Die Aufnahmen der Stormchaser zeigen einen einzigartigen Blick vom Inneren eines Tornados mit geschätzten Windgeschwindigkeiten um 260 km/h. Ziel dieser Tornadojäger ist es, Wetterdaten aus dem Inneren eines Tornados zu sammeln, was in diesem Fall geglückt ist. Für das Unterfangen sind die Wetterexperten bereits seit vielen Jahren mit einem eigens umgebauten bzw. gepanzerten Fahrzeug unterwegs, dem sog. „Dominator 3„. Die Bilder sind in der Nähe vom Ort Spalding in Nebraska am 12. Mai entstanden. Die Lage war günstig, da aufgrund der fehlenden Bäume von vergleichsweise wenig herumfliegenden Trümmern auszugehen war.
Drohnenaufnahme des Tornados
After dreaming and focusing on my Drone skills for over 2 years. I have finally captured one of the best shots of my career! I managed to drone a large wedge #tornado carving through the Nebraska sandhills and eventually hitting the Dominator 3 where I am sitting. All while also… pic.twitter.com/RWsKxuUdmg
Wow! The results are in. Inside Dom 3 today, within the Albion, NE tornado we measured a 53.23mb pressure drop and recovery over 1 minute, the core of which was over only 15 seconds, including a 23mb pressure change over 3/4 second!@ReedTimmerAccu@TwistedChasers@ElbingProf… pic.twitter.com/3aYKdKX4uq
In der kommenden Nacht zieht ein Trog vom Pazifik in den mittleren Westen der USA. Auf seiner Vorderseite bildet sich ein Tief, welches in der Folge von Texas zu den großen Seen zieht. Auf der Südseite des Tiefs wird sehr feuchte Luft vom Golf von Mexiko in die Südstaaten transportiert. Dabei beträgt die Wassertemperatur des Golf mehr als 20 Grad Celsius. Somit steht durch Verdunstung viel Feuchtigkeit zur Verfügung.
Gleichzeitig wird auf der Rückseite des Tiefs kalte Luft (in 1500 knapp 0 Grad Celsius) gegen die subtropische Luft geführt. Dabei bildet sich eine markante Kaltfront und in deren Vorfeld lebt der sog. Low Level Jet (Windmaximum zwischen 1000 und 2000 m) auf. Dieser erhöht die Geschwindigkeitsscherung (Windgeschwindigkeit nimmt mit der Höhe zu) in den untersten Schichten der Atmosphäre. Dies begünstigt die Bildung von Tornados.
Bei deren Typisierung unterscheidet man zwei Typen. Dabei bezeichnet man Tornados als Typ I, wenn sie sich unter dem rotierenden Aufwind (Mesozyklon) einer Superzelle bilden. Der Typ II sind Tornados, die sich entlang von Gewitterlinien bilden (auch im Winter, wir berichteten).
Bildung
Die Windscherung prägt der Strömung Rotation auf. Diese kann durch die Strömung gekippt und gestreckt (Pirouetteneffekt) werden. Je stärker die Scherung desto stärker die Rotation. Zudem gilt je stärker der Aufwind in einem Gewitter, desto stärker die Streckung. In Superzellen sind die Aufwinde am stärksten und somit sind deren Aufwinde unter bestimmten Bedingungen ideal für die Tornadobildung, wenn der Kippprozess effizient ablaufen kann.
Ablauf
Bereits von der Früh weg Lokalzeit (Mittags in Deutschland) werden im Süden der USA Gewitter an der Warmfront des Tiefs erwartet. Diese bringen kleinen Hagel und heftigen Regen. Im Warmsektor (Bereich zwischen Warm- und Kaltfront) können am Nachmittag im Osten von Texas erste kräftige Gewitter entstehen, die sich zu Superzellen entwickeln werden. Dann besteht Tornadogefahr. Diese Superzellen werden sich im weiteren Verlauf nach Louisiana, Mississippi und Arkansas ausbreiten. Dabei sind starke Tornados (Typ I) zu erwarten, zudem auch Orkanböen und Hagel.
Am Abend (Nacht in der Bundesrepublik) wird sich an der Kaltfront über Texas ein Gewitterlinie bilden, die mit Orkanböen und weiteren Tornados (Typ II) nach Osten verlagert. Erst am Samstagmorgen geht die Gefahr über Alabama und Tennessee allmählich zurück. Zudem besteht in einem Streifen vom südlichen Oklahoma bis nach Pennsylvania örtlich Überflutungsgefahr durch ergiebigen Starkregen.
In der vergangenen Woche hat es in Deutschland zahlreiche Wintergewitter gegen. Diese brachten einige stärkere Blitze und häufig Graupel bzw. örtlich etwas Schnee. Am Mittwoch gab es aber auch mindestens zwei Tornados, die im Umfeld solcher Gewitter entstanden sind. Diese sind zwar häufig kurzlebig, können aber durchaus einige Schäden anrichten. Im Fall des 1.2.2023 wurden Häuser abgedeckt und Bäume umgerissen bzw. abgebrochen, s. Titelbild.
Im Blitzverlauf vom 1.2. sind die ungefähren Orte der zwei bisher bestätigten Tornados mit einem grünen Kreis eingezeichnet und ein Verdachtsfall mit dem blauen Kreis. Dabei ist zu erkennen, dass die Tornados auf der Südseite der Gewitter auftraten. Dabei zog ein kleines Tief von der Nordsee über den Harz zum Erzgebirge.
Ein besonders ausgeprägtes Ereignis fand am 17.2.2022 morgens in Polen statt, als an einer markanten Gewitterlinie 25 Tornados auftraten. Einer davon tötete zwei Menschen. Die Linie war an der Kaltfront des Tiefs YLENIA entstanden.
Entstehung
Bei Tornados unterscheidet man generell zwischen zwei Typen. Der erste Typ (I) bildet sich unterhalb des Aufwindes von Superzellen, hier sind die kräftigsten Tornados möglich. Der zweite Typ (II) bildet sich an Schauer- und Gewitterlinien in dem bei großer Scherung (Windzunahme mit der Höhe) in den unteren Schichten die induzierte Rotation schnell gekippt wird und bei einem stärkeren Aufwind gestreckt wird (Pirouetten-Effekt).
In einer südwestlichen Höhenströmung wurden im Vorfeld des ausgeprägten Tiefdruckgebietes HELGARD mit Kern südwestlich der Britischen Inseln feuchtwarme und labil geschichtete Luftmassen herangeführt. Die teils starke Scherung (Zunahme der Windgeschwindigkeit bzw. Windrichtungsänderung jeweils mit der Höhe) erhöhte das Potential für schwere Unwetter zusätzlich.
Am Nachmittag bildeten sich schließlich wie erwartet teils kräftige Gewitter, am stärksten war – wie auch schon am vergangenen Donnerstag – Frankreich betroffen.
Im weiteren Verlauf bildete sich im Zuge einer kräftigen Superzelle sogar ein starker Tornado – betrachtet man die Schäden, wird dieser wohl in die Kategorie F2 (Windgeschwindigkeiten von 181 bis 253 km/h) oder sogar F3 (254 bis 332 km/h) eingestuft werden. Vereinzelt wurden ganze Dächer abgerissen, auch große Lagerhäuser fielen dem Tornado zum Opfer. Am stärksten hat es das Dorf Bihucourt im französischen Département Pas-de-Calais getroffen:
Een heuse supercell inclusief tornado heeft vandaag voor veel schade gezorgd in het Franse dorpje “Bihucourt“.
Dit monsterlijke beest heb ik ter hoogte van Bihucourt onderschept. De tornado is rechts van de rechter windmolen duidelijk zichtbaar. Bizar wat een natuurgeweld! pic.twitter.com/BUTxmAO7D9
🚨TORNADE confirmée ! Première vidéo du phénomène impactant la commune de Buhicourt dans le Pas-De-Calais. D’importants dégâts sont signalés. #France#orages#Tornade
⚠️ De nouvelles images publiées sur Facebook montrent des dégâts considérables sur la commune de Conty dans le département de la Somme. Une possible #tornade serait à l’origine de ces destructions. Terrible après-midi dans les Hauts-de-France.
⚠️ Nouvelle vidéo des dégâts engendrées par le passage d’une possible #tornade sur la commune de Buhicourt (Pas-de-Calais). Plusieurs toitures arrachées, dont celle de l’église du village. #orages#MSGU@KeraunosObs
Aber auch aus anderen Ländern – etwa aus Belgien, den Niederlanden und Großbritannien – wurden Schäden gemeldet, in London wurden im Zuge eines Gewitters Bäume entwurzelt. Aus Hampshire und Welling gibt es ebenso Tornadoverdachtsfälle, hier stehen noch weitere Untersuchungen aus.
Severe thunderstorms ripping through Central London today ⚡
This is Embankment Station. Very impressive storm intensity for this late in the year especially.
Den Westen Deutschlands erreichten die Gewitter hingegen nur mehr in abgeschwächter Form, für Ende Oktober waren aber auch diese außergewöhnlich stark. Erst in der Nacht auf Montag ging die Gewitteraktivität schließlich langsam zurück.
Vergangenen Samstag trafen verschiedene Wetterbedingungen zusammen und begünstigten dabei die Entstehung von Wasserhosen vor der finnischen Küste. Das Wasser im Botnischen Meerbusen zwischen Schweden und Finnland ist derzeit überdurchschnittlich warm, die Luft darüber war aufgrund eines Tiefs aber verhältnismäßig kalt und die Luftströmung passend, um gleich mehrere Wasserhosen gleichzeitig zu bilden.
Für die Entstehung von Wasserhosen sind drei Faktoren besonders wichtig:
Der Unterschied zwischen der Temperatur der Wasseroberfläche und der Lufttemperatur auf Höhe der Wolkenbasis: Je größer die Temperaturdifferenz, desto höher die Labilität.
Lokale Windkonvergenzen, also Regionen, wo Winde aus zwei unterschiedlichen Richtungen zusammenströmen und zu Verwirbelungen führen.
Schwache Höhenwinde, da starke Windgeschwindigkeiten die Entwicklung vertikaler Verwirbelungen in der Luft unterdrücken können.
Die Temperaturen
Die folgende Karte zeigt die in der Meteorologe gerne verwendete Temperatur auf dem 850 hPa Niveau (in etwa 1500 m Höhe) über Europa. Dabei erkennt man ein Tiefdruckgebiet nördlich der Ostsee über dem Botnischen Meerbusen und über Finnland und an den grün-gelblichen Farben auch die kälteren Luftmassen in dieser Gegend.
Luftdruckverteilung und Temperatur auf 850hPa am 10. Juli 2022 – GFS, UBIMET
Da es aber auf die Temperaturdifferenz zur Meeresoberfläche ankommt, dient ein Blick auf die Temperaturanomalie über Europa am vergangenen Samstag. Dabei wird der Ist-Zustand von diesem Tag mit dem 30-jährigen Mittel verglichen. Man erkennt, dass besonders der Botnische Meerbusen zu dieser Zeit überdurchschnittlich warm ist.
Temperaturanomalien der Wasseroberflächen am 09. Juli 2022 – Quelle: http://arctic.som.ou.edu/
Weiteres zu Wasserhosen
Besonders im Herbst sind Wasserhosen in Küstenregionen keine Seltenheit, da in dieser Jahreszeit die ersten Kaltluftausbrüche besonders über den noch warmen Meeren für hohe Labilitätswerte sorgen. Ganz besonders trifft dies auf den Mittelmeerraum zu, aber gelegentlich kann man sie auch im Binnenland über größeren Seen wie etwa dem Bodensee beobachten.
Anbei ein weiteres Foto von vergangenem Samstag vor der finnischen Küste:
Viikonloppuna Pyhämaan ja Kustavin välisellä merialueella kulki näyttäviä merenpintaa pärskyttäviä trombeja, jotka voivat olla tuhoisia merellä ja maalla. Trombeja näkyi samaan aikaan parhaimmillaan 7. Kuvan ottanut LSMV:n työntekijä Pohjois-Ahvenanmaalla. #trombipic.twitter.com/bmU1ZR1oTc
Wasserhosen gehören aus meteorologischer Sicht zu den Großtromben und sind zumindest für den Betrachter nichts anderes als Tornados über einer Wasserfläche, in der Entstehung und den Auswirkungen aber Grund verschieden. Meist entstehen die Wasserhosen im Bereich lokaler Verwirbelungen der Luft unterhalb von Quellwolken, Tornados, die man häufig von Bildern aus den USA und teils auch aus Europa kennt, hingegen im Zuge von langlebigen Superzellengewittern mit rotierendem Aufwindbereich. Wasserhosen sind in der Intensität und den Windgeschwindigkeiten um einiges schwächer als Tornados, dennoch können sie, wenn sie auf Land treffen, auch für Schäden und herumfliegende Trümmer sorgen.
Titelbild: Wasserhose vor der finnischen Küste am 09. Juli 2022, Quelle: facebook – Nina Rantanen
Der 10. Juli des Jahres 2017 hatte es in sich: Die Luft hatte sich im Osten Österreichs auf rund 33 Grad aufgeheizt, im Vorfeld einer Kaltfront waren perfekte Bedingungen für kräftige Gewitter gegeben. Was dann geschah, kennen die meisten wohl nur aus den USA. Über dem Wienerwald bildete sich eine kräftige Gewitterzelle, diese zog inklusive Tornado anschließend knapp südlich an Wien vorbei Richtung Donau.
Den Stormhunters Austria (sog. Chaser, hier geht es zu ihrem Bericht dieses Tages) gelangen dabei u.a. folgende faszinierende Aufnahmen:
Auch am Flughafen Wien präsentierte sich der Tornado spektakulär, er kam dem Vorfeld gefährlich nahe:
In den Regensummen des Tages erkennt man gut die Spur des Gewitters von Heiligenkreuz im Wienerwald bis zur slowakischen Grenze. In Simmering fielen rund 70 Liter Regen (und Hagel) pro Quadratmeter:
Vom 21. bis zum 25. Juni kam es an der Alpennordseite zu einer ausgeprägten Unwetterserie, in Summe wurden in diesem Zeitraum 240.000 Blitzentladungen erfasst, davon allein 121.000 in Oberösterreich und 58.000 in Niederösterreich. Einen Rückblick dazu gibt es hier. Den Höhepunkt der Unwetterlage wurde am Nachmittag und Abend des 24. Junis erreicht, als es besonders in Niederösterreich zu mehreren Superzellengewittern mit großem bis sehr großem Hagel kam.
Eines dieser Gewitter führte zwischen 19:14 und 19:53 knapp hinter der Grenze zu Tschechien zu einem sehr starken F4-Tornado mit Windgeschwindigkeiten bis zu etwa 350 km/h.
Před rokem u nás udeřilo tornádo kategorie F4. Bylo součástí velmi silných konvektivních bouří nad územím Rakouska, ČR, Polska a Slovenska.
Podrobný popis situace je ke stažení zde: https://t.co/EpuYKsDn8Bpic.twitter.com/U8LYQceQvN
— Český hydrometeorologický ústav (ČHMÚ) (@CHMUCHMI) June 24, 2022
Der Tornado zog über die Ortschaften Hrušky, Moravská Nová Ves, Mikulčice, Lužice und Hodonín hinweg, wo es zu mitunter zu schwersten Schäden kam, etwa wurden Dächer abgedeckt und Hausmauern teilweise zerstört, Bäume und Strommasten umgerissen und sogar Autos herumgeschleudert. In Summe hatte dieses Ereignis 6 Todesoper und hunderte Verletzte zur Folge.
