Hurrikan Helene ist am vergangenen Donnerstagabend als Hurrikan der Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten knapp über 200 km/h etwa 15 km südwestlich der Stadt Perry auf die Westküste Floridas getroffen. Helene war der stärkste jemals aufgezeichnete Hurrikan, der in der Big Bend-Region Floridas auf Land traf, noch stärker als Idalia, der im Vorjahr als Hurrikan der Kategorie 3 in unmittelbarer Nähe durchzog.
Satellite loop including radar from @zoom_earth between Tuesday 12pm thru 8amCT today. The absorption of Hurricane #Helene2024 and the upper trough is quite amazing to watch. pic.twitter.com/mbPWiA2V94
Unfortunately, we have yet another addition to the extensive list of major hurricanes making landfall in the U.S. Gulf of Mexico coast since 2017 — with all but two of them category 4+ landfalls. pic.twitter.com/eMbf6qwKIH
An der Westküste Floridas nördlich der Tampa Bay kam es zu einer extremen Sturmflut, etwa in Cedar Key wurde mit einer geschätzten Überflutungshöhe von etwa 3 Metern auch die Rekordflut aus dem Jahre 1896 übertroffen. Im Zusammenspiel mit dem Wind in Orkanstärke kam es zu schwersten Schäden, aufgrund der frühzeitigen Warnungen bzw. Evakuierungen blieb die Opferzahl in diesem Gebiet aber vergleichsweise gering.
Beim Landfall in Florida wies Hurrikan Helene eine ausgeprägte nordwärtsgerichtete Verlagerung auf und bereits im Vorfeld kam es im Bereich der südlichen Appalachen zu großen Regenmengen. Dieses Phänomen ist nicht unbekannt und wird auch „predecessor rain event“ genannt, vergleichbar in etwa zu einer Südstaulage/Gegenstromlage im Vorfeld eines Mittelmeertiefs. In den Appalachen im Westen der Carolinas, in Georgia sowie im Osten Tennessees wurde die extrem feuchte, tropische Luft zusätzlich gestaut, ähnlich wie wir es im Alpenraum etwa bei Vb-Tiefs kennen. Im Kerngebiet wurden vielerorts extreme Mengen um 500 l/m² mit Spitzen im Bergland bis knapp 800 l/m² in weniger als drei Tagen gemessen.
Katastrophales Hochwasser
Diese enormen Wassermassen haben zu Struzfluten, Erdrutschen sowie einer extremen Hochwasserlage geführt. Teilweise wurden in den Appalachen ganze Tallagen geflutet, weshalb Straßen, Brücken und mitunter auch ganze Ortschaften vom Wasser zerstört wurden. Die Wasserstände der Flüsse in Teilen des westlichen North Carolina haben Rekorde gebrochen, die seit der „Großen Flut“ vom Juli 1916 Bestand hatten. In Summe wurden im Südosten der USA bereits mehr als 100 Todesopfer gezählt, davon allein 65 allein in den Carolinas, die Zahl wird aber weiter steigen.
Chimney Rock, North Carolina. The buildings may be gone, leaving only a debris field behind. Yet remember that what makes a place is not the buildings, but the people who called that place home. Time to support those in need. #Helenepic.twitter.com/CNqKgYaZcA
Auch abseits der Küsten wurden regional Windböen in Orkanstärke gemessen, weshalb es zu unzähligen umgestürzten Bäumen bzw. Stromausfällen kam. Windspitzen von 140 bis 160 km/h wurden an mehreren Orten in Florida sowie im Süden von Georgia gemessen, weiter nördlich etwa in der Umgebung von Augusta (Georgia) wurden Böen bis 130 km/h bzw. bei Anderson (South Carolina) 113 km/h gemessen. In den äußeren Regenbändern des aufziehenden Hurrikans kam es zudem von Georgia bis in den Westen Virginias auch zu mehreren eingelagerten Tornados. Einer der schadenträchtigsten Tornados mit der Stärke EF3 traf den Ort Rocky Mount in North Carolina.
SIGNIFICANT damage in Rocky Mount NC from a strong tornado. Several buildings destroyed, and insulation and house debris is littered around several miles from the damage. pic.twitter.com/aR29xZOWrD
Auch bei diesem Ereignis hat der Klimawandel zweifellos eine große Rolle gespielt: Einerseits haben die stark überdurchschnittlichen Wassertemperaturen im Golf von Mexiko eine rapide Intensivierung des Hurrikans ermöglicht, andererseits gelangten bereits vor Ankunft von Helene überdurchschnittlich feuchte Luftmassen zu den Appalachen (generell erwartet man durch den Klimawandel nicht mehr, aber dafür stärkere bzw. sich rascher verstärkende Wirbelstürme). Die Jährlichkeit dieses Ereignisses lag regional zwischen 200 und 1000 Jahren, örtlich aber auch über 1000 Jahren. Es gibt also durchaus gewisse Parallelen zum Hochwasser im September in Niederösterreich, Tschechien und Polen. Das Zusammenspiel von mehreren Faktoren führt vor allem am Ende des Sommers immer häufiger zu extremen Regenereignissen:
überdurchschnittliche Wassertemperaturen (Adria, Schwarzes Meer, Golf von Mexiko…)
Staueffekte an Bergen (Alpen, Altvatergebirge, Appalachen…)
Freilich ist der Auslöser bzw. die Ausgangslage im Südosten der USA eine andere als im Mittelmeerraum (tropisches vs. außertropisches Klima), weshalb die Dimensionen des Ereignisses dort noch extremer waren. Die physikalischen Prozesse im Bereich der Appalachen sind aber die gleichen. Weitere Infos zu dieser Thematik gibt es hier: Klimawandel und Starkregen.
Preliminary map of rain totals and recurrence intervals (ARIs) over southern Appalachia from Hurricane Helene, based on NWS public information statement data. A widespread, devastating 200-1000 year flood.
Vom meteorologisch beginnenden Herbst war zu Beginn des Septembers nichts zu spüren. Im Gegenteil: Der heurige September verlängerte den Hochsommer nahtlos, reihenweise wurden noch Temperaturen über 30° gemessen. Der landesweite Septemberrekord von 36,0° (01.09.2015 in Pottschach-Ternitz) wurde nur um Haaresbreite verfehlt. 35,9° zeigte das Thermometer am Monatsdritten in Bad-Deutsch-Altenburg. Einen anderen Rekord stellte der kleine Ort im äußersten Osten Niederösterreichs jedoch auf. Mit dem 57. Hitzetag (Tage mit 30° oder mehr) wurde hier am 8. September der bestehende Österreichrekord von 56 Tagen (Leibnitz, anno 2003) übertroffen.
Hier eine Karte mit der Anzahl der Hitzetage im September:
Noch mehr Rekorde? Kein Problem!
Andau im Seewinkel schaffte in der ersten Woche des Monats mit 35,3° die höchste je in einem September gemessene Temperatur des Burgenlandes, Fürstenfeld gelang Tags darauf das gleiche Kunststück für die Steiermark. In Wien endete am 9. des Monats die bislang zweitlängste Hitzewelle der Messgeschichte, nur jene 2018 war mit 32 Tagen noch um einen Tag länger. Auch auf den Bergen schien der Hochsommer gar nicht mehr zu enden. Auf dem Sonnblick in über 3100 Meter Höhe sank die Temperatur erst am 09.09. nach über zwei Monaten Plusgraden wieder ins Minus – neuer Rekord!
Österreichweit schließt der September hauptsächlich wegen der zuvor beschriebenen Extremtemperaturen zu Monatsbeginn im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 mit einer Abweichung von rund +1,5 Grad deutlich zu warm ab. Die größten positiven Abweichungen zwischen +2 und +3 Grad wurden vom Innviertel bis in den Seewinkel gemessen, von Vorarlberg bis nach Salzburg liegen diese hingegen „nur“ bei +0,5 bis +1,5 Grad.
Hier die Abweichungen:
Jahrhunderthochwasser durch 5b-Tief
Kurz vor der Monatsmitte folgte eine Wetterlage, die selbst altgediente Meteorologen ins Staunen versetzte. Ein Tief zog von der Adria Richtung Ungarn und Slowakei und verharrte knapp östlich von Österreich für einige Tage. Die Folge: Intensiver Regen besonders in Wien und Niederösterreich sowie ein verheerendes Hochwasser an vielen Flüssen ebendort. An der Donau kurz vor Wien betrug der Durchfluss zeitweise 10.500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, nach Juni 2013 der höchste Wert der Messgeschichte und statistisch ein Wert, wie er nur alle 100 Jahre vorkommt. Zur Verdeutlichung: An nur einem Tag durchquerte damit sechs Mal so viel Wasser Wien, wie die Bundeshauptstadt in einem ganzen Jahr verbraucht. Schier unglaubliche Wassermassen.
Hier der Durchfluss-Verlauf an dieser Station im September 2024:
Bevor der Starkregen die Schlagzeilen dominierte, meldete sich aber sogar kurz der Winter. In Mariazell wurde mit 1 cm erstmals messbarer Septemberschnee, in Hochfilzen mit +0,8° ein neuer Rekord für die tiefste Maximaltemperatur in der ersten Septemberhälfte unterhalb von 1000 m registriert. Kurzum: Vom Hochsommer ging es binnen weniger Tage in den Winter.
Doch zurück zum Dauerregen – dem Wetterthema Nr. 1 des Monats: Alle Rekorde aufzuzählen, würde den Umfang dieses Blogs sprengen. Mit einer Tagesniederschlagsmenge von 225 l/m² wurde in St. Pölten ein neuer Rekord für ganz Niederösterreich aufgestellt. Noch nie fiel binnen 24 Stunden derart viel Regen im flächengrößten Bundesland. Dessen Landeshauptstadt registrierte in vier Tagen sogar 361 l/m², der alte Rekord an dieser Station für diesen Zeitraum wurde schlicht verdoppelt. Ebenjene 361 l/m² stellen sogar einen neuen Herbstrekord in St. Pölten auf. Der alte Rekord stammt aus dem Jahr 1950, aber aufsummiert über drei volle Monate. Dieses Mal über nur vier Tage! Die absolut größten Regenmengen während dieses Extremereignisses wurden in Lackenhof am Ötscher gemessen, 450 l/m² gab es hier.
Über ganz Österreich gemittelt fielen im zu Ende gehenden Monat 244 l/m², damit war dieser September der landesweit nasseste der Messgeschichte. Bis dato hatte der September 2007 mit 188 l/m² im Österreichschnitt die Nase vorne.
Hier die Top 10 der nassesten Stationen:
Dementsprechend markant auch die Abweichungen beim Regen:
Doch nicht nur der Regen sorgte für Schlagzeilen und Probleme, auch der Wind wehte am Alpenostrand für diese Jahreszeit extrem stark. Am Schöckl, dem Hausberg der Grazer, wurden 157 km/h gemessen, in St. Radegund an dessen Fuß mit 135 km/h ebenfalls voller Orkan. Beide Werte bedeuten einen neuen Allzeitrekord für diese Stationen. Neue Septemberrekorde gab es aber auch u.a. in Gumpoldskirchen, Deutschlandsberg und Tamsweg.
Extremwerte September 2024 (Bundesland, Tag des Auftretens)
Höchste Temperaturen
35,9 Grad Bad Deutsch-Altenburg (NÖ, 03.)
35,3 Grad Andau (B, 02.)
35,0 Grad Gänserndorf, (NÖ, 03.)
Tiefste Temperaturen ( < 1000 m)
-0,3 Grad Hochfilzen (T, 14.)
-0,2 Grad Kornat (K, 12.)
+0,1 Grad Semmering (NÖ, 13.) + Mariazell (ST, 13.)
Aktuell befindet sich das Zentrum des Hurrikans Helene zwischen Kuba und Mexiko. Auf dem Satellitenfilm der Region (noch ist es dort dunkel, daher gibt es noch kein sichtbares Bild) erkennt man Helene sehr gut in der Bildmitte mit der klassischen Rotation gegen den Uhrzeigersinn:
Helene bewegt sich mit etwa 20 km/h in nördliche Richtung. Eine Wende nach Nordost mit einer Erhöhung der Zuggeschwindigkeit wird heute im Laufe des Tages erwartet, wodurch das Auge von Helene circa Donnerstagabend (Ortszeit, kommende Nacht unserer Zeit) über den östlichen Golf von Mexiko und an die Küste von Florida Big Bend gelangen wird. Nach Landgang wird erwartet, dass Helene am Freitag und Samstag langsamer wird und über Georgia nach Nordwesten abdreht und noch die südlichen Appalachen in Tennessee erreicht.
Hier die erwartete Zugbahn des Hurrikans:
Dabei werden die stärksten Windgeschwindigkeiten von 150-200 km/h zwischen den Großstädten Tampa und Tallahassee erwartet, aber auch in vielen übrigen Teilen von Florida sowie in Georgia muss mit orkanartigen Böen gerechnet werden.
Dazu ist an der Westküste mit einer mehrere Meter hohen Sturmflut zu rechnen. Im violetten Küstenbereich gehen die US-Kollegen von einer 15 bis 20 Fuß hohen Sturmflut aus. Umgerechnet in unsere Maße sind das 4,5 bis 6 Meter!
Natürlich hat Helene auch einiges an Niederschlag im Gepäck. Im Bereich des Panhandle werden Regenmengen um 150 Liter pro Quadratmeter binnen 24 Stunden erwartet, lokal auch um 200 l/m². Aber auch in den umliegenden Regionen und entlang der nördlichen Zugbahn können die großen Regenmengen zu Überflutungen und in den bergigen Regionen von Georgia, Tennessee und Alabama zu Murenabgängen führen.
Definitionsgemäß ist die atlantische Hurrikansaison erst am 30. November zu Ende. Somit gibt es durchaus noch Potenzial für weitere Entwicklungen in den nächsten gut zwei Monaten. Auch für weitere Namen ist bereits gesorgt, HELENE ist erst der achte benannte Wirbelsturm in dieser Saison.
Aktuell befindet sich das Zentrum des Hurrikans Helene zwischen Kuba und Mexiko. Auf dem Satellitenfilm der Karibik und des Atlantiks erkennt man Helene ebenfalls sehr gut auf der linken Seite mit der klassischen Rotation gegen den Uhrzeigersinn:
Helene bewegt sich mit etwa 17 km/h in nordnordwestliche Richtung. Eine Wende nach Norden und Nordnordost mit einer Erhöhung der Vorwärtsgeschwindigkeit wird ab sofort bis Donnerstag erwartet, wodurch das Zentrum von Helene bis Donnerstagabend (Ortszeit) über den östlichen Golf von Mexiko und an die Küste von Florida Big Bend gelangen wird. Nach der Landung wird erwartet, dass Helene am Freitag und Samstag langsamer wird und über Georgia nach Nordwesten abdreht und noch die südlichen Appalachen erreicht.
Dabei werden die stärksten Windgeschwindigkeiten um 170 km/h zwischen Tampa und Tallahassee erwartet, aber auch in weiten Teilen von Florida und Georgia muss mit orkanartigen Böen gerechnet werden. Dazu ist an der Westküste mit einer mehrere Meter hohen Sturmflut zu rechnen.
Natürlich hat Helene auch einiges an Niederschlag im Gepäck. Im Bereich des Panhandle werden Regenmengen um 160 mm in 24 Stunden erwartet, aber auch in den umliegenden Regionen und entlang der nördlichen Zugbahn können die Regenmengen zu Überflutungen und in den bergigen Regionen von Tennessee und Alabama zu Murenabgängen führen.
