Mistral – Der meisterliche Wind

Mistral - Surfer

Wettertechnisch dominieren derzeit zwei Themen die Medien. Überall kann man aktuelle Bilder und Prognosen zu Hurrikan Dorian und Taifun Lingling lesen. Beim Thema Wind gibt es derzeit aber auch aus Europa einiges interessantes zu berichten. Ein Blick nach Frankreich zeigt, dass die Großwetterlage in diesen Tagen ein berüchtigtes Wetterphänomen in Kraft setzt – den Mistral.

Aktuelle Großwetterlage hat Mistral zur Folge

Derzeit befindet sich ein Hochdruckgebiet über dem Ostatlantik, ein Tiefdruckgebiet über Skandinavien und ein weiteres Tief über Oberitalien. Bei dieser Konstellation – Luftmassen strömen im Uhrzeigersinn aus dem Hoch und gegen den Uhrzeigersinn in das Tief – resultiert ein Wind über Frankreich aus nordwestlicher Richtung.

Orographie und Bernoulli-Effekt

Besonders zwischen dem französischem Zentralmassiv und den Alpen wird die Strömung in das Rhônetal hinein kanalisiert. Aufgrund des Bernoulli-Effektes, welcher besagt, dass eine Strömung beschleunigt, sobald sie kanalisiert wird, resultieren hohe Windgeschwindigkeiten, die nicht selten bis zur Mittelmeerküste zu orkanartigen Böen führen. Der Mistral wird daher auch als katabatischer Wind bezeichnet, was so viel bedeutet, wie ein kalter Fallwind.

Die Pyrenäen haben einen ähnlichen Düseneffekt, dort kommt der Wind aber aus West bis Nordwest und wird Tramontane genannt. Je nach Ort an der französischen Mittelmeerküste bläst der Mistral aus nördlicher bis nordwestlicher Richtung und hat oft wolkenlosen Himmel, gute Fernsicht und abfallende Temperaturen zur Folge.

Erste Böen über 100 km/h

Maximale Windgeschwindigkeiten, 18 Uhr, 05.09.2019, Quelle: Ubimet

Der Blick auf die aktuellen Windgeschwindigkeiten verrät, dass der Mistral zwar noch nicht vollständig ausgeprägt ist, aber bereits erste Böen über 100 km/h gemeldet wurden.

Entsprechend interessanter ist, wie sich der Mistral in den nächsten Stunden entwickelt. Hierzu wurde eine Animation des Ubimet-eigenen Wettermodells erstellt. Sie zeigt die maximalen Windböen bis Freitag, 17 Uhr:

Animation der maximalen Windböen

Beeindruckende Motive sind an solchen Tagen an der ganzen Küstenregion zu finden:

Quelle Titelbild: Visualhunt.com

 

Kräftiger Mistral in Südfrankreich

Mistral
Spitzenböen des Mistrals am 5.5.2019

Grund für die Wetterlage war der Kaltluftausbruch, der in Deutschland für Schneefall und für die Jahreszeit sehr niedrige Temperaturen gesorgt hat.

Die Frontenkarte zeigt die Entstehung des Mistrals.

Am Sonntag lag das Hoch ‚Maxine‘ über den Britischen Inseln und das Tief ‚Xerxes‘ über Italien. Da die Strömung immer von einem Hoch zum Tief verläuft, wie die Pfeile in der Frontenkarte andeuten, herrschte über Frankreich eine Nord-Nordwestliche Strömung. Aufgrund der gegebenen Lage der Gebirgszüge mit den Seealpen zur Grenze mit Italien (rote Ellipse) und dem Zentralmassiv (blauer Kreis) wird die Strömung im dazwischen befindlichen Rhônetal beschleunigt. Hierfür ist der sogenannte Bernoulli-Effekt verantwortlich. Dieser beschreibt, dass eine Strömung beschleunigt, sobald sie kanalisiert wird.

Der Mistral zeigt sich schön in diesem Satellitenbild. In den Mistralregionen lösen sich Wolken auf und der Himmel erscheint strahlend blau. Da dieser Mistral äußerst kräftig war, sind auch einzelne Schäden gemeldet worden. Im Allgemeinen ist die Region jedoch gut auf den Mistral eingestellt. In der unten aufgelisteten Tabelle wird deutlich, dass einzelne Werte schon Monatsrekorde (Recorde mensuel) darstellen. Häufig weht der Mistral dann auch über das Mittelmeer. Moderne Satellitenaufnahmen zeigen die Wellen vor Marseille.

Titelbild: https://twitter.com/heyRebor/status/1125095040316051457