In Europa kommt es durchschnittlich zu 300 bis 400, aufgrund der Dunkelziffer Schätzungen zufolge auch bis zu 500 Tornados pro Jahr. Die meisten davon sind nur schwach ausgeprägt und kurzlebig, zudem handelt es sich teilweise auch um Tornados über Wasser (Wasserhosen). Im Zeitraum von 2010 bis 2020 wurden vom ESSL zwei sehr starke Tornados der Stärke F4 oder F5 registriert bzw. 26 starke Tornados der Stärke F3. Starke oder sehr starke Tornados kommen in Europa also 2 bis 3 mal jährlich vor, allerdings kommt es nicht immer zu solch schweren Schäden, da die Tornados nicht immer auf Ortschaften treffen. Typische Regionen für starke Tornados in Europa sind die flachen Regionen von Nordwestfrankreich über Benelux bis nach Norddeutschland, Norditalien, die Küsten Süditaliens oder auch Südostrumänien.
Starke Tornados entstehen im Zusammenhang mit sog. Superzellengewittern. Es handelt sich dabei um meist langlebige, kräftige und alleinstehende Gewitter, welche einen beständigen rotierenden Aufwind aufweisen (Mesozyklone). Superzellen entstehen bei ausgeprägter Windscherung: Bei einer starken vertikalen Windzunahme bilden sich nämlich quer zur Strömung horizontal liegende Luftwalzen. Der Aufwind eines entstehenden Gewitters saugt diese Luftwalze ein und kippt ihre Achse in die Senkrechte, wobei sich der Drehimpuls nach und nach auf den gesamten Aufwindbereich überträgt. Die Zufuhr feuchtwarmer Luft wird dabei durch den räumlich getrennten Abwindbereich, in dem der Niederschlag ausfällt, nicht gestört. Mehr zum Thema Einzel-, Multi- und Superzellen gibt es hier.
In Österreich treten durchschnittlich etwa 2 bis 5 Tornados pro Jahr auf, allerdings sind die meisten davon nur schwach und kurzlebig, meist stehen sie auch nicht in Zusammenhang mit Superzellengewittern, sondern entwickeln sich an lokalen Windkonvergenzen („Typ-II-Tornados“). Starke Tornados sind extrem selten, wobei das bislang bekannteste Ereignis der Tornado von Wiener Neustadt am 10. Juli 1916 war. Die Einschätzung der Stärke dieses Tornados liegt bei F4/T8, was Windgeschwindigkeiten um 350 km/h bedeutet. Vor wenigen Jahren kam es auch knapp südlich von Wien zu einem Tornado.
— Mateusz Taszarek ☈ (@MateuszTaszarek) June 24, 2021
Ob die Häufigkeit von Tornados sich im Zuge des Klimawandels ändert, kann man derzeit noch nicht abschätzen. Mittlerweile weiß man zwar, das beispielsweise Hitzewellen und Extremniederschlagsereignisse häufiger werden, allerdings ist für starke Tornados neben der schwülen, energiereichen Luft auch eine starke Windscherung in tiefen Luftschichten notwendig, was in Mitteleuropa im Sommerhalbjahr ohnehin nur selten vorkommt. Damit ist derzeit auch keine nennenswerte Änderung bei der Anzahl an Tornados zu erwarten.
Derzeit liegt ein kleines Tief über Nebraska auf dessen Vorderseite sehr feucht Luft vom Golf von Mexiko bis zur kanadischen Grenze geleitet wird (grüner Pfeil in der Grafik). In Folge dessen kann sich im breiten Warmsektor (Bereich zwischen Warm- und Kaltfront) in den kommenden Stunden hohe Labilität von Kansas bis Minnesota und Wisconsin aufbauen.
Wetterlage am 30.5.2022 um 16.00 Uhr MESZ mit Rot der Warmfront und Blau der Kaltfront
Der Hodograph zeigt die große Scherung, die bereits jetzt im Warmsektor vorhanden ist. Dabei gibt es in 3000 m Höhe Winde mit über 70 Knoten, also rund 130 km/h. Allein diese Scherung macht die Lage brandgefährlich, denn mit der hohen Labilität ist die Gefahr von langlebigen Superzellen gegeben.
Hodograph des Radiosondenaufstiegs in Valley Nebraska
Gefahren
In den roten Bereichen in der Grafik unten besteht die Gefahr von orkanartigen Böen, größerem Hagel, Starkregen und Tornados. Im violetten Bereich muss mit starken Tornados, Riesenhagel und Orkanböen gerechnet werden. Im laufe des Abends sollte sich ein Bow Echo bilden und bis nach Kanada ziehen. Dabei muss schließlich verbreitet mit Böen über 120 km/h gerechnet werden.
Das Wettergeschehen am Freitag wurde in Mitteleuropa von Tief EMMELINDE geprägt, welches in der Früh noch über Nordfrankreich lag. Im weiteren Tagesverlauf zog das Tief unter allmählicher Verstärkung über die BeNeLux-Staaten nach Norddeutschland und in der Nacht auf Samstag nach Polen. Dabei führte es feucht-labile Luft aus Südwest nach Deutschland und Österreich. Im breiten Warmsektor (Gebiet zwischen Warm- und Kaltfront) waren somit gute Bedingungen für kräftige Gewitter gegeben.
Händische Analyse der Fronten um 17 Uhr Ortszeit und 10 m Wind.
Die Analyse oben zeigt die Lage der Fronten (Rot = Warmfront, Blau = Kaltfront) um 17 Uhr, in etwa dem Zeitpunkt als die Tornados auftraten.
Tornados
Der Auszug aus der Datenbank ESWD (European Severe Weather Database) zeigt die bisher (Samstagnachmittag) eingegangenen Meldungen über Tornados (Rot), Starkregen (Blau), Hagel (Grün) und Windböen (Gelb). Man erkennt die bisher gemeldeten 6 Tornados vom Freitag.
Bisherige Meldungen in der ESWD-Datenbank
Bedingungen
Die Orte, an denen die Tornados auftraten, boten ideale Bedingungen. Im rot umrandeten Gebiet (Grafik siehe unten) war die Luft nahezu gesättigt, denn der Unterschied zwischen Temperatur und Taupunkt ist nur gering. Dies begünstigt die Bildung von Tornados, da unter solchen Verhältnissen die Wolkenuntergrenze sehr niedrig ist.
Da zudem die Richtungsscherung (Windrichtung ändert sich mit der Höhe) südlich der Warmfront ausgeprägt war, war bereits im Vorfeld die Bildung von Superzellen erwartet worden. Dabei wird die durch die Scherung induzierte Rotation im Bereich des Aufwinds der Superzelle gekippt und durch Streckung erhöht (Pirouetteneffekt).
Vereinfachtes Prinzip der TornadoentwicklungSchema des Piroutteneffekts
Im gelb umrandeten Gebiet war die Differenz zwischen Lufttemperatur und Taupunkt (auch „Spread“) hingegen deutlich größer, hier war die Gefahr von Sturm bzw. Orkanböen sehr hoch, später trat über Tschechien noch ein Bow Echo örtlich mit Orkanböen auf.
Differenz zwischen Temperatur und Taupunkt1m 20.5.2022 um 17 Uhr MESZ.
Häufigkeit in Österreich
Tornados zählen sicherlich in Österreich zu den seltenen Phänomenen, dennoch treten pro Jahr im Schnitt 5 auf. Die gefühlte, zunehmende Häufigkeit ist besonders im Aufkommen von Smartphones und Videokameras zu erklären, da inzwischen viele Fälle dokumentiert werden und via Internet schnell Verbreitung finden, die früher nur lokal publik wurden.
Zudem hat sich die Beobachtungstechnik und hier speziell das Radar weiterentwickelt und mit sog. Doppler-Radaren können inzwischen Rotationen vermessen werden. Mit noch neuerer Technik kann inzwischen sogar indirekt erkannt werden, ob ein Tornado Bodenkontakt hatte oder nicht, in den USA sind solche als polarimetrischen Radare bezeichneten Radare inzwischen Standard.
Die zudem häufig gestellte Frage, ob Tornados mit dem Klimawandel zunehmen, lässt sich bei derzeitiger Datenlage nicht gut beantworten. Derzeit ist auf jedenfalls kein signifikanter Trend in eine Richtung erkennbar. Hier ist der Zusammenhang mit den jeweiligen Wetterlagen im Frühling und Sommer entscheidend.
Bilder
🟢 Update:
Erste VORLÄUFIGE Übersicht zur Schneise des Tornados, der heute Nachmittag in #Paderborn für erhebliche Schäden sorgte.🌪️
Die Schadensschneise ist mindestens 4.5 Kilometer lang. Leider wurden durch den #Tornado 38 Menschen verletzt – 13 davon schwer. pic.twitter.com/oVRkTYYN4w
Schadensbilder des #Tornado aus #Paderborn der eine Schneise der Verwüstung durch die Stadt und ein Industriezentrum gezogen hat.
Teilweise F3 Schäden, urteilt selbst
Bilder selber geschossen!#Unwetterpic.twitter.com/nNvS8nccXm
— Robert Boni 🇺🇦#climateActionNow 🇺🇦 (@RobertBoni6) May 20, 2022
Letzte Nacht kam es in den zentralen USA zu heftigen Gewittern samt großem Hagel und mindestens einem schweren Tornadofall. Die Wetterlage war metrorologisch gesehen ziemlich explosiv – wie so oft zu dieser Jahreszeit in dieser Region. Feucht-warme Luftmassen wurden im Vorfeld eines aufziehenden Tiefs vom Golf von Mexiko in Richtung Midwest der USA geführt.
Animation der potentiell vorhandenen Energie für Gewitter (CAPE, rötliche Töne = sehr hoch), Luftdruck und Wind über den USA in den letzten 24 Stunden. Auf dem Bild klicken um die Animation zu vergrößern/starten – UBIMET, ECMWF IFS
Feuchtwarme, energiereiche Luft und ein aufziehendes Tief sind oft beste Voraussetzungen für Schwergewitterlagen. Kein Wunder also, dass sich eine beachtliche Gewitterlinie entlang bzw. im Vorfeld der zugehörigen Kaltfront in der Nacht auf Samstag (MESZ) gebildet hat.
Satellitenanimation der letzten Stunden über den USA mit dem Gewitterkomplex zwischen Kansas und Oklahoma (gelbliche/rötliche Töne = hochreichende Gewitterwolken) – CIRA/RAMMB
Der Tornado zog in den Abend- und Nachtstunden mit voller Wucht durch ein Wohngebiet knapp östlich von Wichita, Kansas. Erste Schätzungen gehen von einer EF3 Stärke (Skala von 0 bis 5) aus. Wie man aus den zahlreichen Videos sehen kann, kam es leider auch zu erheblichen Schäden und mehrere Häuser wurden komplett zerstört. Zum Glück wurden bislang keine Verletze gemeldet, sicherlich auch dank der rechtzeitig ausgegebenen Vorwarnung bzw. Warnung.
Highest-res drone footage of the Andover, KS #tornado which has received a preliminary rating of EF3. Note how the tornado propagates via vortex dynamics and likely terrain. Incredibly, no lives were lost by this tornado pic.twitter.com/FJDBH8TAv6
Myriad of phone clips from the Andover, #Kansas tornado today starting around 8:15. Really hated seeing such a strong tornado go through a populated area. Clips are in chronological order. #Tornado#WXtwitterpic.twitter.com/N4y5a9tBp5
Solch eines Ereignis ist allerdings keine Überraschung. Der Zeitraum zwischen April und Juni ist der Höhepunkt der Tornadosaison in den USA. Genau die Region zwischen den Bundesstaten Oklahoma und Kansas wird zudem klimatologisch betrachtet am häufigsten von Tornados betroffen.
Die Mehrheit der Tornados trat in 5 separaten Outbreaks auf. Dabei fanden 4 Outbreaks zu großen Teilen in Dixie Alley statt, eine Überblick zu den Tornadoalleen finden sie in unserem Blog von Anfang März.
Datum
Anzahl bestätigte Tornados (EF3 und EF4)
5.-7. März
30 (1,1)
21.-23. März
78 (3,0)
29.-31. März
89 (3,0)
4.-7. April
82 (3,1)
11.-14. April
bisher 53 (1,0)
Von diesen sind 11 EF3 und 2 EF4-Tornados. Bei den Tornados starben seit Anfang März bereits 12 Menschen, zudem wurden dutzende verletzt.
Stärkster Tornado
Der bisher stärkste Tornado der Saison trat am 5. April in Georgia auf. Die Rotationsspur zeigt die Strecke, die der Tornado zurück gelegt hat nahe der Atlantikküste. Insgesamt legte er rund 21 km zurück und hatte dabei eine maximale Breite von 1,2 km. Die abgeschätzte höchste Windgeschwindigkeit lag bei knapp 300 km/h, was einem mittleren EF4-Tornado entspricht. Dabei kam ein Mensch ums Leben.
Aus dem offiziellen Schadensreport entstammt das folgende Foto, das das Ausmaß der Schäden eines EF4-Tornados zeigt. Der Ort des Geschehens heißt Black Creek im US-Bundesstaat Georgia und befindet sich in der Nähe der Küstenstadt Savannah.
Die an jenem Tag verantwortliche Superzelle, bildete sich im Vorfeld einer aus Westen anrückenden Squall Line (für die Kenner: QLCS), mit dieser traten schon im Vorfeld immer wieder schwächere Tornados von Mississippi über Alabama bis nach Georgia auf.
Meteorologische Bedingungen
Hodograph des Radiosondenaufstiegs von Charlston (in South Carolina)
Der Hodograph zeigt das Vorhandensein eines Low Level Jets, Starkwindband in etwa 1000 m Höhe (rote Linie), aus Süd mit knapp 50 kt. Dies ist für die Entwicklung von starken Tornados sehr vorteilhaft, da viel Geschwindigkeitsscherung und damit Rotation um eine horizontale Achse vorliegt. Wird diese unter dem rotierenden Aufwind (Mesozyklon) einer Superzelle gekippt und gestreckt ist der Tornado geboren.
Bei einem Hodographen wird die Windrichtung polar (mit dem Uhrzeigersinn) und die Windgeschwindigkeit nach außen hin zunehmend dargestellt. Dabei entspricht ein Punkt auf der 180°-Linie einem Südwind.
Darüber ist in Grün noch der Wind von 1000 bis 3000 m Höhe dargestellt. Man erkennt die Richtungsänderung nach Südwest, dies ist für die Bildung einer Mesozyklone notwendig.
Vor einigen Wochen haben wir bereits auf den Beginn der Tornadosaison in den USA hingewiesen. Am 5. März hatte es ungewöhnlich weit im Norden in Illinois einen EF4-Tornado gegeben. Nun wird im Süden der USA von Texas bis nach Florida ein mehrtägiger Ausbruch erwartet.