Definitionsgemäß ist die atlantische Hurrikansaison erst am 30. November zu Ende. Somit gibt es durchaus noch Potenzial für weitere Entwicklungen in den nächsten Monaten. Auch für weiterer Namen ist bereits gesorgt.
Der astronomische Herbst beginnt auf der Nordhalbkugel mit dem Äquinoktium in der letzten Septemberdekade, der je nach Jahr auf den 22., 23. oder 24. September fällt. Das Äquinoktium ist jener Tag, an dem die Sonne senkrecht über dem Äquator steht und der lichte Tag bzw. die Nacht weltweit mit je 12 Stunden gleich lang sind. In diesem Jahr liegt die Sonne am 22. September exakt um 14:43 Uhr MESZ senkrecht über dem Äquator und die Sonnenstrahlen treffen hier also im 90-Grad-Winkel auf die Erdoberfläche. Nach diesem Zeitpunkt liegt die Sonne dann südlich des Äquators im Zenit und auf der Südhalbkugel kehrt langsam der Frühling ein.
Lange Nächte
Ende September und Anfang Oktober stellt sich oftmals ruhiges und stabiles Hochdruckwetter ein. Der Altweibersommer ist im deutschen Sprachraum eine sogenannte meteorologische Singularität, also eine regelmäßig wiederkehrende Wettererscheinung. Die kommenden Tagen bieten vorerst eher unbeständiges und relativ mildes Wetter, doch gegen Monatsende ist tatsächlich eine deutliche Beruhigung in Sicht. Der Übergang in den Goldenen Oktober findet bei entsprechender Wetterlage fließend statt. Die Tageslänge nimmt in dieser Jahreszeit besonders schnell ab, so verlieren wir derzeit etwa 3 bis 4 Minuten Licht pro Tag.
Astronomische vs. meteorologische Jahreszeiten
Für uns Meteorologen ist der Herbst schon rund drei Wochen alt, er begann am 1. September. Warum es neben den astronomischen Jahreszeiten auch die sogenannten meteorologischen Jahreszeiten gibt, hat einen einfachen Grund: Meteorologische Statistiken lassen sich nur schwer erstellen, wenn der Beginn der Jahreszeiten mitten in einem Monat liegt und dann auch noch von Jahr zu Jahr schwankt. Deshalb wurde noch in Zeiten ohne Computer die Entscheidung getroffen, die meteorologischen Jahreszeiten immer an den Monatsersten beginnen zu lassen.
Quelle Titelbild: Sonnenaufgang im Herbst @ Pixabay.com
Während die Gewittersaison in Mitteleuropa vor allem von Mai bis August ihren Höhepunkt erlebt, verlagert sich der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit in den Herbstmonaten immer weiter südwärts.
Zunehmender Tiefdruckeinfluss
Im Sommer liegt der Mittelmeerraum häufig unter dem Einfluss des subtropischen Hochdruckgürtels, welches für trockene und heiße Wetterbedingungen sorgt. Im Herbst verlagert sich die Westwindzone im Mittel aber langsam südwärts und die Ausläufer des subtropischen Hochdruckgürtels werden nach Nordafrika abgedrängt. Hohe Wassertemperaturen und Tiefdruckeinfluss sorgen für eine labile Luftschichtung, weshalb im Mittelmeerraum der Hebst bzw. regional auch der Winter die nasseste Zeit des Jahres darstellen.
Labile Luftschichtung
Der zunehmende Tiefdruckeinfluss und die ersten Kaltluftvorstoße aus Nordeuropa führen in Zusammenspiel mit den noch hohen Wassertemperaturen zu einer labilen Schichtung der Luft. In der folgenden Graphik sieht man die mittlere, potentiell verfügbare Energie für vertikale Luftmassenbewegung (MLCAPE), welche ein wichtiges Maß für Gewitter darstellt. Während das Meer im Frühsommer stabilisierend wirkt, sorgt es im Herbst häufig für eine labile Luftschichtung.
Unwettersaison
Im nördlichen Mittelmeerraum erreicht die Gewittersaison im Spätsommer und zu Herbstbeginn ihren Höhepunkt, im zentralen Mittelmeer im Laufe des Herbsts und im äußersten Süden und Osten erst im Winter. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen diverser Studien wieder.
Mildes Mittelmeer
Die Wassertemperaturen im Mittelmeer nehmen im Zuge der globalen Erwärmung langsam zu, so gab es auch heuer im Juli und August zum Teil deutlich überdurchschnittliche Wassertemperaturen. Auch im langjährigen Trend seit 1982 kann man ein Zunahme der mittleren Wassertemperaturen beobachten, was für die angrenzenden Länder eine Gefahr darstellt. Die Unwettersaison wird nämlich tendenziell länger und intensiver, denn je wärmer das Wasser im Herbst ist, desto mehr Energie steht für Unwetter zur Verfügung.
Die größten Niederschlagsspitzen innerhalb weniger Stunden bis Tage in Europa stammen allesamt vom Mittelmeerraum. Besonders häufig betroffen sind exponierte Gebirgsgruppen in Küstennähe, wie etwa die Cevennen in Frankreich, der Ligurische Apennin in Italien oder das Dinarische Gebirge von Kroatien bis nach Montenegro. Aber auch an der Ostküste Spaniens, in Mittel- und Süditalien sowie in Griechenland sind Extremereignisse keine Seltenheit. Speziell im südlichen Mittelmeerraum regnet es im Sommer nur selten, dafür aber im Herbst und Winter mitunter extrem intensiv. Die Kombination aus Starkregen und Gebirgsketten begünstigt dann Sturzfluten. Für extreme Niederschlagsereignisse spielen diese Faktoren eine entscheidende Rolle:
Tiefdruckeinfluss mit anhaltendem, auflandigem Wind
hohe Wassertemperaturen
ein Gebirge in Küstennähe, welches für zusätzliche Hebung und Staueffekte sorgt
Ein zeitweise nahezu ortsfestes Tief namens Daniel hat im Herbst 2023 in Teilen Griechenlands für extreme Regenmengen gesorgt. Regional fiel innerhalb weniger Tage sogar deutlich mehr als der gesamte mittlere Jahresniederschlag, was u.a. in der thessalischen Ebene zu schwere Überschwemmungen geführt hat.
Dieses Tief hat sich in weiterer Folge zu einem subtropischen Tief mit warmen Kern umgewandelt und ist mit schweren Sturmböen und großen Regenmengen auf den östlichen Teil der Großen Syrte in Libyen getroffen. In Libyen brachen infolge des Starkregens südlich der Stadt Darna zwei Staudämme. Die Wassermassen zerstörten ganze Wohnviertel und in Summe kamen über 10.000 Menschen ums Leben.
Disaster unfolding in Libya 🇱🇾
on the back of Storm Daniel (linked to the system which recently flooded Greece). This footage is from Derna on the north coast of Libya.
We end this week with heavy rainfall and more than 8000 reports submitted to ESWD last year. 2023 featured by far the deadliest weather event stored in the ESWD: the 11 September floods in Libya, especially in the city of Darnah (Derna), which caused more than 20 000 fatalities. pic.twitter.com/iIDOHghRxK
Die Forschung zu Klimawandel und Extremwetterereignissen hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Mittlerweile kann man belegen, dass bestimmte Extremwetterereignisse durch den Klimawandel wahrscheinlicher bzw. intensiver geworden sind. Bei dieser sogenannten Attributionsforschung vergleicht man mit Computersimulationen die Wahrscheinlichkeit für Extremereignisse im aktuellen Klima sowie in jenem der vorindustriellen Zeit. Besonders gut funktioniert das für sommerliche Hitzewellen, so spielt der Klimawandel in Europa mittlerweile bei nahezu jeder Hitzewelle eine Rolle und auch beim Extremniederschlag lässt sich bereits eine Zunahme nachweisen. Beim Hochwasser Ende Mai / Anfang Juni in Süddeutschland wurde ermittelt, dass die Intensität solche Ereignisse durch den Klimawandel bereits um etwa fünf Prozent zugenommen hat.
— Prof. Stefan Rahmstorf 🌏 🦣 (@rahmstorf) July 8, 2023
Im Allgemeinen wird durch die globale Erwärmung der Wasserkreislauf intensiviert: Einerseits verdunstet mehr Wasser, andererseits fällt Niederschlag kräftiger aus. Für jedes Grad Celsius an Erwärmung kann die Atmosphäre etwa 7% mehr Wasserdampf aufnehmen.
Der Wassernachschub (die Verdunstungsrate) steigt aber nur um etwa 3 bis 4% pro Grad Erwärmung an, die Verdunstung kommt der gesteigerten Aufnahmekapazität der Atmosphäre also nicht ganz nach. Dieses Ungleichgewicht führt dazu, dass es tendenziell seltener regnet, aber dafür stärker. Besonders gut kann man das an der zunehmenden Häufigkeit von Unwettern im Sommer beobachten.
Paradoxerweise werden also sowohl die trockenen Phasen als auch die starken Regenereignisse intensiver und häufiger, da sich der Niederschlag auf weniger Tage konzentriert und mitunter auch nur lokal auftritt. Auch in Österreich kann man bereits nachweisen, dass Tage, an denen es im Sommer mit leichter bis mäßiger Intensität regnet, seltener werden, während Tage mit sehr extremen Niederschlagsmengen in den vergangenen 30 Jahren häufiger wurden.
Der Klimawandel spielt auch bei der zurückliegenden Hochwasserlage eine Rolle: Die dafür verantwortliche Wetterlage ist zwar keinesfalls unbekannt, kommt bei uns immer wieder vor, und hätte auch in einem stabilen Klima zu Hochwasser geführt. Die Ausgangslage hat sich jedoch verändert: Das Mittelmeer und das Schwarze Meer werden immer wärmer und die Atmosphäre immer feuchter. Bei passender Wetterlage wie zuletzt regnet es also noch etwas intensiver und das Hochwasser fällt extremer aus.
Bereits seit mehr als 65 Jahren erhalten die in Mitteleuropa aktiven Hoch- und Tiefdruckgebiete einen Namen, in Anlehnung an die dazumal schon gängige Praxis in den USA, um eine klare und einfache Kommunikation zu ermöglichen. Die breite Öffentlichkeit wurde im deutschsprachigen Raum erst 1990 durch die Orkantiefs VIVIAN und WIEBKE darauf aufmerksam. Seitdem ist die Verwendung der Namen in den Medien quasi Standard. Seit 2002 können schließlich die Bürger im Rahmen der Aktion „Wetterpate“ Namen für die Druckgebiete wählen und sich so ein Hoch oder Tief selbst gönnen oder verschenken. Die Preise für ein Tief liegen bei 260 bzw. für die etwas selteneren, aber oft großräumigeren Hochs bei 390 €.
Manuelle Wetterbeobachtung
Die Einnahmen kommen einem guten Zweck zu Gute: Am Meteorologischen Institut der FU Berlin gibt es noch eine praxisnahe Ausbildung der angehenden Meteorologen. U.a. gibt es hier eine eigene Wetterstation, deren Daten und Beobachtungen in das weltweite Netz einfließen. Diese ist rund um die Uhr besetzt, es gibt also Augenbeobachtungen über Parameter wie den Wetterzustand, die Wolkenart und -höhe, die Sichtweiten usw., welche von Studenten aufgenommen und international verschlüsselt werden. Solche manuellen Beobachtungen werden heutzutage immer seltener, denn die nationalen Wetterdienste ersetzen immer mehr Wetterbeobachter durch automatisierte Instrumente, deren Qualität oftmals zu wünschen übrig lässt. Langzeitreihen wie etwa die jährliche Anzahl an Nebel- und Gewittertagen gehen dabei verloren.
Tief Anett hat in Österreich regional zu Regenmengen und Windspitzen geführt, die in dieser Intensität bislang noch nie beobachtet wurden. Beim Niederschlag gab es unzählige neue Rekorde, und diese reichen vom 24-Stunden-Niederschlag bis hin zum Monats- und Herbstniederschlag. In St. Pölten gab es mit 361 l/m² in nur vier Tagen mehr Regen, als im bislang nassesten Herbst der dortigen Messgeschichte. In keinem Monat wurde dort bislang mehr Niederschlag gemessen als in diesem September. Allein in 24 Stunden wurden 225 l/m² gemessen, dies liegt nur knapp hinter dem Landesrekord von 233 l/m² am Loiblpass aus dem Jahre 2009.
Die größten Niederschlagsmengen überhaupt wurden in den Ybbstaler, Türnitzer und Gutensteiner Alpen gemessen, etwa in Lackenhof am Ötscher wurden 458 l/m² in fünf Tagen verzeichnet. Auf den Bergen hat es ergiebig geschneit, regional gab es neue Monatsrekorde, wie etwa mit einer Schneehöhe von 145 cm auf der Rudolfshütte.
Der stürmische Wind hat im Gebirge in den vergangenen Tagen zu erheblichen Verfrachtungen geführt (und damit auch zu hoher Lawinengefahr), weshalb es schwer ist, zuverlässige Messwerte zu finden. Am Loser (Totes Gebirge) wurden 1,5 Meter Neuschnee gemessen. pic.twitter.com/K88oUJpjbL
Auch der Sturm hat zu zahlreichen neuen Monatsrekorden geführt, wie etwa in Gumpoldskirchen, Wiener Neustadt, Eisenstadt, Hartberg und Graz. In St. Radegund bei Graz sowie am Schöckl wurden mit Böen bis 135 bzw. 157 km/h sogar neue Allzeitrekorde aufgestellt.
Sinkende Pegel und Schmelzwasser
Die meisten Flusspegel sind derzeit konstant oder sinken wieder, nur vereinzelt gibt es noch Anstiege etwa an der March und der Leitha. Die Donau ist derzeit relativ konstant und es ist kein nennenswerter Anstieg mehr zu erwarten. In den kommenden Tagen gelangen zwar noch größere Mengen an Schmelzwasser in die Flüsse der Nordalpen, dies betrifft aber nicht die Hochwassergebiete in Niederösterreich. In der Umgebung von kleinen, bislang kaum betroffenen Gebirgsbächen der Nordalpen kann es vorübergehend noch zu stark ansteigenden Wasserständen kommen, in Summe aber sollte der bereits herbstliche Sonnenstand eine abrupte Schneeschmelze verhindern.
Wetterberuhigung
Der Tiefdruckeinfluss lässt ab Dienstag nach und am Rande eines Hochs über Nordeuropa gelangen mit einer östlichen Strömung allmählich weniger feuchte Luftmassen ins Land. Am Dienstagabend ziehen in Teilen Niederösterreichs zwar noch ein paar Regenschauer durch, dabei sind aber keine nennenswerten Mengen zu erwarten.
Am Mittwoch halten sich zunächst verbreitet Restwolken und Nebelfelder, welche am Vormittag langsam auflockern. Abseits davon scheint vor allem an der Alpennordseite häufig die Sonne, von Unterkärnten und der Steiermark bis an den Alpenostrand stauen sich kompakte Wolken und stellenweise fällt hier etwas Regen. Die Temperaturen steigen auf 16 bis 23 Grad.
Der Donnerstag hat nach stellenweise nur zögerlicher Auflösung von Nebel und Hochnebel an der Alpennordseite und im Osten viel Sonnenschein zu bieten, im Berg- und Hügelland bilden sich am Nachmittag vereinzelt Schauer. Dichtere Wolken halten sich von Unterkärnten und der Weststeiermark bis ins Obere Murtal. Dazu gibt es 16 bis 23 Grad.
Am Freitag scheint vor allem an der Alpennordseite und im Osten häufig die Sonne, nur in nebelanfälligen Regionen wie im Flachgau und oberösterreichischen Seengebiet bleibt es am Vormittag länger trüb. Im Süden und im zentralen Bergland ziehen weiterhin einige Wolken durch, einzelne Schauer gehen am ehesten von den Niederen Tauern bis ins Weststeirische Hügelland nieder. Dazu gibt es von Südwest nach Nordost 15 bis 23 Grad.
