Der Kern von Hurrikan Fiona befindet sich aktuell etwa 250 km nördlich der Bermuda-Inseln und zieht mit gut 40 km/h nord- bis nordostwärts. Derzeit werden im Kern des Tiefs mittlere Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreicht, was einem Hurrikan der Kategorie 3 entspricht.
#Fiona’s central pressure is down to 932 hPa – the lowest pressure for a #hurricane this far north (30.8°N) in the open Atlantic (e.g., excluding the Gulf of Mexico) in the satellite era (since 1979). pic.twitter.com/tURkx3CU3W
— Philip Klotzbach (@philklotzbach) September 22, 2022
Crazy! @saildrone SD 1078 successfully sailed through Cat. 4 Hurricane #Fiona this morning while battling 50ft waves and 100+ mph winds. @10TampaBay pic.twitter.com/oZTNFn3fQY
— Grant Gilmore WTSP (@GrantWTSP) September 22, 2022
Extratropical Transition
Wenn Hurrikane in nördliche Breiten vorstoßen, kommen sie allmählich in den Bereich der Westwindzone. In diesen Gebieten sorgen die zunehmende Windscherung sowie die sukzessive kühleren Wassertemperaturen für eine Umwandlung des Tiefs: Die Symmetrie geht verloren, das Tief entwickelt allmählich Fronten und bei meist etwas nachlassenden Windgeschwindigkeiten wird das Tief in Summe größer. Solange das Tief noch einen warmen Kern besitzt, spricht man von einem Hybrid-Sturm, im weiteren Verlauf kühlt dieser aber ab und das Tief wird schließlich zu einem außertropischen Tiefdruckgebiet der mittleren Breiten. Bei Fiona kommen jedoch zwei ungünstige Faktoren zusammen: Einerseits profitiert der Wirbelsturm von außergewöhnlich hohen Wassertemperaturen, andererseits auch vom Zusammenspiel mit der vergleichsweise weit nach Süden reichenden Frontalzone.
Hybrid-Sturm
Hurrikan Fiona gerät in den kommenden Stunden in den Einflussbereich der Westwindzone, und das zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt: Ein ausgeprägter Höhentrog mit kühlen Luftmassen zieht derzeit nämlich über den Osten der USA hinweg und sorgt beim Zusammentreffen mit Fiona für große Temperaturgegensätze. Die Interaktion mit der Frontalzone führt kommende Nacht zu einer neuerlichen Verstärkung des Tiefs sowie auch zu einer leichten Kursänderung in Richtung Küste. Fiona wird dabei zu einem „Hybrid-Sturm“ und weist beim Landfall in Nova Scotia am Samstagmorgen sowohl tropische als auch außertropische Eigenschaften auf.
All the ingredients are there for a powerful and dangerous manifestation of tropical-extratropical interaction over the Grand Banks and Nova Scotia in the next few days. pic.twitter.com/NJvghLuB12
— Dr Simon Lee (@SimonLeeWx) September 22, 2022
Historisches Ereignis
Der Luftdruck im Kern des Tiefs wird beim Landfall je nach Modell nochmals auf etwa 930 hPa absinken. Dies ist ein extrem tiefer Wert für Kanada, so liegt der bisherige Landesrekord bei 940,2 hPa (gemessen am 20. Januar 1977 in der Provinz Neufundland). Es muss also von einem außergewöhnlich heftigen Sturm für diesen Breitengrad ausgegangen werden. Laut Reanalyse-Daten seit dem Jahre 1950 lag der tiefste Luftdruck in den betroffenen Gebieten bislang bei etwa 952 hPa. Die Modelle berechnen Wellenhöhen von teils über 15 Metern, dazu muss man vor allem östlich des Tiefkerns an der Küste mit einer schweren Sturmflut sowie auch mit Orkenböen um 160 bzw. vereinzelt auch 200 km/h rechnen. In den betroffenen Gebieten zeichnen sich somit verheerende Schäden ab.
Less than 72 hours out now, the GFS maintains a very extreme 930mb #Fiona landfall in Nova Scotia. This would obliterate the record lowest MSLP for the province (1950-present), which is 952mb according to ERA5 (Jan 21, 2000 and Dec 19, 1963). Forecast map via @TropicalTidbits pic.twitter.com/pzaKTg2UNS
— World Climate Service (@WorldClimateSvc) September 21, 2022