Ablauf
Montag
Am Montag erreicht ein ausgeprägter Trog den mittleren Westen der USA. Auf seiner Vorderseite bildet sich ein Lee-Tief über dem nordwestlichen Texas. Mit der auf Süd bis Südost drehenden Strömung in Bodennähe gelangt sehr feuchte Luft vom Golf von Mexiko in die Osthälfte von Texas und nach Louisiana. Damit verbunden wird es erste Gewitter bis hinauf nach Oklahoma entlang der Warmfront des Tiefs geben, die von Starkregen begleitet werden. Die Entwicklung dieser Gewitter hat aber durchaus Einfluss auf das weitere Geschehen am Montag.
Erwartet wird die erhebliche Zunahme der Gefahr am späten Montagabend deutscher Zeit. Im Warmsektor des Tiefs etabliert sich ein Low-Level-Jet (Starkwindband in etwa 1000 bis 1500 m Höhe) sodass die Geschwindigkeitsscherung (Geschwindigkeit nimmt mit der Höhe zu) über der Osthälfte von Texas deutlich zunimmt. Da zudem auch die hochreichende Scherung zunimmt wird die Bildung von Superzellen und die damit verbundenen Tornados angenommen. Diese können bereits kräftig sein und einzelne intensive Tornados sind bereits möglich. Zudem setzt sich die Gefahr in der Nacht fort. Dann erhöht sich die Gefahr, da man nur indirekt Sichtkontakt hat.
Ein zweiter Schwerpunkt ist die Dryline, eine Front, die feucht-warme und trocken-warme Luft von einander trennt. Diese stößt am Abend in die Osthälfte Texas vor und löst hier Hebung und die Bildung von weiteren Superzellen aus. Dabei besteht auch die Gefahr von großem Hagel. In der Nacht wird sich schließlich eine Gewitterlinie bilden, dann muss mit Böen über 100 km/h gerechnet werden.
Die folgende Animation (bitte anklicken) gibt den Ablauf des Wettergeschehens wieder. Dabei bedeuten rote Farben feuchte und warme Luft und blaue Farben trocken und kalte Luftmassen. Die weißen Linien entsprechen dem Bodendruck.
Der gefährlichste Tag im speziellen für Louisiana und Mississippi ist der Dienstag. Der Low-Level-Jet nimmt weiter an Stärke zu und mit fortwährender Feuchtezufuhr vom Golf sind im Warmsektor des Tiefs weitere Superzellen mit großem Hagel zu erwarten. Dabei besteht die Gefahr von gefährlichen und langlebigen Tornados! Zudem erreicht die Gewitterlinie von Westen die Region und weitere Böen über 100 km/h sind möglich. Etwas südlich des Tiefkerns kann es zudem zu Überschwemmungen kommen, da auf der Nordseite von Gewitterlinien häufig ein größeres Regengebiet entsteht.
Mittwoch
Am Mittwoch erreicht das Tief schließlich den Osten des Landes. Dabei gelangt feuchte und instabil geschichtete Luft bis hinauf in den Süden Kanadas und verbreitet sind von Florida bis Massachusetts kräftige Gewitter mit Sturmböen und Hagel zu erwarten. Die größte Tornadogefahr verlagert sich in den Südosten der USA, da jedoch die Scherung allmählich nachlässt ist die Gefahr von starken Tornados geringer.
Graphische Darstellung des Tornadoausbruchs bezüglich der Tornadogefahr
Prinzipiell besteht in den USA östlich der Rocky Mountains und im Süden von Kanada vom Frühling bis in den Herbst hinein eine geringe Wahrscheinlichkeit für Tornados und über den angrenzenden Wasserflächen für Wasserhosen (Tornados über Wasser). Dabei stechen jedoch zwei Bereiche hervor, die sogenannten Alleen der Tornados. Die bekanntere der beiden ist die Tornado Alley im mittleren Westen, sie reicht in etwa vom südlichen Nebraska bis ins nördliche Texas.
Die bei uns weniger bekannte Allee ist die Dixie Alley im Süden und Südosten der USA. Hier kam es in den vergangenen Jahren zu heftigen Tornadoausbrüchen, den sogenannten Outbreaks.
Wahrscheinlichkeiten für Tornados in den USA
In Summe treten im Jahresmittel rund 1200 Tornados in den USA auf. Dabei wird eine größere Anzahl während solcher Outbreaks registriert. Diese kann man drei Arten von Outbreaks unterscheiden:
Eine Vielzahl von langlebigen Superzellen erzeugen immer wieder teils sehr zerstörerische Tornados
Entlang einer Gewitterlinie (QLCS (Quasi lineares konvektives System)) bilden sich immer wieder schwache Tornados
Im Umfeld von tropischen Systemen (z.B. Hurrikan) , die auf Land ziehen (Landfall).
Klassifikation
Die Einteilung der Tornados erfolgt mit Hilfe der Fujita-Skala. Diese beginnt bei 0 und endet bei 5. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den verursachten Schäden an Gebäuden und der Vegetation. Hierfür wird von Mitarbeitern der Amerikanischen Wetterbehörde im Nachhinein eine Begehung durchgeführt und eine Art Protokoll abgearbeitet (Survey). Erst in einem späteren Schritt werden den Schäden Windgeschwindigkeiten zugeordnet. Mit Einführung der überarbeiteten Skala am 1.2.2007 wird nun die Enhanced Fujita Scale (EF) verwendet:
Fujita Skala
Windgeschwindigkeit in km/h
EF0
104-137
EF1
139-177
EF2
178-217
EF3
218-265
EF4
267-322
EF5
>322
Dabei ist zu beachten, dass die stärksten Tornados also EF4 und EF5 nur bei Superzellen auftreten und als Major Tornado bezeichnet werden.
Iowa-Outbreak
Der erste Major Tornado des Jahres trat am Samstagfrüh MEZ in Iowa auf und tötete 6 Menschen. Dabei legte der Tornado eine Strecke von 111 km zurück, bei der größten Breite von über 700 m.
We’ve compiled a Twitter Moment containing many Tweets throughout the course of the deadly Mar 5, 2022 tornado event across central IA. More content may be added in the coming days. Our sympathies go out to the families affected by these storms. #iawxhttps://t.co/gL4TsNoibb
Die Bildung von stärkeren Tornados ist nur möglich, wenn sich zuvor eine Superzelle gebildet hat. Dabei handelt es sich um Gewitterzellen mit rotierendem und mächtigem Aufwind. Dieser wird auch als Mesozyklone bezeichnet. Superzellen entstehen bevorzugt wenn warme/heiße und feuchte Luft vom Golf von Mexiko in tiefen Schichten herangeführt wird und gleichzeitig große Scherung vorherrscht. Als Scherung bezeichnet man den Unterschied in der Windgeschwindigkeit und der Windrichtung mit der Höhe.
Vereinfachtes Prinzip der Tornadoentwicklung
Eine weitere Zutat für Tornados ist der sogenannte Low Level Jet. Dies ist ein Starkwindband in etwa ein bis zwei Kilometer Höhe, welches sich vor Kaltfronten im Warmsektor eines Tief bilden kann. Dabei führt die erhöhte Scherung zur Bildung eines horizontalen Rotors. Wird dieser in die Vertikalen gekippt, entsteht ein vertikaler Rotor, der Tornado. Ein weiterer wichtiger Effekt ist der Pirouetteneffekt. Dabei erhöht sich die Rotationsgeschwindigkeit wenn der Rotor in die Höhe gestreckt wird. Hierfür ist der mächtige Aufwind der Superzelle verantwortlich.
Nach den schweren Unwettern zum Jahreswechsel kam es von Samstag auf Sonntag in den USA neuerlich zu heftigen Gewittern, die mindestens 6 Tote im Bundesstaat Iowa zur Folge hatten. Verantwortlich für die Verwüstungen war diesmal ein kleinräumiges Randtief, das von Südwesten nach Nordosten die zentralen Staaten in der Nacht zum Sonntag (MEZ) überquerte. Wie so oft der Fall bei solchen extremen Ereignissen, trifft sehr feuchte und milde Luft vom Golf von Mexiko (gelbliche Pfeile im Bild) auf deutlich kältere Luftmassen arktischen Ursprungs (hellblaue Pfeile).
Wetterlage am Sonntag in den USA (blaue Töne = Tiefdruckeinfluss) – UBIMET, ECMWF
Das Resultat sind schnell durchziehende Gewitter, die vor allem größeren Hagel und mehrere Tornados bringen können. Momentan wurden in bzw. rund um Iowa 20 Tornados gemeldet. Zu dieser Jahreszeit sind Tornados vor allem am Golf von Mexiko bereits üblich, sie können jedoch auch in der Mitte der USA auftreten. Texas hat zum Beispiel im langjährigen Durchschnitt etwa 11 Tornado-Meldungen in März, Iowa dagegen nur 2. Der Höhepunkt der Tornado-Saison wird in den USA typischerweise zwischen April und Juni erreicht. Am stärksten betroffen war in den letzten Stunden die Region südwestlich von Des Moines, wo ein Tornado gleich 6 Menschenleben forderte. Die Bilder, die uns aus dem Gebiet erreichen sind erschreckend.
Damage from a wedge tornado east of Winterset, IA from moments ago. MyRadar Storm chaser @aaronjayjack is tracking the storm to the east as the warning continues. #iawxpic.twitter.com/95CN9KvJpH
Der nationale Wetterdienst der USA, im besonderen das Sturmvorhersagezentrum (SPC), hat die Aufgabe im Nachhinein die Stärke eines Tornados zu klassifizieren. Dafür wird die als „Enhanced Fujita Scale“, kurz EF-Skala, bezeichnete Klassifikationsskala verwendet.
Enhanced Fujita Scale
Dabei kommt es in erster Linie auf die Schäden an, die ein Tornado verursacht hat. Hierzu wird eine Vorortuntersuchung durch Experten aus Meteorologie, Ingenieurwesen und Biologie durchgeführt, wie derzeit unter anderem in Kentucky. Die Experten haben dabei einen ganzen Katalog an Schadensmustern zu analysieren und zu bewerten.
Ein Hauptkriterium ist zum Beispiel die Beschaffenheit eines Gebäudes. Handelt es sich um ein einfaches Holzhaus kann ein nur mäßiger Tornado bereits ein großes Schadensbild hervorrufen. Ist hingegen ein solide gebautes Gebäude schwer beschädigt müssen die Kräfte schon deutlich höher gewesen sein. Ähnliches kann auch über Vegetation gesagt werden. Hierbei spielen insbesondere Bäume eine wichtige Rolle.
Hat ein Baum nur Äste verloren war der Tornado eher schwach. Wurde hingegen die Rinde abgeschält und/oder der Baum zur Hälfte abgebrochen, muss der Tornado schon kräftiger gewesen sein. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht:
Skala
Windgeschwindigkeit in km/h
Schaden
EFU
nicht definiert
Schäden können nicht klassifiziert werden
EF0
105-137
Geringer Schaden
EF1
138-177
Moderate Schäden
EF2
178-217
Deutliche Schäden
EF3
218-266
Schwere Schäden
EF4
267-322
Sehr schwere Schäden
EF5
>322
Extreme Schäden
Dabei entspricht ein geringer Schaden z.B. einem teilweise abgedeckten Dach. Unter „deutlichen Schäden“ fallen beispielsweise abgedeckte Dachstühle oder umgekippte Bäume. Extreme Schäden bedeuten schließlich, dass ganze Häuser von ihren Fundamenten gerissen wurden, Autos teils hunderte Meter verfrachtet wurden und Bäume nahezu vollständig entrindet sind.
Ein Manko für manche ist, dass ein Tornado, der für kurze Zeit extreme Windgeschwindigkeiten aufweisen kann und sich rasch wieder abschwächt, bisweilen eine zu geringe Klasse gewählt wird. Dies ist zum Beispiel beim Tornado von El-Reno in Oklahoma vom 31.5.2013 der Fall. Hier wurden für kurze Zeit Windgeschwindigkeiten von über 400 km/h gemessen, schlussendlich wurde er aber als EF3 klassifiziert, da er nur zum Ende hin einen Bauernhof zerstörte und ansonsten über Felder zog.
EF5 in Kentucky?
Bei dem verheerenden Tornado (siehe Blog) vor wenigen Tagen wird den ersten Einschätzungen nach von Windgeschwindigkeiten bis 300 km/h oder sogar darüber ausgegangen. Dies würde eine Tornado der Klasse EF4 entsprechen. In den nächsten Tagen wird sich erweisen, ob der Tornado nicht aber auch als ein EF5-Tornado klassifiziert wird.
Für die Bildung eines Tornados sind zwei Dinge hauptverantwortlich, zum einen muss der Wind mit der Höhe zunehmen, zum anderen muss sich die Windrichtung mit der Höhe verändern. Beides zusammen lässt sich mit Hilfe eines Hodographen studieren. Dabei wird die gemessene Windgeschwindigkeit mit der Höhe dargestellt, der Winkel entspricht der Windrichtung und die Länge der Geschwindigkeit. Die kleinen Zahlen geben die Höhe in Hektofuß (eine gebräuchliche Höhenangabe aus der Luftfahrt) an.
Hodograph in der weiteren Umgebung des Tornados am 11.12.2021 um 1 Uhr MEZ.
Man erkennt, dass der Wind mit der Höhe nach rechts dreht und deutlich an Stärke zunimmt. Von etwa 20 km/h (10 kt) in Bodennähe sind es in ungefähr 2000 m (kleine 69 im Bild) bereits rund 90 km/h (50 kt). Dies entspricht einer extremen Geschwindigkeitsscherung. Zudem dreht die Windrichtung von fast Süd mit 200 Grad auf 230 Grad in 2000 m Höhe.
Dies sind ideale Bedingungen für die Bildung von Superzellen. Die mit der Höhe zunehmende Geschwindigkeit erzeugt eine Rotation, wie sie in der Graphik unten erkennbar ist an dem Football. Wird diese Rotation gestreckt (Pirouettenfeekt) und in einem Aufwind aufgerichtet, ist eine Superzelle entstanden. Zusätzlich kann Rotation am Niederschlagsfuß entstehen und dann ebenfalls mittels Streckung und Kippung einen Tornado bilden.
Ein besonders heftiger Tornado hat in der Kleinstadt Mayfield in Kentucky große Schäden hinterlassen, wie die folgenden Tweets zeigen. In Summe kamen bei dem Tornadoausbruch nach bisherigen Erkenntnissen mehr als 50 Menschen ums Leben. Dabei wurden bei dem Ausbruch mehr als 30 Tornados beobachtet.
Der unten stehende Tweet zeigt die Radarbilder der für den heftigen Tornado verantwortlichen Superzelle. Das Titelbild zeigt den Tornado aufgenommen vom bekannten Storm Chaser Reed Timmer.
#Tornado masivo golpea en Estados Unidos, este mapa muestra las horas aproximadas de inicio y finalización del mesociclón, la mayor parte de su ciclo de vida tuvo un tornado extremadamente violento, particularmente entre 1z y 5z. Cortesia: @ASchueth#Mayfield#Kentuckypic.twitter.com/dND3smwzvR
Im Vorfeld eines Troges bildete sich am Freitag über Colorado im mittleren Westen der USA ein Tief, welches in der Folge nordostwärts in Richtung Michigan zog. Im Vorfeld wurde für die Jahreszeit sehr milde Luft vom Golf von Mexiko weit nach Norden geführt. Dabei wurde es im weiten Umfeld des Mississippi-Flusses 10 bis 20 Grad wärmer als üblich. Die unten stehende Graphik zeigt diese enorme Abweichung. Mit der Wärme kam gleichzeitig auch bodennah feuchte Luft mit, in Summe war die Luftmasse mit der im Monat März vergleichbar.