Am Wochenende setzt sich das ruhige Herbstwetter mit etwas Hochnebel und einigen Sonnenstunden fort, die Temperaturen ändern sich kaum und liegen auf einem für die Jahreszeit üblichen Niveau.
Frühzeitige Warnung
Aus meteorologischer Sicht wurde dieses Extremwetterereignis frühzeitig erkannt: Gute Modellprognosen, die Expertise unserer Meteorologen sowie ein reibungslos funktionierender Warnservice haben es uns ermöglicht, bereits am vergangenen Mittwoch Warnungen der höchsten Stufe für das Wald- und Mostviertel sowie den Wienerwald auszugeben. Unseren Liveticker über die Ereignisse mit zahlreichen Bildern kann man hier nachlesen: Liveticker: Tief Anett bringt Hochwasser und Sturm
Derzeit fällt bereits verbreitet Regen bzw. im zentralen Bergland bis etwa 800 m herab auch Schnee. Das eigentliche Regenereignis beginnt aber erst morgen, anbei die aktuellen Regenwarnungen für das Wochenende. https://t.co/TQ5fopgBkGpic.twitter.com/xJUq3O4hjM
Ein arktischer Kaltlufteinbruch über Mitteleuropa und in der Folge ein Tiefdruckgebiet verursachten in den letzten Tagen zunächst im Bergland einen massiven Wintereinbruch mit Neuschneemengen von bis zu 1,80 m. Südlich der Alpen bildete sich das Tief ANETT, das sich in Richtung Osteuropa verlagerte und dort nahezu stationär verweilte. Dabei führte es kontinuierlich sehr feuchte Mittelmeerluft an die Alpennordseite sowie nach Polen und Tschechien, wo sich diese mit extremen Niederschlagsmengen abregnet hat. Nachlese
Am stärksten von den Regenfällen in Österreich betroffen waren das Gebiet vom Mostviertel bis zum Wienerwald sowie das Waldviertel. Die Wassermassen verursachten an drei Viertel der Flüsse in Niederösterreich ein Hochwasser. Am Kamp wurde mindestens ein hundertjährliches Hochwasser erreicht, an der Donau vor Wien war es etwa ein 90-jährliches Hochwasser (HQ90). Auch in Wien gab es am Wienfluss und am Donaukanal mindestens ein hundertjährliches Hochwasser (HQ100).
Die niedrige Schneefallgrenze hat dabei die Hochwasserlage in Oberösterreich, Salzburg und stellenweise in Niederösterreich entschärft. Diese Schneemassen aus den höheren Lagen werden jedoch in den kommenden Tagen mit den steigenden Temperaturen abschmelzen und in die Flüsse abfließen. Dies wird dafür sorgen, dass das Hochwasser nur langsam zurückgeht. Vereinzelt sind sogar noch Pegelspitzen möglich.
Besonders im Osten des Landes führten die markanten Druckgegensätze zu stürmischen Bedingungen. Insgesamt wurden bei diesem Ereignisses zahlreiche Rekorde gebrochen. Der markanteste Tag war der Samstag, hier ein Auszug der gemessenen Spitzenböen:
Mittlerweile nicht nur mehr #Sturm, sondern mit Böen bis 111 km/h schon annähernd #Orkan-Stärke in #Hartberg. Der alte September-Rekord von 84 km/h (September 1995) wird seit 4 bis 5 Stunden durchgehend überboten. Mittelwind (!) um 50 km/h! Extreme #Unwetter|lage! @uwz_atpic.twitter.com/tLP2VusRQ2
Der Schnee der im Flachland die Situation etwas entschärft hat, sorgte aber im Bergland für Probleme, durch das Laub auf den Bäumen kam es durch das Gewicht des relativ nassen Schnees zu zahlreichen Fällen von Schneebruch.
In den kommenden Stunden beruhigt sich die Lage aus meteorologischer Sicht zunehmends und spätestens morgen Vormittag wird es überall abtrocknen.
Abschließend sind noch einmal die sehr guten Modellprognosen und die Expertise unserer Meteorologen hervorzuheben. Diese haben es uns, zusammen mit einem reibungslos funktionierenden Warnservice, ermöglicht, bereits am Mittwoch (11.9.) Warnungen der höchsten Stufe für das Wald- und Mostviertel, den Wienerwald sowie die östlichen Nordalpen auszugeben. Eine erste Presseaussendung mit dem Hinweis auf die sich anbahnende Wetterlage wurde gar schon am Montag (9.9.) versendet.
Damit beenden wir auch unseren Live-Ticker, der als der längste in die Geschichte von UWZ.at eingeht. Das gesamte UWZ.at Team bedankt sich fürs Mitlesen und für das Vertrauen in unsere Berichterstattung. Aber auch wir sagen Danke an die vielen Einsatzkräften, die unermüdlich im Hochwassereinsatz sind und Großartiges leisten!
+++ Update 19:00 Uhr +++
In den kommenden Stunden und in der Nacht auf Dienstag verlagert sich der Niederschlagsschwerpunkt von Niederösterreich weg nach Westen. Über Nacht fallen dann noch vom Außerfern über Bayern bis ins Salzkammergut 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter, örtlich auch etwas mehr. Spätestens am Dienstagvormittag ist es dann überall trocken. Anbei noch eine Karte der Niederschlagsmengen bis morgen Früh von unserem hauseigenen Modell UCM.
+++ Update 18:25 Uhr +++
In den letzten sechs Stunden fielen an der Station am St. Pöltner Landhaus weitere 41 Liter pro Quadratmeter. In den vergangenen vier Tagen sind insgesamt 400 Liter pro Quadratmeter gefallen. Zur Einordnung: Im Jahresdurchschnitt fallen hier 538 Liter pro Quadratmeter.
+++ Update 18:00 Uhr +++
Mittlerweile gehen auch die Wassermassen an der Donau zwischen Wien und Bratislava zurück, an der Messstelle Wildungsmauer ist der Peak überschritten, in Hainburg etwas stromabwärts dürfte dieser soeben erreicht worden sein.
Im Tullnerfeld stellt sich die Lage anders dar: Die Große Tulln bei Siegersdorf steigt derzeit wieder mit großem Tempo an. Der Höchststand ist hier noch nicht erreicht. Die Prognosen der Hydrologen gehen von einem 30-jährlichen Hochwasser (HQ30) aus.
+++ Update 17:30 Uhr +++
In Rust im Tullnerfeld werden etwa 200 Bewohner aufgefordert, bis zum Abend ihre Häuser zu verlassen. Der gesamte Ort wird evakuiert, da die Gefahr besteht, dass ein beschädigter Damm bricht.
+++ Update 16:15 Uhr +++
Auch in der letzten Stunde setzte sich der kräftige Regen, besonders in Niederösterreich, fort. Der Schwerpunkt lag erneut im Gebiet vom Mostviertel bis zum Wienerwald. In den vergangenen drei Stunden fielen im Raum St. Pölten insgesamt bis zu 22 Liter pro Quadratmeter. An der Station Buchberg im Wienerwald wurden sogar 24 Liter pro Quadratmeter gemessen.
+++ Update 15:45 Uhr +++
Der für heute erwartete Regen lässt die Pegel besonders in Niederösterreich erneut etwas ansteigen. Anbei eine Übersichtskarte des Hydrografischen Dienstes. Zur Erläuterung: Ein nach oben gerichteter Pfeil symbolisiert aktuell steigende Pegel.
+++ Update 15:30 Uhr +++
In den letzten Tagen fielen im Gebirge teilweise große Schneemengen. Der stürmische Wind sorgte für Schneeverwehungen, was auch die Lawinengefahr ansteigen lässt. Aufgrund dieser Verwehungen ist es schwierig, die genaue Menge des gefallenen Schnees festzustellen. Im Toten Gebirge am Loser (1600 m) wurde an einer Station jedoch 1,5 m Neuschnee gemessen. Anbei noch ein Vorher-Nachher-Bild von der dortigen Webcam:
+++ Update 15:05 Uhr +++
Vom Boden aus ist die aktuelle Hochwasserlage in Niederösterreich noch oft recht unübersichtlich. Ein Perspektivenwechsel hilft ein wenig, das katastrophale Ausmaß besser zu erfassen:
Großflächige Überflutungen, zerstörte Infrastruktur, menschliches Leid: Niederösterreich erlebt ein Niederschlagsereignis beispielloser Dimension, welches ohne Zutun des Klimawandels in diesem Ausmaß gar nicht möglich gewesen wäre. #AustriaFlood (Fotos: BMLV/ Daniel Trippolt) pic.twitter.com/7kURKq3hLg
Aktuell regnet es vom Mostviertel bis zum Wienerwald erneut teilweise kräftig. In der letzten Stunde wurden im bereits stark betroffenen Tullnerfeld und im Raum St. Pölten etwa 4 bis 7 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gemessen.
+++ Update 14:05 Uhr +++
Im offiziellen Messnetz war die nasseste Station bislang der Tarschberg bei Lilienfeld. Lokal gab es aber noch größere Mengen, in Wastl am Walde (am Übergang von den Türnitzer Alpen zum Ötscherland) waren es seit Donnerstag, 8 Uhr, mittlerweile 439 l/m²!
+++ Update 13:35 Uhr +++
Anbei eine Analyse der fünftägigen Niederschlagssummen in Österreich. In St. Pölten gab es in diesen Tagen mehr Regen, als im bislang nassesten Herbst der lokalen Messgeschichte (September bis inkl. November).
+++ Update 12:35 Uhr +++
In den kommenden Tagen steigt die Nullgradgrenze von aktuell 1700 gegen 2800 m an. In manchen Flüssen der Nordalpen (Lech, Tiroler Achen, Traun, Enns) kommt somit nochmals etwa 50 bis 70 mm in den Abfluss (nach unserer Modellprognose, es gibt jedoch mehrere Unsicherheitsfaktoren).
In Summe hat uns die tiefe Schneefallgrenze an den großen Flüssen von einem noch größeren Hochwasser bewahrt, so hält das Hochwasser zwar länger, aber die Hochwasserwelle(n) sind flacher. An kleinen Gewässern in den Nördlichen Kalkalpen sind aber noch Ausuferungen möglich. pic.twitter.com/avDS9iz3Y8
Das Hochwasser hat auch dramatische Folge für die Landwirte. An der Donau in Wien werden derzeit Kürbisse aus Niederösterreich angespült.
Das #Hochwasser ist auch eine Katastrophe für die Landwirtschaft und hat ganze Ernten vernichtet. An der Neuen Donau in Wien wurden unzählige Kürbisse angespült. 🎃 pic.twitter.com/m4UOBfsaaU
In Niederösterreich sind zahlreiche Straßen gesperrt, die Situation ändert sich laufend. Anbei eine Momentaufnahme.
+++ Update 11:50 Uhr +++
Bald wieder freie Fahrt auf der gesperrten Tauernstrecke.
+++ Update 11:15 Uhr +++
Heute bleibt es nochmals trüb und nass. Vom Flach- und Tennengau bis in den Wiener Wald werden bis in die Nacht auf Dienstag nochmals zwischen 50 und 70 l/m² erwartet. Der Dienstag verspricht dann eine deutliche Wetterberuhigung und sich einstellende trockene Verhältnisse.
+++ Update 10:45 Uhr +++
In Thenerstraßl hat die Donau mitlerweile fast die HQ30-Marke erreicht.
+++ Update 09:10 Uhr +++
Der Pegel an der Donau in Wildungsmauer steigt nun weiter an, und hat die HQ30-Marke deutlich überschritten.
+++ Update 06:00 Uhr +++
Im Nordosten hat nun wieder Regen eingesetzt, dieser verstärkt sich am Vormittag schauerartig und breitet sich auf weite Landesteile aus. An der Alpennordseite und besonders entlang der Nordalpen sind noch einmal oft Mengen von 30 bis 50 l/m² zu erwarten, im Alpenvorland lokal auch um 70 l/m². Am Abend und in der Nacht beruhigt sich das Wetter dann endgültig.
+++ Update 02:30 Uhr +++
Entlang der Donau wurde nun auch an der Messstation Wildungsmauer die HQ30-Marke erreicht.
In Korneburg passieren weiterhin recht konstant 10300 m³/s, also 10.300.000 Liter/s, den Messpunkt. 100 m³/s fehlen auf ein 100-jährliches Hochwasser, Tendenz aktuell aber wieder leicht sinkend.
+++ Update Tag 4 – 16.09.2024 – 00:30 Uhr +++
Die Pegelstände haben derzeit fast alle eine abnehmende Tendenz, die Niederschlagspause der letzten Stunden zeigt eindeutig Wirkung. Steigende Pegelstände gibt es aktuell besonders an der Donau südlich von Wien, aber auch die Schwechat hat wieder eine höhere Wasserführung im Vergleich zum Abend. Die Messstation Wildungsmauer an der Donau steht aktuell kurz vor HQ30.
+++ Update 22:30 Uhr +++
Auch der Wind hat nun deutlich nachgelassen. Am Alpenostrand und im Bergland ist zwar auch morgen noch mit Böen zwischen 60 und 80 km/h zu rechnen, an die stärksten Böen der vergangenen Tage kommen wir aber bei weitem nicht mehr heran.
Abseits der Berge gab es am Wochenende die stärksten Böen in St. Radegund (135 km/h – Stationsrekord), Hartberg (118 km/h – Herbstrekord) und Wr. Neustadt (108 km/h). Auf den Bergen führt der Grazer Hausberg Schöckl die Rangliste an, dicht gefolgt von der Kölnbreinsperre (149 km/h) und der Rax (132 km/h). Am Schöckl wurde in der Nacht auf Sonntag eine Orkanböe von 157 km/h gemessen. Noch nie in der Messgeschichte der Steiermark gab es an einer Station eine stärkere Windböe – Rekord!
Auch im oststeirischen Hartberg war der Sturm außergewönhlich und extrem. Über 30 Stunden lang wurden fast durchgehend (schwere) Sturm- und Orkanböen gemessen, maximal wurden 118 km/h erreicht. Dabei sind Böen über 100 km/h in der oststeirischen Stadt extrem selten. In den vergangenen 20 Jahren wurde keine einzige verzeichnet.
Zum Ende dieses außergewöhnlichen Ereignisses in #Hartberg ein letzter Blick auf die Daten. Insgesamt 30 Stunden fast durchgehend #Sturm und Orkan. In den Top 10 (seit 2005) findet sich nun nur das vergangene Wochenende, in den Top 30 nur zwei andere Tage. – Daten: GSA – @uwz_atpic.twitter.com/X4XRkRgoos
Dennoch versuchen wir den Tag noch mit positiven Aspekten abzuschließen:
1. Die Nacht verläuft relativ ruhig, mäßigen Regen gibt es am ehesten direkt an der Nordseite der Alpen. Ab den Morgenstunden des Montags kommt zwar wieder flächendeckend Regen auf, der auch den ganzen Tag über anhält, so ergiebig wie zuletzt ist dieser dann aber nicht mehr.
2. Die zeitweise recht niedrige Schneefallgrenze in den letzten Tagen hat einen Teil des Niederschlags im Gebirge gebunden. Ohne das wären die Wassermassen in den Flüssen noch größer.
3. Wien darf sich glücklich schätzen die Donauinsel zu haben. Diese und die Neue Donau als Entlastungsgerinne bewahren die Hauptstadt vor ernsthaften Hochwasserfolgen.
