Wärmster März der Messgeschichte

Forsythienblüte im Frühling - pixabay.com

Weiterer Rekord – auch März wärmer als je zuvor

Die Serie an deutlich zu warmen Monaten setzt sich fort. Nachdem bereits der Februar 2024 der mit Abstand wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland 1881 war, folgt nun der März mit einem weiteren Rekord. Zwei aufeinanderfolgende Monatsrekorde gab es zuletzt 2018 mit dem damaligen April und Mai.

Um knapp 3 Grad fiel der heurige März wärmer aus im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 – das ist deutlich mehr als beim bisherigen Rekordhalter aus dem Jahr 2017, als die Abweichung „nur“ +2,6 Grad betrug.

Temperaturabweichung für den März 2024 – UBIMET

Die Abweichungen fallen dabei im ganzen Land positiv aus und betragen zwischen +2 Grad in manchen Mittelgebirgslagen und gut +4 Grad vom Alpenrand bis zur Oder.

Hier die Zeitreihe der Märzmonate seit 1881:

Abweichungen der Märzmonate seit 1881 zum langjährigen Mittel

Viel Regen im Süden und Osten

Beim Niederschlag wurde das Soll im landesweiten Schnitt nicht ganz erfüllt, knapp ein Viertel fehlt am Ende des Monats auf eine ausgeglichene Bilanz. Statt 57 l/m² waren es über die ganze Republik gemittelt diesen März nur rund 46 l/m² Naturgemäß gibt es dabei jedoch regionale Unterschiede. Deutlich zu trocken war der März grob in der Osthälfte der Bundesrepublik, hier sticht v.a. Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und der Osten Bayerns hervor. Deutlich zu nass war der Monat vom Niederrhein bis ins westliche Oberbayern.

Niederschlagsabweichung für den März 2024 – UBIMET

Hier die 3 absolut nassesten und trockensten bewohnten Orte des Landes im März:

Trockenste Orte:

  1. Riesa 7 l/m² (Sachsen)
  2. Plauen 8 l/m² (Sachsen)
  3. Manschnow 9 l/m² (Brandenburg)

Nasseste Orte:

  1. Balderschwang 227 l/m² (Bayern)
  2. Baiersbronn-Ruhestein 217 l/m² (Baden-Württemberg)
  3. Bernau-Goldbach 168 l/m² (Baden-Württemberg)

Geringes Sonnendefizit

Der März brachte im Flächenmittel etwa 7 Prozent weniger Sonnenschein als üblich. Besonders im Westen gab es mehr Wolken und das Defizit an Sonne betrug bis zu 30 %. Positiv war die Bilanz dagegen im Osten. In Berlin gab es um 33% mehr Sonnenschein, in Dresden auch noch ein Plus von gut 20% an Sonnenstunden.

Abweichung der Sonnenscheindauer für den März 2024 – UBIMET

März 2024 wärmster seit Messbeginn

Weiterer Rekord – auch März wärmer als je zuvor

Die Serie an deutlich zu warmen Monaten setzt sich fort. Nachdem bereits der Februar 2024 der mit Abstand wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Österreich vor 257 Jahren war, folgt nun der März mit einem weiteren Rekord.

Um 3,5 Grad fiel der heurige März wärmer aus im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 – das ist deutlich mehr als beim bisherigen Rekordhalter aus dem Jahr 2017, als die Abweichung +2,8 Grad betrug. Doch damit nicht genug: dies ist nach September und Oktober 2023 nun schon der vierte Monat in kurzer Zeit, welcher wärmer ausgefallen ist als alle anderen derartigen davor seit Beginn der Aufzeichnungen.

Temperaturabweichung für den März 2024 – UBIMET

Erster Sommertag an Ostern

Besonders einige kräftige Südföhn-Wetterlagen trugen heuer zu den ungewöhnlich warmen Frühlingstagen bei, auch das Osterfest war und ist betroffen. So wurde am Karsamstag, den 30.03. bereits der erste so genannte Sommertag im Lande registriert, als die Temperatur in Oberndorf/Melk auf genau 25,0 Grad stieg. Das hat es zwar schon öfters gegeben, es gehört aber weiterhin zu den sehr frühen Fällen. Außergewöhnlich war dagegen die warme Nacht auf den 30.03., als es in Wiener Neustadt nicht unter 16,5 Grad abkühlte und somit ein neuer landesweiter März-Rekord aufgestellt wurde.

Längste frostfreie Periode in Wien beendet

Eine kühlere Wetterphase gab es nur im ersten Monatsdrittel, dabei fielen in höheren Lagen des Westens sogar markante Schneemengen. In Obergurgl wurde am 06. des Monats etwa eine 24-stündige Neuschneemenge von 59 cm gemeldet, so viel wie nie zuvor seit Beginn der dortigen Wetteraufzeichnungen im Jahre 1979. Nächtlichen Frost gab es in weiten Landesteilen vom 18. bis 20. März. Dies wäre unter normalen Umständen kaum erwähnenswert, doch endete damit etwa in Wien die bis dato längste frostfreie Periode von 47 Tagen bezogen auf das Winterhalbjahr. In Bregenz hält diese hingegen weiter an, seit Ende Jänner hat es hier keinen Frost mehr gegeben.

Viel Regen im Süden und Osten

Beim Niederschlag wurde das Soll im landesweiten Schnitt erfüllt, jedoch gibt es regionale Unterschiede. Durch die wiederholt südliche Anströmung der Alpen wurde entlang des Alpenhauptkamms sowie im Süden teilweise die doppelte Menge eines üblichen März registriert und auch im Nordosten fiel mehr Niederschlag. Hier machte sich vor allem am 11. und 12. März ein von Italien kommendes Tief mit 30-stündigem Dauerregen und verbreitet 30 bis 50 l/qm bemerkbar. Zu trocken war es im März hingegen v.a. in Oberösterreich und der Obersteiermark.

Niederschlagsabweichung für den März 2024 – UBIMET

Geringes Sonnendefizit

Der März brachte im Flächenmittel etwa 14 Prozent weniger Sonnenschein als üblich. Besonders im Süden gab es mehr Wolken und das Defizit an Sonne betrug bis zu 40 %. Ausgeglichen oder sogar leicht positiv war die Bilanz dagegen im Nordosten.

Abweichung der Sonnenscheindauer für den März 2024 – UBIMET

Globale Wassertemperaturen seit einem Jahr auf Rekordniveau

Wetterboje

Mit einer durchschnittlichen globalen Temperatur von 13,54 Grad lag der Februar weltweit 0,81 Grad über dem Mittelwert von 1991 bis 2020 und 0,12 Grad über dem bisherigen Februarrekord aus dem Jahre 2016. Damit war der Februar der neunte Monat in Folge mit einer globalen Rekordtemperatur für den jeweiligen Monat.

Die Temperaturabweichungen im Februar 2024. Daten: C3S/ECMWF

Der vergangene Februar wies mit einer Abweichung von +1,79 Grad auch die bislang größte Anomalie gegenüber der vorindustriellen Referenzperiode von 1850 bis 1900 (der bisherige Rekord vom Dezember 2023 betrug +1,77 Grad, gefolgt von September 2023 mit +1,73 Grad). Damit lag die globale Temperatur in den vergangenen 12 Monate (März 2023 bis Februar 2024) 1,56 Grad über der vorindustriellen Referenzperiode.

Die globale Mitteltemperatur pro Monat ist seit 9 Monaten auf Rekordniveau. Daten: C3S/ECMWF

Wassertemperaturen auf Rekordniveau

Die Weltmeere speichern im Sommer Sonnenenergie in Form von Wärme und geben diese im Winter wieder an die Atmosphäre ab. Gleichzeitig transportieren die Meeresströmungen zu jedem Zeitpunkt Wärme von den Tropen in die hohen Breiten und verteilen sie auf diese Weise über den Erdball. Die durchschnittliche globale Meeresoberflächentemperatur im Februar 2024 im Bereich von 60°S bis 60°N lag bei 21,06 Grad, was auf Monatsbasis einem neuen Rekord entspricht. Der bisherige Rekord stammte aus dem August 2023 mit einem Wert von 20,98 Grad. Die durchschnittliche tägliche Meeresoberflächentemperatur erreichte am Ende des Monats zudem einen neuen absoluten Höchststand von 21,09 Grad. Mit Ende dieses Monats werden die Wassertemperaturen seit exakt einem Jahr durchgehend auf Rekordniveau liegen (seit Ende März 2023).

Die weltweiten Wassertemperaturen sind seit über einem Jahr auf Rekordniveau. Daten: C3S/ECMWF

El Niño bald vorbei

Der zyklische Wechsel zwischen El Niño und seiner kalten Schwester La Niña (ENSO bzw. El Niño Southern Oscillation) gehört zu den bekanntesten Klimaphänomenen der Erde. Die Temperaturverhältnisse an der Meeresoberfläche im äquatorialen Pazifik haben nicht nur vor Ort große Auswirkungen auf die Wetterdynamik, sondern über Telekonnektion auch in etlichen anderen Regionen der Welt. Die aktuelle El-Niño-Phase im tropischen Pazifik hat im Sommer 2023 begonnen und im Frühwinter ihren Höhepunkt erreicht. Die langfristigen Prognosemodelle für El Niño deuten nun auf eine rasche Abschwächung hin und ab dem Sommer ist ein Übergang zu La Niña wahrscheinlich.

Die Wassertemperaturen in der Niño 3.4-Region sind noch deutlich wärmer als üblich, aber unmittelbar östlich davon gibt es bereits unterdurchschnittliche Werte. Diese Anomalie wird sich in den kommenden Monaten westwärts ausbreiten und die El-Niño-Phase beenden.

Der menschengemachte Klimawandel wird von vergleichsweise kleinen, natürlichen Schwankungen wie ENSO überlagert. Globale Rekordtemperaturen sind vor allem in El-Niño-Jahren besonders wahrscheinlich, allerdings war das zu Ende gehende Ereignis nicht so extrem wie etwa der „Super-El-Niño“ von 2015/16. Die globalen Rekordtemperaturen lassen sich aktuell also nicht allein auf El Niño zurückführen.

Tatsächlich sind die Wassertemperaturen in den äquatorialen Regionen derzeit recht verbreitet stark überdurchschnittlich. Auch der Nordatlantik ist im Flächenmittel seit mittlerweile einem ganzen Jahr rekordwarm, wobei die größten Abweichungen hier eindeutig in den tropischen Gebieten sowie zwischen den Arozren und den Kanaren zu verzeichnen sind. Dies könnte im Zusammenspiel mit dem Übergang zu La Niña heuer auch zu einer intensiven atlantischen Hurrikansaison führen.

Die Temperaturen im Nordatlantik sind seit über einem Jahr auf Rekordniveau.

Die Erwärmung der Weltmeere hat folgenschwere und vielseitige Auswirkungen. Anbei die wichtigsten Folgeerscheinungen:

  • Meeresspiegelanstieg
  • Abnahme des Sauerstoffgehaltes im Ozeaninneren
  • Zunahme der Verdunstung von Meerwasser, Intensivierung des Wasserkreislaufs
  • Steigende Gefahr von Wetterextremen (Stürme, Starkregen)
  • Verstärktes Auftreten von Hitzewellen im Meer

Golfstrom schwächer als je zuvor in den vergangenen 1000 Jahren

Wetterboje

Update 2024: Kipppunkt näher als gedacht?

Seit einigen Jahren gerät die Atlantische Umwälzströmung (AMOC) aufgrund potentieller Veränderungen im Zuge des Klimawandels wiederholt in die Schlagzeilen. Zunehmend aufwändige Studien und Simulationen geben nämlich Anzeichen, dass sich die AMOC nicht einfach nur kontinuierlich abschwächt, sondern dass sie nach dem Erreichen eines Kipppunkts rasch kollabieren kann. In den vergangenen Tagen sorgte eine neue Studie für  Aufsehen: Ein niederländisches Forschungsteam definierte mit Hilfe der bislang aufwändigsten Simulation mehrere Signale, die sich vor dem Erreichen eines solchen Kipppunkts zeigen. Entscheiden dabei ist das Salzgehalt des Wassers, das den südlichen Atlantik passiert, in etwa auf Höhe der Südspitze von Afrika: Frischwasserzufuhr durch Eisschmelze und erhöhten Niederschlägen lässt das Salzgehalt nämlich weiter sinken. Es wird zwar keine dezidierte Jahreszahl genannt, möglicherweise ist ein überschreiten dieses Kippunkts aber noch in diesem Jahrhundert möglich, wir bewegen uns also rasch darauf zu.

Ab einer bestimmten Zufuhr an Süßwasser im Nordatlantik könnte sich die AMOC abrupt abschwächen. Wie weit entfernt dieser Kipppunkt liegt, ist unsicher. © René M. van Westen

Über die möglichen Auswirkungen war zuletzt schon viel zu lesen. Kommt die Heizung Europas zum Erliegen, hätte dies vor allem für den Norden Europas fatale Folgen: Die Temperaturen würde deutlich sinken und sich jenen von Kanada auf gleichem Breitengrad annähern. Dabei würde es aber nicht nur kälter, sondern auch deutlich trockener. Durch den schlechteren Wärmeabtransport würde sich die Erwärmung in den niederen Breiten dagegen verstärken, besonders stark in der südlichen Hemisphäre. Trotz der regional deutlichen Abkühlung in Europa, was extremste Auswirkungen u.a. auf die Landwirtschaft hätte, würde es global gesehen aber weiterhin wärmer werden. Die Folgen wären jedenfalls verheerend und weltweit spürbar, so müsste man u.a. auch mit einer Verlagerung der tropischen Regengebiete rechnen. Wann bzw. ob überhaupt dieser unumkehrbare Kipppunkt erreicht wird, kann man aufgrund der Datenlage derzeit noch nicht sagen, es liegt aber an uns, dieses Risiko gar nicht erst einzugehen. Diese Studie verdeutlicht auch, wie komplex Klimaprognosen in Zeiten des Klimawandels sind und welche Gefahren zukünftigen Generationen bevorstehen können.

Modellierung der Veränderungen der Jahresmitteltemperaturen nach einem AMOC-Zusammenbruch. Nordeuropa wäre besonders extrem betroffen. © René M. van Westen

 

Überblick: Das Globale Förderband

Der Golfstrom und die atlantische Umwälzzirkulation sind ein Teil des globalen Förderbands, einem weltumspannenden Strömungssystem, welches von den Dichteunterschieden des Wassers innerhalb der Weltmeere angetrieben wird. Die Salzkonzentration des Wassers spielt dabei eine wichtige Rolle, da sie in Zusammenspiel mit der Temperatur die Dichte des Oberflächenwassers bestimmt. Allgemein ist kaltes und salzreiches Wasser schwerer als warmes und salzarmes Wasser, und neigt daher zum Absinken. Der Salzgehalt des Wassers wird durch die Bildung von Meereis erhöht, somit ist das Wasser in der Labrador- und Grönlandsee besonders salzig. Dies ist ein entscheidender Faktor um die atlantische Umwälzzirkulation und somit auch den Golfstrom anzutreiben.

Golfstrom im Nordatlantik. © shutterstock.us
Die AMOC im Nordatlantik. © shutterstock.us

Salzgehalt nimmt ab

Durch die globale Erwärmung kommt es im subpolaren Nordatlantik zu einer ansteigenden Zufuhr von Süßwasser, einerseits durch zunehmende Niederschlagsmengen, andererseits durch das Schmelzen des Grönland- und Polareises. Der abnehmende Salzgehalt erschwert in diesen Regionen das Absinken des Wassers und beeinträchtigt somit die gesamte atlantische Umwälzzirkulation. Um diese Abschwächung nachzuweisen, wurden in einer Studie vom Potsdamer-Institut für Klimafolgenforschung im Jahre 2018 die verfügbaren Messdatensätze der Meerestemperaturen seit dem 19. Jahrhundert mit einer Simulationsrechnung eines hochaufgelösten Klimamodells verglichen.

Golfstrom und beobachtete Änderung der Temperatur. © Caesar; Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Golfstrom und beobachtete Änderung der Temperatur. © L. Caesar; Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Die Ergebnisse zeigen eine Abkühlung des subpolaren Atlantiks südlich von Grönland und eine Erwärmung entlang der amerikanischen Ostküste, was laut den Forschern auf eine Abschwächung sowie Verschiebung des Golfstrom in Richtung Küste zurückzuführen ist. Die Änderung der Wassertemperaturen zeigt zudem, dass sich der Golfstrom seit Mitte des 20. Jahrhunderts um etwa 15% abgeschwächt hat. In einer weiteren neuen Studie wurden Bohrkerne von Sedimenten am Meeresgrund analysiert (paläoklimatischen Proxydaten) . Die Messgenauigkeit ist zwar geringer, dafür ermöglicht dies aber Rückschlüsse über einen wesentlich größeren Zeitraum von etwa 1.600 Jahren zu ziehen. Die analysierten Daten dieser Studie ergeben, dass der Golfstrom in den letzten 150 Jahren wesentlich schwächer geworden ist im Vergleich zu den vorherigen 1.500 Jahren.

