Orkan Victoria sorgt für extrem tiefen Luftdruck bei Island

Bereits am vergangenen Wochenende hat das Tiefdruckduo RUTH+SABINE für extreme Druckgegensätze zwischen den Azoren und Island gesorgt, so wurde bei einem transatlantischen Flug von New York nach London am 9. Februar mit 4 Stunden und 56 Minuten auch eine neue Rekordzeit aufgestellt. Knapp eine Woche später kommt es nun zu einer Wiederholung, so sorgen die beiden Tiefs UTA und VICTORIA neuerlich für extreme Druckunterschiede bzw. für einen sehr starken Jetstream über dem Atlantik.

Westwindband
Der Jetstream am Atlantik erreicht am Samstag teils 215 kn bzw. 400 km/h. © ECMWF

Bombogenese

Orkan VICTORIA erreicht laut den neuesten Modellprognosen nach einer extrem raschen Vertiefung am Samstagabend einen Kerndruck von etwa 917 hPa. Dabei sinkt der Druck im Tiefkern um rund 70 hPa in 30 Stunden! Es handelt sich also um eine sog. rapide oder explosive Zyklogenese (manchmal auch „Bombogenese“). Auf dem offenen Ozean gibt es unmittelbar am Südrand des Tiefkerns Orkanböen über 200 km/h. Der bisher tiefste Luftdruck im Nordatlantik wurde übrigens bei Orkan Braer am 10. Jänner 1993 mit 913 hPa erreicht. Für Meteorologen sowie allgemein bei der Bobachtung eines Barometers ist allerdings weniger der absolute Luftdruck relevant, sondern vielmehr seine Änderung mit Zeit (v.a. rascher Druckfall).

Druckrekorde

Der tiefste Luftdruck auf der Erde wurde am 12. Oktober 1979 im Auge von Taifun „Tip“ bei Guam im Pazifik erreicht: Anhand von Satellitendaten wurde ein Kerndruck von 870 hPa ermittelt. Der höchste Luftdruck beträgt hingegen 1083,8 hPa und wurde am 31. Dezember 1968 in Agata (Sibirien) gemessen. In Deutschland liegen die Extreme zwischen 945,9 hPa (27. November 1983, Emden) und 1060,6 hPa (23.Jänner 1907, Rügen).


AO-Index

Bereits am vergangenen Wochenende haben die extremen Druckgegensätze über dem Nordatlantik beim AO-Index (Arktische Oszillation) für einen neuen Rekordwert von 6,3 beigetragen. Dieser Rekord wird nach derzeitigem Stand an diesem Wochenende neuerlich überboten! Allgemein herrscht bei positiven AO-Werten in Europa eine starke Westströmung, welche milde Luftmassen vom Atlantik bis nach Osteuropa führt. Der aktuell anhaltend positive AO-Index steht in direktem Zusammenhang mit dem sehr starken stratosphärischen Polarwirbel, welcher arktische Kaltluftausbrüche verhindert und die kalten Luftmassen sozusagen im hohen Norden gefangen hält.

Unterschiedliche Namen

Wie bereits bei Sturm SABINE, welches in Nord-, West- und Mitteleuropa drei unterschiedliche Namen trug (Elsa, Ciara und Sabine), erhält auch VICTORIA in Westeuropa einen anderen Namen: Hier ist nämlich von Storm Dennis die Rede. Im deutschsprachigen Raum werden die Namen von der FU Berlin vergeben, siehe hier.