Sonnensturm: Polarlichter in Deutschland

Auf der erdzugewandten Seite der Sonne kam es im Bereich einer komplexen Sonnenfleckengruppe in den vergangenen Tagen zu mehreren starken Eruptionen. Allein in den letzten drei Tagen haben sich drei Sonnenstürme auf den Weg zur Erde gemacht: Zwei davon sind in der vergangenen Nacht eingetroffen und haben auf der Erde einen schweren geomagnetischen Sturm der G4-Klasse ausgelöst. Das Timing war für Europa zwar nicht ideal, dennoch konnte man aber im Laufe der zweiten Nachthälfte bei klaren Verhältnissen vielerorts noch rötliche Polarlichter beobachten.

Der geomagnetische Sturm ging in der Nacht auf Mittwoch abrupt los.

Stärkster Sturm des Jahres

Der heutige geomagnetische Sturm war der bislang stärkste des Jahres und mit einem Dst-Index von -238 nT, gefolgt vom Neujahrssturm (-212 nT). Es handelt sich zudem um den bislang drittstärkste des aktuellen Sonnenzyklus, nach Mai 2024 (-406 nT) und Oktober 2024 (-333 nT).

Wir befinden uns aktuell knapp hinter dem Maximum des aktuellen Sonnenzyklus.
Der stärkste geomagnetische Sturm dieses Sonnenzyklus trat im Mai 2024 auf. Einen noch stärkeren Stur hatte es zuletzt im Jahr 2003 gegeben.

Weiterer CME erwartet

Nun heißt es abwarten auf die Schockfront eines weiteren CMEs, der sich gestern im Zuge eines starken X5.1-Flares auf den Weg zur Erde gemacht hat. Das Potenzial ist groß und der Höhepunkt des aktuell andauernden geomagnetischen Sturms könnte noch bevorstehen – einzelne Modelle berechnen für den bevorstehenden Sturm sogar eine Geschwindigkeit des Sonnenwinds im Bereich der Erde von über 1000 km/s! Damit ist neuerlich ein schwerer bzw. eventuell sogar extremer geomagnetischer Sturm möglich und die Chance auf Polarlichter ist kommende Nacht stark erhöht.


Wie immer sind die Unsicherheiten jedoch groß: Ähnlich wie bei einer sommerlichen Gewitterlage konnte man zwar schon mehrere Tage zuvor das Potenzial für einen schweren Sonnensturm erkennen, ob das „Gewitter“ – bzw. in diesem Fall der geomagnetische Sturm – dann tatsächlich eintrifft, lässt sich jedoch meist erst mit etwa einer Stunde Vorlaufzeit konkret vorhersagen, wenn der Sonnensturm die Raumsonden am L1-Punkt erreicht. Wie stark ein Sonnensturm das Erdmagnetfeld beeinflusst, hängt davon ab, wie sein Magnetfeld im Verhältnis zum Erdmagnetfeld ausgerichtet ist: Trifft ein südlich ausgerichtetes Magnetfeld des Sonnensturms auf das nach Norden gerichtete Magnetfeld der Erde, können sich die Feldlinien miteinander verbinden („magnetische Rekonnexion“). Dadurch gelangt besonders viel Energie in die Magnetosphäre, was zu intensiven Polarlichtern und starken geomagnetischen Stürmen führen kann. Ist das Magnetfeld des Sonnensturms hingegen nach Norden gerichtet, bleibt diese Kopplung weitgehend aus – die Auswirkungen auf die Erde sind dann deutlich schwächer. Hier findet ihr weitere Infos zum Thema Weltraumwetter.

Irdisches Wetter spielt nicht überall mit

In weiten Teilen des Landes ziehen in der kommenden Nacht ausgedehnte, hochliegende Wolkenfelder durch. Zeitweise sollte man jedoch auch den Himmel sehen können, und etwaige Nordlichter könnten durch die Wolken hindurch schimmern. In den Niederungen des Südens, zum Beispiel im Donauraum, am Bodensee oder streckenweise am Oberrhein, verhindert jedoch häufig Nebel die Sicht auf den Himmel. Wer Nordlichter beobachten möchte, muss sich daher in ein nebelfreies Gebiet begeben.

Eine aktuelle Wolkenprognose für Mittwochabend vom ICON-D2-Modell (Nebel in Blau, hochliegende Wolken in Grün).