Kurzfristige Folgen für Europa

Die Auswirkungen des sich abschwächenden Golfstroms betreffen derzeit in erster Linie die Wassertemperaturen im Nordatlantik. Diese spielen allerdings eine wesentliche Rolle für die großräumige Luftdruckverteilung und somit auch für die allgemeine atmosphärische Zirkulation über Europa. So deuten die Ergebnisse einer weiteren Studie darauf hin, dass die veränderte Luftdruckverteilung derzeit im Sommer Hitzewellen in Europa begünstigt, wie es etwa auch im Jahr 2015 der Fall war. Damals war der subpolare Atlantik so kalt wie noch nie zuvor seit Messbeginn und in Mitteleuropa gab es einen der bislang heißesten Sommer der Messgeschichte. Andere Forscher vermuten zudem, dass Winterstürme in Europa häufiger werden könnten.

Update 2021: Stabilitätsverlust

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Atlantische Umwälzströmung in der Erdgeschichte neben dem aktuellen starken Zustand auch einen wesentlich schwächeren Zustand eingenommen hat. Der Übergang zwischen diesen beiden Zuständen dürfte allerdings abrupt verlaufen, man spricht auch von einem Kipppunkt. Das Szenario einer bevorstehenden, abrupten Abschwächung der AMOC galt bislang als eher unwahrscheinlich, eine neue Studie kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass die Abschwächung der AMOC während des letzten Jahrhunderts wahrscheinlich mit einem Stabilitätsverlust verbunden sei. Das würde bedeuten, dass wir uns bereits einer kritischen Schwelle annähern, hinter der das Zirkulationssystem zusammenbricht. Eine Änderung in den schwachen Zirkulationsmodus würde langfristig weltweit schwerwiegende Folgen haben, das Klima in manchen Regionen würde regelrecht auf den Kopf gestellt werden.

Weiterführende Links:

Anmerkung: Dieser Artikel wurde im April 2018 veröffentlicht und im August 2021 sowie im Februar 2024 erweitert.

2023 global wärmstes Jahr der Messgeschichte

Seit 1850 gibt es globale systematische Temperaturmessungen, 2023 ist dabei das neue wärmste Jahr der Messgeschichte. Die globale Durchschnittstemperatur lag im Vorjahr bei exakt 14,98 Grad, das bisherige Rekordjahr 2016 (Durchschnittstemperatur 14,81 Grad) wurde dabei um 0,17 Grad übertroffen.

Die Abweichung gegenüber dem langjährigen Mittel von 1991-2020 belief sich auf 0,6 Grad, gegenüber dem noch vom Klimawandel weitgehend unbeeinflussten vorindustriellen Mittel sogar auf fast 1,5 Grad.

Auf der nachfolgenden Karte sieht man die globale Verteilung der Anomalien 2023. Nahezu auf dem gesamten Globus war es zu warm, die markantesten Abweichungen von mehr als +2 Grad gegenüber dem Mittel von 1991-2020 ergaben sich über dem Norden Kanadas und Russlands. Auch rund um die Antarktis gab es recht große Anomalien. Das stützt einmal mehr die Tatsache, dass sich die Polarregionen schneller und stärker erwärmen als der Rest der Erde.

Temperaturabweichungen 2023 gegenüber dem langjährigen Mittel von 1991-2020.
Quelle: climate.copernicus.eu

Auf nachfolgender Grafik sieht man recht die Anomalien der einzelnen Jahre seit 1967 inkl. dem neuen Spitzenreiter 2023. Der Trend zu einem immer wärmeren Klima ist unverkennbar, ebenso in der Grafik links. Sie zeigt die Entwicklung seit 1850, auch hier ist der neue Peak 2023 gut zu sehen.

Temperaturabweichungen seit 1850 gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter (1850-1900)
Quelle: climate.copernicus.eu

Was 2023 markant war: Alle (!) Monate von Juni bis Dezember waren die jeweils wärmsten der Messgeschichte. Jänner bis Mai waren zwar nicht rekordwarm, aber doch unter den Top 10 angesiedelt. Dies ist gut in der nächsten Grafik zu sehen:

Temperaturabweichungen auf Monatsbasis 2023.
Quelle: climate.copernicus.eu

2023 war zudem das erste Jahr der Messgeschichte, in dem jeder einzelne Tag global gesehen um mindestens 1 Grad zu warm ausfiel. Fast 50% der Tage hatten sogar eine Abweichung von mehr als 1,5 Grad (entspricht den Zielen der Pariser Klimavereinbarung). Im November wurden sogar erstmals zwei Tage registriert, die eine Anomalie von mehr als 2 Grad hatten. Das gab es in den 173 Jahren zuvor kein einziges Mal!

Temperaturabweichung auf Tagesbasis im Jahr 2023.
Quelle: climate.copernicus.eu

Hauptverantwortlich für diese deutlich zu hohen Temperaturen hatte einmal mehr der ungebremste Ausstoß von Treibhausgasen. Nachfolgend sieht man links die Entwicklung der CO₂-Konzentrationen der vergangenen 20 Jahre. In diesem Zeitraum hat sie sich von 375pp auf 419ppm um 12% erhöht – ein neuer Rekord wurde auch hier 2023 erreicht. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem zweiten wichtigen Treibhausgas Methan (in Bild rechts): auch hier waren die Konzentrationen noch nie so hoch wie 2023.

Entwicklung der Treibhausgasemissionen in den vergangenen 20 Jahren.
Quelle: climate.copernicus.eu

Doch auch das beginnende El-Nino-Event hatte 2023 einen großen Einfluss auf die neuerlich höchsten gemessenen globalen Durchschnittstemperaturen.

Starker Schneefall und Klimawandel: Ein Widerspruch?

Der Klimawandel wirkt sich in den Alpen bereits stark aus, dennoch kommt es nahezu jährlich zu ausgeprägten Staulagen oder Italientiefs mit regional starkem Schneefall, wie etwa am letzten Wochenende. In den Medien wird dann mitunter von „einem Winter wie damals“ berichtet und in sozialen Medien erscheint regelmäßig als Kommentar „Wo bleibt denn der Klimawandel?“, um darauf hinzudeuten, dass doch alles normal sei. Doch wie beeinflusst der Klimawandel tatsächlich den Schnee in Österreich?

Starker Schneefall in Thal bei Turnau am 2.2.2023. © Christian Rechberger

Wasserkreislauf intensiviert sich

Im allgemeinen wird durch die globale Erwärmung der Wasserkreislauf intensiviert: Einerseits verdunstet mehr Wasser, andererseits fällt Niederschlag tendenziell kräftiger aus. Für jedes Grad Celsius an Erwärmung kann die Atmosphäre etwa 7% mehr Wasserdampf aufnehmen. Der Wassernachschub (die Verdunstungsrate) steigt aber nur um etwa 3 bis 4% pro Grad Erwärmung an, die Verdunstung kommt der gesteigerten Aufnahmekapazität der Atmosphäre also nicht ganz nach. Dieses Ungleichgewicht führt dazu, dass es tendenziell seltener regnet, aber dafür stärker. Besonders gut kann man das an der zunehmenden Häufigkeit von Unwettern im Sommer beobachten. Paradoxerweise werden also sowohl die trockenen Phasen als auch die starken Regenereignisse intensiver und häufiger, da sich der Niederschlag auf weniger Tage konzentriert und mitunter auch nur lokal auftritt.

Die Zahl der Tage mit wenig Regen hat im Sommer abgenommen, Tage mit großen Regenmengen sind deutlich häufiger geworden. Die Einteilung erfolgt in Perzentilen, z.B. sind in der Gruppe „extrem“ alle Regenmengen enthalten, die größer als 98% aller Ereignisse sind (Daten: GSA)

Die steigenden Wassertemperaturen rund um Mitteleuropa (Nordsee, Mittelmeer) führen zudem bei Kaltluftvorstoßen zu einer labilen Schichtung der Luft, was die maximalen Niederschlagsraten zusätzlich erhöhen kann.

Schneefall in Mariazell Ende November 2023.

Mittlere Nullgradgrenze steigt an

Die mittlere Nullgradgrenze steigt im Zuge der Klimaerwärmung in allen Jahreszeiten an, im Winter ist sie in den vergangenen 50 Jahren bereits von etwa 600 auf 850 m angestiegen und laut Prognose wird sie noch innerhalb dieses Jahrzehnts die 1000-Meter-Marke erreichen. In tiefen Lagen fällt dadurch immer häufiger Regen statt Schnee, zudem taut gefallener Schnee in tiefen Lagen meist in nur wenigen Tagen. Ab einer bestimmten Höhenlage schneit es bei passender Wetterlage aber besonders kräftig, da die Luft eben tendenziell feuchter ist und es in den Alpen ab einem bestimmten Höhenniveau immer kalt genug für Schnee ist. Etwa am Hohen Sonnblick sind die Temperaturen sogar stärker als im Flachland angestiegen, dennoch fällt hier meterweise Schnee im Winter. Es kommt eben auf die Ausgangslage an, und entgegen der Vorstellungen vieler Menschen hatte das Flachland in Österreich im vergangenen Jahrhundert kein mediterranes Klima vorzuweisen.

Schneefall im Wienerwald im Dezember 2023.

Während für die Niederungen in Zukunft also vor allem der Temperaturanstieg entscheidend für die Schneemengen ist, spielt auf den Bergen vor allem der Niederschlagstrend eine entscheidende Rolle. Tendenziell wird in kommenden Jahrzehnten eine Abnahme vom Winterniederschlag erwartet, in den meisten Regionen der Alpen ist derzeit aber noch kein klarer Trend zu erkennen.

Als Folge der Erwärmung ist die Nullgradgrenze seit 1871 bis 2019 in der Schweiz um 300 bis 400 Meter gestiegen, im Winter sogar bis 700 Meter. Quelle: MeteoSchweiz.

Bei ausgeprägten Staulagen schneit es auf den Bergen also besonders intensiv, während es in den großen Tallagen oft nur noch für Regen oder Schneeregen reicht. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass es für starken Schneefall nicht extremen Frost braucht, da sehr kalte Luft nur wenig Wasserdampf enthalten kann. Ohne Klimaerwärmung würde der Schneefall im Bergland also etwas weniger intensiv ausfallen, es würde aber tiefer herab schneien. Starke Schneefallereignisse bleiben also Teil unseres Klimas, auch wenn die Pausen zwischen den Ereignissen länger werden und der Schnee in den Niederungen schneller schmilzt. Tauwetter wird in Zukunft also ebenfalls intensiver ausfallen und das auch mitten im Winter.

Schneefall in Wien im Dezember 2023.

Tage mit Schneedecke nehmen ab

Der Temperaturanstieg im Zuge des Klimawandels erfolgt in den Alpen schneller als im globalen Durchschnitt, auf dem Sonnblick sind die Temperaturen etwa im letzten Jahrhundert um mehr als 1,5 Grad gestiegen. Dadurch nimmt die Länge des Winters ab, gemessen an der Anzahl von Tagen mit einer Schneedecke: Der Schnee kommt später und schmilzt früher. Etwa in Arosa in der Schweiz hat sich die Periode mit einer Schneedecke von mindestens 40 cm bereits von fünfeinhalb Monaten auf etwas mehr als drei Monate verkürzt. Studien aus der Schweiz zeigen, dass derzeit Lagen unterhalb von 1300 m davon besonders stark betroffen sind, zudem werden auch die Zeitfenster für künstliche Beschneiung in diesen Höhenlagen immer kürzer. In Lagen oberhalb von etwa 2000 m gibt es dagegen keinen klaren Trend, da es hier auch bei einem mittleren Temperaturanstieg von 2 Grad immer noch kalt genug für Schneefall ist.

Klimawandel in Arosa
Mittlerer Verlauf der Schneehöhe in Arosa. Mehr Details dazu gibt es hier: Meteoschweiz

Besonders markant fällt die Abnahme an Tagen mit Schneedecke im Flachland auf: Immer häufiger ist es hier es eine Spur zu mild für Schneefall und wenn er mal liegen bleibt, ist er nach wenigen Tagen wieder weg. Der Wind lässt hier meist auch keine Niederschlagsabkühlung zu, wie es etwa in Osttirol und Oberkärnten oft der Fall ist. Eine internationale Studie hat neulich ergeben, dass die Zahl der Tage mit einer Schneedecke etwa in Wien oder München in weniger als 100 Jahren um etwa 30 Prozent abgenommen hat, und der Trend geht weiter bergab. Einzelne schneereiche Jahre sind zwar weiterhin möglich, aber immer mehr Winter verlaufen schneearm.

Anzahl der Tage mit Schneedekce in München. © DWD

Herbst: Unwettersaison durch Regen und Gewitter am Mittelmeer

Im Herbst gehen im Mittelmeer kräftige Gewitter nieder

Während die Gewittersaison in Mitteleuropa vor allem von Mai bis  August ihren Höhepunkt erlebt, verlagert sich der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit in den Herbstmonaten immer weiter südwärts.

Zunehmender Tiefdruckeinfluss

Im Sommer liegt vor allem das südliche Mittelmeer häufig unter dem Einfluss des subtropischen Hochdruckgürtels, welches für trockene und heiße Wetterbedingungen sorgt. Im Herbst verlagert sich die Westwindzone im Mittel aber langsam südwärts und die Ausläufer des subtropischen Hochdruckgürtels werden nach Nordafrika abgedrängt. Aus diesem Grund stellen der Hebst und der Winter im Mittelmeer die nasseste Zeit des Jahres dar.

Im Herbst fällt der meiste Niederschlag in Dubrovnik
In Dubrovnik fällt besonders im November und Dezember viel Regen.

Labile Luftschichtung

Der zunehmende Tiefdruckeinfluss und die ersten Kaltluftvorstoße aus Nordeuropa führen in Zusammenspiel mit den milden Wassertemperaturen zu einer labilen Schichtung der Luft. In der folgenden Graphik sieht man die mittlere, potentiell verfügbare Energie für vertikale Luftmassenbewegung (MLCAPE), welche ein wichtiges Maß für Gewitter darstellt. Im Herbst verlagert sich der Schwerpunkt südwärts.

Im Herbst ist die Luftschichtung im Mittelmeer labil.
Mittlere, potentiell verfügbare Energie für Konvektion im Juni und September. © Tilev-Tanriöver

Unwettersaison

Im nördlichen Mittelmeerraum erreicht die Gewittersaison im Spätsommer und zu Herbstbeginn ihren Höhepunkt, im zentralen Mittelmeer im Laufe des Herbsts und im äußersten Süden und Osten erst im Winter. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer Studie des ESWD wieder, welche die Monate mit den meisten Tagen mit Tornados zeigt.

Im Mittelmeer gibt es im Herbst die meisten Tagen mit Tornados
Der Monat des Jahres mit den im Mittel meisten Tagen mit Tornados. © ESWD

Mildes Mittelmeer

Die Wassertemperaturen im Mittelmeer nehmen im Zuge der globalen Erwärmung langsam zu, so gab es auch heuer im Juli und August zum Teil deutlich überdurchschnittliche Wassertemperaturen. Auch im langjährigen Trend seit 1982 kann man ein Zunahme der mittleren Wassertemperaturen beobachten, was für die angrenzenden Länder eine Gefahr darstellt. Die Unwettersaison wird nämlich tendenziell länger und intensiver, denn je wärmer das Wasser im Herbst ist, desto mehr Energie steht für Unwetter zur Verfügung.

Trend der Wassertemperaturen im Mittelmeer. © CEAM

Die größten Niederschlagsspitzen innerhalb weniger Stunden bis Tage in Europa stammen allesamt vom Mittelmeerraum. Besonders häufig betroffen sind exponierte Gebirgsgruppen in Küstennähe, wie etwa die Cevennen in Frankreich, der Ligurische Apennin in Italien oder das Dinarische Gebirge von Kroatien bis nach Montenegro. Aber auch an der Ostküste Spaniens, in Mittel- und Süditalien sowie in Griechenland sind Extremereignisse keine Seltenheit. Speziell im südlichen Mittelmeerraum regnet es im Sommer nur selten, dafür aber im Herbst und Winter mitunter extrem intensiv. Die Kombination aus Starkregen und Gebirgsketten begünstigt dann Sturzfluten. Für extreme Niederschlagsereignisse spielen diese Faktoren eine entscheidende Rolle:

  • Tiefdruckeinfluss mit anhaltendem, auflandigem Wind
  • hohe Wassertemperaturen
  • ein Gebirge in Küstennähe, welches für zusätzliche Hebung und Staueffekte sorgt

Hochwasser in Griechenland

Ein nahezu ortsfestes Tief namens Daniel mit Kern südwestlichen von Griechenland in den vergangenen Tagen für extreme Regenmengen gesorgt. Regional fiel innerhalb weniger Tage sogar deutlich mehr als der gesamte mittlere Jahresniederschlag, was u.a. in der thessalischen Ebene zu schwere Überschwemmungen geführt hat. Dieses Tief hat sich mittlerweile zu einem subtropischen Tief mit warmen Kern umgewandelt und wird am Sonntag mit schweren Sturmböen und großen Regenmengen in kurzer Zeit auf den östlichen Teil der Großen Syrte in Libyen treffen.