Die Donauinsel mit 21 km Länge und 210 m Breite ist ein gigantischer Schutzbau. Bei #Hochwasser wie jetzt werden die Wehre geöffnet und die neue Donau wird zum Entlastungsgerinne. Dennoch ist die Lage in #Wien ernst. Nicht vorzustellen, wie es ohne diesen Schutz aussehen würde🧵 pic.twitter.com/LZ3cH4dnso
Eine neue Aufnahme hat uns von der Südautobahn A2 erreicht. Heftig! Viele Möglichkeiten gibt es eigentlich nicht mehr aus Wien rauszukommen, da auch die Westausfahrt gesperrt ist und Züge auch nicht in diese Richtung fahren.
Nur mal zur Klarstellung: Manche Medien berichten die Mengen eines Monats wären in 3 Tagen gefallen. Das ist ausnahmsweise untertrieben, tatsächlich waren es häufig die dreifachen Monatsmengen, hier einige Beispiele:
Station
üblicher September-niederschlag
Regenmenge letzte 3 Tage
Faktor
St. Pölten
67 l/qm
345 l/qm
5,1
Weyer
137 l/qm
256 l/qm
1,9
Zwettl
60 l/qm
199 l/qm
3,3
Wien-Döbling
61 l/qm
182 l/qm
3,0
St. Pölten war bisher natürlich besonders stark betroffen – wie bereits früher berichtet, entspricht diese außergewöhnliche Menge der letzten 3 Tage sogar dem halben Jahresniederschlag!
+++ Update 19:00 Uhr +++
Das Ereignis ist zwar noch nicht vorbei, legt aber bis Montagmorgen doch eine gewisse Pause mit nur leichtem Regen ein. Bis dato sind über die vergangenen 72 Stunden / 3 Tage etwa die Regenmengen in der nachfolgenden Abbildung gefallen. Über 200 l/qm waren es also in mehreren Regionen Ober- und Niederösterreichs, über 300 l/qm vom Mostviertel bis zum Tullnerfeld:
Und diese Animation mit Satelliten- und Radarbildern zeigt eindrucksvoll den bisherigen Ablauf des Starkregenereignisses in Zusammenhang mit Tief ANETT:
Es sind schon einige Dämme gebrochen, u.a. in Hadersdorf am Kamp und in Pottenbrunn an der Traisen, Evakuierungen laufen. In Polen ist ähnliches mit dem Damm eines Stausees passiert, daraufhin wurde der Ort Stronie Śląskie massiv überflutet:
Nochmal zum Pegel der Donau in Korneuburg: 10 Millionen Liter Wasser passieren die Stadt jetzt. Pro Sekunde!
Und damit fehlen nur noch weitere 400.000 für ein HQ100 der Donau, also ein 100-jährliches Hochwasser! (Die pinken Linien haben wir zur besseren Wahrnehmung selber eingezeichnet). Auch das Hochwasser von 2002 ist nicht mehr weit entfernt und mit 10.000 m3/s liegen wir inzwischen generell schon etwa bei einem 60-jährlichen Hochwasser.
Die Prognose hätte das Maximum schon erwartet, doch noch steigt der Durchfluss weiter. Am Freitag ist der Hydrographische Dienst gar nur von einem HQ10 ausgegangen.
Häufig werden wir nach der Rolle des Klimawandels und der warmen Meerestemperaturen an dieser Unwetterlage gefragt. Hier eine Antwort:
Der Klimawandel spielt auch bei diesem Ereignis eine zumindest kleine Rolle: Diese Wetterlage ist zwar nicht unbekannt und hätte auch in einem stabilen Klima zu Hochwasser geführt, die Ausgangslage hat sich jedoch verändert. Die Meere wie das Mittelmeer werden immer wärmer und die Atmosphäre immer feuchter: Bei passender Wetterlage wie aktuell regnet es also noch etwas intensiver. Den Einfluss des Klimawandales kann man im Nachhinein mit sogenannten Attributionsstudien nachweisen, etwa beim Hochwasser Ende Mai / Anfang Juni in Süddeutschland: Da wurde ermittelt, dass die Intensität solcher Ereignisse durch den Klimawandel bereits um etwa fünf Prozent zugenommen hat.
+++ Update 16:30 Uhr +++
Beim Regen ist das Schlimmste nun überstanden. Aktuell liegen die stündlichen Regenmengen nur noch zwischen 1 und 3 l/qm. Richtung Nacht setzt sich dieser Trend fort, bevor am Montag noch einmal flächendeckend neuer Regen aufzieht für ein paar Stunden. Aber auch dann fallen die Mengen bei Weitem nicht mehr so hoch aus wie zuletzt. Siehe dazu das Update von 13:20 Uhr.
Passend dazu fallen auch die meisten Pegel langsam wieder.
+++ Update 16:00 Uhr +++
Zweifelsohne ist die Prognose von Flusspegeln bzw. deren Durchfluss schwierig, viele Faktoren kommen zusammen. Doch beim aktuellen Ereignis wie auch beim folgenden Beispiel ließen und lassen sich Probleme erkennen. So ist man bspw. für die Donau am Pegel Korneuburg anfangs nur von einem 10-jährlichen Hochwasser ausgegangen, aus dem nun ein 30-jährliches wurde. Und selbst jetzt steigt der Durchfluss noch weiter, obwohl die Kurzfristprognose den Peak eigentlich schon erwartet hat.
+++ Update 15:30 Uhr +++
Der Pegel des Wienflusses sinkt zwar allmählich wieder, das Bild aus Purkersdorf verdeutlicht aber, dass noch viel Wasser nachkommt. Und auch die Neue Donau in Wien präsentiert sich viel mächtiger als sonst, im Hintergrund übrigens unser UWZ-Büro.
Purkersdorf, an der B44 neben dem Wienerwaldbad. Das Bad ist nicht übergegangen, das war der Wienfluss, rechts neben der Straße. Das fließt alles nach Wien.#Hochwasserpic.twitter.com/it7C4mGYfu
Ein kurzer Blick nach Tschechien in die Nähe des Riesengebirges, wo das Hochwasser schon wieder etwas zurückgewichen ist. Zurück bleibt ein Bild der Verwüstung:
Jsme jako jedni z malá na kraji Jeseníku – situace je strašná a neporovnatelná s rokem 97 se shodují místní se kterými jsem mluvil.
Anbei ein Update der Niederschlagsmengen in den vergangenen 72 Stunden. Im Nordosten hat die Intensität wie erwartet weiter nachgelassen, derzeit fallen nur noch 1 bis 3 mm pro Stunde.
+++ Update 14:30 Uhr +++
Auch an der Mürz gibt es aktuell ein knapp 30-jährigen Hochwasserscheitel, es dürfte sich hier um ein Zusammenspiel von Regen und Schmelzwasser handeln.
Der Regenschwerpunkt verlagert sich aktuell wieder nach Oberösterreich und über Nacht gibt es in Niederösterreich & Wien längere trockene Abschnitte. Von Montagmorgen bis Montagabend regnet es zeitweise wieder kräftig: Im Wienerwald kommen etwa 20 bis 30 mm bzw. im Mostviertel 30 bis 50 mm zusammen.
+++ Update 13:10 Uhr +++
Der Donaukanal in Wien hat die HQ-100-Marke übertroffen.
+++ Update 13:00 Uhr +++
Die Stadt Wien informiert: „Aufgrund der aktuellen Hochwasser-Situation droht der Wien-Fluss über die Ufer zu treten. Aus Sicherheitsgründen werden die Ein- und Ausfahrt der Westautobahn Im Bereich Hütteldorfer Brücke bis Deutschordenstraße bis auf Weiteres gesperrt. „
Anbei mobiler Hochwasserschutz an der U4 in Wien:
Auch der Sturm sorgt weiterhin für Probleme. Anbei die bisherigen Windspitzen am Sonntag:
111 km/h Hartberg
108 km/h Wiener Neustadt
107 km/h St. Radegund (mit Datenlücke)
104 km/h Fischbach
102 km/h Gumpoldskirchen
+++ Update 12:30 Uhr +++
Der Hebst ist zwar noch jung, aber bereits jetzt kann man sagen, dass er im Nordosten zu nass ausfällt: Von Linz ostwärts ist bereits der gesamte Herbstniederschlag gefallen bzw. von St. Pölten bis zur Westgrenze Wiens sogar schon der doppelte Herbstniederschlag!
+++ Update 12:00 Uhr +++
Die Niederschlagsraten im südlichen Mostviertel liegen aktuell zwischen 5 und 7 mm, also weiterhin stark, aber nicht mehr so extrem wie noch zuvor. Dieses Foto wurde uns weitergeleitet, es zeigt St. Pölten.
Diese Foto wurde uns weitergeleitet, es zeigt St. Pölten (Quelle unbekannt).
+++ Update 11:30 Uhr +++
In St. Pölten sind in den vergangenen 72 Stunden Stunden bereits 340 l/m² Regen gefallen. Zur besseren Einordnung: Das entspricht knapp der Hälfte des durchschnittlichen Jahresniederschlags von 723 l/m²!
+++ Update 11:20 Uhr +++
Anbei aktuelle Bilder vom Donaukanal in Wien. Die Donau in Korneuburg hat mittlerweile die HQ30-Marke erreicht, beim Einlaufbauwerk der Neuen Donau strömen aktuell etwa 2100 m³ Wasser pro Sekunde ein. Die „Sunken City“ steht bereits unter Wasser.
Die Niederschlagsraten in Wien und im Wienerwald haben nun geringfügig nachgelassen, vergangene Stunde waren es nur in Mariabrunn noch etwa 6 mm. Raten zwischen 5 und 10 mm pro Stunde wurde dagegen noch von Tulln bis Lilienfeld verzeichnet.
In Klosterneuburg tritt aktuell der Kierlingbach über die Ufer.
Eines von hunderten Beispielen, warum es heute so gefährlich ist:
In Kierling/Klosterneuburg tritt gerade der Kierlingbach über die Ufer und zieht erste Autos mit.
🎥 Deutsch Lali pic.twitter.com/L5FQDRednG
Die Lage spitzt sich weiter zu, in der vergangenen Stunde sind im östlichen Mostviertel und im Wienerwald wieder um 10 mm Regen gefallen. Solche Mengen sind bei einem durchschnittlichen, lokalen Gewitter nicht unüblich, derzeit fallen sie aber verbreitet und anhaltend. Auch die Wasserstände der Bäche und Flüsse im Wienerwald steigen aktuell noch an.
Das aktuelle Radarbild zeigt, dass vorerst noch keine Entspannung in Sicht ist. Die Niederschlagsraten rund um den Wienerwald und den Gutensteiner Alpen liegen aktuell bei 10 bis 20 mm pro Stunde! Der starke Regen lässt ab Mittag langsam etwas nach, bis zum Abend ziehen aber weitere Schauer durch. In der Nacht gibt es trockene Abschnitte, ehe am Montag vorübergehend wieder etwas Regen fällt. Im Verglich zu den aktuellen Niederschlagsraten fällt der Regen am Montag aber wesentlich schwächer aus.
In St. Pölten wurde mit 225 l/m² heute ein neuer 24h-Niederschlagsrekord (Messzeitraum geht von 6 bis 6 UTC) für ganz Niederösterreich aufgestellt. Der alte Rekord betrug 162 mm im Jahre 1954 in Föhrenau.
In Wien werden u.a. die U3, U4 und U6 kürzer geführt aufgrund der aktuellen Hochwasserlage. Auch der Bahnverkehr ist stark eingeschränkt bzw. teils unterbrochen.
Die derzeitigen Regenmengen sind absolut außergewöhnlich, es gibt unzählige Stationsrekorde. Besonders extrem sind die Mengen zwischen dem Raum St. Pölten und dem Wienerwald.
An all jene, die uns Meteorologen im Vorfeld „Panikmache“, „hats scho immer geben“ und dgl. vorgeworfen haben:
Die letzten 4 Tage machen den September 2024 in St. Pölten (NÖ) zum niederschlagsreichsten MONAT (nicht nur September!) der Messgeschichte (seit 1894). #AustriaFloodpic.twitter.com/vJA5O5NES3
Durch die großen Niederschlagsraten sind die Wasserstände einiger Flüsse seit gestern stark angestiegen. In Niederösterreich hat die Kamp die HQ30-Marke übertroffen, mittlerweile sinkt der Wasserstand hier aber wieder, da die Niederschlagsraten im Oberen Waldviertel zumindest etwas nachgelassen haben. Auch die Thaya hat im Oberen Flusslauf die HQ30-Marke erreicht, weiters steigen derzeit stark die südlichen Nebenflüsse der Donau im Mostviertel, wie etwa Pielach, Traisen und Schwechat (HQ30 erreicht). Der Wienfluss hat über Nacht einen vermutlich neuen Rekordwasserstand erreicht, genaue Hochwassermarken liegen hier nicht vor. Die Donau steigt kontinuierlich an, die HQ5-Marke wurde schon überschritten, in Korneuburg geht es derzeit rasch in Richtung HQ30.
Bis Mittag regnet es im Osten noch anhaltend und kräftig, dann lässt die Intensität nach und über Nacht gibt es auch trockene Abschnitte. Am Montag folgt noch etwas Regen, die Mengen fallen dann im Osten aber nicht mehr ergiebig aus. Anbei die 48h-Regenprognose ab jetzt. pic.twitter.com/f7wmTdmkiZ
BREAKING 📢: Residents of Opava, a town in northeastern Czech Republic, are being urged to evacuate as a massive flood wave from the nearby mountains approaches the city.#Hochwasser#unwetter#Weatherpic.twitter.com/1G7Gqr31Yo
In Teilen des Wienerwaldes bzw. im Staubereich der niederösterreichischen Alpennordseite sind in den letzten 12 Stunden an mehreren Stationen mehr als 100 l/qm gefallen. In St.Pölten wurden 111 l/qm, in Tullnerfeld 133 l/qm und in Langenlebarn sogar 139 l/qm gemessen und es ist noch lange nicht vorbei! In den kommenden 12 Stunden dürften noch etwa 100 l/qm zusammenkommen.
+++ Update 22:00 Uhr +++
Schichtwechsel, gleich übernimmt wieder der Nachtdienst.
Im Tullnerfeld regnet es weiter ausgesprochen kräftig mit deutlich zweistelligen Stundenraten. So kommt Langenlebarn inzwischen auf wirklich heftige 126 l/qm in den letzten 12 Stunden und St. Pölten auf 100 l/qm. Auch im Westen und Norden Wiens regnet es derweil mit 6 bis 13 l/qm die Stunde. Sozusagen läuft alles nach Plan, auch wenn es andersrum besser wäre. Derweil noch ein Video aus Tschechien:
Voller Orkan jetzt im Lee der Fischbacher Alpen! 135 km/h in St. Radegund bei Graz (neuer Stationsrekord!) und 118 km/h in Hartberg (hier gab es bisher nur einmal mehr bei einem Gewitter). Nur gut, dass wir bereits zu Mittag die bestehenden Rotwarnungen auf die Stufe Violett hochgestuft haben:
+++ Update 20:00 Uhr +++
Die aktuelle Hochwassersituation in Niederösterreich: Vor allem die Flüsse des Waldviertels sind bisher betroffen, die meisten haben schon ein 30-jährliches Hochwasser oder mehr erreicht. Dagegen schaut es in Richtung der Voralpen noch weniger schlimm aus, hier steuern die meisten Flüsse auf ein HQ5 zu.
Doch das kann und wird sich in der Nacht ändern, wie auch die Prognose in der unteren Karte zeigt. Sicherlich gibt es bei den erwarteten Regenmengen auch das Potential für mehr als ein HQ30.