Da auf der Rückseite der Kaltfront winterlich-kalte Luft aus dem südlichen Kanada nach Süden strömte, gab es an der Front einen Temperaturunterschied von rund 20 Grad. Daher gab es im Vorfeld der Front einen sogenannten Low-Level-Jet, einen Bereich mit deutlich erhöhten Windgeschwindigkeiten in den untersten Schichten der Atmosphäre, man spricht dabei auch von Windscherung. Dies ist extrem günstig für Tornadobildung. Die unten stehende Graphik zeigt anhand des Football-Balls, wie in Superzellen, die vertikale Scherung durch Kippung und Streckung, sowohl den Aufwind rotieren lassen, als auch für Tornadobildung sorgen.
Bei den entstandenen Tornados kamen bisherigen Schätzungen zufolge mehr als 50 Menschen ums Leben, da mehrere Industriekomplexe schwer getroffen wurden, in denen viele Arbeiter anscheinend im Schichtbetrieb arbeiteten. Die Bilder und Videos zeigen die stark getroffene Stadt Mayfield in Kentucky.
Omg! I’ve just seen some horrifying reports of loss of life from a record breaking 220+ mile track tornado last night from AR through MO, NW TN and KY.
Incredible devastation, unbelievably sad. My heart goes out to all those affected. 💔😢🙏 pic.twitter.com/8IlKCvPqqa
In dem unteren Tweet ist die aus Radardaten abgeleitete Rotationsspur der Superzelle dargestellt. Die Länge der Spur ist weit über unglaubliche 200 km lang und führt durch 4 Bundesstaaten. Daher wird der Tornado auch „Quad-State tornado“ genannt, in Anlehnung an den „Tri-State Tornado“, der zuvor die längste Spur der Messgeschichte hervorbrachte.
This is, by far, the most intense/persistent MRMS rotation track I’ve ever seen. pic.twitter.com/WodAMNVJNV
Tonight we are looking at potentially the first quad-state tornado in US history which has torn through Arkansas, Missouri, Tennessee and now Kentucky. pic.twitter.com/FvAfwZWIGk
Die Animation (Anklicken zum Starten) zeigt die prognostizierte Entwicklung des Tiefs über dem südlichen mittleren Westen der USA nach dem ICON-Modell. Dabei entsprechen die weißen Linien dem Bodendruck und die Farbe der Temperatur in etwa 1500 m Höhe. Man erkennt, dass das Tief in der Folge nach Nordosten über die Großen Seen zum Atlantik zieht.
Dabei werden für die Jahreszeit sehr warme Luftmassen in den Osten der USA geführt wird. Hier ist es teils 15 bis 20 Grad wärmer als im Durchschnitt, wie die unten stehende Graphik zeigt.
Diese ungewöhnliche warme und feuchte Luft bildet die Grundlage für die Entwicklung von kräftigen Gewittern. Die Scherung ist aufgrund der hohen Temperaturgegensätze im Umfeld der Kaltfront hoch, sodass die Bildung von Superzellen (rotierende Gewitterzellen) erwartet wird. Zudem nimmt der Wind bereits deutlich an Geschwindigkeit zu im unteren Kilometer der Atmosphäre, somit ist die Bildung von starken Tornados zu erwarten.
Die Vorhersage des nationalen Wetterdienstes der USA sieht daher eine erhöhte Gefahr (enhanced risk,orange):
Mit dem Tief wird es am Sonntag stürmisch im Bereich der großen Seen. Insbesodners für den Huronsee, den Eriesee und den Ontariosee werden am Sonntag teils orkanartige Böen vorhergesagt. Die unten stehende Graphik zeigt die prognostizierten Böen des europäischen Modells.
Während Nord- und Ostsee meist nur noch 10 oder 11 Grad warm sind, weist das Mittelmeer um Sizilien derzeit noch Temperaturen um 20 Grad auf. Daher ist es wenig überraschend, dass im Herbst und Winter hier besonders viele Gewitter auftreten, so auch dieser Tage.
Wettersituation
Derzeit liegt ein sogenanntes Höhentief (Gebiet kälterer Luft, als in der Umgebung) über dem westlichen Mittelmeer. Die damit einhergehende Labilisierung der Luft und die warmen Wassertemperaturen führen zu den Gewittern.
Die Bilder und Karte im folgenden Tweet zeigen die Orte der Tornados und, ob es sich um Tornados über Land oder Tornados über dem Wasser (umgangssprachlich auch Wasserhosen [engl. waterspout] genannt) handelt. Zudem wird auch erwähnt, dass eine dieser Wasserhoses an Land gegangen (landfall) ist.
UPDATE: tornado outbreak continued this morning with 5 more, 4 in SE Sicily (including a killer wedge) and a waterspout in NE Sardinia. Really impressive event in the last 24 hours pic.twitter.com/XpsKnvM2Nd
Die Gewitter brachten neben den Tornados teils auch großen Hagel oder ganze Hagelansammlungen. Die Schäden durch die Tornados sind teils beträchtlich, wie der umgewehte Strommast zeigt. Bei einem Tornado am heutigen Mittwoch kam sogar eine Person ums leben.
Zur Bildung von Tornados müssen hauptsächlich dynamische Bedingungen im untersten Kilometer der Atmosphäre erfüllt werden. Dies ist zum einen eine starke Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe (Geschwindigkeitsscherung) und zum anderen die Windrichtungsdrehung mit der Höhe (Richtungsscherung). Um dies darzustellen benutzt man in der Meteorologie den sogenannten Hodographen.
Hodograph des Radiosondenaufstiegs von Sizilien Dienstagnacht.
Der gezeigte Hodograph zeigt die Windrichtung und -stärke in Abhängigkeit der Höhe (kleine Zahlen in hundert Meter). Man erkennt das am Boden kaum Wind wehte, während bereits in 1400 m Höhe die Windgeschwindigkeit mehr als 20 kt, also rund 40 km/h, betrug. Zudem erkennt man, dass die Windrichtung am Boden Südost, in 500 m Süd und weiter oben auf Südwest dreht. Dies hat zur Folge, dass die Luft in den untersten Schichten in eine horizontale Rotation versetzt wird. Sollte dann ein Aufwind eines Gewitters zur Stelle sein, wird die Rotation durch die Streckung und Kippung durch den Aufwind massiv beschleunigt und ein Tornado ist geboren.
In der Blitzanimation zeigt sich, dass die Zellen teils mit der mittleren Höhenströmung nach Nordosten ziehen, die Superzellen aber an der Südküste der Insel nach rechts ausschert, was für die Tornadobildung noch ein verstärkender Faktor ist.
Am Freitag wurde die Insel Pantelleria von einem heftigen Gewitter getroffen. Im Bereich vom Campobello an der Nordküste der Insel kam es dabei wischen etwa 18:30 und 19 Uhr zu einem heftigen Tornado. Die allgemeine Wetterlage sowie die Satellitenbilder deuten auf ein ausgeprägtes Superzellengewitter hin, wobei der Tornado vermutlich durch vorlaufenden Regen versteckt bzw. schlecht sichtbar war (derzeit gibt es auch noch keine verifizierten Bilder des Tornados).
Der Tornado hat für schwere Schäden gesorgt und mehrere Autos wurden durch die Luft geschleudert, dabei kamen zwei Menschen ums Leben und mindestens 9 wurden verletzt.
Oberhalb des Hauptaufwinds wurden Temperaturen knapp unter -70 Grad erreicht, damit reichte die Gewittwolke etwa bis zu einer Höhe von 13 bis 14 km.
It’s weird I didn’t find any tags for this event, but today two people have been killed and nine more injured when a tornado struck the island of Pantelleria, Sicily and threw their cars off road. A couple of buildings are damaged as well pic.twitter.com/QT6mnesaFn
In Europa sind starke Tornados relativ selten: Im Zeitraum von 2010 bis 2020 wurden vom ESSL zwei sehr starke Tornados der Stärke F4 oder F5 registriert bzw. 26 starke Tornados der Stärke F3. Der Tornado in Tschechien im Juni 2021 wurde als F4 klassifiziert, für eine Abschätzung der Windstärken beim Tornado in Pantelleria sind noch Analysen der Schäden vor Ort notwendig, erste Bilder deuten aber durchaus auf die Kategorie F3 mit Windgeschwindigkeiten über 250 km/h (schwere Schäden an strukturellen Elementen von Massivbauten, Kraftfahrzeuge umgeworfen). Tornados dieser Stärke kommen in Europa etwa 2 bis 3 mal jährlich vor. Im südlichen Mittelmeerraum stellt der Herbst meist den Höhepunkt der Unwettersaison dar.
Der schlimmste Tornado in Europa in diesem Jahr ereignete sich am 24. Juni 2021 in Südtschechien, als eine sog. „HP-Superzelle“(high precipitation supercell) für einen F4-Tornado zwischen Valtice und Hodonin sorgte, bei dem sechs Menschen ums Leben kamen und etwa 250 verletzt wurden.
An Italian island of Pantelleria (near the coast of Tunisia) was hit by a deadly tornado yesterday, killing 2 and injuring 9. Modeled environment was characterized by high CAPE and decent 0-6 km bulk shear supportive of supercells, but very weak shear in the bottom 1 km. pic.twitter.com/dRLqTqhPmZ
Tornados sind in der Slowakei sehr selten, es gibt nur sehr wenige dokumentierte Beobachtungen von Tornados in diesem Teil Europas. Vor 2018 gab es fast überhaupt keine Fotos von diesem Wetterphänomen in der Slowakei.
Frontenkarte für den Donnerstag, 22. April 2021 um 2, 8 und 14 Uhr MESZ. Quelle: DWD.
Am Donnerstag, 22. April 2021 überquerte das Frontensystem eines Skandinavientiefs Mitteleuropa, in den Mittagsstunden erreichte die Kaltfront dann die Slowakei. Im Zuge des Kaltfrontdurchgangs wurden von den Wettermodellen gewittrige Schauer vorhergesagt, aufgrund der meteorologischen Bedingungen allerdings keine Unwetterereignisse erwartet.
Kleinskalige Entwicklungen im Osten der Slowakei führten jedoch zur Ausbildung eines Tornados, in den frühen Nachmittagsstunden wurde in der Nähe der Stadt Košice eine Trichterwolke gesichtet. Eine Analyse der Beobachtungsdaten zeigte, dass insbesondere starke Windscherung in den untersten Atmosphäreschichten, als eine der wichtigsten Zutaten für die Entstehung von Tornados, für die Entwicklung mitverantwortlich war.
Tornado occurred over eastern Slovakia in the early afternoon. While deep-layer shear was marginal for supercells, strongly curved hodograph allowed for more than 150 m2/s2 of SRH in the 0-1 km layer. Tornado damaged several roofs. Photograph by Peter Balog. pic.twitter.com/3s7PCa1vnQ
Dokumentiert wurden meist nur leichte Schäden an den Gebäuden, wie z.B. abgedeckte Dächer und Metallteile, die von den Dächern der Wirtschaftsgebäuden weggefegt wurden. Auch abgebrochene Äste sowie umgeknickte kleinere Bäume wurden beobachtet.
Die Zerstörungskraft des Tornados würde demnach der ersten Stufe F0 an der Fujita-Skala entsprechen.
Tornados treten zwar grundsätzlich im gesamten Jahr auf, der Höhepunkt der Saison beginnt in den USA aber ausgehend vom Südosten typischerweise im März. Im April und Mai herrscht dann besonders in den Great Plains rund um Oklahoma Hochsaison, so sind zu dieser Jahreszeit auch besonders viele Storm Chaser unterwegs. Im Hochsommer verlagert sich der Schwerpunkt dann weiter in den Norden.
Im Durchschnitt treten in den USA etwa 1300 Tornados pro Jahr auf, wobei es von Jahr zu Jahr eine hohe Variabilität gibt. Besonders im Südosten der USA stellen Tornados eine große Gefahr dar, weil es hier im Gegensatz zu den Great Planes eine höhere Bevölkerungsdichte sowie viele Bäume gibt.
Am Donnerstag gab es nach dem 17. März bereits die zweite „high-risk-Lage“ der Saison rund um Alabama, dabei handelt es sich um die höchste Warnstufe auf der 5-stufigen Skala. Seit dem Jahr 2000 kommt es dazu durchschnittlich etwa dreimal pro Jahr. Die Tornados haben am Donnerstag mindestens 5 Todesopfer gefordert und zahlreiche Häuser zerstört, zudem waren zeitweise 35.000 Menschen in Alabama von der Stromversorgung abgeschnitten.Besonders betroffen waren Calhoun County und Bipp County
Video from Ohatchee, AL where multiple fatalities have occurred. This individual was pulled from the debris alive. One fatality occurred at the destroyed mobile home seen at about :27 seconds in. #alwx#tornado#ohatcheepic.twitter.com/bPorzsebOY
Während östlich der Rocky Mountains praktisch überall die Bildung von Tornados möglich ist, gibt es besondere Bereiche in denen vergleichsweise häufig und heftige Tornados auftreten. Diese als Alleen bezeichneten Gebiete liegen im mittleren Westen und im Südosten des Landes. Während erstere als Tornado Alley auch in Europa Bekanntheit erlangt hat, ist die letztere als Dixie Alley bezeichnete Region eher unbekannt.
In den nächsten rund 48 Stunden werden nun in Dixie Alley und an der Ostküste heftige Gewitter mit der Gefahr von Tornados, großem Hagel und Orkanböen erwartet.
Aktuelle Situation
Momentan (Mittwochmorgen) liegt ein Tief über Oklahoma. Im Satellitenbild sind die Fronten eingezeichnet. Man erkenn an den weißen Wolkengebilden, dass bereits teils kräftige Gewitter unterwegs sind, die schon Hagel und Sturmböen gebracht haben.
Das Tief wird sich am Tage allmählich nach Osten verlagern. Dabei gelangt auf der Vorderseite weiterhin feucht-warme Golfluft in den Südosten der USA. Da zudem sowohl die Geschwindigkeitsscherung (Windgeschwindigkeit nimmt mit der Höhe zu), als auch die Richtungsscherung (Windrichtung dreht mit der Höhe von Süd auf West) zunimmt, stellen sich in dem in der Graphik unten in Rot und Violett gekennzeichneten Bereich extrem gute Bedingungen für die Bildung von Superzellen ein.
Dies sind Gewitterzellen, deren Aufwinde kräftig rotieren. Daher sind sie langlebig und in der Lage Tornados und großen Hagel mit Durchmesser von mehr als 3 cm zu bringen. Zudem sind Orkanböen und heftiger Starkregen möglich.
Am Abend und in der Nacht auf Donnerstag werden sich im Warmsektor und im Vorfeld der nach Osten ziehenden Kaltfront etliche Superzellen bilden. Aber auch kräftige linienförmige Gewittersysteme sind zu erwarten, die Orkanböen und Hagel bringen werden.
