Gewitter im Sommer 2023: Knapp 1,1 Mio. Blitze in Österreich

Vom 1. Juni bis zum 31. August registrierte das Blitzortungssystem LINET (Lightning Detection Network) von nowcast, dem Blitzspezialisten der UBIMET-Gruppe, im Hochpräzisionsmessbereich über ganz Österreich verteilt exakt 1.094.100 Blitze (Wolken- und Erdblitze). Entsprechend zum langjährigen Mittel waren heuer der Juli gefolgt vom August die blitzreichsten Monate des Jahres. Während der Juli und August etwa 13 Prozent mehr Blitze als üblich brachten, lag die Bilanz im Juni bei -28 Prozent. Daraus resultiert eine ausgeglichene Sommerbilanz: Der Blitzanzahl im Sommer 2023 liegt im Mittelfeld der vergangenen 10 Jahre. Deutlich mehr Blitze gab es in den Jahren 2012 und 2017, als 1,8 Mio. Entladungen erfasst wurden. Die Gesamtanzahl der Blitze war zwar in etwa durchschnittlich, die Gewitterlagen in diesem Sommer waren aber oft unwetterträchtig.

Blitzdichte im Sommer 2023. © UBIMET

Orkanböen und Großhagel

Der Höhepunkt der Gewittersaison wurde heuer im Juli erreicht, als es rund um die Alpen immer wieder schwere Unwetter gab. In Österreich kam es dabei mehrmals zu Gewitterlinien mit schweren Sturm- und Orkanböen, in Summe wurden im Juli und August an mehr als 50 Wetterstationen neue monatliche Sturmrekorde aufgestellt.

Gemessene Windspitzen im Sommer 2023.

Dazu kam es rund um die Alpen auch mehrmals zu großem Hagel: Am 24. Juli wurde im benachbarten Friaul sogar ein Hagelkorn mit einer Größe von 19 cm dokumentiert, was einem neuen europäischen Rekord entspricht. Auch in Österreich wurde aber sehr großer Hagel beobachtet, wie etwa im Bezirk Voitsberg mit knapp 10 cm am 25. August oder im Bezirk Völkermarkt mit 8 cm am 23. Juni.

Riesiger Hagel am 24.7.23 in Friaul. FAQ zu großem Hagel gibt es hier. Foto: M. Tonin
Einer der größten Hagelkörner in Österreich im Sommer 2023 (Bezirk Voitsberg am 25.8.). Bild © N. Koretic

Steiermark auf Platz 1

Auf Bundeslandebene lag im Sommer 2023 das traditionell blitzreichste Bundesland Steiermark auf dem ersten Platz mit 352.063 Entladungen, was hier etwa 10 Prozent mehr Blitze als im 10-jährigen Mittel entspricht. Auf dem zweiten Platz folgt Oberösterreich mit 212.171 Entladungen, gefolgt von Kärnten mit 139.215. Kärnten weist heuer die größte positive Abweichung im Vergleich zum 10-jährigen Mittel auf, während die Gewittersaison in Wien und Niederösterreich deutlich unterdurchschnittlich abschließt.

Bundesland Blitzentladungen Abweichung zum 10-jährigen Mittel
Steiermark 352.063 +13%
Oberösterreich 212.171 +9%
Kärnten 139.215 +42%
Niederösterreich 127.350 -34%
Tirol 103.264 -16%
Salzburg 74.362 -17%
Vorarlberg 57.211 +10%
Burgenland 26.718 +14%
Wien 1.746 -52%
Blitze im Jahr 2023 im Vergleich zum 10-jähirgen Mittel von 2010 bis 2019. Mehr Infos zur Blitzklimatologie in Österreich gibt es hier. © UBIMET
Max. Blitzdichte pro km² (Bundesländer)
  • 21,5 Blitze/km² Steiermark
  • 17,7 Blitze/km² Oberösterreich
  • 14,6 Blitze/km² Kärnten

Blitzreichster Bezirk in Oberösterreich

Auf Bezirksebene liegt Oberösterreich an der Spitze: Der Bezirk mit der höchsten Blitzdichte war Braunau am Inn mit rund 40 Blitzen pro Quadratkilometer, gefolgt von der Südoststeiermark mit 38,5 und Graz mit 34,4 Blitzen pro Quadratkilometer. Im Burgenland war Oberpullendorf mit 27,1 Blitzen/km² der blitzreichste Bezirk, in Kärnten war es Wolfsberg mit 22,6.

Max. Blitzdichte pro km² (Bezirke)
  • 40,0 Braunau am Inn (OÖ)
  • 38,5 Südoststeiermark (ST)
  • 34,4 Graz (ST)
  • 29,4 Voitsberg (ST)
  • 28,5 Leibnitz (ST)
Unwetterfront am 26.8.23 in Oberösterreich. © Storm Science Austria

Juni an der Alpennordseite blitzarm

Der Start der Gewitterhochsaison verlief zunächst gedämpft. Die erste Gewitterlage des Sommers war durch nahezu ortsfeste Gewitter mit teils extremen Regenmengen in kurzer Zeit geprägt. An manchen Stationen kam es dabei zu neuen Niederschlagsrekorden wie etwa Wels am 5.6. mit 125 mm in wenigen Stunden oder in Bruckneudorf am 7.6. mit 111 mm. In der zweiten Monatshälfte nahm die Saison aber langsam Fahrt auf und am 21.6 sowie 23.6. gab es vor allem im Süden schwere Gewitter mit bis zu 8 cm großen Hagel im Bezirk Völkermarkt. In Summe war der Juni mit der Ausnahme der Steiermark und Wien aber vergleichsweise blitzarm, ganz besonders an der Alpennordseite. Landesweit wurden nur 72 Prozent der üblichen Blitzentladungen verzeichnet, wobei die Bilanz in Oberösterreich gar nur bei 18 Prozent lag. Mehr dazu hier: Im Juni 240.000 Blitze in Österreich.

