Manchen Medienberichten zufolge könnte man glauben, 2020 wird das Jahr ohne Sommer sein. Wirft man aber einen Blick auf die Klima-Anomalien für die erste Sommerhälfte, so ergibt sich in der Realität ein ganz anderes Bild. Bislang war die warme Jahreszeit landesweit nämlich nahezu perfekt durchschnittlich temperiert. Auch regional sind keine markanten Anomalien im Vergleich zum langjährigen Mittel zu vermerken, die meisten Stationen pendeln zwischen +0,5 und -0,5 Grad Abweichung zum Mittel:
Hingegen verliefen die Sommer der vergangenen 10 Jahre nicht nur subjektiv tatsächlich anders: Sie waren dermaßen warm, dass jetzt ein ganz normaler Sommer schon als zu kühl empfunden wird. Dies kann man sehr gut verdeutlichen, indem man die Anzahl an heißen Tagen (Höchsttemperatur mehr als 30°C) in ausgewählten Städten aufsummiert und für die vergangenen 15 Jahre darstellt. Auch wenn der Sommer 2020 temperaturmäßig sehr durchschnittlich ist, könnte er im Vergleich mit den vergangenen 15 Jahren mit einer rekordverdächtig niedrigen Anzahl an Hitzetagen zu Ende gehen.
Was oft vergessen wird: Das gesamte bisherige Jahr ist trotz des normalen Sommers immer noch viel zu warm: Landesweit liegt die Temperatur knapp 1,5°C über dem langjährigen Mittelwert.
Eines stimmt aber wirklich: Der Sommer war bislang nahezu überall zu nass! Bis auf die Nordalpen kam vielerorts mehr Regen als üblich zusammen. Vor allem an einigen Wetterstationen im Nordosten des Landes ist das Niederschlagssoll des gesamten Sommers schon erreicht!
Verantwortlich für diese milde und oft unbeständige Jahreszeit waren zahlreiche Höhentiefs und Höhentröge, die öfter als in einem durchschnittlichen Sommer den Süden und Südosten Europas erreicht haben (blaue Farben auf der Karte unten).
Titelbild: Gänsehäufel 1956 und 2019
Datenquelle: Stadt Wien – data.wien.gv.at