrer – 12. Mai
  3. Servatius, Bischof von Tongeren – 13. Mai
  4. Bonifatius, frühchristlicher Märtyrer – 14. Mai
  5. Sophia „Kalte Sophie“, frühchristliche Märtyrerin – 15. Mai (Süddeutschland und Österreich)

Frost im Mai

Die Temperaturen auf dem europäischen Festland steigen im Mai im Durchschnitt sehr schnell an, so erhöht sich die durchschnittliche Tagesmitteltemperatur in Deutschland im Laufe des Monats von 12 auf 15 Grad. Frost im Mai und somit auch zu den Eisheiligen ist in den tiefen Lagen also generell recht selten. In Wien, Zürich und Berlin muss man höchstens alle 10 Jahre, in Innsbruck und München zumindest in jedem zweiten Jahr damit rechnen. Deutlich häufiger sind späte Fröste allerdings in höher gelegenen Alpentälern oder in den Mittelgebirgen. In diesen Regionen ist sogar Anfang Juni noch leichter Morgenfrost möglich.

Eismänner

Die Ehrfurcht vor dem Frost während der Blütezeit wichtiger Pflanzen hat die Menschen dazu veranlasst, die Gedenktage vom 11. bis zum 15. Mai zuzuordnen. Aufgrund der gregorianischen Kalenderreform finden die Eisheiligen genau genommen aber knapp 10 Tage später statt, weil diese Bauernregel noch aus der Zeit des julianischen Kalenders stammt.

2022: Zu Servatius 30 Grad möglich

Die Eisheiligen sind aus meteorologischer Sicht eine sogenannte Singularität, also eine spezielle Wetterlage, die zu einem bestimmten Zeitabschnitt im Jahr mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auftritt. Doch in diesem Jahr schaut es nach einem Ausfall der Eisheiligen aus. In der nächsten Woche dominiert bei uns Hochdruckeinfluss und auf der Vorderseite eines Tiefs über dem Ostatlantik wird zeitweise warme Luft aus südlichen Breiten herangeführt. Etwa ab der Wochenmitte,  also dem 11. Mai sind nach aktuellem Stand Höchstwerte um 23 bis 27 Grad zu erwarten. Zu Servatius am 13. Mai deuten sich sogar die ersten 30 Grad des Jahres an. Von Morgenfrost sind wir dann entsprechend weit entfernt. Unklar ist es noch, wie es danach weiter geht. Doch ein wirklich markanter Kaltlufteinbruch mit Frost im Flachland ist aktuell nicht zu sehen.

Wetterlage am Freitag, den 13. Mai @ UBIMET, ECMWF

Klimawandel

Das Wetter und damit die Blühtermine unterliegen früher wie heute großen Schwankungen von Jahr zu Jahr. Mittlerweile sorgen die milden Winter und die rasch steigenden Temperaturen im März und April jedoch regelmäßig für einen früheren Start der Vegetationsperiode. Wenn diese frühere Ausnahme immer häufiger vorkommt und dadurch zum Normalfall wird, kommt es zu einer Verschiebung der Durchschnittswerte, und das ist eben genau das, was der Klimawandel macht. Auf diese Art kommt die paradox anmutende Situation zustande, dass bei wärmerem Klima die Frostgefährdung in Mitteleuropa sogar zunimmt. Früher waren die Eisheiligen besonders gefürchtet, da die Pflanzen erst zu dieser Zeit soweit entwickelt waren, um frostgefährdet zu sein. Heutzutage haben Landwirte dagegen bereits im April mit der Frostgefahr zu kämpfen.

Klima im Mai: Von Frost bis Hitze

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Mit den Temperaturen geht es im Mai deutlich bergauf, in Deutschland liegt das langjährige Mittel im Mai mit etwa 12 Grad um rund 5 Grad höher als im April. Dabei fließen auch die Nächte in die Berechnungen ein. Am mildesten ist es im Oberrheingraben mit 15 Grad, in Mittelgebirgslagen und an der Ostsee kommt man hingegen nur auf ca. 11 Grad. Die Regenmenge beträgt im Flächenmittel knapp 70 mm, wobei es im Norden und Osten nur 50 bis 60 mm regnet, an der Nordsee teils noch weniger. Vom Schwarzwald bis zum Alpenrand liegen die Mengen hingegen bei 100 bis 130 mm, örtlich noch höher. Bei der Sonnenscheindauer haben der Norden und Osten mit 210 bis 240 Stunden die Nase vorn, die Ostsee kommt sogar auf 250 Sonnenstunden. In den Mittelgebirgen und am Alpenrand muss man sich hingegen mit 180 bis 200 Stunden zufrieden geben.

Frost und Hitze

Etwa bis zu den Eisheiligen (11. bis 15.5.) kann es nach Kaltlufteinbrüchen in klaren Nächten vereinzelt noch zu Frost kommen. In Oberstdorf im Allgäu wurden im Mai sogar schon -11 Grad gemessen, und selbst im selten sehr kalten Hamburg liegt der Mai-Kälterekord bei -5 Grad. Andererseits können von Süden schon hochsommerlich warme Luftmassen einfließen. Mit diesen sind unterstützt durch den hohen Sonnenstand schon heiße Tage mit 30 Grad oder mehr möglich. So liegt der Monatsrekord selbst in Kiel bei 33 Grad, in Berlin und Frankfurt am Main sogar bei 35 Grad.

Gewittersaison

Im Mai kommt die Gewittersaison in Fahrt, so sind in dieser Jahreszeit  markante Gewitterlagen mit Hagel, Starkregen und Sturmböen nicht ungewöhnlich. Ebenso kann es zu Hochwasserlagen kommen, da die nun warme Luft große Mengen an Feuchtigkeit aufnehmen kann. Somit können etwa bei „Vb-Wetterlagen“ regional sehr große Regenmengen fallen. Beispiele dafür sind das große Hochwasser Ende Mai / Anfang Juni 2013 oder das Pfingsthochwasser 1999. Nassschneefall mit Schneebruchgefahr stellt nun hingegen selbst in den Mittelgebirgen und am Alpenrand die Ausnahme dar, kann aber vereinzelt noch vorkommen.

Mittelwerte im Mai

durchschnittl. Max-Temp. in °C durchschnittl. Min-Temp. in °C Regenmenge in mm Regentage (mind. 0,1 mm)
Berlin 18,9 9,0 54 8,9
Hamburg 17,5 7,4 54 9,6
München 18,0 7,2 93 11,6
Köln 19,0 7,7 72 10,4
Frankfurt 20,0 9,1 63 9,7

Was ist ein Höhentief?

höhentief

Oft denkt man, dass Gewitter nur im Sommer auftreten, besonders wenn es heiß ist. Tatsächlich können Gewitter aber unterschiedlichste Ursachen haben, so unterscheidet man zB. die eben genannten Sommer-/Hitzegewitter (im Fachjargon: Luftmassengewitter) von Frontengewittern (meist im Zuge einer Kaltfront) oder solchen Gewittern, die bei entsprechend vorhandener Orographie (Gebirge) entstehen.
Eine weitere Ursache können Höhentiefs sein.

Die Definition

Höhentiefs liegen in mehren Kilometern Höhe und zeichnen sich durch niedrige Temperaturen im Vergleich zur Umgebung aus. Deren Entstehung wird oft durch Verwirbelungen des polarumlaufenden Jetstreams begünstigt, Meteorologen sprechen auch von einem Abschnürungsprozess bzw. einem „Cut-Off“. Solche Höhentiefs verlagern sich nicht mit der Höhenströmung, sondern werden durch die umgebende Luftdruckverteilung beeinflusst. Oft verharren sie wie ein Kreisel an Ort und Stelle (Titelbild: ECMWF-Prognose für den vergangenen Ostermontag mit einem Höhentief über Osteuropa).

Höhentief im IR-Satbild mit IFS-Modelldaten und Blitzen am 29.5.21, 13 Uhr MESZ. © EUMETSAT / UBIMET

Kaltlufttropfen

Ehemalige Tiefdruckgebiete bzw. Höhentiefs können sich zu sog. Kaltlufttropfen umwandeln, wenn das Bodentief durch Reibung oder Warmluftzufuhr aufgelöst wird und das Höhentief stattdessen erhalten bleibt. Tatsächlich befinden sich Kaltlufttropfen sogar oft im Randbereich eines Bodenhochs. In einem begrenzten Gebiet von etwa 100 bis 1000 Kilometern hält sich dabei deutlich kältere Luft als in der Umgebung. So eine Situation stellt sich am Freitag und Samstag über Deutschland ein.
Was hat das aber nun mit dem Wetter zu tun?

Labile Schichtung der Luft

Ein Höhentief wirkt sich merklich auf das tägliche Wettergeschehen aus, denn Höhenkaltluft sorgt für eine verstärkte vertikale Temperaturabnahme und somit für eine Destabilisierung der Atmosphäre. Besonders im Frühjahr und Sommer entstehen unter dem Einfluss der Höhenkaltluft Quellwolken, welche im Tagesverlauf zu Schauern und Gewittern heranwachsen. Die Lebensdauer von Kaltlufttropfen ist allerdings meist auf ein paar Tage bis etwa eine Woche begrenzt, da sich die Temperaturunterschiede in der Höhe allmählich ausgleichen.

Die Wetterprognose

Ein solches Höhentief zieht am Freitagabend von Nordwesten her über Deutschland herein. Erste Schauer sind noch in den späten Abendstunden vom Saarland bis Hessen zu erwarten, auch ein kurzes Gewitter ist dabei möglich. Am Samstag breiten sich die Schauer nahezu auf die ganze Südhälfte Deutschlands aus. Die Gewitterwahrscheinlichkeit nimmt dabei deutlich zu.

Vorhersagegenauigkeit

Wenn Höhenkaltluft im Spiel ist, nimmt die Vorhersagbarkeit des Wetters etwas ab: Einerseits werden Kaltlufttropfen durch die bodennahe Strömung gesteuert, was sich negativ auf die Qualität von Modellprognosen auswirkt, andererseits sorgt die konvektive Wetterlage für große Unterschiede auf engem Raum. Vor allem räumlich detaillierte Prognosen, wie etwa jene von Wetter-Apps, sind bei solchen Wetterlagen also mit Vorsicht zu genießen.

Tau: Der unsichtbare Niederschlag

Morgentau auf eine Wiese

Als Tau bezeichnet  man einen beschlagenden Niederschlag aus flüssigem Wasser. Er entsteht durch Kondensation von in der Atmosphäre unsichtbar enthaltenem Wasserdampf an unterkühlten Oberflächen. Förderlich für dieses Phänomen sind folgende Faktoren:

  • Kühle, aber frostfreie Nächte im Frühjahr und Herbst
  • Windschwache Verhältnisse
  • Wolkenloser Himmel

Die Luft kann je nach Temperatur nur eine bestimmte Menge an Wasserdampf aufnehmen. Dabei gilt: Je höher die Temperatur, desto mehr Wasserdampf kann sie fassen. Kommt etwas wärmere und feuchte Luft jedoch in Kontakt mit kühleren Oberflächen wie etwa Grashalme oder Autos, kühlt sie sich ab und kann den gespeicherten Wasserdampf nicht mehr halten. Dieser fällt aus und lagert sich dann in Form von Tautropfen ab. In unseren Breiten ist die Bedeutung von Tau vergleichsweise gering, in trockenen Regionen wie etwa in der Namib-Wüste ist Tau aber sehr wichtig für die Pflanzen und Tiere, die dort leben, da es oft keine anderen Wasserquellen gibt. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt entsteht übrigens weißlicher Reif.

Der Taupunkt

Der Tau hat in der Meteorologie sogar zur Namensgebung einer physikalischen Größe beigetragen: Unter der „Taupunkttemperatur“ versteht man nämlich jene Temperatur, auf die sich die Luft abkühlen müsste, um vollständig mit Wasserdampf gesättigt zu sein. Ab dieser Temperatur beträgt die relative Feuchte der Luft bereits 100 %. Kühlt sich die Luft nur um wenige Zehntel weiter ab, beginnt Wasser an Oberflächen oder Kondensationskernen in der Umgebung zu kondensieren und es entsteht Nebel bzw. Tau.

Abschätzung der Tiefsttemperatur

Da beim Phasenübergang vom gasförmigen Wasserdampf zu flüssigem Wasser Wärme freigesetzt wird, wird die nächtliche Abkühlung bei einsetzender Taubildung gebremst oder sogar gestoppt. Daher gibt es in der Wettervorhersage auch eine Faustregel, welche die Taupunktstemperatur am Nachmittag als grobe Abschätzung für die nächtlichen Tiefstwerte heranzieht. Dies funktioniert natürlich nur dann, wenn die Luftmasse über einem Ort in den Stunden zwischen Nachmittag und dem folgenden Morgen nicht durch eine Wetterfront ausgetauscht wird. Auch bei bewölktem Himmel oder Wind ist diese Abschätzung nicht möglich, beides führt zu milderen Nächten.

Advektionstau

Der Morgentau, der nach ruhigen und windschwachen Nächten entsteht nennt man Strahlungstau. Es gibt aber noch einen weiteren Prozess, der zu Tau führen kann: Wenn nach einer kühlen Wetterphase plötzlich warme, feuchte Luft zugeführt wird, deren Taupunkt oberhalb der Bodentemperatur liegt, kommt es zur Kondensation des Wasserdampfes. Dieses Phänomen kann auch sämtliche Straßen nass machen und man nennt es Advektionstau.

Titelbild: Robert Körner on VisualHunt / CC BY-NC-SA

Nächster Schub Saharastaub bereits auf dem Weg nach Österreich

Niedergeschlagener Saharastaub auf Autos in Wien © Steffen Dietz, UBIMET

Der Frühling ist typischerweise Hauptsaison für Saharastaub-Ereignisse über Mitteleuropa. Kein Wunder also, dass die nächste Ladung des goldenen Düngers sich bereits unterwegs von Nordafrika in Richtung Alpenraum befindet. Denn im Vorfeld des Mittelmeertiefs SIMONE wird am Donnerstag nicht nur mildere Luft aus Nordafrika transportiert, sonder auch ein ordentlicher Schub Saharastaub!

Wetterlage am Donnerstag - UBIMET
Wetterlage am Donnerstag – UBIMET

Prognose des Saharastaubs

Der Höhepunkt des staubigen Ereignisses wird dabei am Freitag erreicht, aber auch im Laufe des kommenden Wochenendes bleibt die Saharastaub-Konzentration erhöht.

Animation der Konzentration an Sandpartikeln in der Atmosphäre von Mittwoch bis Samstag (bräunliche Töne = viel Staub in der Luft) - University of Athens, SKIRON Modell
Animation der Konzentration an Sandpartikeln in der Atmosphäre von Mittwoch bis Samstag (bräunliche Töne = viel Staub in der Luft) – University of Athens, SKIRON Modell

Staub ist nicht gleich Staub

Interessant sind auch die Ursprungsgebiete der Sandpartikel über Europa. Wenn man die Rücktrajektorien der Luft in 1000 m Höhe für den kommenden Samstag berechnet, sieht man besondere Unterschiede. Die Luftmasse, welche am Samstag in Österreich sein wird, kommt tatsächlich aus Nordafrika und bringt viel Saharastaub mit sich (blaue Linie in der Grafik). Über Deutschland ist die Lage aber anders. Hier kommt die Luft eher aus dem Kaspischen Meer (rote Linie), doch sandig ist sie dennoch! In diesem Fall handelt es sich um eine Mischung aus frisch aufgewirbeltem Saharastaub (also Staub aus Nordafrika) und Staub aus dem Nahen Osten, der seit mehreren Tagen unterwegs ist.

Woher kommt die Luft, die am kommenden Samstag über Europa sein wird? Die "Rücktrajektorien" helfen dabei, die Zugbahnen der Luftmassen besser zu verstehen - NOAA HySPLIT Modell, UBIMET
Woher kommt die Luft, die am kommenden Samstag über Europa sein wird? Die „Rücktrajektorien“ helfen dabei, die Zugbahnen der Luftmassen besser zu verstehen – NOAA HySPLIT Modell, UBIMET

Am Freitag regional „Blutregen“

Trotz erhöhter Saharastaub-Konzentration bleibt es am Donnerstag österreichweit noch trocken. Am Freitag streift aber das Tief SIMONE den Südosten des Landes und bringt vor allem von Osttirol und Kärnten über die Steiermark bis nach Wien etwas (Blut-)Regen. Hier wird somit ganz viel Staub ausgewaschen und zum Boden (bzw. auf Autos und Fenstern) gebracht. Aber auch im Rest des Landes sind am Freitag zumindest ein paar staubige Tropfen zu erwarten!

Prognose der Niederschlagssumme [l/m²] bis inklusive Samstag - UBIMET UCM-Modell
Prognose der Niederschlagssumme [l/m²] bis inklusive Samstag – UBIMET UCM-Modell
Prognose der Konzentration an Saharastaub (rötliche Töne) und Prognose der Wolken und Niederschläge in Wien von Mittwoch bis Sonntag - NASA-GMAO GEOS5-Modell
Prognose der Konzentration an Saharastaub (rötliche Töne) und Prognose der Wolken und Niederschläge in Wien von Mittwoch bis Sonntag. Besonders am Freitag ist im Zusammenhang mit Regen (grüne Balken) viel ausgewaschener Saharastaub in Sicht – NASA-GMAO GEOS5-Modell

 

Titelbild: Niedergeschlagener Saharastaub auf Autos in Wien © Steffen Dietz, UBIMET

Sonnigster März der Messgeschichte in Bregenz, Innsbruck, Salzburg, Linz und St. Pölten

Sonne, Sonnenschirm und Sonnenbrillen - pixabay.com

Ihr habt es vermutlich bemerkt: Der zu Ende gehende März war extrem sonnig! Nahezu überall, wo die Topographie nicht im Weg steht, wurde die 200-Sonnenstunden-Marke geknackt. Auf dem Brunnenkogel wurden in diesem März bis heute um 12 Uhr sogar 286 Sonnenstunden verzeichnet!

Anzahl Sonnenstunden im März 2022 - UBIMET
Anzahl Sonnenstunden im März 2022 – UBIMET

Dies entspricht mehr als 90 Prozent der maximal erreichbaren Sonnenscheindauer für den März. Viel sonniger geht es also hier nicht, aber landesweit schien die Sonne zwischen 70 und 90 Prozent der verfügbaren Zeit.

