In der Nacht von Donnerstag auf Freitag kam es an der Ostseeküste von Schleswig-Holstein zu einem markanten Hochwasserereignis. Verursacht wurde dieses Hochwasser durch einen besonders starken Sturm auf der Ostsee.
Sturmflut oder Sturmhochwasser
Von einer Sturmflut spricht man, wenn die Faktoren Flut und Wind auftreten und in der Folge zu einem ungewöhnlich hohen Anstieg des Wassers an Küsten oder Tidenflüssen führt. In Deutschland treten Sturmfluten immer an den Nordseeküsten auf. Hingegen kommt es an der Ostsee kaum zu einem nennenswerten Tidenhub ( Unterschied zwischen Ebbe und Flut), folglich spricht man hier meist von einem Sturmhochwasser. Ob nun Sturmflut oder Sturmhochwasser, die Auswirkungen an den Küsten sind aber dieselben.
Straffe Ostströmung
Zwischen einem kräftigen Tief über den Britischen Inseln und einem ausgedehnten Hochdruckgebiet über Skandinavien stellte sich von Donnerstag auf Freitag eine straffe Ostströmung im äußersten Norden von Deutschland ein. In der Folge kam es zu einem Sturm, dieser drückte das Meerwasser mit Orkanböen an die Ostseeküste von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern heran und lies die Pegel stark ansteigen. Verbreitet wurden entlang der Küsten Windspitzen über 100 km/h gemessen, die stärkste Böe mit 133 km/h wurde dabei auf Kap Arkona verzeichnet. Gleichzeitig kam es an der Nordsee zum gegenteiligen Effekt, hier drückte der Herbststurm das Meerwasser von der Küste weg und es machte sich ein außergewöhnliches Niedrigwasser bemerkbar. Hier wurden Fahrrinnen stellenweise so flach, dass der Fährbetrieb auf die ostfriesischen Inseln vorübergehend eingestellt werden musste.
Jahrhunderthochwasser
An der Ostseeküste waren die Auswirkungen im Vergleich zur Nordsee dagegen katastrophal. An mehreren Küstenorten überschreitete der Pegel die 2 Meter Marke. Dabei gerieten die schützenden Deiche an ihre Grenzen und ca. 2000 Personen mussten vorsorglich aus ihren Häusern evakuiert werden. In der Stadt Flensburg stellte der Wasserstand in der Nacht auf Freitag mit 2.27 Metern einen Jahrhundertrekord ein.
⚠️ Jetzt können wir es #Jahrhundertflut an der Flensburger Förde und an der Schlei nennen. Höchste Sturmflut seit 100 Jahren. Stadtwerke in Flensburg haben den Strom ausgeschaltet. Peak für Mitternacht erwartet. Ich bin erschüttert. 😨 Passt gut aufeinander auf. 💙 Danke an alle… pic.twitter.com/4OItUpeaz6
— Stefan Seidler (@stefan_seidler) October 20, 2023
Im benachbarten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gab es zwar auch ein Sturmhochwasser, die Auswirkungen waren hier aber geringer als in Schleswig-Holstein. Spektakuläre Bilder gab es dabei von der Insel Rügen, hier lösten sich in Sassnitz durch die Wassermassen die Betonplatten der Strandpromenade und wurden teilweise weggeschwemmt.
@meteoHRO @Kachelmannwettr Promenade in Sassnitz völlig zerstört.. Quelle: Stadt Sassnitz pic.twitter.com/JhY8R9gug0
— Wetterinfos Vorpommern-Rügen (@Wetter_VR_HST) October 21, 2023
Zahlreiche Schäden
Zusätzlich zu den Wassermassen sorgten auch die Orkanböen für schwere Schäden und forderten auf Fehrmann sogar ein Todesopfer. Noch lässt sich der materielle Gesamtschaden schwer abschätzen, Behörden gehen aber von einer dreistelligen Millionensumme aus.
Bilanz der Ostsee-Sturmflut: Unwetter verursacht Schäden in dreistelliger Millionenhöhe https://t.co/sDFDu9WMrH pic.twitter.com/NtxdCgE9xd
— LN_Online (@LN_Online) October 21, 2023
Titelbild: Hohe Wellen – pixabay.com