Rekordwarmer Nordatlantik: Nicht nur Klimawandel Schuld

Rund 1 Grad wärmer als im Mittel seit 1982, dem Beginn der Satellitenmessungen, erweist sich das Oberflächenwasser des Nordatlantiks aktuell. Das ist nicht nur der höchste Wert in diesem Zeitraum von mehr als 40 Jahren, er liegt auch rund 0,5 Grad über dem bisherigen Höchstwert zu dieser Jahreszeit. Die Anomalie ist also enorm und somit schauen nicht nur Wissenschaftler besorgt auf die aktuellen Entwicklungen.

Grundsätzlich ist eine Erwärmung der Meere nichts Neues, im Zuge des Klimawandels wird diese Tendenz von Klimatologen seit jeher prognostiziert und auch beobachtet. Insofern ist das sich ändernde Klima klar als eine der Ursachen zu sehen. Doch warum ist die aktuelle Erwärmung so massiv? Hier kommt nun auch das Wetter der letzten Wochen ins Spiel.

Aktuelle Wassertemperaturen weltweit @ https://climatereanalyzer.org

Zwei Zonen besonders betroffen

Betrachtet man die aktuelle Anomalie der Meeresoberflächentemperaturen im Titelbild, so erkennt man zwei spezielle Zonen mit positiven Abweichungen. Zone 1 erstreckt sich etwa von Grönland bis zum europäischen Festland, Zone 2 hingegen liegt vor Westafrika. Dagegen erkennt man vor Nordamerika einen Bereich mit uneinheitlichem Muster, dies ist dem Golfstrom geschuldet und spielt hier keine weitere Rolle.

Wie bereits im letzten Artikel beschrieben, lag in den vergangenen Wochen und Monaten ein umfangreiches Hochdruckgebiet an einer relativ unüblichen Position – es erstreckte sich von eben jener markierten Zone 1 des Atlantiks über die Britischen Inseln bis nach Skandinavien. Während dadurch unser Frühling relativ kühl war, sorgte das Hoch dort für höhere Temperaturen, viel Sonneneinstrahlung und ruhige Bedingungen. Durch fehlenden Wind wurde das Wasser weniger mit kühlerem Tiefenwasser durchmischt und konnte oberflächlich die Wärme aufnehmen.

Transport von Saharastaub auf den Atlantik @ Michael Lowry / NASA

Und in Zone 2? Dort hingegen war das eigentlich typische Azorenhoch weniger stark ausgeprägt, was schwächere Passatwinde zur Folge hatte. Diese wehen vom Hoch weg zum Äquator. Auch hier war eine geringere Durchmischung des Wassers die Folge und hinzu kam noch ein geringerer Transport von Saharastaub hinaus auf den Atlantik, ebenso bedingt durch schwächere Passatwinde. Weniger Staub / Aerosole hatte eine höhere Sonneneinstrahlung und somit auch in geringem Maße eine Erwärmung zur Folge.