Relative Sonnenscheindauer im März 2022 (österreichweit schien die Sonne 77% der verfügbaren Zeit) - UBIMET
Relative Sonnenscheindauer im März 2022 (österreichweit schien die Sonne 77% der verfügbaren Zeit) – UBIMET

Kein Wunder also, dass die klimatologischen Anomalien durch die Decke gehen. Verbreitet wurden zwischen 50% und 100% mehr Sonnenstunden verzeichnet als üblich (100% = doppelt so viel wie klimatologisch vorgesehen). Nur im Süden des Landes war es „nur“ um 30 bis 40 Prozent sonniger als im Schnitt.

Abweichung der relativen Sonnenscheindauer vom langjährigen Mittel (+100% = doppelt so viel Sonnenschein als üblich) - UBIMET
Abweichung der relativen Sonnenscheindauer vom langjährigen Mittel (+100% = doppelt so viel Sonnenschein als üblich) – UBIMET

Bemerkenswert war es sicherlich auch, dass sehr viele Tage nahezu komplett wolkenlos verlaufen sind! Der mittlere Bedeckungsgrad (=Anteil des Himmels, der von Wolken zumindest teilweise „verschmutzt“ ist) für den März liegt in allen Landeshauptstädten zwischen 2/8 und 3/8. Als direkte Folge gab es verbreitet 16 bis 22 „heitere“ Tage in diesem Monat.

Mittlerer Bedeckungsgrad des Himmels im März 2022 - UBIMET
Mittlerer Bedeckungsgrad des Himmels im März 2022 – UBIMET
Anzahl heitere Tage im März 2022 - UBIMET
Anzahl heitere Tage im März 2022 – UBIMET

In einem derart sonnigen Monat sind natürlich auch Rekorde gefallen. In der nachfolgenden Übersicht sind die Sonnenstunden im März für die Hauptstädte Österreichs aufgetragen. Jeder Punkt symbolisiert ein Jahr der Messgeschichte. Bspw. war der März 1944 in Wien mit 55 Stunden der bisher sonnenscheinärmste März, 1921 wurden dagegen mit 251 Stunden so viele wie sonst nicht registriert. Die dick schwarz umrandeten Punkte in der Grafik zeigen den aktuellen Stand im März 2022 an, hier wurde der gesamte Sonnenschein bis inkl. 30.03. bis 16 Uhr berücksichtigt. Man sieht: In Bregenz, Innsbruck, Salzburg, Linz und Sankt Pölten (also generell nördlich der Alpen) war es seit Messbeginn noch nie so sonnig im März! Unsere Prognose war also nicht komplett verkehrt.

Statistik der Sonnenscheindauer im März - UBIMET
Statistik der Sonnenscheindauer im März – UBIMET

 

Titelbild: Sonne, Sonnenschirm und Sonnenbrillen – pixabay.com

Saharastaub: Woher kommt er und wie oft schafft er es bis nach Österreich?

Kamel in der Sahara-Wüste - www.pixabay.com

In letzter Zeit ist Saharastaub häufig zum Thema geworden. Doch dies sollte niemanden überraschen, denn Frühling ist typischerweise Saharastaub-Zeit. Am Ende des Winters auf der Nordhalbkugel sind die Gebiete rund um die Sahara-Wüste am trockensten. Gleichzeitig herrscht im Atlantik bzw. über Europa noch rege Tiefdrucktätigkeit. Das Zusammenspiel zwischen diesen beiden Aspekten sorgt häufig für starke Winde über Nordafrika, die die Sandpartikeln aufwirbeln und sie in die Luft bringen. Die kleineren und leichteren Partikeln (‚Staub‘) gelangen somit bis in große Höhen und können daher bis nach Europa transportiert werden.

Zugbahnen des Sharastaubs - Querol, X., Tobías, A., Pérez, N., Karanasiou, A., Amato, F., Stafoggia, M., Pérez García-Pando, C., Ginoux, P., Forastiere, F., Gumy, S., Mudu, P., & Alastuey, A. (2019). Monitoring the impact of desert dust outbreaks for air quality for health studies. Environment international, 130, 104867. https://doi.org/10.1016/j.envint.2019.05.061
Zugbahnen des Sharastaubs nach Europa (hell-orange Pfeilen) – Querol, X et al. (2019). Monitoring the impact of desert dust outbreaks for air quality for health studies. Environment international, 130, 104867. https://doi.org/10.1016/j.envint.2019.05.061

Man unterscheidet dabei meist drei Arten von Saharastaub-Ereignissen über Mitteleuropa. Entweder wird der Staub direkt von Marokko und Algerien über die Balearen und Italien bis nach Mitteleruopa gebracht (Typ 1), oder stammt der Sand eher aus Libyen und wird von den Südwinden über den Balkan bis nach Europa transportiert (Typ 2). Bei einem dritten Fall (Typ 3), der besonders im heurigen März stattgefunden hat, entsteht die Staubwolke über Marokko und verlagert sich dann über Spanien und Frankreich bis in den Alpenraum. Die dazugehörigen, typischen Wetterlagen sind oft von einem Tief (‚L‘) über Westeuropa oder direkt im Mittelmeerraum beherrscht. Nur bei Typ 3 liegt das Tief weiter im Südwesten bei den Kanaren. Ein Hoch (‚H‘) über Algerien sorgt dann für die kräftigen Südwestwinde, die den Sand bis zu uns bringen.

https://doi.org/10.1016/j.envint.2020.105712.
Trajektorien und auslösende Wetterlagen für drei verschiedene Arten von Saharastaub-Ereignissen – György Varga, Changing nature of Saharan dust deposition in the Carpathian Basin (Central Europe): 40 years of identified North African dust events (1979–2018), Environment International, 2020, https://doi.org/10.1016/j.envint.2020.105712.

Die Sahara-Wüste ist bei weitem der weltweite Hot-Spot der Produktion von Sand- und Staubstürmen. Die Aktivität dieser Stürme variiert aber stark mit den Jahreszeiten. Das Maximum der Aktivität wird dabei im Frühling und im Sommer erreicht, wenn die Böden in Nordafrika am trockensten sind.

Anzahl der Tage mit viel Staub in der Atmosphäre pro Jahreszeit. Die Sahara-Wüste ist der Hot-Spot weltweit - Ginoux, P., Prospero, J. M., Gill, T. E., Hsu, N. C., and Zhao, M. (2012), Global-scale attribution of anthropogenic and natural dust sources and their emission rates based on MODIS Deep Blue aerosol products, Rev. Geophys., 50, RG3005, doi:10.1029/2012RG000388.
Anzahl der Tage mit viel Staub in der Atmosphäre pro Jahreszeit. Die Sahara-Wüste ist der Hot-Spot weltweit – Ginoux, P., et al.  (2012), Global-scale attribution of anthropogenic and natural dust sources and their emission rates based on MODIS Deep Blue aerosol products, Rev. Geophys., 50, RG3005, doi:10.1029/2012RG000388.

Kein Wunder also, dass Europa gerade zwischen März und Juli den Großteil der Saharastaub-Ereignisse erleben darf (siehe untenstehende Grafik, Statistik zwischen 1979 und 2018). Denn ohne Sandstürme im Norden Afrikas gäbe es auch keine Saharastaub-Ereignisse bei uns.

Saharastaub-Ereignisse pro Monat zwischen 1979 und 2018 in Ungarn - György Varga, Changing nature of Saharan dust deposition in the Carpathian Basin (Central Europe): 40 years of identified North African dust events (1979–2018), Environment International, Volume 139, 2020, 105712, ISSN 0160-4120, https://doi.org/10.1016/j.envint.2020.105712.
Saharastaub-Ereignisse pro Monat zwischen 1979 und 2018 in Ungarn – György Varga, Changing nature of Saharan dust deposition in the Carpathian Basin (Central Europe): 40 years of identified North African dust events (1979–2018),
Environment International, 2020, https://doi.org/10.1016/j.envint.2020.105712.

Interessant ist es auch die Häufung an Saharastaub-Ereignissen in den letzten Jahrzehnten. Das Gefühl, dass solche Ereignisse in letzer Zeit öfters vorkommen ist also wissenschaftlich bestätigt. Was die totale Ablagerung angeht (also, was tatsächlich über Mitteleuropa am Boden bleibt, rote Linie unten), gibt es aber in den letzten vier Jahrzehnten keine großen Variationen.

Anzahl an Saharastaub-Ereignissen in Ungarn von 1979 bis 2018. Die rote Linie ist die jährliche Ablagerung in g/m² - György Varga, Changing nature of Saharan dust deposition in the Carpathian Basin (Central Europe): 40 years of identified North African dust events (1979–2018), Environment International, Volume 139, 2020, 105712, ISSN 0160-4120, https://doi.org/10.1016/j.envint.2020.105712.
Anzahl an Saharastaub-Ereignissen in Ungarn von 1979 bis 2018. Die rote Linie ist die jährliche Ablagerung in g/m² – György Varga, Changing nature of Saharan dust deposition in the Carpathian Basin (Central Europe): 40 years of identified North African dust events (1979–2018), Environment International, 2020, https://doi.org/10.1016/j.envint.2020.105712.

Erweitert man aber den Blick auf die letzten 200 Jahre (mittels Analyse der Eisbohrkerne der Alpengletscher), so sieht es anders aus. Im langjährigen Verlauf scheint die Häufung an Saharstaub-Ereignissen in letzter Zeit leicht rückläufig zu sein, nach dem Maximum in den 70er bzw. 80er Jahren.

Verlauf der Häufigkeit und Stärke der Sahasrastaub-Ereignisse in den Westalpen aus den Eisbohrkernen des Colle Gnifetti Gletschers - Clifford, H. M., Spaulding, N. E., Kurbatov, A. V., More, A., Korotkikh, E. V., Sneed, S. B., et al. (2019). A 2000 year Saharan dust event proxy record from an ice core in the European Alps. Journal of Geophysical Research: Atmospheres, 124, 12882– 12900. https://doi.org/10.1029/2019JD030725
Verlauf der Häufigkeit und Stärke der Saharastaub-Ereignisse in den Westalpen aus den Eisbohrkernen des Colle Gnifetti Gletschers – Clifford, H. M., et al. (2019). A 2000 year Saharan dust event proxy record from an ice core in the European Alps. Journal of Geophysical Research: Atmospheres, 124, 12882– 12900. https://doi.org/10.1029/2019JD030725

Im Zuge des Klimawandels erwarten Experten eine generelle Abnahme der Saharastaub-Ereignisse über Europa. Dafür könnten sie aber oft kräftiger ausfallen! Die letzten Ereignisse würden diese Prognose bestätigen.

 

Titelbild: Kamel in der Sahara-Wüste – www.pixabay.com

Die Sommerzeit beginnt!

Somerzeit

Mit der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit fühlen sich viele Menschen um eine Stunde Schlaf beraubt und so beklagen sich manche zu Beginn der neuen Arbeitswoche auch über Müdigkeit. Doch schon mit dem nächsten sonnigen Frühlingstagen kommen die Vorteile der Zeitumstellung ans Tageslicht, denn gegen die eine oder andere Sonnenstunde nach der Arbeit oder dem Homeoffice haben nur wenige etwas einzuwenden. Aber was ist denn eigentlich der Grund für die alljährlichen Zeitumstellungen?

Eine lange Geschichte

Die Idee, die Uhrzeit im Sommer und Winter an den Sonnenstand anzupassen, gibt es schon lange, doch erstmals wurde sie am 30. April 1916 im Deutschen Reich sowie in Österreich-Ungarn eingeführt. 1919 wurde sie wieder abgeschafft, kam im Laufe des 20. Jahrhunderts in unregelmäßigen Abschnitten aber zeitweise wieder zum Einsatz. U.a. im Jahre 1947 wurde in Deutschland vorübergehend sogar eine doppelte Sommerzeit eingeführt, also eine Abweichung von zwei Stunden, um das Tageslicht maximal auszunutzen (Mitteleuropäische Hochsommerzeit). Nach der Ölkrise im Jahre 1973 wurden Energiesparmaßnahmen wieder zum Thema und 1980 kam es schließlich zu einem Konsens: Die Zeitänderungen im mitteleuropäischen Raum wurde nachhaltig festgelegt. Das Resultat: Seit dem 6. April 1980 wird zwischen 2:00 Uhr und 3:00 Uhr morgens zweimal jährlich an Europas Uhren gedreht. Als Stichtage wurden vorerst die letzten Sonntage im März und September gewählt, im Jahr 1996 hat man dann jedoch den Beginn der Winterzeit auf das letzte Oktoberwochenende verschoben. Derzeit wird wieder diskutiert, ob die Zeitumstellung neuerlich abgeschafft werden soll.

Straße in der Nacht ©picjumbo.com - https://picjumbo.com/night-car-lights-on-the-road/
Die Uhr wird in der Nacht umgestellt, da das Verkehrsaufkommen gering ist und es kaum wirtschaftliche Aktivität gibt. ©picjumbo.com

70 Länder drehen an der Uhr

In insgesamt etwa 70 Ländern wird nach wie vor an der Zeitumstellung festgehalten. Auf diese Weise lassen sich in den Sommermonaten die langen und warmen Tage bis in den späten Abend hinein genießen. Im Gegenzug kommt mit der Umstellung auf die Winterzeit, die im übrigen die tatsächliche Tageszeit darstellt, wieder langsam die Vorfreude auf die anstehende Weihnachtszeit auf.

Titelbild © AdobeStock 

Anhaltender Hochdruckeinfluss sorgt für ausgeprägten Tagesgang

Morgenfrost im Frühjahr - pixabay.com

Derzeit herrscht über Europa anhaltender Hochdruckeinfluss. Das ausgeprägte Hoch PETER bei Dänemark bzw. der Slowakei sorgt auch im Alpenraum für nahezu wolkenlose und windschwache Verhältnisse.

Wetterlage am Mittwoch, Hoch PETER herrscht über Europa - UBIMET
Wetterlage am Mittwoch, Hoch PETER herrscht über Europa – UBIMET

Hochdruckeinfluss begünstigt großen Tagesgang

Diese Lage begünstigt sowohl die nächtliche Abkühlung, als auch eine durch die bereits recht kräftige Sonneneinstrahlung rasche Erwärmung der Luft im Laufe des Tages. Nach verbreitet frostigen Frühwerten wurde heute in Innsbruck sogar die 20-Grad-Marke geknackt.

Tagesmaximum am Dienstag, die 20 Grad wurden schon erreicht - UBIMET
Tagesmaximum am Dienstag, die 20 Grad wurden schon erreicht – UBIMET
Tagesminima am Dienstag, verbreitet ist morgens mit Frost zu rechnen - UBIMET
Tagesminima am Dienstag, verbreitet ist morgens mit Frost zu rechnen – UBIMET

Berechnet man die Differenz zwischen dem Tageshöchstwert und dem Tagestiefstwert, so erhält man den sogenannten „Tagesgang“. Heute war der Tagesgang z.B. in Freistadt (Tmin -7 Grad, Tmax +18 Grad) und in Kirchberg an der Pielach (Tmin -6 Grad, Tmax +19 Grad) mit 25 Grad Temperaturdifferenz am größten.

Differenz zwischen Tageshöchstwert und Tagestiefstwert (= "Tagesgang") am Dienstag - UBIMET
Differenz zwischen Tageshöchstwert und Tagestiefstwert (= „Tagesgang“) am Dienstag – UBIMET

Kaum Änderung in Sicht

Bis zum Wochenende ändert sich die Lage kaum. Zwar steigen die Temperaturen tendenziell an, doch von Tag zu Tag muss man weiterhin mit einem kalten Start rechnen. Vielerorts bleibt der Morgenfrost bis auf weiteres ein Thema. Tagsüber klettern die Temperaturen hingegen immer häufiger jenseits der 20-Grad-Marke hinauf, ausgeprägte Tagesgänge zwischen 20 und 25 Grad werden somit zur Routine.

Prognose der Tiefst- und Höchstwerte am Mittwoch - UBIMET
Prognose der Tiefst- und Höchstwerte am Mittwoch – UBIMET
Prognose der Tiefst- und Höchstwerte am Donnerstag - UBIMET
Prognose der Tiefst- und Höchstwerte am Donnerstag – UBIMET

Extremwerte des Tagesgangs in Österreich

Doch wenn man die Werte des Tagesgangs für alle Stationen Österreichs seit Messbeginn auswertet, dann wird es sofort klar, dass 20 bis 25 Grad Differenz doch nicht so extrem sind. Der maximal je gemessene Tagesgang liegt nahezu überall zwischen 23 und 27 Grad. Entscheidend dafür ist die Zufuhr trockener, kalter Kontinentalluft aus Osteuropa. Setzt sich gleich danach ruhiges Hochdruckwetter durch, so werden die Unterschiede zwischen den klaren, windstillen und frostigen Nächten und den, aufgrund der im Frühjahr bereits kräftigen Sonneneinstrahlung, recht milden Nachmittagen maximiert. An manchen Stationen wurden sogar Tagesgänge über 30 Grad verzeichnet, in diesem Fall reicht aber der „einfache“ Hochdruckeinfluss meist nicht aus. Oft spielte in den Extremfällen der Föhn mit. Die in der Nacht entstandenen Kaltluftseen werden von auflebenden Föhnwinden ausgeräumt. Damit werden vor allem am Alpenrand oft Tagesgänge deutlich über 25 Grad erreicht.

Rekordwerte des Tagesgangs seit Messbeginn (nur Wetterstationen, die bis heute noch aktiv sind) - Daten: ZAMG; Auswertung: UBIMET
Rekordwerte des Tagesgangs seit Messbeginn (nur Wetterstationen, die bis heute noch aktiv sind) – Daten: ZAMG; Auswertung: UBIMET
Wetterstationen mit den größten Tagesgängen in der österreichischen Messgeschichte (Top 20, nur Stationen die bis heute noch aktiv sind). Daten: ZAMG; Auswertung: UBIMET
Wetterstationen mit den größten Tagesgängen in der österreichischen Messgeschichte (Top 20, nur Stationen die bis heute noch aktiv sind). Daten: ZAMG; Auswertung: UBIMET

 

Titelbild: Morgenfrost im Frühjahr – pixabay.com

Sonnensturm ließ Polarlichter über Norddeutschland tanzen

Nordlichter am Horizont - pixabay.com

In der Nacht auf Freitag, den 11. März, ereignete sich auf der Oberfläche der Sonne eine heftige Eruption. Wie üblich verlassen bei besonders starken Eruptionen elektrisch geladene, kleine Partikeln unseren Stern und machen sich auf dem Weg ins All (man spricht dann von koronalen Massenauswürfen oder „CME“). Wenn die Explosion in Richtung Erde erfolgt – wie in diesem Fall – erreichen diese Materialien nach wenigen Tagen auch unseren Planeten.