Und auch der Wienfluss steigt nun ordentlich an, gerade mit etwa 15 cm pro Stunde: Link
+++ Update 19:30 Uhr +++
In Hochfilzen wurde heute mit +0,8 Grad die tiefste Höchsttemperatur in einem September unterhalb von 1000 m Seehöhe gemessen. Passend zu dieser kalten Nachricht: In Tirol gab es den ersten Lawinenunfall.
Hochfilzen in Tirol auf 962 m Seehöhe hatte heute einen Höchstwert von nur +0,8°.
Das ist die tiefste Max-Temperatur, die in Österreich jemals unterhalb von 1000 m in einem September gemessen wurde.
Den bisherigen Rekord hielt Karlstift (NÖ, 946 m) mit +2,4° im Jahre 1977. pic.twitter.com/0mJBR6qDEV
Beachtliche Regenmengen jetzt im markierten Bereich. Alles wie erwartet, alles wie vorhergesagt. Die Nacht wird in manchen Regionen kritisch.
+++ Update 18:00 Uhr +++
Laut Hydrographischem Dienst NÖ ist die Pielach bei Hofstetten noch nichtmal bei einem HQ5, also einem 5-jährlichen Hochwasser. Bis morgen wird hier ein Überschreiten der HQ30-Marke erwartet. Und das überrascht nicht, befindet sich die Region doch in dem Bereich, wo landesweit gesehen über Nacht und bis Sonntagvormittag der meiste Regen erwartet wird. Rund 150 l/qm sind bis dahin von jetzt weg zu erwarten – ein wirklich außergewöhnlich starker Dauerregen! Vermutlich werden dann alle Bereiche, die jetzt noch auf den Fotos zu sehen sind, überschwemmt sein.
Gestern um die Zeit haben wir bereits einen Vergleich angestellt zwischen den gemessenen Regenmengen über 24 Stunden und der Prognose zuvor. Gleiches jetzt wieder:
Und erneut muss man festhalten, dass die Prognose unseres hauseigenen Modells, welches einige andere Wettermodelle vereinigt und priorisiert, ausgesprochen gut war. Im östlichen Flachland und in den Tauerntälern fiel der Regen etwas geringer aus, ganz im Westen teilweise etwas stärker, aber vom Tiroler Unterland bis ins Weinviertel decken sich die Messwerte ziemlich genau mit der Prognose.
Was bedeutet dies? Dass das Vertrauen in die Prognose der nächsten 24 Stunden hoch ist. Und demnach ist südlich einer Linie Amstetten-St. Pölten-Wien mit enormen Mengen von 150 bis lokal 200 l/qm zu rechnen!
+++ Update 17:00 Uhr +++
Ein Blick nach Polen und Tschechien, auch dort führen Flüsse Hochwasser:
Zaplavená Stará ves nad Ondřejnicí. Povodňová situace se stále zhoršuje i na dalších tocích v Moravskoslezském kraji. Hladina řeky Ondřejnice vystoupala na 3,5 metru, přičemž obvykle má kolem půl metru hloubky. Na místě je redaktor Pavel Habram. pic.twitter.com/S2jvPJMFG1
In Raglitz bei Neunkirchen hat es gerade diesen Kirschbaum entwurzelt. Die Kombination aus aufgeweichten Böden und Sturmböen wirkt.
Noch nicht in der Tabelle bis 16 Uhr verzeichnet sind 107 km/h in Bad Vöslau und in Hartberg liegen wir inzwischen bei 111 km/h.
+++ Update 16:15 Uhr +++
Kurz ein Blick auf die aktuellen Regenmengen von 16 Uhr: Häufig werden 4 bis 8 l/qm und pro Stunde gemessen, in Teilen von Niederösterreich aber auch zweistellige Werte. In einem Bereich zwischen St. Pölten, Wien und dem Mariazellerland regnet es bereits kräftig, hier stellen sich nun für die nächsten Stunden bis Sonntagmittag stündliche Raten um 10 l/qm ein – ohne Unterbrechung!
Das sind enorme Mengen und gerade hier ist dann über Nacht höchste Vorsicht geboten! Die Böden sind gesättigt, Schnee spielt aufgrund der Höhenlage kaum eine Rolle und die Flüsse sind bereits voll. Es ist von Murenabgängen und schnell wie auch stark steigenden Flusspegeln auszugehen, die Talböden können großflächig überflutet werden!
+++ Update 15:45 Uhr +++
Die Lainsitz fließt auch durch Weitra im Waldviertel, von der dortigen Stadtgemeinde stammen die folgenden aktuellen Aufnahmen:
+++ Update 15:30 Uhr +++
⚠ Mure, Bäume, Trampolin am Gleis…das Extremwetter sorgt für Störungen. Unser #TeamOEBB ist Tag & Nacht für euch im Einsatz – beseitigt Äste und ganze Bäume, Gegenstände aus dem Gleisbereich, die da nicht hingehören, und hat die aktuelle Wetterlage ganz genau im Blick. 1/3 pic.twitter.com/Nm4MENNBXe
Es treten nun immer mehr Flüsse über die Ufer. Und der Durchflusspegel der Lainsitz im Waldviertel zeigt, wie schnell das gehen kann. Gestern Abend flossen hier noch rund 10 m3 pro Sekunde ab, inwzwischen sind es über 100. Damit hat sich innerhalb weniger Stunden ein 30-jährliches Hochwasser eingestellt, Tendenz weiter rasch steigend.
In Ober- und Niderösterreich stehen inzwischen hunderte Feuerwehren im Sturm- und Überflutungseinsatz. Eine Hochwasserwarnung gilt z.B. für den Kamp in Zwettl.
📸 FF Gmünd, https://t.co/ZX9EvT5lCF, SC Zwettl pic.twitter.com/tNGLAEef48
Vor Kurzem wurden weitere Sturmwarnungen ausgegeben, etwa im Weinviertel oder für Regionen in der Steiermark. Im Bereich der Fischbacher Alpen wurden die bestehenden Rotwarnungen sogar auf Violett hochgestuft, hier erwarten wir speziell am Sonntagmorgen sogar Böen zwischen 110 und 130 km/h, das entspricht dann teils Orkanstärke.
+++ Update 13:45 Uhr +++
In Kürze werden die Spätdienste den Liveticker übernehmen, Kollege Steffen Dietz bereitet sich schon auf die kommenden und intensiven Stunden vor.
⚠️ Die Wettermodelle sind sich recht einig: Der Schwerpunkt des Regens liegt in den folgenden 24 Stunden zwischen Mariazell, St. Pölten und dem Wienerwald/Wien.
Selbst 200 l/qm erscheinen hier möglich in dieser kurzen Zeit❗️
Der Nordwestwind sorgt weiter für Probleme, in der letzten Stunde wurde etwa in Hartberg mit 104 km/h eine außergewöhnlich starke, orkanartige Windböe gemessen und somit einer neuer Rekord für den September aufgestellt. Generell sind Böen über 100 km/h in Hartberg äußerst selten. Hier gibt es schon zahlreiche umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste. Die Stadt in der Oststeiermark führt nun auch das Ranking der stärkste Windböen abseits der Bergstationen an. In den nächsten Stunden legt der Sturm weiter zu, der Höhepunkt wird in der Nacht auf Sonntag erwartet.
In Hartberg wurden heute bereits Windböen bis 104 km/h gemessen, das entspricht dort einem neuen Herbstrekord. Vorsicht in Wäldern und Parks bzw. generell bei Bäumen (Bild: Feuerwehr Hartberg). pic.twitter.com/xbr7kzDgMD
Ein aktueller Blick auf die Pegelstände zeigt die steigende Wasserführung an den Gewässern in Ober- und Niederösterreich. Am stärksten fällt diese im Waldviertel aus, die Situation spitzt sich hier wie von den hydrographischen Diensten prognostiziert, langsam zu. So steigen etwa Zwettl, Kamp und Thaua derzeit stark an.
+++ Update 11:50 Uhr +++
Auch die Salzach hat HQ1 erreicht, Zuflüsse ähneln teils einem reißenden Strom.
Die enormen Regenmengen seit gestern Nachmittag haben diesen Salzach-Zufluss in Salzburg-Süd in einen reißenden Strom verwandelt. Im Laufe des Tages wird sich der Schwerpunkt mehr und mehr in Richtung Niederösterreich verlagern, wo mit schweren Überflutungen gerechnet werden muss pic.twitter.com/jxLDaiRf7z
Der Wintereinbruch in höheren Lagen sorgt auch für eine erhöhte Schneebruchgefahr. Der Schnee ist hier oft sehr nass und schwer, die Bäume noch stark belaubt. Sehr gut zu erkennen auch auf der Webcam in Hochfilzen – hier leidet der Apfelbaum schon stark unter der Schneelast.
+++ Update 10:50 Uhr +++
Die heutigen Windböen bis 10 Uhr können sich sehen lassen. Abseits der Berge hat Gumpoldskirchen mit 99 km/h die Nase vorne, gefolgt von Wr. Neustadt und St. Radegund mit 98 km/h. Auf den Bergen bläst der Nordwestwind hingegen oft mit Orkanstärke, 147 km/h bei der Kölnbreinsperre und 128 km/h am Dachstein. Da die Bäume noch belaubt sind, ist vielerorts mit abbrechenden Ästen zu rechnen. Der durch den Regen aufgeweichte Boden erhöht die Gefahr umstürzender Bäume zusätzlich.
Auch auf der Hohen Wand jetzt orkanartige Böen bis 109 km/h – und das bei 3.3 Grad. Am vergangenen Sonntag (08.09.) wurde hier auf knapp 940 m mit einem Höchstwert von 28.6 Grad noch ein Sommertag verzeichnet.
+++ Update 10:30 Uhr +++
Entlang der Kamp ist die Hochwassersituation besonders angespannt, hier wird aktuell von einem 100-jährlichen Ereignis ausgegangen. Mittlerweile wird auch schon das Umspannwerk Zöbing von der Feuerwehr gesichert, hier wird eine Überflutung des Werks und somit Stromausfall befürchtet.
Das Umspannwerk in ZÖBING/LANGENLOIS wir von einem angeforderten Katastrophenhilfsdienstzug der Feuerwehr gesichert. Die Sorge ist, dass der Kamp so weit flutet, dass das Werk und damit die Stromversorgung betroffen ist. Jetzt live auf @puls24news#puls24pic.twitter.com/W9Isxk6iny
Nicht nur Regen und Sturm stehen aktuell im Fokus, besonders auf den Bergen sind auch große Neuschneemengen zu erwarten. Im Mittel- und Hochgebirge ist tiefster Winter eingekehrt, der Sturm sorgt hier oft für einen regelrechten Schneesturm. Anbei drei Webcams von foto-webcam.eu, an denen man den Wintereinbruch sehr gut erkennt, sowie die Prognose bis Montag.
+++ Update 08:30 Uhr +++
Durch den oft anhaltenden, kräftigen Regen der vergangenen Stunden ist nun besonders im Norden und Osten auch mit einem deutlichen Anstieg der Wasserführung an allen Gewässern zu rechnen. Entlang der Alpen und im Mühl- und Waldviertel haben schon die erste Bäche und Flüsse HQ1 bis HQ5 erreicht, auch die March an der Grenze zu Tschechien/Slowakei meldet bereits HQ5. Bis Montag verschärft sich die Lage weiter, von den Kitzbüheler Alpen bis ins Nordburgenland kommen noch einmal oft 100 bis 150 l/m², in den Voralpen Ober- und Niederösterreichs sowie im Nordwest-Stau des Wienerwalds auch bis zu oder lokal auch mehr als 200 l/m² dazu.
Diese Mengen verschärfen die Hochwassersituation weiter. Der hydropgraphische Dienst des Landes Niederösterreich rechnet etwa recht verbreitet mit HQ1 bis HQ5, entlang des Kamps wird sogar ein 100-jährliches Hochwasser erwartet und an der March bis Sonntag ein 30-jährliches. Auch die Donau wird stark ansteigen. Bis zur Wachau wird ein 10-jährliches Hochwasser erwartet, flussabwärts und somit auch in Korneuburg dürfte laut Prognose HQ30 erreicht und damit das Hochwasser Anfang Juni (Hochwasser an der Donau) übertroffen werden.
+++ Update 08:00 Uhr +++
Nicht nur der Regen spielt aktuell eine große Rolle, der kräftige bis stürmische Nordwestwind macht das Wetter noch ungemütlicher. Abseits der Berge wurden die stärksten Windböen mit 80 bis 100 km/h in den vergangenen Stunden entlang des Alpenostrands und im östlichen Flachland von Wien bis ins Nordburgenland gemessen. Selbst in der Wiener Innenstadt pfeift der Wind aktuell mit Böen um 90 km/h durch die Straßen, die 8 bis 9 Grad fühlen sich dadurch wie fast schon eisige 3 bis 4 Grad an.
+++ Update 07:30 Uhr +++
Guten Morgen aus der UWZ, die Frühdienste haben nun den Live-Ticker übernommen.
Die größten Regenmengen sind in den vergangenen 24 Stunden wie erwartet entlang der gesamten Alpennordseite gemessen worden, flächendeckend wurden hier oft 40 bis 80 l/m² und lokal auch um 100 l/m² gemessen.
+++ Update 05:20 Uhr +++
Im nieder-/oberösterreichischen und bayerischen Einzugsgebiet der Donau (also etwa entlang der Alpennordseite) fielen in der Nacht bisher durchschnittlich 40 bis 50 l/m² Niederschlag. Dies führt nicht nur an kleineren Flüssen, sondern auch an der Donau zu einem raschen Anstieg der Pegelstände. Erreicht der Wasserstand am Einlaufbauwerk Langenzersdorf voraussichtlich etwa Samstagmittag 5,2 m, werden die Wehrfelder des Einlaufbauwerks überströmt und das Donauhochwasser fließt zunächst ungehindert in die Neue Donau, um Wien zu beschützen.
+++ Update Tag 2 – 14.09.2024 – 01:30 Uhr +++
Wie erwartet: Der Niederschlagsschwerpunkt verlagert sich nach Westen in Richtung Tennengebirge, Dachstein und Kitzbüheler Alpen, während im Osten die Sturmböen allmählich zunehmen. Derzeit regnet es in Großraum Wien nur leicht, an manchen exponierten Lagen ebenda werden aber schon über 90 km/h, in Gumpoldskirchen sogar soeben 94 km/h gemessen.
+++ Update 22:00 Uhr +++
Dies sind die bisher gefallenen Regenmengen, einmal über 24 und einmal über 48 Stunden. Die ersten 100 l/qm sind entlang der östlichen Alpennordseite also erreicht. Hier übernimmt nun der Nachtdienst mit einer geringeren Update-Frequenz.
+++ Update 21:15 Uhr +++
Auf diesem Bild der ÖBB wird offensichtlich, wie sehr nasser Schnee, wenn auch nicht in großen Mengen, zum Problem werden kann. Als unser Kunde ist die ÖBB aber natürlich immer bestens informiert.
Uns wird ja gerne vorgeworfen nur über Hitzerekorde etc. zu schreiben. Nun, an Rekorden in die andere Richtung fehlt es eben häufig und es gibt nichts zu berichten bzgl. Kälte & co. Aber: Jetzt ist es soweit. Am heutigen Tag war es in 5 Landeshauptstädten so kalt wie nie zuvor in der ersten Septemberhälfte, bezogen auf die Höchstwerte:
Beispiellos dieser #Wettersturz:
Letzte Woche noch Hitzerekorde, heute in 5 von 9 Landeshauptstädten kalt wie nie zuvor in der ersten Septemberhälfte seit jeweiligem Messbeginn (Wien zum Beispiel 1872).
