Zerstörerischer Taifun Gaemi trifft auf Taiwan

In den vergangenen Tagen hat sich über der Philippinensee ein tropisches System gebildet. In kurzer Zeit verstärkte sich der Tropensturm immer weiter und erreichte am Montag den Status eines Taifuns. Mittlerweile steht der starke Taifun unmittelbar vor dem Landgang in Taiwan. Neben starken Winden und hohem Wellengang dürften besonders die enormen Regenmengen für einige Probleme sorgen.

Tropische Aktivität im Pazifik

Am vergangenen Freitag haben sich im pazifischen Raum gleich zwei tropische Systeme gebildet. Einerseits Prapiroon über dem Südchinesischen Meer und andererseits Gaemi über der Philippinensee. Während Prapiroon relativ geringe Schäden auf der chinesischen Inselprovinz Hainan und später auch im Grenzgebiet zwischen China und Vietnam angerichtet hat, wird Gaemi für erhebliche Zerstörungen auf Taiwan sorgen.

Satellitenbild von Gaemi; Quelle: Himawari

Entwicklung von Gaemi

Seit der Bildung am vergangenen Freitag rund 1000 Kilometer östlich von Manila hat sich das Tropensturmsystem in den darauffolgenden Tagen auf einer nordwest- bis nordwärts gerichteten Zugbahn verlagert. Anfangs Woche erreichte er mit mittleren anhaltenden Windgeschwindigkeiten von über 118 km/h den Status eines Taifuns (äquivalent zu einem Hurrikan im atlantischen Becken). In den letzten Stunden hat sich der Taifun weiter verstärkt. Ab einer Verstärkung des mittleren Windes von mehr als 30 Knoten innerhalb von 24 Stunden spricht man auch von einer “rapid intensification”, ein Kriterium, welches bei Gaemi mit rund 45 Knoten definitiv übertroffen wurde. Derzeit weist der Taifun mittlere Winde von 225 km/h auf, die Windspitzen betragen sogar mehr als 260 km/h. Ein aktuelles Radarbild der Central Weather Administration zeigt das Auge von Gaemi kurz vor dem Landgang an der Nordostküste von Taiwan.

Radarbild von Taifun Gaemi um 17:30 Uhr Ortszeit (11:30 Uhr MESZ); Quelle: Central Weather Administration

Auswirkungen von Gaemi

Gaemi wird mit extremen Orkanböen und nach derzeitigen Modellen leicht südlich der Stadt  am Mittwochabend (Ortszeit, im Verlauf des Mittwochnachmittags MESZ) auf Land treffen. In Küstenregionen können die Windspitzen Werte von über 150 km/h erreichen.

Maximale Windböen auf 10 Metern Höhe gemäß ECMWF; Quelle: UBIMET

Der tiefe Kerndruck in Kombination mit den starken Winden sorgen auch für eine enorme Sturmflut. Verstärkt werden dürfte diese noch durch die Gezeiten, der Höchststand der Flut wird in jener Region nämlich für kurz vor 8 Uhr Abends (Ortszeit) erwartet. Experten rechnen daher mit Wellenhöhen von rund 10 Metern, das Stadtzentrum von Yilan liegt auf 5 Metern über dem Meeresspiegel.

Verlauf von Ebbe und Flut für die Region um Yilan; Quelle:Tidechart

Neben den hohen Windgeschwindigkeiten und Wellen besteht die größte Gefahr aber in den enormen Regenmengen. Der Wetterdienst ruft besonders für die Bergregionen die höchste Warnstufe aus, von Warnungen betroffen ist aber die gesamte Insel.

Akkumulierte Niederschlagssummen; Quelle: Central Weather Administration

Die Topografie von Taiwan zeichnet sich durch hohe Berge in den zentralen und südlichen Inselregionen aus. Der höchste Berg ist der Yushan mit einer Gipfelhöhe von 3952 Metern. Die extrem feuchten Luftmassen des Taifuns werden entlang dieser Berge regelrecht ausgepresst. Je nach Modell sind hier bis am Freitagmorgen lokal über 1000 mm Niederschlag möglich, aber auch sonst lassen sich die akkumulierten Regensummen sehen. Inselweit muss mit mehreren hundert Millimetern gerechnet werden – Überschwemmungen und Erdrutsche sind damit quasi vorprogrammiert.

