Sommer 2021 in Ziffern: Anomalien, Extreme und neue Normalität

War der Sommer 2021 zu kühl oder doch zu warm? Diese Frage zu beantworten ist aufgrund des heuer neu eingeführten Vergleichszeitraums nicht so leicht zu beantworten – es kommt also  drauf an, was man als Vergleichsbasis heranzieht.

Österreichweit betrachtet war der Sommer im Vergleich zur nun gültigen Referenzperiode 1991-2020 um 0.5 Grad zu warm und landet somit auf Platz 8 unter den wärmsten Sommern der letzten 255 Jahre. Es gab aber beachtliche regionale Unterschiede: Denn im Westen fiel die Saison insgesamt eher durchschnittlich aus, in Bregenz sogar leicht unterdurchschnittlich. Die teils langanhaltende Hitze war nur im Südosten zu spüren, mit Abweichungen teils über +1 Grad.

Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020 - UBIMET
Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020 – UBIMET.

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist allerdings zu beachten: Mehr oder weniger unwissend gewöhnen wir uns schon an die neue Normalität. Gleich 8 von den 10 wärmsten Sommern seit 1767 wurden in den letzten 21 Jahren verzeichnet (inklusive 2021), die ersten 5 sogar allesamt in den 2000er Jahren.

Platzierung Österreich (Messreihe seit 1767) Schweiz (Messreihe seit 1864) Deutschland (Messreihe seit 1881)
1 2003 2003 2003
2 2019 2015 2018
3 2015 2019 2019
4 2017 2018 1947
5 2018 2017 1994

Die wärmsten Sommer der Messgeschichte. Quelle: DWD.

Vor allem in den Jahren 2017, 2018 und 2019 war es im Sommer durchgehend ungewöhnlich heiß. Das sich rasch wandelnde Klima verändert dabei auch unsere Wahrnehmung, dies liegt in der menschlichen Natur. Nicht umsonst benutzen Klimatologen für die Berechnung von Anomalien die allerletzte, 30-jährige Klimareferenzperiode. Damit versucht man, neben statistischen Gründen auch solche Klima-Anomalien besser zu dem erlebten Klima der meisten Menschen in Verbindung zu setzen. Dies ändert aber nichts daran, dass es ständig wärmer wird.

Wie sich die Änderung der Referenzperiode auf die Interpretation auswirkt zeigt folgendes Beispiel: Die Temperaturabweichung für den Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1981-2010 (also, bezogen auf die „alte“ und damit auch „kühlere“ Referenzperiode) beträgt +1.2 Grad. Im Westen verschwinden dadurch die negativen Anomalien, im Südosten sind Abweichungen von teils über 2 Grad dabei.

Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum langjährigen Mittel 1981-2010 - UBIMET
Anomalie der Temperatur im Sommer 2021 im Vergleich zum bisher gültigen langjährigen Mittel 1981-2010 – UBIMET.

Solche Unterschiede zwischen den Klimarefenzperioden werden noch deutlicher, wenn man die Anzahl an Hitzetagen (Tageshöchstwert über 30 Grad) betrachtet.

Hitzetage im Sommer 2021 - UBIMET
Hitzetage im Sommer 2021 – UBIMET.

Zwar liegt heuer die Anzahl an solchen heißen Tagen in der Westhälfte des Landes leicht unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre (bis 2020), im Vergleich zu den älteren Klimareferenzperioden war aber der Sommer 2021 eher überdurchschnittlich! Dasselbe gilt natürlich auch im Südosten, wobei hier generell mehr Hitzetage als üblich verzeichnet wurden.

Anzahl der Hitzetage im Sommer 2021 (blau) im Vergleich zu den letzten vier Klima-Referenzperioden - UBIMET, ZAMG
Anzahl der Hitzetage im Sommer 2021 (blau) im Vergleich zu den letzten vier Klima-Referenzperioden – UBIMET, ZAMG

Der Anzahl an Tropennächten (Nächte mit Temperaturminimum über 20 Grad) war besonders im Osten und Südosten überdurchschnittlich. Im Westen gab es hingegen keine große Abweichungen. In der Wiener Innenstadt, wie üblich Hotspot des Landes, wurden heuer 25 Tropennächte verzeichnet. Zum Vergleich: In der Klimareferenzperiode 1981-2010 gibt es hier im Schnitt 16 solcher Nächte.

Tropennächte (Temperaturminimum über 20 Grad) im Sommer 2021 - UBIMET
Tropennächte (Temperaturminimum über 20 Grad) im Sommer 2021 – UBIMET.

Im Osten wurde dabei vielerorts die 37-Grad-Marke erreicht, während nach Westen zu die absoluten Höchstwerte des Sommers unter 35 Grad blieben.

Höchstwerte des Sommers 2021 - UBIMET
Höchstwerte des Sommers 2021 – UBIMET

Nur in der Wiener Innenstadt blieb die Temperatur den ganzen Sommer über jenseits der 10-Grad-Marke. Ansonsten gab es landesweit zumindest einmal einstellige Tiefstwerte, im Lungau und im Defereggental (wie üblich) auch Luftfrost bis in die Tallagen. Hier gab es somit im Sommer 2021 sowohl Sommertage als auch Frosttage (siehe Karte unten, grüne Regionen).

Tiefstwerte des Sommers 2021 - UBIMET
Tiefstwerte des Sommers 2021 – UBIMET
Spezielle Tage im Sommer 2021 - UBIMET
Spezielle Tage im Sommer 2021 – UBIMET

Vor allem die erste Sommerhälfte verlief oft sommerlich warm bis heiß, ehe im Laufe des Augusts allmählich wieder deutlich kühlere Luft ins Land gelangte. Die Spitzenwerte des Sommers 2021 liegen zudem im Bereich der normalen Schwankungsbreite der Jahreshöchstwerte der letzten 20 Jahre.

Österreichweite Tageshöchstwerte im Sommer 2021 - UBIMET, ZAMG
Österreichweite Tageshöchstwerte im Sommer 2021 – UBIMET, ZAMG
Jahreshöchstwerte österreichweit seit 2000 - UBIMET, ZAMG
Jahreshöchstwerte österreichweit seit 2000 – UBIMET, ZAMG

 

 

Titelbild: Sommerlicher Sonnenuntergang – pixabay.com