Hier die heutigen Höchstwerte im Vergleich zu den bisherigen Rekorden: pic.twitter.com/aS4t1Bsr61
Und auch die folgende Karte ist interessant (wie so viele am heutigen Tage): Sie zeigt, dass die Temperatur heute lediglich in Oberkärnten einen gewissen Tagesgang aufwies und sonst einfach sehr konstant war. Vor allem im Nordosten änderte sie sich eigentlich kaum.
+++ Update 20:15 Uhr +++
Der Regen lässt nun im östlichen Flachland, in Teilen Wiens und bis ins Mittelburgenland planmäßig nach, erst im Verlauf des Samstagvormittags verstärkt er sich wieder. Das bedeutet aber auch: Der Sturm legt zu und besonders am Samstag in der Früh sind hier Böen von 80 bis 100 km/h, regional auch bis 110 km/h zu erwarten!
Die Bäume sind belaubt und die Böden aufgeweicht – keine gute Kombination bei diesen Windgeschwindigkeiten. daher haben wir auch recht verbreitet Unwetterwarnungen vor Sturm aktiv:
+++ Update 20:00 Uhr +++
Gestern kam es ja im Süden bereits zu Schneebruch, heute musste die ÖBB daher auch die Tauernstrecke sperren. Nachfolgende Karten zeigen die Gefahr von Schneebruch in den nächsten Tagen an. Die Schneefallgrenze liegt meist bei rund 1000 m, kann aber bei hohen Niederschlagsintensitäten und wenig Wind auch wieder auf 800 oder gar 700 m absinken. Gerade in diesen Zonen, wo der Schnee dann sehr nass und schwer ist, haftet er an Bäumen an, die noch dazu belaubt sind und eine große Fläche bieten. Die Last wird immer mehr und Äste oder ganze Bäume brechen darunter zusammen.
Passend dazu gibt es auch Warnungen unsererseits vor Schnee. In den rot bewarnten Regionen sind oberhalb von 800 bis 1000 m mitunter 15 bis 25 cm Nassschnee zu erwarten.
+++ Update 19:30 Uhr +++
Ein anderer Aspekt des aktuellen Wetters: Besonders Schwalben werden durch den Regen am Zug in den Süden gehindert. Bei Birdlife Österreich heißt es daher:
„Sie suchen Schutz unter Dachvorsprüngen und Balkonen – Wir bitten dringend darum, die Schwalben nicht zu stören, sodass sie nicht Auffliegen und so noch mehr Energie verlieren. Findest du am Boden liegende/sitzende geschwächte Schwalben, sichere die Schwalben umgehend und kontaktiere die nächstgelegene Auffangstation/Wildtierstation! Der Starkregen wird unweigerlich einigen Tieren das Leben kosten, nachdem die Nahrungssuche nach Fluginsekten erfolglos/nicht möglich sein wird.“
+++ Update 19:00 Uhr +++
Der Kamp im Waldviertel führt bereits Hochwasser. Der Grund liegt hier zu einem Teil aber auch darin, dass an Stauseen Wasser abgelassen wurde, um Platz zu schaffen.
Im Kamptal müssen BewohnerInnen einiger Gemeinden ihre Schrebergärten bis 18:00 verlassen. Der Kamp ist dort bereits über die Ufer getreten. #PULS24@puls24newspic.twitter.com/Q1wSH33ZdW
Die große Frage ist: Was passiert mit den Flüssen?
Vorweg: Die besten Informationsquellen hierfür sind die hydrographischen Dienste der einzelnen Bundesländer. Momentan sind natürlich alle Pegel stark ansteigend und es ist davon auszugehen, dass viele Flüsse bald Hochwasser führen werden. Die aus den Alpen und dem Waldviertel herausführenden Flüsse und Bäche werden einen großes Hochwasser bekommen, Hydrologen gehen hier meist von einem Überschreiten der HQ30-Marke aus, d.h. ein mindestens 30-jährliches Hochwasser wird erwartet.
Für die Donau war bisher von einem 10- bis 20-jährlichen Hochwasser die Rede, aktuelle automatische Prognosen auf der Seite des Hydrographischen Dienstes Niederösterreich sehen aber bspw. für den Pegel Korneuburg auch bereits ein HQ30 in Reichweite. Hier ist der Wasserstand bereits um einen Meter angestiegen.
Übrigens: Falls jemand nun die Lust verspüren sollte baden zu gehen – die Stadt Wien hat für die Neue Donau ein Badeverbot erlassen. Der Grund ist einfach: Sie fungiert als Entlastungsgerinne für die Donau und ihr wird Wasser zugeführt, wenn in der Donau zu viel davon droht. Die Donauinsel und damit die Neue Donau wurden damals errichtet, um Wien vor einem Hochwasser zu schützen und das funktioniert sehr gut.
+++ Update 18:00 Uhr +++
Es wird ja gerne gefragt, welchen Anteil der Klimawandel an dem aktuellen Wetter hat? Grundsätzlich ist die vorherrschende, so genannte ‚Vb-Wetterlage‘ mit Starkregen nicht ungewöhnlich, gerade im Herbst kommt sie häufiger vor. Auch solch einen rasanten Wetterwechsel mit dem Kaltlufteinbruch hat es im September schon häufiger gegeben, wenngleich er aktuell schon als sehr ausgeprägt zu erachten ist.
Was jedoch besonders außergewöhnlich ist, sind die enorm hohen Niederschlagsmengen bis Montag von häufig 200 bis 300 l/qm. Und damit hat die warme Adria zu tun, denn deren Wasser ist aktuell 3 bis 4 Grad wärmer als üblich. Die Luft kann daher deutlich mehr Wasser aufnehmen, die Luftmasse ist feuchter und energiereicher als sie ohne die zu warme Adria wäre. Dementsprechend kann mehr Wasser bei uns ausfallen.
+++ Update 17:30 Uhr +++
Ein wichtiger Punkt bei der Arbeit von Meteorologen ist die Verifikation von Prognosen. Gerade jetzt während eines laufenden Ereignis schaut man dann, ob die bisher gefallenen Regenmengen mit dem übereinstimmen, was Modelle gezeigt haben. Daher hier zunächst eine Grafik mit den gemessenen Regenmengen über die vergangenen 24 Stunden bis 17 Uhr und nachfolgend die Prognose unseres hauseigenen UCM-Modells von Donnerstagmorgen für die gleichen 24 Stunden bis Freitag 17 Uhr:
Bei genauerer Betrachtung erkennt man eindrucksvoll die Ähnlichkeiten, in der Fläche passt die Prognose sehr gut mit der Realität zusammen, das Modell hat hier also bisher sehr gute Arbeit geleistet. Und damit steigt das Vetrauen in die Prognosegüte bei diesem Ereignis.
+++ Update 17:00 Uhr +++
Noch befindet sich das Tief mit seinem Zentrum etwa über Kroatien und die feuchte Luftmasse wird von Südosten her zu uns geführt. Bis morgen verlagert sich das Tief allmählich nach Ungarn, dann dreht die Strömung bei uns auf Nordost und der Sturm nimmt noch zu. Das Tief verharrt dann bis Montag zwischen zwei Hochs, somit hält der Regen bei uns an.
+++ Update 16:30 Uhr +++
Den Anfang nahm das Ganze bereits am gestrigen Donnerstag, da war noch primär der Süden betroffen. Hier fielen häufig 50 bis 80 l/qm und im Verlauf der zweiten Tageshälfte sank die Schneefallgrenze immer weiter ab. Die ersten Schneebilder der kalten Saison waren die Folge:
Seit vergangener Nacht strömen aus Nordwesten kühle Luftmassen arktischen Ursprungs ins Land, gleichzeitig führt ein Mittelmeertief namens Anett feuchte Luft in den Alpenraum. Am Donnerstag regnet es im Süden zeitweise kräftig, die wirklich extremen Regenmengen kündigen sich aber am Wochenende im Nordosten an. Vom Mariazellerland bis zum Wienerwald sind bis Beginn der kommenden Woche Regensummen bis etwa 300 Liter pro Quadratmeter zu erwarten. Die stärksten Niederschlagsraten erwarten wir am Wochenende, dann steigt auch die Hochwassergefahr im Nordosten deutlich an.
Starkregen, Schnee und Sturm
Am Freitag regnet es vor allem in Niederösterreich und Wien anhaltend und zunehmend kräftig, aber auch in den Nordalpen fällt häufig Regen bzw. oberhalb von etwa 1000 bis 1300 m Schnee. Im Süden trocknet es hingegen tagsüber ab. Der Wind legt im Laufe der zweiten Tageshälfte immer weiter zu und weht vor allem im östlichen Flachland sowie am Alpenostrand stürmisch aus Nordwest.
Am Samstag werden Regen und Schneefall im Norden noch intensiver, vor allem vom Tennengau über das Traunviertel bis nach Niederösterreich und Wien kommen ergiebige Mengen zusammen. Die Schneefallgrenze sinkt in den Nordalpen zeitweise auf 900 bis 700 m ab und damit bis in einige Täler, in mittleren Höhenlagen herrscht erhöhte Schneebruchgefahr. Auf höheren Straßen wie etwa auf der Tauernautobahn muss man mit tiefwinterlichen Straßenverhältnissen rechnen. Der stürmische Wind legt weiter zu, im Osten und am Alpenostrand muss man mit teils schweren Sturmböen rechnen. In den Niederungen im Osten kündigen sich Windspitzen um 100 km/h an, aufgrund der aufgeweichten Böden besteht erhöhte Windwurfgefahr.
Der Sonntag bringt vor allem im Nordosten weiteren Regen, während in Salzburg und Oberösterreich eine Niederschlagspause in Sicht ist. Die Schneefallgrenze steigt etwas an, die Hochwassergefahr bleibt vor allem an den Nebenflüssen der Donau in Nieder- und Oberösterreich groß. Der für die Jahreszeit außergewöhnliche Sturm mit Böen um 100 km/h am Alpenostrand lässt erst gegen Abend nach.
Am Montag fällt an der Alpennordseite zeitweise noch etwas Regen, die Intensität fällt aber meist nur gering aus und auch der Wind lässt im Osten weiter nach.
Höchste Warnstufe
Bis inklusive kommenden Montag sind entlang der Nordalpen vom Tennengau bis zum Wienerwald mehr als 200 l/m² Regen zu erwarten, in den Staulagen sind auch Spitzen um 300 l/m² in Sicht. Auch in weiten Teilen Niederösterreichs sowie in Wien kommen ergiebige Mengen zwischen 150 und 200 l/m² zusammen, entsprechend wurden bereits Warnungen der höchsten Stufe violett für die Regionen vom Gesäuse über das Mostviertel bis ins Weinviertel ausgegeben (mit einer Gültigkeit von Freitag bis Montag). Weitere Warnungen der Stufe rot für Regen, Sturm und Schneefall folgen in den kommenden Stunden.
Vb-Tief
Verantwortlich für die bevorstehende, außergewöhnliche Wetterlage ist ein Tiefdruckgebiet auf einer sogenannten „Vb-Zugbahn“ bzw. „Fünf-b-Zugbahn“, also vom nördlichen Mittelmeerraum über Ungarn nach Polen. Österreich wird dabei besonders lange von feuchten Luftmassen getroffen, weshalb diese vergleichsweise seltene Wetterlage berüchtigt für große Regen- oder Schneemengen ist.
Durch den Klimawandel hat sich die Ausgangslage allerdings verändert, langjährige Zeitreihen zeigen eindrücklich, dass das Mittelmeer immer wärmer und die Atmosphäre immer feuchter wird. Dadurch regnet es bei passender Wetterlage noch intensiver.
Spielt der Klimawandel bei diesem Regenereignis eine Rolle? Ja: Die Wetterlage (Vb-Tief) ist zwar keinesfalls unbekannt, aber die Ausgangslage hat sich verändert. Das Mittelmeer wird immer wärmer und die Atmosphäre immer feuchter. Bei passender Wetterlage regnet es also stärker. https://t.co/dtem4dS3kIpic.twitter.com/90XiXmkRn2
Mit bis zu 33 Grad in Bad Deutsch-Altenburg ist gestern die wärmste Septemberwoche der Messgeschichte zu Ende gegangen. Seit dem Monatsersten hat sich österreichweit eine Abweichung zum langjährigen Mittel von mehr als 6 Grad aufsummiert. Besonders extrem war der Auftakt in den ersten Herbstmonat im Osten, wo die Anomalien sogar bei +7 bis +8 Grad lagen.
Hier die Abweichungen grafisch aufbereitet:
A propos Bad Deutsch-Altenburg: Hier an der unteren Donau in Niederösterreich war dies gestern der 57. Hitzetag mit 30 Grad oder mehr in diesem Jahr. Der alte Rekord (Leibnitz, 56 Tage anno 2003) wurde damit übertroffen. Doch damit nicht genug. Mit dem heutigen Tag endete am Hohen Sonnblick eine 66 Tage andauernde frostfreie Periode, der alte Rekord wurde schlicht verdoppelt.
Zum ersten Mal seit 66 Tagen ist die Temperatur am Hohen #Sonnblick auf über 3000 Meter soeben ins Minus gerutscht.
Die mit Abstand längste frostfreie Periode seit Messbeginn 1886 geht damit endlich zu Ende.
Der alte Rekord von 31 Tagen (2019 & 1994) wurde mehr als verdoppelt! pic.twitter.com/6giKeYse0S
Noch ein Rekord? Kein Problem! In der Wiener Innenstadt hat der September bislang fleißig Tropennächte gesammelt, mittlerweile hält die Bundeshauptstadt heuer bei 53 Nächten mit 20 Grad oder mehr (gelber Balken in Grafik). Der alte Rekord von 41 wurde pulverisiert.
Bis einschließlich Mittwoch ruhig
Mittlerweile ist von Hitze keine Spur mehr, auch in den kommenden beiden Tagen gibt es mit 16 bis 25 Grad sehr angenehmes und für die Jahreszeit völlig normal temperiertes Wetter. Am Mittwochabend erreicht uns aber eine Kaltfront, diese wird für eine extrem nasse und kühle zweite Wochenhälfte sorgen.
Donnerstag bis Sonntag Dauerregen
Mit Erreichen der Kaltfront bildet sich ein Tief über Norditalien – die gewohnte gefährliche Mischung bei uns für ergiebige Regenmengen. Das Tief wird ab Donnerstag langsam nach Osten bzw. Nordosten ziehen, also über die Adria und Slowenien/Kroatien Richtung Ungarn und Rumänien. Dabei wird über einige Tage hinweg extrem feuchte Luft nach Österreich gelenkt, die hier regelrecht ausgepresst wird.
Die größten Regenmengen kommen aus heutiger Sicht in den östlichen Nordalpen vom Karwendel über das Salzkammergut bis zum Wienerwald zusammen, hier sind durchaus 150-200 l/m² innerhalb von 4 Tagen möglich. Manche Modelle deuten sogar Mengen von rund 250 l/m² vom Mariazellerland bis zum Wienerwald an. Doch auch vom Waldviertel über das östliche Flachland inkl. Wien bis zum Wechsel sind Regenmengen zwischen 100 und 150 l/m², lokal an die 200 l/m² in Reichweite.
Hier eine erste Berechnung – die Mengen können sich aber natürlich noch ändern!
Um solche Mengen besser einschätzen zu können: In Wien fallen in einem durchschnittlichen gesamten (!) September rund 65 l/m² Regen, in Mariazell 120 l/m² und selbst in Bad Aussee „nur“ 140 l/m². Wir sprechen hier also potentiell von der doppelten Gesamtmonatsmenge in wenigen Tagen!