Animation der Sonneneruption (weiße Spur) zwischen dem 10. und dem 11. März 2022 - NASA/SOHO: https://sohowww.nascom.nasa.gov/data/realtime-images.html
Animation der Sonneneruption (weiße Spur) zwischen dem 10. und dem 11. März 2022 – NASA/SOHO: https://sohowww.nascom.nasa.gov/data/realtime-images.html

Das CME aus der Sonneneruption des 11. März hat vergangene Nacht auch die Erde erreicht. Wenn die elektrisch geladenen Partikeln des CME in Kontakt mit dem magnetischen Feld (auch Magnetosphäre genannt) unseres Planeten kommen, stören sie dieses und werden gleichzeitig in Richtung Polen umgelenkt. Dort treffen sie auf die Ionosphäre der Erde, wo sie ihre elektromagnetische Energie an Stickstoff- und Sauerstoffatome übergeben. Diese werden dadurch angeregt und emittieren in der Folge Licht in verschiedenen Farben (Polarlichter). Man spricht dann von einem magnetischen Sturm oder von einem Sonnensturm.

Die meisten Sonnenstürme sind relativ schwach und verursachen Polarlichter nur in sehr hohen Breiten. Doch ab und zu gibt es heftigere Sonnenstürme, die u.a. für verehrende Störungen in den Kommunikationen und den Stromnetzen sorgen können. In solchen Fällen können Polarlichter bis in den Alpenraum sichtbar werden! Der gestrige Sturm war nur mäßig stark und sorgte am ehesten bis nach Schottland und Norddeutschland für ein nächtliches Lichtspektakel.

 

 

Titelbild: Nordlichter am Horizont – pixabay.com

Frühjahr ist Föhnzeit

Föhn in den Bergen.

Im Allgemeinen ist Föhn ein Wind, der auf der Leeseite von Gebirgen durch Absinken wärmer und relativ trockener wird. Wenn Gebirgsketten der Luftströmung  im Weg stehen, kann Luft auf der windabgewandten Seite des Gebirges (im Lee) bei bestimmten Bedingungen als trockener Wind in die Täler durchgreifen. In Europa sind es die über weite Strecken West-Ost verlaufenden Alpen, die namensgebend für dieses Phänomen sind, das sich somit je nach Anströmung als Süd- oder Nordföhn äußert. Es gibt aber durchaus auch Westföhn, wie etwa am Alpennordrand, im Inntal oder im Wiener Becken, sowie Ostföhn etwa in den französischen Alpen.

Erscheinungsbilder

Die bekannteste Form ist der Südföhn, wenn Luft von Italien über die Alpen nordwärts strömt. Typisch dafür ist die Annäherung eines kräftigen Tiefs über Westeuropa. An dessen Vorderseite baut sich über dem Alpenraum eine straffe Südströmung auf. Der Luftdruckunterschied zwischen Alpensüd- und Alpennordseite setzt die Föhnströmung in Gang. Beim klassischen Föhn („Schweizer Föhn„), kühlt die Luft beim Aufsteigen an der Alpensüdseite ab, wobei es vielfach zur Kondensation und oft auch zur Niederschlagsbildung kommt. Auf der anderen Seite des Gebirgskamms rauscht die Luft dann als turbulenter Fallwind talwärts, wobei sich diese, ihrer Feuchtigkeit mittlerweile entledigt, schneller erwärmen kann, als sie sich zuvor abgekühlt hat. So kommt es dass die Luft bei gleicher Höhenlage an der Alpennordseite deutlich wärmer als an der Alpensüdseite ist.

Der „Schweizer“ Föhn. © Roland Stull; Univ. of British Columbia

Wolken und Niederschlag im Luv der Berge sind aber keine Voraussetzung, so kann der Föhn manchmal auch auftreten, obwohl der Himmel nahezu wolkenlos auf beiden Seiten der Alpen ist. Tatsächlich kann Luft in mittleren Höhen nach dem Überströmen des Alpenhauptkamms wasserfallartig in die Täler strömen. Die Luft steigt zuvor nicht auf, sondern befindet sich in mittleren Höhenniveaus über den mit Kaltluft gefüllten Tälern südlich des Alpenhauptkamms („Österreichischer Föhn„).

Der „österreichische“ Föhn. © Roland Stull; Univ. of British Columbia

Beide Föhntypen können überall auftreten, es handelt sich keineswegs um geographisch begrenzte Varianten, so gibt es durchaus auch in Österreich Föhnlagen mit Niederschlag am Alpenhauptkamm bzw. südlich davon. Der Begriff „Österreichischer Föhn“ stammt aus Innsbruck, da es hier häufig föhnig ist, auch wenn in Südtirol mitunter noch die Sonne scheint.

Frühjahr und Herbst

Speziell im Winter steigt die Wahrscheinlichkeit für zähe Kaltluftseen in den tieferen Tallagen deutlich an. Dann kommt es bei schwach ausgeprägten Luftdruckunterschieden vor, dass sich der Föhn nicht gegen die kalte Talluft durchsetzen kann und sich auf die Hochtäler beschränkt. Gut zu sehen ist dieses winterliche Minimum auch im folgenden Bild, es zeigt die Häufigkeit für Südföhn in Innsbruck im Laufe eines Jahres: Die „föhnigste“ Jahreszeit ist demnach der Frühling (der hohe Sonnenstand begünstigt den Föhndurchbruch), ein zweites Maximum gibt es im Oktober. Im Sommer sind die Druckgegensätze und die Höhenströmung dagegen meist nur schwach ausgeprägt.

Boxplot der monatlichen Anzahl von Föhntagen in Innsbruck. © A. Ortner / Uni Innsbruck

Des einen Freud, des anderen Leid

Im Gegensatz zur Luv-Seite, wo der Himmel oft bewölkt ist und zum Teil auch der feuchte und kühle Wettercharakter dominiert, bewirkt Föhn als trockener Wind im Lee oft freundliche Wetterbedingungen. Dabei zeigt sich der Himmel häufig wolkenarm und somit kommen Sonnenhungrige auf ihre Rechnung. Allerdings kann der Föhn in Sachen Windstärke Probleme bereiten und örtlich durchaus auch für Sturmschäden verantwortlich sein. Überdies ist der Föhn bei manchen Menschen in Verruf geraten, denn er steht in Verdacht, den Organismus zu beeinflussen. Empfindliche Menschen leiden bei Föhn unter Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, innerer Unruhe und mitunter auch unter Kreislaufbeschwerden. Weiters kann die südliche Höhenströmung auch Saharastaub im Gepäck haben, weshalb die Luft bei Föhnlagen manchmal diesig erscheint und die Fernsicht eingeschränkt ist.

Titelbild © visualhunt.com

Reif, Raureif und Raueis

Frost

Ein häufiges Phänomen bei stabilen Hochdruckwetterlagen mit klaren Nächten im Winterhalbjahr ist der Reif. Während er im Flachland meist tagsüber wieder sublimiert, kann er sich in schattigen Tallagen über mehrere Tage hinweg halten: Der Reifansatz wird nämlich Nacht für Nacht etwas mächtiger. In extrem feuchten und schattigen Lagen, etwa entlang von Bächen und Flüssen, können die Reifkristalle mehrere Zentimeter groß werden. Besonders in West-Ost ausgerichteten Tälern kann man den starken Kontrast zwischen grünen, sonnigen Südhängen und reifig-weißen, schattigen Nordhängen bzw. Talböden beobachten.

Raureif
Raureif und Nebel in der Buckligen Welt. © www.foto-webcam.eu

Entstehung von Reif

Die Luft kann je nach Temperatur nur eine bestimmte Menge an Wasserdampf aufnehmen. Dabei gilt: Je höher die Temperatur, desto mehr Wasserdampf kann sie fassen. Kommt die Luft jedoch in Kontakt mit kalten Oberflächen, dessen Temperatur kälter als der eigene Taupunkt ist, kühlt sie sich ab und kann den gespeicherten Wasserdampf nicht mehr halten (siehe auch Taupunkt). Der Wasserdampf wächst bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts in Form von Eiskristallen typischerweise an Grashalmen oder Autos an. Dabei handelt es sich um Eisablagerungen in Form von Schuppen, Nadeln oder Federn. Dieser Prozess, bei dem der Wasserdampf der Luft in den festen Zustand übergeht, nennt man Resublimation.

Raureif

Raureif ist ein fester Niederschlag, der bei hoher Luftfeuchtigkeit, wenig Wind und kalten Temperaturen unter etwa -8 Grad an freistehenden Gegenständen wie etwa Bäume oder Zäune durch Resublimation entsteht (oft innerhalb einer Wolke bzw. bei Nebel). Er besteht meist aus dünnen, an Gegenständen nur locker haftenden und zerbrechlichen Eisnadeln oder -schuppen.

Raureif
Raureif im Wienerwald am 2.12.2020. © N. Zimmermann

Raueis

Raueis bzw. Raufrost entsteht meist bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt und erhöhten Windgeschwindigkeiten, wenn unterkühlte Nebel- oder Wolkentropfen auf freistehende Gegenstände treffen. Raueis wächst entgegen der Windrichtung und ist relativ fest. Durch Lufteinschlüsse erscheint es milchig weiß.


Klareis

Eine weiter Form der Frostablagerung ist das Klareis. Es handelt sich um eine glatte, kompakte und durchsichtige Eisablagerung mit einer unregelmäßigen Oberfläche. Klareis entsteht bei Temperaturwerten zwischen 0 und -3 Grad durch langsames Anfrieren von unterkühlten Nebeltröpfchen an Gegenständen und kann zu schweren Eislasten anwachsen.

Klareis im Wienerwald am 19.12.2020. ©: M. Beisenherz

Titelbild © AdobeStock

Zweitwärmster Winter der Messgeschichte in Wien und Eisenstadt

Gartenzwerg im Winter - pixabay.com

Im Vergleich zum 30-jährigen Mittel 1991-2020 fiel der heurige Winter österreichweit um etwa 1.6 Grad zu mild aus, wobei das Land eindeutig zweigeteilt ist. Von Vorarlberg über Tirol bis nach Kärnten waren die Temperaturanomalien etwas geringer, meist war hier der Winter um 1 Grad zu mild. In Kärnten war vor allem der Dezember 2021 in den Tal- und Beckenlagen wegen häufiger Inversionslagen samt Nebel und eisigen Temperaturen deutlich kälter als im Durchschnitt. Hier fiel der Winter insgesamt durchschnittlich temperiert aus. In Klagenfurt beträgt die Anomalie +0.5 Grad, in Dellach im Drautal war die kalte Jahreszeit sogar eine Spur zu kalt im Vergleich zum langjährigen Schnitt mit -0.5 Grad Abweichung. Nach Nordosten zu und hier vor allem vom Wald- und Weinviertel bis ins Nordburgenland erreichen die Anomalien oft +2.5 Grad. Spitzenreiter dabei war Wiener Neustadt mit +3.2 Grad. Österreichweit betrachtet wurden die größten Abweichungen am Ende des Winters registriert:

  • Dezember: +0.7 Grad
  • Jänner: +1.6 Grad
  • Februar: +2.9 Grad
Temperaturabweichung vom langjährigen Mittel im Winter 2021/2022 - UBIMET
Temperaturabweichung vom langjährigen Mittel im Winter 2021/2022 – UBIMET

Die Statistik der Mitteltemperatur des Winters für die Landeshauptstädte zeigt, dass die Saison vor allem in der Osthälfte regional extrem mild verlaufen ist. So war der Winter 2021/2022 sowohl in Wien als auch in Eisenstadt der zweitwärmste der Messgeschichte. Der Winter 2006/2007 bleibt vorerst unerreichbar.

Statistik der Wintertemperatur für die Landeshauptstädte - UBIMET
Statistik der Wintertemperatur für die Landeshauptstädte – UBIMET

Windige Rekorde

Die milde Witterung wurde vor allem im neuen Jahr auch von häufig windigen Verhältnissen begleitet. In Sankt Pölten und Eisenstadt war es in der kalten Jahreszeit seit Beginn der Messungen noch nie so oft stürmisch wie im heurigen Winter. In Wien wurde der Rekord an stürmischen Tagen (Tage mit Windböen über 60 km/h) vom Winter 1975/1976 mit 36 Tagen eingestellt.

Statistik der Tage mit stürmischen Böen für die Landeshauptstädte und Lienz - UBIMET
Statistik der Tage mit stürmischen Böen für die Landeshauptstädte und Lienz – UBIMET

Meist genügend Niederschlag

Die häufig windigen West- bis Nordwestlagen sorgten vor allem in den nördlichen Voralpen, in Vorarlberg und im Mühlviertel für reichlich nasse Verhältnisse durch Stauniederschläge. In diesen Regionen fiel mehr Regen und Schnee als üblich, teilweise sogar eineinhalbmal mehr als im langjährigen Durchschnitt wie z.B. in Kollerschlag. Die größten negativen Abweichungen wurden hingegen im Südwesten verzeichnet. Zum Teil fiel hier nicht mal die Hälfte des Niederschlags (Obervellach in Oberkärnten nur 40%), der in einem durchschnittlichen Winter zusammenkommt.

Niederschlagsabweichung vom langjährigen Mittel im Winter 2021/2022 - UBIMET
Niederschlagsabweichung vom langjährigen Mittel im Winter 2021/2022 – UBIMET

Die landesweite Abweichung der Niederschläge vom Klimamittel beträgt aber lediglich -14%. Auch für die Landeshauptstädte war der Winter niederschlagsmäßig nicht allzu auffällig. In Sankt Pölten reiht sich aber der Winter auf Platz 9 unter die trockensten seit Messbeginn.

Statistik des Winterniederschlags für die Landeshauptstädte - UBIMET
Statistik des Winterniederschlags für die Landeshauptstädte – UBIMET

Zweigeteiltes Land bei der Sonnenscheindauer

Bei der Sonnenscheindauer ist das Land eindeutig zweigeteilt. Im Osten und Süden schien die Sonne im Winter um 30% häufiger als im langjährigen Durchschnitt. Die östlichen Nordalpen und das Mühlviertel verzeichneten hingegen leicht negative Abweichungen von bis zu -20%.

Abweichung der Sonnenscheindauer vom langjährigen Mittel im Winter 2021/2022 - UBIMET
Abweichung der Sonnenscheindauer vom langjährigen Mittel im Winter 2021/2022 – UBIMET

Wenige Eistage, aber mit Ausnahmen

Ein weiteres, wichtiges Maß für die Klimatologie des Winters ist die Anzahl an Eistagen; also die Tage, an denen der Tageshöchstwert durchgehend unter dem Gefrierpunkt bleibt. In den meisten Niederungen war der heurige Winter ein Reinfall. In Innsbruck gibt es im Schnitt 11 solcher Tage, heuer aber nur 2. In Wien beträgt der Durchschnitt 18 Eistage, im Winter 2021/2022 gab es hier nur 3 davon. Eine Ausnahme stellen die Tal- und Beckenlagen in Osttirol und Kärnten dar. Dank der sich bereits im Dezember gebildeten Schneedecke und der häufigen Inversionswetterlagen gab es z.B. in Klagenfurt heuer 29 Eistage. Im Klimamittel 1991-2020 sind es normalerweise 27.

Höchste Anzahl an Eistagen (Temperature stets unter 0 Grad) im Winter 2021/2022 – UBIMET

 

Titelbild: Gartenzwerg im Winter – pixabay.com

Frühlingsbeginn in Europa

Der Frühling setzt sich durch

Bei vielen Menschen steigert der Frühling das Wohlbefinden bis hin zu leichter Euphorie. So werden mit der zunehmenden Lichtintensität im menschlichen Körper vermehrt Dopamin und Serotonin ausgeschüttet, welche zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen. Im Winter befinden wir uns zwar oft im künstlichen Licht, dieses wirkt aber aufgrund seiner anderen spektralen Zusammensetzung kaum auf den Organismus.

Der Begriff der Frühjahrsmüdigkeit geht übrigens auf das Hormon Melatonin zurück. Aufgrund des meist trüben und lichtarmen Winters wird dieses Hormon in der kalten Jahreszeit vermehrt ausgeschüttet und trägt so zur anfänglichen Müdigkeit bei.

Wo zieht der Frühling als erstes ein?

Aus phänolgischer Sicht wird der Beginn des Frühlings durch den Zeitpunkt des Sprossenaustriebs verschiedener Pflanzen definiert, wobei man zwischen Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling unterscheidet. Als Vorfrühling zählt die Blüte der Hasel, welche heuer bereits im Jänner beobachtet wurde. Der Erstfrühling beginnt mit der Blüte der Forsythie, welcher in diesen Tagen in thermisch begünstigten Regionen beginnt. Der Vollfrühling beginnt schließlich mit der Apfelblüte. Für Meteorologen beginnt der Frühling immer am 1. März, da man so einfacher Bilanzen ziehen kann. Aus astronomischer Sicht geht er dagegen erst zur Tag-und-Nacht-Gleiche am 20.3. los.

Breitengrad und Höhe

Der Frühling arbeitet sich von Südwesteuropa nach Nordost- und Nordeuropa voran. Dabei setzt der Sprossenaustrieb zunächst im Mittelmeerraum und an der französischen Atlantikküste ein und wandert ungefähr pro Tag im Mittel 44 km weiter in Richtung Norden und 200 km in Richtung Osten. Der Blütenaustrieb ist natürlich auch abhängig von der Höhe, so gilt hier die Faustregel, dass pro 100 m Höhenunterschied sich der Frühlingsbeginn um etwa 3 Tage verzögert.

Stürmische Bora an der Adria

Bora in Triest

In den kommenden Tagen liegt die Adria zwischen einem Hoch über Nordosteuropa und einem Mittelmeertief. Durch diese Druckverteilung kommt es zu einer östlichen Strömung und an der Ostseite der Adria kommt Bora auf. Besonders entlang des Dinarischen Gebirges, welches kühle Luftmassen im Landesinneren von feuchtmilder Adrialuft trennt, kommt es zu großen Druckgegensätzen.