Die Vorhersagegraphik zeigt, die nach Wahrscheinlichkeiten aufgeteilten Stufen der Gefahr. Dabei bezeichnet MRGL (marginal) ein marginales, SLGT (slight) ein geringes, EHN (enhanced) ein erhöhtes, MDT (moderate) ein hohes und HIGH ein sehr hohes Risiko für Unwetter. Dabei sind heute besonders Tornados in Blickpunkt. Im violetten Bereich wird das Auftreten mehrere starker Tornados erwartet. Dabei besteht durchaus Lebensgefahr für die dortigen Bewohner. Zudem wird ein sehr hohes Risiko äußerst selten herausgegeben!
Mit dem Vorankommen des Tiefs nach Nordosten gelangt nun die labilste Luft an die Ostküste. Dabei setzten sich die schweren Gewitter des Vortags fort. Da die Richtungsscherung etwas abnimmt sind nun vor allem Gewitterlinien zu erwarten und damit verschiebt sich das Augenmerk von Tornados allmählich zu Orkanböen, die verbreitet zu Schäden führen werden. Spätestens am Freitagmorgen ist die Gefahr dann gebannt.
Mittlerweile wurde etliche, kräftige Radarechos beobachtet, die deutliche Rotationen aufweisen. Auch Verwüstungen werden, wie im Wayne County, Mississippi wurden bereits dokumentiert, hier hat es eine Hühner-Farm schwer getroffen:
Wow! 🌪 Check out this picture sent in from Wayne County, Mississippi. Very ominous looking with damage reported. #mswx CREDIT: Devon Polansky pic.twitter.com/zoHxPRP4dA
Am Donnerstag in der Früh gab es in der Lagune von Venedig im Zuge eines Gewitters einen Tornado.
Satellitenbild von Donnerstagfrüh mit Blitzentladungen
Der Tornado entstand über der noch relativ warmen Adria, war also zunächst eine Wasserhose. Die Wasserhose zog dann über das Land und brachte ein paar größere Schäden. In diesem Video erkennt man gut die Zugbahn des Tornados:
Hier ein Video über die entstandenen Schäden:
Regen und Schnee in Österreich
Das Italientief steuert auch wieder feuchte Luft nach Österreich. Im Süden des Landes regnet es schon seit ein paar Stunden und der Niederschlag breitet sich über Nacht nach Norden aus. Auch Schnee ist in höheren Tallagen wieder ein Thema, so schneit es derzeit in Kärnten stellenweise bis auf 600 m. Wie z.B. hier in Bad Bleiberg:
Schneefall in Bad Bleiberg (https://badbleiberg.it-wms.com/)
Am Freitag zieht ein Randtief von FÖLKE über den Osten von Österreich in die Slowakei. Somit dreht die Strömung von Süd auf Nord und besonders entlang der Alpennordseite und im Osten regnet es wieder verbreitet. Die Schneefallgrenze pendelt dabei zwischen 1000 und 1200 m. Am Wochenende lässt der Tiefdruckeinfluss dann langsam nach, am freundlichsten wird es leebedingt im Süden von Österreich.
Bei der Bildung eines Tornados spielt vor allem die Windscherung am Boden eine wichtige Rolle. Dreht der Wind mit der Höhe und nimmt dabei noch zu, ist dies die beste Voraussetzung für rotierende Gewitter. Diese werden in der Meteorologie auch Mesozyklone genannt. Grund für die Entwicklung eines so starken Gewitter ist meist ein kräftiges Tiefdruckgebiet, weil hier die nötige Richtungsänderung des Windes am Boden vorhanden ist.
Das Tief BRIGITTE, welches uns schon seit einige Tagen beschäftigt, lieferte nun in Belgien die nötige Windscherung. So kam es gestern um etwa 17:30 nordöstlich von Antwerpen zu einem Tornado.
Hier ein paar Eindrücke:
🌪️ Bijzondere beelden net over de grens in België, waar een #tornado vanavond de grond raakte! Er is lokaal flink wat schade veroorzaakt. Let ook op de fraaie „ingedraaide“ wolkenbasis (wallcloud) boven de slurf..
Video-credits: Ilse Antonis (Ekeren, Antwerpen)@weermanreinierpic.twitter.com/QNHNE5ZoLB
Über größere Schäden wurde bisher noch nicht berichtet. Aufgrund der Entwicklung abseits von Städten oder größerer Infrastruktur sind dies aber auch nicht zu erwarten.
Für Anfang Oktober ein eher seltenes und imposantes Naturschauspiel.
Das Höhentief, welches in den vergangenen Tagen im Alpenraum für viel Regen gesorgt hat, liegt mittlerweile über dem Südosten Italiens und sorgt dort für Schauer und Gewitter. Am Mittwoch kam es dabei an der Nordküste Siziliens im Ort Cefalù zu einem Tornado. Zunächst handelte es sich noch um eine Wasserhose, diese ist in weiterer Folge aber über den Strand in die Stadt gezogen und hat für spektakuläre Bilder gesorgt.
Impressive! Watch what happens when a #waterspout makes landfall in Cefalù, Sicily (IT).
In der Region Kalabrien kam es im Bereich von Tropea bereits am Dienstag zu mehreren Wasserhosen, zum Teil wurden auch vier nebeneinander beobachtet. Wasserhosen gehören aus meteorologischer Sicht zu den Großtromben und sind nichts anderes als Tornados über einer Wasserfläche. Wenn diese auf Land treffen, spricht man von einem Tornado. Bei Wasserhosen handelt es sich in den meisten Fällen um lokale Verwirbelungen unterhalb einer Quellwolke, daher ist deren Stärke meist relativ schwach. Wenn sie auf Land treffen können sie aber dennoch gefährlich werden, da sie ausreichend hohe Windgeschwindigkeiten verursachen, um etwa größere Äste oder Strandliegen umstürzen bzw. abheben zu lassen.
Eigentlich waren die Bedingungen zur Bildung des tropischen Sturms CRISTOBAL über dem Golf von Mexiko nicht optimal. Dennoch verstärkte sich dieser und zog in Richtung Norden und auf die Südostküste der USA zu. Neben einer Sturmflut und sintflutartigem Regen sorgt auch ein Tornado für Schäden.
Bereits im Vorfeld des Sturmes kam es an der Südostküste der Vereinigten Staaten zu sintflutartigem Regen. So fielen etwa im südöstlichsten Bundesstaat Florida gebietsweise über 300 Liter Regen, viele Häuser und Straßen wurden überflutet.
Aufgrund der starken Windscherung entstand dann auch ein Tornado, der am Sonntagabend in Richtung Orlando zog. Aufgenommen wurde dieser von einem Fernsehreporter. Vor allem durch umgestürzte Bäume kam es zu Schäden an Gebäuden. Übrigens handelt es sich aus meteorologischer Sicht tatsächlich um einen Tornado und nicht um einen „möglichen Tornado“, wie im Videotitel beschrieben.
NWS damage survey confirms EF1 tornado moved through Orlando Sat evening (100-105 mph near Ferncreek and Lake Margaret). Started as waterspout on Lake Conway (720 pm) and lifted near Lake Lawsona (732 pm). Majority of damage was EF0, to trees, several falling onto homes. pic.twitter.com/W0UrhaV1ns
Mit dem Herannahen des Tropensturms mussten auch die Küstenstreifen am Golf von Mexiko evakuiert werden. Eine 1.5 Meter hohe Sturmflut bahnte sich nämlich ihren Weg in Richtung Festland.
Das Schlimmste ist nun aber überstanden. Die weiter Zugbahn des Sturmes verläuft in nördliche Richtung, wobei sich der Sturm dann über dem Festland abschwächt. Als kräftiges Tief wird dieser dann in die Westwindzone eingebunden.
Am Mittwoch lag Österreich im Übergangsbereich zwischen einem Höhentief über der Westukraine und einem Bodentief über Deutschland. Mit einer nordwestlichen Höhenströmung haben dabei feuchtwarme Luftmassen das Land erfasst und besonders im Osten kam es zu kräftigen Gewittern. Am stärksten betroffen waren die Regionen vom Tullnerfeld über das Wiener Becken bis ins Burgenland.
Blitzdichte am Mittwoch. (Daten: UBIMET)
In Summe wurden knapp 25.000 Blitze erfasst, davon fast 15.000 in Niederösterreich. Die meisten Blitze gab es in den Bezirken Gänserndorf, Mödling und Baden, die höchste Blitzdichte in den Bezirken Mödling, Wien-Umgebung und Wien-Liesing. Der stärkste Blitz mit einer Stromstärke von 145 kA wurde dagegen in Sankt Jakob im Walde im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld erfasst.
Bei Ebreichsdorf bis zu 100 l/m²
Vor allem in der Umgebung von Wien kam es ab den Mittagsstunden zu mehreren kräftigen Gewittern. Zunächst wurde am Ostrand der Stadt Hagel mit einem Durchmesser von bis zu knapp 3 cm registiert. Ab dem frühen Nachmittag waren dann besonders die Regionen südlich von Wien betroffen, so wurden in Gumpoldskirchen 30 Liter pro Quadratmeter in weniger als zwei Stunden und in Wien-Unterlaa Böen bis 67 km/h gemessen. Immer wieder bildeten sich so genannte Backbuilding-Gewitter in einer Linie und zogen etwa von Perchtoldsdorf nach Südosten bis Eisenstadt. Unsere Analyse der Niederschlagssumme zeigt in einer Region, wo keine Wetterstationen liegen, Mengen von über 50 l/m². Bei Ebreichsdorf sind entsprechend der Analyse lokal gar Mengen bis zu 100 l/m² gefallen:
Analyse der Niederschlagsmenge über 24 Stunden am 03.06.2020 @ UBIMET
Tornado südlich von Wien
In Pottendorf wurde etwa um 14 Uhr sogar ein Tornado beobachtet, der für entwurzelte Bäume und Schäden an Hausdächern sorgte.
Der 12er-Aufstieg zeigt gut die feuchtlabile Schichtung mit 26 mm PWAT und >1500 J/kg MUCAPE (die Cloud Tops waren zeitweise bei -60 Grad) sowie >30 kn Windscherung. Die ausgeprägte Windkonvergenz quer durch Niederösterreich hat dabei für anhaltende Hebung gesorgt. pic.twitter.com/lpz7Q5Gei2
Tolle Bilder der heutigen #Gewitter haben uns vom Verein Storm Science Austria erreicht. Sie wurden in Wien-Liesing, Mödling und Sieggraben im Burgenland aufgenommen. pic.twitter.com/GG6PvcG6T4
Der Höhepunkt der Tornado-Saison in den USA wird jährlich im April und Mai erreicht, bereits in den vergangenen Wochen gab es aber erste Tornado-Outbreaks. Während zu Monatsbeginn die Stadt Nashville in Tennessee heftig getroffen wurden – wie berichteten darüber hier – kam die Kleinstadt Jonesboro in Arkansas am Samstag noch vergleichsweise glimpflich davon, obwohl direkt über den südlichen Stadtteilen ist ein starker Tornado entstanden ist.
Damage tracks from Saturday’s tornadoes in Craighead and Greene Counties Arkansas #arwx
Die Stadt Jonesboro liegt im Nordosten vom US-Bundesstaat Arkansas, etwa 90 km nordwestlich der Großstadt Memphis, und hat etwas mehr als 75.000 Einwohner. Wenn Tornados über Städte ziehen, herrscht immer eine besonders große Gefahr. Herumfliegende Trümmer haben für mehr als 20 Verletzte gesorgt, dank der frühzeitigen Warnungen kostete das Unwetter aber keinem Menschen das Leben. Dennoch sind ein paar spektakuläre Nahaufnahmen gemacht worden:
Unreal up close footage from Said Said in Jonesboro. He owns the Triple S Phones shop and stated the tornado came VERY quick.
Just wait…It gets closer! Dramatic new video of a very close encounter with the Large Tornado that impacted parts of Jonesboro, Arkansas this evening! This is just INSANE!
Der Tornado wurde als EF-3 eingestuft mit Windgeschwindigkeiten bis 225 km/h. Bei solchen Werten werden sogar Autos umgeworfen bzw. um einige Meter fortgetragen, zudem gibt es schwere Schäden an Häusern und am Stromnetz. Die folgendes Videos zeigen eindrücklich, welche Schäden solch ein starker Tornado hinterlässt.
Jährlich kommt es in den USA im Frühling zu mehreren sogenannten Tornado Outbreaks. Dabei trifft polare Kaltluft aus Kanada mit subtropischer, also feuchtwarmer, Luft vom Golf von Mexiko über dem Mittleren Westen der USA zusammen. Dabei entstehen kräftige Gewittertiefs, die dann in kurzer Zeit dutzende von Tornados produzieren können.
17 Tornados fordern mindesten 6 Verletzte
Schadensmeldungen am Samstag 28.03.2020
So ein Gewittertief sorgte am Samstag und Samstagnacht von Iowa und Arkansas bis nach Ohio für schwere Gewitter. Dabei produzierten die Gewitter zunächst Tornados, in der Nacht gab es dann weiter östlich mehr Meldungen über Sturm und Hagelschäden. Am stärksten getroffen wurde die 70.000 Einwohner Stadt Jonesboro in Arkansas. Hier eine Nahaufnahme:
Unreal up close footage from Said Said in Jonesboro. He owns the Triple S Phones shop and stated the tornado came VERY quick.
Just wait…It gets closer! Dramatic new video of a very close encounter with the Large Tornado that impacted parts of Jonesboro, Arkansas this evening! This is just INSANE!
In den kommenden Tagen beruhigt sich das Wetter im Mittleren Westen, kräftige Gewitter sind nur mehr im Süden von den USA von Texas bis Florida zu erwarten. Allerdings ist jetzt auch erst der Beginn der Tornado-Hochsaison, die erst Ende Mai allmählich zu Ende geht.
Ein ausgeprägtes Höhentief vor der Küste Marokkos hat in den vergangenen Tagen für teils heftige Gewitter gesorgt. Am Sonntag (15.3.2020) wurden dabei mindesten drei Tornados gesichtet, wobei es sich in einem Fall sogar um Zwillingstornados handelte.
Besonders betroffen war die Region rund um Oued Zem, eine Stadt am Atlasgebirge etwa 100 km südlich von Rabat. Auch in Spanien kam es in den vergangenen Tagen zu heftigen Gewittern, dabei handelte es sich hier um die erste sommerliche Gewitterlage der Saison mit örtlichem Hagel und Starkregen.
Mindestens drei Tornados wurden am Sonntag, dem 15.03.2020 in Marokko gesichtet. Besonders betroffen war die Region rund um Oued Zem, eine Stadt am Atlasgebirge etwa 100 km südlich von Rabat.
Schwere Schäden oder Verletzte wurden glücklicherweise nicht gemeldet, allerdings sind zahlreiche, spektakuläre Bilder und Videos dieses bemerkenswerten Ereignisses aufgetaucht.