Die aktuelle Lage des mittlerweile subtropischen Tiefs namens DANIEL.

Schneebringer Adria

Winter und Schnee

Wenn kalte Luftmassen westlich der Alpen in den Mittelmeerraum vordringen, bewirken sie dort in der Regel die Bildung eines Tiefdruckgebiets. Diese sogenannten Italientiefs führen oft sehr feuchte Luftmassen nach Österreich und manchmal ziehen sie in weiterer Folge über die Adria hinweg nach Nordosteuropa. Dann bestehen auch im Osten und Südosten Österreichs die größten Chancen für Schneefall. Allgemein kann man zwischen zwei typischen Wetterlagen unterscheiden, welche im Süden bzw. Osten mit großen Niederschlagsmengen verbunden sind:

  • Ergiebiger Südstau
  • Vb-Tief („Fünf-b-Tief“)

Ein weiterer Spezialfall ist die sog. Gegenstromlage, mehr dazu findet ihr hier.

Südstau

Nahezu ortsfeste Tiefdruckgebiete über dem westlichen Mittelmeerraum sorgen in Österreich für eine anhaltende Südströmung. Bevor die Luft auf die Alpen prallt, nimmt sie über dem Mittelmeerraum viel Feuchtigkeit auf. In weiterer Folge wird die Luft vor allem in den Karnischen und Julischen Alpen sowie in den Hohen Tauern wie ein Schwamm ausgepresst (weitere Details dazu gibt es hier). In Österreich sind davon in erster Linie Osttirol und Oberkärnten betroffen. Besonders im Herbst sorgen Kaltluftvorstoße über den noch relativ milden Gewässern rund um Italien zudem für eine labile Schichtung der Luft, weshalb die Niederschläge besonders intensiv ausfallen.  Trotz der eigentlich recht milden Luftmasse kann die Schneefallgrenze dabei bis in manche Tallagen absinken: Die Schmelzwärme des Schnees, die der Umgebung entzogen wird, sorgt nämlich in engen Tälern für eine Abkühlung der Luft bis auf 0 Grad.

Tief VAIA sorgt für Wetterextreme in Mitteleuropa.
Tiefs über dem westlichen Mittelmeerraum sorgen für Südstau (Bild: Sturm VAIA).

Vb-Tief

Wenn sich Tiefdruckgebiete von Norditalien über Slowenien und Ungarn in Richtung Baltikum verlagern, sprechen Meteorologen von einem Tief mit einer Vb-Zugbahn („Fünf-b-Tief“). Solche Tiefdruckgebiete bringen vor allem im Südosten und Osten Österreichs teils große Regen- oder Schneemengen: Feuchte Adrialuft gleitet nämlich bei solchen Wetterlagen oft auf kühle Luftmassen in tiefen Schichten auf, weshalb die gesamte Luftsäule Temperaturen um oder knapp unterhalb des Gefrierpunkts aufweist.

Vb-Tief
Bereits vor über 100 Jahren hat Van Bebber die häufigsten Tief-Zugbahnen analysiert.

Schnee und Klimawandel

Die Klimawandel sorgt bekanntermaßen für steigende Temperaturen im Alpenraum, weshalb die Anzahl an Tagen mit einer Schneedecke besonders in tiefen Lagen deutlich abnimmt: Die winterliche Nullgradgrenze ist in den letzten 50 Jahren im Mittel um etwa 250 m angestiegen. Dieser Trend wird sich fortsetzen, so wird die Nullgradgrenze wohl noch vor 2050 im Winter durchschnittlich über einer Seehöhe von 1000 m liegen. Dadurch nimmt die Länge des Winters ab, gemessen an der Anzahl an Tagen mit Schneedecke: Der Schnee kommt später und schmilzt früher. Etwa in Arosa in der Schweiz hat sich die Periode mit einer Schneedecke von mindestens 40 cm bereits von fünfeinhalb Monaten auf etwas mehr als drei Monate verkürzt. Studien aus der Schweiz zeigen, dass derzeit Lagen unterhalb von 1300 m davon besonders stark betroffen sind, während es in Lagen oberhalb von etwa 2000 m keinen klaren Trend gibt.

Klimawandel in Arosa
Mittlerer Verlauf der Schneehöhe in Arosa. Mehr Details dazu gibt es hier: Meteoschweiz

Extremereignisse

Besonders in den Alpen kann es in manchen Jahren aber zu Extremereignissen kommen, wie wir es etwa im Jänner 2019 an der Alpennordseite oder im November 2019 sowie Dezember 2020 in den Südalpen erlebt haben. Tatsächlich kann mildere Luft nämlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte, zudem sorgen die steigenden Wassertemperaturen rund um Mitteleuropa (Nordsee, Mittelmeer) bei Kaltluftvorstoßen häufig für eine labile Schichtung der Luft. Bei manchen Wetterlagen kann es also besonders von mittleren Höhenlagen aufwärts ergiebig schneien, zudem kann die Schneefallgrenze durch die Niederschlagskühlung auch im Einflussbereich relativ milder Luftmassen manchmal bis in windgeschützte Täler absinken. Dadurch nimmt die Gefahr von Schneebruch und Gleitschneelawinen tendenziell zu. Laut manchen Studien soll es zudem auch eine Zunahme an blockierten Wetterlagen geben, was ebenfalls größere Niederschlagsextreme zur Folge hat. Andererseits kann es aber je nach Lage der Tiefs und Hochs auch zu ungewöhnlich langen trockenen Phasen kommen.

Titelbild © www.foto-webcam.eu

Nullgradgrenze in Österreich binnen 50 Jahren um 190 m gestiegen

Gletscher im Sommer

Die Temperatur nimmt mit der Höhe im Mittel um etwa 0,6 bis 1 Grad pro 100 Höhenmeter ab. Jene Höhe, wo der Gefrierpunkt erreicht wird, nennt man Nullgradgrenze. Ihre Bestimmung ist im Sommer unkompliziert, während es im Winterhalbjahr etwa bei Inversionswetterlagen durchaus auch mehrere Nullgradgrenzen geben kann. Die Unsicherheiten sind im Winter also erhöht, zumal die Auflösung der Reanalysen nicht ausreicht, um der komplexen Topographie der Alpen gerecht zu werden. Im Summe zeigt sich aber eindeutig, dass die Nullgradgrenze im Alpenraum immer weiter ansteigt.

Entwicklung der mittleren Nullgradgrenze (m ü. A.) in Österreich von 1959 bis 2021 im Winter (blau), Sommer (rot) und im gesamten Jahr (schwarz). Dünne Linien = Jahresmittelwerte. Dicke Linien = 10-jährige gleitende Mittelwerte. ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET
Entwicklung der mittleren Nullgradgrenze (m ü. A.) in Österreich von 1959 bis 2021 im Winter (blau), Sommer (rot) und im gesamten Jahr (schwarz). Dünne Linien = Jahresmittelwerte. Dicke Linien = 10-jährige gleitende Mittelwerte. ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET

Wenn man nur die Reanalyse-Daten betrachtet, dann ist die mittlere Nullgradgrenze in Österreich von etwa 2430 auf 2620 m angestiegen, also in Summe 190 Meter. Wenn man die Stationsdaten der Alpen miteinbezieht, liegen die Absolutwerte etwas tiefer: Mit einem Anstieg von 2230 auf 2420 m (Mittel 1961-90 bzw. 1990-2020) liegt der Anstieg in Summe aber ebenso bei 190 Metern.

Im Hochsommer über Gipfelniveau

Die mittlere Nullgradgrenze in den Sommermonaten ist in den vergangenen 30 Jahren um gut 200 bis 300 m angestiegen. In den vergangenen Jahren lag sie sogar immer häufiger in etwa 3800 m Höhe und damit oberhalb der höchsten Gipfel des Landes. Heuer liegen wir nur knapp hinter dem bisherigen Rekord aus dem Jahre 2019, die kommenden drei Wochen werden also für die Endplatzierung entscheidend sein. In einzelnen Monaten wurde bereits die 4000-Meter-Marke übertroffen, es ist also nicht verwunderlich, dass die Gletscher immer rascher abschmelzen. Da der vergangene Winter zudem auch sehr schneearm war, gibt es heuer eine Rekordschmelze.

Ranking der mittleren Nullgradgrenze in den Sommermonaten (Juli, Juni, August) in Meter über der Adria. Daten von 1959 bis 2022 - ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET
Ranking der mittleren Nullgradgrenze in den Sommermonaten (Juli, Juni, August) in Meter über der Adria. Daten von 1959 bis 2022 – ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET
Monate mit mittlerer Nullgradgrenze über 4000 m in Österreich von 1959 bis Juli 2022 - ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET
Monate mit mittlerer Nullgradgrenze über 4000 m in Österreich von 1959 bis Juli 2022 – ECMWF Copernicus ERA5 Reanalysen, UBIMET

Spitzen in 5000 m Höhe

Wie in Österreich sehen auch die Daten in der Schweiz aus, wo heuer bei einer  Radiosondierung am 25. Juli mit einer Nullgradgrenze in 5.184 Metern Höhe ein neuer Rekord aufgestellt wurde. Damit wurde zum zweiten Mal seit dem  20. Juli 1995 eine Nullgradgrenze über 5000 m beobachtet.

Wenn man die letzten 150 Jahre in der Schweiz beobachtet (1871-2019), dann ist die Nullgradgrenze bereits um etwa 300 bis 400 Meter angestiegen, wobei sich der Anstieg in den letzten Jahrzehnten vor allem im Frühling und Sommer beschleunigt hat, zum Teil lag die Anstiegsrate sogar bei über 100 Metern pro Jahrzehnt. Im Winter geht man davon aus, dass die mittlere Nullgradgrenze bis Mitte dieses Jahrhunderts von heute 850 Meter auf 1200 bis 1500 Meter steigen wird.

Titelbild: Photo credit: hauseralain on VisualHunt.com

Copernicus: Klimazustandsbericht 2021

Global betrachtet kam es 2021 zu steigenden Luft- und Meeresoberflächentemperaturen, zum Anstieg des Meeresspiegels und zu Massenverlusten der Gletscher, während Europa ein Jahr der Extreme erlebte. Darunter Hitzewellen, Rekordtemperaturen des Meerwassers, Waldbrände, Überschwemmungen und ungewöhnlich niedrige Windgeschwindigkeiten in einigen Regionen. Nachfolgend eine Auflistung der wichtigsten Erkenntnisse:

Weltweit:

  • Die letzten sieben Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen, wobei das Jahr 2021 zwischen Platz 5 und 7 der wärmsten Jahre rangiert.
  • Die Treibhausgaskonzentrationen von Kohlendioxid (CO2) und insbesondere von Methan (CH4) sind im Jahr 2021 weiter angestiegen, und zwar um etwa 2,3 ppm bzw. 16,5 ppb.
Monatliche atmosphärische Konzentrationen von Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4). Die Daten wurden aus Satellitenmessungen abgeleitet und über die gesamte Atmosphärensäule und für 60S-60N gemittelt. @ https://climate.copernicus.eu

Europa:

  • Europa erlebte seinen wärmsten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen, mit 1,0°C über dem Durchschnitt von 1991-2020.
  • Rekordniederschläge trugen zu schweren Überschwemmungen in Westeuropa bei.
  • Die jährlichen Meeresoberflächentemperaturen waren in weiten Teilen der Ostsee und des östlichen Mittelmeers die höchsten seit mindestens 1993. Im Juni und Juli lag die Temperatur in Teilen der Ostsee mehr als 5 °C über dem Durchschnitt.
Sommerliche (Juni-August) Temperaturanomalien über Land für Europa als Ganzes von 1950-2021, im Vergleich zum Referenzzeitraum 1991-2020. @ https://climate.copernicus.eu

Sommerextreme im Mittelmeerraum:

  • Der Mittelmeerraum erlebte im Juli und August eine intensive und langanhaltende Hitzewelle.
  • In Italien und Spanien wurden Temperaturrekorde gebrochen, wobei ersterer mit 48,8 Grad auf Sizilien einen vorläufigen Tageshöchsttemperaturrekord für Europa darstellte.
  • In mehreren Ländern, darunter die Türkei, Griechenland und Italien, kam es zu schweren Waldbränden.

Niedrige Windgeschwindigkeiten in Westeuropa:

  • In einigen Ländern wurden die niedrigsten jährlichen Windgeschwindigkeiten seit mindestens 1979 verzeichnet.
  • Geringere Windgeschwindigkeiten als im Durchschnitt führten in einigen westeuropäischen Ländern zu einem geringeren Potenzial für die Windenergieerzeugung.
Rangfolge der durchschnittlichen jährlichen Windgeschwindigkeiten in 100 m Höhe im Jahr 2021 von der niedrigsten (dunkelblau) bis zur höchsten (dunkelrot) innerhalb der 43-jährigen Aufzeichnungsperiode von 1979 bis 2021. @ https://climate.copernicus.eu

Überschwemmungen in Westeuropa:

  • Rekordniederschläge am 14. Juli 2021 über Belgien und Westdeutschland.
  • Rekordabfluss in Teilen der Einzugsgebiete von Maas und Rhein.
  • Rekordniederschläge und gesättigte Böden trugen zu dem außergewöhnlichen Hochwasserereignis bei.

Wichtige Erkenntnisse für die Arktis:

  • Die Kohlenstoffemissionen aus arktischen Waldbränden waren die vierthöchsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003, hauptsächlich aus Ostsibirien.
  • Das Meereisminimum erreichte die zwölftniedrigste Ausdehnung seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen im Jahr 1979.
  • In der Grönlandsee wurde die geringste Meereisausdehnung seit Beginn der Aufzeichnungen registriert.
Zeitreihe der monatlichen mittleren Anomalien der arktischen Meereisausdehnung für alle Septembermonate von 1979 bis 2021. Die Anomalien sind als Prozentsatz des September-Durchschnitts für den Referenzzeitraum 1991-2020 ausgedrückt. @ https://climate.copernicus.eu

 

Der ausführliche Bericht kann hier nachgelesen werden: https://climate.copernicus.eu/esotc/2021

Weitere Infos zu den Unwetterlagen in Österreich haben wir hier zusammengefasst: Die markantesten Unwetterereignisse im Jahr 2021

Titelbild © www.pixabay.com

Stürmischer Winter 2021/22

Sturm

Der Winter 2021/22 zeichnet sich nicht nur durch mildes Wetter, sondern auch durch zahlreiche Tage mit stürmischen Böen aus, so gab es etwa in Wien schon 31 Tage mit Böen über 60 km/h. In einem gewöhnlichen Winter kommt Wien im Mittel auf 19 Tage, der Rekord aus dem Winter 1975/76 liegt bei 36 Tagen. Während dieser Rekord in Reichweite ist, war die bislang höchste Windspitze mit 102 km/h eher unauffällig und weit entfernt von jeglichen Rekorden (klimatologische Station Hohe Warte). Im Winter 2006/07 wurden hier mit Orkan Kyrill bis zu 122 km/h gemessen, im Winter 1975/76 mit dem Capella-Orkan sogar bis zu 135 km/h.

Sturm in Wien
Entwicklung der Tage mit Böen > 60, 70, 80 und 100 km/h in Wien (zum Vergrößern auf das Bild Klicken). © UBIMET

Wenn man die Entwicklung der Tage mit stürmischem Wind pro Jahr in Wien seit 1951 beobachtet, fällt tendenziell eher eine geringfügige Abnahme auf, auch wenn es eine hohe jährliche bzw. sogar dekadische Variabilität gibt. Heuer spielt beispielsweise der außergewöhnlich stark ausgeprägte stratosphärische Polarwirbel eine entscheidende Rolle, der im Laufe des Winters zunehmend auch den troposphärischen Jetstream beeinflusst hat (positive Phase der Nordatlantischen Oszillation bzw. NAO).

