Im langjährigen Mittel wird das jährliche Minimum der Eisbedeckung in der Arktis in der zweiten Septemberhälfte erreicht. Nach dem astronomischen Herbstbeginn werden die Tage in der Arktis rasant kürzer, so beginnt am geographischen Nordpol die Polardämmerung (Details siehe hier: Polarnacht). Im langjährigen Mittel von 1981 bis 2010 liegt das Minimum bei etwa 6,3 Millionen Quadratkilometer, heuer gab es mit etwa 4,6 Millionen Quadratkilometer wie auch in den vergangenen Jahren einen deutlich unterdurchschnittlichen Wert.
Eisproduktion stockt
Überdurchschnittliche Wassertemperaturen in den Randmeeren des arktischen Ozeans sorgen heuer für eine Verzögerung bei der Bildung von neuem Meereis (der dunkle, eisfreie Ozean absorbiert im Sommer die meiste Sonnenstrahlung und gibt sie jetzt langsam an die Luft ab). Wie man in der folgenden Graphik sieht, lag die Eisbedeckung im Kernbereich der Arktis zu Oktoberbeginn weiterhin im Bereich des jährlichen Minimums.
Still no growth in sea ice extent over the main basin of the #Arctic Ocean… pic.twitter.com/kBPfl4125p
— Zack Labe (@ZLabe) 7. Oktober 2018
Wenn man die gesamte Arktis betrachtet, so ist der Wert der Meereisfläche in den letzten Wochen von 4,6 auf etwa 5 Millionen Quadratkilometer gestiegen, da es nördlich von Kanada etwas mehr Eis gibt als üblich. Dieser Gesamtwert liegt allerdings knapp 2,5 Millionen Quadratkilometer unter dem langjährigen Mittel und entspricht lediglich 68% des Solls.
Milder Ozean
Die Wassertemperaturen liegt derzeit vielerorts über dem Mittel, vor allem im Bereich der Beringstraße sowie nördlich von Russland. Besonders betroffen davon sind folgende Randmeere:
- Tschuktschensee
- Karasee
- Barentssee
- Laptewsee
Selbst an der Nordspitze Alaskas gibt es derzeit keine Spur vom Eis (siehe Bild aus Utqiaġvik weiter unten), zudem wurden hier über dem offenen Ozean letzte Woche mitunter sogar noch geringe Eisverluste beobachtet!
October 03rd at Utqiaġvik, Alaska: a bright sunny afternoon, 37F (+3C) and a stiff east wind (24G33KT). And, oh yeah, no sea ice in sight. Photo courtesy Sea Ice Group at @IARC_Alaska. #Arctic #akwx @CinderBDT907 @Climatologist49 @ZLabe pic.twitter.com/At5Ln9YyG0
— Rick Thoman (@AlaskaWx) 3. Oktober 2018
Keine Änderung in Sicht
Rege Tiefdrucktätigkeit über dem Nordatlantik führt in den kommenden Tagen schubweise milde Luftmassen subtropischen Ursprungs über Mitteleuropa hinweg bis weit in die Arktis. Besonders im Bereich der Barentssee und auf Spitzbergen sind somit in der kommenden Woche deutlich überdurchschnittliche Temperaturen zu erwarten.
Last remnants of #seaice between Beaufort and Chukchi Seas still melting in the last few days. #Arctic
Últimos restos de #banquisa al norte de Alaska aún descongelándose durante los últimos días. #Artico@NASAEarthData pic.twitter.com/gWbjvhnwW8
— Diablobanquisa (@diablobanquisa) 6. Oktober 2018