Zwischen Hoch KAI und dem Mittelmeertief kommt Bora auf. Karte: © FU Berlin

Die kalte Luft fällt hier wasserfallartig zur Adria ab, wo es in exponierten Lagen am Rande des Velebit-Gebirges zu Okranböen über 120 km/h kommt. Aber auch sonst sind von Triest südwärts schwere Sturmböen um 100 km/h zu erwarten.

Prognose der Böen von Samstag- bis Sonntagabend von ICON D2. © UBIMET/DWD

Auf der anderen Seite der Adria fällt im Oststau der Apenninen dagegen kräftiger Regen und Schnee, im Bergland Mittelitaliens wie etwa in den Abruzzen ist gebietsweise 1 Meter Neuschnee zu erwarten.

Bora-Typen

Die Bora wird anhand ihres Auftretens in zwei Haupttypen klassifiziert: Die „schwarze Bora“ (Bora scura) wird durch eine Zyklone über dem Mittelmeerraum ausgelöst und meist von Niederschlägen begleitet, die „weiße Bora“ (Bora chiara) wird dagegen durch ein markantes Hoch über Osteuropa hervorgerufen und tritt bei klaren Bedingungen auf. In besonders exponierten Lagen wurde sogar schon Orkanböen um 250 km/h gemessen. Zusätzlich zu diesen beiden Typen gibt es noch den Borino, der mit meist nur mäßiger Intensität vor allem in klaren, kalten Winternächten durch die Hauptschneisen der Dinarischen Alpen weht, wie beispielsweise von der Pforte von Postojna in Slowenien zur Bucht von Triest.

Titlebild © AdobeStock

Bora vs. Föhn

Die Bora wird meist als trockenkalter Fallwind definiert, obwohl bei schwarzer Bora sogar intensive, mitunter gewittrige Niederschläge auftreten können. Tatsächlich kommt es durch das Absinken der Luft auf dem Weg zur Adria, analog wie beim Föhn in den Alpen, zu einer Kompression und damit zu einer Erwärmung der Luft um knapp 1 Grad pro 100 m Höhenunterschied. Ungeachtet dieser Erwärmung wird der Wind aber dennoch als kalt empfunden, da die Luft im Gegensatz zum Föhn häufig einen kontinentalen Ursprung hat und somit vor allem im Winter trotz der Erwärmung noch immer sehr kalt ist (und der Windchill auch noch im Spiel ist). Da die Bora zudem manchmal nur eine geringe vertikale Ausdehnung von ein paar hundert Metern besitzt, kann in mittleren Höhenlagen zeitgleich noch feuchter Südwestwind wehen, der auf die relativ kalte Boraluft aufgleitet. Bei diesem Prozess wird Niederschlag gebildet, der anschließend in die eigentlich trockene Boraluft hinein fällt.

Wo weht die Bora?

Die Bora weht besonders häufig in der Bucht von Triest, entlang der Dalmatinischen Küste sowie der Küste Montenegros. Besonders bekannt dafür sind die Städte Triest in Italien, die Ortschaften an der Westflanke des Velebit-Gebirges in Kroatien sowie auch die Städte Makarska und Dubrovnik. Die Bora weht allerdings nicht immer an der gesamten Adriaküste gleichzeitig: Während bei nördlichen Zugbahnen von Mittelmeertiefs vor allem die nördliche Adria betroffen ist, sind bei südlichen Zugbahnen der Tiefs hingegen Süddalmatien und Montenegro betroffen. Bora-Winde gibt es allerdings nicht nur an der Adria, sondern auch in anderen Regionen der Welt, wie zum Beispiel die russische Schwarzmeerküste bei Noworossijsk, auf der russischen Insel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer, an der Norwegischen Westküste oder auch in der Kantō-Ebene in Japan.

Das Gewicht der Luft und der Luftdruck

Luftdruck

Neben Galileo Galilei erforschte auch der Magdeburger Physiker Otto von Guericke das Eigengewicht der Luft. Er kam zur Erkenntnis, dass Luft ein Gewicht haben müsse. Denn alles was eine Masse hat, wird von der Erde angezogen. Die Luft würde also davonfliegen, wenn sie kein Eigengewicht hätte, so seine Auffassung. Er wies anhand seiner zahlreichen Versuche mit Luft unter anderem nach, dass im Vakuum Kerzen nicht brennen und dass der Schlag auf eine Glocke keinen Klang erzeugt.

Gewicht der Luft

Ein Liter Luft wiegt 1,2 Gramm. Aber Luft wiegt nicht immer gleich viel, der Wert von 1,2 Kilogramm pro Kubikmeter gilt für sogenannte Normalbedingungen, also bei einer Temperatur von 20 Grad und auf Meeresniveau. Bei kälterer Luft sind die Luftmoleküle näher beisammen, weshalb die Luftdichte größer ist. Dies bedeutet nichts anderes, als dass kältere Luft schwerer als warme ist. Stehen wir also beispielsweise bei -20 Grad am Meer, wiegt dort ein Kubikmeter Luft bereits 1,4 Kilogramm. Als Luftdruck wird die Kraft bezeichnet, welche die Masse der Luft unter Einwirkung der Gravitationskraft auf eine Fläche ausübt. Eine vertikale Luftsäule, die sich vom Meeresniveau bis an den Rand der Atmosphäre erstreckt, übt auf eine Einheitsfläche einen Druck von durchschnittlich 1013,25 hPa aus.

Bodendruck- und Frontenkarte für Montag, 21. Februar 2022, 13:00 Uhr MEZ (Quelle: UBIMET)

Siedepunkt

Auf der Welt steht der Luftdruck nicht nur mit dem Wetter in Zusammenhang. Beispielsweise gilt der Siedepunkt des Wassers von 100°C nur bei Normalbedingungen, so kocht das Wasser etwa im Kern eines mächtigen Hochdruckgebiets erst bei einer Temperatur von knapp über 100 Grad. In einem Dampfdruckkochtopf wird noch größerer Druck hergestellt, damit stiegt die Siedetemperatur des Wassers gegen 130 Grad an! Mitten in einem umfangreichen Tiefdruckgebiets geht das Wasser dagegen schon knapp unterhalb von 100 Grad in den gasförmigen Aggregatzustand. Da der Luftdruck mit der Höhe nachlässt, siedet das Wasser auf den Bergen bei niedrigeren Temperaturen: Auf dem Hohen Dachstein sind es etwa 90 Grad und auf dem Mount Everest nur noch 70 Grad!


Drucktendenz

Bei täglichen Wetter kann der Blick aufs Barometer manchmal irreführend sein, denn auch bei vergleichsweise hohem Luftdruck kann sich das Wetter mitunter unbeständig präsentieren. Für das Wetter ist tatsächlich die Luftdruckänderung mit der Zeit viel aussagekräftiger als der absolute Luftdruck, wobei ein rascher Druckfall auf schlechtes Wetter hindeutet.
Titelbild: Adobe Stock

Spektakuläre Lichtsäulen in Kanada

Lichtsäule

Lichtsäulen entstehen durch die Spiegelung von Lichtquellen an hexagonalen Eisplättchen, die bei windschwachen Bedingungen langsam absinken bzw. in der Luft schweben und sich dabei vorzugsweise horizontal in der Luft ausrichten. Als Lichtquelle ist einerseits die Sonne geeignet, andererseits aber auch die Lichter einer Stadt. In diesen Tagen wurden in Alberta, Kanada, außergewöhnlich hohe Lichtsäulen beobachtet. Die Temperatur lag zu diesem Zeitpunkt knapp unter -20 Grad.

Diese Lichterscheinung ist nicht mit Polarlichtern zu verwechseln, welche in diesen Regionen ebenfalls häufig auftreten – allerdings in viel größeren Höhen. Anbei ein Bild mit Polarlichtern und Lichtsäulen aus Norwegen:

Light Pillars
Lichtsäulen in Kanada. Bild © Tree Tanner

Sonnensäule

Lichtsäulen werden häufig oberhalb der tiefstehenden Sonne beobachtet: Ausgehend von der Sonnenscheibe erstreckt sich ein linear ausgedehnter schmaler Lichtstreifen senkrecht nach oben bzw. in seltenen Fällen auch nach unten. Voraussetzung für diese sog. Sonnensäule sind allerdings ausgedehnte Cirruswolken bzw. Schleierwolken mit hexagonalen Eiskristallen.

Sonnenuntergang
Lichtsäule oberhalb der Sonne inkl Spiegelung im Wasser. Bild: Adobe Stock

Ein ähnliches Phänomen kann man übrigens auch auf einer leicht bewegten Wasserfläche beobachten, wenn die Sonne für einen „Glitzerpfad“ auf der Wasseroberfläche sorgt.

Titelbild: Adobe Stock

Stürmischer Winter 2021/22

Sturm

Der Winter 2021/22 zeichnet sich nicht nur durch mildes Wetter, sondern auch durch zahlreiche Tage mit stürmischen Böen aus, so gab es etwa in Wien schon 31 Tage mit Böen über 60 km/h. In einem gewöhnlichen Winter kommt Wien im Mittel auf 19 Tage, der Rekord aus dem Winter 1975/76 liegt bei 36 Tagen. Während dieser Rekord in Reichweite ist, war die bislang höchste Windspitze mit 102 km/h eher unauffällig und weit entfernt von jeglichen Rekorden (klimatologische Station Hohe Warte). Im Winter 2006/07 wurden hier mit Orkan Kyrill bis zu 122 km/h gemessen, im Winter 1975/76 mit dem Capella-Orkan sogar bis zu 135 km/h.

Sturm in Wien
Entwicklung der Tage mit Böen > 60, 70, 80 und 100 km/h in Wien (zum Vergrößern auf das Bild Klicken). © M.Salmi/UBIMET

Wenn man die Entwicklung der Tage mit stürmischem Wind pro Jahr in Wien seit 1951 beobachtet, fällt tendenziell eher eine geringfügige Abnahme auf, auch wenn es eine hohe jährliche bzw. sogar dekadische Variabilität gibt. Heuer spielt beispielsweise der außergewöhnlich stark ausgeprägte stratosphärische Polarwirbel eine entscheidende Rolle, der im Laufe des Winters zunehmend auch den troposphärischen Jetstream beeinflusst hat (positive Phase der Nordatlantischen Oszillation bzw. NAO).

Mittlerweile kann man bereits einige Wetterereignisse klar dem Klimawandel zuordnen, wie beispielsweise die Zunahme an winterlichen Wärmewellen und sommerlichen Hitzewellen, die im Mittel steigende winterliche Nullgradgrenze bzw. die abnehmende Schneemenge in tiefen Lagen. Oder auch die Zunahme an Starkregenereignissen, da wärmere Luft generell mehr Wasserdampf enthalten kann. Aber was ist mit dem Wind? Bei tropischen Wirbelstürmen spielen die Wassertemperaturen eine entscheidende Rolle, weshalb man davon ausgeht, dass der Klimawandel zu einer schnelleren Verstärkung der tropischen Wirbelstürme führt (die Wirbelstürme werden also kräftiger, aber die Anzahl bleibt ähnlich). Die Auswirkungen auf außertropische Tiefs sind allerdings komplexer.

Der Polarwirbel in der Stratosphäre ist heuer sehr stark und beeinflusst zeitweise den Jetstream. © stratobserve.com

Jetstream entscheidend

Für ausgeprägte Sturmlagen in den mittleren Breiten sind dynamische Wetterlagen mit einem starken, von West nach Ost ausgerichteten Jetstream erforderlich. Die Stärke des polarumlaufenden Jetstreams ist in erster Linie von den Temperaturunterschieden in der Atmosphäre zwischen den mittleren Breiten und den polaren Gebieten abhängig, wobei größere Temperaturunterschiede zu höheren Windgeschwindigkeiten in der Höhe führen.

Im Nordwesten war der westliche Höhenwind im Jahr 2022 bislang überdurchschnittlich stark, im Süden dagegen unterdurchschnittlich.

Durch den Klimawandel wird der Temperaturunterschied zwischen der Arktis und den Subtropen aber etwas geringer (die Arktis erwärmt sich gut dreimal schneller als der Rest der Welt), weshalb Studien darauf hindeuten, dass der Jetstream in den mittleren Breiten tendenziell ein wenig an Stärke verliert. Diese Ergebnisse sind allerdings noch nicht abgesichert, am Thema Jetstream, Polarwirbel und Klimawandel wird noch intensiv geforscht. So zeigt eine neue Studie, dass die abnehmende Eisausdehnung in der Arktis im Winter zu einer leichten Verschiebung des Jetstreams nach Süden führen könnte, diese ist aufgrund der hohen jährlichen Variabilität aber kaum mit Messungen feststellbar. Derzeit kann man jedenfalls keine Zunahme an Stürmen in Mitteleuropa nachweisen, sondern eher eine leichte Abnahme.

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Zunehmende UV-Strahlung ab dem Spätwinter

Sonne, Berge und Schnee sorgen besonders im Frühling für erhöhte Sonnenbrandgefahr - pixabay.com

Die UV-Strahlung ist eine für den Menschen unsichtbare, elektromagnetische Strahlung mit einer Wellenlänge, welche kürzer ist als diejenige des für den Menschen sichtbaren Lichts. Diese Strahlung trifft als kurzwelliger Anteil der Sonnenstrahlung auf die Ozonschicht der Erde auf und wird nur teilweise von dieser absorbiert. Während der UV-A Anteil (Wellenlänge 380 bis 315 Nanometer) zu großen Teilen von der Ozonschicht nicht absorbiert wird und somit bis zur Erdoberfläche durchkommt, nehmen die Ozonmoleküle zu 90 % den UV-B Anteil (Wellenlänge 315 bis 280 Nanometer) und gar zu 100 % den UV-C Anteil (Wellenlänge 280 bis 200 Nanometer) auf.

Vor allem UV-A-Strahlung dringt bis zum Erdboden durch.
Vor allem UV-A-Strahlung dringt bis zum Erdboden durch.

Gefahren

Bereits als kleines Kind lernt so gut wie jeder, dass zu viel Sonnenstrahlung schädlich für die Haut sein kann. Dabei sorgt insbesondere die zuvor erwähnte UV-A Strahlung bei einer zu hohen Dosis für lichtbedingte Hautausschläge und Sonnenallergien. Im fortgeschrittenen Alter führt dies vermehrt zu Hautalterung und Faltenbildung, zudem hinterlässt die Strahlung Schäden im Erbgut und erhöht die Hautkrebsgefahr teils deutlich. Für den Sonnenbrand ist allerdings die UV-B Strahlung verantwortlich, das heißt selbst wenn jemand keinen Sonnenbrand erlitten hat, sind andere Schäden, insbesondere Spätschäden, in der Haut nicht ausgeschlossen!

UV-Index

Gemessen wird die UV-Belastung mit dem sog. UV-Index. Er hängt vor allem vom Sonnenstand ab und ändert sich daher am stärksten mit der Jahreszeit, der Tageszeit und der geografischen Breite. Die Bewölkung und die Höhenlage eines Ortes spielen ebenfalls eine Rolle, sowie weiters auch die Gesamtozonkonzentration in der Atmosphäre, welche im Frühjahr je nach Wetterlage etwas variieren kann! In Mitteleuropa werden im Sommer Werte von 8 bis 9, in den Hochlagen der Alpen sogar bis 11 erreicht. Am Äquator können Werte von 12 und höher auftreten.

UV-Index und Schutzmaßnahmen - bfs.de
UV-Index und Schutzmaßnahmen – bfs.de
Maximal erreichbarer UV-Index in den Alpen im Laufe des Jahres (angenommen perfekt sonniges Wetter und Schnee auf den Bergen) - UBIMET
Maximal erreichbarer UV-Index in den Alpen im Laufe des Jahres (angenommen perfekt sonniges Wetter und Schnee auf den Bergen) – UBIMET

Schutz

Den besten Schutz erhält man durch die Bedeckung der Haut durch Textilien und das Tragen einer Kopfbedeckung. Zudem sollte besonders die Mittagssonne gemieden werden bzw. man sollte sich soviel wie möglich im Schatten von Sonnenschirmen oder natürlichen Schattengebern aufhalten. Besonders sehr helle Hauttypen besitzen eine Eigenschutzzeit von lediglich 5 bis 10 Minuten. Eine ergänzende, aber durchaus notwendige Maßnahme, stellt das Sonnenschutzmittel dar. Je höher der Lichtschutzfaktor, umso länger kann man sich, abhängig vom jeweiligen Hauttyp in der Sonne aufhalten. Nachcremen bzw. nach einer gewissen Dauer die Sonne meiden ist jedoch unumgänglich.

Aktuelle Infos zum UV-Index gibt es hier: http://www.uv-index.at/

Titelbild © pixabay.com

Perfektes Bergwetter am Wochenende, erhöhte Sonnenbrandgefahr!

Skifahrer genießen im Liegestuhl am Berg den Sonnenschein © pixabay/sunyela

Solch ein traumhaftes Winterwochenende mit nahezu durchgehend strahlend sonnigen Bedingungen und wenig Wind sollte man unbedingt ausnutzen! Sowohl am heutigen Samstag als auch am Sonntag darf man sich dank Hoch INGO verbreitet auf satte 9 Sonnenstunden freuen.

Anteil des Tages mit wolkenlosem Himmel in Prozent am Sonntag - ECMWF-IFS Modell, UBIMET
Anteil des Tages mit wolkenlosem Himmel in Prozent am Sonntag – ECMWF-IFS Modell, UBIMET

Dazu kommt , dass die Tage deutlich länger werden: Die Tageslänge nimmt aktuell täglich um rund 3 Minuten zu. Momentan ist die maximale Sonnenscheindauer schon mehr als 1.5 Stunden höher als am kürzesten Tag am 22. Dezember.

Tageslänge und Sonnenaufgang / Sonnenuntergang Statistik für Wien - UBIMET
Tageslänge und Sonnenaufgang / Sonnenuntergang Statistik für Wien – UBIMET

Steigender UV-Index

Der UV-Index (UVI) ist ein einfaches Maß für die Stärke der UV-Strahlung der Sonne, die am schädlichsten für Haut und Augen ist. Je höher der UVI, desto stärker und desto schädlicher ist die Sonnenstrahlung.  Der UVI wird mit einer Zahl dargestellt. Je höher der UV-Index ist, desto besserer Schutz ist nötig.