Mittlerweile kann man bereits einige Wetterereignisse klar dem Klimawandel zuordnen, wie beispielsweise die Zunahme an winterlichen Wärmewellen und sommerlichen Hitzewellen, die im Mittel steigende winterliche Nullgradgrenze bzw. die abnehmende Schneemenge in tiefen Lagen. Oder auch die Zunahme an Starkregenereignissen, da wärmere Luft generell mehr Wasserdampf enthalten kann. Aber was ist mit dem Wind? Bei tropischen Wirbelstürmen spielen die Wassertemperaturen eine entscheidende Rolle, weshalb man davon ausgeht, dass der Klimawandel zu einer schnelleren Verstärkung der tropischen Wirbelstürme führt (die Wirbelstürme werden also kräftiger, aber die Anzahl bleibt ähnlich). Die Auswirkungen auf außertropische Tiefs sind allerdings komplexer.

Der Polarwirbel in der Stratosphäre ist heuer sehr stark und beeinflusst zeitweise den Jetstream. © stratobserve.com

Jetstream entscheidend

Für ausgeprägte Sturmlagen in den mittleren Breiten sind dynamische Wetterlagen mit einem starken, von West nach Ost ausgerichteten Jetstream erforderlich. Die Stärke des polarumlaufenden Jetstreams ist in erster Linie von den Temperaturunterschieden in der Atmosphäre zwischen den mittleren Breiten und den polaren Gebieten abhängig, wobei größere Temperaturunterschiede zu höheren Windgeschwindigkeiten in der Höhe führen.

Im Nordwesten war der westliche Höhenwind im Jahr 2022 bislang überdurchschnittlich stark, im Süden dagegen unterdurchschnittlich.

Durch den Klimawandel wird der Temperaturunterschied zwischen der Arktis und den Subtropen aber etwas geringer (die Arktis erwärmt sich gut dreimal schneller als der Rest der Welt), weshalb Studien darauf hindeuten, dass der Jetstream in den mittleren Breiten tendenziell ein wenig an Stärke verliert. Diese Ergebnisse sind allerdings noch nicht abgesichert, am Thema Jetstream, Polarwirbel und Klimawandel wird noch intensiv geforscht. So zeigt eine neue Studie, dass die abnehmende Eisausdehnung in der Arktis im Winter zu einer leichten Verschiebung des Jetstreams nach Süden führen könnte, diese ist aufgrund der hohen jährlichen Variabilität aber kaum mit Messungen feststellbar. Derzeit kann man jedenfalls keine Zunahme an Stürmen in Mitteleuropa nachweisen, sondern eher eine leichte Abnahme.

Titelbild © AdobeStock

50 Grad: Historische Hitze auf der Südhalbkugel

In Südamerika und Australien kann es in den Sommermonaten heiß werden, das war schon immer so. Wie auch anderswo auf der Welt verschiebt sich der Rahmen des zu Erwartenden langsam aber sicher nach oben. Dass die aktuelle Hitze in Südamerika und Australien das übliche Mass sprengt, war zu befürchten und zeigte sich in den letzten Tagen beispielsweise schon in Argentinien, Chile, Uruguay und Paraguay.

Heute Nachmittag um 14:26 Uhr Ortszeit wurde an der Station Onslow Airport mit 50,7 Grad der alte australische Rekord sowie der Rekord für die gesamte Südhalbkugel egalisiert. Der alte Rekord mit ebenso 50,7 Grad stammt aus dem Jahr 1960 und wurde in Oodnatta registriert. Onslow ist eine Siedlung im Bundesstaat Western Australia mit rund 850 Einwohnern. Sie liegt unmittelbar an der Küste, was diesen Temperaturwert noch außergewöhnlicher macht. Es ist nämlich die höchste global je gemessene Temperatur in einem Küstenort! Er übertrifft die 49,5 Grad in Port Augusta (ebenfalls Australien) aus dem Jahr 2019 um über ein Grad.

Dass es in Australien, vor allem im Landesinneren (Outback), sehr heiß wird, ist keine Neuigkeit. Aber Temperaturen um 50 Grad sind auch hier eine absolute Seltenheit. Der letzte 50er liegt schon 24 Jahre zurück! Und mit 50,5 Grad an den Stationen Mardie und Roebourne wurde diese Marke heute noch zweimal geknackt.

Hier die Analyse der Temperaturen: hellviolette Farben entsprechen dabei mehr als 40 Grad, schwarz (im Nordwesten des Kontinents) = mehr als 50 Grad:

Anderer Kontinent – ähnliche Hitze

In Argentinien wird der Höhepunkt der Hitze heute, morgen und am Samstag erreicht. Dabei dürften etliche Stationsrekorde fallen. Der Landes- und gleichzeitig auch kontinentale Südamerikarekord ist schon sehr alt und stammt aus dem Jahr 1905. Er liegt bei 49,1 Grad in Villa de Maria (48,9 Grad in Rivadavia). Diese beiden Messwerte werden aber stark angezweifelt. Wahrscheinlicher liegt der Rekord eher bei 47,3 Grad in Campo Gallo aufgestellt am 16. Oktober 1936.

Wie dem auch sei, er liegt dieser Tage durchaus in Reichweite! Schon zuletzt brachte die Hitze die Infrastruktur des Landes an den Anschlag – und darüber hinaus, wie massive Stromausfälle zeigen. Auch die Landwirtschaft leidet unter Trockenheit und Hitze. Anfang nächster Woche gehen die Temperaturen in Argentinien deutlich zurück, dies dürft mit zum Teil ergiebigen Niederschlägen und starken Gewittern einhergehen. Die Hitze zieht sich in der Folge etwas weiter nach Norden nach Paraguay und das südliche Brasilien zurück.

Warme Antarktis

Auf den ersten Blick weniger spektakulär – aber ins Bild passend: In der Polarstation Belgrano 2, einer von 13 argentinischen Forschungsstationen in der Antarktis, wurde mit 11,4 Grad der höchste Januarwert seit Aufzeichnungsbeginn erfasst. Normalweise liegen hier die Höchstwerte zu dieser Jahreszeit nur um oder knapp über 0 Grad. An diesem Tag sanken sie nie unter den Gefrierpunkt, was ebenfalls ein Novum darstellt.

Herbst: Unwettersaison am Mittelmeer

Blitz am Meer

Die Gewittersaison in Mitteleuropa geht durchschnittlich von Mai bis August. In dieser Jahreszeit ist die Luft aufgrund des höheren Wasserdampfgehalts energiereicher und der hohe Sonnestand sorgt tagsüber eine Erwärmung der Böden und damit auch der untersten Luftschichten, was eine Labilisierung zur Folge hat. Im Spätsommer und Herbst verlagert sich der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit immer weiter südwärts.

Blitzdichte von 2008 bis 2012 im Juli und Oktober. © G. Anderson and D. Klugmann / MetOffice

Zunehmender Tiefdruckeinfluss

Im Sommer liegt Südeuropa häufig unter dem Einfluss der subtropischen Hochdruckgebiete, welche sich von den Azoren und Nordafrika nordwärts ausbreiten. Dies sorgt für trockenes und heißes Sommerwetter. Im Herbst verlagert sich der Jetstream im Mittel langsam südwärts und die Ausläufer des subtropischen Hochdruckgürtels werden nach Nordafrika abgedrängt. Die Tiefdrucktätigkeit nimmt also zu, weshalb der Herbst und in manchen Regionen auch der Winter im Mittelmeer auch die nasseste Zeit des Jahres darstellen.

In Barcelona ist der Oktober bzw. in Dubrovnik der November der nasseste Monat des Jahres.

Labile Schichtung der Luft

Der zunehmende Tiefdruckeinfluss führt im Zusammenspiel mit den milden Wassertemperaturen zu einer labilen Schichtung der Luft. Im folgenden Bild sieht man die mittlere, potentiell verfügbare Energie für Konvektion bzw. vertikale Luftmassenbewegung (CAPE), welche ein wichtiges Maß für Gewitter darstellt: Während im Sommer das Mittelmeer eher stabilisierend wirkt (das Wasser ist kühler als die Luft) und CAPE vor allem im Landesinneren wie etwa in Norditalien und Südosteuropa vorhanden ist, verlagert sich der Schwerpunkt im Herbst ins Mittelmeer und die angrenzenden Küstenregionen (das Wasser ist bei Kaltvorstoßen wärmer als die Luft).

Im Herbst ist die Luftschichtung im Mittelmeer labil.
Mittlere, potentiell verfügbare Energie für Konvektion im Juni und September. © Tilev-Tanriöver

Unwettersaison

Der Spätsommer und Frühherbst stellen vor allem im nördlichen Mittelmeer die gewitteranfälligste Zeit des Jahres dar. Im Laufe des Herbsts verschiebt sich der Schwerpunkt tendenziell in den zentralen Mittelmeerraum bzw. im Winter schließlich in den äußersten Süden und Osten. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer Studie des ESWD wider, welche die Monate mit den meisten Tagen mit Tornados zeigt: In Mitteleuropa ist dies im Hochsommer der Fall, in Südeuropa dagegen im Herbst.

Im Mittelmeer gibt es im Herbst die meisten Tagen mit Tornados
Der Monat des Jahres mit den im Mittel meisten Tagen mit Tornados. © ESWD

Warmes Mittelmeer

Die Wassertemperaturen im Mittelmeer nehmen im Zuge des Klimawandels langsam zu, so gab es auch im Jahr 2021 nahezu durchgehend überdurchschnittliche Wassertemperaturen.

Mittlere Wassertemperatur pro Jahr im Vergleich zum Mittel (lila = 2021). © CEAM

Im langjährigen Trend seit 1982 kann man eine klare Zunahme der mittleren Wassertemperaturen beobachten, was für die angrenzenden Länder eine zunehmende Gefahr darstellt. Die Unwettersaison wird nämlich tendenziell länger und intensiver, denn je wärmer das Wasser im Herbst ist, desto mehr Energie steht für Unwetter zur Verfügung. Besonders bei auflandigem Wind unter Tiefdruckeinfluss besteht dann die Gefahr von Sturzfluten und Hochwasser. Mehr zum Thema Extremwetter und Klimawandel gibt es hier.

Entwicklung der Wassertemperatur im Mittelmeer im Vergleich zum Mittel 1982-2011. © CEAM

Italien besonders exponiert

Italien ist für Starkregen besonders anfällig, da es einerseits am Rande einer der wichtigsten Geburtsstätten für Tiefdruckgebiete im Golf von Genua liegt, und andererseits die Luft dank des umliegenden Mittelmeers oft viel Wasserdampf enthält. Erst am Donnerstag sorgten kräftige Gewitter am Flughafen Milano-Malpensa für kleinräumige Überflutungen.

Weiters gibt es aufgrund der geographischen Form des Landes immer Gebiete mit auflandigem Wind, unabhängig von der exakten Lage der Tiefs, dabei sorgen die Alpen und Apenninen stets für Staueffekte beim Niederschlag. Die Kombination aus Starkregen und Gebirge führt jährlich zu lokalen Sturzfluten. Neben Italien sind aber auch die Küstenregionen Südostspaniens inkl. Mallorca (wie etwa im Oktober 2018), Südfrankreichs sowie generell von Südosteuropa immer wieder betroffen.

Am Samstagmorgen gab es gebietsweise kräftige Gewitter. Satellitenbild- und Blitze um 8:30 Uhr.

Titelbild © Adobe Stock

Sommer 2021 in Ziffern: Anomalien, Extreme und neue Normalität

Sommerlicher Sonnenuntergang - pixabay.com

War der Sommer 2021 zu kühl oder doch zu warm? Diese Frage zu beantworten ist aufgrund des heuer neu eingeführten Vergleichszeitraums nicht so leicht zu beantworten – es kommt also  drauf an, was man als Vergleichsbasis heranzieht.

Österreichweit betrachtet war der Sommer im Vergleich zur nun gültigen Referenzperiode 1991-2020 um 0.5 Grad zu warm und landet somit auf Platz 8 unter den wärmsten Sommern der letzten 255 Jahre. Es gab aber beachtliche regionale Unterschiede: Denn im Westen fiel die Saison insgesamt eher durchschnittlich aus, in Bregenz sogar leicht unterdurchschnittlich. Die teils langanhaltende Hitze war nur im Südosten zu spüren, mit Abweichungen teils über +1 Grad.

Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020 - UBIMET
Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020 – UBIMET.

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist allerdings zu beachten: Mehr oder weniger unwissend gewöhnen wir uns schon an die neue Normalität. Gleich 8 von den 10 wärmsten Sommern seit 1767 wurden in den letzten 21 Jahren verzeichnet (inklusive 2021), die ersten 5 sogar allesamt in den 2000er Jahren.

Platzierung Österreich (Messreihe seit 1767) Schweiz (Messreihe seit 1864) Deutschland (Messreihe seit 1881)
1 2003 2003 2003
2 2019 2015 2018
3 2015 2019 2019
4 2017 2018 1947
5 2018 2017 1994

Die wärmsten Sommer der Messgeschichte. Quelle: DWD.

Vor allem in den Jahren 2017, 2018 und 2019 war es im Sommer durchgehend ungewöhnlich heiß. Das sich rasch wandelnde Klima verändert dabei auch unsere Wahrnehmung, dies liegt in der menschlichen Natur. Nicht umsonst benutzen Klimatologen für die Berechnung von Anomalien die allerletzte, 30-jährige Klimareferenzperiode. Damit versucht man, neben statistischen Gründen auch solche Klima-Anomalien besser zu dem erlebten Klima der meisten Menschen in Verbindung zu setzen. Dies ändert aber nichts daran, dass es ständig wärmer wird.

Wie sich die Änderung der Referenzperiode auf die Interpretation auswirkt zeigt folgendes Beispiel: Die Temperaturabweichung für den Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1981-2010 (also, bezogen auf die „alte“ und damit auch „kühlere“ Referenzperiode) beträgt +1.2 Grad. Im Westen verschwinden dadurch die negativen Anomalien, im Südosten sind Abweichungen von teils über 2 Grad dabei.

Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1981-2010 - UBIMET
Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum bisher gültigen langjährigen Mittel 1981-2010 – UBIMET.

Solche Unterschiede zwischen den Klimarefenzperioden werden noch deutlicher, wenn man die Anzahl an Hitzetagen (Tageshöchstwert über 30 Grad) betrachtet.

Hitzetage im Sommer 2021 - UBIMET
Hitzetage im Sommer 2021 – UBIMET.

Zwar liegt heuer die Anzahl an solchen heißen Tagen in der Westhälfte des Landes leicht unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre (bis 2020), im Vergleich zu den älteren Klimareferenzperioden war aber der Sommer 2021 eher überdurchschnittlich! Dasselbe gilt natürlich auch im Südosten, wobei hier generell mehr Hitzetage als üblich verzeichnet wurden.

Anzahl der Hitzetage im Sommer 2021 (blau) im Vergleich zu den letzten vier Klima-Referenzperioden - UBIMET, ZAMG
Anzahl der Hitzetage im Sommer 2021 (blau) im Vergleich zu den letzten vier Klima-Referenzperioden – UBIMET, ZAMG

Der Anzahl an Tropennächten (Nächte mit Temperaturminimum über 20 Grad) war besonders im Osten und Südosten überdurchschnittlich. Im Westen gab es hingegen keine große Abweichungen. In der Wiener Innenstadt, wie üblich Hotspot des Landes, wurden heuer 25 Tropennächte verzeichnet. Zum Vergleich: In der Klimareferenzperiode 1981-2010 gibt es hier im Schnitt 16 solcher Nächte.

Tropennächte (Temperaturminimum über 20 Grad) im Sommer 2021 - UBIMET
Tropennächte (Temperaturminimum über 20 Grad) im Sommer 2021 – UBIMET.

Im Osten wurde dabei vielerorts die 37-Grad-Marke erreicht, während nach Westen zu die absoluten Höchstwerte des Sommers unter 35 Grad blieben.

Höchstwerte des Sommers 2021 - UBIMET
Höchstwerte des Sommers 2021 – UBIMET

Nur in der Wiener Innenstadt blieb die Temperatur den ganzen Sommer über jenseits der 10-Grad-Marke. Ansonsten gab es landesweit zumindest einmal einstellige Tiefstwerte, im Lungau und im Defereggental (wie üblich) auch Luftfrost bis in die Tallagen. Hier gab es somit im Sommer 2021 sowohl Sommertage als auch Frosttage (siehe Karte unten, grüne Regionen).

Tiefstwerte des Sommers 2021 - UBIMET
Tiefstwerte des Sommers 2021 – UBIMET
Spezielle Tage im Sommer 2021 - UBIMET
Spezielle Tage im Sommer 2021 – UBIMET

Vor allem die erste Sommerhälfte verlief oft sommerlich warm bis heiß, ehe im Laufe des Augusts allmählich wieder deutlich kühlere Luft ins Land gelangte. Die Spitzenwerte des Sommers 2021 liegen zudem im Bereich der normalen Schwankungsbreite der Jahreshöchstwerte der letzten 20 Jahre.

