Bereits im vergangenen Winter gab es am Alpenhauptkamm deutlich weniger Schnee als üblich, wobei der nahezu vollständig trockene März besonders eklatant war. Die mehrfache Ablagerung von Saharastaub sowie der nachfolgende heiße Sommer ohne Schnee in den Hochlagen haben dann auch zu der Rekordschmelze der Gletscher geführt. Der milde und in einigen Regionen sehr trockene Herbst sorgt nun in den Hochlagen der Alpen für einen schlechten Start in die neue Wintersaison.
Am Hohen Sonnblick in 3.109 m Höhe wurden heuer bereits mehrere Rekorde aufgestellt, wie etwa:
- Erstmals kein negatives Monatsmittel der Temperatur im Mai mit exakt 0,0 Grad (Messreihe seit 1887)
- Die früheste Ausaperung: am 6. Juli (zuvor lag der Rekord am 13. August in den Jahren 1963 sowie 2003, Daten seit 1938).
- Erstmals ein positives Monatsmittel der Temperatur im Oktober mit +0,1 Grad (Messreihe seit 1887)
Mit Oktober geht nun der nächste extrem schneearme Monat im Hochgebirge zu Ende, z.B. am #Sonnblick auf 3100m: Mit Ausnahme Februar und April waren alle Monate stark defizitär.
Auf die Gesamtjahresbilanz fehlen mittlerweile rund 10 Meter (!) an Neuschnee … #GrußvomKlimawandel pic.twitter.com/lmLAv6BS6P— wetterblog.at (@wetterblogAT) October 27, 2022
Would you still call #glacier ice loss in 2022 „extreme“? It’s rather a devastating hurricane.
Mass change is so far beyond historical variability (1961-2021) that – statistically – it’s virtually impossible. However, we should get used to the impossible in the #ClimateCrisis ! pic.twitter.com/0HRxB9JKPH— Matthias Huss (@matthias_huss) September 29, 2022
Warmer Herbst
Der Herbst 2022 war bislang durch zahlreiche Hochdrucklagen und deutlich überdurchschnittliche Temperaturen geprägt, entsprechend gab es in den Hochlagen weniger Neuschnee als sonst. Nennenswert war nur ein Italientief am 4. November, welches in den Hochlagen für 30 bis 50 cm Schnee sorgte. Dieser hat sich aber rasch gesetzt und die Südhänge sind wieder bis weit über 2000 m hinauf ausgeapert.
Derzeit ist zwar die Fläche der Schneebedeckung annähernd durchschnittlich, die Mächtigkeit der Schneedecke ist aber geringer als üblich.
12.11.2022 | Langjähriges Mittel | |
Sonnblick (A), 3109 m | 23 cm | 141 cm |
Zugspitze (D), 2964 m | 18 cm | 65 cm |
Dresdner Hütte (A), 2290 m | 7 cm | 30 cm |
Säntis (CH), 2502 m | 8 cm | 40 cm |
Weissfluhjoch (CH), 2536 m | 13 cm | 32 cm |
Derzeit beträgt die Abweichung der Schneehöhe zum langjährigen Mittel etwa -60 bis -80 Prozent. Bei einer passenden Großwetterlage kann sich das zu dieser Jahreszeit zwar rasch ändern, derzeit sieht es aber noch nicht danach aus.
Nur wenig Schnee in Sicht
In der kommenden Woche lässt der Hochdruckeinfluss zwar nach, die Niederschlagsmengen halten sich nach derzeitigem Stand aber in Grenzen. Am Mittwoch erfasst voraussichtlich eine schwache Kaltfront die Alpen, mehr als 5 bis 15 cm sind in den Hochlagen aber nicht zu erwarten. Die nächste Chance für nennenswerten Neuschnee kündigt sich dann am kommenden Freitag an, ab übernächster sieht der Trend dagegen eher ungünstig aus.
Generell deuten die Modelle in den kommenden Wochen vor allem auf erhöhte Tiefdrucktätigkeit über dem Nordatlantik sowie auf positive Druckanomalien über Skandinavien bzw. Russland hin. Bei dieser Konstellation wird es im Alpenraum mitunter leicht föhnig und die Niederschlagsmengen in Österreich halten sich meist in Grenzen. Zum Monatsende wird dann eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für positive Druckanomalien berechnet. Die Temperaturen nähern sich zwar tendenziell dem langjährigen Mittel an, die zu erwartenden Niederschlagsmengen sind aber eher unterdurchschnittlich.
In Summe ist das Jahr 2022 in Österreich auf Rekordkurs, nur ein kalter Dezember kann ein Podestplatz noch verhindern. Sollte der Dezember ebenfalls zu mild abschneiden, wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit 2018, dem bislang wärmsten Jahr seit Messbeginn.
Titelbild © www.foto-webcam.eu