Riesiger Hagel in Libyen am 27. Oktober 2020

Am 27. Oktober 2020 waren die Bedingungen perfekt für sehr schwere Gewitter im südlichen Mittelmeer zwischen Italien und Libyen. Aufgrund des Zustroms feuchter Luftmassen vom Mittelmeer und des sich zudem noch mit der Höhe drehenden Windes (um nur zwei jener Bedingungen zu nennen) konnte sich in der äußerst instabilen Luftmasse ein Superzellengewitter organisieren, das Hagelkörner von 20cm im Durchmesser zur Folge hatte.

Rasch waren die sozialen Medien voll von Fotos und Videos. Anhand mancher dieser Videos (man achte dabei auf den Ton!) kann man sehr gut begreifen, welchen Impuls und welche Wucht diese Hagelkörner haben. Man kann sich dann auch gut vorstellen, welche Schäden diese anrichten können.

Auf einigen Fotos kann man den ungefähren Durchmesser der Hagelkörner abschätzen. Es ist somit wahrscheinlich, dass einige der Hagelkörner einen Durchmesser von 20 cm und mehr hatten.

Wie entsteht Hagel?

Auch hier ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren wichtig: stark unterkühltes Wasser, dh. noch flüssiges Wasser bei Temperaturen weit unter 0 Grad Celsius, befindet sich im Aufwindbereich solch einer Superzelle. Stoßen solche Wassertropfen mit sogenannten Keimen zusammen, gefrieren sie an diesen sofort – ein Hagelkorn entsteht. Wird dieses durch den in Superzellen meist sehr starken Aufwind wiederholt in höhere Schichten der Atmosphäre befördert, gefrieren weitere Wassertropfen an dem Hagelkorn, es beginnt zu wachsen – solange bis es zu schwer für den Aufwind wird und zu Boden fällt.

Hagelrekorde

Unter perfekten Bedingungen können Hagelkörner zu zerstörerischen Ausmaßen anwachsen. Bei solchen Bedingungen wurde im Februar 2018 aus Argentinien ein Hagelkorn mit 23,6 cm im Durchmesser gemeldet – dem  bisheriger Rekordhalter.
Das schwerste Hagelkorn stammt laut offiziellen Berichten aus Bangladesch. Ein intensives Hagelunwetter, bei dem 92 Todesfälle zu beklagen waren, brachte ein Hagelkorn mit 1,0 kg hervor.