Österreichweite Tageshöchstwerte im Sommer 2021 - UBIMET, ZAMG
Österreichweite Tageshöchstwerte im Sommer 2021 – UBIMET, ZAMG
Jahreshöchstwerte österreichweit seit 2000 - UBIMET, ZAMG
Jahreshöchstwerte österreichweit seit 2000 – UBIMET, ZAMG

 

 

Titelbild: Sommerlicher Sonnenuntergang – pixabay.com

Klimamittel 1991-2020: Neue Zeiten brechen an

Das laufende Jahr (bis zum 17.08.) fällt im Vergleich mit dem „alten“ Klimamittel 1981-2010 österreichweit um 0.5 Grad zu warm aus (Wien sogar 0.6 Grad). Siehe hierzu Grafik 1, die rötlichen Farbtöne dominieren.

Temperaturabweichung 2021 (bis heute) vom Klimamittel 1981-2010 (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).

Nimmt man aber die neue Klimareferenzperiode 1991-2020, dann wäre das Jahr bislang landesweit sogar leicht zu kühl ausgefallen (-0.1 Grad Anomalie, in Wien exakt +/- 0.0 Grad)! Nun dominieren auf einmal die grauen (neutralen) Farbtöne und die bläulichen, die auf eine negative Anomalie schließen lassen:

Temperaturabweichung 2021 (bis heute) vom Klimamittel 1991-2020 (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).

Dieser Unterschied zwischen den beiden Referenzperioden spiegelt sich auch in der Juli-Anomalie wider. Österreichweit fiel der Juli gegenüber dem Mittel von 1981-2010 um 1.1 Grad zu warm aus. Im Vergleich zum neuen Mittel schmilzt die Abweichung auf nur noch +0.5 Grad zusammen.

Immer mehr Sommer- und Hitzetage

Kommen wir zu den Hitzetagen, also jenen Tagen mit einer Höchsttemperatur von 30 Grad oder mehr. Die jährliche Anzahl an Hitzetagen hat deutlich zugenommen. Im 1961-1990-Klimamittel waren es im Schnitt noch 3 solcher Tage im Jahr in Bregenz und 11 in Eisenstadt bzw. Sankt Pölten. Im allerneuesten Klimamittel 1991-2020 sind es in Bregenz nun 9, in St. Pölten 19 und in Eisenstadt sogar 21 Tage! Den größten Zuwachs an Hitzetagen zwischen 1961-1990 und 1991-2020 gab es dabei in Graz mit +350% (Zuwachs von 4 auf 18 Hitzetage).

Zahl der Hitzetage (>30 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).
Zahl der Sommertage (>25 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).
Zahl der Sommertage (>25 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).

Frost- und Eistage rückläufig

Völlig konträr verhält sich der Trend bei den Eistagen, also all jenen Tagen mit ganztags weniger als 0 Grad. Deren Anzahl ist in den vergangenen Jahren generell weniger geworden, aber die Unterschiede sind hier etwas geringer als bei den Hitzetagen. Im 1961-1990-Klimamittel waren es noch 37 dieser Tage in Klagenfurt und 19 in Innsbruck. Im allerneuesten Klimamittel 1991-2020 sind es in Klagenfurt nun 27, in Innsbruck 11. Die größte Abnahme zwischen 1961-1990 und 1991-2020 gab es in Innsbruck mit -42%.

Zahl der Eistage (ganztags < 0 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).
Zahl der Frosttage (Tagestiefstwert unter 0 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).
Zahl der Frosttage (Tagestiefstwert unter 0 Grad) im Wandel der Klimamittelwerte (zum Vergrößern anklicken bzw. -tippen).

Extremwetter und Klimawandel

Unwetter mit Überflutungen - AdobeStock

Wenn man den Zeitraum seit der letzten Eiszeit betrachtet, ist es auffällig, dass es in den letzten 20.000 Jahren noch nie so hohe Temperaturen sowie einen so schnellen Temperaturanstieg wie aktuell gegeben hat. Global betrachtet haben wir in den vergangenen 100 Jahren einen Temperaturanstieg von rund 1,1 Grad erlebt: Das ist mehr als zehnmal schneller als der bislang markanteste Temperaturanstieg der letzten 20.000 Jahre von 1 Grad in etwa 1100 Jahren.


In Österreich lässt sich die Erwärmung besonders einfach an der Anzahl an Tagen mit mehr als 30 Grad beobachten: Wurden etwa im Mittel von 1961 bis 1990 in Wien durchschnittlich 9,6 Hitzetage pro Sommer verzeichnet, waren es im Mittel von 1991 bis 2020 bereits 20,9. Extreme Temperaturen über 35 Grad treten ebenfalls immer häufiger auf.

Auch in der Höhe wird es aber wärmer, was u.a. durch den Gletscherrückgang in den Alpen sichtbar wird. Weiters nimmt die Wahrscheinlichkeit für Hitzerekorde zu, wie zuletzt in Kanada oder in Sizilien, während Kälterekorde nur noch sehr selten auftreten.

Hitzerekorde werden immer wahrscheinlicher. © www.deutschesklimaportal.de

Die Ursache für die aktuelle Klimaveränderung seit der vorindustriellen Zeit ist die zunehmende Konzentration an Treibhausgasen. Eine Übersicht zum Einfluss von unterschiedlichen Faktoren wie Erdbahnparameter, Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche und Treibhausgase auf unser Klima sind im folgenden Video zusammengefasst, ein paar Fakten zum Thema Sonne gibt es weiters auch hier: Sonnenaktivität und Klima.

Temperaturanstieg in den vergangenen 2000 Jahren bzw. dessen Ursachen seit 1850. © https://www.ipcc.ch/assessment-report/ar6/

Mehr Extremwetter

Die Forschung zu Klimawandel und Extremwetterereignissen hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Noch vor wenigen Jahren lautete die typische Antwort zum Zusammenhang von Extremwetter und Klimawandel, dass einzelne Ereignisse nicht kausal auf den Klimawandel zurückführbar seien. Als uneingeschränkte und generelle Aussage ist diese Antwort allerdings nicht mehr korrekt, da man mittlerweile durchaus belegen kann, dass bestimmte Extremwetterereignisse durch den Klimawandel wahrscheinlicher bzw. intensiver geworden sind. Bei dieser sogenannten Attributionsforschung vergleicht man mit Computersimulationen die Wahrscheinlichkeit für Extremereignisse im aktuellen Klima sowie in jenem der vorindustriellen Zeit. Besonders gut funktioniert das für sommerliche Hitzewellen, so spielt der Klimawandel in Europa mittlerweile bei nahezu jeder Hitzewelle eine Rolle und auch beim Extremniederschlag lässt sich bereits eine Zunahme nachweisen. Nur bei punktuellen, kleinräumigen Ereignissen wie Tornados kann man praktisch noch keine Aussagen machen.

Niederschlagsextreme

Beim Niederschlag ist die Attribution kompliziert, da es auf vergleichsweise kleinen Flächen wie etwa jener Österreichs kaum möglich ist, statistisch signifikante Änderungen bei der Häufigkeit von punktuellen Extremniederschlägen zu erfassen (diese werden oft nicht direkt vom Messnetz erfasst). Weitere Infos dazu gibt es hier: Klimawandel und Extremniederschlag. Allgemein kommen aber zwei Faktoren zusammen: Einerseits vermutet mann, dass blockierte Wetterlagen im Zuge des Klimawandels häufiger werden, da sich die atmosphärische Zirkulation ändert, andererseits nimmt die Regenmenge in feuchtgesättigter Luft um etwa 7% bzw. pro Grad Erwärmung zu (der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre ist weltweit bereits um 5% angestiegen). Besonders bei lokalen Gewittern kann es dadurch im Mittel zu deutlich mehr Niederschlag kommen, als es ohne Klimawandel der Fall wäre. Allgemein beschränkt sich der Großteils des Sommerniederschlags vor allem im Flachland tendenziell auf weniger, aber dafür sehr regenreiche Tage: Tatsächlich werden die Tage, an denen es mit leichter bis mäßiger Intensität regnet eher seltener, während Tage mit sehr großen Niederschlagsmengen in den vergangenen 30 Jahren häufiger wurden. Obwohl der Extremniederschlag zunimmt, steigt in manchen Regione aber gleichzeitig auch die Gefahr von Dürren an: Einerseits nimmt die Verdunstung in einem wärmeren Klima zu, andererseits entziehen die Pflanzen dem Boden aufgrund der längeren Vegetationsperiode mehr Wasser.

Fischer, E.M. and Knutti, R. (2016). Observed heavy precipitation increase confirms theory and early models. Nat. Clim. Chang. 6 986–91

Für Tiefdruckgebiete spielen zudem auch die höheren Meerestemperaturen eine Rolle, ganz besonders bei tropischen Wirbelstürmen: Etwa bei Hurrikan Harvey im Jahr 2017 wurde berechnet, dass es in Houston 12 bis 22 Prozent mehr Regen gab, als es in einer Welt ohne Klimawandel der Fall gewesen wäre.

Schnee im Alpenraum

Die Anzahl an Tagen mit einer Schneedecke hat besonders in tiefen Lagen schon deutlich abgenommen: Die winterliche Nullgradgrenze ist in den letzten 50 Jahren im Mittel um etwa 250 m angestiegen. Im Flachland hat die Anzahl der Tage mit einer geschlossenen Schneedecke in den vergangenen 90 Jahren bereits um etwa 30% abgenommen. Mehr dazu hier: Schnee und Klimawandel in den Alpen.

Klimawandel in Arosa
Mittlerer Schneehöhenverlauf in Arosa: Der Schnee kommt später und schmilzt früher. © MeteoSchweiz

Weitere generelle Infos: Factsheet der Leopoldina „Klimawandel: Ursachen, Folgen und Handlungsmöglichkeiten“

Titelbild © AdobeStock

Winterliche Wärmewelle sprengt Rekorde in Europa

Seit Wochenbeginn liegt Europa am Rande eines umfangreichen Hochs mit Kern über Südosteuropa. Mit einer südwestlichen Höhenströmung wurde dabei sehr warme Luft zu uns geführt, welche auch jede Mengen Saharastaub mit im Gepäck hatte. Die Temperaturen lagen dabei teils mehr als 10 Grad über dem jahreszeitlichen Mittel und von Frankreich bis Kroatien und Polen wurden verbreitet neue Monatsrekorde aufgestellt.

Einige Rekorde für den Februar bzw. Winter stammen von einer außergewöhnlichen Wärmewelle im Februar 2019, als in ganz Mitteleuropa von Schottland und England bis nach Österreich und Ungarn neue Landesrekorde für den Februar aufgestellt wurden. Nur zwei Jahre später wurden diese Werte nun gebietsweise wieder übertroffen, allein in Deutschland und Österreich wurden mehr als 200 neue Stationsrekorde aufgestellt.

In den vergangenen 7 Tagen war es außergewöhnlich warm in Europa. © K. Haustein

Ein kurzer Länderüberblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Österreich

In den vergangenen Tagen wurden mit der Ausnahme von Kärnten in jedem Bundesland neue Stationsrekorde aufgestellt. In Summe sind mehr als 35 Stationen betroffen, darunter Orte wie Zwettl, Bad Mitterndorf, Ramsau am Dachstein, Bad Gastein, Bischofshofen, Bregenz, Podersdorf, Windischgarsten, Mariazell, Tannheim und Wien-Unterlaa. Auch auf den Bergen wurden aber neue Wärmerekorde gebrochen, wie etwa am Brunnenkogel mit +4 Grad. Am wärmsten wurde es in Köflach mit 22,6 Grad am 23.2. (ebenfalls Stationsrekord), der Landesrekord aus dem Februar 2019 wurde aber nicht erreicht (24,2 Grad in Deutschlandsberg).

In den vergangenen 3 Tagen lagen die Temperatur bis zu 14 Grad über dem Mittel!

Deutschland

In Deutschland wurden in den vergangenen Tagen an mehr als 180 Wetterstationen neue Monatsrekorde bzw. meist auch Jahreszeitenrekorde aufgestellt. Betroffen war das gesamte Land, so gab es neue Rekorde etwa in Berlin, Köln, Hamburg und Nürnberg. Zum Teil weisen die Stationen auch langjährige Messreihen auf wie etwa Potsdam (seit 1893), Leipzig (seit 1863) Cottbus (1888) und Nürnberg (1879). Am wärmsten wurde es mit 22,0 Grad in Ohlsbach am 25. Februar. Der Landesrekord wurde allerdings nicht übertroffen.

Schweiz

In unserem westlichen Nachbarland wurden ebenfalls mehrere Monatsrekorde aufgestellt, wie etwa in Glarus, St. Gallen, La Brévine oder auf dem Hörnli. Auch Vaduz in Liechtenstein hat mit 21,9 Grad bei föhnigem Südwind bereits am 21.2. eine neue Bestmarke aufgestellt.

Polen

Am 25.2.2021 wurde in Maków Podhalański eine Höchsttemperatur von 22,1°C gemessen. Der alte Februarrekord des Landes lag bei 21,4 °C, aufgestellt am 25.2.1990 an der gleichen Station. Auch in vielen anderen Orten wurden aber neue Stationsrekorde aufgestellt wie etwa in Warschau mit 18,3 Grad.

Schweden

Der Rekorde aus dem Februar 2019 von 16.7 Grad wurde am 25.2.21 am Flughafen Kalmar mit 17.0 Grad übertroffen. Dies stellt neben dem Februarrekord auch den Winterrekord für ganz Schweden dar.

Slowenien

Am 24. Februar wurden in Dolenje in Bilje 25.3 Grad erreicht. Der neue Landesrekord übertrifft den bisherigen Spitzenwert aus dem Februar 2019 um 1,2 Grad. Es handelt sich zudem auch um den frühesten, jemals verzeichneten Sommertag des Jahres in Slowenien (mind. 25,0 Grad). Zuvor war dies nicht vor dem 14. März beobachtet worden.

Kroatien

In Kroatien wurden am 24. Februar ebenfalls neue Stationsrekorde sowie auch eine neuer Landesrekord aufgestellt: In Knin wurden 26,4 Grad erreicht und auch in Senj gab es sommerliche 25,0 Grad. Der bisherige Landesrekord stammte aus dem Jahr 1990 mit 25,0 Grad in Split.

Slowakei

Am 25.2.21 wurde mit 20,8 Grad in Hurbanovo ein neuer Landesrekord aufgestellt. Der bisherige Rekord aus dem Februar 2019 wurde um 0,2 Grad übertroffen.

Italien

Besonders in Friaul-Julisch Venetien wurden am 24.2. einige neue Monatsrekorde aufgestellt. In Udine wurden 24,8 Grad erreicht, in Capriva sowie in Cividale del Friuli 25,5 Grad, in Gradisca 25,6 und in Cervignano sogar 26,4 Grad. Die bisherigen Rekorde seit 1990 wurde teilweise um mehr als 4 Grad überboten!

Frankreich

An mehr als 50 Wetterstationen wurden neue Monatsrekorde aufgestellt wie etwa in Colmar, Straßburg, Annency oder Lille. Auch manche langjährige Stationen waren betroffen wie beispielsweise Pontarlier mit 21,5 Grad (Messungen seit 1874) oder Chamonix mit 20,1 Grad (seit 1880).

Schnee und Klimawandel in den Alpen

Schneefall

In den vergangenen Tagen gab es besonders im Südwesten Österreichs teils extreme Schneemengen, in Obertilliach wurden am Mittwoch bis zu 180 cm Schnee gemessen – ein neuer Rekord für den Monat Dezember. In manchen Orten wie etwa Döllach gab es innerhalb weniger Tage sogar die 8-fache Niederschlagsmenge, die normalerweise im gesamten Dezember zusammenkommt.

Für Dezember wurden etwa in Obertilliach oder auch am Zettersfeld neue Maßstäbe gesetzt. Daten: Land Tirol
Im Südwesten gab es teils schon mehr als 600% vom üblichen Dezemberniederschlag.

Auch sonst gab es im Bergland und teils auch im Flachland etwas Schnee. In manchen Medien wurde von „einem Winter wie damals“ berichtet und in sozialen Medien tauchte oft der Satz „es ist ja Dezember“ auf, um darauf hinzudeuten, dass alles normal sei. Doch wie beeinflusst der Klimawandel tatsächlich den Schnee in Österreich?

