Hitze: Sommer 2022 in Europa auf Rekordkurs

Wenn man nur die Landmassen weltweit betrachtet, dann waren die ersten beiden Sommermonate zusammen die bislang wärmsten seit Messbeginn. Im Mittel waren Juni und Juli 0,6 Grad wärmer als im neuen Klimamittel von 1991 bis 2020.


Wenn man auch die Ozeane inkludiert, beträgt die Abweichung +0,34 Grad. Dies ist in erster Linie der weiterhin andauernden La Niña zu verdanken, einer Zirkulationsanomalie, welche in weiten Teilen des tropischen Pazifiks für unterdurchschnittliche Wassertemperaturen sorgt. Direkte Folgen davon sind u.a. die Trockenheit in Chile und die häufigen Starkregenlagen in Teilen Australiens. Wenn dagegen El Niño herrscht, dann werden im tropischen Pazifik überdurchschnittliche Temperaturen beobachtet und die Wahrscheinlichkeit für neue globale Rekorde ist deutlich erhöht.

Im tropischen Pazifik gibt es verbreitet unterdurchschnittliche Temperaturen (La Niña).

Die größten Abweichungen auf der Nordhalbkugel, wo aktuell Sommer herrscht, gab es bislang u.a. in Südeuropa, im Norden Kanadas, in Teilen Sibiriens und im Süden der USA. Eine Spur zu kühl war es dagegen etwa im Oman, in Pakistan oder auch in Teilen der Türkei.


Wenn man nur Europa betrachtet, dann liegen die Monate Juni und Juli derzeit auf Platz 2 hinter dem Sommer 2021, wobei im vergangenen Jahr der August vor allem von Frankreich über Mitteleuropa bis ins Baltikum etwas kühler als üblich war, entsprechend ist für den Sommer 2022 in Summe auch noch Platz 1 in Reichweite.

Temperaturabweichungen in der ersten Augusthälfte (Analyse bis 9. August; Prognose bis Mitte August). © K. Haustein

Rekordjahr in Italien

Die größten Anomalien in Europa wurden bislang rund um den westlichen Mittelmeerraum beobachtetet. Am Flughafen von Córdoba in Spanien lag der mittlere Höchstwerte im Juli sogar bei 40,4 Grad, ein neuer Rekord. In Italien sind der Sommer sowie auch das gesamte Jahr 2022 sowohl in puncto Temperaturen als auch bei der Trockenheit klar auf Rekordkurs. In Nord- und Osteuropa fallen die Temperaturabweichungen vergleichsweise gering aus, wobei von England bis nach Italien und in den Balkan verbreitet Trockenheit herrscht. Mitteleuropa liegt am Rande der größten Temperaturanomalien, im Alpenraum werden die markantesten Abweichungen daher vor allem im Westen bzw. an der Alpensüdseite verzeichnet.

Sommer in den Alpen auf Podestkurs

In der Schweiz war es nur im Sommer 2003 noch heißer als heuer. Besonders hoch fallen die Abweichungen in der Westschweiz, im Wallis und im Tessin aus: In Stabio im Südtessin wird heute sogar der 36. Hitzetag in Folge verzeichnet, der alte Rekord lag bei 14 Hitzetagen in Folge.

Bisherige Temperaturabweichungen im Sommer 2022 (zum Vergrößern auf das Bild klicken). © UBIMET

In Österreich liegt der Sommer derzeit auf Platz 3 nach 2003 und 2019, wobei es große regionale Unterschiede gibt. So wurden bislang vor allem von Vorarlberg über den Tiroler Alpenhauptkamm bis nach Kärnten sehr hohe Abweichungen zwischen 2 und 2,5 Grad verzeichnet, während diese im Donauraum und im östlichen Flachland mit 1 bis 1,5 Grad etwas geringer ausfallen. Im Süden ist der Sommer aber zumindest örtlich auf Rekordkurs wie etwa in Klagenfurt und Lienz.

Bisherige Temperaturabweichungen im Sommer 2022 (zum Vergrößern auf das Bild klicken). © UBIMET

Titelbild: Waldbrand nördlich von Triest am 20. Juli 2022 (© panomax.com)