UV-Index und Schutzmaßnahmen - bfs.de
UV-Index und Schutzmaßnahmen – bfs.de

Der UVI hängt vor allem vom Sonnenstand ab und ändert sich daher am stärksten mit der Jahreszeit, der Tageszeit und der geografischen Breite. Die Gesamtozonkonzentration in der Atmosphäre, die Bewölkung und die Höhenlage eines Ortes spielen ebenfalls eine Rolle. In Abhängigkeit vom Sonnenstand gibt es im Flachland in Österreich über das Jahr verteilt meist UVI zwischen 1 und 8. Der aktuelle maximale UVI im Flachland beträgt etwa 2, d.h. es ist auch ohne Sonnenschutz noch ein weitgehend gefahrloser Aufenthalt im Freien möglich. In den Bergen kann die UV-Belastung dagegen erheblich höher sein, weil der Weg der Sonnenstrahlen bis zur Erde kürzer ist und deshalb weniger Strahlung von der Atmosphäre aufgefangen wird. Mit der Meereshöhe nimmt damit die UV-Strahlung zu. Kommt noch dazu, dass Reflexionen die UV-Strahlung weiter verstärken, so ist Letztere über Schnee fast doppelt so hoch.

Maximal erreichbarer UV-Index in den Alpen im Laufe des Jahres (angenommen perfekt sonniges Wetter und Schnee auf den Bergen) - UBIMET
Maximal erreichbarer UV-Index in den Alpen im Laufe des Jahres (angenommen perfekt sonniges Wetter und Schnee auf den Bergen) – UBIMET

Schutz vor UV-Belastung bei Wintersport

Bei Wintersportaktivitäten sollte so unbedingt auf genügenden Sonnenschutz geachtet werden, der umso stärker sein muss, je weiter in der Höhe man sich aufhält. Zudem ist die UV-Strahlung auch tageszeitabhängig, denn je höher die Sonne am Himmel steht, desto höher ist der Anteil an UV-Strahlung. So ist das Maximum der Strahlung jeweils um die Mittagszeit und am frühen Nachmittag.

Folgende Maßnahmen sind schon Mitte Februar empfohlen:

  • Sonnencreme mit mindestens Lichtschutzfaktor 25 auf alle ungeschützten Körperpartien. Besonders exponiert beim Wintersport sind: Nase, Lippen, Ohren und Nacken
  • Hut oder Mütze zum Schutz von Kopf, Gesicht und Nacken
  • Sonnenbrille mit hohem UV-Filter, die auf allen Seiten gut schließt

Bei Einhaltung obiger Schutzmaßnahmen steht bezüglich schädlicher Sonnenstrahlung ungetrübten Wintersportfreunden am Wochenende nichts im Wege!

 

Titelbild: Ein Sonnenbad am Berg © pixabay/sunyela

Megaflash: längster Blitz mit 768 Kilometern

Blitze, aufgenommen vom NOAA-Satelliten GOES-16 am 29. April 2020. Einer der Blitze in diesem Gewitterkomplex wurde von der WMO als der längste aufgezeichnete Blitz bezeichnet. (NOAA)

Der längste jemals gemessene Blitz hat sich laut der UN-Wetterorganisation WMO über 768 Kilometer erstreckt. Das entspricht in etwa der kürzesten Entfernung (Luftlinie) von der dänischen Grenze bis zum Bodensee, also quer über Deutschland. Die Entladung ereignete sich am 29. April 2020 zwischen den US-Staaten Texas, Louisiana und Mississippi. Der Blitz erstreckte sich überwiegend horizontal innerhalb der Wolken auf der Rückseite einer ausgedehnten Gewitterlinie, welche an jenem Tag von den Großen Ebenen zum Golf von Mexiko gezogen ist.

Der längste Blitz (in weiß) wurde auf der Rückseite innerhalb der Gewitterwolke erfasst, die höchste Blitzdichte (farbig) gab es dagegen im vorderen Teil der Gewitterlinie.

Radarbild der Gewitterlinie am 29. April 2020. © NOAA / UBIMET

Als bisheriger Rekordhalter galt ein Blitz mit 709 Kilometern über Südbrasilien im Oktober 2018. Der geostationäre Satellit GOES-16 ist allerdings erst seit dem Jahr 2017 operativ, entsprechend ist die Messreihe noch nicht besonders lang (mehr zum Messverfahren folgt unten).

17 Sekunden

Die WMO hat auch einen neuen Rekord für den am längsten dauernden Blitz bestätigt: Ein Blitz über Uruguay am 18. Juni 2020 dauerte ganze 17,1 Sekunden. Auch in diesem Fall handelte es sich um einen Blitz, der sich über mehrere hundert Kilometer innerhalb eines Gewitterkomplexes quer über dem Südwesten Uruguays erstreckte. Als bisherige Rekordhalter galt ein 16,7 Sekunden dauernder Blitz über Nordargentinien im März 2019.

Der Blitz mit der längsten Dauer (weiß) und die Blitzdichte (farbig). © NOAA

Voraussetzungen

Solche zeitlich und räumlich extreme Blitze treten im Zuge von großräumigen Gewitterkomplexen mit zahlreichen eingelagerte Gewitterkernen auf, Meteorologen sprechen auch von „mesoskaligen konvektiven Systemen“. Während im vorderen, aufwind-dominierten Teil der Gewitterwolken viele Bodenblitze auftreten, welche meist eine Länge von nur wenigen Kilometern aufweisen, kann es auf der Rückseite zu sehr vielen Entladungen innerhalb der Gewitterwolken kommen. Die „Rekordblitze“ setzen sich also aus unzähligen kleineren, sich fortpflanzenden Entladungen zusammen (auch mit eingelagerten Bodenblitzen), welche aber laut Satellitenanalyse eine durchgehende Verbindung aufgewiesen haben.

Messungen nur in Amerika

Die Messung dieser Blitze erfolgte nicht mittels klassischer, bodenbasierter Blitzortung, sondern über den Satellit GOES-16.  Dieser geostationäre Satellit wurde erstmals mit einem optischen Blitzsensor im NIR-Band ausgestattet (Nahinfrarot) namens Geostationary Lightning Mapper (GLM). Dieser Sensor erfasst Informationen wie die Häufigkeit, den Ort und das Ausmaß von Blitzentladungen mit einer räumlichen Auflösung von etwa 10 km und einer Rate von 500 Bildern pro Sekunde . Derzeit werden davon Nord- und Südamerika sowie die angrenzenden Ozeangebiet abgedeckt, in Europa wird es solche Daten voraussichtlich ab 2023 geben (Meteosat Third Generation). Man kann davon ausgehen, dass es dazu in Europa am ehesten im Mittelmeerraum im Zuge von besonders heftigen Gewitterlagen kommt.

Regionen, wo sog. „Megaflashes“ aufgetreten sind in den Jahren 2018 und 2019. © BAMS 102, 3; 10.1175/BAMS-D-20-0178.1

Titelbild © NOAA

Neuer Rekord: längster Blitz mit 768 Kilometern

Gewitter

Der längste jemals gemessene Blitz hat sich laut der UN-Wetterorganisation WMO über 768 Kilometer erstreckt. Das entspricht in etwa der Entfernung von Wien bis nach Hamburg. Die Entladung ereignete sich am 29. April 2020 zwischen den US-Staaten Texas, Louisiana und Mississippi. Der Blitz erstreckte sich überwiegend horizontal innerhalb der Wolken auf der Rückseite einer ausgedehnten Gewitterlinie, welche an jenem Tag von den Großen Ebenen zum Golf von Mexiko gezogen ist.

Der längste Blitz (in weiß) wurde auf der Rückseite innerhalb der Gewitterwolke erfasst, die höchste Blitzdichte (farbig) gab es dagegen im vorderen Teil der Gewitterlinie. © NOAA
Radarbild der Gewitterlinie am 29. April 2020. © NOAA / UBIMET

Als bisheriger Rekordhalter galt ein Blitz mit 709 Kilometern über Südbrasilien im Oktober 2018. Der geostationäre Satellit GOES-16 ist allerdings erst seit dem Jahr 2017 operativ, entsprechend ist die Messreihe noch nicht besonders lang (mehr zum Messverfahren folgt unten).

17 Sekunden

Die WMO hat auch einen neuen Rekord für den am längsten dauernden Blitz bestätigt: Ein Blitz über Uruguay am 18. Juni 2020 dauerte ganze 17,1 Sekunden. Auch in diesem Fall handelte es sich um einen Blitz, der sich über mehrere hundert Kilometer innerhalb eines Gewitterkomplexes quer über dem Südwesten Uruguays erstreckte. Als bisherige Rekordhalter galt ein 16,7 Sekunden dauernder Blitz über Nordargentinien im März 2019.

Der Blitz mit der längsten Dauer (weiß) und die Blitzdichte (farbig). © NOAA

Voraussetzungen

Solche zeitlich und räumlich extreme Blitze treten im Zuge von großräumigen Gewitterkomplexen mit zahlreichen eingelagerte Gewitterkernen auf, Meteorologen sprechen auch von „mesoskaligen konvektiven Systemen“. Während im vorderen, aufwind-dominierten Teil der Gewitterwolken viele Bodenblitze auftreten, welche meist eine Länge von nur wenigen Kilometern aufweisen, kann es auf der Rückseite zu sehr vielen Entladungen innerhalb der Gewitterwolken kommen. Die „Rekordblitze“ setzen sich also aus unzähligen kleineren, sich fortpflanzenden Entladungen zusammen (auch mit eingelagerten Bodenblitzen), welche aber laut Satellitenanalyse eine durchgehende Verbindung aufgewiesen haben.

Messungen nur in Amerika

Die Messung dieser Blitze erfolgte nicht mittels klassischer, bodenbasierter Blitzortung, sondern über den Satellit GOES-16.  Dieser geostationäre Satellit wurde erstmals mit einem optischen Blitzsensor im NIR-Band ausgestattet (Nahinfrarot) namens Geostationary Lightning Mapper (GLM). Dieser Sensor erfasst Informationen wie die Häufigkeit, den Ort und das Ausmaß von Blitzentladungen mit einer räumlichen Auflösung von etwa 10 km und einer Rate von 500 Bildern pro Sekunde . Derzeit werden davon Nord- und Südamerika sowie die angrenzenden Ozeangebiet abgedeckt, in Europa wird es solche Daten voraussichtlich ab 2023 geben (Meteosat Third Generation). Man kann davon ausgehen, dass annähernd ähnlich lange Blitze am ehesten im Mittelmeerraum im Zuge von besonders heftigen Gewitterlagen möglich sind.

Regionen, wo sog. „Megaflashes“ aufgetreten sind in den Jahren 2018 und 2019. © BAMS 102, 3; 10.1175/BAMS-D-20-0178.1

Weitere Infos sowie eine Animation gibt es hier.

Blitz
Ein Wolkenblitz. © AdobeStock

Tsunami im Pazifik nach massivem Vulkanausbruch

Vulkan im Pazifik bricht aus, Tsunami in vielen Inselgruppen - Satbild: https://rammb-slider.cira.colostate.edu/

Der Hunga Tonga-Hunga Haʻapai Vulkan liegt nur knapp 50 km nördlich der Hauptinsel von Tonga, einem Inselstaat mitten im Pazifik. Der Vulkan bricht seit Wochen regelmäßig aus.

Hunga Tonga-Hunga Haʻapai Vulkanausbruch am 14.01.2022 - Quelle: Tonga Geological Services
Hunga Tonga-Hunga Haʻapai Vulkanausbruch am 14.01.2022 – Quelle: Tonga Geological Services

Doch die Explosion, die sich Samstagfrüh gegen 5 Uhr europäischer Zeit ereignete ,war heftiger als jene zuvor. Noch ist unklar, ob der Hunga Tonga-Hunga Haʻapai Vulkan oder ein weiterer, unterseeischer Vulkan dafür verantwortlich ist. Eines steht aber fest: Der Ausbruch reiht sich unter die kräftigsten der letzten Jahre. Das Ereignis war auch vom Satellit knapp vor dem Sonnenuntergang sehr gut zu sehen.

Auf den Nachbarinseln hörte man nach einigen wenigen Sekunden die Stoßwelle (Ton an):

Sogar Barometer in Auckland (Neuseeland, etwa 2300 km weit entfernt) verzeichneten nach einigen Minuten die Druckwelle:

Doch die Warndienste im Pazifik waren ab sofort vor allem wegen der drohenden Tsunami-Wellen besorgt. Fast alle Inselgruppen im Pazifik wurden von 1 bis 3 m hohen Wellen heimgesucht. Unter anderem Tonga, Fidschi und Amerikanisch-Samoa. Eine Tsunamiwarnung ist selbst bis nach Neuseeland aufrecht.

 

 

Titelbild: Vulkan im Pazifik bricht aus, Tsunami in vielen Inselgruppen – Satbild: https://rammb-slider.cira.colostate.edu/

Heftiger Vulkanausbruch verursacht Tsunami im Pazifik

Hunga Tonga-Hunga Haʻapai Vulkanausbruch am 14.01.2022 - Quelle: Tonga Geological Services

Der Hunga Tonga-Hunga Haʻapai Vulkan liegt nur knapp 50 km nördlich der Hauptinsel von Tonga, einem Inselstaat mitten im Pazifik. Der Vulkan bricht seit Wochen regelmäßig aus (siehe Titelbild und Karte unten).

Doch die Explosion, die sich Samstagfrüh gegen 5 Uhr europäischer Zeit ereignete ,war heftiger als jene zuvor. Noch ist unklar, ob der Hunga Tonga-Hunga Haʻapai Vulkan oder ein weiterer, unterseeischer Vulkan dafür verantwortlich ist. Eines steht aber fest: Der Ausbruch reiht sich unter die kräftigsten der letzten Jahre. Das Ereignis war auch vom Satellit knapp vor dem Sonnenuntergang sehr gut zu sehen.

Auf den Nachbarinseln hörte man nach einigen wenigen Sekunden die Stoßwelle (Ton an):

Sogar Barometer in Auckland (Neuseeland, etwa 2300 km weit entfernt) verzeichneten nach einigen Minuten die Druckwelle:

Doch die Warndienste im Pazifik waren ab sofort vor allem wegen der drohenden Tsunami-Wellen besorgt. Fast alle Inselgruppen im Pazifik wurden von 1 bis 3 m hohen Wellen heimgesucht. Unter anderem Tonga, Fidschi und Amerikanisch-Samoa. Eine Tsunamiwarnung ist selbst bis nach Neuseeland aufrecht.

 

 

Titelbild: Hunga Tonga-Hunga Haʻapai Vulkanausbruch am 14.01.2022 – Quelle: Tonga Geological Services

Rückblick: Temperatursturz Silvester 1978/79

Die Wetterlage nach Weihnachten im Jahre 1978 war durchaus eine besondere. Zuerst suchte ein massiver Schneesturm den Norden Deutschlands heim, gefolgt von einem Temperatursturz, der mancherorts bis heute noch Rekorde hält für die tiefste Temperatur. Nur wenige Wochen später, Mitte Februar, stellte sich aber bereits eine ähnliche Wetterlage mit einem erneut massivem Schneesturm ein.

Die Großwetterlage

Ein kräftiger Tiefdruckkomplex über dem Ostatlantik führte feucht-warme Luftmassen aus Süden heran, während ein kräftiges Hoch über Skandinavien sehr kalte und trockene Luftmassen aus Nordrussland einströmen ließ.

In folgender Abbildung sieht man die Großwetterlage mit den weißen Linien für die Isobaren, farblichen Markierungen für die Luftmassen (blau & violett steht hierbei für trockene und kalte Luftmassen) und schwarz hervorgehoben die heutige BRD.

Großwetterlage vom 31.12.1978 um 0-UTC, Quelle: wetter3.de

Genau über Norddeutschland stießen diese beiden völlig gegensätzlichen Luftmassen am 28. Dezember zusammen, wobei die feucht-warmen nach oben verdrängt wurden und somit zu ergiebigen Niederschlägen und Neuschneemengen führten. Aufgrund der heftigen Schneefälle musste mancherorts Katastrophenalarm ausgelöst werden.

Enorme Schneemassen in Norddeutschland, Quelle: dpa

Die starken Luftdruckgegensätze äußerten sich zudem noch in einem kräftigen Sturm. Dieser führte wiederum dazu, dass viele Ortschaften bei meterhohen Schneeverwehungen auf den Straßen eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten wurden. Räumdienste kamen gegen diese Massen an Schnee nicht mehr an, Panzer mussten den Eingeschneiten helfen und Schwangere mit Helikoptern in die Krankenhäuser fliegen. Der Begriff „Heli-Babys“ wurde dabei mit ihnen geboren.

Verschneite Straßen, Quelle: dpa

Temperatursturz

Das angesprochene Tief, welches zuerst noch die feucht-warmen Luftmassen nach Norden lenkte, zog über Silvester nach Osten weiter:

Verlauf der Großwetterlage, Quelle: wetter3.de

Rückseitig des Tiefs strömten in der Silvesternacht die polaren Luftmassen folglich über Deutschland hinweg bis in den Süden. Während in Thüringen und Sachsen-Anhalt an Silvester bereits Tagesmitteltemperaturen von -20 Grad gemessen wurden, war es in Bayern und Baden-Württemberg mit bis zu +10 Grad noch sehr warm:

Tägliche Temperatur-Minima im zeitlichen Verlauf, Quelle: mtwetter.de

Energiekrise

Der enorme Temperatursturz und auch die großen Schneemengen im Norden führten besonders in der damaligen DDR zu Schwierigkeiten in der Energieversorgung.
Mit einem Wasseranteil von 60% gefror die Braunkohle nach vorausgegangenen Regenfällen in den Güterwaggons und konnte für die Kraftwerke nicht mehr verarbeitet werden. Letztere mussten teilweise lahmgelegt werden. Der mit 49,5 Hertz eh schon grenzwertig niederfrequente Strom in der DDR drohte noch weiter zu fallen, die landesweite Energieversorgung stand an einem kritischen Punkt, was besonders dramatisch war für die eingeschneiten Bezirke.
Letztlich – und noch nie zuvor geschehen – mussten in der Silvesternacht bei bis zu -25 Grad Außentemperatur die ganzen Bezirke Erfurt, Suhl und Gera vom Strom genommen werden.

