September 2024 mit Hitze und Hochwasser

Hochsommer statt Herbst

Vom meteorologisch beginnenden Herbst war zu Beginn des Septembers nichts zu spüren. Im Gegenteil: Der heurige September verlängerte den Hochsommer nahtlos, reihenweise wurden noch Temperaturen über 30° gemessen. Der landesweite Septemberrekord von 36,0° (01.09.2015 in Pottschach-Ternitz) wurde nur um Haaresbreite verfehlt. 35,9° zeigte das Thermometer am Monatsdritten in Bad-Deutsch-Altenburg. Einen anderen Rekord stellte der kleine Ort im äußersten Osten Niederösterreichs jedoch auf. Mit dem 57. Hitzetag (Tage mit 30° oder mehr) wurde hier am 8. September der bestehende Österreichrekord von 56 Tagen (Leibnitz, anno 2003) übertroffen.

Hier eine Karte mit der Anzahl der Hitzetage im September:

Noch mehr Rekorde? Kein Problem!

Andau im Seewinkel schaffte in der ersten Woche des Monats mit 35,3° die höchste je in einem September gemessene Temperatur des Burgenlandes, Fürstenfeld gelang Tags darauf das gleiche Kunststück für die Steiermark. In Wien endete am 9. des Monats die bislang zweitlängste Hitzewelle der Messgeschichte, nur jene 2018 war mit 32 Tagen noch um einen Tag länger. Auch auf den Bergen schien der Hochsommer gar nicht mehr zu enden. Auf dem Sonnblick in über 3100 Meter Höhe sank die Temperatur erst am 09.09. nach über zwei Monaten Plusgraden wieder ins Minus – neuer Rekord!

Österreichweit schließt der September hauptsächlich wegen der zuvor beschriebenen Extremtemperaturen zu Monatsbeginn im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 mit einer Abweichung von rund +1,5 Grad deutlich zu warm ab. Die größten positiven Abweichungen zwischen +2 und +3 Grad wurden vom Innviertel bis in den Seewinkel gemessen, von Vorarlberg bis nach Salzburg liegen diese hingegen „nur“ bei +0,5 bis +1,5 Grad.

Hier die Abweichungen:

Der September 2024 war in Summe deutlich zu warm.

Jahrhunderthochwasser durch 5b-Tief

Kurz vor der Monatsmitte folgte eine Wetterlage, die selbst altgediente Meteorologen ins Staunen versetzte. Ein Tief zog von der Adria Richtung Ungarn und Slowakei und verharrte knapp östlich von Österreich für einige Tage. Die Folge: Intensiver Regen besonders in Wien und Niederösterreich sowie ein verheerendes Hochwasser an vielen Flüssen ebendort. An der Donau kurz vor Wien betrug der Durchfluss zeitweise 10.500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, nach Juni 2013 der höchste Wert der Messgeschichte und statistisch ein Wert, wie er nur alle 100 Jahre vorkommt. Zur Verdeutlichung: An nur einem Tag durchquerte damit sechs Mal so viel Wasser Wien, wie die Bundeshauptstadt in einem ganzen Jahr verbraucht. Schier unglaubliche Wassermassen.

Hier der Durchfluss-Verlauf an dieser Station im September 2024:

Durchfluss im September an der Station Korneuburg.
Quelle: https://www.noel.gv.at/wasserstand/#/de/Messstellen/Details/207241/Durchfluss/Monat

Bevor der Starkregen die Schlagzeilen dominierte, meldete sich aber sogar kurz der Winter. In Mariazell wurde mit 1 cm erstmals messbarer Septemberschnee, in Hochfilzen mit +0,8° ein neuer Rekord für die tiefste Maximaltemperatur in der ersten Septemberhälfte unterhalb von 1000 m registriert. Kurzum: Vom Hochsommer ging es binnen weniger Tage in den Winter.

Doch zurück zum Dauerregen – dem Wetterthema Nr. 1 des Monats: Alle Rekorde aufzuzählen, würde den Umfang dieses Blogs sprengen. Mit einer Tagesniederschlagsmenge von 225 l/m² wurde in St. Pölten ein neuer Rekord für ganz Niederösterreich aufgestellt. Noch nie fiel binnen 24 Stunden derart viel Regen im flächengrößten Bundesland. Dessen Landeshauptstadt registrierte in vier Tagen sogar 361 l/m², der alte Rekord an dieser Station für diesen Zeitraum wurde schlicht verdoppelt. Ebenjene 361 l/m² stellen sogar einen neuen Herbstrekord in St. Pölten auf. Der alte Rekord stammt aus dem Jahr 1950, aber aufsummiert über drei volle Monate. Dieses Mal über nur vier Tage! Die absolut größten Regenmengen während dieses Extremereignisses wurden in Lackenhof am Ötscher gemessen, 450 l/m² gab es hier.

Über ganz Österreich gemittelt fielen im zu Ende gehenden Monat 244 l/m², damit war dieser September der landesweit nasseste der Messgeschichte. Bis dato hatte der September 2007 mit 188 l/m² im Österreichschnitt die Nase vorne.

Hier die Top 10 der nassesten Stationen:

Massive Niederschlagsmengen im September.

Dementsprechend markant auch die Abweichungen beim Regen:

Der September 2024 war der nasseste seit Messbeginn.

Doch nicht nur der Regen sorgte für Schlagzeilen und Probleme, auch der Wind wehte am Alpenostrand für diese Jahreszeit extrem stark. Am Schöckl, dem Hausberg der Grazer, wurden 157 km/h gemessen, in St. Radegund an dessen Fuß mit 135 km/h ebenfalls voller Orkan. Beide Werte bedeuten einen neuen Allzeitrekord für diese Stationen. Neue Septemberrekorde gab es aber auch u.a. in Gumpoldskirchen, Deutschlandsberg und Tamsweg.

Extremwerte September 2024 (Bundesland, Tag des Auftretens)

Höchste Temperaturen

  • 35,9 Grad Bad Deutsch-Altenburg (NÖ, 03.)
  • 35,3 Grad Andau (B, 02.)
  • 35,0 Grad Gänserndorf, (NÖ, 03.)

Tiefste Temperaturen ( < 1000 m)

  • -0,3 Grad Hochfilzen (T, 14.)
  • -0,2 Grad Kornat (K, 12.)
  • +0,1 Grad Semmering (NÖ, 13.) + Mariazell (ST, 13.)

Vorläufig nasseste Orte

  • 490 l/m² Lunz am See (NÖ)
  • 489 l/m² Loibl (K)
  • 470 l/m² Lilienfeld (NÖ)
  • 458 l/m² Kirchberg/Pielach (NÖ)
  • 457 l/m² Unterach am Attersee (OÖ)

Vorläufig trockenste Orte

  • 71 l/m² Nauders (T)
  • 90 l/m² Obergurgl (T)
  • 92 l/m² Umhausen (T)

Höchste gemessene Windspitzen Niederungen

  • 135 km/h St. Radegund (ST, 14.)
  • 118 km/h Hartberg (ST, 14.)
  • 108 km/h Wiener Neustadt (NÖ, 14.)

Höchste gemessene Windspitzen Berge

  • 157 km/h Schöckl (ST, 14.)
  • 149 km/h Kölnbreinsperre (K, 15.)
  • 148 km/h Patscherkofel (T, 26.)

Vorläufig sonnigste Orte

  • 197 h Mörbisch (B)
  • 189 h Podersdorf (B)
  • 185 h Hornstein (B)