Titelbild: @zoom.earth

Ab Samstagabend kräftige Gewitter mit Starkregen in Deutschland

Hitzegewitter in Berlin - VisualHunt.com/justahero

Heute wird es nochmals aufgrund eines abziehenden Hochdruckgebiets drückend heiß und schwül.

Die warme Luftmasse im Westen und in der Mitte wird dann von einer aus Westen sich annähernden Kaltfront ausgeräumt.

Ab der zweiten Nachthälfte gehen vor allem im Westen teils kräftige Gewitter mit der Hauptgefahr von großen Regenmengen in kurzer Zeit nieder. Auch die Gefahr von einzelnen Sturmböen ist gegeben.  Schließlich gehen am Sonntag vor allem in der Mitte des Landes kräftige Gewitter nieder.

Die Maximaltemperaturen am morgigen Sonntag sind dann im Westen deutlich unter denen von Samstag.

Der Frühling kehrt zurück

Eis im Sommer - pixabay.com

Mit einer nördlichen Anströmung war es in letzter Zeit nochmals winterlich kalt. Allein gestern lagen die Höchstwerte teils zweistellig unter dem langjährigen Mittel.

Klimaabweichung Mittleres Tagesmaximum (1991 – 2020).

Aktuell immer noch zu warm

Selbst mit der vorübergehenden Kältephase ist der April aufgrund der anfangs bereits sommerlichen Temperaturen aktuell immer noch rund 1 bis 3 Grad zu warm im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Temperaturabweichung vom Klimamittel (1991-2020).

Der Frühling kehrt zurück

Im Vorfeld eines Tiefs über dem Atlantik dreht die Strömung allmählich wieder auf südwestliche Richtungen.

Bodendruckkarte des DWD für Samstag, den 27.04.2024
@DWD.

Ab dem Freitag deuten die Modelle eine deutliche Erwärmung an. Es wird wieder frühlingshaft, freundlich und meist trocken. Im Folgenden die Wetterentwicklung samt Unsicherheiten für München und Hamburg.

Ensemble Forecast für München @ECMWF.
Ensemble Forecast für Hamburg @ECMWF.

Beitragsbild @pixabay.com

 

Staubtrocken in Dubai?

Sintflutartiger Regen in Dubai!

Normalerweise ist das Klima in Dubai heiß und arid. An den meisten Tagen im Jahr gibt es viel Sonnenschein und an nur ganz wenigen Tagen im Jahr Regen.

Dank eines ausgeprägten Tiefs kam es gestern und heute in Dubai zu intensiven Regenfällen, das Ergebnis waren Sturzfluten. So verzeichnete eine Wetterstation am Dubai International Airport seit gestern mehr als 100l/m². Normalerweise fallen diese Regenmengen in einem Jahr in Dubai.

Beschädigungen an der Bausubstanz, Verkehrseinschränkungen und zahlreichen weiteren Unwetterschäden waren die Folge.

 

Dubai @pixabay.com

April, April, der macht, was er will!

Föhnstimmung in Wien - foto-webcam.eu/UBIMET

Zuerst Sommer…

Mit 31.7 Grad wurde heute in Deutschlandsberg in der Steiermark die höchste Temperatur des bisherigen Jahres gemessen. Nur in Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich und Wien wurden keine Hitzetage verzeichnet.

Stationen mit höchsten gemessenen Temperaturen am Sonntag, den 14. April 2024 © UBIMET

dann wieder Winter…

Über Deutschland befindet sich bereits eine Kaltfront, welche am Montag auch das Wetter in Österreich bestimmen wird.

Bodenluftdruck-, Fronten- und Wetterkarte am Montag, den 15. April 2024 © Deutscher Wetterdienst

Mit einer sich hinter der Front einstellenden nordwestlichen Höhenströmung wird es in der neuen Woche wieder deutlich kälter als zuletzt, die folgende Graphik zeigt die Höchstwerte am Montag.

Prognose des Temperaturmaximums für Montag, den15. April 2024 © UBIMET

Zudem weiten sich im Laufe des Montags Schauer auf weite Landesteile aus. Auch Gewitter sind dann möglich. Ab Dienstag ist sogar Neuschnee wieder ein Thema. Hier die Neuschneeprognose für den kommenden Mittwoch.