Titelbild: Schneemassen in Norddeutschland, Quelle: dpa

Wintersonnenwende und astronomischer Winterbeginn

Der kürzeste Tag des Jahres ist der 21. Dezember, dann erreicht die Sonne in den Breiten unterhalb des südlichen Wendekreises den Höchststand, oberhalb des nördlichen Wendekreises den Tiefstand. Nördlich des Polarkreises (66,57° N) herrscht die Polarnacht, hier ist es also den ganzen Tag finster. Damit beginnt auf der Nordhalbkugel auch der astronomische Winter, auf der Südhalbkugel der astronomische Sommer. Grund dafür ist die Neigung der Erdachse um 23,5 Grad.

Wintersonnenwende und Neigung der Erdachse © timeanddate.com

Warum beginnt nun aber der meteorologische Winter bereits Anfang Dezember?

Dies hat einen einfachen statistischen Grund: Klimatologische Auswertungen werden immer vom ersten Tag bis zum letzten eines Monats gemacht und daher auch die Auswertungen von Jahreszeiten. Beginnen die Jahreszeiten nun mit dem Monatsersten, erleichter dies die Auswertungen.

Für Österreich hat dies den kürzesten Tag und die längste Nacht zur Folge. So geht in Wien die Sonne erst um 07:42 auf und um 16:03 bereits wieder unter. Das heißt aber auch, dass ab dem 21. Dezember die Tage wieder länger werden und die Nächte wieder kürzer. Vorerst nur um wenige Sekunden, nach Weihnachten dann um etwa 1 Minute pro Tag und ab dem 10. Jänner um etwa 2 Minuten täglich. In exakt einem Monat sind die Tage dann schon etwa 40 Minuten länger.

Stadt 21. Dezember 01. Jänner 01. Februar
Innsbruck 07:59 bis 16:27 08:02 bis 16:35 07:41 bis 17:17
Salzburg 07:55 bis 16:19 07:58 bis 16:27 07:36 bis 17:09
Wien 07:42 bis 16:03 07:46 bis 16:11 07:24 bis 16:54

Zusammenhang mit dem Wetter

Auswirkungen auf das Wetter hat die Wintersonnenwende aber nur indirekt. Zwar wird das Wetter natürlich von der Sonne gesteuert und je weniger diese scheint desto kälter ist es im Allgemeinen, doch einen Zusammenhang kann auf das aktuelle Wetter damit nicht hergestellt werden. Denn wenn auch die Tage derzeit am kürzesten sind, zeichnet sich zu Weihnachten wieder deutlich milderes Wetter ab. Dazu aber in den kommenden Tagen noch mehr.

Weiße Weihnachten: Trend und Klimatologie

Weihnachten im Schnee

Weiße Weihnachten in den Niederungen sind generell selten. Allgemein spielt dabei die Seehöhe eine wichtige Rolle: Ab einer Höhe von etwa 500 m liegt die Wahrscheinlichkeit im Mittel bei 40 %, in 800 m Höhe bei 70 % und ab 1.200 m über 90 %. Heuer liegt vor allem im Arlberggebiet, am Alpenhauptkamm sowie in Osttirol und Kärnten  bereits viel Schnee, dementsprechend kann man hier auch zu Weihnachten von einer geschlossenen Schneedecke ausgehen. In Klagenfurt sind somit erstmals seit 2010 wieder weiße Weihnachten in Sicht.

In Klagenfurt liegen derzeit 15 bis 20 cm Schnee. Bild © klagenfurt-sternwarte.panocloud

2021: Südwestlage zu Weihnachten?

Die aktuellen Modellberechnungen für Weihnachten sehen mild aus, das sog. Weihnachtstauwetter könnte also mal wieder eintreffen. Zuvor wird es noch vorübergehend kalt, so erreicht zu Wochenbeginn kontinentale Kaltluft das Land, allerdings sind dabei nur geringe Neuschneemengen in den östlichen Nordalpen in Sicht. Ab Mitte der kommenden Woche dreht die Höhenströmung dann von Nord zunehmend auf West bis Südwest und milde Luftmassen erfassen  den Alpenraum. Zunächst macht sich die Milderung vor allem in der Höhe bemerkbar, während im Flachland bodennah eine Inversionswetterlage wahrscheinlich ist. Über die Weihnachtsfeiertage hinweg nimmt die Wahrscheinlichkeit jedoch zu, dass sich regional die milde Luft auch in tiefen Lagen durchsetzt, entsprechend sind auch Höchstwerte im Bereich der 10-Grad-Marke nicht ausgeschlossen.

Der aktuelle Temperaturtrend geht zu Weihnachten aufwärts. © ECMWF/UBIMET

Die meisten Modelle sind zwar mild, allerdings gibt aber auch noch kältere Modelllösungen, somit gibt es durchaus noch Unsicherheiten. Nach Weihnachten nehmen die Chancen für einen Kaltlufteinbruch dann generell zu. Wir halten euch hier in den kommenden Tagen auf dem Laufenden.

Weiße Weihnachten und Klimawandel

Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten im Flachland nimmt im Zuge des Klimawandels ab, so hat sich die Zahl der Tage mit Schnee am 24. Dezember seit Anfang der 80er Jahre in etwa halbiert und der Trend deutet weiter abwärts. Vor allem seit den 2000ern hat die Häufigkeit deutlich abgenommen: In Wien und Eisenstadt war es letztmals vor neun Jahren weiß. In Innsbruck wurde im Jahr 2017 zwar eine Schneedecke von 2 cm Schnee gemeldet, tatsächlich handelte es sich dabei aber nur um die letzten Reste einer Altschneedecke am Stadtrand. Am längsten ohne Schnee zu Weihnachten auskommen muss man in St. Pölten, wo zuletzt im Jahre 2007 am 24. Dezember Schnee lag.

Geschlossene Schneedecke am 24.12. („Weiße Weihnachten“) in den Landeshauptstädten in den letzten Jahrzehnten inkl. Prognose für 2021. © UBIMET

Rekorde

Besonders in den 60er Jahren lag zu Weihnachten häufig Schnee, in Klagenfurt war es damals sogar jedes Jahr weiß. Die Rekorde aus dem Jahr 1969 im Norden und Osten haben bis heute Bestand: Damals gab es in Linz 24, in Wien 30 cm, in Eisenstadt 39 cm und in St. Pölten sogar 50 cm der weißen Pracht. Letztmals Schnee in allen Landeshauptstädten zu Weihnachten gab es hingegen im Jahr 1996.

Klimatologische Wahrscheinlichkeit für Weiße Weihnachten. © UBIMET

Wenn man die Wetterextreme zu Weihnachten betrachtet, stechen besonders die Jahre 1962, 1969 sowie 2013 hervor:

  • Die maximale Schneehöhe in einer Landeshauptstadt: 96 cm am Flughafen Innsbruck im Jahre 1962
  • Die kälteste Weihnachtsnacht: -27,9 Grad in Kitzbühel im 1962
  • Kältester Tag: Maximal -19.8 Grad in Vils (Tirol) im 1962.
  • Die maximale Schneehöhe in Wien bzw. im Flachland wurde im 1969 verzeichnet mit etwa 30 cm in Wien und 50 cm in St. Pölten.
  • Wärmerekord: Im Jahre 2013 trieb der Föhn die Temperatur in Salzburg auf bis zu 19,1 Grad
  • Auf den Bergen wurden am 25.12.2013 Orkanböen verzeichnet, am Patscherkofel etwa wurden 177 km/h erreicht! Auch in den Tälern war es stürmisch mit bis zu 100 km/h in Innsbruck.
Die größte Wahrscheinlichkeit für Schnee im Osten (grüne Linie) herrscht im Mittel erst Ende Jänner. © UBIMET

Titelbild © AdobeStock

Inversionswetterlagen und Industrieschnee

Emissions und Industrieschnee. @shutterstock.com/Anatoliy Berislavskiy

Industrieschnee entsteht bei Hochdrucklagen mit tief liegendem Hochnebel oder Nebel durch Emissionen von Wasserdampf und/oder feinen Ruß- und Staubpartikeln vor allem aus größeren Industrieanlagen wie Kraft- oder Heizwerke. Voraussetzung ist eine ausgeprägte Temperaturinversion mit sehr kalter, frostiger Luft in den Niederungen und milder und trockener Luft in mittleren Höhenlagen (am Boden sollte es mindesten 10 Grad kälter sein als oberhalb der Inversion). Häufig ist Industrieschnee nur auf wenige hundert Meter beschränkt, kann aber im Extremfall in kurzer Zeit eine mehrere Zentimeter dicke Schneeschicht verursachen.

Menschengemacht

Aufgrund des generell höheren Schadstoffausstoßes durch das größere Verkehrsaufkommen und die ausgeprägte Industrie hält sich über Städten oftmals eine drei- bis fünfmal höhere Konzentration an Kondensationskernen, was die Entstehung von Nebel und mitunter auch von Niederschlag begünstigt. Allerdings betrifft dies oft nur kleine Teile oder das nähere Umland der Städte, da sich der Niederschlag auf die windabgewandten Seiten der Industrieanlagen beschränkt. Dieser Schnee ist oft feinkörniger als normaler Schnee, da er aus deutlich geringeren Höhen stammt.


Titelbild © shutterstock.com/Anatoliy Berislavskiy

Weiße Weihnachten: Trend und Klimatologie

Weihnachten

Weiße Weihnachten in den Niederungen sind generell selten. Allgemein spielt dabei die Seehöhe eine wichtige Rolle: Ab einer Höhe von etwa 500 m liegt die Wahrscheinlichkeit im Mittel bei 40 %, in 800 m Höhe bei 70 % und ab 1.200 m über 90 %. Heuer liegt in den Alpen bereits viel Schnee, dementsprechend gibt es vor allem in höheren Tallagen eine günstige Ausgangslage. Vor allem in Klagenfurt bzw. generell in Osttirol und Kärnten sowie im Arlberggebiet sind weiße Weihnachten also sehr wahrscheinlich. Gute Chancen gibt generell in den Bergen oberhalb von etwa 800 m Seehöhe, im Flachland sieht es dagegen nach grünen Weihnachten aus.

Wahrscheinlichkeit für Schnee am 24. Dezember und maximale Schneehöhe seit 1951 @ UBIMET
Wahrscheinlichkeit für Schnee am 24. Dezember und maximale Schneehöhe seit 1951 @ UBIMET

Wahrscheinlichkeit nimmt ab

Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten im Flachland nimmt im Zuge des Klimawandels ab, so hat sich die Zahl der Tage mit Schnee am 24. Dezember seit Anfang der 80er Jahre in etwa halbiert. Vor allem in den 2000ern hat die Häufigkeit deutlich abgenommen: In Wien und Eisenstadt war es letztmals vor neun Jahren weiß. In Innsbruck wurde im Jahr 2017 zwar eine Schneedecke von 2 cm Schnee gemeldet, tatsächlich handelte es sich dabei aber nur um die letzten Reste einer Altschneedecke am Stadtrand. Am längsten ohne Schnee zu Weihnachten auskommen muss man in Sankt Pölten, wo zuletzt 2007 am 24. Dezember Schnee lag.

Weiße Weihnachten in den Landeshauptstädten stellen mittlerweile die Ausnahme dar, auch im Jahr 2020 war es grün. © UBIMET

Viel Schnee im Jahr 1969

Besonders in den 60er Jahren lag zu Weihnachten häufig Schnee, in Klagenfurt war es damals sogar jedes Jahr weiß. Die Rekorde aus dem Jahr 1969 im Norden und Osten haben bis heute Bestand: Damals gab es in Wien 30 cm, in Eisenstadt 39 cm und in St. Pölten sogar 50 cm der weißen Pracht. Letztmals Schnee in allen Landeshauptstädten zu Weihnachten gab es hingegen im Jahr 1996.

Klimatologische Wahrscheinlichkeit für Neuschnee zu Heilig Abend. © UBIMET

Titelbild © Adobe Stock

Der früheste Sonnenuntergang des Jahres

Der früheste Sonnenuntergang des Jahres

Der kürzeste Tag des Jahres ist der 21. Dezember, dann erreicht die Sonne in den Breiten unterhalb des südlichen Wendekreises den Höchststand. Nördlich des Polarkreises (66,57° N) ist es dagegen durchgehend finster.

Der früheste Sonnenuntergang findet bereits vor der Sonnenwende statt
Die Tageslänge im Laufe des Jahres (grau = Nacht; weiß = Tag).

Aufgrund der Neigung der Erdachse und der elliptischen Umlaufbahn unseres Planeten erfolgte der früheste Sonnenuntergang des Jahres hierzulande bereits am gestrigen 11. Dezember und nicht erst zur Wintersonnenwende am kürzesten Tag. Den spätesten Sonnenaufgang gibt es hingegen erst zu Neujahr, danach nimmt die Tageslänge sowohl am Morgen als auch am Abend langsam wieder zu.

Anbei eine Übersicht (Sonnenaufgang und Sonnenuntergang):

11. Dezember 21. Dezember 1. Januar
Wien 7:35 bis 16:00 7:43 bis 16:03 7:45 bis 16:11
Berlin 8:07 bis 15:51 8:15 bis 15:53 08:17 bis 16:01
Bern 8:06 bis 16:40 8:13 bis 16:42 8:16 bis 16:50

Inversionswetterlage bringt zähen Hochnebel

Inversionswetterlage

In dieser Jahreszeit stellten sich unter beständigem Hochdruckeinfluss meist ausgeprägte Inversionswetterlagen ein. Diese zeichnen sich durch eine Umkehr der normalerweise vorherrschenden Abnahme der Temperatur mit der Höhe aus, somit ist es in mittleren Höhenlagen milder als im Flachland. Verantwortlich dafür sind in erster Linie zwei Faktoren:

  • Lange Nächte bzw. tiefer Sonnenstand
  • Die Subsidenz bei Hochdrucklagen
Satellitenbild um 9 Uhr am 12.11.2021  © www.sat24.com
Satellitenbild um 9 Uhr am 12.11.2021 © www.sat24.com

Inversion

Die unteren Luftschichten kühlen in den langen Herbstnächten stark aus und besonders in tiefen Lagen entstehen sogenannte Kaltluftseen, die ohne der Unterstützung von starkem Wind nicht mehr ausgeräumt werden können. Hochdruckgebiete sorgen in der freien Atmosphäre zudem für eine absinkende Bewegung der Luft („Subsidenz“). Wenn Luft absinkt, dann gelangt sie unter höheren Luftdruck und wird demzufolge komprimiert und erwärmt. Dies hat zur Folge, dass die Luft im Gebirge oft sehr trocken und die Fernsicht ausgezeichnet ist. Die Grenze zum darunterliegenden Kaltluftsee wird durch eine Temperaturinversion gekennzeichnet. In sonnigen Hanglagen etwa 200 m Oberhalb der Inversion werden oft die höchsten Temperaturen erreicht, während es unterhalb der Inversion trüb und kühl bleibt.

Nebel in Vorarlberg. © www.foto-webcam.eu

 

In den Tallagen hält sich Nebel
Inversion mit Subsidenz (Archivbild). © www.foto-webcam.eu

Hoch SILVI zieht ab

Der Kern des derzeit wetterbestimmenden Hochs namens SILVI liegt mittlerweile über Osteuropa, damit weht im Osten Österreichs südöstlicher Wind, während in der Höhe eine milde, südliche Strömung herrscht. Mit dem Südostwind gelangt feuchtkühle Luft ins Land, die am Alpenostrand aufgrund der ansteigenden Topographie leicht gehoben wird. Damit hat sich hier an der Inversion verbreitet Hochnebel gebildet. Die Hochnebelobergrenze liegt in der Osthälfte auf etwa 1000 m. In mittleren Höhenlagen der Nordalpen wird es dagegen neuerlich mild mit Spitzenwerten um 14 Grad.

Nebel im Herbst
Aufziehender Nebel in der Buckligen Welt. © www.foto-webcam.eu

Am Wochenende bleibt es im Übergangsbereich vom abziehenden Hoch zu einem aufziehenden Tief namens TORBEN häufig trüb, aber auch im Bergland ziehen kompakte Wolken auf und gebietsweise ist etwas Regen in Sicht.

 

November: Ist dieser Monat wirklich so grau?

Im November gibt es viel Nebel und Hochnebel

Der November stellt den dritten und damit letzten Herbstmonat dar. Die durchschnittliche tägliche Sonnenscheindauer geht bis Monatsende  spürbar zurück: Von etwas über drei Stunden zu Monatsbeginn auf nur noch eineinhalb Stunden im Mittel am Monatsende. In typischen Nebelregionen wie etwa der Donauraum, das Schweizer Mittelland oder der Bodensee scheint die Sonne noch seltener, mehr Sonnenstunden gibt es dagegen auf den Bergen. Wie ein Blick auf die folgende Tabelle zeigt, ist der November allerdings nicht der trübste Monat des Jahres.

Mittlere Sonnenscheindauer (h) November Dezember Januar
Wien (A) 66 51 70
Innsbruck (A) 101 83 100
Graz (A) 75 56 76
Berlin (D) 55 41 51
Hamburg (D) 49 32 45
Köln (D) 54 40 50
Konstanz (D) 53 41 49
Zürich (CH) 50 35 48
Basel (CH) 68 52 67

Ein paar allgemeine Infos zum Thema Inversionswetterlage gibt es hier.

Stimmungstief

Obwohl der Dezember und gebietsweise auch der Januar grauer sind, wird besonders der November mit gedrückter Stimmung verbunden. Dies liegt vor allem an der raschen Veränderung der Lichtverhältnisse im Herbst, zudem wird es nach der jährlichen Zeitumstellung sehr früh dunkel. Mit den dunklen Tagen kommt es bei einem kleinen Teil der Mitmenschen zum sogenannten „Novemberblues“, einem Seelentief. Studien zeigen, dass in Mitteleuropa etwa zehn Prozent der Bevölkerung im Winter unter Symptomen wie Müdigkeit, Energielosigkeit oder Konzentrationsschwäche leiden.

Die besten Tipps

Gegen den Novemberblues hilft in vielen Fällen der Aufenthalt im Freien, selbst an einem trüben Novembertag ist es draußen in der Regel deutlich heller als in den Innenräumen. Das Licht wirkt dem Stimmungstief entgegen. Zusätzlich zu empfehlen sind sportliche Betätigungen im Freien: Die kühle Luft kurbelt das Immunsystem an und stärkt somit die körpereigenen Abwehrkräfte. Manche Menschen schaffen sich auch mittels kurzer Aufenthalte im Solarium Abhilfe, wesentlich empfehlenswerter sind allerdings Ausflüge in die Berge, wo man oberhalb des Nebels ebenfalls Vitamin D tanken kann.

