Der längste jemals gemessene Blitz hat sich laut der UN-Wetterorganisation WMO über 768 Kilometer erstreckt. Das entspricht in etwa der Entfernung von Wien bis nach Hamburg. Die Entladung ereignete sich am 29. April 2020 zwischen den US-Staaten Texas, Louisiana und Mississippi. Der Blitz erstreckte sich überwiegend horizontal innerhalb der Wolken auf der Rückseite einer ausgedehnten Gewitterlinie, welche an jenem Tag von den Großen Ebenen zum Golf von Mexiko gezogen ist.
Als bisheriger Rekordhalter galt ein Blitz mit 709 Kilometern über Südbrasilien im Oktober 2018. Der geostationäre Satellit GOES-16 ist allerdings erst seit dem Jahr 2017 operativ, entsprechend ist die Messreihe noch nicht besonders lang (mehr zum Messverfahren folgt unten).
WMO has verified 2 new world records for ⚡️⚡️lightning in notorious #megaflash hotspots
Longest distance single flash of 768 km (477.2 miles) across southern #USA on 29.4.2020
Greatest duration of 17.102 seconds over #Uruguay and northern #Argentina on 18.6.2020@NOAA pic.twitter.com/ijPXXue0bD
— World Meteorological Organization (@WMO) February 1, 2022
17 Sekunden
Die WMO hat auch einen neuen Rekord für den am längsten dauernden Blitz bestätigt: Ein Blitz über Uruguay am 18. Juni 2020 dauerte ganze 17,1 Sekunden. Auch in diesem Fall handelte es sich um einen Blitz, der sich über mehrere hundert Kilometer innerhalb eines Gewitterkomplexes quer über dem Südwesten Uruguays erstreckte. Als bisherige Rekordhalter galt ein 16,7 Sekunden dauernder Blitz über Nordargentinien im März 2019.
Voraussetzungen
Solche zeitlich und räumlich extreme Blitze treten im Zuge von großräumigen Gewitterkomplexen mit zahlreichen eingelagerte Gewitterkernen auf, Meteorologen sprechen auch von „mesoskaligen konvektiven Systemen“. Während im vorderen, aufwind-dominierten Teil der Gewitterwolken viele Bodenblitze auftreten, welche meist eine Länge von nur wenigen Kilometern aufweisen, kann es auf der Rückseite zu sehr vielen Entladungen innerhalb der Gewitterwolken kommen. Die „Rekordblitze“ setzen sich also aus unzähligen kleineren, sich fortpflanzenden Entladungen zusammen (auch mit eingelagerten Bodenblitzen), welche aber laut Satellitenanalyse eine durchgehende Verbindung aufgewiesen haben.
Messungen nur in Amerika
Die Messung dieser Blitze erfolgte nicht mittels klassischer, bodenbasierter Blitzortung, sondern über den Satellit GOES-16. Dieser geostationäre Satellit wurde erstmals mit einem optischen Blitzsensor im NIR-Band ausgestattet (Nahinfrarot) namens Geostationary Lightning Mapper (GLM). Dieser Sensor erfasst Informationen wie die Häufigkeit, den Ort und das Ausmaß von Blitzentladungen mit einer räumlichen Auflösung von etwa 10 km und einer Rate von 500 Bildern pro Sekunde . Derzeit werden davon Nord- und Südamerika sowie die angrenzenden Ozeangebiet abgedeckt, in Europa wird es solche Daten voraussichtlich ab 2023 geben (Meteosat Third Generation). Man kann davon ausgehen, dass annähernd ähnlich lange Blitze am ehesten im Mittelmeerraum im Zuge von besonders heftigen Gewitterlagen möglich sind.
Weitere Infos sowie eine Animation gibt es hier.