Wasserhosen sind an der atlantischen Küste Marokkos keine Seltenheit, Tornados im Landesinnere aber wohl. Dafür sind starke Temperaturgradienten, kräftige Winde in der Höhe und Feuchtigkeit in den niedrigsten Schichten notwendig. All das ist derzeit zwischen der Iberischen Halbinsel und Nordafrika aufgrund eines abtropfenden, ausgeprägten Höhentiefs mehr als vorhanden. Per se gehören Höhentiefs über Spanien zu den typischen Wetterlagen Europas, dass der Trog aber so weit nach Süden und fast bis nach Mali und Mauritanien reicht, ist allerdings ungewöhnlich!
Wetterlage über Westeuropa am Montag (16.03.2020) um 13 Uhr MEZ – ECMWF, UBIMET
Diese Wetterlage sorgt in den kommenden Stunden unter anderem auch für erste, kräftige Hagelgewitter über Spanien. Nach den Hitzetagen (Temperaturmaximum > 30°C) der letzten Woche in Andalusien ist dies ein weiteres Zeichen dafür, dass der heurige Winter besonders mild war und dass der Sommer rasch naht.
Bereits in der Früh und am Vormittag gingen in der Westhälfte kräftige Gewitter nieder, tagsüber bildeten sich dann im Großteil der Bundesrepublik heftige Gewitter. Auf der folgenden Karte seht ihr die Blitzdichtekarte von gestern:
Am Freitag gab es viele Gewitter.
Mit Ausnahme des äußersten Nordens und Nordostens hat es recht verbreitet gekracht. Insgesamt wurden am Freitag 288.724 Blitze in ganz Deutschland registriert, gewitterlose Bundesländer waren nur die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg. Das blitzreichste Bundesland war gestern Bayern, knapp ein Viertel aller Blitze entfielen auf den Freistaat. Auf den Rängen zwei und drei folgen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Die beiden stärksten Blitze gab es im Landkreis Gütersloh. Nur zum Vergleich: Eine haushaltsübliche Steckdose ist bis zu einer Stromstärke von 16 Ampere abgesichtert. Der stärkste Blitz hatte also eine um den Faktor 28.000 höhere Stromstärke.
Gemeinden mit den stärksten Blitzen.
Hier noch eine Rangliste mit jenen Gemeinden, die die höchste Blitzdichte aufweisen konnten. Hier liegt Rheinland-Pfalz an der Spitze:
Gemeinden mit der höchsten Blitzdichte.
Neben kleinkörnigem Hagel kam es dabei lokal zu großen Regenmengen, Twistetal-Mühlhausen in Nordhessen meldete rund 53 Liter Regen pro Quadratmeter.
Lokal große Regenmengen.
Zudem gibt es in Schleswig-Holstein und Hessen zwei Tornado-Verdachtsfälle, einen bestätigten Tornado gab es nahe Bobenheim am Berg (Rheinland-Pfalz).
Noch ein beeindruckendes Video. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte der Wirbel bodenkontakt. #Tornadohttps://t.co/NCMEUh88ZN
Am Nachmittag des 10. Juli 1916 bildete sich im Schneeberggebiet ein Gewitter, das sich rasch intensivierte und als sogenannte Superzelle nach Osten fortbewegte. Gegen 16:15 Uhr kam es im Bereich Dreistetten (NÖ) zur Bildung eines Tornados. In der Folge zog dieser über Wiener Neustadt hinweg und löste sich kurz vor der Leithaau bei Lichtenwörth wieder auf. Auf seiner etwa 15 km langen Zugbahn hinterließ er teils große Verwüstungen.
Bis zu 300 km/h
Besonders stark betroffen waren die nördlichen Stadtteile von Wiener Neustadt. Zunächst wurden gerade erst errichtete Telegraphen- und Strommasten von den bis zu 300 Kilometer pro Stunde schnellen Winden zerstört. In weitere Folge zog der Tornado über die Wiener Neustädter Lokomotivfabrik hinweg, hier gab es die meisten der insgesamt 32 Todesopfer. Der finanzielle Schaden belief sich in Summe auf 900.000 Kronen. Auf der internationalen Fujita-Skala erreichte der Tornado die zweithöchste Kategorie 4 und gilt als der stärkste Tornado, der sich je in Österreich bildete.
Die Region am Alpenostrand im Bereich des Wiener Beckens zählt neben der südlichen Steiermark und dem oberösterreichischen Flach- und Hügelland zu den am ehesten durch Tornados gefährdeten Bereichen in Österreich. So wurde Wiener Neustadt neben 1916 auch in den Jahren 1903, 1930 und 1946 von Tornados heimgesucht. Vor exakt einem Jahr gab es zudem einen spektakulären Tornado in der Nähe des Flughafens Wien-Schwechat. Der 10. Juli ist somit für Meteorologen in Österreich eine besonderer Tag.
Am Montag kam es über den Great Plains in den USA zu einer klassischen Frühjahrs-Unwetterlage: Speziell in Texas, Oklahoma und Kansas wurden insgesamt 26 Tornados registriert, zudem gibt es zahllose Berichte über großen Hagel. Selbst Hagelkörner bis zu 14 cm im Durchmesser gab es. Hier die Meldungen auf einer Karte dargestellt:
Zudem sorgten auch Orkanböen für entwurzelte Bäume und Stromausfälle: In Marshall, Oklahoma, wurden am Montagabend sogar Böen von bis zu 151 km/h gemessen.
Some of the most incredible videos we receive are from the viewers, right outside of their homes! This is a video of the Mangum tornado earlier today from Dawson Henry. @kfor#okwxpic.twitter.com/iW3KyofNkp
Die vergangenen Wochen brachten wiederholt kräftige Gewitter und Regenfälle in den Great Plains und rund um den Mississippi. Während Tornados und riesiger Hagel die Schlagzeilen beherrschen, sind weitaus mehr Menschen von Hochwasser betroffen.
In den vergangenen 4 Wochen sind in Texas, Kansas und Teilen Arkansas sowie Louisianas 2- bis 4-mal so viel Regen gefallen wie üblich. Gut zu sehen auf der folgenden Karte (blau und lila = besonders nass):
Im Mittleren Westen war es seit Ende April viel zu nass.
Hunderte Quadratkilometer sind überschwemmt, Häuser und Straßen von den Wassermassen zerstört. Leider ändert sich auch bis zum Monatsende kaum etwas an der Großwetterlage ändern, die Mitte der USA muss weiter mit heftigen Gewittern samt großen Regenmengen rechnen.
Flooding in Webbers Falls, OK as the Arkansas River continues to rise there. A voluntary evacuation is on and much of the town could flood. All this flood water will be making its way down the Arkansas River into Arkansas in the coming days. @KATVNewspic.twitter.com/IVEnfh1sZO
Besonders dramatisch ist die Lage für die Landwirtschaft. Letztes Jahr zu dieser Zeit beispielsweise hatten die Landwirte in Illinois schon 90 Prozent des Getreides gesät, dieses Jahr erst 11 %. Das sich in der ersten Junihälfte das Zeitfenster für die Aussaat schließt, sind große Ernteausfälle zu befürchten.
Ein kräftiges Tief über dem mittleren Westen der USA hat gestern schon warme, feuchte und extrem labil geschichtete Luft aus dem Golf von Mexiko nach Norden gelenkt. Dabei kam es vor allem in den Bundesstaaten Nebraska und Kansas zu heftigen Gewittern mit Tornados und großem Hagel. Dies belegen die Meldungen, die gestern beim Wetterdienst NOAA eingegangen sind (Tornados = rot // Hagel = grün):
Unwettermeldungen am Freitag.
Es gibt zahllose Bild- und Videoaufnahmen der Unwetter, vor allem die Tornados sehen beeindruckend aus:
INCREDIBLE footage of a tornado in Minneola, Kansas tonight.
— MYLES / NELSON (WX/MUSIC) (@MylesNMusic) May 18, 2019
Kommen Tornados zu dieser Jahreszeit in dieser Gegend der USA überraschend? Definitiv nein! Auf der folgenden Karte ist die mittlere Anzahl an Tornados im Mai pro Bundesstaat dargestellt. Mit 43 Tornados hat Texas im langjährigen Mittel die Nase vorne (auch aufgrund der Größe des Staates), dahinter folgen mit 38 bzw. 28 Tornados Nebraska und Oklahoma.
Durchschnittliche Anzahl an Tornados im Mai
Hotspot für schadensbringende Tornados (also Tornados der Kategorie 2 oder höher) ist im Mai eindeutig Oklahoma:
Wahrscheinlichkeit für starke Tornados im Mai.
Auch am heutigen Samstag muss man im mittleren Westen der USA wieder mit Unwettern rechnen, der Schwerpunkt verschiebt sic
Am Dienstag drehten sich mehrere Tiefs über Südosteuropa, dabei steuerte ein Tief sehr warme, feuchte und labile Luft vom Mittelmeer in den Osten von Rumänien (siehe Frontenkarte). Im Vorfeld der dazugehörigen Kaltfront bildeten sich heftige Gewitter.
Frontenkarte für Dienstag, 30.04.2019
Dabei bildete sich unweit der Stadt Calarasi (roter Punkt in Karte) eine sogenannte Superzelle. Diese sorgte für großen Hagel und am Höhepunkt des Gewitters bildete sich auch ein Tornado, der auch eine Autobahn kreuzte. Dabei wurde ein Reisebus von dem Tornado mehrere Meter in die Luft geschleudert, die Folge waren einige Leicht- und Schwerverletzte.
In Rumänien gab es am Dienstag rund 27.000 Blitzentladungen, so viele wie im übrigen Europa zusammen. Einzelne kräftige Gewitter gab es auch in den Nachbarstaaten Serbien und Bulgarien.
Nachfolgend haben wir für euch die eindrucksvollsten Bilder und Videos des Tornados und der Gewitter im Allgemeinen zusammengestellt. Eindrucksvoll vor allem deshalb, weil der Tornado große Mengen Sand und Staub von den trockenen Felder aufwirbelte…
Another very close range (!!) view of the Calarasi, Romania tornado yesterday, April 30! Report: @ioana.geana IG / Weather/Meteo World pic.twitter.com/l2FB6sCzFg
— severe-weather.EU (@severeweatherEU) May 1, 2019
Großer Hagel ging im Südosten Rumäniens ebenso nieder:
Large hail reported with the tornadic supercell in Clarasi, Romania yesterday, April 30. Report: Consiliul Judetean Calarasi pic.twitter.com/JMcSy3nqLF
— severe-weather.EU (@severeweatherEU) May 1, 2019
In Serbien gab es im Zuge der Gewitter große Mengen Hagel, fast schon winterlich der Anblick in Vojvodina:
Hailstorm in Vojvodina, Serbia today, April 30. Report: Мирко Лазиш / AMS VOJmet pic.twitter.com/Yc1PYD2FfH
Tornados können in Europa beinahe das ganze Jahr über auftreten und nicht nur im Sommer. Dabei gibt es natürlich große regionale Unterschiede. Während im Mittelmeeraum die meisten Tornados im Winterhalbjahr auftreten, verschiebt sich im Sommer die Zone mit dem meisten Tornadosichtungen in den Norden. In Deutschland treten die meisten und stärksten Tornados im Schnitt im Juli auf, sind aber in jedem Monat möglich. So gab es in diesem Jahr bereits am 13. März in Roetgen nahe Aachen einen kräftigen Tornado.
Am gestrigen Dienstag lag der Südosten der Balkanhalbinsel unter Tiefdruckeinfluss. Wie man auf der nachfolgenden Frontenkarte erkennen kann, strömte an der Vorderseite gleich mehrerer Tiefdruckzentren sehr warme (rund 25 Grad) Luft aus dem Mittelmeerraum nach Norden. Die Luft war aber nicht nur sehr warm, sondern auch labil geschichtet. Die Folge waren teils heftige Gewitter.
Frontenkarte für Dienstag, 30.04.2019
Alleine in Rumänien wurden gestern 27.000 Blitzentladungen registriert, so viele wie im ganzen Rest Europas zusammen. Doch auch in Serbien und Bulgarien gab es heftige Gewitter.
Am Nachmittag bildete sich dann unweit der Stadt Calarasi (roter Punkt in Karte) eine sogenannte Superzelle. Neben großem Hagel entwickelte sich auch ein Tornado. Siedlungen wurden glücklicherweise nicht getroffen, der Tornado tobte sich auf dem flachen Land aus. Allerdings kam ihm ein Reisebus zu nahe, er wurde vom Tornado erfasst. Die Folge: 7 Verletzte.
Nachfolgend haben wir für euch die eindrucksvollsten Bilder und Videos des Tornados und der Gewitter im Allgemeinen zusammengestellt. Eindrucksvoll vor allem deshalb, weil der Tornado große Mengen Sand und Staub von den trockenen Felder aufwirbelte…
— severe-weather.EU (@severeweatherEU) May 1, 2019
Blick auf den Tornado in Calarasi:
Another very close range (!!) view of the Calarasi, Romania tornado yesterday, April 30! Report: @ioana.geana IG / Weather/Meteo World pic.twitter.com/l2FB6sCzFg
— severe-weather.EU (@severeweatherEU) May 1, 2019
Großer Hagel ging im Südosten Rumäniens ebenso nieder:
Large hail reported with the tornadic supercell in Clarasi, Romania yesterday, April 30. Report: Consiliul Judetean Calarasi pic.twitter.com/JMcSy3nqLF
— severe-weather.EU (@severeweatherEU) May 1, 2019
In Serbien gab es im Zuge der Gewitter große Mengen Hagel, fast schon winterlich der Anblick in Vojvodina:
Hailstorm in Vojvodina, Serbia today, April 30. Report: Мирко Лазиш / AMS VOJmet pic.twitter.com/Yc1PYD2FfH
Entgegen der weit verbreiteten Annahme gibt es Tornados in Europa nicht nur im Hochsommer, regional zeigen sich große Unterschiede. In Österreich trifft dies zwar zu, wie man folgender Grafik entnehmen kann. Hierzulande ist der Juli der Monat mit den meisten Tornados. In Rumänien jedoch ist dies der Juni, im Südosten des Landes bilden sich sogar schon im Mai die meisten Tornados. Im Mittelmeerraum stellen im langjährigen Mittel hingegen die Herbst- und Wintermonate die meisten Tornados.
Im Vorfeld einer Kaltfront lag der Südosten der USA am 3. März im Einflussbereich feuchter und labil geschichteter Luftmassen. Im Tagesverlauf entwickelten sich schwere Gewitter, dabei kam es in Alabama und Georgia sowie im Florida-Panhandle zu zahlreichen Tornados. In Summe gab es mehr als 70 Tornado-Meldungen. Laut einer Auswertung des NWS handelte es sich dabei um mindestens 34 Tornados (manche wurden mehrfach gemeldet aufgrund ihrer langen Zugbahn).
Am Sonntag entwickelte sich ein besonders langlebiger Tornado mit einer Zugbahn von rund 100 km quer durch Alabama und Georgia. Vorübergehend erreichte er dabei eine Breite von 1.500 m und Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 km/h. Dies entspricht einem EF4-Tornado auf der 5-stufigen EF-Skala. Besonders schlimm traf es Lee County in Alabama, hier kamen 23 Menschen ums Leben, weshalb es sich um den tödlichsten Tornado seit dem EF5-Tornado in Moore, Oklahoma, am 20. Mai 2013 handelt.
Close range TORNADO!
