Atmosphärischer Fluss
Atmosphärische Flüsse lassen sich anschaulich als Flüsse am Himmel beschreiben. Es handelt sich um lange, schmale Feuchtebänder in der Atmosphäre, die wie ein Förderband enorme Mengen an Wasserdampf aus den warmen Tropen in außertropische Breiten transportieren.
Trotz ihrer sehr unterschiedlichen Ausprägung führt ein durchschnittlicher atmosphärischer Fluss etwa so viel Wasserdampf mit sich wie der gesamte Tagesabfluss großer europäischer Ströme, etwa Rhein und Donau zusammen. Besonders intensive Ereignisse können diese Menge sogar um das Zehn- bis Fünfzehnfache übertreffen. Trifft ein atmosphärischer Fluss auf Land, wird der transportierte Wasserdampf in Form von Regen oder Schnee freigesetzt.

Nicht alle atmosphärischen Flüsse haben negative Folgen. Viele dieser Systeme sind vergleichsweise schwach und liefern dringend benötigten Regen oder Schnee, der für die regionale Wasserversorgung von großer Bedeutung ist. Gleichzeitig sind sie jedoch ein zentraler Faktor für Hochwasserrisiken, insbesondere im Westen der Vereinigten Staaten.
Betrachtet man die Herkunft der Luftmasse ( grün, blau, rote Linien), zeigt sich, dass sie aus dem Pazifikraum rund um Hawaii stammt. Aufgrund dieses Ursprungs wird ein solcher atmosphärischer Fluss in den USA häufig als „Pineapple Express“ bezeichnet.

Hochwasser und Evakuierungen
In den vergangenen Tagen wurden in vielen Regionen 100 bis 200 mm Niederschlag gemessen. In Extremfällen fielen im Bundesstaat Washington bis zu 600 mm Regen. Diese außergewöhnlichen Mengen führten zu zahlreichen Hochwasser führenden Flüssen sowie zu mehreren Hangrutschungen.
In der Folge mussten viele Anwohner ihre Häuser verlassen, teils wurden großflächige Evakuierungen angeordnet. Besonders betroffen sind tiefer gelegene Flussgebiete und Regionen mit bereits stark gesättigten Böden.
A third atmospheric river is passing through Western Washington in a week.
Drone video from @olenhogenson this morning — showing the flooding on and near SR 167 in Kent and Auburn. @komonews pic.twitter.com/Z2mw33pYL0
— Natalie Fahmy (@NatalieFahmy) December 15, 2025
New aerials show the extensive damage in the town of Pacific.
Overnight, the White River ran over its banks and flooded the town. Several hundred people are evacuated right now. INFO: https://t.co/yoEo98aUuK @komonews #WashingtonFloods pic.twitter.com/wzKejk2kBb
— Jeremy Harris (@JeremyHarrisTV) December 16, 2025
Massive Schäden an der Infrastruktur
Auch die Verkehrsinfrastruktur ist stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Zahlreiche Straßen und Highways wurden unterspült, wichtige Verkehrsverbindungen sind teilweise vollständig zerstört.
Besonders gravierend ist die Situation am Highway 2, der nach schweren Schäden voraussichtlich für mehrere Monate gesperrt bleiben wird.

Vor allem die Flüsse Skagit und Snohomish verzeichneten einen massiven Anstieg der Pegelstände. Mehrere Dämme hielten den Wassermassen nicht stand, wodurch ganze Wohngebiete überflutet wurden und evakuiert werden mussten.
Flooding in Western Washington is reaching historic levels. This is the Snoqualmie Falls about 30 miles east of Seattle. The image on the left is the usual flow at this time of year. The image on the right is what it's like now. pic.twitter.com/hBAaqTrEiI
— Mark Grote (@MarkGrote) December 11, 2025
Zusätzliche Belastung durch Sturm
Neben den anhaltenden Regenfällen verschärfen derzeit kräftiger Wind mit schweren Sturmböen die Lage im Nordwesten. Auf den bereits stark aufgeweichten Böden kam es dabei vermehrt zu Baumentwurzelungen, was zusätzliche Schäden an Infrastruktur und Stromversorgung verursachte.
Hearing several reports of trees down this morning. Here’s one in Renton.
Wind gusts are as high as 112 MPH in some parts of Western Washington, according to the NWS. @komonews pic.twitter.com/UCuWAuitwa
— Natalie Fahmy (@NatalieFahmy) December 17, 2025

Ausblick: Weitere Niederschläge erwartet
In den kommenden Tagen erreichen den pazifischen Nordwesten erneut mehrere Feuchteschübe. Diese dürften die angespannte Lage in einigen Regionen weiter verschärfen. Lokal werden zusätzliche 100 bis 180 mm Regen erwartet, wodurch stellenweise das Hochwasserrisiko weiter ansteigt.

Auch die mittelfristigen Prognosen zeigen ein erhöhtes Signal für eine anhaltend nasse Wetterlage. Der Schwerpunkt der Niederschläge verlagert sich dabei voraussichtlich weiter nach Süden, mit zunehmendem Einfluss bis in Teile Kaliforniens.
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