Die atlantische Hurrikansaison dauert gewöhnlich von Juni bis November, wobei der jährliche Höhepunkt mit den meisten Stürmen im September stattfindet. Dies ist vor allem auf den Jahresgang der Wassertemperaturen im Atlantik zurückzuführen, die im September badetaugliche 28 Grad erreichen. Im Golf von Mexiko sogar um 30 Grad. Die Grundbedingung, damit sich ein Hurrikan bilden ist nämlich ein warmer Ozean mit Temperaturen von über 26 Grad bis in tiefere Schichten, wodurch der Sturm seine Energie bezieht. Ein Blick auf die Wassertemperaturen Ende August zeigt, dass diese Bedingung über weite Teile des Atlantiks erfüllt waren. Die Temperaturen lagen vor allem im westlichen Teil sogar deutlich über dem langjährigen Mittel.
Warum kam es aber trotzdem zu keinem einzigen Sturm im August?
Das liegt daran, dass die Entwicklung eines Wirbelsturms ein komplexer Vorgang ist bei dem verschiedene Zutaten stimmen müssen.
Hurrikane entstehen im Atlantik meist aus Gewitterclustern, die sich vom afrikanischen Kontinent nach Westen verlagern. Wenn nun die atmosphärische Bedingungen förderlich sind, kann aus einem Gewittercluster ein tropischer Wirbelsturm entstehen, der sich weiter intensiviert und zu einem gewaltigen Wirbelsturm heranwächst. Im August gab es allerdings häufig die Situation, dass die vertikale Windscherung (Windänderung mit der Höhe) relativ hoch war und die Luftmassen in der mittleren Atmosphäre sehr trocken waren. Eine starke vertikale Windscherung in Verbindung mit einer trockenen Luftmasse, ist für die Entwicklung und Intensivierung dieser Stürme besonders hinderlich, da eine starke Windzunahme mit der Höhe dazu führt, dass die trockenen Luftmassen in den Kernbereich des Sturms eingemischt werden und somit die Energiezufuhr unterbrochen wird. Somit konnte sich im August trotz hoher Wassertemperaturen kein einziges Gewittersystem zu einem tropischen Wirbelsturm oder gar zu einem Hurrikan entwickeln.
Wird es in den nächsten Wochen Hurrikans geben?
Nun erreichen wir langsam aber sich den Höhepunkt der Saison. Aktuell haben sich zwei Störungen und ein tropischer Wirbelsturm entwickelt. Da die Bedingungen nun etwas besser sind als noch im August hat ein tropisches Gewittercluster im zentralen Atlantik eine hohe Wahrscheinlichkeit sich zu einem Hurrikan zu entwickeln. Ein tropischer Wirbelsturm über dem zentralen Atlantik wird sich voraussichtlich in den nächsten Tagen ebenfalls zumindest zu einem schwachen Hurrikane entwickeln und im weiteren Verlauf möglicherweise sogar das Wettergeschehen in Europa beeinflussen.
Allerdings bleibt abzuwarten ob es in dieser Saison wirklich 4 starke Hurrikane (Kategorie 3-5), wie prognostiziert, mit Windgeschwindigkeiten von mindestens 178 km/h geben wird. Die Zeit spricht jedenfalls dagegen, da die Aktivität im klimatologischen Mittel bereits im Oktober wieder deutlich abnimmt.
Titelbild: Hurrikane Katrina am 28.08.2005, Quelle: NOA, DWD