Auf der erdzugewandten Seite der Sonne kam es im Bereich einer komplexen Sonnenfleckengruppe in den vergangenen Tagen zu mehreren starken Eruptionen. Allein in den letzten drei Tagen haben sich drei Sonnenstürme auf den Weg zur Erde gemacht: Zwei davon sind in der vergangenen Nacht eingetroffen und haben auf der Erde einen schweren geomagnetischen Sturm der G4-Klasse ausgelöst. Das Timing war für Europa zwar nicht ideal, dennoch konnte man aber im Laufe der zweiten Nachthälfte bei klaren Verhältnissen vielerorts noch rötliche Polarlichter beobachten.
Wunderbare Polarlichter heute Nacht über Österreich, eingefangen von vielen Webcams.
🎥 Feratel pic.twitter.com/aLTrOAygUt— Manuel Oberhuber (@manu_oberhuber) November 12, 2025
Aktuell Polarlichter über dem Wienerwald 🤩 #Aurora pic.twitter.com/iE24iR6dIL
— Nikolas Zimmermann (@nikzimmer87) November 12, 2025

Stärkster Sturm des Jahres
Der heutige geomagnetische Sturm war der bislang stärkste des Jahres und mit einem Dst-Index von -238 nT, gefolgt vom Neujahrssturm (-212 nT). Es handelt sich zudem um den bislang drittstärkste des aktuellen Sonnenzyklus, nach Mai 2024 (-406 nT) und Oktober 2024 (-333 nT).



Weiterer CME erwartet
Nun heißt es abwarten auf die Schockfront eines weiteren CMEs, der sich gestern im Zuge eines starken X5.1-Flares auf den Weg zur Erde gemacht hat. Das Potenzial ist groß und der Höhepunkt des aktuell andauernden geomagnetischen Sturms könnte noch bevorstehen – einzelne Modelle berechnen für den bevorstehenden Sturm sogar eine Geschwindigkeit des Sonnenwinds im Bereich der Erde von über 1000 km/s! Damit ist neuerlich ein schwerer bzw. eventuell sogar extremer geomagnetischer Sturm möglich und die Chance auf Polarlichter ist kommende Nacht stark erhöht.
NASA M2M SWO estimate the speed of the CME at 1856 km/s – a very fast CME! The animation of the CME in Cor2 data is absolutely spectacular. Big, fast CME. Bulk headed for us. I think it is safe to say this will be one of the most impressive near side CMEs of the cycle (fingers… https://t.co/nkNhspZo9i pic.twitter.com/9dRXkiSAPS
— Jure Atanackov (@JAtanackov) November 11, 2025
Wie immer sind die Unsicherheiten jedoch groß: Ähnlich wie bei einer sommerlichen Gewitterlage konnte man zwar schon mehrere Tage zuvor das Potenzial für einen schweren Sonnensturm erkennen, ob das „Gewitter“ – bzw. in diesem Fall der geomagnetische Sturm – dann tatsächlich eintrifft, lässt sich jedoch meist erst mit etwa einer Stunde Vorlaufzeit konkret vorhersagen, wenn der Sonnensturm die Raumsonden am L1-Punkt erreicht. Wie stark ein Sonnensturm das Erdmagnetfeld beeinflusst, hängt davon ab, wie sein Magnetfeld im Verhältnis zum Erdmagnetfeld ausgerichtet ist: Trifft ein südlich ausgerichtetes Magnetfeld des Sonnensturms auf das nach Norden gerichtete Magnetfeld der Erde, können sich die Feldlinien miteinander verbinden („magnetische Rekonnexion“). Dadurch gelangt besonders viel Energie in die Magnetosphäre, was zu intensiven Polarlichtern und starken geomagnetischen Stürmen führen kann. Ist das Magnetfeld des Sonnensturms hingegen nach Norden gerichtet, bleibt diese Kopplung weitgehend aus – die Auswirkungen auf die Erde sind dann deutlich schwächer. Hier findet ihr weitere Infos zum Thema Weltraumwetter.
Irdisches Wetter spielt nicht ganz mit
In den Alpen von Vorarlberg bis in die Obersteiermark und Kärnten sowie in den Hochlagen des Mühl- und Waldviertels ziehen in der Nacht auf Donnerstag ausgedehnte, hochliegende Schleierwolken durch. Zeitweise sollte man jedoch auch den Himmel sehen können und etwaige Nordlichter könnten durch die Wolken hindurch schimmern. Im Flachland verhindert jedoch oft Nebel die Sicht auf den Himmel, weshalb man für eine Sichtung in ein nebelfreies Gebiet begeben muss. Die Nebelobergrenze liegt im Osten in etwa 600 bis 800 m Höhe.