24-stündigen Neuschnee für den Mittwoch, 17. April 2024 © UBIMET

Das Wetter zu Ostern

Osterei im nassen Wetter - pixabay.com

Frühsommerliche Temperaturen

Das Osterwetter zeigt sich heuer von seiner freundlichen und gar frühsommerlichen Seite. Häufig werden Temperaturen jenseits der 20 Grad-Marke erreicht, dazu scheint über weite Strecken die Sonne. Möglich macht dies wie so häufig tiefer Luftdruck über Westeuropa, an dessen Vorderseite wird warme Luft aus dem westlichen Mittelmeerraum gen Norden geführt.

Die Temperaturen steigen dabei von Tag zu Tag an.

Prognose der Temperaturhöchstwerte am Karfreitag, 29.03.2024 @UBIMET

Am Karsamstag werden im Osten der Alpenrepublik verbreitet Temperaturen von 24 Grad erwartet.

Prognose der Temperaturhöchstwerte am Karsamstag, 30.03.2024 @UBIMET

Mit aktuell rund 3 Grad über dem langjährigen Mittel dürfte nach dem Februar auch der März so mild wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen ausfallen.

Föhnsturm

Von Vorarlberg bis nach Salzburg hält der Föhnsturm bis in die Nacht auf
Montag an und sorgt in vielen Tälern für Sturmböen, auf den Bergen hingegen weht der Wind in voller Orkanstärke. Auch sonst werden nicht selten stürmische Böen aus Süd erwartet.

Prognose der maximalen Windböen am Karfreitag, 29.03.2024 @UBIMET

 

Prognose der maximalen Windböen am Karsamstag, 30.03.2024 @UBIMET

Ungetrübt sonnig wird es aber nicht, denn mitgeführter Saharastaub sorgt zeitweise für einen eher milchig-weißen Himmel und ein paar Wolkenfelder sind auch unterwegs.

Saharastaubkonzentration am Ostersonntag, 31.03.204 @forecast.uoa.gr

Titelbild @pixabay.com

Glättegefahr in der Osthälfte Österreichs

Glatteis durch gefrierenden Regen © https://pixabay.com/de/users/Markus60138-17484/

+++ Update Montag 22.01.2024 – 12:00 Uhr +++

Im Laufe des Nachmittags setzt von Nordwesten her allmählich Regen ein, in den Niederungen halten sich zu Beginn noch kalte Luftmassen und somit ist ausgehend vom Mühl- und Waldviertel und dem westlichen Donauraum allmählich mit Glatteis durch gefrierenden Regen zu rechnen. In den späten Abendstunden und in der Nacht auf Dienstag verlagert sich der Schwerpunkt zunächst in den Osten und in inneralpine Täler wie das Salzach-, Enns-, Mur- oder Mürztal. In der zweiten Nachthälfte ist schließlich auch der Süden und Südosten betroffen. Am Dienstag beruhigt sich die Lage aber spätestens am Vormittag rasch, der Niederschlag zieht ab und die Temperaturen steigen mit teils auffrischendem Westwind rasch an.

Warnungen vor Eisregen von Montagnachmittag bis Dienstagmorgen. © www.uwz.at

+++ Stand Sonntag, 21.01.2024 +++

Viel Sonne in Österreich. @foto-webcam.eu

Noch präsentiert sich der Alpenraum meist ungetrübt sonnig. Jedoch gerät Österreich im Laufe des Montags bereits in den Einflussbereich eines Tiefs mit Kern über dem Nordatlantik.

Bodendruck- und Frontenkarte für Montag 22. Januar 2024, 13 Uhr MEZ (Quelle: UBIMET)

Dabei durchquert eine sogenannte maskierte Kaltfront Mitteleuropa – mit ihr wird es zwar in der Höhe kälter, am Boden jedoch erstmal wärmer. Die lagernde bodennahe Kaltluft wird also in der Osthälfte Österreichs langsam ausgeräumt.  Mit dem einsetzenden Regen besteht jedoch vorübergehend eine erhöhte Glättegefahr durch gefrierenden Regen. Erste Vorwarnungen für das bevorstehende Ereignis wurden bereits ausgesprochen. Warnungen der Stufe orange und rot werden noch folgen.

