Wasserhosen vor der Küste Finnlands

Vergangenen Samstag trafen verschiedene Wetterbedingungen zusammen und begünstigten dabei die Entstehung von Wasserhosen vor der finnischen Küste. Das Wasser im Botnischen Meerbusen zwischen Schweden und Finnland ist derzeit überdurchschnittlich warm, die Luft darüber war aufgrund eines Tiefs aber verhältnismäßig kalt und die Luftströmung passend, um gleich mehrere Wasserhosen gleichzeitig zu bilden.

Die Voraussetzungen

Für die Entstehung von Wasserhosen sind drei Faktoren besonders wichtig:

    • Der Unterschied zwischen der Temperatur der Wasseroberfläche und der Lufttemperatur auf Höhe der Wolkenbasis: Je größer die Temperaturdifferenz, desto höher die Labilität.
    • Lokale Windkonvergenzen, also Regionen, wo Winde aus zwei unterschiedlichen Richtungen zusammenströmen und zu Verwirbelungen führen.
    • Schwache Höhenwinde, da starke Windgeschwindigkeiten die Entwicklung vertikaler Verwirbelungen in der Luft unterdrücken können.

Die Temperaturen

Die folgende Karte zeigt die in der Meteorologe gerne verwendete Temperatur auf dem 850 hPa Niveau (in etwa 1500 m Höhe) über Europa. Dabei erkennt man ein Tiefdruckgebiet nördlich der Ostsee über dem Botnischen Meerbusen und über Finnland und an den grün-gelblichen Farben auch die kälteren Luftmassen in dieser Gegend.

Luftdruckverteilung und Temperatur auf 850hPa am 10. Juli 2022 – GFS, UBIMET

Da es aber auf die Temperaturdifferenz zur Meeresoberfläche ankommt, dient ein Blick auf die Temperaturanomalie über Europa am vergangenen Samstag. Dabei wird der Ist-Zustand von diesem Tag mit dem 30-jährigen Mittel verglichen. Man erkennt, dass besonders der Botnische Meerbusen zu dieser Zeit überdurchschnittlich warm ist.

Temperaturanomalien der Wasseroberflächen am 09. Juli 2022 – Quelle: http://arctic.som.ou.edu/

Weiteres zu Wasserhosen

Besonders im Herbst sind Wasserhosen in Küstenregionen keine Seltenheit, da in dieser Jahreszeit die ersten Kaltluftausbrüche besonders über den noch warmen Meeren für hohe Labilitätswerte sorgen. Ganz besonders trifft dies auf den Mittelmeerraum zu, aber gelegentlich kann man sie auch im Binnenland über größeren Seen wie etwa dem Bodensee beobachten.

Anbei ein weiteres Foto von vergangenem Samstag vor der finnischen Küste:

Wasserhosen gehören aus meteorologischer Sicht zu  den Großtromben und sind zumindest für den Betrachter nichts anderes als Tornados über einer  Wasserfläche, in der Entstehung und den Auswirkungen aber Grund verschieden. Meist entstehen die Wasserhosen im Bereich lokaler Verwirbelungen der Luft unterhalb von Quellwolken, Tornados, die man häufig von Bildern aus den USA und teils auch aus Europa kennt, hingegen im Zuge von langlebigen Superzellengewittern mit rotierendem Aufwindbereich. Wasserhosen sind in der Intensität und den Windgeschwindigkeiten um einiges schwächer als Tornados, dennoch können sie, wenn sie auf Land treffen, auch für Schäden und herumfliegende Trümmer sorgen.

Titelbild: Wasserhose vor der finnischen Küste am 09. Juli 2022, Quelle: facebook – Nina Rantanen