Glücklicherweise pendelt die Schneefallgrenze die meiste Zeit über zwischen 1000 und 1500 m, d.h. ein Großteil des Niederschlags wird im Gebirge als Schnee gebunden und fließt erst nächste Woche mit Verzögerung ab.
Abschließend noch die Neuschneeprognose für die zweite Wochenhälfte: Im Gebirge viel viel Schnee!
Vom 1. Juni bis zum 31. August registrierte das Blitzmesssystem von nowcast über ganz Deutschland verteilt exakt 1.050.609 Blitzentladungen (Wolken- und Erdblitze). Dieser Wert liegt 10 Prozent unter dem 10-jährigen Mittelwert von 2014 bis 2023 und entspricht einem der niedrigsten Werte seit Beginn der modernen Blitzerfassung im Jahre 2009. Am wenigsten Blitze wurden bislang im Sommer 2022 mit 626.000 Entladungen detektiert. Während die Gewitteraktivität im Juni und August relativ durchschnittlich war, präsentierte sich der Juli mit einer Abweichung von -23 Prozent außerordentlich blitzrarm.
Den Blitzverlauf des gesamten Sommers kann man hier nachsehen: Blitzanimation 2024.
Was war das für eine unglaubliche Blitzshow heute Nacht in Ober- und Niederbayern! Neben unzähligen sehr fotogenen Bodenentladungen gab es bei Deggendorf später sogar eine ausgeprägte Shelfcloud 🌩️ pic.twitter.com/XVhFCSbwOw
Mit exakt 234.884 Blitzentladungen mit einer Stromstärke von mind. 5 kA führt Bayern wie üblich das Bundesländer-Ranking deutlich an, an zweiter Stelle folgt mit 161.166 Blitzen Niedersachsen. Brandenburg komplettiert mit 101.928 Entladungen das Podium. Deutlich weniger Blitze als üblich wurden im zurückliegenden Sommer in Baden-Württemberg registriert, welches traditionell eines der blitzreichsten Länder ist. Stark unterdurchschnittlich war die Saison auch in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Bei der Blitzdichte lag heuer allerdings Hamburg auf Platz 1, knapp vor Bayern.
Die Landkreise mit der höchsten Blitzdichte lagen aber allesamt in Bayern: Auf Platz 1 liegt Schwabach mit 51 Entladungen pro km², gefolgt von Rosenheim mit 44 und Ingolstadt mit 43,7 Blitzen/km².
Bundesland
Entladungen
Abweichung zum 10-j. Mittel
Bayern
234.884
-0%
Niedersachsen
161.166
+12%
Brandenburg
101.928
-12%
Baden-Württemberg
97.634
-32%
Nordrhein-Westfalen
97.057
– 10%
Hessen
70.477
+10%
Sachsen
61.116
-3%
Rheinland-Pfalz
50.989
-7%
Mecklenburg-Vorpommern
47.933
-31%
Thüringen
43.757
-6%
Sachsen-Anhalt
39.998
-35%
Schleswig-Holstein
28.232
-9%
Saarland
7.868
+16%
Hamburg
3.560
+70%
Berlin
2.728
-20%
Bremen
1.281
+21%
Blitzspektakel am 27. Juni
Der mit Abstand blitzreichste Tag war der 27. Juni, als ein Randtief namens ZOE mit sehr energiereicher Luft in weiten Teilen Deutschlands für kräftige Gewitter gesorgt hat. In Summe kam es an diesem Tag zu 115.000 Entladungen, davon 23.000 in Niedersachsen und 22.500 in Bayern. An diesem Tag wurde innerhalb von 24 Stunden etwa ein Viertel der üblichen Blitzentladungen des gesamten Junis verzeichnet. Zuletzt deutlich mehr Entladungen an einem Tag wurden am 22. Juni 2023 erfasst.
Hagel, Sturm und viel Starkregen
Der größte Hagel des Saison mit einem Durchmesser von bis zu 7 cm wurde am 12. Juli im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg gemeldet, die stärkste gemessene Windböe wurde dagegen in Chieming im Landkreis Traunstein am 12. August verzeichnet. In Summe kam es heuer aber deutlich seltener zu großem Hagel und Sturmböen als im Vorjahr. In Erinnerung bleiben jedoch die zahlreichen Gewitterlagen mit ergiebigen Regenmengen in kurzer Zeit, die mancherorts zu Sturzfluten und Überflutungen geführt haben. Besonders stark war Trendelburg im Landkreis Kassel betroffen, wo am 1. August sogar 170 l/m² in weniger als 10 Stunden gemessen wurden.
Die blitzreichsten Tage im Sommer 2024:
27. Juni 115.428
13. August 107.727
30. Juni 81.722
10. Juli 66.477
Bis zu 6cm große Hagelsteine im Umkreis von Backnang. Innerhalb der Hagelschneise gibt es schwere Schäden an Fahrzeugen und Vegetation #unwetter#gewitterpic.twitter.com/NFYlWZs4bD
Österreich liegt am Wochenende am Rande eine Tiefs über Westeuropa namens „Yonca“. Mit einer südlichen Strömung gelangen dabei noch feuchtwarme Luftmassen ins Land und die Temperaturen steigen nochmals auf ein hochsommerliches Niveau. Ab Sonntagabend nimmt der Tiefdruckeinfluss in Österreich zu, die neue Woche bringt unbeständiges und frühherbstliches Wetter.
Am Wochenende bis zu 32 Grad
Am Samstag dominiert meist der Sonnenschein, nur südlich der Tauern halten sich anfangs hochnebelartige Wolken. Die Temperaturen erreichen 25 bis 32 Grad. Auch am Sonntag scheint im Norden und Osten noch häufig die Sonne, im Laufe der zweiten Tageshälfte breiten sich von Vorarlberg bis Oberkärnten jedoch zunehmend dichte Wolken aus und die Gewitterneigung steigt an. Die Höchstwerte liegen von West nach Ost zwischen 22 und 32 Grad, im östlichen Flachland steht vermutlich der letzte Hitzetag des Jahres an. In der Nacht breiten sich Regen und Gewitter auf weite Teile des Landes aus.
10 Grad Temperatursturz
Die neue Woche beginnt trüb und häufig nass, im Süden und Südosten regnet es mitunter auch kräftig und gewittrig durchsetzt. Aber auch im Flachland zeichnen sich nach langer Trockenheit wieder größere Regenmengen ab. Die Temperaturen gehen spürbar zurück und erreichen ein für Jahreszeit passendes Niveau: Die Höchstwerte liegen am Montag nur noch zwischen 17 und 23 Grad.
Auch in den Folgetagen macht sich die Sonne rar, das unbeständige Wetter setzt sich fort und die Temperaturen gehen noch leicht zurück. Die Höchstwerte in den Niederungen pendeln sich im Bereich der 20-Grad-Marke ein.
Spätes Hochsommerende
Der September hat heuer einen außergewöhnlich warmen Start hingelegt, vielerorts war die erste Woche des Monats 5 bis 7 Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Vor allem im Osten wurden einige neue Stationsrekorde aufgestellt und u.a. in Wien und Linz gab es weitere Tropennächte mit einem Tiefstwert von mindestens 20 Grad. In der Wiener Innenstadt war bislang jede Nacht im September eine Tropennacht. Seit Jahresbeginn waren es bereits 52, der Allzeitrekord für Österreich wurde weiter ausgebaut. Der alte Jahresrekord lag bei 41 Tropennächten. Mehr Infos dazu gibt es hier: Rekord an Tropennächten.
Vom 1. Juni bis zum 31. August wurden in Österreich exakt 1.526.310 Blitze (Wolken- und Erdblitze) registriert, das entspricht im Vergleich mit den vergangenen 10 Jahren einem Plus von etwa 35 Prozent. Entsprechend zum langjährigen Mittel war der Juli der blitzreichste Monat des Jahres, auf Platz 2 folgt aber nicht wie üblich der Juni, sondern hier reiht sich der August ein. Während sowohl Juni und Juli etwa 15 Prozent mehr Blitze als üblich brachten, lag das Plus im August bei außergewöhnlichen 86 Prozent. In den letzten 15 Jahren hatte nur der August 2017 noch mehr Blitze zu bieten. Die Gewittersaison war besonders durch langsam ziehende Gewitter geprägt, welche in der oft sehr feuchten Luftmasse lokal immer wieder für ergiebige Regenmengen in kurzer Zeit sowie Überflutungen und Hangrutschungen sorgten.
Steiermark auf Platz 1, Wien und Burgenland außergewöhnlich
Auf Bundeslandebene lag im Sommer 2024 das traditionell blitzreichste Bundesland Steiermark erneut auf dem ersten Platz mit 453.935 Entladungen, das bedeutet ein Plus von etwa 38 Prozent im Vergleich zum 10-jährigen Mittel. Auf dem zweiten Platz reiht sich Niederösterreich mit einem Plus von 89 Prozent, gefolgt von Oberösterreich mit einem Plus von 15 Prozent.
Die größten positiven Abweichungen im Vergleich zum 10-jährigen Mittel findet man neben Niederösterreich auch in Wien und im Burgenland. In Wien wurden etwa dreimal mehr Blitze als üblich registriert, in Niederösterreich und im Burgenland fast doppelt so viele. So viele Blitze gab es in Wien und im Burgenland seit mehr als 10 Jahren nicht. Im Burgenland ist das besonders auf einen extrem blitzreichen Juni zurückzuführen, dieser brachte etwa 4.5-mal mehr Blitze als üblich. In Wien bilanzieren sowohl Juni als auch August äußerst blitzreich, ein Großteil der Blitze wurde aber an nur vier Tagen registriert. Am 17.08. wurden etwa mit 5035 Entladungen an nur einem Tag mehr Blitze detektiert, als in einem gesamten durchschnittlichen Sommer üblich.
Mit 5050 in #Wien georteten Blitzentladungen reiht sich der 17. August 2024 als Tag auf Platz 8 der blitzreichsten Jahre seit 2009 (ja, richtig gelesen: Verglichen mit der Jahresblitzanzahl!)😳 pic.twitter.com/px0Xvh8xZ8
Während die größten positiven Abweichungen im Osten des Landes zu finden waren, bilanziert der Sommer in Tirol und Kärnten durchschnittlich und in Vorarlberg sogar leicht unterdurchschnittlich. In Kärnten ist dies auf einen äußerst blitzarmen Juni, in Vorarlberg und Tirol auf den Juni und Juli zurückzuführen. In Tirol zeigen sich zudem regional große Unterschiede: Während es in den Nordalpen mehr Blitze als üblich gab, war die Saison in Osttirol stark unterdurchschnittlich.
Blitzreichster Bezirk im Burgenland
Auf Bezirksebene liegt das Burgenland an der Spitze. Der Bezirk mit der höchsten Blitzdichte war Oberwart mit 46.6 Blitzen pro Quadratkilometer, gefolgt von Graz mit 45.5 und Braunau am Inn mit 37.8 Blitzen pro Quadratkilometer. Auf Bundeslandebene folgt nach der Steiermark mit 27.7 Blitzen pro Quadratkilometer schon Wien mit 26.2 Blitzen pro Quadratkilometer und das Burgenland mit 25.2 Blitzen pro Quadratkilometer.
Juni im Westen blitzarm, im Osten außergewöhnlich blitzreich
Die Gewittersaison startete in diesem Jahr schon früh durch, allerdings war von Anfang an ein starker Gradient zwischen dem Westen und dem Osten des Landes zu erkennen. So verlief bereits der Mai im Osten außergewöhnlich blitzreich, in Erinnerung bleibt etwa der Tornado am 21.5. im Grazer Bezirk Eggenberg (mehr dazu: Starke Gewitter in Österreich, Tornado in Graz – uwz.at).
Weitere spektakuläre Aufnahmen vom #Tornado aus #Graz.
Der Juni schloss nahtlos an den Mai an, der Hotspot lag weiterhin in der Osthälfte. Markante Unwetterlagen sorgten besonders mit ergiebigen Regenmengen für große Schäden. Dabei bleiben etwa die verheerende Sturzflut am 8.6. in Deutschfeistritz und das Hochwasser entlang der Lafnitz im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld in Erinnerung.
Schwere Überflutungen (Sturzflut) aktuell nördlich von Graz. In St. Redegund wurden 82 mm in nur einer Stunde gemessen. https://t.co/DfnHZYYcyH
Den Höhepunkt erreichten die Gewitter am 9.6., zunächst stand erneut der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld im Mittelpunkt. Eine Superzelle sorgte im Raum Hartberg für großen Hagel, der eine durchfliegende AUA-Maschine stark beschädigte und so für internationales Aufsehen sorgte. Im weiteren Verlauf verlagerte sich die Superzelle ins Südburgenland und konnte im Raum Großpetersdorf auch noch einen Tornado ausbilden.
Ein Flugzeug der AUA ist heute in etwa 6000 m Höhe direkt in die Hagelzelle bei Hartberg geflogen. Das Flugzeug konnte sicher am Flughafen Wien landen. https://t.co/vxBh5F9pAA
Aber auch im Westen gab es am 9.6. starke Gewitter, etwa im Bezirk St. Johann in Tirol wurde dabei sehr großer Hagel mit einem Durchmesser von bis zu 9 cm beobachtet. Am 30.6. war erneut Hagel im Mittelpunkt, im nördlichen Waldviertel richteten Hagelkörner mit einem Durchmesser von 6 bis 7 cm große Schäden an.
Wenn der Großhagel in Kombination mit Sturmböen daherkommt, ist nicht viel zu machen. Hier im Raum Söll und Schwoich bis zu 7cm großer Hagel gestern.
📸 BFV Kufstein, https://t.co/hqJGM5tDiC, Armin Stuefer, FF Kufstein pic.twitter.com/5tpbhDKTzi
Der bis zu 7cm große Hagel hat im Raum Waldkirchen, Gilgenberg und Rappolz rund 80% der Gebäude teils schwer beschädigt, wie das BFK berichtet.
📸 St. Mayer/BFK Waidhofen a.d. Thaya, FF Raabs a.d. Thaya pic.twitter.com/trbmAVq5iK
In Summe hatte der Juni mit einem Plus von 15 Prozent etwas mehr Blitze als im langjährigen Mittel zu bieten, der Osten hatte daran großen Anteil. Während das Burgenland, Niederösterreich und Wien deutlich mehr Blitze als üblich verzeichneten, verlief der Juni in Kärnten, Salzburg und Tirol unterdurchschnittlich.
Juli erneut von großen Regenmengen und Hagel geprägt
Der Juli startete zunächst mit nur wenigen Gewittern, im weiteren Verlauf nahm die Gewitterneigung aber deutlich zu. Während eine Gewitterlinie am 6.7. im oberösterreichischen Zentralraum für Sturmböen bis 100 km/h sorgte, wurden am 10.7. im Tiroler Fieberbrunn Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu 7 cm registriert. Am 11.7. und 12.7. gingen in der Weststeiermark starke Gewitter nieder, welche enorme Regenmengen in kurzer Zeit brachten und für Überflutungen und Murenabgänge sorgten. Der 12.7. geht mit knapp 190.000 Entladungen auch als blitzreichster Tag des Jahres in die Statistik ein. Für diesen Sommer ungewöhnlich, überquerte eine Gewitterlinie den Großteil der Osthälfte des Landes. Im Zuge dessen kam es vielerorts zu Sturmböen, in Zeltweg wurden etwa Böen bis zu 111 km/h gemessen.
Am 16.7. war erneut Starkregen im Fokus, im Aflenzer Becken kamen innerhalb weniger Stunden 95 l/m² zusammen. Die zweite Hälfte des Monats verlief schließlich etwas ruhiger, lokal brachten Gewitter aber weiterhin Starkregen und Sturm.