Klimawandel und Schnee

Der Temperaturanstieg im Zuge des Klimawandels erfolgt in den Alpen schneller als im globalen Durchschnitt, auf dem Sonnblick sind die Temperaturen etwa im letzten Jahrhundert um mehr als 1,5 Grad gestiegen. Dies wirkt sich auf die Schneefallgrenze aus, so hat die Anzahl an Tagen mit einer Schneedecke besonders in tiefen Lagen schon deutlich abgenommen. Die winterliche Nullgradgrenze ist in den letzten 50 Jahren im Mittel um etwa 250 m angestiegen. Dieser Trend wird sich fortsetzen, so wird die Nullgradgrenze wohl noch vor 2050 im Winter durchschnittlich über einer Seehöhe von 1000 m liegen. Dadurch nimmt die Länge des Winters ab, gemessen an der Anzahl von Tagen mit einer Schneedecke: Der Schnee kommt später und schmilzt früher. Etwa in Arosa in der Schweiz hat sich die Periode mit einer Schneedecke von mindestens 40 cm bereits von fünfeinhalb Monaten auf etwas mehr als drei Monate verkürzt. Studien aus der Schweiz zeigen, dass derzeit Lagen unterhalb von 1300 m davon besonders stark betroffen sind, zudem werden auch die Zeitfenster für künstliche Beschneiung in diesen Höhenlagen immer kürzer. In Lagen oberhalb von etwa 2000 m gibt es dagegen keinen klaren Trend, da es hier auch bei einem mittleren Temperaturanstieg von 2 Grad immer noch kalt genug für Schneefall ist.

Klimawandel in Arosa
Mittlerer Verlauf der Schneehöhe in Arosa. Mehr Details dazu gibt es hier: Meteoschweiz

Besonders markant fällt die Abnahme an Tagen mit Schneedecke im Flachland auf: Immer häufiger ist es hier es eine Spur zu mild für Schneefall und wenn er mal liegen bleibt, ist er nach wenigen Tagen wieder weg. Der Wind lässt hier meist auch keine Niederschlagsabkühlung zu, wie es etwa in Osttirol oft der Fall ist. Eine internationale Studie hat neulich ergeben, dass die Zahl der Tage mit einer Schneedecke etwa in Wien oder München in weniger als 100 Jahren um etwa 30 Prozent abgenommen hat, und der Trend geht weiter bergab.

Anzahlt der Tage mit Schnee in München. © DWD

Extremereignisse

Markante Südstaulagen mit Italientiefs hat es schon immer gegeben, allerdings fällt die Häufung an Extremereignissen mit neuen Niederschlagsrekorden in den vergangenen Jahren deutlich auf, wie etwa im Jänner 2019 an der Alpennordseite oder im November 2019 und neuerlich im Dezember 2020 in den Südalpen. Die ehemaligen Ausnahmeereignisse werden langsam aber sicher zur Gewohnheit, ebenso wie es mit der Hitze im Sommer der Fall ist. Wie man bereits im vergangenen Winter gesehen kann, ist es allerdings auch möglich, dass im gesamten Rest des Winters nahezu kein Schnee mehr fällt.


Im Bild: Schneemassen im Raum Obertilliach.

Mehr Feuchtigkeit

Allgemein kann milde Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft, zudem sorgen die steigenden Wassertemperaturen rund um Mitteleuropa (Nordsee, Mittelmeer) bei Kaltluftvorstoßen für eine labile Schichtung der Luft, so gab es auch in den vergangenen Tagen von der Adria teils bis zu den Lienzer Dolomiten Gewitter. Besonders bei blockierten Wetterlagen kann es also vor allem von mittleren Höhenlagen aufwärts ergiebig schneien, zudem kann die Schneefallgrenze durch die Niederschlagsabkühlung auch im Einflussbereich relativ milder Luftmassen bis in windgeschützte Täler absinken. Sehr effektiv funktioniert dies dankt der Topographie in Osttirol und Oberkärnten, da hier einerseits die Adria als Feuchtequelle in ummittelbarer Nähe liegt und anderseits die Berge im Süden hoch genug sind, um die milde Luft in tiefen Lagen fern zu halten. Die Luftmasse ist bei solchen Ereignissen tatsächlich nicht besonders kühl: Vom Talboden bis über 1500 m hinauf liegt sie meist nahezu exakt bei 0 Grad.

Blockierte Wetterlagen

Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass blockierte Wetterlagen – anders als in den vergangenen Jahren oft angenommen – im Winter nicht zunehmen. Allerdings verstärkt der Klimawandel tendenziell die Auswirkungen einer blockierten Wetterlage, wenn sie mal auftritt: Im Sommer wird etwa ein umfangreiches Hoch rasch zur Hitzewelle, im Winter sorgt dagegen ein blockiertes Tief in manchen Regionen aufgrund der zunehmenden absoluten Luftfeuchtigkeit immer häufiger für extreme Niederschlagsmengen. Da solche Lagen allerdings meist nur unregelmäßig alle paar Jahre auftreten, ist von einer hohen Variabilität auszugehen, weshalb der Trend in tiefen Lagen langsam, aber sicher im Mittel nach unten geht.

Nach weniger als 10 Tagen steht fest, dass der Winter im Südwesten viel zu nass ausfallen wird.

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Nordostpassage bereits 100 Tage eisfrei

Die Nordostpassage ist ein Seeweg im Nordpolarmeer entlang der Nordküste Eurasiens, der Atlantik und Pazifik verbindet. Dieser Seeweg ist rund 6.000 Kilometer kürzer als der traditionelle Seeweg von Asien nach Europa über den Suezkanal. Somit wird nicht nur Zeit sondern auch Kosten druch den verkürzten Seeweg gespart.  Bis zu den 90er Jahren war eine Fahrt über diese Route ohne Eisbrecher undenkbar, erst 1995 war die Route erstmals längere Zeit eisfrei.

Schon 100 Tage eisfrei

Nach 1995 war die Nordostpassage in manchen Jahren zunächst wieder unpassierbar, seit 2007 ist sie allerdings jedes Jahr ein paar Wochen lang offen – Tendenz steigend. Heuer wurde dabei ein neuer Rekord aufgestellt: Mittlerweile ist dieser zunehmend wichtige Seeweg schon seit mehr als 100 Tagen eisfrei! Diese Abnahme steht im direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel, der in der Arktis besonders schnell abläuft.

Noch kein Eis in Sicht

Der arktische Ozean nördlich von Sibirien ist aktuell noch verbreitet eisfrei. Im Mittel von 1981 bis 2010 lag die Ausdehnung des arktischen Meereises zu dieser Jahreszeit noch bei 9 Millionen km². Neuesten Satellitenmessungen zufolge sind es derzeit nur 5,6 Millionen km². Wenn das Wasser im Sommer länger eisfrei ist, nimmt es aufgrund seiner dunklen Farbe mehr Wärme auf, als es bei weißem Eis der Fall wäre. Im Herbst muss der Ozean diese Wärme erst wieder an die Luft abgeben, ehe das Eis wieder zufrieren kann (Eis-Albedo-Rückkopplung).

Eisausdehnung im Vergleich zum 30-Jahres-Mittel (orange Linie) am 15.9. und 21.10. (NSIDC).

Anmerkung zu der Graphik: Die Schwelle pro Datenzelle liegt bei 15%, wenn also 16% einer Zelle mit Eis bedeckt sind, wird sie als gefroren bzw. weiß angezeigt.

Absolutes Minimum im 2012

Zu dieser Jahreszeit gab es seit Messbeginn noch nie so wenig Eis wie aktuell. Das absolute jährliche Minimum im September aus dem Jahre 2012 wurde heuer allerdings knapp nicht erreicht, wir berichteten darüber bereits hier: Zweitniedrigste Eisausdehnung seit Messbeginn.

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100 Tage eisfrei: Rekord an der Nordostpassage

Eisbrecher

Die Nordostpassage ist ein Seeweg im Nordpolarmeer entlang der Nordküste Eurasiens, der Atlantik und Pazifik verbindet. Dieser Seeweg ist rund 6.500 Kilometer lang und führt vom Europäischen Nordmeer durch Barents-, Kara-, Laptew-, Ostsibirische und Tschuktschensee bis zur Beringstraße. Bis zu den 90er Jahren war eine Fahrt über diese Route ohne Eisbrecher undenkbar, erst 1995 war die Route erstmals längere Zeit eisfrei.

100 Tage eisfrei

Nach 1995 war die Nordostpassage in manchen Jahren zunächst wieder unpassierbar, seit 2007 ist sie allerdings jedes Jahr ein paar Wochen lang offen – Tendenz steigend. Heuer werden nun gleich zwei neue Rekorde aufgestellt: Sowohl das früheste Aufbrechen des Eises als auch das späteste Zufrieren. Mittlerweile ist dieser zunehmend wichtige Seeweg schon seit mehr als 100 Tagen eisfrei! Diese Abnahme steht im direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel, der in der Arktis besonders schnell abläuft (wie etwa auf Spitzbergen).

Noch kein Eis in Sicht

Der arktische Ozean nördlich von Sibirien ist aktuell noch verbreitet eisfrei. Im Mittel von 1981 bis 2010 lag die Ausdehnung des arktischen Meereises zu dieser Jahreszeit noch bei 9 Millionen km². Neuesten Satellitenmessungen zufolge sind es derzeit nur 5,6 Millionen km². Damit wird das  jahreszeitliche Rekordminimum vom Vorjahr um fast 500.000 km² unterboten. Wenn das Wasser im Sommer länger eisfrei ist, nimmt es aufgrund seiner dunklen Farbe mehr Wärme auf, als es bei weißem Eis der Fall wäre. Im Herbst muss der Ozean diese Wärme erst wieder an die Luft abgeben, ehe das Eis wieder zufrieren kann (Eis-Albedo-Rückkopplung).

Eisausdehnung im Vergleich zum 30-Jahres-Mittel (orange Linie) am 15.9. und 21.10. (NSIDC).

Anmerkung zu der Graphik: Die Schwelle pro Datenzelle liegt bei 15%, wenn also 16% einer Zelle mit Eis bedeckt sind, wird sie als gefroren bzw. weiß angezeigt.

Absolutes Minimum im 2012

Zu dieser Jahreszeit gab es seit Messbeginn noch nie so wenig Eis wie aktuell. Das absolute jährliche Minimum im September aus dem Jahre 2012 wurde heuer allerdings knapp nicht erreicht, wir berichteten darüber bereits hier: Zweitniedrigste Eisausdehnung seit Messbeginn. Wenn man die aktuelle Situation betrachtet, ist es allerdings nur eine Frage von wenigen Jahren, bis auch dieser Wert unterboten wird.

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Frühe Vegetationsentwicklung und Spätfrostgefahr

Blühende Maillenbäume

Kalendarisch befinden wir uns zurzeit noch im Winter, vielerorts erinnert der Zustand in der Natur aber schon seit Wochen an den Frühling. In den Gärten blühen Forsythien und Narzissen, die Schneeglöckchen und die Haselsträucher haben ihre Blüte in den Niederungen sogar schon beendet.

Marillenblüte

Als erste Obstbäume steht nach dem östlichen Flachland nun auch in der Wachau die Hauptblüte der Marillenbäume bevor. Verglichen mit dem langjährigen Mittel ist das um mehrere Wochen verfrüht, aber die Schwankungen von Jahr zu Jahr waren schon immer groß und liegen zwischen Anfang März und Mitte April für den Blühbeginn. Die frühe Blüte verwundert nicht, so erreichte doch bereits der Februar das Temperaturniveau eines durchschnittlichen März in diesen Regionen.

Marille
Marillenblüte am 11 März im Steinfeld. © R. Reiter

Frühblüte immer häufiger

In den vergangenen Jahren kam es mehrmals zu einem verfrühten Beginn der Marillenblüte, wie etwa in den Jahren 2019 und 2020. Im Jahr 2018 war es durch den kalten Februar zwar anders, dafür waren dann in einem extrem warmen April und Mai etwa die Apfel- und später dann die Rebblüte ausgesprochen früh dran. Erst 2013 findet man rückblickend eine durchgehend späte Vegetationsentwicklung, und das war ein Einzelfall: 2007 bis 2012 wiesen wiederum jeweils einen zum Teil rekordverdächtigen Vorsprung auf. Diese Häufung früher Frühjahre ist durchaus bemerkenswert.

Wetter vs. Klima

Das Wetter und damit die Blühtermine unterliegen früher wie heute großen Schwankungen von Jahr zu Jahr, so gab es Frühlingsblumen auch früher manchmal mitten im Winter. Wenn allerdings die frühere Ausnahme – wie beispielsweise die blühende Marillen in der ersten Märzhälfte – immer wieder und wieder vorkommt und dadurch zum Normalfall wird, müssen „durchschnittliche“ Daten angepasst werden. Und das ist eben genau das, was ein verändertes Klima bedeutet: Verschiebung der Durchschnittswerte!

Frostgefahr

Eine frühe Blüte bedeutet eine längere Reifezeit, die vor allem die Weinqualität in unseren Breiten sehr fördert. Und überhaupt freuen sich nicht alle nach dem Winter auf den Frühling? Eine Verfrühung desselben kann doch kein Nachteil sein? Der Haken an der Sache sind die erwähnten Temperaturschwankungen, eben das Wetter. Früher waren erst die Eismänner im Mai gefürchtet, zuvor waren die Pflanzen noch zu wenig entwickelt, um frostgefährdet zu sein. Vor vier Jahren aber hat ein eigentlich nicht allzu ungewöhnlicher Winterrückfall mit Frost und Schnee im April vielen Bäumen – die in ihrer Entwicklung um Wochen voraus waren – schwer zugesetzt. Mit ihrer vollen Belaubung brachen sie unter der Schneelast zusammen, die Obsternte fiel sehr gering oder örtlich sogar gänzlich aus. Auf diese Art kommt die paradox anmutende Situation zustande, dass bei wärmerem Klima die Frostgefährdung sogar zunimmt.

Februar auf Rekordkurs?

Seit Monatsbeginn befindet sich Österreich in einer milden Westströmung, in der kräftige Tiefdruckgebiete bereits für Sturm und an der Alpennordseite viel Regen gesorgt haben. Eine Phase mit winterlichem Wetter und Dauerfrost gab es bisher nicht. So ist es auch wenig verwunderlich, dass der Februar bisher rund 4,8 Grad zu mild verlief.

Bisherige maximale und minimale Temperaturabweichungen

Vor allem im Donauraum und im östlichen Flachland sind die Abweichungen mit +5 bis +6 Grad enorm. So gab es in Wien im bisherigen Monat noch keinen zu kalten Tag. Bei diesem windigen und milden Wetter gibt es kaum Morgenfrost und die Mitteltemperatur liegt bei Weitem über dem Durchschnitt. Etwas geringer sind die Abweichungen in den windschwachen und schneebedeckten inneralpinen Tälern.

Weiterhin viel zu mild

Auch in der zweiten Monatshälfte setzt sich wohl großteils das milde Westwetter fort. Somit muss man wohl zu Monatsende mit einer positiven Temperaturabweichung von 3,5 bis 4,0 Grad rechnen. Doch ist das rekordverdächtig?

Ähnlich mild verliefen der Februar im Jahr:

  • 2019 mit +3,2 Grad
  • 2016 mit +3,6 Grad
  • 2007 mit +3,7 Grad
  • 2002 und 1998 mit +4,0 Grad

All diese Jahre könnte der Februar 2020 überbieten, allerdings dürfte wohl der Februar 1990 und 1966 mit einer positiven Abweichung von +4,3 Grad wohl außer Reichweite sein. Eine Top-Platzierung ist dem heurigen Februar also sicher, rekordverdächtig dürfte er aber nicht sein.

Nasser Norden, trockener Süden

Die beständige West- bis Nordwestwetterlage hat in den vergangenen Wochen auch zu großen Kontrasten beim Niederschlag zwischen Nord- und Südalpen geführt. Während an der Alpennordseite teilweise schon das dreifache des üblichen Monatsniederschlags gefallen ist, fielen im Süden nur wenige Liter vom Himmel.

Bisherige Niederschlagsabweichung im Februar

Auch der Jänner verlief im Süden knochentrocken und auch für die zweite Monatshälfte ist kaum Niederschlag in Sicht!

Bisherige Niederschlagsabweichung im Jahr 2020

Das großräumige Strömungsmuster und damit bei uns das Westwetter dürfte sich erst ändern, wenn der heuer sehr stark ausgeprägte Polarwirbel zusammenbricht. Dies passiert durch die zunehmende Tageslänge im Laufe des März, dann werden die Wetterkarten neu gemischt.

Titelbild: Adobe Stock

2019 global zweitwärmstes Jahr seit Messbeginn

Vor wenigen Tagen haben die großen Wetterdienste bzw. Forschungsinstitute der Welt ihre Auswertungen über die weltweiten Temperaturabweichungen im Jahr 2019 veröffentlicht. Übereinstimmend zeigt sich dabei, dass vergangenes Jahr das zweitwärmste seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1850 ist. Auf Platz eins verbleibt das Jahr 2016, wobei wir die fünf wärmsten Jahre allesamt in den vergangenen 5 Jahren erlebt haben (in der Reihenfolge: 2016, 2019, 2017, 2015, 2018).