Vorwarnung vor gefrierenden Regen am Montag und Dienstag, Stand 21.01.2024, 12 Uhr @uwz.at

Updates folgen in regelmäßigen Abständen auf https://uwz.at/

Polarlichter über Österreich

Rote Polarlichter in der Nacht auf Montag, den 25. September 2023 in St. Anton. © www.foto-webcam.eu

Wo zuletzt Polarlichter gesichtet wurden

In der Nacht von vergangenem Sonntag auf Montag, 25. September kam es im Westen Österreichs (Vorarlberg bis Salzburg) zu einem schönen Naturschauspiel: An höher gelegenen Orten konnten in nördliche Richtung rötliche Polarlichter beobachtet werden. Weiter östlich war der Himmel leider bewölkt.

Wie Polarlichter entstehen

Bei hoher Sonnenaktivität kommt es häufig zu Koronalen Massenauswürfen, bei denen Teilchen auf das Erdmagnetfeld treffen. Wenn diese Teilchen auf die Moleküle unserer Atmosphäre stoßen, beginnen diese zu leuchten. Normalweise sind Polarlichter in höheren Breitengraden häufiger beobachtbar, da dort die Teilchen aufgrund des schwächeren Magnetfeldes am ehesten auf die Moleküle der Atmosphäre treffen. Falls der Sonnenwind aber relativ stark ausfällt, können in selteneren Fällen auch in Mitteleuropa vereinzelt Polarlichter beobachtet werden. Statistisch treten Polarlichter über Mitteleuropa und Österreich am ehesten in den Übergangszeiten (Herbst und Frühling) nahe zur Tag-und-Nacht-Gleiche auf. Mehr Infos dazu gibt es hier: Vom Sonnenwind zum Sonnensturm.

Sind demnächst wieder Polarlichter zu sehen?

Derzeit nimmt die Sonnenaktivität wieder ab, allerdings bestehen in den kommenden Nächten noch gute Chancen, dieses Naturphänomen beobachten zu können. Die Wetterbedingungen müssen natürlich auch mitspielen: Im Westen ist die Wahrscheinlichkeit für Nebel- und Hochnebelbildung derzeit am geringsten. Hier stehen besonders in höheren Lagen (oberhalb etwaiger Dunstfelder in den Tälern und) die Chancen gut für eine Sichtung.

Die Polarlichter werden natürlich auch in den sozialen Medien gerne geteilt:

Auch in Deutschland wurden Polarlichter gesichtet und dokumentiert, wie etwa am Strand von Schilling:

Zudem sind weitere Bilder auf https://www.foto-webcam.eu/webcam/bestof/ zu finden, wo einige Webcams die seltenen und schönen Leuchterscheinungen am Himmel festhalten konnten.

Große Mengen an Schnee im Süden von Österreich

Am Montag und Dienstag hat es schließlich nochmals kräftig geschneit. Betroffen waren davon Osttirol, Kärnten und Teile der Weststeiermark.

Was ist passiert?

Die extremen Schneemengen brachte ein Mittelmeertief. Es schaufelte mit einer südöstlichen Höhenströmung sehr feuchte Luftmassen an die südlichen Alpen heran, durch die Barriere der Alpen und den Minusgraden fiel von der Koralpe westwärts schließlich Schnee.

Starker Schneefall im Klagenfurt.
@https://www.klagenfurt.at/webcams/

Binnen 24 Stunden kamen somit besonders im Stau der Koralpe und der Karawanken teils mehr als 40 cm Neuschnee zusammen, aber auch in den Niederungen Kärnrens verbreitet 20 bis 30 cm. Auf den Bergen wie auf der Packalpe gab es sogar bis zu 1 Meter der weißen Pracht. Der nasse Schnee hat allerdings für winterliche Straßenverhältnisse sowie für Stromausfälle aufgrund von Schneebruch geführt. Mehrere Straßen mussten gesperrt werden und auch die Schulen im Raum Völkermarkt blieben einen Tag lang geschlossen.

Neuschnee am Montag.

