Die Auswirkungen der Covid19-Maßnahmen auf das Wetter und die Prognosen

Vor einigen Wochen bereits konnte der Sentinel-5P Satellit einen deutlichen Rückgang in der Stickstoffdioxid-Belastung über Italien verzeichnen, ebenso in China. Auch in Deutschland ist dies bereits festzustellen. Im Vergleich zu den durchschnittlichen Werten im März der Vorjahre sind die Werte deutlich zurückgegangen. Die zurückgefahrene Produktion von Firmen, wie auch der geringere Verkehr sowohl in der Luft, als auch auf den Straßen führten zu dieser Abweichung. Im nachfolgenden Video der European Space Agency – ESA – lässt sich der Rückgang in Norditalien gut erkennen.

Sauberes Wasser in Venedig

Aus Venedig erreichten uns vor einigen Tagen ebenso Bilder von glasklarem Wasser in den Kanälen. Auf einigen Fotos kann man bis auf deren Grund blicken und dabei die schwimmenden Fische erkennen. Dies hat aber weniger mit gesunkener Schadstoffbelastung im Wasser zu tun, sondern vielmehr mit dem aufgrund der ausbleibenden Touristen deutlich reduzierten Schiffsverkehr. Im somit ruhigeren Wasser wird kein Sand mehr vom Grund aufgewirbelt, das Wasser wird klarer.

Weniger Flugverkehr

Nicht nur der Straßenverkehr hat abgenommen, auch am Himmel über Deutschland sind in den letzten Tagen weniger Flugzeuge unterwegs. Entgegen mancher Meinungen in den sozialen Medien hat das Fehlen der Kondensstreifen aber nichts mit einem angeblich komplett ausgesetzten Flugverkehr zu tun. Das kräftige Hoch JÜRGEN über Osteuropa und Russland ist derzeit für das strahlend sonnige Wetter verantwortlich. Es lenkt kalte, aber eben auch sehr trockene Luftmassen aus Osten zu uns, was sich an der fehlenden Bewölkung in den letzten Tagen bemerkbar machte. Aus diesem Grund konnten sich in den höheren Luftschichten auch keine Kondensstreifen hinter den weiterhin noch fliegenden Flugzeugen bilden.

25 March 2019 vs 2020 from NATS on Vimeo.

Weniger Daten

Damit Wettermodelle gute Prognosen berechnen können, muss der Ist-Zustand der Atmosphäre möglichst genau erfasst werden: eine schlecht analysierte Ausgangslage wirkt sich negativ auf die Prognosegüte aus. Bei der Initialisierung eines Wettermodells werden unzählige Messdaten von Wetterstationen, Satelliten, Wetterballonen – den sog. Radiosonden – aber auch von Schiffen und Flugzeugen einbezogen. Letztere liefern Daten über Temperatur, Druck, Feuchtegehalt und Wind. Somit lässt sich das für die Meteorologie wichtige Vertikalprofil der Atmosphäre erstellen. Aufgrund des geringeren Flugverkehrs fehlen somit einige der angesprochenen Daten.

Laut einem Bericht des ECMWF (Europäisches Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage) ging die Anzahl an Flugzeugmessungen am 23. März im Vergleich zum 3. März in Europa um rund 65% zurück. Global war der Rückgang mit 42% etwas geringer, da besonders in den USA aktuell noch viele Flugzeuge unterwegs sind. Das ECMWF hat im Jahr 2019 getestet, welche Auswirkungen das Fehlen von Flugzeugmessungen auf die Prognosequalität des weltweit wichtigsten Wettermodells hat. Tatsächlich konnte man besonders bei Kurzfristprognosen von Wind und Temperatur  in Höhen zwischen 10 und 13 km einen Rückgang beobachten. Diese Werte sind indirekt auch für das Wetter am Boden relevant, so ist etwa die Temperatur in dieser Höhe für die Labilität der Atmosphäre und somit im Sommer für die Gewitterwahrscheinlichkeit relevant.

Wetterdienste reagieren

Um das Fehlen besonders der Daten aus dem Flugverkehr zu kompensieren, haben einige Wetterdienste damit begonnen, statt den üblichen zwei Radiosonden vier dieser Vertikalmessungen pro Tag vorzunehmen. Dennoch muss man aufgrund des weiter nachlassenden Flugverkehrs davon ausgehen, dass die Prognosequalität der Modelle in den kommenden Monaten etwas nachlässt. Dies ist allerdings in erster Linie für Spezialprognosen relevant, während die allgemeinen Wettervorhersagen davon wohl nur marginal betroffen sind.

 

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