Der April 2022 schließt mit einer Abweichung von -1,6 Grad zum langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 kühler als üblich ab. Eine ähnlich ausgeprägte negative Abweichung gab es zuletzt im August 2021. Besonders markante Abweichungen um -2 Grad wurden vom Mühl- und Waldviertel bis zum Semmering-Wechsel-Gebiet beobachtet. Nahezu durchschnittlich war der vergangene Monat dagegen in den Tallagen von Vorarlberg über Tirol bis nach Oberkärnten. Wenn man den April allerdings mit dem Klimamittel von 1961 bis 1990 vergleicht, schließt er nahezu durchschnittlich ab. Das verdeutlicht, wie sich unser Klima in den vergangenen 30 Jahren bereits erwärmt hat. Noch kühler verlief zuletzt der April 2021: Vor einem Jahr lag die Abweichung zum Mittel bei -2,5 Grad.
Einige Frosttage, erste Sommertage
Verantwortlich für die kühle Gesamtbilanz war rege Tiefdrucktätigkeit über dem Baltikum, welche im Alpenraum zu mehreren Nordlagen geführt hat. Gleich zu Monatsbeginn sorgte ein Italientief namens LOTTE für spätwinterliche Verhältnisse mit Schneefall bis in tiefe Lagen, am 3. wurden vorübergehend selbst in Wien 5 cm Schnee gemessen.
Unsere Station in Rekawinkel (zwischen Eichgraben und Pressbaum) hat bis zu 12 cm gemessen, in Mariazell werden 24 cm gemeldet. Wien-Hohe Warte immerhin 5 cm. pic.twitter.com/9je9caDJDG
— Nikolas Zimmermann (@nikzimmer87) April 3, 2022
In der folgenden, teils klaren Nacht gab es im Mühl- und Waldviertel strengen Frost, in Reichenau und Freistadt wurden neue Monatsrekorde aufgestellt. In der Schwarzau im Oberen Waldviertel, einer flachen Senke in der Gemeinde Moorbad Harbach, sank die Temperatur sogar auf -21,3 Grad.
In Summe wurde regional eine überdurchschnittliche Anzahl an Frosttagen verzeichnet, beispielsweise waren es in Salzburg 8 bei einem Mittel von 3 oder in Weitensfeld 20 bei einem Mittel von 11.
Zwischendurch gelangte allerdings auch mehrfach wieder Saharastaub ins Land und kurz vor der Monatsmitte gab es einen sehr milden Abschnitt. Dabei wurde in Innsbruck am 12. April, deutlich früher als üblich, der erste Sommertag verzeichnet. Im Mittel von 1991 bis 2020 wäre hier der erste Sommertag am 29. April bzw. im Klimamittel von 1961 bis 1990 am 11. Mai zu erwarten.
Im Norden nass
Der April brachte im Flächenmittel durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Niederschlagsmengen, allerdings gab es große regionale Unterschiede. So war der Monat vom Mühl- und Waldviertel über das Traun- und Mostviertel bis zum Alpenostrand sowie streckenweise auch im Süden niederschlagsreicher als üblich, während es vor allem in Teilen Nordtirols weiterhin zu trocken war. Besonders markant fallen die Abweichungen im Mostviertel aus, streckenweise gab es hier doppelt so viel Regen wie üblich, während es im Tiroler Oberland und im Oberpinzgau teils weniger als die Hälfte der üblichen Niederschlagsmenge gab.
Im östlichen Flachland war der Monat durchschnittlich nass, damit konnte das Defizit der ersten Monate des Jahres allerdings nicht aufgeholt werden. Entsprechend liegt der Pegel des Neusiedler Sees weiterhin auf einem Rekordtief für die Jahreszeit. Im April wird hier im Mittel der höchste Pegel des Jahres erreicht, derzeit liegt er allerdings deutlich unterhalb des mittleren jährlichen Tiefststands, der meist im September erreicht wird.
Gewittersaison steht bevor
Auch die bevorstehende Gewittersaison gab erste Lebenszeichen von sich, so kam es am 15. und am 24. zu den ersten Gewitterlagen der Saison. Mit in Summe knapp über 17.500 Entladungen war die Blitzanzahl nahezu durchschnittlich sowie auch die höchste seit April 2018.
Leider kein Blitzfoto für euch, nur ein Video 🙂 pic.twitter.com/0VddNBvMI8
— Thomas Goerlitz (@GoerlitzThomas) April 24, 2022
Das Soll an Sonnenstunden wurde im Westen und Süden erreicht oder übertroffen. Etwas weniger Sonnenschein als üblich gab es dagegen im Norden und Osten des Landes.
Extremwerte April 2022
Stand: Freitag, 30.04.2022, 18 Uhr (Bundesland, Tag des Auftretens)
Höchste Temperaturen
- 26,9 Grad Innsbruck (T, 14.)
- 26,1 Grad Mooslandl / Hieflau (ST, 14.)
- 25,6 Grad Tullnerfeld (NÖ, 14.)
Anzahl Sommertage
- 3 Innsbruck (T)
- 2 Haiming, Landeck (T) Bad Goisern (OÖ)
- 1 u.a. St. Andrä/Lavanttal (K), St. Johann/Pongau (S), Langenlois (NÖ),…
Tiefste Temperaturen unter 1000 m Seehöhe
- -21,3 Grad Schwarzau / Moorbad Harbach (NÖ, 4.)
- -12,5 Grad Summerau (OÖ, 4.)
- -10,1 Grad Reichenau/Mühlkreis (OÖ, 4.)
Anzahl Frosttage unter 1000 m Seehöhe
- 21 Weitensfeld (K; Mittel 11)
- 19 Radstadt (S; Mittel 8)
- 18 Achenkirch (T; Mittel 13), Zeltweg (ST; Mittel 9)
- 17 Zwettl (NÖ; Mittel 10), Neumarkt (ST; Mittel 10)
Vorläufig nasseste Orte
- 147 Liter pro Quadratmeter Lunz am See (NÖ)
- 145 Liter pro Quadratmeter Loibl (K)
- 134 Liter pro Quadratmeter Unterach am Attersee (OÖ)
Vorläufig trockenste Orte
- 16 Liter pro Quadratmeter Haiming (T)
- 17 Liter pro Quadratmeter Prutz (T)
- 17 Liter pro Quadratmeter Landeck (T)
Vorläufig sonnigste Stationen
- 222 Sonnenstunden Villach (K)
- 215 Sonnenstunden Rohrspitz (V)
- 214 Sonnenstunden Ferlach (K)
Stärkste Windspitzen Niederungen
- 103 km/h Rohrspitz (V, 9.)
- 94 km/h Ranshofen/Braunau (OÖ, 7.)
- 92 km/h Reicherbserg (OÖ, 7.)