Die nebeligsten Orte weltweit

Die vermutlich nebeligste Region der Welt ist die Neufundlandbank (Grand Banks) südöstlich von Neufundland, wo durch das Aufeinandertreffen von Labrador- und Golfstrom an mehr als 120 Tagen pro Jahr Sichtweiten von weniger als einem Kilometer herrschen. Auch manche Berge stecken allerdings oft in den Wolken, so soll der schottische Berg Ben Nevis sogar an 300 Tagen pro Jahr in Nebel gehüllt sei.

Die Lage beim Waldbrand ist noch immer angespannt

Bei der Waldbrandsituation in Hirschwang (Gemeinde Reichenau a.d. Rax im Bezirk Neunkirchen) gibt es weiterhin keine Entspanung der Lage.

Satellitenbild vom Freitag, den 29. Oktober (Rot = Waldbrand), zum Vergrößern auf das Bild klicken. Quelle: ESA, Sentinel Hub.

Webcam Raxalpe am 29.10 um 13:30 Uhr Richtung Osten - https://www.raxalpe.com/de/aktuelles-und-veranstaltungen/wetter/webcam-rax-bergstation
Webcam Raxalpe am 29.10 um 13:30 Uhr Richtung Osten – https://www.raxalpe.com/de/aktuelles-und-veranstaltungen/wetter/webcam-rax-bergstation

Nach Angaben der Einsatzkräfte vor Ort sind in der vergangenen Nacht neue Brandherde entstanden. Im steilen Gelände flammten immer wieder neue Glutnester auf, die Lage sei aber unter Kontrolle.

Kräftiger Wind spannt die Lage zusätzlich an

Sorgen bereitet den Löscheinsatzkräften die Wettevorhersage für das Wochenende, im Vorfeld eines Tiefs über Westeuropa kommt der Alpenraum in einer föhnigen Südströmung zu liegen. Am Alpenostrand wird damit kräftiger, teils auch stürmischer Wind aus südlichen Richtungen erwartet.

 

Wind- und Niederschlagsprognose an der Wetterstation auf der Rax - UBIMET
Wind- und Niederschlagsprognose an der Wetterstation auf der Rax – UBIMET

 

Für die Waldbrandsituation vor Ort  bedeutet das nichts Gutes, weil die Brandausbreitung im steilen Gelände durch Düseneffekte und Hitzekonvektion begünstigt wird. Mit dem kräftigen Wind kann es, je nach Brandsituation, auch zum Funkenflug, also dem Übergreifen der Feuerfunken vor die eigentliche Feuerfront und damit zu sog. Sekundärbränden kommen.

Die Vorgeschichte

Wichtig für die Brandgefährdung ist unter anderem die Vorgeschichte. Wenn man sich die Niederschlagsabweichung zum Klimamittel anschaut, dann wird ersichtlich, dass in ganz Österreich der Herbst bisher zu trocken ausgefallen ist. In der betroffenen Region ist die Niederschlagsbilanz sogar deutlich negativ, etwa 65 % des Niederschlags fehlen hier auf eine ausgeglichene Bilanz. Besonders trocken war hier der September mit dem Defizit von 71 % – von den üblichen 97 l/m² (Mittel 1981-2010) sind nur 28 l/m² gefallen!

Niederschlagsanomalie für den Herbst bis zum 28.10.2021 - UBIMET, ZAMG

Niederschlagsanomalie für den Herbst bis zum 28.10.2021 – UBIMET, ZAMG

Regen in Sicht

Mit einer markanten Kaltfront wird eine Entspannung der Lage Anfang nächster Woche erwartet. Am Montag, den Allerheiligen, bleibt es im Osten des Landes bis in die zweite Tageshälfte hinein noch windig und trocken. In der Nacht auf Dienstag überquert von Westen her eine Kaltfront das Land und bringt den langersehnten Regen auch in den Osten Österreichs, bis zu 30 Liter/m² werden bis Dienstagfrüh in der Region Rax/Schneeberg erwartet. Spätestens Montagabend ist also die Feuergefahr gebannt.

Vorhergesagte Niederschlagsmenge in 24 Stunden bis Dienstagfrüh - UBIMET UCM Modell
Vorhergesagte Niederschlagsmenge in 24 Stunden bis Dienstagfrüh – UBIMET UCM Modell

Ein Lichtblick zum Schluss: Trotz der angespannten Lage besteht laut Experten die Hoffnung, dass der Schaden am Waldbestand durch die Brände insgesamt gering ausfallen wird.

Titelbild: Der Waldbrand bei Reichenau am 27. Oktober. Quelle: R. Reiter

Herbst: Unwettersaison am Mittelmeer

Blitz am Meer

Die Gewittersaison in Mitteleuropa geht durchschnittlich von Mai bis August. In dieser Jahreszeit ist die Luft aufgrund des höheren Wasserdampfgehalts energiereicher und der hohe Sonnestand sorgt tagsüber eine Erwärmung der Böden und damit auch der untersten Luftschichten, was eine Labilisierung zur Folge hat. Im Spätsommer und Herbst verlagert sich der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit immer weiter südwärts.

Blitzdichte von 2008 bis 2012 im Juli und Oktober. © G. Anderson and D. Klugmann / MetOffice

Zunehmender Tiefdruckeinfluss

Im Sommer liegt Südeuropa häufig unter dem Einfluss der subtropischen Hochdruckgebiete, welche sich von den Azoren und Nordafrika nordwärts ausbreiten. Dies sorgt für trockenes und heißes Sommerwetter. Im Herbst verlagert sich der Jetstream im Mittel langsam südwärts und die Ausläufer des subtropischen Hochdruckgürtels werden nach Nordafrika abgedrängt. Die Tiefdrucktätigkeit nimmt also zu, weshalb der Herbst und in manchen Regionen auch der Winter im Mittelmeer auch die nasseste Zeit des Jahres darstellen.

In Barcelona ist der Oktober bzw. in Dubrovnik der November der nasseste Monat des Jahres.

Labile Schichtung der Luft

Der zunehmende Tiefdruckeinfluss führt im Zusammenspiel mit den milden Wassertemperaturen zu einer labilen Schichtung der Luft. Im folgenden Bild sieht man die mittlere, potentiell verfügbare Energie für Konvektion bzw. vertikale Luftmassenbewegung (CAPE), welche ein wichtiges Maß für Gewitter darstellt: Während im Sommer das Mittelmeer eher stabilisierend wirkt (das Wasser ist kühler als die Luft) und CAPE vor allem im Landesinneren wie etwa in Norditalien und Südosteuropa vorhanden ist, verlagert sich der Schwerpunkt im Herbst ins Mittelmeer und die angrenzenden Küstenregionen (das Wasser ist bei Kaltvorstoßen wärmer als die Luft).

Im Herbst ist die Luftschichtung im Mittelmeer labil.
Mittlere, potentiell verfügbare Energie für Konvektion im Juni und September. © Tilev-Tanriöver

Unwettersaison

Der Spätsommer und Frühherbst stellen vor allem im nördlichen Mittelmeer die gewitteranfälligste Zeit des Jahres dar. Im Laufe des Herbsts verschiebt sich der Schwerpunkt tendenziell in den zentralen Mittelmeerraum bzw. im Winter schließlich in den äußersten Süden und Osten. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer Studie des ESWD wider, welche die Monate mit den meisten Tagen mit Tornados zeigt: In Mitteleuropa ist dies im Hochsommer der Fall, in Südeuropa dagegen im Herbst.

Im Mittelmeer gibt es im Herbst die meisten Tagen mit Tornados
Der Monat des Jahres mit den im Mittel meisten Tagen mit Tornados. © ESWD

Warmes Mittelmeer

Die Wassertemperaturen im Mittelmeer nehmen im Zuge des Klimawandels langsam zu, so gab es auch im Jahr 2021 nahezu durchgehend überdurchschnittliche Wassertemperaturen.

Mittlere Wassertemperatur pro Jahr im Vergleich zum Mittel (lila = 2021). © CEAM

Im langjährigen Trend seit 1982 kann man eine klare Zunahme der mittleren Wassertemperaturen beobachten, was für die angrenzenden Länder eine zunehmende Gefahr darstellt. Die Unwettersaison wird nämlich tendenziell länger und intensiver, denn je wärmer das Wasser im Herbst ist, desto mehr Energie steht für Unwetter zur Verfügung. Besonders bei auflandigem Wind unter Tiefdruckeinfluss besteht dann die Gefahr von Sturzfluten und Hochwasser. Mehr zum Thema Extremwetter und Klimawandel gibt es hier.

Entwicklung der Wassertemperatur im Mittelmeer im Vergleich zum Mittel 1982-2011. © CEAM

Italien besonders exponiert

Italien ist für Starkregen besonders anfällig, da es einerseits am Rande einer der wichtigsten Geburtsstätten für Tiefdruckgebiete im Golf von Genua liegt, und andererseits die Luft dank des umliegenden Mittelmeers oft viel Wasserdampf enthält. Erst am Donnerstag sorgten kräftige Gewitter am Flughafen Milano-Malpensa für kleinräumige Überflutungen.

Weiters gibt es aufgrund der geographischen Form des Landes immer Gebiete mit auflandigem Wind, unabhängig von der exakten Lage der Tiefs, dabei sorgen die Alpen und Apenninen stets für Staueffekte beim Niederschlag. Die Kombination aus Starkregen und Gebirge führt jährlich zu lokalen Sturzfluten. Neben Italien sind aber auch die Küstenregionen Südostspaniens inkl. Mallorca (wie etwa im Oktober 2018), Südfrankreichs sowie generell von Südosteuropa immer wieder betroffen.

Am Samstagmorgen gab es gebietsweise kräftige Gewitter. Satellitenbild- und Blitze um 8:30 Uhr.

Titelbild © Adobe Stock

Das Wetter im September in Österreich

Herbstlicht im September

Kalendarisch beginnt der Herbst erst am 22. September, in der Meteorologie zählt man den September bereits komplett zur dritten Jahreszeit. Besonders in der ersten Hälfte des Monats sollte der Sommer aber keineswegs unterschätzt werden. Temperaturen an die 30 Grad oder sogar darüber kommen in manchen Jahren vor. Bisherige Temperaturrekorde stammen aus dem Jahr 2015:

  • 36 Grad Pottschach-Ternitz (01.09.2015)
  • 35,6 Grad Waidhofen an der Ybbs (01.09.2015)
  • 35,5 Grad Gumpoldskirchen (17.09.2015)

Nichtsdestotrotz büßt man beispielsweise in Wien im September durchschnittlich vier Minuten pro Tag an Tageslänge ein. Sind zu Beginn des Monats noch 13,5 Stunden Sonnenschein möglich, stehen am Ende nur noch 11,5 Stunden zur Verfügung. Zudem ist die Intensität der Strahlung aufgrund des geringeren Sonnenstands herabgesetzt, im September kommt hierzulande ungefähr die gleiche Globalstrahlung wie im März an.

Frühnebel

Wegen der immer länger werdenden Nächte kann die Luft bodennah stärker auskühlen als noch in den Monaten davor. Somit bilden sich im Laufe des Monats bei windschwachen Bedingungen vermehrt Nebelfelder. Liegen in höheren Schichten noch dazu deutlich wärmere Luftmassen, sind bereits Hochnebelfelder möglich. Diese können sich von Tag zu Tag länger halten.

Nebel ist typisch für den Herbst.
Nebel ist typisch für den Herbst.

Föhn

Im September schaffen es zudem die ersten kräftigeren Tiefdruckgebiete bis nach Mitteleuropa und verstärken sich auf ihrem Weg über die noch aufgeheizten Meere weiter. Damit sind insbesondere in Norddeutschland erste sogenannte Herbststürme möglich, die an ihrer Rückseite kalte Luft bis an die Alpen strömen lassen können. Im Zusammenspiel mit Italientiefs sind damit auch erste Wintereinbrüche bis in höhere Tallagen der Alpen möglich. Andererseits kommt es im Vorfeld solcher Kaltfronten wieder häufiger zu Föhn in den Alpen, daher können die Temperaturgegensätze in dieser Jahreszeit sehr groß ausfallen.

Prognose

Derzeit berechnen die langfristigen Wettermodelle besonders über der Osthälfte Europas und in Russland deutlich unterdurchschnittliche Temperaturen im September, während die prognostizierten Abweichungen von den Britischen Inseln bis nach Algerien positiv sind. Österreich wären dabei vor allem im Westen überdurchschnittliche Temperaturen zu erwarten.  Beim Niederschlag deuten die Modelle in Österreich auf eine deutlich zu trockenen Monat hin.

Sommer 2021 in Ziffern: Anomalien, Extreme und neue Normalität

Sommerlicher Sonnenuntergang - pixabay.com

War der Sommer 2021 zu kühl oder doch zu warm? Diese Frage zu beantworten ist aufgrund des heuer neu eingeführten Vergleichszeitraums nicht so leicht zu beantworten – es kommt also  drauf an, was man als Vergleichsbasis heranzieht.

Österreichweit betrachtet war der Sommer im Vergleich zur nun gültigen Referenzperiode 1991-2020 um 0.5 Grad zu warm und landet somit auf Platz 8 unter den wärmsten Sommern der letzten 255 Jahre. Es gab aber beachtliche regionale Unterschiede: Denn im Westen fiel die Saison insgesamt eher durchschnittlich aus, in Bregenz sogar leicht unterdurchschnittlich. Die teils langanhaltende Hitze war nur im Südosten zu spüren, mit Abweichungen teils über +1 Grad.

Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020 - UBIMET
Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020 – UBIMET.

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist allerdings zu beachten: Mehr oder weniger unwissend gewöhnen wir uns schon an die neue Normalität. Gleich 8 von den 10 wärmsten Sommern seit 1767 wurden in den letzten 21 Jahren verzeichnet (inklusive 2021), die ersten 5 sogar allesamt in den 2000er Jahren.

Platzierung Österreich (Messreihe seit 1767) Schweiz (Messreihe seit 1864) Deutschland (Messreihe seit 1881)
1 2003 2003 2003
2 2019 2015 2018
3 2015 2019 2019
4 2017 2018 1947
5 2018 2017 1994

Die wärmsten Sommer der Messgeschichte. Quelle: DWD.

Vor allem in den Jahren 2017, 2018 und 2019 war es im Sommer durchgehend ungewöhnlich heiß. Das sich rasch wandelnde Klima verändert dabei auch unsere Wahrnehmung, dies liegt in der menschlichen Natur. Nicht umsonst benutzen Klimatologen für die Berechnung von Anomalien die allerletzte, 30-jährige Klimareferenzperiode. Damit versucht man, neben statistischen Gründen auch solche Klima-Anomalien besser zu dem erlebten Klima der meisten Menschen in Verbindung zu setzen. Dies ändert aber nichts daran, dass es ständig wärmer wird.

Wie sich die Änderung der Referenzperiode auf die Interpretation auswirkt zeigt folgendes Beispiel: Die Temperaturabweichung für den Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1981-2010 (also, bezogen auf die „alte“ und damit auch „kühlere“ Referenzperiode) beträgt +1.2 Grad. Im Westen verschwinden dadurch die negativen Anomalien, im Südosten sind Abweichungen von teils über 2 Grad dabei.

Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1981-2010 - UBIMET
Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum bisher gültigen langjährigen Mittel 1981-2010 – UBIMET.

Solche Unterschiede zwischen den Klimarefenzperioden werden noch deutlicher, wenn man die Anzahl an Hitzetagen (Tageshöchstwert über 30 Grad) betrachtet.

Hitzetage im Sommer 2021 - UBIMET
Hitzetage im Sommer 2021 – UBIMET.

Zwar liegt heuer die Anzahl an solchen heißen Tagen in der Westhälfte des Landes leicht unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre (bis 2020), im Vergleich zu den älteren Klimareferenzperioden war aber der Sommer 2021 eher überdurchschnittlich! Dasselbe gilt natürlich auch im Südosten, wobei hier generell mehr Hitzetage als üblich verzeichnet wurden.

Anzahl der Hitzetage im Sommer 2021 (blau) im Vergleich zu den letzten vier Klima-Referenzperioden - UBIMET, ZAMG
Anzahl der Hitzetage im Sommer 2021 (blau) im Vergleich zu den letzten vier Klima-Referenzperioden – UBIMET, ZAMG

Der Anzahl an Tropennächten (Nächte mit Temperaturminimum über 20 Grad) war besonders im Osten und Südosten überdurchschnittlich. Im Westen gab es hingegen keine große Abweichungen. In der Wiener Innenstadt, wie üblich Hotspot des Landes, wurden heuer 25 Tropennächte verzeichnet. Zum Vergleich: In der Klimareferenzperiode 1981-2010 gibt es hier im Schnitt 16 solcher Nächte.

Tropennächte (Temperaturminimum über 20 Grad) im Sommer 2021 - UBIMET
Tropennächte (Temperaturminimum über 20 Grad) im Sommer 2021 – UBIMET.

Im Osten wurde dabei vielerorts die 37-Grad-Marke erreicht, während nach Westen zu die absoluten Höchstwerte des Sommers unter 35 Grad blieben.

Höchstwerte des Sommers 2021 - UBIMET
Höchstwerte des Sommers 2021 – UBIMET

Nur in der Wiener Innenstadt blieb die Temperatur den ganzen Sommer über jenseits der 10-Grad-Marke. Ansonsten gab es landesweit zumindest einmal einstellige Tiefstwerte, im Lungau und im Defereggental (wie üblich) auch Luftfrost bis in die Tallagen. Hier gab es somit im Sommer 2021 sowohl Sommertage als auch Frosttage (siehe Karte unten, grüne Regionen).

Tiefstwerte des Sommers 2021 - UBIMET
Tiefstwerte des Sommers 2021 – UBIMET
Spezielle Tage im Sommer 2021 - UBIMET
Spezielle Tage im Sommer 2021 – UBIMET

Vor allem die erste Sommerhälfte verlief oft sommerlich warm bis heiß, ehe im Laufe des Augusts allmählich wieder deutlich kühlere Luft ins Land gelangte. Die Spitzenwerte des Sommers 2021 liegen zudem im Bereich der normalen Schwankungsbreite der Jahreshöchstwerte der letzten 20 Jahre.

