Werfen wir zunächst einen Blick auf die Abweichungen beim Niederschlag seit dem meteorologischen Winterbeginn am 1.12.
Man sieht besonders den Westen des Landes, also Vorarlberg und Tirol in braunen Farben hervorstechen. Hier fehlen vielerorts 40 bis 60 Prozent auf eine ausgeglichene Regen- und Schneebilanz. Nicht ganz so extrem, aber dennoch deutlich negativ zeigen sich das Salzburger Land, Osttirol und Oberkärnten.
Der ausbleibende Niederschlag wirkt sich logischerweise auch auf die Schneehöhen im Land aus. Wir haben mit St. Anton/Arlberg und Leutasch mal zwei Schneelöcher herausgesucht. In beiden Orten wird in diesen Tagen eigentlich die durchschnittlich größte Schneehöhe von rund 70 cm im ganzen Winter erreicht. Wohlgemerkt eigentlich – denn derzeit meldet St. Anton magere 14 cm und in der Leutasch liegen gar nur 5 cm. Beides sind neue Tiefstwerte, wenn man die vergangenen 30 Jahre betrachtet.
Die markante Schneearmut lässt sich sogar mit freiem Auge auf Webcams erkennen. Nachfolgend Virgen, Matrei (beide Osttirol), das Wallackhaus an der Großglockner-Hochalpenstraße und das Tannheimer Tal im Außerfern:
Wie geht es nun weiter?
Die schlechte Nachricht vorweg: Viel Niederschlag kommt auch in den nächsten 10 Tagen mal nicht zusammen, in den Alpen meist nur 15 bis 30 l/m². Das ist viel zu wenig, um das Defizit auch nur annähernd auszugleichen.
Ein wenig Neuschnee für die oftmals braune Landschaft gibt es von Freitag auf Samstag, eine Kaltfront sorgt in den höheren Tälern der Nordalpen für 10-20 cm Neuschnee (auf den Bergen noch etwas mehr):
Angespannte Lage auch in der Schweiz und Italien
Der Blick über die Landesgrenze in die Schweiz zeigt ein ähnliches Bild. Die Schneelage dort ist katastrophal, verbreitet fehlen hier auf den Bergen 40 bis 70% an Schnee. In den Tälern beträgt das Defizit sogar 70 bis 100%.
Konkret für Andermatt: Statt 100 cm liegen derzeit nur 27 cm, die Abweichung also -73 Prozent!
In mittleren Höhenlagen der Schweiz liegt so wenig Schnee wie kaum je* zuvor. In #Andermatt beträgt die Schneehöhe in der zweiten Februarhälfte normalerweise rund 1 Meter, aktuell sind es gerade mal 27 cm.
* Messungen seit 50er/60er-Jahre.https://t.co/CAMrp259Zc pic.twitter.com/EZTrSTUIUi— Matthias Sänger (@myweather_ch) February 21, 2023
Noch markanter fällt die Trockenheit in den südwestlichen Alpen aus, hier am Beispiel des Einzugsgebiet des Po in Italien. Die rote Linie zeigt an, wieviel Prozent der Fläche eben dieses Einzugsgebiets von Schnee bedeckt waren/sind. Derzeit stehen wir bei knapp unter 40 % und so auf einem neuen Rekordtief. Das langjährige Mittel liegt bei rund 60%.
Die Auswirkungen der Trockenheit sind deutlich spürbar, in Südtirol loderte vor ein paar Tagen schon ein erster größerer Waldbrand bei Meran.
Immer noch ist der Waldbrand im Raum #Meran nicht ganz vorbei. Diesem ausgetrockneten Boden fehlen 350 Liter Regen, aufgerissen in den letzten 24 Monaten. Und heute wird es wieder windig… #Dürre in #Südtirol https://t.co/Wk8t68OiFT
— Daniel Schrott (@DanielSchrott) February 19, 2023