Folgendes Satellitenbild wurde am vergangenen Wochenende aufgenommen. Es zeigt die letzten verbliebenen Eisschollen im Küstengebiet vor Schweden und Finnland. Wirklich zusammenhängende Eisflächen sind dies nicht mehr, die hoch stehende Sonne, umgebendes Meerwasser und relativ warme Luft werden in den nächsten Tagen dafür sorgen, dass auch diese Eisschollen abschmelzen. Bemerkenswert auch die sichtbaren immer noch schneebedeckten Flächen im Hinterland.
Im langjährigen Mittel sollte jetzt – Ende Mai – eine doch deutlich größere zusammenhängende Fläche der nördlichen Ostsee noch von 20-40 cm dickem Eis bedeckt sein.
Dass wir es mit einem extrem unterdurchschnittlichen „Jahrgang“ zu tun haben, zeigt auch ein Blick in die jüngere Vergangenheit. So zum Beispiel sah der Blick von oben auf den Bottnischen Meerbusen am 11. April, also vor rund 6 Wochen und kurz nach dem Zeitpunkt der maximalen Ausdehnung aus.
Zwar lagen rund um Ostern große Teile des Festlandes unter einer Schneedecke, die Eisausdehnung war aber auch im heurigen April nur auf den äußersten Norden beschränkt.
So verwundert es auch nur wenig, dass die Ostsee in weiten Teilen derzeit eine viel zu hohe Wassertemperatur aufweist, zum Teil liegen die Abweichungen (dunkelrot + violett in der Grafik) bei +3 bis +4 Grad.
Bereits Ende März twitterte der finnische Meteorologe Mika Rantanen, dass die maximale Eisbedeckung heuer mit nur rund 30.000 km² den niedrigsten Wert seit Beginn der Messungen vor über 60 Jahren angenommen hat. Zum Vergleich: Im langjährigen Mittel sind am Höhepunkt der Eisausdehnung im März rund 150.000 km² der Ostsee mit Eis bedeckt.
Annual sea ice maximum in Baltic sea will be historically low. Preliminary data, not official. pic.twitter.com/wKUeM07wy7
— Mika Rantanen (@mikarantane) March 28, 2020
In den vergangenen Jahren häufen sich Winter mit relativ wenig Eis, es gibt aber auch in jüngerer Vergangenheit Extrema in die andere Richtung. So zum Beispiel sah das Satellitenbild der Ostsee im Februar 2011 aus. Mit rund 300.000 km² war nicht nur eine Fläche fast so groß wie Deutschland mit teils 1m dickem Eis bedeckt, gegenüber dem heurigen Jahr bedeutet dies einen Faktor 10!
In Ausnahmefällen (1987) ist sogar nahezu die gesamte Ostsee von Eis bedeckt, also auch das Meerwasser beispielsweise rund um Rügen und Usedom in Deutschland.
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