Watch the moment a TV cell tower falls as the damaging tornado sweeps across the road blowing roofs off and powerflashes!
Tornados der Kategorie EF4 und EF5 werden in den Vereinigten Staaten auch als „violent Tornadoes“ bezeichnet, da sie besonders zerstörerische Auswirkung haben. Eine statistische Auswertung zeigt, dass EF4- und EF5-Tornados in Amerika zwar nur 1% aller Tornados ausmachen, dafür aber für 63% der Todesopfer verantwortlich sind.
Sunday’s Lee County #ALwx EF4 ends longest stretch without F/EF4+ in modern history. None in 2018.
Database (1950-2017) has 62,520 tornadoes, 628 F/EF4+ (violent).
Violent tornadoes caused 63.1% of the 5,880 deaths in that same period despite accounting for 1% of twisters. pic.twitter.com/yrgY5e6pN1
Am Sonntag lag der Südosten der USA unter Tiefdruckeinfluss. Im Vorfeld einer Kaltfront aus Nordwest gelangten feuchte und labil geschichtete Luftmassen nach Alabama und Georgia, welche in Zusammenspiel mit der starken Windscherung die Entstehung heftiger Gewitter begünstigten.
Close range TORNADO!
Watch the moment a TV cell tower falls as the damaging tornado sweeps across the road blowing roofs off and powerflashes!
In Lee County, Alabama, entwickelte sich am Nachmittag ein besonders heftiger Tornado. Bei einer Zugbahn von mindestens 30 Kilometern kam es dabei streckenweise zu extremen Schäden, welche als EF4 auf der 5-stufigen Enhanced Fujita Scale klassifiziert wurden. Dies entspricht Windgeschwindigkeiten von 267 bis 322 km/h! Leider kam es dabei auch zu mindestens 23 Todesopfern.
Tornados der Stufe EF4 und EF5 werden in Amerika auch „violent Tornadoes“ genannt, da sie besonders zerstörerische Auswirkung haben. Der Tornado in Lee County war der erste EF4-Tornado seit 2017, da es im vergangenen Jahr keinen einzigen Fall gab. Eine statistische Auswertung zeigt, dass EF4- und EF5-Tornados in Amerika zwar nur 1% aller Tornados ausmachen, dafür aber für 63% der Todesopfer verantwortlich sind.
Sunday’s Lee County #ALwx EF4 ends longest stretch without F/EF4+ in modern history. None in 2018.
Database (1950-2017) has 62,520 tornadoes, 628 F/EF4+ (violent).
Violent tornadoes caused 63.1% of the 5,880 deaths in that same period despite accounting for 1% of twisters. pic.twitter.com/yrgY5e6pN1
Unter schwachem Tiefdruckeinfluss mit relativ kalter Luft in der Höhe entwickelten sich am Sonntag besonders im Nordwesten von New Mexiko lokale Schauer. In der Nähe von Torreon, etwa 90 km nordwestlich von Albuquerque, wurde dabei sogar ein Tornado bei schneebedecktem Boden beobachtet.
Bei diesem Tornado handelt es sich nach derzeitigem Stand um eine lokale Verwirbelungen unterhalb einer Quellwolke, welche vermutlich durch den Abwind einer Schauerzelle begünstigt wurde. Solche Tornados sind in der Regel meist nur schwach ausgeprägt und nicht vergleichbar mit jenen, welche in Zusammenhang mit langlebigen Superzellengewittern mit rotierendem Aufwindbereich auftreten. Dieser Tornado ist allerdings auch nicht mit einem Schneeteufel zu verwechseln, welcher meist bei wolkenlosem Himmel auftritt.
Interesting pictures taken in Torreon, New Mexico today. Could be a landspout 🌪 📸: Allison Portis and Antnio Chiquio #nmwxpic.twitter.com/Um4cK1zN9I
Der Mittelmeerraum liegt derzeit im Einflussbereich von einem umfangreichen Tief mit Kern über Griechenland. Die resultierende Höhenströmung aus Südwest führt dabei feuchte und teils labil geschichtete Luft an die Südküste der Türkei, weshalb hier in den letzten Tagen teils heftige Schauer und Gewitter auf die Küste getroffen sind.
Seit Donnerstag kam es bereits zu mindestens 5 Tornados, von denen mindestens zwei auch schwere Schäden angerichtet haben. Am Donnerstag war die Kleinstadt Kumluca an der Bucht von Finike betroffen, etwa 70 km südwestlich von Antalya. Am Samstagmorgen fegte ein weiterer Tornado dann über den Flughafen von Antalya hinweg, dabei wurde ein Flugzeug beschädigt und mindesten ein Bus umgeworfen. Medienberichten zufolge kam es zu mehreren Verletzten.
#Tornado hit Antalya Airport, southwest Turkey this morning, January 26 – one of 5 reported tornadoes this morning. Report: Saban Dede pic.twitter.com/X30CLiyye4
Während die Gewittersaison in Mitteleuropa vor allem von Mai bis Anfang August ihren Höhepunkt erlebt, verlagert sich der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit in den Herbstmonaten immer weiter südwärts. Im Süden der Türkei und auf Zypern erreicht die Gewittersaison erst im Jänner ihren Höhepunkt. Dies zeigen auch die Ergebnissen einer Studie des ESWD, in welcher die Monate mit den meisten Tagen mit Tornados pro Jahr analysiert wurden. Weitere Infos dazu gibt es hier: Unwettersaison im Mittelmeer.
Das Tiefdruckgebiet namens KLAUS liegt derzeit unmittelbar vor der Küste Griechenlands. An der Südostflanke des Tiefs gelangen mit einer südwestlichen Höhenströmung feuchtmilde und teils auch labil geschichtete Luftmassen in den Süden der Türkei, weshalb es hier seit mehreren Tagen wiederholt zu kräftigen Schauern und Gewittern kommt.
Bereits am Donnerstag kam es zu einem kräftigen Tornado in Kumluca, westlich von Antalya, welcher erhebliche Schäden anrichtete. Ein weiterer starker Tornado wurde heute Morgen direkt am Flughafen von Antalya beobachtet, dabei wurde sogar ein Bus des Flughafens umgeworfen!
Die Gewittertätigkeit im Mittelmeer verlagert sich im Laufe des Herbsts langsam von Nord nach Süd bzw. Südost. Im südöstlichen Mittelmeerraum erreicht die Gewittersaison somit erst im Winter ihren Höhepunkt. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer Studie des ESWD wieder, welche die Monate mit den meisten Tagen mit Tornados zeigt. Weitere Infos dazu gibt es hier: Unwettersaison im Mittelmeer.
#Tornado in Antalya, Turkey this morning, January 26 – one of what appears to be up to 5 tornadoes to hit the region today! Report: Saban Dede pic.twitter.com/kTKVs6SEeZ
Ein kräftiges Tief über den Great Plains der USA hat am Samstag in Illinois zu einer ausgeprägten Gewitterlage geführt. Die feuchtwarme Luft im Vorfeld der Kaltfront erfasste zwar nur kurzzeitig das Land, in Zusammenspiel mir der starken Windscherung war dies aber ausreichend, um die Entstehung kräftiger Gewitter zu ermöglichen.
Two quick ones tonight. I’ll keep working as I have time, but here’s Beardstown as it was finishing up & Havana as it was really cranking. Admittedly my Beardstown stuff hasn’t been as good as I hoped (one tornado where backlight wasn’t best), but still lots to go through. #ilwxpic.twitter.com/gWXv2xKvoY
Besonders die Kleinstadt Taylorville wurde schlimm getroffen, ein breiter Tornado sorgte hier für zahlreiche zerstörte Häuser und 22 verletzte Menschen.
In einem der zahlreichen Tornado-Videos aus Illinois sieht man, dass stellenweise Schnee am Boden lag. Viele Menschen sind überzeugt, dass es schwere Gewitter nur im Sommer geben kann. Tatsächlich ist die Luft im Sommer energiereicher, im Winter kann dieses Manko allerdings manchmal durch die starke Windscherung kompensiert werden. Letztere ist in Zusammenhang mit Gewittern besonders relevant für die Entstehung von Tornados sowie das Auftreten von Orkanböen. Dieses Ereignis verdeutlicht also, dass es auch im Winter zu schweren Gewittern kommen kann. Dies betrifft übrigens gleichermaßen Europa, so gab es etwa bei Orkan Kyrill im Jänner 2007 mindestens fünf Tornados in Deutschland!
Der Kern des Tiefdruckgebiets DSCHUNA zog am Dienstag über Sardinien hinweg nach Mittelitalien. Im Vorfeld der Kaltfront kam teils stürmischer Südwind auf, der besonders im Ionischen Meer für hohen Wellengang verantwortlich war. In Apulien gab es zudem teils schwere Sturmböen wie etwa in Gallipoli mit 89 km/h oder in Taranto mit 85 km/h.
Das Tief am Dienstagmorgen: Kaltfront = blau, Warmfront = rot; Mischfront = lila.
Schwere Gewitter
Im Warmsektor des Tiefs (der Bereich zwischen der Warm- und der Kaltfront) befanden sich feuchte und labil geschichtete Luftmassen, welche in Zusammenspiel mit dem starken Höhenwind die Entstehung heftiger Gewitter ermöglichten. Neben Hagel und Starkregen wurden dabei auch mindestens drei Tornados beobachtet:
Vietri sul Mare (Provinz von Salerno, Kampanien)
Taurisiano (Provinz von Lecce, Apulien)
Cutro (Provinz von Crotone, Kalabrien)
Wasserhose in der Türkei
Am Mittwoch zog das Tief dann über die Ägais in Richtung Türkei, dabei kam es nahe der Stadt Marmaris zu einem weiteren Tornado. Allgemein wird der Höhepunkt der Gewittersaison im Mittelmeer im Herbst erreicht, siehe auch hier: Unwettersaison im Mittelmeer.
Am Dienstag lag Italien unter dem Einfluss von Tief DSCHUNA mit Kern im Bereich von Sardinien. Im Vorfeld der Kaltfront gelangten milde und feuchte Luftmassen nach Süditalien, zudem kam teils stürmischer Scirocco auf. Der Südwind erreichte im Tagesverlauf Böen von bis zu 90 km/h in Apulien:
Das Zusammenspiel aus energiereicher Luft und starker Windscherung begünstigte die Entstehung von kräftigen Gewittern. In Summe wurden dabei in Kalabrien, Kampanien und Apulien mindestens drei Tornados beobachtet. Stellenweise kam es zudem auch zu großem Hagel wie etwa im Großraum von Salerno. Der Herbst stellt im Mittelmeerraum den Höhepunkt der Gewittersaison dar, Details dazu gibt es hier: Unwettersaison im Mittelmeer.
Der Radiosondenaufstieg aus Brindisi (Apulien) zeigt eindrücklich, wie die Bedingungen für schwere Gewitter mit erhöhter Tornadogefahr vorhanden waren:
Labile, energiereche Schichtung der Luft (rot)
Starke Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe (grün)
Drehung des Windes im Uhrzeigersinn mit der Höhe (grün)
Ein Staubteufel ist ein kleinräumiger, vertikal ausgerichteter Luftwirbel, der durch aufgewirbelten Staub sichtbar wird. Im Gegensatz zu Tornados treten sie nicht in Zusammenhang mit Quellwolken auf, sondern bei nahezu wolkenlosen Bedingungen. Die vertikale Ausdehnung dieser Kleintromben liegt meist unterhalb 100 m, in selten Fällen können sie aber auch mehrere Hundert Meter in den Himmel ragen.
Sommerphänomen
Staubteufel (Dust Devils) treten vor allem im Sommer auf, wenn die hochstehende Sonne zu einer Überhitzung der bodennahen Luft führt. Die erwärmte Luft steigt auf und wird durch Turbulenzen oder durch Windscherung in Rotation versetzt. Am Donnerstag wurde im Wintersportgebiet La Rosière ein Staubteufel in einer Seehöhe von 1.800 m beobachtet. Dies ist nicht nur aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit außergewöhnlich, sondern auch wegen der Höhenlage! So lag der Tageshöchstwert am Donnerstag in La Rosière bei etwa 14 Grad.
Windkonvergenz
La Rosière liegt am oberen Rand eines nach Süden bzw. Südwesten ausgerichteten Hangs. Für die Entstehung des Staubteufels waren einerseits der trockene und steinige Boden entscheidend, andererseits aber auch der tagsüber aufkommende Hangaufwind. Letzterer hat vermutlich zu einer lokalen Windkonvergenz zwischen dem südlichen Hangwind und dem schwachen nordöstlichen Wind im Gipfel- bzw. Passniveau geführt.
Das Schwarze Meer liegt derzeit unter dem Einfluss eines Höhentiefs. Die vergleichsweise kühle Luft in der Höhe sorgt dabei in Zusammenspiel mit dem noch sehr warmen Wasser für eine labile Schichtung der Luft. An der Südostküste der Krim kam es somit am Donnerstagabend zu einem kräftigen Gewitter mit mehreren Wasserhosen.
Die Gewittersaison am Mittelmeer und am Schwarzen Meer erreicht typischerweise im Herbst ihren Höhepunkt, da in dieser Jahreszeit die ersten Kaltluftausbrüche stattfinden und die Wassertemperaturen noch sehr hoch sind. Besonders im Kern von Höhentiefs sind Wasserhosen dann keine Seltenheit.
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Zu Monatsbeginn sorgte ein Höhentiefs über Norditalien für kräftige Gewitter im Osten Österreichs. Wir berichteten darüber hier: Italientief sorgte für Starkregen und Gewitter. Dieses Höhentief hat mittlerweile das Schwarze Meer erreicht und sorgt dort für unbeständiges Wetter.
Die vergleichsweise kühle Luft in der Höhe über den noch sehr warmen Wasser sorgt für eine labile Schichtung der Luft. An der Südostküste der Krim kam es somit am Donnerstagabend zu einem kräftigen Gewitter mit mehreren Wasserhosen.
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Am Sonntag wurden in den frühen Morgenstunden mehrere Wasserhosen über dem Bodensee beobachtet. Die Entstehung dieser Tornados über dem Wasser wurde durch den großen Temperaturunterschied zwischen der Luft und dem Wasser begünstigt: Das Wasser ist derzeit noch knapp 23 Grad warm, die Lufttemperatur lag am Morgen dagegen bei nur 10 Grad.
Herbstphänomen
Vor allem am Ende des Sommers sowie im Herbst sind Wasserhosen nicht ungewöhnlich, da in dieser Jahreszeit die ersten Kaltluftausbrüche stattfinden und die Wassertemperaturen noch hoch sind. Erst kürzlich gab es mehrere Wasserhosen über der Ostsee: Dreifache Wasserhose in Schweden. Am Sonntagnachmittag erreicht die Höhenkaltluft auch die Adria, somit nimmt die Wahrscheinlichkeit für Wasserhosen dort deutlich zu.
Wasserhosen gehören aus meteorologischer Sicht zu den Großtromben und sind nichts anderes als Tornados über einer Wasserfläche. Bei Wasserhosen handelt es sich aber um lokale Verwirbelungen unterhalb einer Quellwolke, daher ist deren Stärke meist relativ schwach. Wasserhosen sind zudem nicht vergleichbar mit den Tornados, die im Zuge von langlebigen Superzellengewittern mit rotierendem Aufwindbereich entstehen.