Hier ein Video der Schäden der gestrigen #Gewitter aus den Aflenzer Becken. Dort sind teils 100 L/m² in wenigen Stunden gefallen, dementsprechende Zerstörung gab es dort. Die Unwetter haben auch die Südstrecke der ÖBB betroffen und für Muren gesorgt. pic.twitter.com/CVr726VbrS
Wie der Juni hatte auch der Juli im Vergleich zum Mittel etwa 15 Prozent mehr Blitzentladungen zu bieten, das größte Plus gab es neben Niederösterreich diesmal auch in der Steiermark und in Kärnten. Deutlich unterdurchschnittlich verlief der Juli von Vorarlberg bis Salzburg und in Wien.
Im August in Wien mehr Blitze, als in einem durchschnittlichen Sommer
Der August präsentierte sich außerordentlich blitzreich, immer wieder gab es kräftige Gewitter. Bereits am 1.8. wurde in Arriach in Kärnten eine Böe von 103 km/h gemessen, am 8.8. wurde bei Krems an der Donau im Zuge eines Schauers die Vorstufe eines Tornados dokumentiert.
Der 12.8. hatte wieder großen Hagel zu bieten, im Pongau wurden Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu 6 cm registriert. Am 13.8. brachte ein nächtliches Gewitter am Flughafen Wien-Schwechat eine Orkanböe von 112 km/h. Im weiteren Verlauf stand Wien dann auch am 17.8. im Mittelpunkt. Ein stationäres Gewitter brachte an der Hohen Warte in Wien in nur einer Stunde 94 l/m², noch nie wurde an einer österreichischen Wetterstation eine derart hohe Regenmenge in nur einer Stunde gemessen. Zudem wurden in Wien an nur einem Tag 5000 Blitze detektiert und damit mehr, als in einem ganzen durchschnittlichen Sommer.
Insgesamt bilanziert der August mit einem Plus von 86 Prozent extrem blitzreich, in den vergangenen 15 Jahren gab es nur im Sommer 2017 mehr Entladungen. Bis auf das Burgenland gab es in allen Bundesländern überdurchschnittlich viele Blitze, die größte Abweichung mit etwa 400 Prozent in Wien. Aber auch in Niederösterreich (+140 Prozent) und Salzburg (+127 Prozent) wurden mehr als doppelt so viele Blitzentladungen detektiert.
Stärkster Blitz in Oberösterreich
Die Kraft von Blitzen wird über die Stromstärke in der Einheit Ampere angegeben. Der stärkste Blitz des Landes wurde im Sommer 2024 in Oberösterreich gemessen: Spitzenreiter ist eine Entladung mit rund 355.000 Ampere am 27. Juni in der Gemeinde St. Marienkirchen am Hausruck im Bezirk Ried im Innkreis. In kürzester Zeit wurde dabei rund 22.000 mal mehr Energie freigesetzt, als in einer haushaltsüblichen Steckdose mit 16 Ampere verfügbar ist.
Seit 1767 und somit seit 258 Jahren wird in Österreich kontinuierlich das Wetter aufgezeichnet. Mit einer Abweichung von +2,0 Grad gegenüber dem Mittel der letzten 30 Jahre von 1991 bis 2020 endet der Sommer landesweit gesehen als zweitwärmster dieser langen Messgeschichte, knapp hinter dem „Jahrhundertsommer“ von 2003. Betrachtet man nur den Süden und Osten des Landes, so bilanziert der Sommer hier gar auf Platz 1. Zwar gab es schon häufig absolut gesehen höhere Temperaturextreme, dennoch wurden an vielen Stationen neue Rekorde verzeichnet, etwa bei der Zahl von Hitzetagen oder Tropennächten. In Summe war der Sommer etwas zu trocken, die regionalen Unterschiede sind jedoch naturgemäß groß und auf lokaler Ebene kam es nicht selten zu heftigen Starkregenereignissen. Gewitter traten nicht unbedingt häufiger auf, waren mit über 1,5 Millionen registrierten Blitzen aber außerordentlich blitzreich. Zuletzt wurden im Sommer 2017 mehr Blitze registriert.
Gemäßigter Beginn, extremes Ende
Der Start in den Sommer im Juni war noch durch rege Tiefdruckaktivität über Westeuropa geprägt, stabile Wetterphasen blieben zunächst aus und nur vorübergehend kam es zu Warmluftvorstößen im Alpenraum. Die erste Hitzewelle des Sommers ließ bis zum 18. Juni auf sich warten und war auch nur von kurzer Dauer. Entsprechend empfanden einige Menschen das Wetter anfangs eher als kühl, doch mit einer Abweichung von +1,0 Grad fiel selbst der Juni am Ende zu warm aus. Deutlicher waren die Abweichungen zur Klimanormalperiode im Juli mit +1,8 Grad und schließlich v.a. im August mit +3,2 Grad, welcher als heißester der Messgeschichte abschloss und maßgeblich zur deutlichen Sommerbilanz beitrug. Dabei war die Wärme nicht im ganzen Land gleich verteilt: In Bregenz etwa beträgt die Abweichung der Mitteltemperatur vergleichsweise geringe +1,2 Grad, während der Sommer in Bad Radkersburg um +2,9 Grad wärmer als das 30-jährige Mittel ausfiel. So kommt es, dass der Sommer im Süden und Osten als der heißeste der österreichischen Messgeschichte endet, landesweit gesehen aber knapp auf Platz 2 liegt.
Rekorde bei Hitzetagen und Tropennächten
Mit etwas über 36 Grad wurden zwar wiederholt sehr hohe Temperaturen gemessen, so extrem wie in den Vorjahren mit 37 bis 39 Grad war die Hitze heuer aber nicht. Ausschlaggebend für die hohe Mitteltemperatur waren eher die wiederkehrenden Hitzewellen und die häufig fehlende nächtliche Auskühlung. In Klagenfurt etwa wurde im Juli mit 11 Hitzetagen in Folge sogar die längste Hitzewelle seit Messbeginn 1950 registriert. In Eisenstadt etwa gab es mit insgesamt 41 Hitzetagen über 30 Grad so viele wie nicht zuvor seit Messbeginn im Jahre 1936. Generell wurden häufig doppelt so viele Hitzetage registriert wie im Durchschnitt der letzten 30 Jahre.
Noch beeindruckender sind die Zahlen zu den so genannten Tropennächten, in denen es nicht unter 20 Grad abgekühlt hat. In Linz, St. Pölten, Wien, Graz und Eisenstadt wurden gleich in 5 Landeshauptstädten mehr denn je registriert, und dies teils deutlich. In Wien ist die Wetterstation Innere Stadt als repräsentativ für die Stadtbezirke anzusehen, beachtliche 46 Tropennächte wurden hier gemessen – also etwa jede zweite Sommernacht war betroffen. Ein Grund für die vielen Tropennächte ist in der erhöhten Luftfeuchtigkeit zu sehen, denn damit ist die atmosphärische Gegenstrahlung in den Nächten höher und die effektive Auskühlung geringer. Mehr dazu: Blog-Artikel
Längere Trockenperioden, mehr Regen in kurzer Zeit
Die Niederschlagsabweichung des Sommers ist mit etwa -13% leicht negativ, regional kam es durch die räumlich begrenzte Charakteristik sommerlicher Niederschläge aber zu größeren Unterschieden. So war es besonders vom Mühlviertel bis ins Nordburgenland sowie in Osttirol und Oberkärnten deutlich zu trocken, während das Regensoll an der Alpennordseite häufig erfüllt und in der Obersteiermark sogar überschritten wurde. Nicht selten ist der Regen innerhalb kürzester Zeit im Zuge stationärer Gewitter gefallen und hat lokal für Überflutungen und Muren gesorgt. Anfang Juni wurde bereits Deutschfeistritz überschwemmt, hier führte der Übelbach ein 300-jährliches Hochwasser, später war Aflenz betroffen und auch bspw. aus Hollabrunn oder vom Arlberg gingen Bilder überschwemmter Ortskerne durch die Medien.
Das wohl außergewöhnlichste Unwetter dürfte am 17. August aber Wien erlebt haben. Nach wochenlanger Dürre ging über der Hohen Warte im Norden der Stadt ein Wolkenbruch nieder, wie ihn noch keine Wetterstation zuvor in Österreich verzeichnet hatte: Etwa 94 l/qm wurden innerhalb einer Stunde gemessen – und damit etwa der halbe Sommerniederschlag.
Zum Schluss ein Wort zur Sonnenscheindauer
Denn diese war in diesem außergewöhnlichen Sommer die wohl einzige Konstante. Bis zu 10% auf das Soll fehlten im Westen, etwas mehr gab es dagegen im Osten, landesweit gesehen schien die Sonne etwa so viel wie im Schnitt der letzten 30 Jahre.
Extremwerte Sommer 2024 (Bundesland, Tag des Auftretens)
Höchste Temperaturen
36,4 Grad Wien – Innere Stadt (W, 30.06.)
36,3 Grad Andau (B, 10.07.), Langenlebarn (NÖ, 16.08.), Pottschach-Ternitz (NÖ, 14.08.)
36,2 Grad Güssing (B, 17.08.)
Tiefste Temperaturen (<1000 m)
-0,3 Grad Liebenau / Gugu (OÖ, 14.06.)
-0,2 Grad Schwarzau im Freiwald (NÖ, 14.06.)
+2,2 Grad Radstadt (S, 14.06.)
Stärkste Windspitzen Niederungen
112 km/h Wien-Schwechat (NÖ, 13.08.)
111 km/h Zeltweg (ST, 12.07.)
109 km/h Waizenkirchen (OÖ, 10.07.), Zell am See (S, 21.07.)
Sommertage
80 Gumpoldskirchen (NÖ), Wiener Neustadt (NÖ), Bad Radkersburg (ST)
79 Wien (Innere Stadt, Hohe Warte u.a.), Groß-Enzersdorf (NÖ), Zwerndorf (NÖ) u.a.
78 Stockerau (NÖ), Wolkersdorf (NÖ), Neusiedl am See (B) u.a.
Tropennächte
46 Wien – Innere Stadt (W)
32 Wien – Donaufeld (W)
30 Podersdorf (B)
Gibt es in Zeiten des Klimawandels ein Trend, der nach unten zeigt?
Im Bild Anzahl der Tage in Wien mit einem Höchstwert von weniger als 25 Grad.
Derer gab es diesen Sommer nur 13 (so wenige wie nie zuvor).
Trend (schwarze Linie): es gibt immer weniger solcher „kühlen“ Tage. pic.twitter.com/kw75SRsN7c
Der Sommer 2024 war im Tiefland der wärmste der Messgeschichte, knapp vor den Sommern 2003 und 2019. Auffällig ist die hohe Anzahl an Tropennächten in den Niederungen, was auch in Zusammenhang mit der außergewöhnlich hohen Luftfeuchtigkeit steht: Wenn die Luft feucht ist, dann ist auch die atmosphärische Gegenstrahlung höher, was eine effiziente nächtliche Abkühlung verhindert. Tatsächlich dürfte der Sommer in Mitteleuropa auch als der bislang schwülste seit Messbeginn in die Annalen gehen.
Neue Rekorde bei der Anzahl an Tropennächten gibt es u.a. in Wien, Graz, Linz, St. Pölten und Eisenstadt.
Tropennächte
Mittel
(1991-2020)
Jahresrekord
(bis 2023)
Jahr 2024
(Stand 8.9.24)
Wien – Innere Stadt
21
41 (2018, 2019)
53*
Wien – Döbling
6
23 (2015)
25*
Graz Uni
2
9 (2013)
11*
Linz
3
14 (2015)
18*
St. Pölten
1
7 (2015)
11*
Eisenstadt
5
19 (2015)
27*
Innsbruck
0
3 (u.a. 2019)
0
Salzburg Flughafen
0
3 (u.a. 2023)
0
Bregenz
2
12 (2015)
3
Klagenfurt Flughafen
0
3 (2019)
1
53 Tropennächte in Wien
Die meisten Tropennächte überhaupt gab es wie üblich in der Wiener Innenstadt: Hier waren es allein im Sommer (bis zum 31. August) bereits 46, mittlerweile sind es schon 53, also deutlich mehr als in den Rekordjahren 2018 und 2019.
Stadteffekt
Die Regionen mit den meisten Tropennächten in Österreich liegen im Wiener Becken und im Nordburgenland. Generell treten Tropennächte vor allem in Ballungsräumen auf, so spielt die Versiegelung für die Nachttemperaturen eine wesentlich größere Rolle als für die Temperaturen am Tag. Wien weist eine starke Wärmeinsel bzw. Stadteffekt auf: Während in der Inneren Stadt bereits 53 Tropennächte verzeichnet wurden, waren es am östlichen Stadtrand meist 15 bis 20. Noch weniger gab es am westlichen Stadtrand: In den Tälern des Wienerwalds wie etwa in Mariabrunn wurden bislang nur 5 Tropennächte gemessen.
Einen Stadteffekt kann man aber in allen größeren Städten in den Nächten beobachten, so gab es etwa in Klagenfurt an der neuen, innerstädtischen Station bei der HTL bereits 9 Tropennächte, während es am Flughafen nur eine war. In Graz wurden in Straßgang sogar 15 Tropennächte gemessen, während es am Flughafen nur 3 waren. Abseits der Ballungsräume sind oft warme Gewässer oder Föhneffekte für warme Sommernächte verantwortlich, etwa in Podersdorf gab es heuer bereits 30 Tropennächte.
Rekorde in Österreich
Die meisten Tropennächte in einem Sommer: 46 in der Wiener Innenstadt (2024)
Die meisten Tropennächte in einem Jahr: 53 in der Wiener Innenstadt (2024; vorläufig)
Die wärmste Nacht: 26,9 Grad in der Wiener Innenstadt (23.7.2015, 2.8.2017)
Die späteste Tropennacht in Wien: 17.9.2020 mit 20,7 Grad
Die späteste Tropennacht überhaupt: 30.10.2022 am Kolomansberg mit 20,4 Grad
Mit einer Abweichung von rund +2 Grad zum langjährigen Mittel (1991-2020) war der August deutlich zu warm. Dies entspricht dem 4. wärmsten seit Messbeginn. Besonders große Abweichungen gab es in der Mitte und im Süden. Vor allem die ersten zwei Augustdekaden waren von feuchtwarmen, schwülen Luftmassen geprägt. Im Laufe des Monats kam es auch zu mehreren Hitzepeaks, wie etwa am 13., 24. und 29. August. Am 13. wurde mit 36,5 °C in Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz auch die bundesweit höchste Temperatur gemessen. Die meisten Hitzetage wurden im Oberrheingraben, in Mainfranken und in den Niederungen Ostthüringens beobachtet.
Teils nass, teils trocken
Regional war der August zu trocken, so hat es im Flächenmittel rund 22 Prozent zu wenig geregnet. Am trockensten war es dabei im Nordosten. Lokal gab es aber auch überdurchschnittliche Regenmengen: Am nassesten war es im Berchtesgadener Land, im Chiemgau sowie sehr lokal auch in Nordhessen. Etwa in Trendelburg wurden am 1. sogar 170 l/m² innerhalb von nur 24 Stunden gemessen. Gewitter haben aber auch in anderen Regionen zu großen Regenmengen in kurzer Zeit geführt.
Viel Sonne
Im gesamten Land wurden deutlich mehr Sonnenstunden als üblich verzeichnet, im Flächenmittel gab es ein Plus von rund 23 Prozent. Besonders große Abweichungen von teils mehr als 30 Prozent gab es in der Mitte des Landes, während die Abweichungen am Alpenrand sowie im äußersten Norden vergleichsweise gering waren.