Winter 2022 in Deutschland, eine erste saisonale Prognose

Tendenz für den Winter 2022/2023 - UBIMET

Der diesjährige Herbst verlief bis auf den relativ kalten Herbstanfang im September im Vergleich zum langjährigen Klimamittel eindeutig zu warm. Dabei sticht im Zeitraum vom 1. September bis zum heutigen 24. November vor allem der Süden des Landes heraus und hier besonders der Oktober und der bisherige November.

mtwetter.de

mtwetter.de

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Abweichung der Mitteltemperatur vom Mittel 1961-1990 September, Oktober, November 2022 – mtwetter.de

 

Nun klopft der Winter 2022/2023 an die Tür, er beginnt meteorologisch betrachtet bereits schon am kommenden Donnerstag, den 1. Dezember. Astronomisch gesehen starten wir hingegen wie üblich erst am Tag der Wintersonnenwende, also in diesem Jahr am 21. Dezember um 22:48 Uhr MEZ in den Winter.

Wie wird der Winter?

Wie jedes Jahr am Ende des Herbstes wird uns nun immer öfter die Frage gestellt: Wie wird der Winter? Kommt zu Weihnachten Schnee? Meteorologen mögen solche langfristigen Tendenzen nicht, denn eine genaue, vertrauenswürdige Prognose – wie z.B. für das Wetter für die kommenden paar Tage – ist nicht möglich. In diesem Fall werden besondere, saisonale Modelle benutzt, die in der Regel eine 3-monatige Tendenz liefern. Für den Winter wird also eine Gesamtprognose für Dezember, Januar und Februar zur Verfügung gestellt. Häufig arbeitet man zudem mit Niederschlags- oder Temperaturanomalien (Abweichungen zum Mittel).

Die Hauptfrage lautet also: Wie kalt/mild oder nass/trocken wird es in diesen 3 Monaten im Vergleich zum langjährigen Klimamittel? Solche Tendenzen sind natürlich mit einer gewissen Unsicherheit behaftet und daher mit großer Vorsicht zu genießen, vor allem nicht gleich als genaue Prognose zu interpretieren.

Nach diesen Vorbemerkungen können wir nun versuchen, eine Tendenz für den Winter 2022 zu geben. Denn dieses Jahr gibt es bei den meisten, saisonalen Modellen eindeutige Signale. Betrachten wir zuerst die prognostizierten Anomalien bei der Großwetterlage: Eine Mehrheit der Modelle sagt  mit großer Wahrscheinlichkeit eine Häufung von Hochdruckgebieten zwischen Mittel- und Nordeuropa vorher.

Anomalie der Großwetterlage für den Winter 2022 in Europa (rot = höherer Luftdruck als üblich) - ECMWF Copernicus
Anomalie der Großwetterlage für den Winter 2022 in Europa (rot = höherer Luftdruck als üblich) – ECMWF Copernicus

Ein Winter der Blocking Lagen?

Solch eine Wetterlage ist unter Meteorologen als „Blocking-Lage“ bekannt, weil ein Hoch über Mittel- oder Nordeuropa die sonst bei uns vorherrschenden Westwinde und Wetterfronten aus dem Atlantik blockiert bzw. nach Norden umlenkt. Diese Konstellation gilt als sehr stabil und kann oft mehrere Tage wenn nicht gleich ein paar Wochen anhalten. Wiederholt sich diese Lage im Laufe einer Saison, so kommt es zu einer klimatologisch betrachtet ungewöhnlichen Verteilung der Niederschläge und der Temperaturanomalien. Die Wahrscheinlichkeit für die Häufung von solchen Blocking-Lagen über Europa ist für Dezember 2022 und Januar 2023 besonders hoch.

Prognose des "Blocking-Lage Index" für die kommenden Monaten im Vergleich zur langjährigen Klimatologie - ECMWF
Prognose des „Blocking-Lage Index“ für die kommenden Monaten im Vergleich zur langjährigen Klimatologie – ECMWF

Auswirkungen auf das Winterwetter

Diese Tendenz der Großwetterlage würde zu einer eindeutigen Dreiteilung Europas führen. In Mittel- und Osteuropa würde der Winter eher trockener als normal verlaufen, aber auch mit sehr kalten Phasen (wobei im Zuge des Klimawandels unterdurchschnittlichen Temperaturen für eine gesamte Saison äußerst selten geworden sind). Nördlich und südlich davon – sprich in Richtung Skandinavien sowie auch im zentralen und westlichen Mittelmeerraum – würde der Winter deutlich nasser verlaufen und vor allem am Mittelmeer auch eher kalt mit einer erhöhten Chance für kräftige Winterstürme. An der Nordwestküste Europas würden die Temperaturen hingegen aufgrund der milderen Südwestwinde aus dem Atlantik oft überdurchschnittlich bleiben.