Trichter in der Schweiz
Auch in der Schweiz wurden am Sonntagmorgen mehrere Wasserhosen beobachtet. Anbei ein paar Aufnahmen vom Zürichsee und vom Zugersee.
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Am Sonntagmorgen wurden am Bodensee mehrere Wasserhosen gesichtet: Das Zusammenspiel aus kühler Luft und warmen Wasser sorgte hier bodennah für eine labile Schichtung der Luft. Die Wassertemperatur vom Bodensee beträgt derzeit noch etwa 23 Grad, während die Lufttemperatur am Sonntagmorgen unter 10 Grad lag.
Für die Entstehung von Wasserhosen sind drei Faktoren besonders wichtig:
Ein großer Temperaturunterschied zwischen Wasser und Luft im Niveau der Wolkenbasis: Je größer der Unterschied, desto labiler ist die bodennahe Schichtung der Luft.
Lokale Windkonvergenezen über dem Wasser, also Regionen, wo Winde aus zwei unterschiedlichen Richtungen aufeinanderprallen. Hier wird die Luft zum Aufsteigen gezwungen und es kann zu vertikal ausgerichteten Verwirbelungen kommen.
Schwache Windgeschwindigkeiten am Boden und im Wolkenniveau.
Vor allem im Spätsommer und im Herbst sind Wasserhosen in Küstenregionen nicht ungewöhnlich, da in dieser Jahreszeit die ersten Kaltluftausbrüche stattfinden und das Wasser noch mild ist. Am Samstag wurde auch an der Ostsee eine Wasserhose gesichtet.
Wasserhose heute Morgen über dem Zugersee! Morgen Früh sind die Bedingungen ähnlich gut! @srfmeteo Quelle: Roundshot Tierpark Goldau pic.twitter.com/KMN3n3QiDf
— Stormhunters Zentralschweiz (@StormhuntersZS) 26. August 2018
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— WEATHER/ METEO WORLD (@StormchaserUKEU) 2. August 2018
Ferocious „firenado“ seen swirling amid the so-called Holy Fire, which has scorched thousands of acres in Southern California’s Cleveland National Forest.
— WEATHER/ METEO WORLD (@StormchaserUKEU) 4. August 2018
Und einen ganz besonderen Fall zeigt das nachfolgende Video aus Kalifornien. Hier bewegt sich ein Firenado vom Land auf Wasser hinaus und wandelt sich damit in eine Wasserhose um! Ob dies geholfen hat das Feuer zu bändigen, ist offen.
Doch wie entsteht dieses interessante Phänomen?
Brennt es flächendeckend, entsteht eine enorme Hitze und damit viel heiße Luft, welche aufsteigt. Wo Luft aufsteigt, wird frische Luft aus der Umgebung nachgezogen. Ähnlich dem Kamin-Prinzip gibt es eine Rückkopplung, denn Frischluft wiederum facht das Feuer nur noch weiter an und hält den Sog aufrecht. Nun kommt wie bei einem Tornado noch die Corioliskraft ins Spiel und der gesamte Feuersturm kann zu rotieren beginnen.
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Eine Gewitterlinie mit Orkanböen zog am Donnerstag über Kansas hinweg und erfasste gegen Abend auch den Südwesten von Missouri. Der Wind frischte dabei innerhalb kürzester Zeit stürmisch auf. Ein kleines Touristenboot, welches bei noch ruhigen Verhältnissen auf den Table Rock Lake aufgebrochen war, wurde durch die zunehmend hohen Welle zum Kentern gebracht. 17 Menschen kamen ums Leben, zumindest 14 weitere konnten aus dem Wasser gerettet werden. Der nahe gelegene Flughafen von Branson meldete zum Zeitpunkt des Unglücks Böen von bis zu 101 km/h, lokal gab es aber noch höhere Windgeschwindigkeiten.
In Iowa kam es dagegen zu mehreren Tornados, einer davon zog unmittelbar über die Stadt Marshalltown hinweg. In der Nähe der Stadt Altoona wurden sogar zwei Tornados gleichzeitig beobachtet. Die extrem hohen Windgeschwindigkeiten verursachten schwere Schäden und besonders in Marshalltown auch mehrere Verletzte.
Terrifying video from Marshalltown, IA shows part the town’s courthouse collapsing as the tornado moved directly through town. Video by @tfinders34pic.twitter.com/d0dJ1gmHBG
Tornado’s aftermath: Vehicles flipped over and piled on top of one another in the parking lot of a central Iowa company where several people were injured as severe weather made its way across the region earlier today. https://t.co/axPMGgW1Ippic.twitter.com/R769bSV7Zg
Diese Gewitter brachten neben heftigem Regen auch stürmische Böen und eben auch einen Funnel direkt über der Weltstadt New York.
Um ca. 15:00 Uhr Ortszeit bildete sich der Funnel nach Ansicht der Radarbilder über dem Hafen von New York und zog anschließend ostwärts Richtung Brooklyn.
Via Social Media verbreiteten sich die tollen Film- und Fotoaufnahmen rasch über die Stadtgrenzen hinaus:
Bodenkontakt hatte der Funnel mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht, sodass ein Tornado ausgeschlossen werden kann.
Die heftigsten Gewitter wüteten in den Neuengland-Staaten New Hampshire, Massachusetts und Connecticut, wo zahlreiche Bäume und Strommasten umstürzten. In New York fielen mit den Gewittern in nur 3 Stunden rund 50 Liter Regen pro Quadratmeter, 75 bis 100 Liter waren es sogar an der Küste New Jerseys.
Hintergrundwissen: Funnel
Der sichtbare Teil einer rotierenden Luftsäule wird Trichterwolke (engl.: funnel cloud) genannt und erstreckt sich im Aufwindbereich einer Schauer- oder Gewitterzelle. Sie kann aber auch bei niederschlagsfreien Quellwolken beobachtet werden. Wenn der rotierende Luftwirbel Kontakt mit den Boden hat, spricht man von einem Tornado, auch wenn dieser im unteren Bereich unsichtbar ist. Trichterwolken treten wesentlich häufiger als Tornados auf.
Auch in Österreich sind Funnel durchaus möglich, im Bezirk Gänserndorf wurde kürzlich einer gesichtet, seht hier.
Besonders betroffen war am Mittwoch die Westküste Italiens von Ligurien bis Latium. Am Küstenort Torvaianica, etwa 25 km südlich von Rom, traf eine Wasserhose sogar auf Land und sorgte dort für Aufregung bei Urlaubern und Einheimischen. Sobald eine Wasserhose auf Land trifft, handelt es sich per Definition um eine Windhose bzw. Tornado.
Wasserhosen
Für die Entstehung von Wasserhosen sind drei Faktoren besonders wichtig:
Der Unterschied zwischen der Wassertemperatur und der Lufttemperatur im Niveau der Wolkenbasis: Je größer die Temperaturdifferenz, desto höher die Labilität.
Lokale Windkonvergenezen, also Regionen, wo Winde aus zwei unterschiedlichen Richtungen aufeinanderprallen und zu Verwirbelungen führen.
Schwache Höhenwinde, da starke Windgeschwindigkeiten die Entwicklung vertikaler Verwirbelungen in der Luft unterdrücken können.
Besonders im Herbst sind Wasserhosen in Küstenregionen keine Seltenheit, da in dieser Jahreszeit die ersten Kaltluftausbrüche besonders über den noch warmen Meeren für hohe Labilitätswerte sorgen. Ganz besonders trifft dies auf den Mittelmeerraum zu, aber gelegentlich kann man sie auch im Binnenland über größeren Seen wie etwa dem Bodensee beobachten.
Wasserhosen und Tornados
Wasserhosen entstehen im Bereich lokaler Verwirbelungen der Luft unterhalb von Quellwolken und somit auf ganz unterschiedliche Art und Weise als die kräftigen Tornados, die man häufig auf Bildern aus den USA (und manchmal auch aus Europa) sieht. Letztere entwickeln sich im Zuge von langlebigen Superzellengewittern mit rotierendem Aufwindbereich und sind somit in den meisten Fällen wesentlich stärker. Dennoch können auch Wasserhosen, wenn sie auf Land treffen, für Schäden und herumfliegende Trümmer sorgen, weshalb man zur eigenen Sicherheit einen ausreichenden Abstand einhalten sollte.
Besonders bemerkenswert bei dem Tornado war die Tatsache, dass er sogar von einer Webcam festgehalten wurde. Und das nicht von irgendeiner, sondern von einer Kamera am Tower des Internationalen Flughafen von Denver:
Hier mal ein Überblick über die Gewitterlage von gestern anhand eines Radarbildes. Man sieht gut die kräftige Gewitterzelle rund 25 km nördlich des Flughafens. Der schwarze Pfeil zeigt an, wo der Tornado war:
Radarbild des Großraums Denver
Tennisbälle vom Himmel
Doch nicht nur Denver wurde von schweren Gewittern getroffen, der Großteil Colorados erlebte einen unwetterträchtigen Dienstag. Dazu reicht ein Blick auf die Hagelmeldungen, quer über den Bundesstaat verteilt wurden Hagelkörner von bis zu 3 inch im Durchmesser (entspricht rund 7,5 cm) beobachtet. In folgender Karte sind die Meldungen der größten Hagelkörner in pink dargestellt:
Tief QUITTA sorgt heute in weiten Teilen Westeuropas für turbulente Verhältnisse. Es verlagert sich einmal quer von Süd nach Nord über Frankreich hinweg und intensiviert sich dabei. Deutschland liegt an seiner Vorderseite, entsprechend wird von Süden her energiereiche und zunehmend feuchte Luft herangeführt. Zwar gibt es aktuell am Vormittag von Rheinland-Pfalz bis nach Niedersachsen bereits einige Regenschauer, diese ziehen aber bald nach Norden ab und die Wolken lockern auf. Dann scheint hier für einige Stunden die Sonne und die Luft erwärmt sich auf Werte zwischen 20 und 25, im Südwesten auch auf bis zu 28 Grad.
Organisierte Gewitter mit Unwetter-Potential
Mit dem sich nähernden Tiefzentrum bilden sich am späten Nachmittag über Frankreich und Belgien schließlich die ersten Gewitter und erreichen am frühen Abend auf ihrem Weg nach Nord/Nordost auch Deutschland. Aufgrund der vielfach passenden Strömungsbedingungen ist von gut organisierten Gewittern auszugehen, welche das Potential für unwetterartige Entwicklungen haben. Besonders im Anfangsstadium geht die Hauptgefahr im Saarland sowie Teilen von Rheinland-Pfalz und NRW von großem Hagel aus, lokal ist auch die Bildung eines Tornados an einer so genannten Superzelle nicht ausgeschlossen.
Je weiter der Abend voranschreitet, desto mehr sollten sich einzelne Zellen zu größeren Gewittergebieten zusammenschließen, welche dann besonders in NRW und dem südlichen Niedersachsen gebietsweise für Sturmböen, lokal auch für schwere Sturm- und orkanartige Böen über 100 km/h sorgen können. In der Nacht auf Montag simulieren einige Wettermodelle schließlich einen Gewittercluster auf seinem Weg bis Hamburg und Schleswig-Holstein, dann geht die Hauptgefahr eher von anhaltendem gewittrigen Starkregen aus. Ob es soweit kommt, bleibt jedoch vorerst abzuwarten.
Sieht man mal vom Westen ab, so steht Deutschland ein eigentlich recht sonniger und warmer Tag bevor – mit einer weiteren Ausnahme: Auch im Thüringer Wald und dem westlichen Erzgebirge bilden sich am Nachmittag einzelne Hitzegewitter und bewegen sich von dort ins Thüringer Becken und ins Vogtland. Da die Winde in verschiedenen Höhen auch hier geeignet sind für die Entwicklung kräftiger Gewitter, muss man den Himmel im Auge behalten.
Im Vorfeld der Kaltfront eines Tiefdruckgebietes über dem Südosten der USA kam es am Sonntagabend zu zahlreichen Schauern und Gewittern. Im westlichen Teil Floridas, dem sogenannten „Florida Panhandle“, kam es sogar zu einer Wasserhose, welche im weiteren Verlauf auf Land traf und dort für Schäden sorgte. Da der Tornado genau auf die Kleinstadt Fort Walton Beach traf, wurde das Naturschauspiel gleich von mehreren Personen auf Kamera festgehalten.
Sobald eine Wasserhose auf Land trifft, spricht man von einer Windhose, wobei sich der englische Begriff Tornado mittlerweile auch in Europa durchgesetzt hat. Allgemein handelt es sich dabei um eine Großtrombe, also um einen räumlich eng begrenzten, sehr heftigen, um eine vertikale Achse rotierenden Windwirbel der meist in Zusammenhang mit einer Cumulonimbuswolke steht.
Gestern zu Mittag amerikanischer Zeit sind zwischen Texas und Ohio die ersten schweren Gewitter entstanden. In Folge formte sich aus den einzelnen Zellen eine lange Gewitterlinie, eine sogenannte „Squall line“, die sich stetig weiter nach Osten fortbewegte. Die folgenden Radarbilder zeigen die eindrucksvolle Entwicklung:
In den betroffenen Gebieten sorgten vor allem schwere Sturmböen mit bis zu 113 km/h und großer Hagel für teils schwere Schäden. In der Nähe von Poplar Grove in Missouri fielen Hagelschloßen mit einem Durchmesser von 7,5 cm zu Boden! Auch einige Tornados wurden beobachtet. In Galatia, Illinois zerstörte ein solcher mehrere Häuser und Farmen.
Im Zuge eines kräftigen Gewitters bildete sich am Montagabend in Caserta, einem Vorort von Neapel, ein starker Tornado aus. Dabei wurden mehrere Gebäude teils schwer beschädigt und zumindest 15 Personen wurden unbestimmten Grades verletzt.
Weite Teile Mitteleuropas liegen in diesen Tagen unter dem Einfluss arktischer Luftmassen. Wenn diese extrem kalte Luft über vergleichsweise milde Wasseroberflächen zieht, kommt es zu einer Labilisierung der unteren Luftschichten. Im Bereich der Küsten führt dies zu kräftigen Schneeschauern, vereinzelt auch Schneegewittern durch Lake Effect bzw. Sea Effect, wir berichteten darüber bereits hier: Historischer Wintereinbruch. Am Mittwochvormittag wurde der kleine Ort Brixham im äußersten Südwesten Englands von einem Schneeschauerband getroffen. Bei einer Temperatur von knapp 0 Grad und zeitweiligem Schneefall kam es dabei sogar zu einem Tornado!
Schneetornado
Entlang der Südküste Englands gab es zu dem Zeitpunkt eine ausgeprägte Konvergenzlinie, bei der Nordostwind und Ostwind aufeinandertrafen (horizontales Zusammenströmen der Luft). Im Aufwindbereich kräftiger Schauer kann es bei solchen Konvergenzlinien zu Verwirbelungen kommen, was letztendlich auch in diesem Fall zur Entstehung der Trichterwolke geführt hat. Sobald diese den Boden berührt, spricht man von einem Tornado. In diesem Fall handelte es sich vermutlich ursprünglich um eine Wasserhose, welche mit der östlichen Strömung auf Land getroffen ist.