Analyse der maximalen stündlichen Niederschlagssumme. Bei den Messwerten liegt Wels an der Spitze (5. Juni). © UBIMET

Schwergewitterlagen im Juli

Am Rande eines Hitzehochs über dem Mittelmeer war der Juli heuer durch zahlreiche Schwergewitterlagen geprägt. Ausschlaggebend dafür war das Zusammentreffen von ungewöhnlich starkem Höhenwind und energiereicher Luft. In erster Linie waren davon der Süden und Südosten des Landes betroffen, aber auch in den Alpen kam es mehrmals zu Unwettern. Weitere Details gibt es auch hier: Im Juli 485.000 Blitze in Österreich.

Zwischen dem Tiefdruckeinfluss über Nordeuropa und dem Hitzehoch über dem Mittelmeer war die Höhenströmung und damit auch die Windscherung im Juli ungewöhnlich stark im Alpenraum.

In Kärnten, der Steiermark und im Burgenland wurden deutlich mehr Blitze als üblich erfasst: Im Burgenland wurden 80% mehr Blitze verzeichnet als im 10-jährigen Mittel, in Kärnten sogar doppelt so viele. In Niederösterreich und Wien gab es dagegen weniger als die Hälfte der üblichen Blitzentladungen.
In Erinnerung bleiben u.a. der 17. Juli, als im Zuge eines Gewitters der Kirchturm in St. Marxen nahe Völkermarkt umgerissen wurde, sowie auch der 18. Juli, als eine Gewitterlinie mit Sturm- bzw. örtlich auch Orkanböen von Vorarlberg bis ins Burgenland durchzog. An diesem Tag wurden u.a. in Bad Eisenkappel mit 121 km/h und in Hintertux mit 120 km/h neue Stationsrekorde verzeichnet. Der exponierte Windmesser am Flughafen Innsbruck hat sogar 161 km/h gemessen, diese Station ist allerdings wenig repräsentativ.

Die Superzelle und der Kirchturm von St. Marxen am 17.7.23 . © Storm Science Austria
Die Gewitterfront am 18.7.23 in der Südsteiermark.© Storm Science Austria

Orkanböen wurden allerdings auch am 12. bzw. 13. Juli in Oberösterreich und der Steiermark gemessen, wie etwa in Reichersberg mit 121 km/h, Bad Radkersburg mit 120 km/h oder Kalwang mit 119 km/h.

Blitzreichster Tag im August

Der August brachte zunächst nur wenig Gewitter, rund um die Monatsmitte sowie neuerlich am Monatsende im Anschluss an eine markante Hitzewelle kam es aber wieder vermehrt zu kräftigen Gewittern. Etwa am 12. August wurde Salzburg von einer starken Gewitterzelle getroffen, am Flughafen wurde dabei ein neuer Monatsrekord mit 126 km/h verzeichnet. Der Höhepunkt wurde mit mehr als 93.000 Entladungen allerdings am 26. August erreicht, als eine Gewitterlinie über Oberösterreich und Teile Niederösterreichs hinwegzog. In Reichersberg wurden dabei Orkanböen bis 125 km/h gemessen. Weitere Daten gibt es auch in unserem Augustrückblick.

Die Unwetterfront im Flachgau am 26.8.23. © Storm Science Austria
Blitzreichste Tage im Sommer 2023
  • 93.132 am 26 August
  • 80.468 am 18. Juli
  • 71.666 am 23. Juni

Stärkster Blitz im Bezirk Feldkirch

Die Kraft von Blitzen wird über die Stromstärke in der Einheit Ampere angegeben. Der stärkste Blitz des Landes wurde in Vorarlberg gemessen: Spitzenreiter ist eine Entladung mit rund 351.000 Ampere am 19. Juni in der Gemeinde Feldkirch. In kürzester Zeit wurde dabei rund 22.000 mal mehr Energie freigesetzt, als in einer haushaltsüblichen Steckdose mit 16 Ampere verfügbar ist. Anders als oft vermutet kann man anhand von der Blitzstärke aber nicht auf die Stärke eines Gewitters Rückschlüsse ziehen. Oft treten starke Blitze auch bei vergleichsweise harmlosen Kaltluftgewittern auf.

Stärkste Entladungen pro Bundesland
  • 351 kA Feldkirch (V)
  • 306 kA Außervillgraten (T)
  • 290 kA Lichtenegg (NÖ)
  • 278 kA Oberdrauberg (K)
  • 264 kA Bramberg am Wildkogel (S)
  • 254 kA Edelschrott (ST)
  • 243 kA Altschwendt (OÖ)
  • 242 kA Pinkafeld (B)
  • 99 kA Liesing (W)