Anomalie der Gesamtniederschläge für den Winter 2022 in Europa (grün = zu nass, gelb = zu trocken) - ECMWF Copernicus
Anomalie der Gesamtniederschläge für den Winter 2022 in Europa (grün = zu nass, gelb = zu trocken) – ECMWF Copernicus
Wahrscheinlichkeit für einen überdurchschnittlich warmen Winter 2022 in Europa im mittleren Höhenlagen (orange = sehr wahrscheinlich) - ECMWF Copernicus
Wahrscheinlichkeit für einen überdurchschnittlich warmen Winter 2022 in Europa im mittleren Höhenlagen (orange = sehr wahrscheinlich) – ECMWF Copernicus

Eine entscheidende Rolle könnte bei solchen Szenarien auch die Schneebedeckung der Nordhemisphäre spielen. Momentan ist sie vor allem in Osteuropa sowie auch im Süden von Sibirien überdurchschnittlich. Dies könnte im Laufe des Winters zur Bildung von ausgeprägteren Kaltluftseen sowie zur Verstärkung von Hochdruckgebieten über Russland führen. Mögliche Kaltluftvorstöße aus Nordosteuropa könnten somit begünstigt werden.

Animation der vom Satellit erfassten Schneebedeckung auf der Nordhalbkugel (am 22. November, Klima-Durchschnitt für den 22 November und Anomalie) - Rutgers University | Global Snow Lab
Animation der vom Satellit erfassten Schneebedeckung auf der Nordhalbkugel (am 22. November, Klima-Durchschnitt für den 22 November und Anomalie) – Rutgers University | Global Snow Lab

Zur besseren Veranschaulichung hier noch unsere Tendenz für den Winter 2022. Im Alpenraum und vor allem über Mitteleuropa sollten oft trockene Bedingungen die Oberhand haben. Dabei kann es aber aufgrund von einfließender, kontinentaler Kaltluft aus Nordosteuropa durchaus zu einigen kälteren Phasen kommen.

Tendenz für den Winter 2022/2023 - UBIMET
Tendenz für den Winter 2022/2023 – UBIMET

 

Titelbild: Tendenz für den Winter 2022/2023 – UBIMET

Stärkste Monsunzeit seit sechs Jahrzehnten in Pakistan

Monsunüberschwemmungen in Pakistan

Eine Monsunzeit mit historisch viel Regenmengen hat in weiten Teilen Pakistans zu katastrophalen Überschwemmungen geführt. Die Provinzen Belutschistan und Sindh im Süden und Westen des Landes wurden besonders hart getroffen. Dort ist das Fünffache der normalen Monsunregenmenge gefallen, so viel wie seit sechs Jahrzehnten nicht mehr. Mehr als eintausend Menschen sind ums Leben gekommen, Millionen weitere wurden vertrieben oder obdachlos.

Noch im Juni herrschte in Pakistan eine rekordverdächtige Hitze und Trockenheit. In der Sindh-Stadt Jacobabad stiegen die Temperaturen auf 51 Grad Celsius. Dann setzten die heftigen Regenfälle ein. Normalerweise erreicht der Monsuneffekt im Juli seinen Höhepunkt und lässt im August nach. Eine ungewöhnliche Menge an tropischer Feuchtigkeit hat jedoch die saisonalen Überschwemmungen verlängert und verstärkt. Offiziellen Angaben zufolge wurden mehr als 400 000 Häuser und zwei Millionen Hektar Ackerland zerstört. In den sozialen Medien wurden erschreckende Bilder von großen Industriegebäuden und Hotels veröffentlicht, die in den tosenden Flüssen versanken.

Auch Autobahnen und Brücken sind zerstört, so dass Evakuierungen sowie der Transport von Versorgungsgütern stark eingeschränkt ist. Die meisten Telekommunikationsnetze in den am schlimmsten betroffenen Provinzen waren am Freitagabend ausgefallen (ein noch nie dagewesener Zusammenbruch). Da die pakistanische Wirtschaft noch immer unter der Pandemie und den internationalen Marktturbulenzen leidet, könnten diese zusätzlichen Belastungen in den kommenden Wochen und Monaten zu einer Nahrungsmittelkrise führen. Hauptfoto mit freundlicher Genehmigung des International Rescue Committee.