Der Winter 2018/19 brachte vor allem im Jänner außergewöhnliche Schneemassen in den Nordalpen. Derzeit liegt in den Hochlagen weiterhin überdurchschnittlich viel Schnee für die Jahreszeit, zudem haben mehrere Kaltluftvorstöße in den vergangenen Wochen für weiteren Neuschnee gesorgt. Dies macht vor allem den Mitarbeitern der hochalpinen Passstraßen zu schaffen, welche seit mehreren Wochen mit der jährlichen Schneeräumung beschäftigt sind.
Bis zu 10 Meter Schnee
Wenn im Winter im Hochgebirge Schnee fällt, kommt es auf dem unebenen Gelände zu stark unterschiedlichen Schneehöhen: Der teils stürmische Wind verfrachtet den Schnee nämlich von Kuppen und Rücken und füllt dabei Mulden und Rinnen auf. Stellenweise türmt sich der Schnee hier bis zu 10 Meter auf, wie das folgende Bild, welches vor wenigen Tagen bei den Räumungsarbeiten der Timmelsjoch Hochalpenstraße entstanden ist, eindrücklich zeigt. Die Rotationspflüge fräsen sich bei solchen Schneemassen schichtweise nach unten und schleudern den Schnee bis zu 50 Meter weit.
Auch an der Großglockner Hochalpenstraße wurde im Zuge der Räumungsarbeiten an manchen Stellen von Schneehöhen bis zu 10 Meter berichtet. Der Durchstich fand heuer am 8. Mai statt, also etwa zwei Wochen später als im Jahr 2018. Am 10. Mai wird die Straße für Autos freigegeben.
Ähnliche Bilder gibt es derzeit auch in der Schweiz und in Italien. Hier werden in diesen Wochen etwa der Gotthardpass und das Stilfser Joch vom Schnee befreit.
Frühjahr 2018 vs. 2019
Auch der Winter 2017/18 war in den Alpen schneereich, so lag Mitte April im Jahr 2018 und 2019 vergleichbar viel Schnee. Während im Jahr 2018 der April und Mai allerdings außergewöhnlich mild verliefen mit sommerlichen Temperaturen und einer rekordverdächtigen Schneeschmelze, gab es heuer mehrere Kaltluftvorstöße mit Schneefall und unterdurchschnittlichen Temperaturen. Durch diesen gegensätzlichen Witterungsverlauf in den letzten Wochen liegt derzeit deutlich mehr Schnee als zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr. In den kommenden Tagen steht zudem ein weiterer Kaltluftvorstoß bevor.
10. April | 10. Mai | |
Galzig / St. Anton, 2079 m | 230 cm (2018)
210 cm (2019) |
40 cm (2018)
173 cm (2019) |
Zugspitze, 2964 m | 410 cm (2018)
435 cm (2019) |
315 cm (2018)
525 cm (2019) |
Pitztaler Gletscher, 2864 m | 280 cm (2018)
342 cm (2019) |
204 cm (2018)
344 cm (2019) |
Sonnblick, 3105 m | 433 cm (2018)
371 cm (2019) |
371 cm (2018)
487 cm (2019) |
Villacher Alpe, 2117 m | 205 cm (2018)
130 cm (2019) |
0 cm (2018)
155 cm (2019) |
Im heutigen #Meteoblog müssen wir über den #Schnee reden. Aber nicht nur – das windige Maiwetter von heute kommt selbstverständlich auch zur Sprache: https://t.co/gk6noWKMnr pic.twitter.com/RkjHmrgdx9
— MeteoSchweiz (@meteoschweiz) 9. Mai 2019
Für die alpinen Gletscher bedeutet das kühle Frühjahr zwar einen verzögerten Beginn der Ablationsperiode, für die Massenbilanz ist aber in erster Linie die Witterung in den Sommermonaten von Juni bis August entscheidend. Wenn es in dieser Zeit über viele Wochen hinweg überdurchschnittliche Temperaturen gibt, wird die Schneeschmelze rasch nachgeholt.
Titelbild © https://www.facebook.com/grossglocknerstrasse/