Österreichweite Tageshöchstwerte im Sommer 2021 - UBIMET, ZAMG
Österreichweite Tageshöchstwerte im Sommer 2021 – UBIMET, ZAMG
Jahreshöchstwerte österreichweit seit 2000 - UBIMET, ZAMG
Jahreshöchstwerte österreichweit seit 2000 – UBIMET, ZAMG

 

 

Titelbild: Sommerlicher Sonnenuntergang – pixabay.com

Klimamittel 1991-2020: Neue Zeiten brechen an

Das laufende Jahr (bis zum 17.08.) fällt im Vergleich mit dem „alten“ Klimamittel 1981-2010 österreichweit um 0.5 Grad zu warm aus (Wien sogar 0.6 Grad). Siehe hierzu Grafik 1, die rötlichen Farbtöne dominieren.

Temperaturabweichung 2021 (bis heute) vom Klimamittel 1981-2010 (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).

Nimmt man aber die neue Klimareferenzperiode 1991-2020, dann wäre das Jahr bislang landesweit sogar leicht zu kühl ausgefallen (-0.1 Grad Anomalie, in Wien exakt +/- 0.0 Grad)! Nun dominieren auf einmal die grauen (neutralen) Farbtöne und die bläulichen, die auf eine negative Anomalie schließen lassen:

Temperaturabweichung 2021 (bis heute) vom Klimamittel 1991-2020 (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).

Dieser Unterschied zwischen den beiden Referenzperioden spiegelt sich auch in der Juli-Anomalie wider. Österreichweit fiel der Juli gegenüber dem Mittel von 1981-2010 um 1.1 Grad zu warm aus. Im Vergleich zum neuen Mittel schmilzt die Abweichung auf nur noch +0.5 Grad zusammen.

Immer mehr Sommer- und Hitzetage

Kommen wir zu den Hitzetagen, also jenen Tagen mit einer Höchsttemperatur von 30 Grad oder mehr. Die jährliche Anzahl an Hitzetagen hat deutlich zugenommen. Im 1961-1990-Klimamittel waren es im Schnitt noch 3 solcher Tage im Jahr in Bregenz und 11 in Eisenstadt bzw. Sankt Pölten. Im allerneuesten Klimamittel 1991-2020 sind es in Bregenz nun 9, in St. Pölten 19 und in Eisenstadt sogar 21 Tage! Den größten Zuwachs an Hitzetagen zwischen 1961-1990 und 1991-2020 gab es dabei in Graz mit +350% (Zuwachs von 4 auf 18 Hitzetage).

Zahl der Hitzetage (>30 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).
Zahl der Sommertage (>25 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).
Zahl der Sommertage (>25 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).

Frost- und Eistage rückläufig

Völlig konträr verhält sich der Trend bei den Eistagen, also all jenen Tagen mit ganztags weniger als 0 Grad. Deren Anzahl ist in den vergangenen Jahren generell weniger geworden, aber die Unterschiede sind hier etwas geringer als bei den Hitzetagen. Im 1961-1990-Klimamittel waren es noch 37 dieser Tage in Klagenfurt und 19 in Innsbruck. Im allerneuesten Klimamittel 1991-2020 sind es in Klagenfurt nun 27, in Innsbruck 11. Die größte Abnahme zwischen 1961-1990 und 1991-2020 gab es in Innsbruck mit -42%.

Zahl der Eistage (ganztags < 0 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).
Zahl der Frosttage (Tagestiefstwert unter 0 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).
Zahl der Frosttage (Tagestiefstwert unter 0 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).

Extremwetter und Klimawandel

Unwetter mit Überflutungen - AdobeStock

Wenn man den Zeitraum seit der letzten Eiszeit betrachtet, ist es auffällig, dass es in den letzten 20.000 Jahren noch nie so hohe Temperaturen sowie einen so schnellen Temperaturanstieg wie aktuell gegeben hat. Global betrachtet haben wir in den vergangenen 100 Jahren einen Temperaturanstieg von rund 1,1 Grad erlebt: Das ist mehr als zehnmal schneller als der bislang markanteste Temperaturanstieg der letzten 20.000 Jahre von 1 Grad in etwa 1100 Jahren.


In Österreich lässt sich die Erwärmung besonders einfach an der Anzahl an Tagen mit mehr als 30 Grad beobachten: Wurden etwa im Mittel von 1961 bis 1990 in Wien durchschnittlich 9,6 Hitzetage pro Sommer verzeichnet, waren es im Mittel von 1991 bis 2020 bereits 20,9. Extreme Temperaturen über 35 Grad treten ebenfalls immer häufiger auf.

Auch in der Höhe wird es aber wärmer, was u.a. durch den Gletscherrückgang in den Alpen sichtbar wird. Weiters nimmt die Wahrscheinlichkeit für Hitzerekorde zu, wie zuletzt in Kanada oder in Sizilien, während Kälterekorde nur noch sehr selten auftreten.

Hitzerekorde werden immer wahrscheinlicher. © www.deutschesklimaportal.de

Die Ursache für die aktuelle Klimaveränderung seit der vorindustriellen Zeit ist die zunehmende Konzentration an Treibhausgasen. Eine Übersicht zum Einfluss von unterschiedlichen Faktoren wie Erdbahnparameter, Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche und Treibhausgase auf unser Klima sind im folgenden Video zusammengefasst, ein paar Fakten zum Thema Sonne gibt es weiters auch hier: Sonnenaktivität und Klima.

Temperaturanstieg in den vergangenen 2000 Jahren bzw. dessen Ursachen seit 1850. © https://www.ipcc.ch/assessment-report/ar6/

Mehr Extremwetter

Die Forschung zu Klimawandel und Extremwetterereignissen hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Noch vor wenigen Jahren lautete die typische Antwort zum Zusammenhang von Extremwetter und Klimawandel, dass einzelne Ereignisse nicht kausal auf den Klimawandel zurückführbar seien. Als uneingeschränkte und generelle Aussage ist diese Antwort allerdings nicht mehr korrekt, da man mittlerweile durchaus belegen kann, dass bestimmte Extremwetterereignisse durch den Klimawandel wahrscheinlicher bzw. intensiver geworden sind. Bei dieser sogenannten Attributionsforschung vergleicht man mit Computersimulationen die Wahrscheinlichkeit für Extremereignisse im aktuellen Klima sowie in jenem der vorindustriellen Zeit. Besonders gut funktioniert das für sommerliche Hitzewellen, so spielt der Klimawandel in Europa mittlerweile bei nahezu jeder Hitzewelle eine Rolle und auch beim Extremniederschlag lässt sich bereits eine Zunahme nachweisen. Nur bei punktuellen, kleinräumigen Ereignissen wie Tornados kann man praktisch noch keine Aussagen machen.

Niederschlagsextreme

Beim Niederschlag ist die Attribution kompliziert, da es auf vergleichsweise kleinen Flächen wie etwa jener Österreichs kaum möglich ist, statistisch signifikante Änderungen bei der Häufigkeit von punktuellen Extremniederschlägen zu erfassen (diese werden oft nicht direkt vom Messnetz erfasst). Weitere Infos dazu gibt es hier: Klimawandel und Extremniederschlag. Allgemein kommen aber zwei Faktoren zusammen: Einerseits vermutet mann, dass blockierte Wetterlagen im Zuge des Klimawandels häufiger werden, da sich die atmosphärische Zirkulation ändert, andererseits nimmt die Regenmenge in feuchtgesättigter Luft um etwa 7% bzw. pro Grad Erwärmung zu (der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre ist weltweit bereits um 5% angestiegen). Besonders bei lokalen Gewittern kann es dadurch im Mittel zu deutlich mehr Niederschlag kommen, als es ohne Klimawandel der Fall wäre. Allgemein beschränkt sich der Großteils des Sommerniederschlags vor allem im Flachland tendenziell auf weniger, aber dafür sehr regenreiche Tage: Tatsächlich werden die Tage, an denen es mit leichter bis mäßiger Intensität regnet eher seltener, während Tage mit sehr großen Niederschlagsmengen in den vergangenen 30 Jahren häufiger wurden. Obwohl der Extremniederschlag zunimmt, steigt in manchen Regione aber gleichzeitig auch die Gefahr von Dürren an: Einerseits nimmt die Verdunstung in einem wärmeren Klima zu, andererseits entziehen die Pflanzen dem Boden aufgrund der längeren Vegetationsperiode mehr Wasser.

Fischer, E.M. and Knutti, R. (2016). Observed heavy precipitation increase confirms theory and early models. Nat. Clim. Chang. 6 986–91

Für Tiefdruckgebiete spielen zudem auch die höheren Meerestemperaturen eine Rolle, ganz besonders bei tropischen Wirbelstürmen: Etwa bei Hurrikan Harvey im Jahr 2017 wurde berechnet, dass es in Houston 12 bis 22 Prozent mehr Regen gab, als es in einer Welt ohne Klimawandel der Fall gewesen wäre.

Schnee im Alpenraum

Die Anzahl an Tagen mit einer Schneedecke hat besonders in tiefen Lagen schon deutlich abgenommen: Die winterliche Nullgradgrenze ist in den letzten 50 Jahren im Mittel um etwa 250 m angestiegen. Im Flachland hat die Anzahl der Tage mit einer geschlossenen Schneedecke in den vergangenen 90 Jahren bereits um etwa 30% abgenommen. Mehr dazu hier: Schnee und Klimawandel in den Alpen.

Klimawandel in Arosa
Mittlerer Schneehöhenverlauf in Arosa: Der Schnee kommt später und schmilzt früher. © MeteoSchweiz

Weitere generelle Infos: Factsheet der Leopoldina „Klimawandel: Ursachen, Folgen und Handlungsmöglichkeiten“

Titelbild © AdobeStock

Golfstrom schwächer als je zuvor in den vergangenen 1000 Jahren

Wetterboje

Der Golfstrom ist eine starke Meeresströmung im Atlantik, welche erhebliche Mengen an warmen Wasser aus subtropischen Breiten nordwärts transportiert. So ist das Wasser am Nordende des Golfstroms vor Neufundland im Mittel noch 20 Grad warm, dort trifft er aber auf den kalten Labradorstrom und verliert dadurch an Kraft. Ab hier wird der Golfstrom auf seinem Weg in Richtung Westeuropa zum Nordatlantikstrom und teilt sich in zwei Äste auf. Der nördliche kühlt im weiteren Verlauf immer weiter ab, wird schwerer und beginnt schließlich abzusinken, um dann am Meeresgrund wieder südwärts zu strömen. Dies wird auch als atlantische Umwälzzirkulation (AMOC) bezeichnet.

Das Globale Förderband

Der Golfstrom und die atlantische Umwälzzirkulation sind ein Teil des globalen Förderbands, einem weltumspannenden Strömungssystem, welches von den Dichteunterschieden des Wassers innerhalb der Weltmeere angetrieben wird. Die Salzkonzentration des Wassers spielt dabei eine wichtige Rolle, da sie in Zusammenspiel mit der Temperatur die Dichte des Oberflächenwassers bestimmt. Allgemein ist kaltes und salzreiches Wasser schwerer als warmes und salzarmes Wasser, und neigt daher zum Absinken. Der Salzgehalt des Wassers wird durch die Bildung von Meereis erhöht, somit ist das Wasser in der Labrador- und Grönlandsee besonders salzig. Dies ist ein entscheidender Faktor um die atlantische Umwälzzirkulation und somit auch den Golfstrom anzutreiben.

Golfstrom im Nordatlantik. © shutterstock.us
Die AMOC im Nordatlantik. © shutterstock.us

Salzgehalt nimmt ab

Durch die globale Erwärmung kommt es im subpolaren Nordatlantik zu einer ansteigenden Zufuhr von Süßwasser, einerseits durch zunehmende Niederschlagsmengen, andererseits durch das Schmelzen des Grönland- und Polareises. Der abnehmende Salzgehalt erschwert in diesen Regionen das Absinken des Wassers und beeinträchtigt somit die gesamte atlantische Umwälzzirkulation. Um diese Abschwächung nachzuweisen, wurden in einer Studie vom Potsdamer-Institut für Klimafolgenforschung im Jahre 2018 die verfügbaren Messdatensätze der Meerestemperaturen seit dem 19. Jahrhundert mit einer Simulationsrechnung eines hochaufgelösten Klimamodells verglichen.

Golfstrom und beobachtete Änderung der Temperatur. © Caesar; Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Golfstrom und beobachtete Änderung der Temperatur. © L. Caesar; Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Die Ergebnisse zeigen eine Abkühlung des subpolaren Atlantiks südlich von Grönland und eine Erwärmung entlang der amerikanischen Ostküste, was laut den Forschern auf eine Abschwächung sowie Verschiebung des Golfstrom in Richtung Küste zurückzuführen ist. Die Änderung der Wassertemperaturen zeigt zudem, dass sich der Golfstrom seit Mitte des 20. Jahrhunderts um etwa 15% abgeschwächt hat. In einer weiteren neuen Studie wurden Bohrkerne von Sedimenten am Meeresgrund analysiert (paläoklimatischen Proxydaten) . Die Messgenauigkeit ist zwar geringer, dafür ermöglicht dies aber Rückschlüsse über einen wesentlich größeren Zeitraum von etwa 1.600 Jahren zu ziehen. Die analysierten Daten dieser Studie ergeben, dass der Golfstrom in den letzten 150 Jahren wesentlich schwächer geworden ist im Vergleich zu den vorherigen 1.500 Jahren.

Folgen für Europa

Die Auswirkungen des sich abschwächenden Golfstroms betreffen derzeit in erster Linie die Wassertemperaturen im Nordatlantik. Diese spielen allerdings eine wesentliche Rolle für die großräumige Luftdruckverteilung und somit auch für die allgemeine atmosphärische Zirkulation über Europa. So deuten die Ergebnisse einer weiteren Studie darauf hin, dass die veränderte Luftdruckverteilung besonders im Sommer Hitzewellen in Europa begünstigt, wie es etwa auch im Jahr 2015 der Fall war. Damals war der subpolare Atlantik so kalt wie noch nie zuvor seit Messbeginn und in Mitteleuropa gab es einen der bislang heißesten Sommer der Messgeschichte. Andere Forscher vermuten zudem, dass Winterstürme in Europa häufiger werden könnten.

Abweichung der Temperatur zum Mittel im 2015. © NOAA
Negative Temperaturanomalie über dem subpolaren Nordatlantik im 2015. © NOAA

Update 2021: Stabilitätsverlust

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Atlantische Umwälzströmung in der Erdgeschichte neben dem aktuellen starken Zustand auch einen wesentlich schwächeren Zustand eingenommen hat. Der Übergang zwischen diesen beiden Zuständen dürfte allerdings abrupt verlaufen, man spricht auch von einem Kipppunkt. Das Szenario einer bevorstehenden, abrupten Abschwächung der AMOC galt bislang als eher unwahrscheinlich, eine kürzlich veröffentliche Studie kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass die Abschwächung der AMOC während des letzten Jahrhunderts wahrscheinlich mit einem Stabilitätsverlust verbunden sei. Das würde bedeuten, dass wir uns bereits einer kritischen Schwelle annähern, hinter der das Zirkulationssystem zusammenbricht. Eine Änderung in den schwachen Zirkulationsmodus würde langfristig weltweit schwerwiegende Folgen haben, das Klima in manchen Regionen würde regelrecht auf den Kopf gestellt werden.

Weiterführende Links:

Anmerkung: Dieser Artikel wurde im April 2018 veröffentlicht und im August 2021 ergänzt.

Höhentief bringt unbeständiges Sommerwetter

Höhentiefs liegen in mehren Kilometern Höhe und zeichnen sich durch niedrige Temperaturen im Vergleich zur Umgebung aus. Deren Entstehung wird oft durch Verwirbelungen des polarumlaufenden Jetstreams begünstigt, Meteorologen sprechen auch von einem Abschnürungsprozess bzw. einem „Cut-Off“. Solche Höhentiefs verlagern sich nicht mit der Höhenströmung, sondern werden durch die umgebende Luftdruckverteilung beeinflusst. Oft verharren sie wie ein Kreisel an Ort und Stelle.

Kaltlufttropfen

Ehemalige Tiefdruckgebiete bzw. Höhentiefs können sich zu sog. Kaltlufttropfen umwandeln, wenn das Bodentief durch Reibung oder Warmluftzufuhr aufgelöst wird und das Höhentief stattdessen erhalten bleibt. Tatsächlich befinden sich Kaltlufttropfen sogar oft im Randbereich eines Bodenhochs. In einem begrenzten Gebiet von etwa 100 bis 1000 Kilometern befindet sich dabei deutlich kältere Luft als in der Umgebung.

Am Donnerstag liegt der Kaltlufttropfen und somit die kälteste Luft in 500 hPA direkt über Westösterreich

Da diese kalte Anomalie aber nur in der oberen Hälfte der Troposphäre ausgeprägt ist, scheinen diese Gebiete nicht auf den Bodenwetterkarten auf. Kaltlufttropfen werden durch die bodennahe Strömung „gesteuert“, d.h. sie verlagern sich immer mit dieser zumeist relativ schwachen Strömung.

Labile Schichtung der Luft

Ein Höhentief wirkt sich merklich auf das tägliche Wettergeschehen aus, denn Höhenkaltluft sorgt für eine verstärkte vertikale Temperaturabnahme und somit für eine Destabilisierung der Atmosphäre. Besonders im Frühjahr und Sommer entstehen unter dem Einfluss der Höhenkaltluft Quellwolken, welche im Tagesverlauf zu Schauern und Gewittern heranwachsen. Die Lebensdauer von Kaltlufttropfen ist allerdings meist auf ein paar Tage bis etwa eine Woche begrenzt, da sich die Temperaturunterschiede in der Höhe allmählich ausgleichen.

Vorhersagegenauigkeit

Wenn Höhenkaltluft im Spiel ist, nimmt die Vorhersagbarkeit des Wetters etwas ab: Einerseits werden Kaltlufttropfen durch die bodennahe Strömung gesteuert, was sich negativ auf die Qualität von Modellprognosen auswirkt, andererseits sorgt die konvektive Wetterlage für große Unterschiede auf engem Raum. Vor allem räumlich detaillierte Prognosen, wie etwa jene von Wetter-Apps, sind bei solchen Wetterlagen also mit Vorsicht zu genießen.