88 Prozent

Die Abweichung im Vergleich zum Mittel von 1951-1980 liegt laut Berkeley Earth (Univ. of California) bei +0,9 Grad. Rund 88% der globalen Fläche war deutlich wärmer als im Durchschnitt von 1951-1980 und nur knapp 2 % deutlich kühler. Wenn sich die laufende Erwärmungsrate seit 1980 fortsetzt, wird sich die Welt etwa im Jahr 2035 im Mittel um +1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erwärmt haben.

In 36 Ländern war das Jahr 2019 sogar das wärmste Jahr überhaupt, wie etwa in manchen Ländern Osteuropas oder auch in Australien. Das entspricht mindestens 10% der Gesamtfläche der Erde.

Erderhitzung

Bekanntermaßen hat es Klimaveränderungen auf der Erde schon immer gegeben. Wenn man allerdings den Zeitraum seit der letzten Eiszeit betrachtet, ist es auffällig, dass es in den letzten 20.000 Jahren noch nie so hohe Temperaturen sowie einen so schnellen Temperaturanstieg wie aktuell gegeben hat. Global betrachtet haben wir in den vergangenen 100 Jahren einen Temperaturanstieg von rund 1,1 Grad erlebt: Das ist mehr als zehnmal schneller als der bislang markanteste Temperaturanstieg der letzten 20.000 Jahre von 1 Grad in etwa 1100 Jahren.


Die Ursache für die aktuelle Klimaveränderung seit der vorindustriellen Zeit ist die zunehmende Konzentration an Treibhausgasen. Eine Übersicht zum Einfluss von unterschiedlichen Faktoren wie Erdbahnparameter, Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche und Treibhausgase auf unser Klima sind im folgenden Video zusammengefasst, ein paar Fakten zum Thema Sonne gibt es weiters auch hier: Sonnenaktivität und Klima.

Titelbild: Temperaturabweichung im Jahr 2019 im Vergleich zum Mittel 1881-1910. © NASA

46,0 Grad: Neuer Hitzerekord in Frankreich

Sonne in Frankreich

Erstmals in der Messgeschichte wurde in Frankreich am Freitag (28.6.19) eine Temperatur über 45 Grad gemessen. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 2003 von 44,1 Grad wurde regelrecht pulverisiert, so wurden am Freitagnachmittag in Vérargues 46,0 Grad und in Gallargues-le-Montueux 45,9 Grad gemessen! Der bisherige Rekord wurde zudem an 13 Orten übertroffen, anbei die Top-6:

  • 46,0 °C in Vérargues (34)
  • 45,9 °C in Gallargues-le-Montueux (30)
  • 45,4 °C in Villevieille (30)
  • 45,1 °C in Marsillargues (34)
  • 44,6 °C in Saint-Chamas (13)
  • 44,5 °C in Varages (83)

Teilweise wurden die bisherigen Rekorde um mehrere Grad übertroffen und auch auf den Bergen gab es neue Höchstmarken:

Ort Alter Rekord Neuer Rekord (28.6.19)
Nîmes-Courbessac 41,6 °C (1923 und 2017) 44,4 °C
Montpellier aéroport 37,7 °C (2017) 42,5 °C
Aigues-Mortes 38,9 °C (2003) 40,9 °C
Mont Aigoual (1567 m) 29,4 °C (1923) 29,9 °C

In erster Linie hat das Zusammenspiel von zwei Faktoren diese extremen Temperaturwerte ermöglicht:

  1. Eine blockierte Wetterlage, bei der mit einer südlichen bis südwestlichen Höhenströmung über mehrere Tage hinweg sehr warme Luftmassen aus der Sahara nach Westeuropa geführt wurden.
  2. Die zusätzliche Erwärmung der Luft durch Föhn: Am Freitag wehte in Südfrankreich föhniger Nordwind vom Zentralmassiv und den Alpen bzw. dem Jura, der die Luft nochmals um ein paar Grad erwärmt hat.

Extremer Juni in Österreich

Auch in Österreich war der Juni 2019 in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Die Temperatur lag im Mittel um 4,7 Grad über dem langjährigen Mittel, das übertrifft deutlich den bisherigen Spitzenhalter aus dem Jahre 2003 mit +4,1 Grad. Besonders bei den Temperaturen gab es unzählige Rekorde, sowohl in Bezug auf die Tageshöchstwerte als auch auf die milden Nachttemperaturen. In Oberösterreich gab es etwa in der Nacht zum 15. Juni die wärmste Nacht seit Messbeginn, so sank die Temperatur in Windischgarsten nicht unter 25,3 Grad bzw. in Linz unter 23,6 Grad ab. In der Inneren Stadt in Wien gab es zudem 13 Tropennächte, auch das stellt einen neuen Junirekord dar.

Unzählige Rekorde

Bei den Tageshöchstwerten wurden hierzulande an mehr als 140 Wetterstationen neue Juni-Stationsrekorde aufgestellt, davon stellen 27 sogar neue Allzeitrekorde dar, wie etwa in Imst, am Brenner oder auch auf der Schmittenhöhe. In drei Bundesländern wurden auch neue Rekordmarken für den Monat Juni aufgestellt:

  • Kärnten: 38,1 Grad in Hermagor (27.6.)
  • Tirol: 37,5 Grad in Imst (26.6.) und Innsbruck (27.6.)
  • Steiermark: 37,2 Grad in Graz (27.6.)

Die Anzahl der Rekorde in ganz Mitteleuropa sowie deren Ausmaß stehen eindeutig in Zusammenhang mit dem Klimawandel. Solche Hitzerekorde treten weltweit schon fünfmal öfter auf als es ohne globale Erwärmung der Fall wäre.

Trockenheit

Beim Niederschlag gab es über das ganze Land betrachtet weniger als die Hälfte der sonst üblichen Regenmengen (etwa 40%). Zuletzt annähernd so trocken war es im Juni 1976. In manchen Alpentälern wie etwa im Oberen Ennstal oder im Drautal sowie teils auch im Wienerwald wurde mitunter nur 10% des Solls erreicht, so gab es etwa in Wien-Mariabrunn nur 9 mm Regen (Mittel 76 mm). Nur punktuell haben Gewitter für eine ausgeglichene Bilanz gesorgt, wie etwa in Poysdorf (NÖ), in Reichenau im Mühlkreis (OÖ) oder in Deutschlandsberg (ST). Passend dazu hat die Sonne in diesem Juni hingegen Überstunden gemacht, so schien sie in Summe fast anderthalbfach so lange wie üblich.

Höchstwerte pro Bundesland im Juni (Stand: 29.6.) C UBIMET
Höchstwerte pro Bundesland im Juni (Stand: 29.6.) © UBIMET

Titelbild © Adobe Stock

Aktuelle Eisbedeckung in der Arktis

Das arktische Meereis spielt eine entscheidende Rolle für das Klima, da seine helle Oberfläche etwa 80 Prozent der einfallenden Sonneneinstrahlung in den Weltraum zurück reflektiert. Durch den Klimawandel sind im Sommerhalbjahr aber immer größere, dunkle Wasseroberflächen der Sonne ausgesetzt. Dies ist ein entscheidender Unterschied, zumal der Ozean bis zu 90 Prozent der einfallenden Strahlung absorbiert! Dadurch schmilzt das Meereis im Frühjahr schneller bzw. friert im Herbst später zu. Im Fachjargon nennt man das eine positive Rückkopplung. Dies ist einer der Gründe, weshalb die Klimaerwärmung in der Arktis besonders stark ausfällt, siehe etwa auch hier: Spitzbergen: 100 Monate lang überdurchschnittliche Temperaturen.

Immer weniger Eis

Am 18. Mai 2019 betrug die Eisausdehnung 11,4 Mio. km². Zum Vergleich: In den 80er-Jahren lag die durchschnittliche vereiste Fläche im Mai knapp über 13 Mio. km²:  Das ergibt einen Unterschied von etwa 1,6 Mio. km² an Eisfläche und entspricht der 4,5-fachen Fläche Deutschlands! Nur im Mai 2016 gab es zu dieser Jahreszeit weniger Eis als heuer. Wenn die kommenden Monate in der Arktis weiterhin überdurchschnittlich warm ausfallen, droht im September ein neuer negativer Allzeitrekord.

Nur im Mai 2016 gab es bislang weniger Eis als heuer. © Zachary Michael Labe
Nur im Mai 2016 gab es bislang weniger Eis als heuer. © Zachary Michael Labe

Das jährliche maximale Eisausdehnung wurde heuer im März erreicht und lag etwa im Durchschnitt der letzten 9 Jahre. Überdurchschnittlich hohe Temperaturen haben im April aber für einen rasanten Eisschwund gesorgt, mitunter wurden dabei auch neue Negativrekorde für die Jahreszeit aufgestellt. Weitere Infos dazu gibt es z.B. hier: Rekord für Anfang März: Die Beringstraße ist nahezu eisfrei.

Die maximale Eisausdehnung wurde bereits im März erreicht. © Zachary Michael Labe
Die maximale Eisausdehnung wurde bereits im März erreicht. © Zachary Michael Labe

Titelbild © Adobe Stock

Frühling in Lappland: verfrühte Eisschmelze

Eisstoß

Der Torne älv bzw. auf Finnisch Tornionjoki ist ein Fluss in Lappland, der zum Teil an der Grenze zwischen Schweden und Finnland fließt und im Winter gefroren ist. Seine Mündung liegt am Nordrand des Bottnischen Meerbusens, dem nördlichsten Teil der Ostsee. Im Frühjahr bricht das Eis wieder auf und erreicht im Mai seinen höchsten jährlichen Pegelstand. Ab Juni sinkt der Pegel im Mittel wieder und erreicht im Hochsommer keine vergleichbaren Pegelstände mehr.

Pegel torniojoki
Der Pegel vom Torniojoki (blau = Mittel; grau = bisherige Extrema). © www.environment.fi

Verfrühte Eisschmelze

Das Datum, wann das Eis im Frühjahr in Bewegung gerät bzw. wenn wieder Wasser im Fluss fließt, wird im Norden Finnlands seit vielen Jahren dokumentiert. Der Fluss Torniojoki besitzt eine der längsten Messreihen, so wird das Aufbrechen des Eises dort bereits seit dem Jahr 1693 dokumentiert. Der bislang früheste Eisgang fand am 26. April 2014 statt, der späteste am 9. Juni 1867. Auch heuer sind erste Bilder von fließendem Eis am 26. April entstanden.  Im Zuge der globalen Erwärmung, welche in der Arktis besonders stark ausgeprägt ist, findet der Bruch des Eises der Flüsse immer früher statt. Weitere Infos zum Klimawandel in der Arktis gibt es auch hier: Spitzbergen: 100 Monate lang überdurchschnittliche Temperaturen bzw. Rekord für Anfang März: Die Beringstraße ist nahezu eisfrei.


Auch andere Flüsse im Bereich des Polarkreises sind davon betroffen, so wurden in Lappland teilweise neue Pegelrekorde für die Jahreszeit verzeichnet, wie etwa beim nahe gelegenen Fluss Ounasjoki in Norden Lapplands. Mitunter fand der Eisbruch hier drei Wochen früher als üblich statt.

Pegel Ounasjoki
Der Pegel vom Ounasjoki (blau = Mittel; grau = bisherige Extrema). © www.environment.fi

Titelbild © Adobe Stock

Spitzbergen: 100 Monate lang überdurchschnittliche Temperaturen

Spitzbergen: 100 Monate lang überdurchschnittliche Temperaturen

Spitzbergen ist eine norwegische Inselgruppe und liegt am Rande des Nordpolarmeers nördlich von Skandinavien. Seit November 2010 verlief hier jeder Monat überdurchschnittlich warm im Vergleich zum langjährigen Mittel (1961-1990). In manchen Monaten wie etwa im Februar 2018 lagen die Temperaturen sogar um mehr als 10 Grad über dem Durchschnitt. Besonders extrem war der Februar 2014 mit einer Abweichung von +14,5 Grad: Statt bei -16,2 Grad lag die durchschnittliche Temperatur bei -1,7 Grad!

Fast 6 Grad Temperaturanstieg

Allgemein erwärmt sich die Arktis im Zuge des Klimawandels mehr als doppelt so schnell wie der Rest der Welt, Wissenschaftler sprechen daher auch von der sogenannten „Polaren Verstärkung“ bzw. „Arctic Amplification„. Hierfür spielen die veränderte Strahlungsbilanz sowie die Eis-Albedo-Rückkoplung eine entscheidende Rolle. Seit 1961 ist die Temperatur am Flughafen von Spitzbergen allerdings sogar um 5,6 Grad gestiegen! Besonders extrem fällt die Erwärmung in den Wintermonaten aus, da es immer weniger Meereis im Bereich der Inselgruppe gibt. Aktuellen Klimaprognosen zufolge wird die durchschnittliche Temperatur in Spitzbergen bereits am Ende dieses Jahrhunderts auf über 0 Grad ansteigen.

Besonders im Westen von Spitzbergen gibt es kein Meereis
Besonders im Westen von Spitzbergen gibt es kaum noch Meereis. © NSIDC

Noch gravierender fällt die Meereisausdehnung übrigens in der Beringsee aus, wir berichteten darüber bereits Rekord für Anfang März: Die Beringstraße ist nahezu eisfrei.

Der Klimawandel in Spitzbergen findet besonders schnell statt
Temperaturtrend in Spitzbergen. © Ketil Isaksen, Norwegian Meteorological Institute

Titelbild: Giåm on Visualhunt / CC BY-SA

Rekord für Anfang März: Die Beringstraße ist nahezu eisfrei

Eis in der Arktis

Die Beringstraße ist eine Meerenge zwischen Russland und Alaska. Sie verbindet den Arktischen Ozean mit dem Pazifik bzw. genau genommen die Beringsee mit der Tschuktschensee.

Karte der Beringsee
Von GretarssonBase map: © OpenStreetMap contributors – Eigenes WerkBase map is from https://maps-for-free.com, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56149949

Negativrekord

Normalerweise wird die maximale Eisbedeckung in der Beringsee erst Ende März erreicht, zudem hält sich das Eis im langjährigen Mittel bis in den Mai hinein. Seit letzten Winter zeigt sich allerdings ein völlig außergewöhnliches Bild, so gab es im Winter 2017/18 im Februar die geringste Eisbedeckung seit Beginn der flächendeckenden Messungen mit Satellitenbildern vor rund 40 Jahren. Heuer gab es im Februar nur geringfügig mehr Eis als im Vorjahr, zudem zeichnet sich für den März ein neuer Negativrekord ab. Aktuell zeigt sich die Beringstraße am Satellitenbild sogar nahezu eisfrei.

Arktische Amplifikation

Neben dem zunehmenden Wärmegehalt der Ozeane durch den Klimawandel spielt für die geringe Eisbedeckung in der Beringsee derzeit auch der wiederholt stürmisch auftretende Wind eine wichtige Rolle, welcher in Zusammenspiel mit dem erhöhten Wellengang jegliches neu entstandene, dünne Eis wieder zerstört. Allgemein erwärmt sich die Arktis im Zuge des Klimawandels mehr als doppelt so schnell wie der Rest der Welt, Wissenschaftler sprechen daher auch von der sogenannten „Polaren Verstärkung“ bzw. „Arctic Amplification„. Hierfür spielen die veränderte Strahlungsbilanz sowie die Eis-Albedo-Rückkoplung eine entscheidende Rolle. Beispielsweise sind die Temperaturen in den letzten Jahrzehnten in Alaska deutlich stärker angestiegen als im Rest der Vereinigten Staaten.

Meteorologischer Winter endet mit Rekordtemperaturen in 12 Ländern

Krokusse im Frühling

Nordwesteuropa lag in den vergangenen 10 Tagen unter anhaltendem Hochdruckeinfluss: In Zusammenspiel mit einem stark ausgeprägten Jetstream über den USA sowie einer Tiefdruckentwicklung über dem Nordatlantik baute sich sich über Nordwesteuropa ein außergewöhnlicher Hochdruckrücken bzw. Hochdruckkeil auf. In der CFSR-Modellklimatologie (seit 1979) wies das Geopotential in 500 hPa sogar Rekordwerte für diese Jahreszeit auf.

Extrem hohes Geopotential für die Jahreszeit
Rekordwerte beim 500-hPa-Geopotential über der Nordsee. © ECMWF via Tomer Burg

Hoher Luftdruck

In Mitteleuropa war der Hochdruckkeil an sich zwar nicht  so außergewöhnlich wie etwa über der Nordsee, am Boden gab es aber dennoch sehr hohen Luftdruck: Am 23. Februar wurde etwa in Wien mit 1045 hPa sogar der höchste Luftdruck seit dem 17. Februar 2008 gemessen.

