Kalte Gefährten
Den Ursprung der Eisheiligen nimmt man im Mittelalter an, als die gläubige, vorwiegend bäuerliche Bevölkerung von spätem Frost und den dadurch entstandenen Ernteeinbußen betroffen war. Die Ehrfurcht vor diesem Witterungsphänomen hat die Menschen dazu veranlasst, die Gedenktage Heiligen und Märtyrern zuzuordnen. Je nach Region sind das drei bis fünf Eisheilige:
Mamertus, Bischof von Vienne – 11. Mai (nur Norddeutschland)
Pankratius, frühchristlicher Märtyrer – 12. Mai
Servatius, Bischof von Tongeren – 13. Mai
Bonifatius, frühchristlicher Märtyrer – 14. Mai
Sophia „Kalte Sophie“, frühchristliche Märtyrerin – 15. Mai
Die Statistik
Frost im Mai und somit auch zu den Eisheiligen ist in den tiefen Lagen generell recht selten . Deutlich häufiger sind späte Fröste allerdings in höher gelegenen Alpentälern. In diesen Regionen ist sogar Anfang Juni noch leichter Morgenfrost möglich. Die Eisheiligen sind aus meteorologischer Sicht eine sogenannte Singularität, ein Ereignis, welches wiederholt auftritt. In den vergangen 50 Jahren gab es vor allem zwischen dem 20. und dem 25. Mai immer wieder größere Kaltlufteinbrüche . Das ist vor allem bemerkenswert, da der Zeitraum der Eisheiligen ursprünglich aus der Zeit des Julianischen Kalenders stammt. Bei der gregorianischen Kalenderreform im 16. Jahrhundert blieben die Tage allerdings unverändert. Genau genommen sind somit die Eisheiligen in Wirklichkeit erst zwischen dem 19. und dem 23. Mai, also eine gute Woche später.
Die Klimaveränderung macht allerdings auch vor den Eisheiligen nicht Halt: Zuletzt sind sie oft ganz ausgeblieben. Häufig verhielt sich das Wetter sogar umgekehrt, wodurch sich bei manchen der Begriff „Schweißheiligen“ entwickelt hat, da zu dieser Zeit häufig die ersten Sommertage mit bis zu 30 Grad aufgetreten sind.

Und dieses Jahr?
In diesem Jahr kündigt sich pünktlich zu Pankratius ein Kaltluftvorstoß an. Ein kleinräumiges Tiefdruckgebiet zieht am Samstag quer über Deutschland hinweg, auf seiner Rückseite wird schließlich die über der Nordsee liegende Kaltluft angezapft und zu den Alpen geführt. Damit baut sich jedoch auch hoher Luftdruck über Nordwesteuropa auf, so dass sich das Wetter zum Muttertag zumindest recht freundlich gestaltet. Regen fällt nur direkt an den Alpen. Mit Höchstwerten zwischen 7 und 14 Grad liegen die Temperaturen nur ein paar Grad unter denen der Vortage, markant kälter wird es vor allem in den Mittelgebirgen. Nachts kühlt es jedoch wieder verbreitet auf niedrige Plusgrade ab, Frost ist nach jetzigem Stand nur vereinzelt zu erwarten.
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