Eis-Bilanz an den Polkappen

Arktische Meereisausdehnung auf niedrigem Niveau

Mit dem Ende des Sommer auf der Nordhalbkugel wird auch bei der arktischen Meereisbedeckung Bilanz gezogen, denn diese erreicht zu diesem Zeitpunkt ihr jährliches Minimum.  Seit Jahrzehnten beobachtet man, dass diese Ausdehnung sich auf einem Abwärtstrend befindet und auch das aktuelle Jahr bestätigt diesen Trend. Zwischen März 2023 und September 2023 schrumpfte die Gesamtfläche von 14.6 Mio. km² auf 4.2 Mio. km². Das sind knapp 2 Mio. km² mehr als im langjährigen Mittel (1981-2010) üblich.  Vergleicht man das jetzt mit den Jahren zuvor, so gab es seit Beginn der satellitengestützten Messungen im Jahr 1979 nur fünf Jahre, die am Ende des Sommers noch weniger Eis in der Bilanz stehen hatten.

Die Gründe für die große Abweichung vom langjährigen Mittel sind einerseits die durch Menschen verursachte globale Klimaerwärmung (verbreitet 3 bis 4 Grad, stellenweise sogar 5 Grad Abweichung vom Mittel in der Arktis). Aber auch starke Winde im Juli nördlich des Polarkreises sorgten für einen erhöhten Transport von Meereis weg von der Arktis.

Ausdehnung des arktischen Meereises Quelle: National Snow & Ice Data Center (NSIDC)

 

Rekordniveau in der Antarktis

Auf der Südhalbkugel nimmt in den dunklen und kalten Wintermonaten die Eisfläche wieder zu. Mit Ende des Winters ist demnach die antarktische Eisausdehnung auf dem Höchststand. Hier wurde am 10. September im Gegensatz zur Arktis aber erneut ein Rekord gebrochen. Im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2022 gibt es dieses Jahr noch einmal knapp 1 Mio. km² weniger Eis am Ende des Winters.

Um die genauen Gründe dafür zu verstehen, sind derzeit noch wissenschaftliche Untersuchungen am Laufen. Eine wichtige Rolle könnte aber laut NASA das Phänomen El Niño spielen.

Ausdehnung des antarktischen Meereises Quelle: National Snow & Ice Data Center (NSIDC)

Auswirkungen haben globale Folgen

Die Gebiete der Antarktis und Arktis stehen in einer direkten Wechselwirkung der Kryosphäre (schnee- und eisbedeckte Erdoberfläche) und dem globalen Klima. Schnee und Eis reflektieren das an der Oberfläche ankommende Sonnenlicht zu einem großen Teil wieder zurück ins Weltall. Schmilzt nun Eis ab, kommt darunter Wasser oder meist dunkle Böden zum Vorschein, diese absorbieren aber einen großen Teil der Strahlungsenergie. Das lässt in der Folge die Temperaturen steigen und es schmilzt noch mehr Eis ab. Wenn ein Effekt einen anderen Effekt verstärkt, spricht man von positiven Rückkopplungseffekten.

Schmilzt auf der einen Seite jedes Jahr immer mehr Eis an den Polen ab und auf der anderen Seite wachsen die Eispanzer in den Wintermonaten immer weniger an, so ist eine weitere Auswirkung der globale Anstieg des Meeresspiegels. Laut dem IPCC Bericht könnte demnach der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 im schlimmsten Fall um 0.5 bis 1 m ansteigen. Die Folgen speziell für die Bewohner von Küstengebiete wären dabei katastrophal.

Möglicher Anstieg des Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 in verschiedenen Klimaszenarien Quelle: 6th IPCC Assessment Report

 

Titelbild: Antarktis – pixabay.com