Tornado-Verdacht in Oberösterreich am Dienstag

Am 15. Juli 2025 zog zwischen 14:30 und 15:00 Uhr eine kräftige Gewitterzelle über den Raum Taufkirchen an der Pram in Oberösterreich hinweg und richtete schwere Schäden an mehreren Gebäuden an. Es besteht der Verdacht, dass ein Tornado dafür verantwortlich sein könnte. Da kein Bild- oder Videomaterial vorliegt, bleibt eine abschließende Einschätzung jedoch vorerst aus. Ob sich der Tornadoverdacht bestätigt, kann erst nach einer detaillierten Analyse der Schadensbilder festgestellt werden.
Österreich befand sich an der Vorderseite des Tiefdruckgebiets HORST über Deutschland. In Verbindung mit einer durchziehenden Kaltfront aus Westen wurden in Oberösterreich günstige Bedingungen für die Entstehung von Gewittern geschaffen. Eine Gewitterzelle, die sich zunächst in Niederbayern entwickelte, zog anschließend unter Verstärkung über die Grenze bei Schärding – wie auch anhand des Blitzverlaufs vom 15. Juli ersichtlich ist.
Geortete Blitzentladungen in Österreich am 15.07.2025 - UBIMET, nowcast
Geortete Blitzentladungen in Österreich am 15.07.2025 – UBIMET, nowcast
Bezüglich der lokalen Lage: Die verantwortliche Gewitterzelle verstärkte sich an einer Windkonvergenzzone in tieferen Schichten (Zusammenströmen von Winden aus Südwest mit Winden aus nördlicher Richtung). Tatsächlich trafen hier Schauer aus Westen mit Gewittern aus Nordwesten zusammen. Damit gab es vorübergehend günstige Bedingungen für die Entstehung eines Tornados.
Radaranimation zwischen 14:30 Uhr und 15:00 Uhr MESZ am 15.07.2025 im westlichen Donauraum mit Windrichtung in 10m Höhe. Taufkirchen an der Pram ist im schwarzen Kreis - UBIMET, Austrocontrol
Radaranimation zwischen 14:30 Uhr und 15:00 Uhr MESZ am 15.07.2025 im westlichen Donauraum mit Windrichtung in 10 m Höhe. Taufkirchen an der Pram ist im schwarzen Kreis – UBIMET, Austrocontrol

 

Tornados in Österreich

Im Durchschnitt treten in Österreich pro Jahr etwa 3 bis 5 Tornados auf, allerdings sind die meisten davon nur schwach und kurzlebig. Meistens stehen diese auch nicht im Zusammenhang mit Superzellengewittern, sondern entwickeln sich an lokalen Windkonvergenzen („Typ-II-Tornados“). Starke Tornados sind extrem selten, wobei das bislang bekannteste Ereignis der Tornado von Wiener Neustadt am 10. Juli 1916 war. Die Einschätzung der Stärke dieses Tornados liegt bei F4/T8, was Windgeschwindigkeiten um 350 km/h bedeutet. Vor wenigen Jahren, am 10.07.2017, kam es auch knapp südlich von Wien (10.07.2017 – Tornado bei Wien) zu einem Tornado im Zuge einer Superzelle.

Verteilung aller Tornado-Meldungen in Österreich seit 1900 anhand der ESWD-Datenbank - https://eswd.eu/cgi-bin/eswd.cgi
Verteilung aller Tornado-Meldungen in Österreich seit 1900 anhand der ESWD-Datenbank – https://eswd.eu/cgi-bin/eswd.cgi

Wirft man einen Blick auf die österreichischen Nachbarländer, blieben in den letzten Jahren einige Fälle in Erinnerung. Etwa der starke Tornado knapp nördlich der österreichischen Grenze in Tschechien am 24.06.2021 (24.06.2021 – Starker Tornado in Tschechien) oder mehrere Tornados am 20.05.2022 in Deutschland (20.05.2022 – Tornados richten in Deutschland Schäden an).

Yesterday’s probable tornado in Taufkirchen an der Pram (Upper Austria) had a small velocity couplet around 12:55 UTC in storm-relative doppler winds as seen from GSA Hochficht radar. Visualization by ESSL/Bram van ‚t Veen.

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— Alois M. Holzer (@alois-m-holzer.bsky.social) 16. Juli 2025 um 12:18


Titelbild: Schwere Sturmschäden in Taufkirchen an der Pram am 15.07.2025 – © Feuerwehr Laufenbach