Der tropische Sturm Leslie ist bereits seit über zwei Wochen über dem Nordatlantik unterwegs. In den letzten Tagen gab es noch erhebliche Unsicherheiten bezüglich der Zugbahn an diesem Wochenende, mittlerweile berechnen die Modelle aber eine einheitliche Lösung mit Landfall am späten Samstagabend in Portugal etwa 100 km nördlich der Hauptstadt Lissabon.
Para guardar la animación de #Leslie acercándose a Portugal. #tiempoCV pic.twitter.com/7YrjdC0jzF
— ⚡TiempoValencia☔ (@Tiempo_Valencia) 13. Oktober 2018
Gewitter und Orkanböen
Derzeit präsentiert sich das Wetter im Westen der Iberischen Halbinsel noch von seiner ruhigen Seite, das wird sich in den Abendstunden aber rasch ändern: Hurrikan Leslie zieht derzeit rasch in nordöstliche Richtung und wird somit bereits am späten Abend mit Windgeschwindigkeiten in Orkanstärke auf die Küste Portugals treffen (entspricht der Kategorie 1 auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala) . Im Kernbereich des Sturms drohen schwere Schäden durch Böen teils bis 160 km/h, aber auch in der Hauptstadt Lissabon drohen Orkanböen um 120 km/h. Weiters gehen kräftige Schauer und Gewitter nieder, zudem besteht die Gefahr einer Sturmflut.
L‘#ouragan #Leslie🌊🌀encore en catégorie 1/5, s’approche du #Portugal et devrait toucher terre ce samedi soir et cette nuit dans le secteur de #Lisbonne. Ce sera le deuxième ouragan à toucher le Portugal après #Vince le 11 octobre 2005. pic.twitter.com/qaAJZKks3P
— Régis Crépet (@LCMRegis) 13. Oktober 2018
Europa mit Hurrikan-Landfall?
Da die Wassertemperaturen im Ostatlantik im Oktober meist im Bereich der 20-Grad-Marke liegen, können Hurrikane als rein tropische Tiefdruckgebiete (wie etwa in der Karibik) nicht bis zum europäischen Festland durchhalten. Sie wandeln sich daher am Rande von Höhentrogen allmählich in Hybridstürme mit warmen Kern um und weisen im Gegensatz zu einem Hurrikan eine zunehmend asymmetrische Struktur auf. Im Kern kann der tropische Charakter aber bis zum Landfall erhalten bleiben, wenn in der Höhe zwar schon etwas kühlere Luft die labile Schichtung erhält, die Auswirkungen in Bodennähe aber noch gering sind. Es gibt zwei Beispiele für einen Landfall (in Orkanstärke) auf der Iberischen Halbinsel:
- Oktober 1842 (namenlos)
- Oktober 2005 (Vince)
Im Oktober 2017 näherte sich erstmals seit Beobachtungsbeginn ein „Major Hurricane“ der Kategorie 3 dem europäischen Festland, dieser Hurrikan namens Ophelia traf dann aber als Hybridsturm mit warmen Kern auf Irland. Auch Hurrikan Leslie wird beim Landfall post-tropische Eigenschaften aufweisen: An der Nordwestflanke des Wirbelsturms wird aktuell kühle Luft vom Nordatlantik um das Tief gewickelt, welche unmittelbar nach Durchzug des Tiefkerns für eine Abkühlung in Portugal sorgen wird. Bei rein tropischen Tiefdruckgebieten gibt es dagegen nahezu keinen Temperaturunterschied vor und nach Durchzug des Tiefs.
Great! My favorite is Hurricane Ophelia at sunset on October 14th, 2017 (EUMETSAT). pic.twitter.com/SINnY61xli
— Nikolas Zimmermann (@nikzimmer87) 1. Januar 2018
Auch über dem Mittelmeer können besonders im Herbst manchmal tropische Tiefdruckgebiete entstehen, aufgrund der geographischen Lage werden sie „Meidcanes“ genannt. In seltenen Fällen können diese ebenfalls Orkanstärke erreichen, Details dazu gibt es hier: Tropische Stürme im Mittelmeer. Erst vor wenigen Wochen traf ein tropischer Sturm auf Griechenland: Medicane sorgt für Überflutungen und Böen bis 120 km/h.