Temperaturrekorde

In den letzten 10 Tagen wurden in 12 europäischen Ländern neue Rekorde für den Monat Februar aufgestellt. Teilweise wurden diese Rekorde sogar täglich übertroffen, wie etwa in Trawsgoed in England, wo es am 25. Februar mit 20,6 Grad einen neuen Landesrekord gab , der bereits am 26. Februar in Porthmadog mit 20,8 Grad überholt wurde. Dieser wurde wenige Stunden später allerdings wiederum von 21,2 Grad in London übertroffen! Neben den Landesrekorden gab es zudem von den Britischen Inseln über Deutschland bis nach Slowenien unzählige neue Stationsrekorde.

Neue Landesrekorde für Februar:

  • Schottland: 18.3 Grad in Aboyne
  • Wales: 20.8 Grad in Porthmadog
  • England: 21.2 Grad Kew Gardens, London
  • Belgien: 22.0 Grad in Dourbes
  • Niederlande: 20.5 Grad in Arcen
  • Luxemburg: 19,8 Grad am Flughafen Luxemburg
  • Schweden: 16.7 Grad in Karlshamn
  • Dänemark: 15.8 Grad in Tirstrup
  • Österreich: 24.2 Grad in Güssing und Deutschlandsberg
  • Ungarn: 23.5 Grad in Sárvár
  • Slowakei: 20,6 Grad in Hurbanovo
  • Slowenien: 24.1 Grad in Gačnik

Erwärmung durch Absinken

Für die zahlreichen Temperaturrekorde waren keine subtropischen Luftmassen verantwortlich: Die Luft in der Südsteiermark am Donnerstag stammte ursprünglich aus Schottland und davor vom Atlantik! Ausschlaggebend war das ausgeprägte Absinken der Luft in der freien Atmosphäre (Subsidenz unter Hochdruckeinfluss): Wenn Luft absinkt wird sie nämlich komprimiert und dadurch auch erwärmt. In Österreich spielte zusätzlich noch Westföhn eine entscheidende Rolle (Durchmischung der unteren Troposphäre).

Luftmassenursprung am Donnerstag
Luftmassenursprung am Donnerstag. © NOAA

 

2018 wärmstes Jahr der Messgeschichte

Das Jahr 2018 war in Mitteleuropa außergewöhnlich warm

Lediglich der Februar und der März waren heuer kälter als im langjährigen Mittel, dafür waren zwei Kaltluftausbrüche aus Russland verantwortlich. Sonst verlief das Jahr durchgehend zu warm, der April war sogar der wärmste seit mindestens 1800. Besonders groß fallen die Abweichungen an der Alpennordseite aus, so war es in Oberösterreich mehr als 2 Grad wärmer als üblich. In Summe reiht sich das Jahr 2018 mit einer Abweichung von +1,8 Grad zum Mittel vor 2014 an die Spitze der wärmsten Jahre der Messgeschichte ein. Bei der Anzahl an Sommertagen gab es neue Rekorde, so wurde in Andau an 127 Tagen die 25-Grad-Marke überschritten und der bisherige Spitzenwert aus dem 2003 in Leibnitz übertroffen.

Trockenheit an der Alpennordseite

Rege Tiefdrucktätigkeit sorgte im Jänner heuer für viel Schnee in den Alpen, so erreichte die Lawinengefahr am 22.1. vorübergehend sogar die höchste Stufe 5. Danach fiel der atlantische Einfluss auf das Wettergeschehen im Alpenraum über weite Strecken des Jahres allerdings außergewöhnlich gering aus: Mitunter gab es über Wochen hinweg keine klassischen Frontdurchgänge aus Nordwest, weil beständige Hochdruckgebiete über Nordeuropa das Westwindband von Mitteleuropa abgelenkt haben. Dies hat von Februar bis November an der Alpennordseite zu einer ausgeprägten Trockenheit geführt, so gab es meist nur 60 bis 80 Prozent des Solls. In Linz war es mit 65% sogar das trockenste Jahr seit Messbeginn. Im Süden fällt der Dezember zwar extrem trocken aus, dafür ist die Jahresbilanz in Summe aber durchschnittlich. Vor allem im Frühsommer gab es hier zahlreiche Gewitter, siehe auch hier: Knapp 1,5 Millionen Blitze.

Mittlerer Jahresniederschlag Niederschlag im 2018 (bis 30.12.)
Wien 651 L/qm 706 L/qm
Graz 885 L/qm 859 L/qm
Linz 871 L/qm 528 L/qm
Innsbruck 911 L/qm 769 L/qm

Viel Sonnenschein

2018 war eines der sonnigsten Jahre der letzten 100 Jahre, damit setzt sich der Trend der zunehmenden Sonnenscheindauer fort. Bis auf Salzburg mit 1884 Stunden Sonnenschein wurde heuer in jeder Landeshauptstadt die 2000-Sonnenstunde-Marke übertroffen. Im langjährigen Mittel ist dies nur im Seewinkel üblich, wo es dieses Jahr in Mörbisch sogar bis zu 2350 Sonnenstunden gab.

Mittlere Sonnenscheindauer (h) Sonnenstunden im 2018 (bis 30.12)
Wien 1930 2112
Graz 1989 2015
Linz 1682 2026
Innsbruck 1949 2194

Extremwerte 2018

(Bundesland, Tag des Auftretens)

Höchste Temperaturen

  • 38,0 Grad Haag (NÖ, 09.08.)
  • 37,3 Grad Loosdorf und Enns (beide NÖ, 09.08.)
  • 37,0 Grad Wieselburg (NÖ, 09.08.)
  • 36,8 Grad Amstetten (NÖ, 09.08.)
  • 36,7 Grad Waidhofen an der Ybbs (NÖ, 09.08.)

Tiefste Temperaturen

  • -25,4 Grad, Flattnitz (K, 26.2.)
  • -25,2 Grad, St.Michael im Lungau (S, 26.2.)
  • -24,8 Grad, St. Leonhard im Pitztal (T, 28.2.)
  • -24,6 Grad, Galtür (T, 28.2.)
  • -24,3 Grad, Seefeld (T, 28.2.) und Zeltweg (ST, 26.2.)

Nasseste bewohnte Orte

  • 1800 Liter pro Quadratmeter Sulzberg (V)
  • 1749 Liter pro Quadratmeter Warth (V)
  • 1713 Liter pro Quadratmeter Schröcken (V)
  • 1586 Liter pro Quadratmeter Ebensee (OÖ)
  • 1565 Liter pro Quadratmeter Schoppernau (V)
  • 1512 Liter pro Quadratmeter Kötschach-Mauthen (K)

Trockenste Orte

  • 390 Liter pro Quadratmeter Retz (NÖ)
  • 406 Liter pro Quadratmeter Schöngrabern (NÖ)
  • 433 Liter pro Quadratmeter Hohenau an der March (NÖ)
  • 458 Liter pro Quadratmeter Laa an der Thaya (NÖ)
  • 462 Liter pro Quadratmeter Horn (NÖ)

Sonnigste Orte

  • 2350 Sonnenstunden, Mörbisch (B)
  • 2307 Sonnenstunden, Hollenthon / Bucklige Welt (NÖ)
  • 2278 Sonnenstunden, Zwerndorf (NÖ)
  • 2273 Sonnenstunden, Andau (B)
  • 2262 Sonnenstunden, Neusiedl am See (B)
  • 2255 Sonnenstunden, Feldkirch (V)

Stärkste Windspitzen Niederungen

  • 130 km/h Ferlach (K, 28.10.)
  • 126 km/h Sulzberg (V, 03.01.)
  • 122 km/h Reichneau/Rax (NÖ, 24.09.) und Schröcken (V, 30.10.)
  • 115 km/h Tannheim, Holzgau (beide T, 03.01.), Brand (V, 30.10.), Lunz am See (NÖ, 24.10.)

Stärkste Windspitzen Berge

  • 198 km/h Feuersang (S, 30.10.)
  • 176 km/h Brunnenkogel (T, 29.10.)
  • 173 km/h Sonnblick (S, 29.10.)
  • 169 km/h Feuerkogel (OÖ, 9.12.)
  • 166 km/h Patscherkofel (T, 30.10.)

Hitze mit bis zu 50 Grad in Australien

Eine Hitzwelle sorgt in Australien für extreme Temperaturen

In Australien steht der Hochsommer zwar noch bevor, schon jetzt haben die Leute aber mit einer ausgeprägten Hitzewelle zu kämpfen, zudem ist auch die Gefahr von Buschfeuern bereits deutlich erhöht.

Vielerorts gab es Temperaturen über 40 Grad
Höchstwerte in Australien am Freitag

Knapp 50 Grad in WA

Vor allem in Teilen des Bundesstaats Westaustralien, im Landesinneren sowie an der Südküste vom Bundesstaat Südaustralien gab es in den vergangenen Tagen extreme Hitze, so wurden recht verbreitet Temperaturen von über 45 Grad gemessen. Die 50-Grad-Marke wurde im Nordwesten von Westaustralien am Donnerstag nur knapp verfehlt:

Marble Bar 49,3 Grad
Onslow Airport 49,2 Grad
Roebourn 49,0 Grad

Der Höchstwert von Marble Bar stellt einen neuen Stationsrekord in der über 100-jährigen Messgeschichte dar. Auch in den Großstädten gab es allerdings sehr hohe Temperaturen:

  • 43,8 Grad Adelaide
  • 39,9 Grad Melbourne Airport
  • 37,5 Grad Melbourne Olympic Park
  • 36,9 Grad Canberra
  • 34,0 Grad Sydney Airport

Weiterhin heiß

In den nächsten Tagen steigen die Temperaturen zwar nicht mehr auf ganz so extreme Werte, besonders im Westen und im Landesinneren ist aber weiterhin mit Höchstwerten über der 40-Grad-Marke zu rechnen.

Überdurchschnittliche Temperaturen in der Arktis: 30% weniger Eis

Die Eisbedeckung in der Arktis bleibt unterdurchschnittlich

Im langjährigen Mittel wird das jährliche Minimum der Eisbedeckung in der Arktis in der zweiten Septemberhälfte erreicht. Nach dem astronomischen Herbstbeginn werden die Tage in der Arktis rasant kürzer, so beginnt am geographischen Nordpol die Polardämmerung (Details siehe hier: Polarnacht). Im langjährigen Mittel von 1981 bis 2010 liegt das Minimum bei etwa 6,3 Millionen Quadratkilometer, heuer gab es mit etwa 4,6 Millionen Quadratkilometer wie auch in den vergangenen Jahren einen deutlich unterdurchschnittlichen Wert.

Die Eisbedeckung der Arktis ist unterdurchschnittlich.
Meereiskonzentration am 5. Oktober 2018. © NSIDC, Univ. of Colorado Boulder

Eisproduktion stockt

Überdurchschnittliche Wassertemperaturen in den Randmeeren des arktischen Ozeans sorgen heuer für eine Verzögerung bei der Bildung von neuem Meereis (der dunkle, eisfreie Ozean absorbiert im Sommer die meiste Sonnenstrahlung und gibt sie jetzt langsam an die Luft ab). Wie man in der folgenden Graphik sieht, lag die Eisbedeckung im Kernbereich der Arktis zu Oktoberbeginn weiterhin im Bereich des jährlichen Minimums.


Wenn man die gesamte Arktis betrachtet, so ist der Wert der Meereisfläche in den letzten Wochen von 4,6 auf etwa 5 Millionen Quadratkilometer gestiegen, da es nördlich von Kanada etwas mehr Eis gibt als üblich. Dieser Gesamtwert liegt allerdings knapp 2,5 Millionen Quadratkilometer unter dem langjährigen Mittel und entspricht lediglich 68% des Solls.

Milder Ozean

Die Wassertemperaturen liegt derzeit vielerorts über dem Mittel, vor allem im Bereich der Beringstraße sowie nördlich von Russland. Besonders betroffen davon sind folgende Randmeere:

  • Tschuktschensee
  • Karasee
  • Barentssee
  • Laptewsee

Selbst an der Nordspitze Alaskas gibt es derzeit keine Spur vom Eis (siehe Bild aus Utqiaġvik weiter unten), zudem wurden hier über dem offenen Ozean letzte Woche mitunter sogar noch geringe Eisverluste beobachtet!

Die Wassertemperaturen liegen besonders im Randbereich der Arktis über dem Mittel.
Anomalie der Wassertemperaturen in der Arktis. © Danish Meteorological Institute

Keine Änderung in Sicht

Rege Tiefdrucktätigkeit über dem Nordatlantik führt in den kommenden Tagen schubweise milde Luftmassen subtropischen Ursprungs über Mitteleuropa hinweg bis weit in die Arktis. Besonders im Bereich der Barentssee und auf Spitzbergen sind somit in der kommenden Woche deutlich überdurchschnittliche Temperaturen zu erwarten.

Das milde Wetter behindert die Neubildung von Eis in der Arktis
Temperatur in 850 hPa (ca. 1300 m) am Samstag. © UBIMET / NCEP

Klimawandel und Extremniederschlag

Überflutungen durch Starkregen.

Statistisch signifikante Änderungen bei Wetterextremen zu beweisen ist besonders beim Niederschlag nur begrenzt möglich: Einerseits sind Extreme selten, andererseits werden sie oft nicht von den Messnetzen erfasst. Für signifikante Trends braucht man allerdings sehr viele Daten. Bei Ereignissen wie Hitzewellen, welche eine große Fläche betreffen, ist dies  hingegen wesentlich einfacher.

Extremniederschlag

Allgemein kann die Luft durch die globale Klimaerwärmung mehr Wasserdampf aufnehmen und in weiterer Folge auch abregnen. Ob extremer, konvektiver Niederschlag zunimmt, ist allerdings schwer zum nachweisen, da er räumlich und zeitlich sehr variabel auftritt.  Solch kleinräumige Ereignisse werden nicht explizit von Klimamodellen aufgelöst und zudem oft nicht von Wetterstationen erfasst. Ein weiteres Problem stellt die Tatsache dar, dass in manchen Regionen der mittlere Niederschlag zwar abnehmen kann, während die Extreme zunehmen. Auf der vergleichsweise geringen Fläche einzelner europäischer Länder kann man daher kaum signifikante Trends feststellen was Extremniederschlag betrifft. Aus diesem Grund haben Forscher bereits vor ein paar Jahren eine Auswertung der globalen Niederschlagsdaten von 11.000 Wetterstationen in Hinblick auf Regenrekorde durchgeführt. Bei der Häufigkeit von neuen Rekorden in der Tagesregenmenge konnte man bis 2010 tatsächlich eine Zunahme von 26% im Vergleich zu einem stabilen Klima feststellen, wenngleich von Jahr zu Jahr starke Schwankungen vorhanden sind.  Auch der DWD hat im 2016 ein Bericht über die zunehmende Rolle der Großwetterlage „Tief Mitteleuropa“ veröffentlicht und dabei festgehalten, dass es in den letzten 15 Jahren in Deutschland Hinweise auf ein vermehrtes Auftreten von Starkregen gibt.

Persistente Wetterlagen

In den letzten Jahren wurden sehr häufig persistente Wetterlagen beobachtet, so wie auch aktuell die Wetterlage „Tief Mitteleuropa“, siehe hier: Festgefahrene Wetterlage. Allgemein wird vermutet, dass die Erwärmung der Arktis hierfür eine wesentliche Rolle spielt: Einerseits nehmen die Temperaturgegensätze zwischen den Tropen und der Polarregion ab (und somit auch die Antriebskraft des Westwindbands), anderseits sorgt die zunehmende Zufuhr von Süßwasser im subpolaren Atlantik für eine Abschwächung des Golfstroms. Wir berichteten darüber bereits hier: Golfstrom schwächer als je zuvor in den vergangenen 1000 Jahren. Die damit verbundene kalte Anomalie im subpolaren Nordatlantik, welche auch heuer vorhanden ist, sorgt für ein schwach ausgeprägtes Islandtief. Letzteres begünstigt in Nordeuropa Hochdruckgebiete, während sich die Tiefdrucktätigkeit überwiegend auf Südwesteuropa beschränkt. In Mitteleuropa stellt sich dann häufig eine gradientschwache Wetterlage oder die Lage „Tief Mitteleuropa“ ein, welche ortsfeste Gewitter mit ergiebigen Regenmengen begünstigt.

Anomalie der Wassertemperaturen im letzten Monat. © NOAA
Anomalie der Wassertemperaturen im letzten Monat. © NOAA

Weiterführende Links

Blog von S. Rahmstorf (PIK)

Artikel in Nature