Ausgangssituation
Am Donnerstag lag ein Trog über der Iberischen Halbinsel und auf der Vorderseite wurden in den unteren Schichten der Atmosphäre Luft aus Nordafrika herangeführt. In den Trajektorien erkennt man, das sich sowohl die Luft in 1500 m (850 hPa; grün), als auch in 500 m (950 hPa; rot) zuvor über Tunesien befunden hat. Auch die Luft in 3000 m (700 hPa) hatte zuvor über der Sahara verbracht. Ebenfalls zu erkennen ist die Hebung durch den Trog der Luft in 1500 m und 3000 m Höhe, wie in dem Graph zu sehen ist.
Diese Luft ist sehr trocken, wie der Radiosondenaufstieg von Korsika zeigt. In der Graphik entspricht die schwarze Linie der Temperatur und die grüne Linie dem Taupunkt. Je weiter die Linien von einander entfernt sind, desto trockener ist die Luft. Dies ist zum einen in den unteren Schichten der Fall, zum anderen ganz oben, hier befindet sich die Stratosphäre.
Die eingetretene Entwicklung, die sich von etwa 1 Uhr morgens am Donnerstag, den 18. August vollzogen hat, lässt sich in folgendem Schaubild verdeutlichen.
Schéma réalisé dans le cadre de mon dossier sur les supercellules. Je le publie, car c’est d’actualité et probablement ce qui s’est passé avec le Derecho Corse hier. pic.twitter.com/WhrLwxXWIG
— MétéOBell (@DamienBELLIARD) August 19, 2022
Dabei war in der Nacht eine Superzelle im Umfeld der Balearen entstanden und hatte sich in ein Bowecho weiterentwickelt. Der Radarfilm des französischen Radarverbundes zeigt die Entwicklung:
🌩️ Violent orage en #Corse ce matin avec de puissantes rafales de vent. #vigilanceOrange #orages
(Animation radar + satellite IR-HRV via Météo-France/Aeroweb) pic.twitter.com/T1iGzYkXo0
— Quentin Marquet (@Quent1Mqt) August 18, 2022
Le Monstre … #Ajaccio #corse #Tempete
📷 Page #facebook Corse Événements Meteo pic.twitter.com/JmkNrGmtoj
— Alexandra.M (@ptitemisse2a) August 18, 2022
Die aktuelle #Unwetter-Front über der Steiermark hat heute bereits Korsika und Norditalien überquert. Achtung, es herrscht höchste Warnstufen, in Leoben wurden soeben 117 km/h gemessen! Daten und Warnungen: https://t.co/FuCJd8Z1UG https://t.co/hElIsP5wWr pic.twitter.com/EnrEVcUfai
— uwz.at (@uwz_at) August 18, 2022
Böigkeit
Doch wie kommt es nun zu den hohen Windgeschwindigkeiten, die am morgen des Tages auf Korsika und später auch in der Toskana gemessen wurden?
Die Antwort liegt in der Bildung eines mächtigen Coldpools und der damit verbundenen Organisation des Gewittersystems. Auf dem Stationsdiagram des Ortes Ajaccio erkennt man die Passage des Gewitters sehr gut. Die Temperatur sinkt um 8 Grad, daher der Namensteil Coldpool. Dazu gab es Orkanböen bis zu 131 km/h an der Station und der Druck ist um knapp 10 hPa angestiegen.
Solche Coldpools bilden sich unter Gewittern im Bereich des Regens. Ist die Luft trocken, wie oben bereits erwähnt, findet rege Verdunstung des Niederschlags statt und die Verdunstungskälte kühlt den Abwind weiter ab. Dadurch wird dieser noch kälter und sinkt schneller ab, da kältere Luft als in der Umgebung eine negative Auftriebskraft besitzt. Diese negative Auftriebskraft verleiht der Luft zusätzlichen Impuls. Zudem herrschen in höheren Schichten erhebliche Horizontalwinde und damit hoher Impuls. Dieser wird im Coldpool ‚heruntergemischt‘ und addiert sich mit dem zusätzlichen Impuls und somit sind derart hohe Windgeschwindigkeiten möglich.
Da im Coldpool von oben mehr Masse zum Boden strömt, als seitlich ausfließen kann, erhöht sich der Bodendruck. Ein sog. Meso-Hoch bildet sich, welches gut im Stationsdiagram erkennbar ist.
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